Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der Buchausgabe von 1920 so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche und heute nicht mehr verwendete Schreibweisen bleiben gegenüber dem Original unverändert; fremdsprachliche Ausdrücke wurden nicht korrigiert.
Furche-Kunstgaben: Erste Veröffentlichung
von F. H. Ehmcke
Mit einer Bibliographie von Karl Hobrecker
2 Bildnissen des Künstlers und 104 Abbildungen
nach dessen Werken auf 64 Tafeln
Im Furche-Verlag / Berlin 1920
Dem Andenken meiner Frau,
der Freundin der Kleinen und Kleinsten
COPYRIGHT BY FURCHE-VERLAG, BERLIN 1919
[S. 5]
„Die Hamburger Familie hat in Speckters Kinderbüchern einen Schatz, den sie nicht vergessen sollte. Es dürfte sich lohnen, das Wertvollste zu einem Buche zu vereinen.“
Diese Worte, die Alfred Lichtwark am Anfang der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts schrieb, behielten auch ihre Richtigkeit, wenn man sie statt auf die Hamburger auf die deutsche Familie im weitesten Sinne anwenden wollte.
Es ist nachgerade unverständlich, daß bei der Fülle der Neuausgaben, Ausgrabungen und Wiederentdeckungen der letzten Jahrzehnte ein Werk wie dasjenige Otto Speckters vergessen bleiben konnte, während beispielsweise das Schaffen Ludwig Richters in unzähligen kleinen und großen Mappenausgaben den Lebenden ins Gedächtnis geführt wurde.
Es mag dies an der ausgesprochen norddeutschen Haltung der Speckterschen Arbeiten liegen, die in ihrer Sprödigkeit und Scheu dem Tageserfolg und der Schätzung der Menge ferner steht als die breite Volkstümlichkeit des Mitteldeutschen Ludwig Richter, die liebenswürdige Anmut des Österreichers Moritz von Schwind oder der naive Dilettantismus des Münchener Kinderfreundes Graf Pocci. Und doch zeichnet die Arbeiten Otto Speckters, abgesehen von ihrer nur dem Eingeweihten verständlichen graphischen Besonderheit, eine Innigkeit des Naturgefühls, eine Echtheit des künstlerischen Empfindens, eine tiefe Verwandtheit mit dem literarischen Gegenstand ihrer Darstellung aus, die ihn jenen vielgenannten Illustratoren wenigstens ebenbürtig erscheinen läßt.
Der schon erwähnte ausgesprochen norddeutsche Charakter seines Werkes kann, von höherer Warte betrachtet, nicht als eine Beschränkung im Sinne lokaler Enge gelten, sondern vielmehr als eine Bereicherung der gesamtdeutschen Leistung um eine Farbabstufung voll von besonderer Süße, Tiefe und Eigenart, die dem bunten Strauß deutscher Illustrationskunst als eine seiner schönsten Blüten erst Vollständigkeit gibt.
Erklärlich wird die Kraft dieser Wirkung einmal aus der strengen Einheit des geistigen, künstlerischen und gesellschaftlichen Zustandes, dem der Künstler entsprossen ist, zweitens durch die straffe Zucht, die ihn, veranlaßt durch bestimmte Familienverhältnisse, sich fast nur auf das graphische Gebiet beschränken ließ und ihm so die Mittel gefügig machte, um sich ihrer gleichsam spielend bedienen zu können.
Die künstlerische Welt, aus der Otto Speckter hervorging, ist jedem vertraut, der Hamburg und seine Sammlungen kennt.
Es gibt wohl kaum eine zweite Stätte in Deutschland, in der so stark bodenständige Überlieferung sich ausdrückt als in der Hamburger Kunsthalle, wie sie durch Lichtwarks Bemühen geworden ist. Neben Philipp Otto Runge, dem überragenden Haupt und geistigen Vater der Gruppe, finden sich die Gensler, Oldach, Milde, Asher, Morgenstern,[S. 6] Wasmann, Kauffmann, Erwin und Otto Speckter und manche kleinere Begabungen wie Haeselich, Heesche, Vollmer und wie sie alle heißen. Alle trotz der Verschiedenheit des Könnens und der Stoffgebiete verbunden durch die Gleichheit der Anschauung, die Echtheit der Gesinnung und den Adel der Form.
Die gemeinsame Bindung hatte ja tiefere Wurzeln als in einer bloß geistigen Übereinkunft der Kunstanschauungen: sie beruhte vielmehr auf der allgemeinen Kultur des bürgerlichen Daseins, des öffentlichen Lebens, in dem diese Künstler standen und in dem sie durch Freundschafts- und Familienbande wechselseitig aufs engste verknüpft und auf gegenseitige Verständigung und Förderung verpflichtet und angewiesen waren.
So in ihren Grenzen bestimmt ist die Welt Otto Speckters und seiner Familie, und was aus Überlieferungen davon bis auf uns gekommen, ist so bezeichnend für den Geist jenes alten Bürgertums, so reizvoll in seinen Einzelheiten, so wertvoll für die Kulturgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts, daß es hier wenigstens in knappen Zügen wiedergegeben werden soll:
Die Familie Speckter, ursprünglich plattdeutsch Specketer, stammt aus Uthlede, einem alten Weserdorf im Hannöverschen, dem ehemaligen Herzogtum Bremen, in dem ihre Ahnen Generationen hindurch das dornenreiche Amt des Küsters und Schulmeisters verwalteten.
Ihre Lebensverhältnisse waren dürftiger Art. Erst Johann Michael Speckters, des Gründers der Hamburger Linie, Vater, der die Pfarre seines Heimatdorfes innehatte, festigte durch seine Heirat mit einer wohlhabenden Bauerntochter den Wohlstand der Familie.
Johann Michael Speckter, geboren 5. Juli 1764 zu Uthlede, gestorben 1. März 1846 82jährig zu Hamburg, kam als Jüngling in diese Stadt. Dem Knaben, der frühzeitig schon Neigung zur Wissenschaft, vorzugsweise zur Mathematik verriet, hatte der Vater, dank seiner guten Vermögensumstände, eine höhere Ausbildung angedeihen lassen können.
Zur Vervollständigung seiner Studien bezog er in Hamburg die damals berühmte Handelshochschule von Büsch.
Im „Büschischen Kreise“ mag er vielerlei Anregung erfahren und Männer von Bedeutung kennen gelernt haben. Nennt ihn doch Ernst Moritz Arndt in einem Brief an Otto Speckter vom Jahre 1848 seinen Jugendfreund und gehörte doch auch Alexander von Humboldt zu den Schülern der Anstalt.
Bei Sonnin, dem Erbauer der Michaelskirche, nahm Speckter auch Unterricht, was auf ein schon frühzeitig erwachtes Kunstinteresse schließen läßt.
Die Vielseitigkeit der Studien bekrönte eine längere Reise, die er als Begleiter eines jungen Adeligen, des Herrn von Stülpnagel, unternahm.
Nach deren Abschluß gründete er eine Kommissions- und Speditionshandlung gemeinsam mit drei Freunden, unter denen auch Daniel Runge, Philipp Ottos Bruder, sich befand, derselbe, der auf dem Bildnis mit dargestellt ist, das dieser von sich und seiner Braut malte. Die beiden anderen Teilhaber waren Hülsenbeck und Wülfing. Der kaufmännische[S. 7] Sinn und Geschäftseifer des letzteren entlastete die übrigen in solchem Maße, daß sie sich ihren Liebhabereien widmen konnten.
Zu diesen gehörte für Speckter seine Kupferstichsammlung, die ihm viele gleichgesinnte Männer zuführte und wohl als die Quelle all des künstlerischen Lebens zu betrachten ist, das in der Folge die jüngere Generation des Hauses in seinen Bann zog.
Der Buchhändler Fr. Perthes gehörte zu Speckters Kreis und des allgemeinen Interesses halber verdient es erwähnt zu werden, daß er diesem durch sein Bücherverzeichnis und seine systematische Art des Bücherkaufs die Anregung dazu gab, statt der bislang üblichen Gepflogenheit, nur geheftete, von jetzt an auch gebundene Bücher auf Lager zu halten und damit die Form des Sortimentshandels begründete.
Ein anderer Freund war der Freiherr von Rumohr, ein Liebhaber und Gönner der schönen Künste, auf den später noch zurückgekommen wird.
Der jüngere Philipp Otto Runge erfuhr mancherlei Förderung von seiten Speckters. Seine Dankbarkeit und Anhänglichkeit bezeugt ein in der Familienchronik aufbewahrtes plattdeutsches Hochzeitskarmen, das er von Kopenhagen aus schickte, als Johann Michael Speckter im Jahre 1800 Katharina Schott, die Tochter seiner früheren Hausleute heimführte.
Die junge Frau stammte selbst aus einer Familie, in der die Kunst nicht fremd war. Ihr Ahnherr, der Senator Gerhard Schott, war im Jahre 1678 der Begründer der ersten deutschen Oper gewesen und hatte mit dieser und anderen kunstfördernden Taten zum Ansehen und zur Ehre seiner Vaterstadt Hamburg beigetragen.
Aus der glücklichen Ehe sind außer mehreren Schwestern die beiden Künstlerbrüder Erwin, geboren 18. Juli 1806 und Otto, geboren 9. November 1807, hervorgegangen.
Eine fröhliche Jugend, der das wohlhäbige Bürgerhaus zum Tummelplatz diente, ließ alle schönen Anlagen der Kinder sich frühzeitig entwickeln. Eine Vorstellung von dem Kinderleben jener Tage gibt uns ja Runges bedeutendes Bild der Hülsenbeckschen Kinder. Nicht viel anders mag es bei Speckters ausgesehen haben. Die schlichte, geordnete und doch weitzügige Lebenshaltung jener Tage spricht uns aus alten Aufzeichnungen an.
Eine alte Jugendgespielin erzählt, wie sie die drei Ältesten kennen lernte: Erwin mit Otto um eine Peitsche ringend, bis Hermine diesen Streit durch Fortnahme des Zankapfels schlichtete. Diese größere Schwester führte überhaupt ein strammes und dabei weises Regiment. Als ein andermal ein Paar Schuhe zum Besohlen gebracht werden mußte, wollten die Jungen nicht mit, sollten aber doch unter Aufsicht bleiben. Da schlug Hermine vor, daß jeder einen Schuh wie einen Wagen am Schnürsenkel hinter sich her ziehen möge. Und nun ging’s.
Wenn man in den Familienchroniken blättert, so spiegelt sich darin die ganze harmlose Fröhlichkeit, aber auch der Ernst der Zeit, die den vaterländisch Gesinnten manchen Schmerz und viele Enttäuschungen brachten.
Da sind Schilderungen von Festen, in denen nach altväterischer Sitte von erlesenen[S. 8] Leckerbissen „vielerlei Kuchen, Wein, Bischof und Punsch“, „Bischof und Kuchen im Überfluß“ die Rede ist, wobei den Nichtnorddeutschen unter den Lesern mit dem Kandidaten Jobs gesagt sei, daß der Bischof in diesem Fall „ein sehr angenehmes Getränke“ bezeichnet.
Doch das Materielle überwog keineswegs. Musikalisch war man bei Speckters zwar nicht, aber es wurde viel gelesen und deklamiert. Die Schwestern führten in faltigen Gewändern klassische Theaterstücke auf, denen der große Mappenschrank des Vaters zum Podium diente. Man versuchte sich an Shakespeares Macbeth mit Übersetzungen und las den Tasso mit verteilten Rollen, während die Jungen, allen voran Otto, diese Deklamationen durch einen Höllenlärm, Hundebellen und Katzenmiauen zu stören suchten.
Da die beiden Brüder nach Knabenart stets miteinander in Streit lagen, kam der Vater auf den Gedanken, ihnen Stelzen zu schenken, aber nur ein Paar für beide zusammen. Sie sollten dadurch lernen, aufeinander angewiesen zu sein und sich über die Nutzung gemeinsamen Besitzes zu einigen. Aber Otto, der Springinsfeld, verstand bald auf seiner einen Stelze herumzuhopsen, und dieses Erziehungsmittel war jedenfalls für das spätere innige Verhältnis der beiden Brüder nicht von ausschlaggebender Bedeutung.
Schon früh zeigte sich bei Otto die Vorliebe für die Tiere, besonders für die Katzen, denen er später in seiner Kunst auch eine hervorragende Stelle einräumte. So bewahrt die Familie ein von Erwin gemaltes Kinderbildnis, das diesen sitzend mit dem Skizzenbuch, dahinter Otto stehend mit der Katze im Arm darstellt, neben ihnen die Freunde Nehrlich und Milde.
Der Schauplatz ist ein wechselnder, der Unruhe jener Zeiten entsprechend. Bald findet sich die Familie im Haus auf dem Herrengraben, bald auf dem Lande in ihrer Gartenwohnung beim Rosenhof, dann wieder während der Belagerung Hamburgs in Altona.
Freunde und Fremde gehen aus und ein: Künstler, Gelehrte, stattliche Officiers, die den jungen Mädchen die Cour schneiden, während diese gefühlsame Handarbeiten verfertigen, Kokarden häkeln, Hanseatenkreuze, die Sinnbilder vaterländischer und feindhässiger Gesinnung, in Kleider und Taschen sticken und derlei Konterbande heimlich durch die Douane schmuggeln.
Das gesellschaftliche Leben ist in vielen Zeichnungen Mildes wiedergegeben, die meist zahlreiche Familienmitglieder mit ihren Lieblingsbeschäftigungen um die häusliche Tafel gereiht zeigen. Auch unter Otto Speckters späteren Lithographien finden sich neben vielen Porträten derartige Gruppenbildnisse, unter anderen eines, auf dem in der linken Hälfte ein Mann in besseren Jahren mit bestimmter Fingerhaltung dargestellt ist. Es war dies ein würdiges Familienhaupt, das bei den abendlichen Zusammenkünften im voraus an den Fingern abzuzählen pflegte, welche seiner zahlreichen Schwiegertöchter er gerade zu Tische führen müßte.
Bot so das bewegte Leben der in Freundschaft verbundenen Häuser manche Ablenkung, so stand doch die Kunst und was damit zusammenhängt, im Vordergrund des brüderlichen[S. 9] Interesses, so daß die Freunde des Hauses bei ihren Besuchen vorzugsweise Bleistifte und ähnliches Zeichenmaterial als Gastgeschenke mitbrachten. Für die Vorherrschaft künstlerischer Neigungen sprechen schon die Namen des engeren Freundeskreises, der sich bald zusammenfand und unter denen Oldach, Milde, Morgenstern genannt sein mögen.
Eine Pastorin Mutzenbecher, die Mutter eines der Freunde, war durch ihre derben Redensarten berüchtigt. Ihre Aussprüche „mir bebt noch der Bauch vor Ärger“ oder „wir wollten ausfahren, und da schickte der Satan eine Taufe“ sind kleine, der Nachwelt übermittelte Kostproben ihres urwüchsigen Humors, der den alten Speckter höchlichst ergötzte. Die Zusammenkünfte der jungen Leute fanden abwechselnd in deren Elternhäusern statt, und als man zweimal hintereinander bei ihr tagte, verbat sie sich das mit den Worten: „Alle Week will ich den Hundedanz aber nicht hebben.“
Seitdem hieß der Freundeskreis scherzweise nur noch der „Hundedanz“, was wiederum den alten Speckter dazu veranlaßte, die Kränzchen der jungen Mädchen den „Kattendanz“ zu nennen.
Die beiden Brüder verehrten zeitweilig zwei Töchter der Pastorin, Erwin die schlanke, ältere, deren Gestalt er häufig für seine altdeutschen Bilder verwandte, während der lustige Otto der jüngeren, mehr rundlichen und rotbäckigen Karoline den Vorzug gab. Als Erwin ihn einst ob seiner Neigung für die blauroten Bäckchen neckte, rief Otto, schlagfertig auf einen der altmodischen Laternenpfähle weisend:
Während die Jugend so ihren Launen, unbekümmert um die äußeren Geschehnisse, lebte, wohl gar in diesen noch allerlei Anlaß zur Kurzweil fand, gingen die Zeitverhältnisse an den Älteren nicht spurlos vorüber.
Das blühende Kompagniegeschäft hatte unter der Franzosenherrschaft und Kontinentalsperre höchlich gelitten, und man entschloß sich, es aufzulösen. Das zwang den alten Speckter, sich nach einem neuen Tätigkeitsfeld umzusehen, das mehr in der Richtung seiner Neigungen liegen sollte. Dabei verfiel er auf den glücklichen Gedanken, eine lithographische Anstalt zu gründen.
Die Erfindung Senefelders war noch neu und bis dahin in Norddeutschland nicht eingeführt. Um die Mittel für das Vorhaben flüssig zu machen, mußte Speckter sich allerdings schweren Herzens dazu entschließen, seine geliebte Sammlung zu veräußern. Der Erlös betrug 18000 Mark.
Einer seiner Freunde, der Maler Herterich, den er als Mitarbeiter für seine Absichten gewann, reiste nach Süddeutschland, um sich dort mit dem Verfahren vertraut zu machen, Arbeitskräfte zu werben, Pressen und Steine einzukaufen, und im Jahre 1818 wurde das neue Unternehmen in Hamburg eröffnet, das für den künstlerischen Werdegang unseres Otto Speckter von so entscheidender Bedeutung werden sollte.
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Man war zu dem Zwecke umgezogen in ein altes, etwas baufälliges Haus auf dem Valentinskamp, das ehemals dem italienischen Gesandten zur Residenz diente und weitläufig genug angelegt war, um den erhöhten Bedürfnissen zu genügen.
Eine geräumige Freitreppe führte in den ersten Stock, dessen Säle alte zopfige Stuckdecken aufwiesen. Ein angrenzender Schuppen war zur Steindruckerei eingerichtet. Das Ganze lag in einem alten Garten, in dem eine große Rosenlaube die Familienmitglieder bei den gewohnten Beschäftigungen vereinte.
Später zog man dann in das alte Haus in der Katharinenstraße, das sich wohl für die geschäftlichen Zwecke noch geeigneter erwies, und in dem man bis zum Verkauf der Druckerei verblieb. Der Elbkanal, der hinter diesem Hause vorbeifloß, bot Otto Gelegenheit zum Wassersport und zu Studienfahrten in ein noch unentdecktes Lagunengebiet, das mit seinen malerischen Durchsichten ein zweites Venedig genannt werden konnte. Doch mußte man sich die Zeit zu solchen Ausflügen abstehlen und durch sehr frühzeitiges Aufstehen gewinnen; denn die Berufsarbeit forderte den ganzen Mann.
Doch kam das erst späterhin, zählte Otto doch bei der Geschäftsgründung erst elf Jahre.
Zunächst blühten noch schöne Zeiten der Ungebundenheit, des Schwärmens und Schweifens in die Ferne.
Es war der schon eingangs erwähnte Freiherr von Rumohr, der die jungen Leute oft als Gäste auf seinem Gute Rothenhausen beherbergte und sie 1823 zu einer Studienreise durch Schleswig-Holstein veranlaßte.
Der Brüggemannsche Altar in Schleswig und Memlings Dombild in Lübeck gewährten Eindrücke, die bei den Brüdern die in der Zeit liegende Neigung für alte deutsche Kunst vertieften. Diese Einflüsse und der Aufenthalt im Hause des der Familie befreundeten Dr. Overbeck waren wohl die Ursache für die nazarenische Richtung, die Erwin in seiner Kunst einschlug.
Otto kehrte noch wiederholt auf Wochen, ja Monate nach Lübeck zurück, um Studien zu machen. Erwähnenswert ist, daß er bei dieser Gelegenheit im befreundeten Hause Curtius wohnte und mit dem Sohne Ernst, dem nachmaligen Philologen und Erzieher des Kaisers Friedrich, Freundschaft schloß.
Es ging auch hier im Kreise Gleichgesinnter lustig zu. Einmal hatte man nachts, bei losen Streichen ertappt, vor dem Nachtwächter Reißaus nehmen müssen, und Otto war, fix wie es seine Art, schnell entschlossen an einem Eisengitter auf den Balkon im ersten Stock eines fremden Hauses geklettert. Als das Feld wieder rein war, kam er hinunter; aber im Eifer des Gefechts hatte er vergessen, seine Studienmappe, die er oben an die Wand gelehnt, mitzunehmen und war nicht wenig verdutzt, als man sie ihm am nächsten Morgen beim Frühstück mit höflichen Empfehlungen überbrachte.
Die durchreisenden Freunde berichten übrigens seiner Familie von seinem großen Fleiß. Briefe der Mutter wieder erzählen von den kleinen häuslichen Erlebnissen, wobei die Tiere obenan stehen: Hero würde so ungezogen, daß er ihn bei seiner Rückkehr tüchtig[S. 11] prügeln müsse; beide Katzen hätten vier Junge bekommen, die alle ersäuft wären; die Vögel wären munter und Malvine (die dritte Schwester) füttere sie reichlich; seine Myrthe hätte drei Knospen; der ihm kürzlich geschenkte Laubfrosch piepe und verzehre täglich eine Fliege. Das Hauptinteresse beanspruchen in den Mitteilungen des Bruders Briefe, der aus der Fremde fleißig aber so undeutlich schreibt, daß Hermine, die Älteste, sie nur entziffern kann und den andern vorliest.
Aus dieser Zeit datiert ein erhaltener Brief des alten Speckter an Otto, der uns den Einblick in eine liebliche Familienidylle gewährt:
Erwin, der sich gleichfalls fern von den Eltern auf einer Stipendienfahrt in München befindet, hat zum Geburtstage des Vaters seinen eben vollendeten figurenreichen Karton der Auferweckung des Lazarus geschickt. Man hat die große Zeichnung vom oberen Saal herabgeholt und im Wohnzimmer dem Sopha gegenüber an die Wand geheftet. So schlürft man, dem Kunstgenuß hingegeben, behaglich seinen Kaffee, die kleine, dreijährige Adelheid, ein spätgeborener Nachzügling, springt im Zimmer umher, da wird dem alten Herren das Geburtstagsschreiben des zweiten abwesenden Sohnes gebracht.
Gerührt dankt er demselben für seinen „lieben, unordentlichen Brief“ und sagt zum Schluß: „Ist das nicht ein glücklicher Geburtstag eines 63jährigen Alten? Innerlich danke ich Gott herzlich für solche Freude und für Eure Liebe und Treue.“
Wird da nicht bei der Vorstellung dieser häuslichen Szene irgend so ein altes Kunsthallenbild lebendig?
Auch den Sohn zieht es zum Elternhause. Einmal wird das Heimweh danach so mächtig, daß er stracks von der Staffelei hinweg sich aufmacht und zu Fuß nach Hamburg wandert. Als dann in der Ferne die geliebten Türme der Vaterstadt auftauchten, wurde ihm wohler ums Herz und, zu Hause angekommen, war er ganz kuriert und begriff gar nicht, was ihn eigentlich hergeführt hatte. Am andern Morgen begab er sich wieder ganz vergnügt auf den Weg nach Lübeck. Otto zeichnete hier auf Rumohrs Anregung Memlings Altarbild aus der Greveradenkapelle und Overbecks präraffaelitisches Gemälde „Einzug Christi in Jerusalem“, beide im Lübecker Dom, um sie nachträglich auf den Stein zu bringen. Die Vervielfältigungen danach erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Zeitgenossen.
Überhaupt wurde der junge Otto jetzt immer häufiger zu Arbeiten in der Steindruckerei herangezogen und bildete bald eine Hauptstütze der Anstalt.
Auch allerlei nebensächlich Erscheinendes wie Weinkarten, Frachtbriefe, Notenumschläge erhielt durch sein Zutun ein besonderes Gepräge. Als im Herbst 1830, veranlaßt durch den Besitzwechsel des alten Hauses, der Umzug nach der Katharinenstraße stattfand, radierte er Empfehlungskarten mit der Vorder- und Rückansicht der neuen Wirkungsstätte.
Die eigentliche Blütezeit des Geschäftes war damals schon dahin. Anfänglich in Norddeutschland wohl einzig in seiner Art, erhielt es von außerhalb, aus Dresden, aus Kopenhagen, Steine zur Vervielfältigung zugesandt.
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Was Wunder, daß man sich der besten und wohlfeilsten Kraft nicht berauben wollte, erst recht nicht, nachdem sich der Existenzkampf durch den Wettbewerb neu entstehender Unternehmungen schwieriger gestaltete.
Ein Stipendium, das beiden Söhnen gleichmäßig zustand, überließ Otto auf Wunsch der Familie nach kurzem Gewissenskampf selbstlos ganz dem Bruder, der allgemein als der Begabtere galt. Erwin wanderte zunächst nach München, dann nach Italien. Otto blieb daheim und widmete sich noch eifriger dem väterlichen Geschäft, aus dem die Familie die Mittel der Lebenshaltung bestritt.
Seine Freunde haben später oft geglaubt, in diesem Verzicht eine Schädigung für Ottos Entwickelung zu sehen. Mit Unrecht.
Er selber hat wohl in Stunden des Kleinmuts, die keinem Künstler erspart bleiben, sich ausgemalt, wie seine Begabung auch hätte andere Wege einschlagen können. Allein schon sein religiöses Gefühl wird ihn dazu veranlaßt haben, diese Wende im Schicksal der Brüder als durch höhere Fügung bestimmt zu sehen.
Und so können wir Späteren, die die Dinge leidenschaftsloser betrachten, in Ottos Entschluß nur eine folgerichtige Entwickelung erblicken, eine Auswirkung des Gesetzes „nach dem er angetreten“. Während Erwins wenige Gemälde und zarte Stiftzeichnungen, von denen das beigefügte Jugendbildnis Ottos ein Beispiel gibt, dem Kenner wohl als seltene Köstlichkeiten gelten, in ihrer Anlehnung an fremde und historische Kunstart dem heutigen Zeitgeist jedoch noch fremder und historischer erscheinen als die Vorbilder, ist Ottos Werk der Kindheit seines eigenen Volkes zur Quelle dauernden Entzückens geworden.
Wenn es schon für einen Künstler keinen schöneren Ruhmestitel geben kann als diesen, so muß noch hinzugefügt werden, daß er den Erwachsenen gleicherweise ans Herz gewachsen ist, und daß seine Werke auch im Ausland sich weitester Verbreitung erfreuen und recht als der typische Ausdruck des Deutschtums gelten, wie es, durch seine besten Söhne verkörpert, im großen Weltbild sich darstellt.
Sein Genius führte ihn zur Griffelkunst, die von jeher für den deutschen Geist das eigentliche Gebiet war, auf dem er seine krausen Einfälle und rege Gestaltungskraft, sein Wesen „innerlich voller Figur“ erst recht zu voller Geltung bringen konnte.
Statt ein Vertreter eines nur die Oberschicht beherrschenden Stilideals ist er der Künder seiner Umwelt geworden, hat er der Nachwelt ein anschauliches Bild von den Daseinsformen seiner Zeit hinterlassen, dem Leben der Tiere innige Züge abgelauscht, und an ihnen mit herzlichem Humor kleine Schwächen und Lächerlichkeiten der Menschen gleichnishaft gedeutet, hat er endlich die geliebte norddeutsche Landschaft als Schauplatz und Hintergrund der menschlichen und tierischen Handlung in so bezeichnender Weise hingebreitet, daß erst aus ihrem Verständnis heraus das Verständnis für die Dichterwerke, die er damit schmückte, auch weiteren Kreisen des Vaterlandes nahegeführt wurde.
Wichtig dabei, ja die notwendige Voraussetzung für den Erfolg, war die Beherrschung der graphischen Mittel, durch die er seine Stoffe zur Anschauung brachte.
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Und da ist es wieder der oft geschmähte Zwang der handwerklichen Schulung, der, ähnlich wie dies bei Menzel der Fall war, ihm für die Folge als Grundstock seines Könnens diente.
Ähnlich wie Menzel hat er auch in einem Blatte „Pegasus im Joch“ dem Gefühl des durch Unfreiheit bedrückten Musensohns Ausdruck verliehen.
Aber wir wissen heute nur zu gut, wie gerade die Brotarbeit der echten Begabung als Prüfstein der Bewährung dient und die Kenntnis der harten Lebenstatsachen der idealistischen Auffassung der Jugend erst Kraft und jene Schattentöne verleiht, von denen sich die Anmut leichten Spiels dann um so heiterer abhebt, während die Begabung, die es sich zu leicht werden läßt, meist in Schwächlichkeit und Dilettantismus, bestenfalls in eine ästhetische Spielart verfällt.
Dieser Anschauung hat auch der Freiherr von Rumohr Ausdruck verliehen und die Worte des trefflichen Mannes, der auf den Werdegang der beiden Brüder so bestimmenden Einfluß übte, mögen hier wiedergegeben sein:
„Wäre ich reich und mächtig, oder auch nur eines von beiden, wer weiß, welchen Einfluß ich gewonnen hätte auf das künstlerische Treiben und Wirken unserer Tage! Wäre ich nicht eben hinreichend begütert, in meinen Umständen durchaus geordnet, wer weiß, welch’ ein Künstler aus mir sich hätte hervordrehen lassen! Allein zum Gönner gewährte mir das Schicksal zu wenig, zum Künstler bei weitem zu viel. Denn es verdammt ein angeborner Wohlstand das Kunsttalent zum Dilettantismus, weil notwendig auf einer gewissen Stufe der Künstlerentwicklung das Urteil dem Vermögen vorauseilt, was die Hoffnung beugt, den Mut bricht — — eine Verstimmung, welche nur Künstler von Beruf überwinden, weil das Bedürfnis des Erwerbes sie dazu nötigt und zwingt. Ward ich freilich weder Künstler noch Gönner, so verschönte mir doch die Gabe zu sehen das Leben, gleich sehr in der Gegenwart und Erinnerung, gewann durch sie, was ich mündlich und in Schriften mitgeteilt, auch für andere einiges Interesse.“
Zeitweise verbrachte Otto mit anderen jungen Künstlern alle Sonntage auf dem Gute des Freiherrn, für dessen um einige Jahre ältere Nichte Lotte von Rumohr er seine erste ernstere Neigung faßte. Der Gegenstand dieser jugendlichen Schwärmerei blieb übrigens unvermählt und beschloß seinen Lebensabend als Stiftsdame im adeligen Fräuleinstift zu Plön. Viele Jahre später wird ihrer noch einmal Erwähnung getan, als sie das Bildnis einer Tante beim Künstler in Auftrag gibt.
Der Ernst des Lebens, von dem des Freiherrn Worte sprechen, trat denn auch in vollem Maße an Otto Speckter heran, ohne je seinen Humor noch seine angeborene und anerzogene tiefe Frömmigkeit beugen zu können.
Die andauernde Kränklichkeit und endlich der frühe Tod Erwins im Jahre 1835, dessen Dasein, nachdem es in wenigen hohen Werken wie ein Meteor aufgeflammt war, plötzlich gleich einem solchen im Dunkel verging, brachte der fröhlichen Familie große Trübsal.
Das Erlöschen des zehnjährigen Privilegiums Ende der zwanziger Jahre schuf dem Geschäft[S. 14] Konkurrenten in zahlreichen neu entstehenden lithographischen Anstalten. Dies trieb Otto dazu, sich mehr dem Bildnisfach zuzuwenden und er leistete darin Vorbildliches. So malte er 1830 gelegentlich der großen Naturforscherversammlung Adalbert von Chamisso, was ihm seitens des Dichters einen schmeichelhaften Brief über seine Leistung, „ein vollendetes Kunstwerk“, eintrug. Auch der Zeichnungen Speckters zu einigen seiner Gedichte tut er in diesem Schreiben Erwähnung und findet namentlich Worte der Anerkennung für das Bild „Der Bettler und sein Hund“, das der Idee, die er sich selbst von dem Stoff gemacht hätte, ganz entspräche.
Um Weihnachten 1834 übernahm Otto die Anstalt in gemeinsamer Leitung mit dem Vater. Das noch erhaltene Zirkular, in dem der alte Speckter dieses Ereignis bekannt gibt, weist folgenden Passus auf:
„Was die Ausführung von Kunstsachen anbelangt, so glaube ich mich auf die größern, aus unsern Pressen hervorgegangenen Arbeiten meines Sohnes beziehen zu dürfen. Es wird aber auch unser vereintes, eifriges Bestreben sein, geneigten Aufträgen andrer Art, wie sie der merkantilische und gesellige Verkehr unsres Platzes veranlaßt, durch möglichst saubere, prompte und billige Ausführung entgegenzukommen.“
Und Otto schließt sich dem an:
„Dem vorstehenden Cirkular meines Vaters erlaube ich mir nur hinzuzufügen, daß ich auch in dem neuen Geschäftskreis bemüht sein werde, mir das Vertrauen des Publikums zu verdienen, indem ich es mir zur besonderen Aufgabe machen werde, daß unser lithographisches Institut (das älteste, und längere Zeit das einzige, das im Norden von Deutschland errichtet war) mit den Anforderungen der Zeit und den neueren, technischen Erfindungen fortschreiten möge.“
Daran hat er es nicht fehlen lassen. Trotz tüchtiger Hilfskräfte lag doch die ganze Last der Arbeit auf ihm und oft mußte er die Nächte zu Hilfe nehmen, um die Fülle trockener und reizloser Berufsarbeit, welche die Tagesaufträge mit sich brachten, zu bewältigen.
Oft mag ihm das Entsagen gegenüber seinen Lieblingsbeschäftigungen zu viel geworden sein, aber sein hohes Pflichtgefühl angesichts des einmal übernommenen Berufes und seiner zärtlich geliebten Familie überwog alle selbstischen Bedenken. Er selber schreibt von sich:
„Obgleich es von Jugend auf mein Wunsch gewesen war, Maler zu werden, konnte ich durch die täglichen Arbeiten in der Steindruckerei nicht dazu gelangen, bis ich 1847 meine ersten Versuche bei Bottomley machte. Ich habe nie eine Akademie oder Zeichenschule besucht, ausgenommen einige Stunden Sonntag morgens bei G. Hardorff, habe mich überhaupt nie längere Zeit zum Studieren außerhalb Hamburgs aufhalten können. Meine Reisen nach Kopenhagen, Dresden, Prag, Berlin, England und Schottland kamen so zufällig und mußten in so kurzer Zeit in Begleitung andrer abgemacht werden, daß ich die Kunstschätze nur flüchtig sehen konnte. So will ich es hier aussprechen, daß es gewiß selten ein so freundschaftlich-uneigennütziges Zusammenleben von Künstlern gibt, wie ich es hier erfahren habe. Abgesehen von der Anregung, die ich durch meinen Bruder[S. 15] Erwin, Oldach, Milde, Asher, Morgenstern und Vollmer empfing, war es das Zusammenhalten der verschiedensten Künstler durch den Künstlerverein, welches auf mich wirkte, und namentlich standen mir Kauffmann, Gebrüder Gensler, Bottomley, Bonkoff, Schröder, Bülau, Luis, Häselich und manche andre mit Rat und Tat bei. Abgesehen von ihren Kunstwerken schreibe ich Kauffmann und den Gebrüdern Gensler den größten Einfluß auf die jüngern Künstler zu. In den letzten Jahren (1853) habe ich in Günther Genslers Atelier Studienköpfe gemalt. Das Porträt von G. Gensler im Besitz des Künstlervereins stammt aus dieser Zeit.“
Der hier erwähnte Künstlerverein war 1833 gegründet worden. Unter den Namen der Gründer finden wir außer den schon vielgenannten auch denjenigen Gottfried Sempers. Allemal am Wochenende fand eine Zusammenkunft im Ratsweinkeller unter dem Eimbeckschen Hause am Dornbusch statt, dessen Eingang der bekannte, später aus dem Brande gerettete Bachus beschirmte. Den lustigen Zechgelagen, aber auch den ernsthaften Erörterungen von Standesfragen, die hier gepflogen wurden, ist Speckter bis in seine letzten Jahre treu geblieben, ja es kann nicht verschwiegen werden, daß seine späterhin gar zunftmäßig strenge Auffassung der Vereinspflichten nicht wenig zur Verknöcherung des Vereinslebens und zum Austritt der jüngeren Mitglieder beitrug.
Anfänglich herrschte jedenfalls ein ungebundener Ton. Bei der nächtlichen Kurzweil war es auch wieder auf die Langmut der Nachtwächter abgesehen und ertönten die dunklen Straßen der alten Stadt von lustigen Weisen. Solche Ausspannung mußte der mühseligen Tagesarbeit als Gleichgewicht dienen, ebenso wie die Wasserfahrten, die Otto unternahm, bei denen er mitunter die Nächte im Freien zubrachte und die ihm im Verkehr mit dem Volke und in der Beobachtung seiner Sitten das ersetzten, was der Mangel eines geordneten Studiums ihn entbehren hieß. Pferderennen wurden stets besucht. Großes Interesse erweckte in den dreißiger Jahren ein Zirkus, und eine kleine Schwärmerei für eine schöne Kunstreiterin gehört gleichfalls in dieses Kapitel.
Neue Schwierigkeiten tauchten auf, als mit der Erfindung der Daguerreotypie das Bildnisfach ganz unter den Einfluß dieses neuen Verfahrens gebracht wurde und damit ein wichtiger Geschäftszweig verloren ging.
Doch hatte das Geschick es gefügt, daß ein anderes Arbeitsgebiet sich dem Künstler erschloß, auf dem er die ganze Fülle seiner Persönlichkeit ausschöpfen konnte.
Es war wohl 1832, als sich Friedrich Perthes an ihn mit dem Ersuchen wandte, die Fabeln des ihm befreundeten Pastors Hey zu illustrieren. Das erste Entstehen dieses später so berühmten Jugendbuches ging ähnlich wie die Schöpfung des Struwwelpeters von statten, wie wohl füglich jedes gute Kinderbuch nicht aus verlegerischen Gewinnabsichten, sondern aus persönlicher Anteilnahme am Kinderleben auch in Zukunft entstehen dürfte. Pastor Hey hatte die Verse zur Belustigung seiner eigenen Kleinen niedergeschrieben, als sie an den Masern krank lagen und ursprünglich gar nicht die Absicht gehabt, sie zu veröffentlichen.
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Die Zeichnungen, die Speckter nun in Perthes Auftrage dafür schuf, brachten ihm über Nacht den wohlverdienten Ruhm. Ihretwegen wurden die Fabeln in alle Kultursprachen übersetzt und die Bilder, nicht immer mit der besten Sorgfalt und in den verschiedensten Techniken wiedergegeben, machten ihre Runde um die Welt.
Kein Wunder! Das Tierleben ist hier in seinen innigen Zügen so belauscht und dem Kindergemüt nahegebracht, daß diese Sprache allen Rassen und Völkern geläufig ist.
In Japan sind die Fabeln sogar zum Schulbuch geworden.
Das möge unsere Schulbehörden zur Nachahmung aneifern! Soll doch mit der Reform auf allen Gebieten auch an dieser schon längst neuerungsbedürftigen Stelle eingesetzt werden. Statt der äußerlich und innerlich recht minderwertigen Lesebücher, die in fortwährend sich wiederholenden Neuauflagen doch immer von gleichem Unwert bleiben und jahraus jahrein zum Nutzen einiger Interessierter, aber sehr zum Schaden der Allgemeinheit ein gut Stück des Volksvermögens verschlingen, sollte man dem Kinde mit einer Auswahl lesenswerter Stoffe gute Wiedergaben dieser Fabelbilder geben und so die echte Kunst Otto Speckters in jedes Haus tragen.
Verhältnismäßig gehören ja die Fabeln zu den Arbeiten des Künstlers, die auch heute nicht ganz aus dem Gebrauch geschwunden sind.
Drum ist bei der vorliegenden Schau über das illustrative Gesamtwerk Speckters die Auswahl nur auf die schönsten und charakteristischsten der Fabelbilder beschränkt worden.
Es erübrigt sich, darüber viel Worte zu verlieren. Die Dinge sprechen für sich selbst. Zu betonen ist nur, abgesehen von der Art, wie das Wesentliche in Haltung und Ausdruck der Tiere gepackt ist, daß auch das scheinbare Nebenher, das Stückchen Umgebung, bald Hühnerhof und Hundehütte, bald Weidicht und Ried, bald Dachtraufe und Schornstein, mit wenigen meisterlichen Strichen gegeben ist. Man betrachte nur die ziehenden Störche mit der in der Vogelperspektive ruhenden Kleinstadt oder den Himmelsausschnitt mit den Papierdrachen, und man wird sich dem volksliedhaften Stimmungsgehalt dieser Zeichnungen nicht entziehen können.
Das Tierleben bildet auch das Stoffgebiet bei den weniger bekannten Kletkeschen Fabeln oder der in nur kleiner Auflage gedruckten „Kynalopekomachia“ des Freiherrn von Rumohr. Bei letzterem Buch ist die zarte und dabei bestimmte Strichführung der graphischen Darstellung von besonderem Reiz.
In den bedeutend späteren Bildern zur Geschichte von Feldmaus und Stadtmaus ist so recht das Tier als Darsteller menschlicher Schwachheiten zum Ergötzen der Kinderwelt vorgeführt. Den Höhepunkt dieser Art symbolischer Tiergestaltung bilden aber die Radierungen zum „Gestiefelten Kater“. Wie hier sein Lieblingstier menschlich zum Menschen sprechend, geradezu ins Dämonische gewachsen, wiedergegeben, dabei aber das spezifisch Katerhafte getroffen ist, das gehört zu den meisterlichsten Leistungen Speckterscher Kunst, ja unserer deutschen Illustrationskunst überhaupt. Alles Menschliche an Figuren tritt naturgemäß hinter dem Helden der Märe zurück; aber auch dieses und das Räumliche[S. 19] ist mit der Speckter eigenen Einfühlung in den Stoff gegeben. Das prachtvolle Blatt, das den Kater vor dem Hexenmeister zeigt, erinnert in seiner faustartigen Szenerie entfernt an Oldachs „Zwiegespräch zwischen Mephisto und dem Schüler“ aus der Hamburger Kunsthalle.
Anklänge an Philipp Otto Runge finden sich in den Illustrationen zu Andersens Märchen, was nicht verwunderlich ist, da ja Speckter in jungen Jahren die symbolischen Blumenapotheosen Runges für die Ausgabe von dessen hinterlassenen Schriften lithographierte und auch sonst im Banne des genialen Künstlers und Freundes des Hauses gestanden haben mag.
Im übrigen ist es immer wieder die Naturanschauung, die ihn davor bewahrt, sich auf irgendeine Manier festzulegen.
Bezeichnenderweise ist das Blatt mit den ziehenden Schwänen eines der schönsten unter all diesen lieblichen Märchengebilden. Ich weiß es nicht, ob unter ihnen die Illustration zur Geschichte vom fliegenden Koffer die erste bildhafte Fassung dieses Zaubers darstellt. Jedenfalls ist das aus sich selbst Bewegende des von den Lüften getragenen seltsamen Vehikels mit all der Selbstverständlichkeit gegeben, die wir als Kinder bestaunten und auch heute noch als durchaus wahr empfinden, wo wir doch als Miterlebende des Flugwunders das Staunen längst verlernt haben.
Die reizenden, im besten Sinne märchenhaften Zeichnungen fanden Andersens Anerkennung. Er schreibt dem Künstler darüber: „Von all den vielen Illustrationen für meine Märchen sind die Ihrigen die schönsten und genialsten, darum freut es mich sehr, daß eben Sie den Auftrag bekommen haben, für die neueste englische Ausgabe Bilder zu zeichnen.“ Der Dichter ist dann auch einmal im Hause zu Besuch und ergötzt die Hausgenossen durch seine Geschichte von der Nähnadel und der Stopfnadel, die er aus dem Stegreif zum Vortrag bringt.
Noch ganz im Banne zeitgenössischer Manier sind die Zeichnungen zum „Hildrian“, einem verschollenen und äußerst seltenen Buche, deren einige hier des historischen Interesses halber wiedergegeben sind. Sie zeigen die zwar feine, aber etwas akademisch glatte Linienstilisierung, die von Asmus Carstens’ und Bonaventura Genellis klassizistischen Kompositionen ausging, auch bezeichnend blieb für den nazarenischen Kartonstil jener Zeit, und von der wir in allen Frühwerken der bekannten Graphiker Beispiele finden, etwa in Schwinds Tafeln zu Bechsteins Faustus, in Rethels Lithographien zum Rheinischen Sagenkreis der Adelheid von Stolterfoth u. a. m.
Speckters schlichte Anmut spricht sich aber schon absondernd in diesen vom Zeitgeschmack noch beherrschten Blättern aus.
Ebenso in den zierlichen Stahlstichen zu Eberhardts „Hannchen und die Küchlein“. Beim Anschauen dieser reinlichen und ordentlichen Idyllen wird man unwillkürlich an die englischen Tassen und Schüsseln im Stile der „Willow dishes“ erinnert, jener Steingutware, die in blauem, rotem oder schwarzem Aufdruck idealisierte Schilderungen des ländlichen[S. 20] und häuslichen Lebens Old merry England’s schmücken, und die noch vor kaum einem Menschenalter an der ganzen Waterkant in jedem Hause zu finden waren, das durch seine Familienmitglieder in irgendwelcher Beziehung zur Schiffahrt stand.
Eine andere Aufgabe der Frühzeit war der Katechismus, den er im Auftrage des Rauhen Hauses ausstattete, einer Hamburger Erziehungsanstalt für verwahrloste Kinder, der sein Jugendfreund Dr. Wichern, der nachmalige Gründer der Inneren Mission, auch ein Mitglied des einstigen „Hundedanzes“, vorstand.
Es handelte sich hierbei fast ausnahmslos um eine Übertragung alter bekannter Gemälde religiösen Inhaltes in die graphische Form. Das einzige von Speckter selbst geschaffene Blatt, die Schöpfung darstellend, ist der Besonderheit halber hier wiedergegeben. Auch von den Illustrationen, die er für die Missionsschriften des Rauhen Hauses zeichnete, sind einige mit veröffentlicht. Sie heben sich von seinen anderen Arbeiten durch eine mehr derbe, volkstümliche Art der Ausführung ab, dem Holzschnittverfahren der Flugschriften entgegenkommend, die im Sinn der frühen Volksbücher gehalten sein sollten.
Der Realismus in der Darstellung des Figürlichen und Landschaftlichen findet verwandte Züge in den Zeichnungen Hermann Kauffmanns. Nur daß es bei letzterem bei der rein sachlichen Naturwiedergabe bleibt, während Speckter in höchst glücklicher Weise diesen Realismus nur als Regulativ für seine Phantasie benutzt und so in der Lage bleibt, seinen Bildern märchenhafter oder doch wenigstens erzählender Art die überzeugende Note, der Zauberwelt des Dichterischen die gesunde Farbe der Wirklichkeit zu geben.
Schon in ganz frühen Arbeiten findet sich dieser Hang zur Naturwiedergabe. Der Knabe zeichnet schon ganz bestimmte Plätze der landschaftlichen Umgebung seiner Vaterstadt.
So sind uns auch durch seine Hand eine Reihe von Ansichten des Hamburger Brandes im Jahre 1848 erhalten, die als Lithographien mit technischen Reizen behaftet, zum Teil höchst lebendige Vorstellungen dieses elementaren Ereignisses geben.
Er zeichnete die Blätter, nachdem er während des Brandes selbsttätig und durch sein heroisches Beginnen andre anspornend, aus den gefährdeten geliebten Kirchen an unersetzlichen Kunstwerken rettete was zu retten war, um schließlich vor der Allmacht der ungeheuren Katastrophe verzweifelt und erschöpft zusammenzusinken.
Auch diese Tat gibt ein anschauliches Bild seines ausgeprägten Gemeinsinns und seiner stets selbst zu persönlichen Opfern bereiten begeisterten Kunstliebe.
All die Beweise, die Speckter von Fall zu Fall für seine Befähigung zum Illustrator lieferte, trugen ihm 1852 den Auftrag des Verlegers Maucke zur Ausstattung von Klaus Groths „Quickborn“ ein, die allgemein für seine bedeutendste und beste Schöpfung angesehen wird.
So ganz kann ich diese Auffassung nicht teilen. Das Buch läßt in seiner Gesamthaltung die Einheit vermissen, die die meisten seiner übrigen Bücher auszeichnet.
Man kann das dem Künstler nicht so unmittelbar zum Vorwurf machen. Es liegt das in der Zeit begründet und hat gleichlaufende Nebenerscheinungen. Der Verfallstil in der[S. 21] Buchkunst hat um jene Zeit schon begonnen. Allerlei historisierende Anklänge an gotische Initialkunst und ähnliches mischen sich in die unbefangene Formvorstellung. Neben vignettenhaft frei gestalteten stehen bildhaft in feste Rahmen gefügte Darstellungen.
Die Bildmenge häuft sich mitunter und paßt mit der dünnen Schrift nicht recht zusammen. Die Verschiedenheit der Versform bringt schon Unruhe in das Gesamtbild, die durch Versuche, Bild und Schrift zu verbinden, wie es jene Initiallösungen anstreben, nur verstärkt werden.
Dieser Einwand soll nur etwas Grundsätzliches aussprechen, was man in sonstigen Abhandlungen über Otto Speckter vermißt, was aber zur Klärung der Stilfrage des Buchwesens von Wichtigkeit ist. Der „Buchkünstler“ Speckter, der in den Fabeln den lieblichen Bilderfries durch das obere Drittel des ganzen Buches führt, im „Gestiefelten Kater“ und in „Brüderchen und Schwesterchen“ die Illustrationen als Vollbilder sich ausbreiten läßt und nach ähnlichen Gesetzen auch seine übrigen Bücher ordnet, verläßt hier den Boden des nach einheitlicher Regel aufgebauten Buches.
Sieht man von diesem Umstand ab, so findet man alle Vorzüge seiner Kunst in verschwenderischer Fülle wieder, nur noch bewußter zur Anwendung gebracht als ehedem.
Sein eingeborener Natursinn veranlaßt ihn dazu, Holstein zum Zwecke vorbereitender Studien aufzusuchen. „Wer den Dichter will verstehn, muß in Dichters Lande gehn.“
Mit welchem schönen Erfolg er diesen Grundsatz anwandte, beweist ein Brief, den ihm ein anderer Dichter der Marsch, Theodor Storm, im November 1859 schrieb. Er lautet:
„Gestatten Sie mir, verehrter Mann, Ihnen mein neuestes Büchlein zu senden, und Ihnen dabei noch nachträglich meine Freude über Ihren Quickborn auszusprechen.
Ich war, als ich das Buch erhielt, mit meiner Familie eben von Husum nach Potsdam übergesiedelt, um mich bei dem dortigen Gerichte, wie so viele meiner Landsleute, für den Dienst der Fremde vorzubereiten. Noch niemals haben Bilder mir eine solche Freude gemacht: meine Frau und ich vertieften uns ganz darin. Das waren Land und Leute unserer Heimat; das war sogar die Luft, das Wetter von zu Haus. So wie Seite 209 hatte auch ich auf den kleinen Werften die Kinder im Abendschein spielen sehn; und Vollmacht Hansen meinte ich durchaus persönlich gekannt zu haben. Dieses männlichen Stiftes bedurfte es, um das Leben unserer Heimat zur Anschauung zu bringen. Maler und Dichter ergänzen sich hier in seltener Weise, und oftmals geht der Erstere über den Letzteren hinaus und gibt die vollendete Darstellung des Stoffes, wo die Worte des Dichters nicht ausreichten, noch öfterer wetteifern beide an Tiefe und Innigkeit.
Ich sprach dies damals gegen Eggers aus, der das Buch eben in seinem Kunstblatt besprechen wollte, und der, trotz der anfänglichen unwillkürlichen Opposition gegen meinen vielleicht etwas aufdringlichen Enthusiasmus, mir bald völlig beistimmte. Und diese Freude an Ihren Bildern ist noch immer dieselbe, sowie ich das Buch in die Hand nehme. Auch für meine Jungen, die natürlich im Besitz Ihrer Münchener Bilderbogen und des gestiefelten Katers sind, ist es eine unerschöpfliche Fundgrube. Ich erinnere mich lebhaft[S. 22] eines Abends vor drei Jahren, wo ich zum letzten Mal vor meiner Abreise nach hier mit Adolph Menzel und Franz Kugler — mit Letzterem auf Nimmerwiedersehn — in Berlin auf Eggers’ Zimmer zusammen war. Kugler und Eggers hielten auf dem Sopha Kunstgespräche; ich an einem andern Tische zeigte Menzel Ihren Quickborn, den er noch nicht kannte. Das erste Bild, das wir aufschlugen, waren die „Aanten int Water“. Die im Hintergrunde waren ihm zu groß; er kritisierte. Bald aber, als wir weiter blätterten („Dat Moor“ u. A.) wurde der kleine schwarze Mann ganz Feuer und Flamme. Mehrmals nahm er das Buch und lief damit zu Kugler hin. „Sehn Sie mal! Tausend ja! Wie das gemacht ist!“ Dies galt auch dem ersten Bild zu „Peter Kunrad“, was Eggers damals nicht vorzugsweise gefiel. Menzels Freude an Ihren Bildern kam mir nicht unerwartet; denn Sie haben eine Verwandtschaft miteinander, — die große Energie der Anschauung. Nur zweierlei wünschte ich fort: die Hand an „De hilli Eek“ und die Teufelsfratze an dem Baum im Moor (S. 177). Das Gespenstische, was wir aus unserer Stimmung auf die Natur übertragen, dürfte — so meine ich — die Kunst nicht weiter ausdrücken, als daß sie durch die Art der Darstellung die Stimmung in dem Beschauer zu erzeugen sucht, aus welcher sich derartige phantastische Anschauungen der natürlichen Dinge in uns zu bilden pflegen. Doch will ich mich mit dieser Privatmeinung gern bescheiden.
So seien Sie mir denn noch einmal herzlichst gegrüßt; und möge Ihnen Zeit und Gelegenheit werden, Ihre Mitlebenden noch öfter durch Werke von solcher Bedeutung zu erfreuen!
Theodor Storm.“
Zwischen dem Briefschreiber, den das damalige dänische Regiment von seinem Posten als Amtmann in Husum verdrängt und in preußische Dienste geführt hatte, und dem Künstler entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Freundschaft, die sich auch auf die beiderseitigen Familien erstreckte und die auch ihre künstlerische Begleiterscheinung in Speckters Illustrationen zu Storms „Weihnachtsgeschichte“ gefunden hat.
Auch blieb es nicht aus, das er zu Klaus Groth selbst in Beziehung trat, der während des Fortschreitens der Arbeit des öfteren nach Hamburg kam, seine eben fertig gewordenen Gedichte vorlas und seiner Freude über das Gelingen des gemeinsamen Werkes durch Wort und Schrift Ausdruck gab.
Wie ist aber auch alles an den Zeichnungen voll echter Empfindsamkeit! Die Knickwege, durch die Fuhrwerke sich langsam hindurchmühen, die Dünen, der weite Strand, von einzelnen Wasservögeln bevölkert, das unendliche Meer und das kleine, intime Dasein der Dorfstraße, um deren Mulden und Ränder sich die Dorfjugend tummelt. Und Wasser überall, Wasser in den Lachen, die die Ebbe am Strande zurück läßt, Wasser in der Luft, Wasser im Meer und Wasser in den tausend kleinen Rinnsalen, die die Landwege durchfurchen. Und die Menschen, die mit diesem Wasser aufgewachsen sind, von ihm abhängen und ihm ihre Seele verschrieben haben, wie sind sie erfaßt!
Der Tagedieb, der unter dem Baumriesen dahinträumt, bunter Festtrubel, Liebende im[S. 23] Mondschein im schweigenden Anschaun der weißbeglänzten Leichensteine, Kindheit, die nach den Gestirnen greift und das Alter, das sich unter der Last der Jahre krümmt. Nachbarn im Meinungsaustausch beim lauschigen Hauseingang, Weiber beim Tratsch, Sehnsucht der Verlassenen, Unfall und Verbrechen, bis zum letzten bitteren Ende: das ganze Menschendasein wird in diesen Bildern vor dem Betrachter aufgerollt.
Und wie spiegelt sich in Speckters gesamtem Schaffen, nicht bloß im Menschenbilde, in der Landschaft, sondern auch in den nebensächlichsten leblosen Gegenständen das Wesen der Umwelt!
Wie ist der Zauber des Innenraums, das Formgeheimnis jener alten Hauswinkel gebannt, die noch nichts von der banalen Wirklichkeit der Bauten unserer Zinshaus- und Grundstücksspekulanten kannten! Bald ist es die Schummrigkeit des Alkovens, bald die spielzeugähnliche Kubik des kleinen Kramladens, bald die wohlhäbige Räumlichkeit einer Hausflur oder die ansprechende Sachlichkeit schlichtschönen Hausrats, die einen ganz klaren Stimmungsreiz auslösen. Und alles mit den geringsten Mitteln gemacht. Wie vieles mag der häuslichen Umgebung entnommen sein? Da ist dasselbe einfache Motiv der Wendeltreppe, das wir wiederholt finden, einmal in „Hannchen und die Küchlein“, dann wieder im „Katzenbuch“ und in den Fabeln.
Dieser Hauch der Unmittelbarkeit, der über alles ausgegossen ist, umspielt auch das Kleinstadtleben in Gassen, Hofplätzen und Dachwinkeln.
Mir fällt dabei ein Gedicht von Arno Holz ein, das „Erinnerung“ betitelt ist und zum Teil also lautet:
So sind die Zeichnungen Otto Speckters. Man fühlt in ihnen ordentlich die reine klare Luft, in der das gesprochene Wort seinen Widerhall findet.
Wie kommt’s, daß mir beim Anblick dieser Blätter die Jugendjahre lebendig werden, daß mich hier oben im schönen bayerischen Land, im Anblick der Berge, die Sehnsucht nach der alten norddeutschen Heimat meiner Väter anfällt mit ihrem Strand, ihrer regenschweren Luft und ihren sausenden Stürmen? Was anders als die Stärke dieser Kunst, die eben in der Stärke des Naturgefühls wurzelt, die Meisterschaft, mit der all die Dinge in ihrer Wesenheit gepackt sind.
Freilich ist manches unbeholfen, ein wenig hart und trocken geraten. Aber ist diese Unbeholfenheit nicht auch ein Stück deutschen Wesens, diese Gradheit und Echtheit, die sich lieber scheu auf sich selbst zurückzieht, statt einer leeren Geste, dem hohlen Pathos, lieber Verhaltenheit in Ausdruck und Bewegung gibt?
Daß seinem ganzen Schaffen der kindliche Zug anhaftet, daß aus diesem tiefsten Grunde den Kinderbüchern der Preis gebührt, daß diese Seite seiner Kunst es ausschließt, daß das Tragische und Dämonische in seiner ganzen Stärke und Kraßheit damit zum Ausdruck gebracht wird, das sind Einschränkungen, die wohl gemacht werden müssen, aber das eigentümlich Specktersche nur unterstreichen und dem Liebhaber, der die Persönlichkeit über alles setzt, kaum als die Feststellung von Mängeln gelten werden.
Den Urgrund für all sein Schaffen, die Fülle, aus der er schöpfte, bildete des Künstlers eigenes glückliches Familienleben, das er sich schuf, nachdem das Elternhaus durch den Tod der Mutter (1842) und des Vaters (1846) verwaist war. Speckter hatte sich im Jahre 1847 mit der um 17 Jahre jüngeren Auguste Bergeest vermählt, die einer angesehenen Kaufmannsfamilie entstammte, deren Ahnherr Jahrhunderte vorher als durch den Religionshader verarmter Sproß eines elsässischen Adelsgeschlechts nach Hamburg eingewandert war und deren Familien- und Handelsbeziehungen über See nach England und dem dänischen St. Thomas reichten.
Dieses Eheleben, dem sieben Kinder erblühten, war voller Sonne, aber nicht ohne Schatten. Sorgen, nicht gerade ums tägliche Brot, wohl aber um die Aufrechterhaltung eines großen Hausstandes und eines Geschäftes, dessen Nutzen von Jahr zu Jahr fragwürdiger wurde, beeinträchtigten die ersten Jahre des harmonischen Zusammenlebens.
Zwei Schwestern, die weiter im Hause wohnen blieben, mußten mit versorgt werden. Der alte gleichfalls übernommene Teilhaber Herterich war allmählich etwas linkisch geworden. Seine Hauptbeschäftigung war das Kreidekochen, wenn er nicht stundenlang vor seiner Kopie nach Claude Lorrain saß, an der er bereits zwanzig Jahre lithographiert[S. 25] hatte und angestrengt darüber nachgrübelte, ob er sie nicht durch einige Punkte und Striche noch verbessern könnte. Der Specktersche Familienwitz erfand daher für derartige Beschäftigungen die Bezeichnung „Clauden“.
Um so unermüdlicher war Otto Speckter in dem Bestreben, das Geschäft aufrecht zu erhalten und die vielen Pflichten gegenüber der Familie zu erfüllen.
Um ihm die oft ermüdende eintönige Arbeit zu erleichtern, las die Gattin ihm dabei vor, wie es früher die Mutter und die Schwestern getan hatten. Das und die Unterweisungen, die er ihr wiederum im Blumenmalen gab, befestigte die innige Interessengemeinschaft zwischen den Eheleuten.
Bescheidene kleine Reisen an der Seite der Frau, die Mappe unter dem Arm, den Malkasten über die Schulter gehängt, waren die einzige Erholung, die sich der Rastlose gönnte.
Als der alte Herterich im Jahre 1852 starb, war endlich die Zeit gekommen, das verhaßte Joch abzuschütteln. Die geschäftlichen Verhältnisse waren immer unübersichtlicher geworden, und als ein kaufmännischer Schwager bei Prüfung der Bücher doch einen recht annehmbaren Jahresgewinn herausrechnete, mußte Speckter ihm entgegnen, daß er ja die Honorare, die er für seine illustrierten Bücher empfing, hineinsteckte, um davon mit Mühe und Not die Gehilfen zu bezahlen, für Leistungen, die wenig oder nichts einbrächten.
Nicht ohne Widerstand der Familie, die im Aufgeben des ererbten Geschäftes einen Mangel an Pietät erblickte, während die einsichtige Frau zum Abschluß trieb, wurde der Verkauf durchgesetzt und erst nachdem dies geschehen und der Umzug mit dem im Laufe der Jahrzehnte angehäuftem Kram aus dem alten Haus in der Katharinenstraße in eine neue Wohnung nicht ohne Schwierigkeiten erfolgt war, konnte Speckter aufatmen und sich nun wirklich als freier Künstler fühlen.
Gerade mit dieser Schicksalswende fiel der Auftrag für die Ausstattung des „Quickborn“ zusammen. Sie gab dem Künstler die Kraft und Frische, sich dieser Aufgabe zu entledigen und die Muße, auf einer Studienreise sich in Land und Leute zu versenken.
Ohne die lästigen Geschäftssorgen waren nun die Tage doch dauernd mit allerlei Aufträgen ausgefüllt. Die Porträtaufgaben wurden gepflegt, auch sonstige lithographische Arbeiten künstlerischer Natur, die er für seinen Geschäftsnachfolger Ritter übernahm.
Zu den schon in der Jugend gefertigten Pathenbriefen gesellten sich Konfirmationsscheine, die von Velhagen & Klasing in Bielefeld gelegentlich eines Besuches daselbst am Schlusse einer Reise bestellt waren.
Die Malerei hatte er nach eigener Aussage bei Bottomley erlernt, während dieser Freund nach seiner Rückkehr aus Rom in einem unbenützten Raume des Hauses in der Katharinenstraße auf Ottos Einladung sein Atelier aufgeschlagen hatte. Sie wurde jetzt auch weiter getrieben.
Zumeist handelte es sich um Tierbilder. Einige Aristokraten und reiche Bürger ließen ihre Lieblingspferde und Hunde oder sich selbst mit ihrer Familie in der Ausübung eines Sports malen.
[S. 26]
Viele Bewunderer fand auch der mit drei Tierfiguren geschmückte Fuß eines silbernen Prunkbechers für den Senat, dessen plastisches Vorbild der des Modellierens völlig Unkundige geschickt aus Wachs formte. Ferner eine Reihe von Dankadressen, die der Senat den fürstlichen Spendern gelegentlich der Not der Brandkatastrophe stiftete, und bei denen Speckter die alte Technik der Buchstabenvergoldung wieder belebte.
Die Münchener Bilderbogen von „Rapunzel“ und dem „Froschkönig“, deren Storm in seinem Schreiben Erwähnung tat, dürfen nicht vergessen werden. Es sind große figurenreiche Kompositionen, die in ihrem Aufbau an Schwinds berühmten Bilderbogen vom „Gestiefelten Kater“ erinnern und sich wohl auch an diesen anlehnen.
Selbst der Entwurf eines Schüttelbaums für die Militärkapelle wird erwähnt.
Die Modelle für sein Schaffen bot immer die nächste Umgebung, die auch ständig der Schauplatz eines bewegten Lebens war, das bei aller Einfachheit nie dürftig oder einseitig wurde.
Immer ist da ein kleiner Garten, eine große Linde, ein Obstbäumchen, das den jubelnden Kindern seinen Segen auf die braune Erde schüttelt. Und immer gibt es Tiere als Hausgenossen. Ein Hund gehört stets zur selbstverständlichen Vollzähligkeit der Familie. Jahrelang gackern auf dem kleinen Hof des Stadthauses Hühner. Ein Igel, ein Fuchs geben zeitweilig Gastrollen. Bald wird ein toter Schwan geschickt, dem man die Flügel mit Schnüren auseinanderspreizt, bis er zum Entsetzen der Hausbewohner platzt, bald ist es ein Kater, der vor Wut und Furcht durch die Stube faucht, dann wieder ein flügellahmer Storch, dem der Erstgeborene Hans zwischen die Flügel gesetzt wird, so daß das erschrockene Tier mit dem vor Glück jauchzenden Kind im Zimmer herumrast und dem vergnügten Vater ein neues Motiv bietet.
Einmal haben Freunde eine junge Ente als Modell geschickt. Sie wird in einer Wasserbütte im Schlafzimmer untergebracht. Ein mächtiges Gepolter ruft die Gattin nach oben. Ein morscher Bücherschrank ist zusammengestürzt, der Boden mit Büchern und Trümmern bedeckt, die Ente platscht lustig dazwischen herum und im Bett liegt Speckter lachend und meint, daß er auf die Weise am besten arbeiten könne.
In diesem lustigen Durcheinander wächst eine pausbäckige Kinderschar heran, die das ganze Glück der Eltern bildet.
Speckter duldet sie mit ihrem Spiel in seinem Arbeitsraum, nimmt auch selber daran Teil. Es werden große Schlachten geschlagen, die einen vollen Tag währen, und wobei die Zinnsoldatenheere das ganze Zimmer beherrschen. Puppentheater wird gespielt, Tierfiguren werden ausgenäht.
Besonders der Älteste, Hans, der schon frühzeitig Begabung zeigt, ist der Stolz des Vaters. In ihm möchte er unerfüllte Jugendträume verwirklicht wissen und er hat später noch die Genugtuung, ihn die Weimarer Akademie beziehen zu sehen.
Außer den Tieren und Kindern muß auch die sonstige häusliche Umgebung Modelle liefern. Für die zierlichen Landmädchen mit den großen Hüten im „Quickborn“ hat die[S. 27] langjährige Milchfrau des Hauses als Vorbild gedient. Der Gärtner Feldmann wurde, in einen Talar gesteckt, für die Gewandstudie eines Pfarrerbildnisses gebraucht und den Hinzukommenden zur allgemeinen Belustigung als Pastor Feldmann vorgestellt. Im Haushalt, in dem Magret, die greise Kinderfrau, einen Ankömmling nach dem anderen betreute, herrschte ein patriarchalischer Ton. Als Beispiel dafür mag folgende hübsche Anekdote dienen:
Brunkhorst, das alte Faktotum, versuchte eines Morgens vergeblich vor seines Herrn Tür, die Stiefel zum Putzen fortzuholen, als vom Lager her ertönte: „Lat man sien, ick bin noch darin.“ Speckter war von einer Festlichkeit erst in der Morgenfrühe nach Hause gekommen und hatte sich in den Kleidern zu kurzem Schlummer ausgestreckt. Denn neben seiner eifrigen Teilnahme am Spiel der Kinder, half er auch mit Rat und Tat beim Spiel der Erwachsenen.
So gelegentlich des großen Schillerfestes im Jahre 1859, wo man ihn, nachdem die Berufenen versagt hatten, herbeiholte, um die lebenden Bilder zu stellen.
Die von Dr. Endrulat, dem geistigen Urheber der Feier, verfaßte Festschrift hat er dann mit Lithographien geschmückt.
Schon Jahre vorher hatte Friedrich Wilhelm IV. den Wunsch geäußert, bei einem Hoffest den „Gestiefelten Kater“ in lebenden Bildern vorgeführt zu sehen. Der preußische Gesandte, Minister von Haenlein, fuhr bei Speckter vor, um ihn dieserhalb zu einer Reise nach Berlin zu veranlassen, die aber aus Zeitmangel, wohl auch aus Bescheidenheit unterblieb.
Die Politik spielte in das gesellschaftliche Leben stark hinein und beschäftigte den Künstler leidenschaftlich und mehr, als in diesen Seiten gesagt werden kann. Mit Spannung wurden die Ereignisse auf dem Welttheater verfolgt, die damals alle deutschen Gemüter im Bann hielten.
Der überraschenden Vernichtung der dänischen Kriegsschiffe „Gefion“ und „Christian VIII.“ im Hafen von Eckernförde folgte die Eröffnung des Kriegsschauplatzes in unmittelbarster Nähe, als die Kriege von 1864 und 1866 wie prächtige Gewitter mit kurzen schnellen Schlägen daherbrausten.
Schon früher hatte Speckter sein „Politisches Glaubensbekenntnis“ abgelegt, wie er selber sein 1848 herausgegebenes Flugblatt nannte. Es trat in Bild und Wort für die Einigung der deutschen Stämme und für das Kaiserreich ein. Das von allegorischen Darstellungen und dem Geäst eines Eichbaums umrahmte Gedicht stammte von einem Verwandten, Hugo Hübbe, und begann mit den Worten: „Wir stehn in einem guten Kampf“. Während es, namentlich in der Familie, vielfach Ablehnung fand, traten Geibel, Curtius und E. M. Arndt dafür ein.
Geibel gehörte zu den Freunden des Hauses. Zum Polterabend, dem auch Jacob und Wilhelm Grimm beiwohnten, hatte er dem Brautpaare folgenden Trinkspruch aus dem Stegreif gewidmet:
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Von anderen bekannten Schriftstellern wird noch Hoffmann von Fallersleben als Gast im Hause Speckter erwähnt.
Zwischen die vielen neuen Aufgaben fiel auch ein Auftrag von Perthes, für eine Neuausgabe der Fabeln die Bilder abermals, und zwar auf den Holzstock, zu zeichnen. Speckter, der dies schon vorher für einen englischen Verlag getan, begrüßte die Aufgabe um so mehr, als er schon oft seinen Unwillen darüber geäußert hatte, mit welcher Unbekümmertheit der Verleger seine vielen Neuauflagen mit immer schlechter kopierten Bildern herunterdrucke. Daß der Künstler von diesen Auflagen, die für den Verleger ein schönes Geschäft bedeuteten, nichts hatte, verstand sich nach damaliger Rechtsauffassung von selbst, und so mußte man in dem neuen Auftrag für die Holzstöcke ein besonders gönnerhaftes Entgegenkommen erblicken.
Auf Wunsch sandte Perthes ihm von jeder bisherigen Auflage ein Exemplar, Speckter aber, durch die schlechte Ausführung angeärgert, steckte sie alle in den Ofen, da sie ihm zu minderwertig erschienen, um selbst als Geschenk für arme Kinder zu dienen.
Nicht ohne Wichtigkeit für die Beurteilung seines Werkes sind für den Kenner die Arten der Vervielfältigungstechniken. Die ersten Fabelausgaben sind in Steinradierung hergestellt. Der zweite Teil der Fabeln wurde nie von ihm selbst, sondern nach seiner Zeichnung und Anleitung von Gehilfen ausgeführt. Bei der späteren Holzschnittausgabe hat er dann beide Teile der Bearbeitung unterzogen.
Das Holzschnittverfahren hatte den technischen Vorzug, daß der Druck der Bildplatten zugleich mit dem Typendruck erfolgen konnte, während die lithographischen Abzüge, auf dünnes Papier gedruckt, Seite für Seite in das Buch eingeklebt werden mußten. Errang so die bequemere Technik am Ende den Sieg über die umständlichere, so weisen doch die frühen Ausgaben gegenüber den späteren einen allerdings unbeabsichtigten Reiz auf, den diese nicht haben.
Die gleichen intimen Züge zeichnen die Radierungen in Rumohrs „Hundefuchsenstreit“ aus, ebenso die Lithographien zu Andersens Märchen und die Kupferstiche zum „Gestiefelten Kater“.
1845 versuchte ein Schriftsetzer Krake in Hamburg sich wieder im Holzschnitt. Speckter vertraute ihm einige Fabelbilder an und brachte ihn so weit, daß man ihn im Rauhen[S. 29] Hause anstellte, wo er die Holzstöcke zum Katechismus schnitt. Ihn ersetzten als Nachfolger ein gewisser Mackwitz und andere. Schuseil schnitt die Illustrationen zum „Quickborn“.
Während nun die Katechismusbilder, wie das im Charakter des Stoffes lag, eine mehr lineare Gestaltung erhielten und auch die Bilder zu den Missionsblättern volksbuchartig kräftig gehalten sind, wurde bei den Fabeln unwillkürlich versucht, die der Lithographie eigentümlichen Tonwirkungen auf dem Holzstock nachzuahmen, was den Stil der Bilder verwischte.
Auch den „Quickborn“ beherrscht jener für die Zeit bezeichnende Mischstil des Tonschnittes. Immerhin sind diese Blätter von vornherein in Hinblick auf die technische Ausführung erfunden, mit einer geschulten und bewußten Handwerklichkeit zu Ende gebracht und weisen die besonderen Reize auf, die wir ja auch in gleichzeitigen Werken Menzels oder Dorés zu schätzen wissen, indem wir sie als ein Ergebnis aus zwei verschiedenen Kunstbemühungen betrachten, des empfindenden Erfinders und des verständigen Vollenders, deren Wollen und Können sich in ihnen die Wage hält.
Der Speckter befreundete Kupferstecher Schröder stellte Anfang der vierziger Jahre nach Beschreibungen Versuche in dieser Technik an, deren erstes Ergebnis die Bilder zum „Gestiefelten Kater“ waren. Bei anderen Arbeiten wurde der Stahlstich angewandt, der von England aus sich der Buchillustration bemächtigte. Zu einem Stahlstecher Gray, der nach Hamburg übersiedelte, hatte Speckter Beziehungen. Die reizenden Vollbilder zu „Hannchen und die Küchlein“ sind in Stahl gestochen. Ihres an englische empfindsame Szenen erinnernden Stils wurde schon anfangs Erwähnung getan. Technische Reminiszenzen mögen unbewußt in diese Vorstellungen mit hineinspielen.
Das was uns am Lebenswerk Otto Speckters hauptsächlich interessiert, ist so eng mit der graphischen Technik verbunden, hat durch diese erst ihren historisch bestimmten Ausdruck gefunden, daß auch bei der Zusammenstellung der vorliegenden Auswahl fast ausschließlich nach diesem Gesichtspunkt verfahren wurde. Handzeichnungen sind bis auf eine — „Der Storch mit dem Kind“ — nicht aufgenommen.
Als Vorbilder für die Wiedergabe wurden, soweit sie erreichbar waren, die vortrefflichsten Ausgaben herangezogen. So sind bei den Fabeln teilweise Steinradierungen, teilweise Holzschnitte zugrunde gelegt. Die alte englische Ausgabe von „The charmed roe“ („Brüderchen und Schwesterchen“) erschien so hart und scharflinig, die noch vorhandenen Handzeichnungen so wenig in den Einzelheiten ausgeführt, daß der neuen Ausgabe von 1903 der Vorzug gegeben wurde, die in Lichtdruck eine etwas vergröberte und dabei weichere Wiedergabe der älteren lithographierten Blätter enthält.
So sehen wir denn, des Künstlers Gesamtwerk überschauend, wie sich auch in ihm die große Kurve der europäischen Kunstentwickelung abzeichnet, in der es mitschwingt. Von den klassisch gebundenen Anfängen, über die Romantik zum Realismus bis an jene verhängnisvolle Schwelle, hinter der im verstandesmäßigen Naturalismus, im Historizismus[S. 30] der schon vorbereitete Auflösungsprozeß seinen Fortgang nimmt, der die Tragik im Schaffen von Speckters Sohn Hans bestimmt. Daß das Werk Otto Speckters bereits vorher zum Abschluß kam, sichert ihm die Einheit der Wirkung, deren seltene Kraft wir an ihm wahrnehmen.
Daß vielerlei Einflüsse der wandelnden Zeit, auch solche technischer Natur, mit hineinspielen, bestätigt nur die bei aller Freiheit und Eigenheit im einzelnen bedingte Bindung, den Zwang unter das Gesetz der großen Weltbewegung, dem alle wahrhafte und menschlich echte Kunst unterworfen ist. Sie ist es, die den Typus bestimmt.
Die letzten acht Lebensjahre brachten dem Künstler durch eine schmerzhafte, unheilbare Krankheit, die mit dem Absterben der Zehen begann und durch gestörten Blutumlauf veranlaßt war, viel Leid. Oft war er wochen-, ja monatelang an das Schmerzenslager gefesselt. Dazwischen kamen vom Arzt verordnete Erholungsreisen, die ihn im Jahre 1863 auch zu Fritz Reuter führten. Die beiden humorvollen art- und stammverwandten Männer fanden sich bald zusammen.
Reuter schrieb damals in Eisenach an seiner „Stromtid“ und mußte, wie er Speckter gegenüber scherzend bemerkte, darin noch „dree lütte Mätens verfriegen“.
Man vereinbarte, daß Speckter den „Hanne Nüte“ illustrieren sollte, der ja mit seinem in die Handlung verwobenen Tierleben dem Künstler einen besonders geeigneten Stoff bot.
Die in den Jahren der Krankheit entstandenen Bilder erscheinen durch sie getrübt und ermangeln der Frische der Quickbornillustrationen, mit denen sie ihrer ganzen Auffassung nach zu einem Vergleich auffordern. Doch sind auch wieder die Tierszenen äußerst gelungen und atmen einen possierlichen Humor, der sich in den zierlichen Zeichnungen für die Geschichte vom „Feldmäuschen und Stadtmäuschen“ wiederholt.
Es scheint fast, als ob es den Todkranken dazu drängte, auf dem Gebiet, auf dem er seine schönsten Leistungen gezeitigt, noch einmal ein letztes Wort zu sprechen.
Ein geplantes größeres Werk über das Leben der Tiere kam nicht mehr zur Vollendung, weil sich kein Schriftsteller finden ließ, der den Text hätte verfassen können. Das fertige Material für die Gattungen: Huhn, Katze, Storch, Elster, Rohrdommel, Gans befindet sich im Besitz der Familie. Aus ihm ist, soviel ich weiß, das erst neuerdings erschienene Katzenbuch sowie das Vogelbuch zusammengestellt, die mit ihren nach den Handzeichnungen mechanisch wiedergegebenen Strichätzungen technischer Reize ermangeln.
Bis zum Ende blieb er all seinen Neigungen und Pflichten treu, soweit sein Zustand es ihm ermöglichte.
Am letzten Weihnachtsabend machte er noch den Versuch, dem Feste, das in gewohnter Weise gefeiert wurde, beizuwohnen. Als man den Christbaum anzündete, wurde er ins Zimmer getragen. Doch bald wurde ihm der Trubel zu viel und unter Tränen meinte er zu einem Bekannten: „Sie sehen, wie glücklich ich sein könnte, und wie unglücklich ich bin.“
Sein religiöser, ja kirchlicher Sinn war stark ausgeprägt. Mit Argwohn wurde von den[S. 31] Angehörigen eine Neigung zum Katholizismus beachtet, die sich als aus der nazarenischen Strömung herrührend erklären läßt, der er in der Jugendzeit während seines Aufenthalts im Overbeckschen Hause nicht fern stand.
Sein vaterländisches Gefühl ließ ihn eine Überbrückung des unheilvollen religiösen Zwiespalts der beiden großen Konfessionen erhoffen und in dieser Richtung selbst Schritte tun. So fanden in seiner Wohnung Zusammenkünfte protestantischer und katholischer Geistlicher statt, die freilich erfolglos blieben.
Die Kirchenbehörde von St. Michaelis wählte ihn zum Mitglied ihres Kollegiums und er entzog sich den Pflichten dieses Ehrenamtes nicht.
Mit diesen Strophen neckte ihn ein bekannter Pastor wegen der Ausübung seiner kirchenherrlichen Tätigkeit.
Seine militärischen Pflichten hat er als Mitglied der Bürgergarde bis zu seinem 45. Lebensjahre „treu erfüllt“.
Nicht unbetont mag es bleiben, daß Otto Speckter in seiner politischen Richtung ein Mann von streng konservativer Gesinnung war und in den Tagen des Umsturzes fest zu den Gewalten der Ordnung hielt.
Das brachte ihn, wie schon erwähnt, in Gegensatz zu seiner nächsten Verwandtschaft. Seine Schwester Hermine, die mit dem zur Frankfurter Nationalversammlung gewählten Professor Wurm verheiratet war, vertrat ihre sehr weit links gerichtete demokratische Auffassung mit großer Leidenschaft, und ihr schloß sich der übrige weibliche Teil der Familie an, der in Otto den mehr in ein Hirngespinst vernarrten weltfremden Träumer sah.
Er und seine Frau hielten zum preußischen Königtum und erhofften von der Bismarckschen Politik die deutsche Zukunft.
Den Zwiespalt der Meinungen beleuchtet ein aus jener Zeit erhaltener Brief Ottos, in dem er beglückt Schwester und Schwager die Geburt des ersten Sohnes anzeigt und der des jetzt wieder aktuellen Interesses halber im Anschluß an diesen Aufsatz hier wiedergegeben ist. Man nimmt daran wahr, wie die Dinge sich im ewigen Kreislauf wiederholen.
„Es ist wieder ein Speckter da!!“ heißt’s im ersten Jubel, und nachdem der Sehnsucht Worte verliehen sind, in dem Knaben unerfüllte Jugendwünsche verwirklicht zu sehen, geht es weiter: „Gott gebe, daß der Hans, wenn er anfängt zu denken, ein Einiges Deutschland und ein selbständiges Hamburg vorfinden möge.“ Und zum Schluß in rührender Herzensgüte, die politischen Groll nicht über menschliche Beziehungen Herr wissen will: „verzeiht vorgefallene Grobheiten“.
Es ist Speckter noch vergönnt gewesen, den Siegeslauf von 1870 zu erleben. Über seinem[S. 32] Krankenbett war eine Karte aufgehängt, auf der die eroberten Ortschaften mit Fähnchen abgesteckt wurden. Die Befreiung Straßburgs mit seinem symbolischen Münster erfüllte ihn mit innerem Jubel.
An der Kunde von der Ausrufung des Kaiserreichs in Versailles nahm er wohl kaum mehr bewußten Anteil.
Am 29. April 1871 pochte Freund Hein an seine Kammertür, der vertraute Weggenosse deutscher Zeichner von Holbein bis Rethel, und erlöste ihn mit milder Hand von seinen Martern.
So vollendete sich das Leben Otto Speckters, das, wie mich dünkt, von seinem Werke nicht zu scheiden ist.
In seiner Formstrenge beschlossen, in seiner Wirkung in die Weite und Breite gehend, wird es fast zum Symbol der alten deutschen Hansestadt, der er entstammt, und zum Spiegelbild des Bürgertums, aus dem er gekommen, und dem er sich mit all seinen Kräften zu eigen gegeben.
Aus ihm erklärt sich aber auch wieder seine Kunst.
Der Künstler, der auf einem Einzelgebiet bestimmten Problemen nachspürt, mag losgelöst von seiner Umgebung schaffen. Der Illustrator, der eigentliche Schilderer des Lebens, ist in dieser Losgelöstheit nicht denkbar.
Diese von Lebensgefühl gesättigte Kunst, die die Wesensart eines ganzen Landstrichs in keinem Zug verleugnet, aber alle Erscheinungen dieser Umwelt voll erfaßt und so deutet, daß überall, wo Deutsche und Menschen leben, sie als wahrhaftig empfunden werden, konnte nur auf einem Boden und innerhalb einer Gesellschaft erwachsen, die wie das Gemeinwesen der alten Städterepublik in einer auf Überlieferungen fußenden festen Form, politischer und religiöser Weitsichtigkeit den Spielraum läßt, der sie vor Verkümmerung in dogmatischer Enge bewahrt.
Und wo wäre solch Dasein natürlicher als in einer Handelsstadt, die durch tausend Interessen ihrer Bürger mit den entlegensten Gebieten des Weltballs und ebenso mit den widersprechendsten Anschauungen und Sitten der Menschheit verbunden ist.
Und wo wäre ein günstigerer Boden für solche Kunst als bei einem Bürgertum, dem ererbte Wohlhabenheit und alte Sitte die Pflege einer schönen Geselligkeit und edlen Menschlichkeit zu einer Lebensnotwendigkeit gemacht hat?
Das ist der Grund, warum in diesem Aufsatz, der das Werk Otto Speckters wieder der Vergessenheit entreißen soll, so wenig von diesem Werk selbst und soviel mehr vom Leben seines Schöpfers die Rede ist.
Für das eigentliche Schaffen mag, beredter als Worte es können, die Auswahl der Abbildungen sprechen.
Wir haben gesehen, wie sein ausgeprägtes Hamburgertum Speckter nicht darin beeinträchtigte, ein guter Deutscher zu sein.
Wie weit die Entwickelung des neuen Deutschland die kühnen Hoffnungen des Künstlers[S. 33] bewahrheitete, das mag hier dahingestellt bleiben. Er würde wohl mit einiger Enttäuschung darauf zurückblicken, zumal wenn er wahrnehmen könnte, was die nunmehr auch verflossene Glanzzeit des jungen Reiches aus seinem geliebten Hamburg gemacht hat.
Prägt sich doch in der Physiognomie dieser Großstadt, wie überall, der Geist der selbstzerstörerischen, mechanistischen und materialistischen Weltauffassung aus.
Aber auch hierin kann die Specktersche Kunst ein Arkanum sein, kann sie die in die Irre gegangene Menschheit zur Selbstbesinnung und Neubeseelung führen.
Denn so das sittliche Dasein einer Epoche ausschöpfend, es in seinen bezeichnenden Formen fest umreißend, wird das Werk des Künstlers mehr als bloßer Schmuck des Lebens und unterhaltsames Spiel, wird es zum Bollwerk gegen die zerstörerische Flut des Rohstofflichen und Seelenlosen, mit der das Leben selbst gegen die Überfeinerung des Sinnlichen reagiert, wird es im endlichen Verfall einer Kultur zum Eckstein, auf dem sich in Zeiten der Wiedergeburt neues Kulturwerk gründen kann.
Wir erleben heute eine Zeit des Übergangs. Der Verfall ist in allen Künsten deutlich sichtbar geworden, und die europäische Welt rüstet sich zum neuen Aufbau.
Wer den Strömungen der Zeitläufte sich nicht verschließt, der weiß, daß heute ein junges Künstlergeschlecht am Werk ist, das ein hoher Idealismus beseelt.
Das Bürgertum will zwar von seinen Schöpfungen nichts wissen. Diese Künstlerschaft und die heutige Bürgerlichkeit schließen sich auch gegenseitig aus.
Denn jenes Bürgertum, aus dem das Schaffen Otto Speckters erwachsen konnte, ist nicht mehr. Es ist in der Flut der mammonistischen Welle, die im vergangenen Jahrhundert über die Welt hereinbrach, versunken wie Vineta im Meer. Nur in der Stille des Feiertags hört der Kundige aus der Tiefe leise Glockentöne heraufdringen.
Selbstherrlich aus dem Nichts kann künstlerischer Idealismus allein das Wunder einer neuen Kunst nicht wirken. In der Festigkeit der sozialen Struktur sind die Vorbedingungen für eine natürlich gewachsene Kultur zu suchen.
Wie könnte das, was Inhalt und Wesen der Kunst ausmacht: Schönheit, Liebe, Treue, Glaube, Wahrhaftigkeit — wie könnte das anders in der Kunst Form erhalten, wenn es nicht schon im Gemeinschaftsleben der Menschen vorhanden wäre und sich nur in der Kunst zu spiegeln brauchte, ganz gleichgültig, ob dieses Gemeinschaftsleben patriarchalisch im Sinne der alten Familie oder, jetzt noch eine Utopie, in der Form des Kommunismus sich vollzieht. Ein Zusammenleben, das nur den Kampf aller gegen alle bedeutet, kann freilich nach außen nur ein Bild der Zerrissenheit zurückwerfen.
Der neue Geist will sich eine neue Welt bauen, neu in den Grundbedingungen, neu im Wesentlichen und neu in den letzten Auswirkungen. Aber die Voraussetzungen, die einer gewissen Volksart entsprechen, verändern sich in Jahrtausenden nicht viel, in Jahrhunderten nur um ein weniges. Sie sind Herrschaftsakte des Blutes. Die Künste, soweit ihre Legitimation echt ist, überspringen weit auseinanderliegende Zeitspannen und ergreifen einander, vereinigen sich immer wieder zu neuer schönerer Wirklichkeit.
[S. 34]
Echt ist ein Kunstwerk, sobald sein Urheber darin sein Bestes gegeben, und darin liegt letzten Endes das Geheimnis seiner Überzeugungskraft. Da mag denn auch das Werk Otto Speckters, das diesen Stempel der künstlerischen Legitimität seines Schöpfers trägt, den Heutigen als Wahrzeichen und Richtschnur dienen für ihren Dienst an der Erhaltung der unsterblichen Wesensart deutscher Formkraft und deutscher Sitte.
Widdersberg, August 1919.
F. H. Ehmcke
Ein Brief Otto Speckters
Hamburg, d 4 August 1848
Liebe Mine! lieber Wurm!
Es ist wahr ich habe einen kleinen Sohn! Jetzt nach grade fange ich an es denken zu können. Es ist wieder ein Speckter da!! Gebe Gott daß er Alles das erreiche was ich gewünscht habe, sowohl als Mensch wie als Künstler, mit einem Worte, daß er besser werde wie sein Vater, u dazu gehört besonders, daß er seine Mutter mehr in Ehren halte, denn lieber wird er seine nicht haben können.
Es wäre gar so schön, wenn das Werk was unser alter Vater begonnen, u. wofür er wie seine Söhne nur gedacht u empfunden haben, wenn das der Enkel erreichte, u nicht nur im Wollen u Streben, sondern in der Vollendung ein Künstler würde. Ja lieber W., täglich denke ich daran, wie schön es wäre, wenn unser Alter das noch erlebt hätte, er mit seinem Gemüth würde ein ächter Großvater sein, so ganz beständig auf seinem Platz sitzend beobachten, würden die beiden ganz ineinander gelebt haben, u mein Junge würde für sein ganzes Leben sehr viel daran gehabt haben. Doch mit dem Alten wird er doch noch leben, denn ich habe alle die alten Bilder u Zeichnungen in die Kinderstube aufgehängt, u dann soll er auch Johann nach seinem Großvater heißen, u dazu mögten wir denn gern die älteste Speckter gebeten haben uns dabei behülflich zu sein, u bei unserm Hans Gevatter zu stehen, wie das einzurichten ist weiß ich freilich nicht, doch darüber können wir uns verabreden, außerdem soll die Großmutter, u der alte Herterich dabei sein. Gott gebe, daß alles so guten Fortgang haben möge wie bisher, denn meine kleine Auguste u der Junge sind so wohl wie es nur zu wünschen ist, u Gott gebe daß der Hans, wenn er anfängt zu denken, ein Einiges Deutschland u ein selbstständiges Hamburg vorfinden möge, auch als Anerkennung u Freude über den Reichsverweser nenne ich ihn Johann, denn wenn der nicht gekommen wäre, so hätte ich keine Hoffnung für die Zukunft gehabt.
Daß ich Euch die Anzeige nicht früher selbst gemacht, müßt Ihr entschuldigen, ich hatte so viel um die Ohren u dachte denn auch, Sie wissen es ja schon, auch daß ich Deinen ersten Brief liebe Mine nicht beantwortet habe ist aus demselben Grund, doch jetzt noch ein paar Worte darüber. Du thust mir in so fern Unrecht, wenn Du glaubst ich bildete mir auf die Randzeichnung viel ein, wirklich nicht, ich konnte damals nichts anders[S. 35] machen, es ist mein Glaubensbekentniß Daß ich es Uhland geschickt thut mir leid da er so linkisch geworden ist, und folglich nicht mehr dichten kan, ich habe es dem Dichter Uhland geschickt dem ich diese Gedanken u Empfindungen auch verdanke, denn Anfangs wollte ich sein Lied „Was die Väter schufen“ u s w dazu nehmen, es wäre mir lieb gewesen wenn er es mir wieder geschickt hätte. Was Herrmann darüber gesagt hat gilt mir nicht so viel wie Kaulbachs Äußerung gegen Asher darüber: Überhaupt fange ich nach u nach an mir etwas auf d Blatt einzubilden durch die mancherlei Briefe-Sendungen von den verschiedensten Gegenden her, so schrieb unter andern Geibel „Ich bin mit seinem Gedankeninhalt so wie mit dem Liede völlig einverstanden“. Zum Schluß um Dich nicht zu langweilen aus Arndts vortrefflichem Brief nachdem er mit mir Nachts in der alten Stadt (Frankfurt) umhergewandelt ist schreibt „u selbst bei Steinen Mauren[1] u Schornsteinen muß ich ausrufen: o wie viel Prunk u nichtiger Tand ist in euch jungen! Denke ich vollends an das Geschrei, das von unserer Tribüne tost u allem Alten Ab! Ab! zuruft so sehe ich kaum ob wir einige hübsche Zierrathen u Arabesken von dem alten elegischen Reichsthum[1] von weiland retten werden. Die Jüngern hier sind leider zu jung u die Meisten von ihnen nur Nachbeter dessen was kosmopolitische Schelme von Juden u Franzosen ihnen leichtbegreiflich vorklingeln[1]“. Dan nennt er mich seinen lieben Otto u kommt auf unsern Alten, daß der sein Jugendfreund war in büschischen u studentischen Jahren, auch daß er, meine Schwester die liebe Wurmin kennen gelernt schreibt er. Kurz der Brief ist prächtig u meinem Hans aufbewahrt werden, denn wills Gott wird er auch ein ächt conservativer Speckter. Auch so behaltet mich, mein Weib u Kind lieb, u verzeiht vorgefallene Grobheiten.
Euer Otto Speckter.
Bis hier schrieb ich gestern Abend, weil meine kleine Frau noch ein paar Worte zufügen wollte, doch ist es zu unbequem im Bett zu schreiben.
[1] Im Originalbrief Arndts heißt es „Mauern“, „Reichsthurm“ und „vorwiegeln“.
An dieser Stelle möchte ich allen denen meinen Dank aussprechen, die durch Leihgaben oder Hinweise das Zustandekommen dieses Buches gefördert haben, so vor allem der Tochter Otto Speckters, Frau Direktor Anna Duncker in Hamburg, die mir in liebenswürdiger Weise Einblick in die Familienchronik gewährte, den Direktionen der Kunsthalle und des Staatsarchivs der freien und Hansestadt Hamburg, dem Dozenten an der staatlichen Kunstschule, ebenda, Herrn Dr. Wilhelm Niemeyer, Herrn Johs. E. Rabe in Hamburg und Herrn Karl Hobrecker in Charlottenburg.
F. H. E.
[S. 38]
1. Otto Speckter, nach einer Photographie etwa um 1847
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2. Otto Speckter, nach einer Handzeichnung seines Bruders
Erwin (1824)
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3. Storch mit Kind, nach einer im „Vogelbuch“
wiedergegebenen Handzeichnung
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4. Umrißzeichnung aus Prätzels „Hildrian“
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5. Umrißzeichnung aus Prätzels „Hildrian“
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6. Umrißzeichnung aus Prätzels „Hildrian“
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7. Umrißzeichnung aus Prätzels „Hildrian“
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8. 9. Zwei Lithographien aus den Fabeln
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10. 11. Zwei Lithographien aus den Fabeln
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12. 13. Zwei Lithographien aus den Fabeln
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14. 15. Zwei Glückwunschkarten
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16. 17. Zwei Bilder aus Rumohrs Kynalopekomachia, „Der
Hunde Fuchsenstreit“
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18. 19. Zwei Bilder aus Rumohrs Kynalopekomachia, „Der
Hunde Fuchsenstreit“
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20. Glückwunschkarte
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21. Umschlagzeichnung
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22. Ein Holzschnitt, Herkunft unbekannt
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23. 24. Zwei Lithographien aus „Noch 50 Fabeln“
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25. 26. Zwei Lithographien aus „Noch 50 Fabeln“
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27. 28. Zwei Lithographien aus „Noch 50 Fabeln“
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29. 30. Zwei Lithographien aus „Noch 50 Fabeln“
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31. Eine Lithographie aus „Noch 50 Fabeln“
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32. 33. Zwei Glückwunschkarten
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34. 35. Zwei Stahlstiche aus „Hannchen und die Küchlein“
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36. 37. Zwei Stahlstiche aus „Hannchen und die Küchlein“
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38. Holzschnitt aus den Fliegenden Blättern des Rauhen
Hauses“
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39. Holzschnitt aus den Fliegenden Blättern des Rauhen
Hauses
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40. 41. Holzschnitt aus den Fliegenden Blättern des
Rauhen Hauses
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42. Holzschnitt aus den Fliegenden Blättern des Rauhen
Hauses
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43. Radierung „Der große Unbekannte“
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44. 45. Zwei Radierungen aus Kletkes Fabeln
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46. Kupferstich aus dem „Gestiefelten Kater“
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47. Kupferstich aus dem „Gestiefelten Kater“
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48. Kupferstich aus dem „Gestiefelten Kater“
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[S. 39]
49. Kupferstich aus dem „Gestiefelten Kater“
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50. 51. Zwei Lithographien aus Andersens Märchen
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52. 53. Zwei Lithographien aus Andersens Märchen
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54. 55. Zwei Lithographien aus Andersens Märchen
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56. Ein Tafelbild aus „Brüderchen und Schwesterchen“
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57. Ein Tafelbild aus „Brüderchen und Schwesterchen“
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58. Ein Tafelbild aus „Brüderchen und Schwesterchen“
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59. Holzschnitt aus dem Katechismus
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60. 61. Zwei Holzschnitte aus den Fabeln
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62. Ein Holzschnitt aus den Fabeln
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oben
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63. Ein Holzschnitt aus „Noch 50 Fabeln“
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unten
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64. Ein Holzschnitt aus „Noch 50 Fabeln“
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Tafel
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65. Ein Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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66. Ein Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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67. Ein Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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68. Ein Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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69. Ein Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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70. Ein Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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71. 72. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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73. 74. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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75. 76. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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77. 78. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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79. 80. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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81. 82. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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83. 84. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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85. 86. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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87. 88. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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89. 90. Zwei Holzschnitte aus dem „Quickborn“
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91. 92. Zwei Holzschnitte aus „Hanne Nüte“
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93. 94. Zwei Holzschnitte aus „Hanne Nüte“
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95. Ein Holzschnitt aus „Hanne Nüte“
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96. Ein Holzschnitt aus „Hanne Nüte“
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97. 98. Zwei Holzschnitte aus „Hausmäuschen und
Feldmäuschen“
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99. 100. Zwei Holzschnitte aus „Hausmäuschen und
Feldmäuschen“
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101. 102. Zwei Holzschnitte aus „Hausmäuschen und
Feldmäuschen“
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103. Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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Seite
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104. Holzschnitt aus dem „Quickborn“
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[S. 40]
Benezé, E.: Eine Hamburger Künstlerfamilie, II. O. Speckter, in der Zeitschrift für Literatur, Kunst und Wissenschaft, Beilage des Hamburger Correspondenten, 10. 11. 1907. Hamburg, Hamburger Correspondent.
Benezé, E.: Neues über Julius Oldach, Jahrbuch der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde, 1903. Hamburg, Lütcke & Wulff, 1903.
Benezé, E.: Von Erwin Speckter und seinen Freunden, Jahrbuch der Gesellschaft Hamburgischer Kunstfreunde, 1904. Hamburg, Lütcke & Wulff, 1904.
Daheim-Kalender für 1873, S. 69: Otto Speckter und die Störche (Verfasser nicht genannt). Velhagen & Klasing, Bielefeld.
Friedrichs, F.: Die drei Speckters (Erwin, Otto, Hans), in Kunst und Künstler, 1907, VI. S. 68/78.
Hamburgisches Künstlerlexikon, Bd. I, S. 243. Hamburg, Hoffmann & Campe, 1854.
Hirschberg, L.: Wässrige Zinnoberlösung (über den „Hildrian“), in der Zeitschrift für Bücherfreunde, 1912, II, mit drei Abbildungen.
Lichtwark, A.: Das Bildnis in Hamburg, Bd. 1., 2., S. 170-174, usw. Hamburg, Richter, 1898.
Lichtwark, A.: Herrmann Kauffmann und die Kunst in Hamburg von 1800-1850, S. 47. München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vormals Friedrich Bruckmann, 1893.
Lichtwark, A.: Monographie über Oldach, Verlag der Kunsthalle zu Hamburg 1899.
Nagler, G. K.: Künstlerlexikon, Bd. 17, S. 124-125. München, E. A. Fleischmann, 1845.
Rump, Ernst: Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung von Hamburg, S. 132. Hamburg, Bröcker, 1912.
Schapire, Rosa: Klaus Groth und Otto Speckter, in Kunst und Künstler 1909, VII, S. 547/50.
Schapire, Rosa: Otto Speckters Lithographie aus dem Jahre 1848, in der Zeitschrift für Bücherfreunde, 1911, III, S. 33, mit einer Tafel.
Singer, H. W.: Allgemeines Künstlerlexikon, 3. Aufl. Bd. 4, S. 316. Frankfurt a. M., Rütten & Löning, 1901.
Speckter, Maria Auguste, geb. Bergeest, Familienchronik Otto Speckter. (Manuskript.)
Zimmermann, E.: Geschichte der Lithographie in Hamburg, S. 44/50. Hamburg, Adler, 1896.
[S. 43]
Die nachfolgende Bibliographie, welche ursprünglich nur des Künstlers Hauptwerke enthielt und für meine eigenen Zwecke eingerichtet war, habe ich auf Wunsch des Herrn Professor Ehmcke erweitert, und verdanke ihm außer dieser Anregung auch eine Reihe von Titeln, namentlich Hamburgiensien. Leider hatte ich nicht die Zeit, die unbedingt nötig ist, um ein so schwieriges Kapitel erschöpfend zu bearbeiten. Alles mußte binnen weniger Monate geprüft und gebucht werden, und an ein systematisches Suchen, wie ich es sonst liebe, war daher wenig zu denken, besonders, da auch andere Arbeiten ähnlicher Art mich gleichzeitig beschäftigten. Trotzdem hoffe ich, daß mein Verzeichnis nichts Wesentliches vermissen lassen wird. Eine Bibliographie Speckters gab es bisher nicht, und manches wird den Sammlern darin neu sein.
Meine besondere Vorliebe für den Meister rührt daher, daß er Unvergängliches für die Kinderwelt geschaffen hat, Bilderbücher, welche nie ihren Wert verlieren werden, und die in meiner Sammlung von Jugendliteratur einen Ehrenplatz einnehmen. Heys Fabeln z. B. sind allen guten Deutschen bekannt, und nicht nur des Textes wegen. Jedermann kennt auch die Bilder dazu, nicht aber den Namen des Künstlers. Es wird deshalb auch Nichtsammlern empfohlen, einen Blick in die Aufstellung der von Speckter illustrierten Bücher zu tun, namentlich aber, sich dieselben in unseren öffentlichen Sammlungen anzusehen, und wirkliches Können mit der heute sich breit machenden Scheinkunst zu vergleichen.
Sachlich habe ich zur Bibliographie zu bemerken, daß ich die Anordnung chronologisch vorgenommen habe, obwohl hierdurch manches Zusammengehörige getrennt wurde. Das Titelregister macht dies wieder gut, und wird beim praktischen Gebrauche die Übersichtlichkeit auch im allgemeinen erleichtern. Wiederholungen an dieser Stelle sollen der Sammlerwelt noch mehr entgegenkommen.
Ein Sternchen bei der laufenden Nummer weist auf eine Anmerkung am Schlusse der Bibliographie hin.
Es würde mich freuen, wenn meine Arbeit Anklang fände. Jedenfalls tat ich, was in meinen Kräften stand, und bitte, Unvollkommenheiten zu verbessern. Den Herren Verlegern Speckterscher Werke, die mir meine Fragebogen mit liebenswürdiger Geduld beantworteten, sage ich an dieser Stelle noch einmal meinen Dank, ich habe auf solche Art manche wichtige Angabe erhalten.
Konnte ich mein bescheidenes Teil dazu beitragen, Meister Otto Speckters Andenken wieder aufzufrischen, so ist meine Aufgabe erfüllt. Hoffen möchte ich noch, daß uns die wesentlichen, nicht mehr im Handel befindlichen Bücher des Künstlers recht bald aufs Neue zugänglich gemacht werden, und zwar nicht als Luxusdrucke, sondern in Ausgaben, die allen erreichbar sind.
Charlottenburg, Lietzensee-Ufer 2, im September 1919.
Karl Hobrecker
[S. 44]
1.
|
1827. (Wächter, Leonhard G. P.
L.) Jugendunterhaltungen. Mit einer
ganzseit. Titellithogr. und einer Vignette. Goed. V, 492, 10, 9. Gr.
12o.
|
Hamburg
A. Campe |
|
2.
|
1. 1828. Lappenberg, Joh. Mart.
Programm zur 3ten Sekularfeyer der bürgerschaftlichen Verfassung Hamburgs
am 29. Sept. 1828. Mit dem Titelbildnis Bugenhagens, L. Cranach px.,
O. Speckter lith., 2 Vign., 2 Stadtplänen u. Abb. der damal. Volkstrachten.
|
Hamburg
Perthes |
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3.
|
1830. Schmidt, Phil. — Buek, F. G.
Hamburg in naturhistorischer und medicinischer Beziehung. Mit
Titelbild und Vignette.
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Hamburg
Hoffmann & Campe |
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4.
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* |
1831. Prätzel, K. G. Hildrian,
ein Sommermärchen in sechs Gesängen, und die Bittschrift. Zwei poetische
Erzählungen mit (6) Bildern (Umrißzeichnungen).
12o. 176 S.
|
Hamburg
Nestler & Melle |
5.
|
* |
1833. (Hey, Wilh.)
Fünfzig Fabeln für Kinder. In Bildern gezeichnet
von Otto Speckter. Mit einem ernsthaften Anhange. 42 S. Gr.
8o. 2 Deckelzeichn. u. 50 Bilder in Lithographie.
(2. Ausgabe 1834.) Neue Ausgabe 1836. Kupferstich.
|
Hamburg
Perthes |
6.
|
1833. (Marston, J. E.)
Der holsteinische Tourist oder Wegweiser für
Fußreisende in der Umgegend von Hamburg, von Peregrinus Pedestris. Mit 28
Lith. v. Speckter & Co., davon v. O. S. gez. u. lith. die Blätter:
Steinbeck — Reinbeck — Eppendorf — Segeberg — Mölln — Ratzeburg. Spätere
Aufl. 1836, dieselb. Bilder enthaltend, gedr. bei A. Cranz & Co.
|
Hamburg
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|
7.
|
1834. v. Chamisso, Adalb.
Gedichte. 2. Aufl. Mit 1 Kupfer R. Reinick px.,
L. F. Heine del., Barth sculps. und 6 Radierungen v. O. Speckter. Goed. VI,
152, 40. Gr. 12o.
|
Leipzig
Weidmann |
|
8.
|
1834. (Marston, J. E.)
Des Hamburgischen Dampf-Boots Gefährte bei
Lustfahrten auf der Nieder-Elbe. Mit 8 Lith. von Speckter & Co.,
wahrscheinl. von Otto Speckter gezeichnet u. lith.
|
Hamburg
|
|
9.
|
1835. (Fabricius J. Fr.)
Hamburg wie es rennt und reitet, oder Wandsbecks
glorreiche Julitage während des ersten Pferderennens daselbst. In e.
humorist. Briefe dargestellt von P. Hippodromus. Mit einer
Titellithographie.
|
Hamburg
Berendsohn |
|
10.
|
1835. Kynalopekomachia. Der
Hunde Fuchsenstreit. Hrsg. v. C. Fr. v. Rumohr. Mit 6 Bildern (Rad.).
8o. 150 S.
|
Lübeck
v. Rohden |
|
11.
|
1836. Buek, F. G. Wegweiser durch
Hamburg u. die umliegende Gegend. Mit 35 lith. Ansichten, darunter 2
von O. S.
|
Hamburg
|
|
12.
|
1837. Die Hamburger Kunstausstellung
1837. Mit einer Umschlagzeichn. O. S. inv. et
fec. u. 19 v. O. S. lith. Reproduktionen.
|
Hamburg
|
|
13.
|
* |
1837. (Hey, W.) Noch 50 Fabeln für
Kinder. In Bildern gez. v. O. S. Nebst einem ernsthaften Anhang u. ¾
B. Musikbeilagen. Gr. 8o.
Steindruck. 2 Deckelzeichnungen und 50 Bilder.
|
Hamburg
Perthes |
14.
|
1838. Eberhard, A. G. Hannchen und
die Küchlein. 7. Aufl. Mit 10 Stahlstichen. Kl.
4o.
|
Halle u. Leipzig
Renger |
|
15.
|
* |
1838-46. Deutsche Dichtungen mit
Randzeichnungen deutscher Künstler. Bd. 1. 2. Enthält von O. S. in Bd.
I S. 25 eine Radier. „Das zerbrochene Ringlein“, in Bd. II, S. 10 eine
Radier. zu „Es ritten 3 Reiter zum Thore hinaus“.
|
Düsseldorf
Buddeus |
16.
|
* |
1840. Hey,
Guillaume. Cinquante fables pour les enfants. Trad. de l’allemand et
ornées de 50 fig. sur bois d’après les vignettes d’O. S. par F. G. Gubitz.
Gr. 8o. Erste
Holzschnitt-Ausgabe?
|
Hamburg
Perthes |
17.
|
* |
1840-1890. Fliegende Blätter aus dem
Rauhen Hause zu Horn b. Hamburg. Beiblatt, zahlr. Beiträge O.
Speckters enthaltend, mit Wiederholungen. (Später erschienen unter dem
Titel: Geschichten u. Bilder aus d. inneren Mission, v. Wichern.)
|
Hamburg
Agentur des Rauhen Hauses |
18.
|
1840/41. Runge, Ph. O. Hinterlassene
Schriften. Hrsg. v. dessen ältesten Bruder. 2 Teile. Enth. 7 Entwürfe,
die O. S. lith. hat. Hirzel 127. Goed. IV, 48, 2.
|
Hamburg
Perthes |
|
19.
|
1841. Avé-Lallement, B. Rückblicke
auf das 3. Norddeutsche Musikfest zu Hamburg. Mit 6 Lith. v. O. S.
|
Lübeck
|
|
20.
|
1841. Lebrun, C. Jahrbuch für
Theater und Theaterfreunde. Jahrg. 1. Mit Titelb. u. Titelvign. v.
Speckter & Co. Lith.
|
Hamburg
|
|
21.
|
1841. Kletke, Herm. Deutsche Fabeln
des 18. u. 19. Jahrhunderts. Mit Bild. v. O. S. u. H. Asmus. Enth. 4
ganzseit. Radier. v. O. S. u. 1 farb. Lith. v. A.
|
Berlin
Klemann |
|
22.
|
* |
1843. Das Märchen vom gestiefelten
Kater in den Bearbeitungen von Straparola, Basile, Perrault und Ludw.
Tieck. Mit 12 Radier. Kl. 4o. 2. Aufl. 1858.
3. Aufl. 1866. Neudr. Nr. 58.
|
Leipzig
Brockhaus |
23.
|
1843. Wienbarg, Ludw. Hamburg und
seine Brandtage. Mit 1 Plan v. Hamburg. 1 Panorama v. Jungfernstieg u.
3 Ansichten v. O. S. Kl. 8o.
|
Hamburg
Kittler |
|
24.
|
* |
1845. Andersens neue Märchen.
Aus dem Dänischen von Le Petit. Mit 6 lith. Bild.
8o. 2. Band: Aus d. Dänischen von H. Zeise, mit 6
Bild. Neudr. Nr. 59 u. 60.
|
Hamburg
Kittler |
[S. 46]
25.
|
a. |
1845. Müllenhoff, K. Sagen, Märchen
und Lieder der Herzogthümer Schleswig-Holstein u. Lauenburg. Gr.
8o. Umschlagzeichnung.
|
Kiel
Schwers |
25.
|
b. |
1845. Volksbuch für das Jahr
1845. Mit Beiträgen von E. M. Arndt, H. Biernatzki u. a. 2.
Jahrg. Enth. v. O. S. 3 Radier. (Der 1. Jahrg. enth. nichts von O. S.)
|
Kiel
Schwers |
26.
|
1846. Andersen, H. C. A. Abenteuer
und Märchen einer Neujahrsnacht auf einer Fußreise nach Amack. Ins
Deutsche übertragen u. mit e. biogr. Lebensbeschreibung des Verf. eingel.
v. Le Petit. Nebst des Verf. Bildnis (v. O. S.).
|
Hamburg
Gobert |
|
27.
|
1847. Andersen,
The shoes of fortune, and other tales. With 4 drawings by O. S. and
other ill.
|
London
|
|
28.
|
1847. The
charmed roe, or the little brother and little sister. A fairy story.
Illustrated by O. S., with twelve plates. Drawn on stone by Louis Haghe and
Thomas Picken. Neudruck: Nr. 54.
|
London
John Murray |
|
29.
|
1849. Dr.
Martin Luthers kleiner Catechismus für die
Pfarrherren, Schulmeister, Hausväter, Jugend und Kinder. Mit 32 Bildern v.
O. S. nach verschiedenen Meistern. Kl. 4o, o. J.
2. Aufl. 1849, 3.: 1852, 4.: 1854 usw. bis 10. Aufl. 1891.
|
Hamburg
Agentur des Rauhen Hauses |
|
30.
|
1850. Hey, W. 50 Fabeln für
Kinder. Neue Ausg. mit Holzschnitten nach neuen Zeichnungen.
8o. 50 Bl. u. 40 S.
|
Hamburg
Perthes |
|
31.
|
1854. Beneke, Otto, Hamburgische
Geschichten und Sagen. Gr. 8o.
(Umschlagzeichnung.) IV, 389 S.
|
Hamburg
Perthes-Besser & Mauke |
|
32.
|
1854. 200 Bilder mit Versen zum
Vertheilen unter Jung u. Alt. Kl. 8o. Von
Speckter sind 5 (?) Holzschnitte (Orig.-Zeichn.).
|
Hamburg
Agentur des Rauhen Hauses |
|
33.
|
1855. Drei Invaliden.
Illustriert von mehreren Mitgliedern des Künstler-Vereins (darunter O. S.).
1 Bl. 120 S. m. Holzschn. im Text u. 1 Holzschn.-Tafel.
|
Hamburg
Perthes-Besser & Mauke |
|
34.
|
1856. Beneke, Otto, Hamburgische
Geschichten und Denkwürdigkeiten. (Umschlagzeichnung.) Gr.
8o VI, 487 S.
|
Hamburg
ebenda |
|
35.
|
* |
1856. Groth, Klaus. Quickborn.
Mit 138 Holzschnitten nach Zeichnungen von O. S. XVI, 432 S. 1 Bl. 2. Aufl.
1869; Hamburg, Mauke. VIII, 410 S. 3. Aufl. 1900 (= 25. Jubil.-Aufl. des
Quickborn); Kiel, Lipsius & Tischer. 4. und 5. Aufl. 1913, XXXVIII, 424
S.; Kiel, Lipsius & Tischer.
|
Hamburg
ebenda |
[S. 47]
36.
|
1856. (J. Herbst) Stephan und Lulu.
Eine Erzählg. f. Kinder. Mit 5 lith. u. in Farb. gedr. Bild.
12o. 2 Bl. 145 S.
|
Hamburg
Perthes-Besser |
|
37.
|
* |
1858. Picture
fables, drawn by O. S., engraved by the broth. Dalziel. With rhymes
translated from the German by H. W. Dulcken. Gr.
8o. Enthält neu: Titel u. e. ganzs. Holzschnitt.
|
London
|
38.
|
1857. Münchener Bilderbogen.
Nr. 193: Der Froschkönig.
|
München
Braun & Schneider |
|
39.
|
Nr. 216: Rapunzel.
|
||
40.
|
* |
1858. Nr. 231: Brüderchen und Schwesterchen.
|
|
41.
|
1860. Endrulat, Bernh.
Das Schillerfest in Hamburg am 11., 12. u. 13.
November 1859. Mit 12 Holzschn. Gr. 8o. XV, 367
S.
|
Hamburg
O. Meißner |
|
42.
|
1860. (Poel, E.)
Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Amalie
Sieveking, in deren Auftrage von einer Freundin verfaßt. Mit e.
Vorwort v. Wichern u. e. Orig.-Lith. v. O. S. Gr.
8o.
|
Hamburg
|
|
43.
|
* |
1861. Gatty,
Marg. Parables from Nature. III. by L. Fröhlich, W. Hohnau-Hunt, E.
Burne-Jones, Otto Speckter, E. H. Thomas, J. Tenniel etc.
|
London
George Bell |
44.
|
1863? Hey, W. Noch 50 Fabeln für
Kinder. Neue (Holzschnitt-) Ausgabe.
|
Gotha
Perthes |
|
45.
|
1865. Reuter, Fritz. Hanne Nüte un
de lütte Pudel. ’Ne Vagel- un Minschengeschicht. Ill. Ausg. m. 40
Holzschn. nach Zeichn. v. O. S. (Auch in Mappe mit abgekürztem Text
erschienen.)
|
Wismar und Ludwigslust
Hinstorff |
|
46.
|
1865/68. Daheim. Ill.
Familienzeitschrift.
1. Jahrg. 1865. S. 645. Eine Hamburger Milchschenke.
Orig.-Z. Fol.; Blattgroß, quer. Zu dem Aufsatze: „Vor den Thoren Hamburgs“
(ohne Verf.). |
Leipzig
Velhagen u. Klasing |
|
4. Jahrg. 1868. S. 277. Am
Hopfenmarkt in Hamburg. Orig.-Z. Fol.; Blattgroß, hoch. Zu dem Aufsatze:
„Hamburger Markttreiben“, von A. B. |
|||
Desgl. S. 421. Bilder aus dem
Katzenleben. 12 Abb. a. einem Blatt, Fol. Zu dem Aufsatze: „Unsere
Hauskatze“, v. F. Schlegel. |
|||
Desgl. S. 533. Szenen vom Hühnerhof.
13 Abb. auf einem Blatt, Fol. Zu dem Aufsatze: „Unser Hühnerhof“, v. F.
Schlegel. |
|||
47.
|
1865? Storm, Th. Zwei
Weihnachtsidyllen. Ill. v. O. S. u. L. Pietsch.
12o.
|
Berlin
|
|
[S. 48]
48.
|
* |
1866. Harnisch, A. Vom Hausmäuschen
und Feldmäuschen im Stadtschlößchen und Landhäuschen. Mit Titelbild u.
Titelvignette (letztere später nicht wiederholt). 2. Aufl.
Kl. 4o. 64 S.
|
Neisse
F. Bär |
49.
|
1870? Dasselbe (3. Aufl.).
2 + 52 S. 8o. Mit 13 Holzschn., davon einer (S.
11) aus der früheren Aufl. wiederholt.
|
Breslau
Trewendt |
|
Nach des Künstlers Tode
erschienen:
|
|||
50.
|
1872. Daheim Kalender für das
deutsche Reich auf das gemeine Jahr 1873, hrsg. von der Redaktion des
Daheim. (2. Jahrg.) S. 69: O. S. und die Störche. Mit 7 Holzschn.
|
Bielefeld u. Leipzig
Velhagen & Klasing |
|
51.
|
* |
1890. Neues Fabelbuch. Mit
Orig.-Z. v. O. S. Gedichte von E. v. Esmarch, Ulr. Meyer, O. Schlotke.
(Die 41 Bilder [Holzschnitte und Zinkätzungen] sind
teilweise aus dem Daheim [Nr. 46] wiederholt.)
|
Hamburg
Gerh. Speckter |
52.
|
1900. Otto Speckters Katzenbuch.
Mit Gedichten von Gustav Falke. (Die 10 Bilder, Zinkätzungen, sind bis auf
2 auch in Nr. 51.)
|
Hamburg
Janssen |
|
53.
|
1901. Otto Speckters Vogelbuch.
Mit Gedichten von G. Falke. (29 Kornraster-Reproduktionen, teilw. aus Nr.
51 wiederholt.)
|
Hamburg
Janssen |
|
Neudrucke:
|
|||
54.
|
* |
Um 1900? Andersens Märchen. Mit
11 Bild. v. O. S. Ausgewählt vom Hamburger Jugendschriften-Ausschuß.
|
Berlin
Mecklenburg |
55.
|
1900. Der gestiefelte Kater.
Bilder v. O. S. Für Alt u. Jung mit neuem Text von Ferd. Avenarius, hrsg.
vom Kunstwart.
a) Liebhaber-Ausgabe mit
(12) Photogravüren.
b) Einfache Ausgabe mit (12) Rasterdrucken. |
München
G. Callwey |
|
56.
|
1902. Brüderchen und Schwesterchen.
Ein Bilderbuch von O. S. 16 S. Text u. 12 Tafeln. Nach dem engl. Original.
|
Hamburg
A. Janssen |
|
57.
|
1908. Noch 50 Fabeln für Kinder.
In Bildern gez. v. O. S. Nach der ersten Ausgabe.
|
Hamburg
Janssen |
|
58.
|
1912. Die Schneekönigin von H.
C. Andersen. Mit Bildern v. O. S. Hrsg. vom Dürer-Bunde. (Nr. 66 von „Der
Schatzgräber“.) (Enthält 3 Rasterdrucke, davon 1 nicht in Nr. 54.)
|
München
Callwey |
|
59.
|
1912. 50 Fabeln für Kinder. In
Bildern gez. v. O. S. Nach der ersten Ausg.
|
Hamburg
A. Janssen |
|
60.
|
50 Fabeln für Kinder von Wilh.
Hey. Mit 50 Bildern, gezeichn. v. O. S. (Nach d. 1. Ausg. v. Jahre 1833.)
41. der blauen Bändchen, hrsg. v. J. v. Harten u. K. Henniger.
|
Köln
Schaffstein |
[S. 49]
Nr. 4. Hildrian. Unser erfolgreichster Bibliophile, Herr Dr. Leopold Hirschberg, sagt hiervon: Der Wert des Büchleins besteht in den Speckterschen Bildern, die zu des Meisters allerreizendsten und zartesten Schöpfungen gehören. Zeitschr. für Bücherfreunde, 1912. Heft VII.
Nr. 5. 50 Fabeln. Die Ausgaben der Fabeln zu ermitteln, hat viel Kopfzerbrechen gekostet, und ich muß mir weitere Aufklärungen für später vorbehalten. Nach Mitteilung des Verlages Perthes in Gotha ist die 1. Auflage von 1833 lithographiert. Die 2. Auflage, welche ich in Augenschein nehmen konnte, ist in Tiefdruck hergestellt (Steinradierung?) und noch größtenteils Speckters Originalarbeit. Eine spätere Ausgabe, vom Kupfer gedruckt, trägt zuweilen die Signatur: J. Leudner sculps. 1835. Diese Bilder sind umgezeichnet und nicht mehr gut. Es ist überall, auch in der Familienchronik, nur von lithographischen Drucken die Rede; daß es auch im Tiefdruckverfahren hergestellte gibt, ist allem Anscheine nach eine Neuentdeckung. Der Neudruck 59 (Janssen) ist nach der 1. Auflage, Neudruck 60 (Schaffstein) wahrscheinlich nach der 2. Auflage hergestellt.
Nr. 13. Noch 50 Fabeln. Es ist zu beachten, daß sowohl für diese Ausgabe wie für Nr. 5 Speckter auch die Deckelzeichnungen anfertigte, ebenso für die ersten Holzschnittauflagen. Spätere Umschläge rühren dagegen nicht von ihm her. Die ersten Auflagen wurden von A. Mayer nach Speckter lithographiert, sie sind untereinander verschieden und die Bilder nicht gut. Später wurde Hey als Verfasser genannt, in einer solchen, noch lithographierten Ausgabe, ist auch der Text vom Stein gedruckt, während er bei der 1. Auflage in Buchdruck hergestellt ist.
Nr. 15. Deutsche Dichtungen. Diese beiden Bände bilden die Fortsetzung zu Rob. Reinick, Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde, Düsseldorf 1838, welches aber nichts von Speckter enthält.
Nr. 16. Cinquante Fables. Den Angaben in der Speckterschen Familienchronik nach und meinen bisherigen Forschungen zufolge sind die Holzschnitte der ab 1850 erschienenen Auflagen am ehesten auf O. S.s Originale zurückzuführen, während die vorherigen viel steifer anmuten. Auch Nr. 16 zeigt schlechte Bilder, dagegen finden sich in Gubitz’ Volkskalender für 1840 und 41 schon Abdrucke, die wohl gleichzeitig mit den neuen Auflagen der Fabeln erschienen und die sehr viel besser sind. Ich nehme an, daß schon vor Nr. 30 eine gute Holzschnittausgabe erschien und bitte um Mitteilungen. Das interessante Kapitel bedarf weiterer Forschung, zu der mir die Zeit bisher mangelte.
Nr. 17. Fliegende Blätter des Rauhen Hauses. Nicht alle Beiblätter enthalten Holzschnitte Speckters, die späteren Jahrgänge bringen Wiederholungen. Manches wurde zu späteren Publikationen des R. H. benutzt, so sind z. B. vermutlich „Köhler, Gebetbüchlein[S. 50] für Kinder“ und „Wichern, Zwei Weihnachtsgeschichten“ mit bereits früher erschienenen Holzschnitten ausgestattet.
Nr. 22. Der gestiefelte Kater. Ich besitze eine dänische Ausgabe, Eventyret om den bestovlede Kat, Kopenhagen 1858, die noch ausgezeichnete Radierungen enthält, welche den Urdrucken nicht nachstehen. — Der Neudruck 55 a ist recht gut und gibt die schönen Illustrationen so wieder, wie es sich bei einer Reproduktion nur immer erreichen läßt. Im Neudruck 55 b sind die Bilder verkleinert.
Nr. 24. Andersen, Märchen. Der Umstand, daß im gleichen Verlage auch noch andere Bücher erschienen, gibt rührigen Speckterverehrern Gelegenheit, drei weitere Werke für unsern Meister in Anspruch zu nehmen. Es sind das:
J. C. Kröger, Blüthen und Früchte,
J. C. Kröger, Bilder und Scenen,
J. C. Kröger, Perlen für die Jugend.
Während das erste in seiner Art — nicht in seiner Ausführung — noch entfernt an Speckter erinnert, sind die andern nach meiner oft kritisch geprüften Meinung so wenig von ihm, wie man den kleinen Moritz, der unter Oberländers Handführung an den Fliegenden Blättern wirkte, für die Mitarbeit an den Illustrationen zu den Werken Friedrichs des Großen zitieren kann. Weder in den Referaten über diese drei Bücher noch in ihren Vorreden oder im Titel ist von O. S. die Rede; der Lithograph des ersten ist Leidesdorf. Warum der Hamburger Verlag verschwiegen haben soll, daß Speckter die Bilder zu den betreffenden Büchern zeichnete, ist mir unerfindlich. Der jetzige Besitzer des Kittlerschen Verlags konnte mir bei aller Freundwilligkeit bis jetzt keine Angaben machen. — Ich behandle diesen Fall ausführlicher, als es nötig sein sollte, weil die drei Bücher immer wieder als Specktersche angeboten werden und dies nur seinen Namen zu schänden geeignet ist.
Nr. 35. Klaus Groth’s Quickborn. Meiner Ansicht nach das Hauptwerk des Künstlers und nach Bild wie Text eines unserer schönsten Bücher. Die 3. Aufl. enthält eine gute Radierung Krauskopfs (Bildnis Klaus Groths von 1884), leider aber auch zwei abscheuliche Illustrationen von wesensfremder Hand, die mit Speckterscher Kunst nichts zu tun haben. Der Quickborn ist noch im Handel, anscheinend in recht guter Form.
Nr. 37. Picture fables. Die Holzschnitte sind anders als die der deutschen Ausgaben und wollen mir nicht so gut gefallen; sie sind etwas anglisiert.
Nr. 40. Münchener Bilderbogen, Brüderchen und Schwesterchen. Erschien auch als Münchener Bilderbuch Nr. 17. Die Darstellungen weichen von denen zu Nr. 28, den englischen, ab.
Nr. 43. Parables from nature. Ich konnte den Titel nur nach einer späteren Auflage (von 1888) feststellen und weiß daher nicht, ob die sämtlichen übrigen Zeichner an der 1. Aufl. mitarbeiteten.
[S. 51]
Nr. 44. Noch 50 Fabeln. Ich glaube, daß die Holzschnittausgabe des zweiten Teils früher erschienen ist, als Familienchronik und Verlagsverzeichnis angeben. — Die Jubelauflage in kleinem Format (beide Teile) erschien 1883, sie ist noch im Handel und gut. Es gibt eine kolorierte Ausgabe des ersten Teils und Umzeichnungen, Nachdrucke, Imitationen verschiedenster Art, deren Aufzählung hier zu weit führen würde.
Nr. 48. Harnisch, Hausmäuschen. Die erste Auflage dieses hübschen Buches, Neiße (1864?) enthält keine Bilder von Speckter. Es sind 8 Auflagen erschienen, die letzte vor etwa 10 Jahren.
Nr. 51. Neues Fabelbuch.
Nr. 52. Katzenbuch.
Nr. 53. Vogelbuch. Ich führe diese Bücher nicht unter den Verfassernamen an, weil der Text den Bildern nur als Beiwerk mitgegeben wurde und namentlich in Nr. 52 und 53 ganz unbedeutend ist. 51 und 53 enthalten gute Illustrationen.
Nr. 54, 58. Andersens Märchen. Beide Neudrucke sind gut.
[S. 52]
Andersen, Abenteuer
|
1846
|
Andersens neue Märchen
|
1845-46
|
Neudruck Nr. 54, 58
|
|
Avé-Lallement, Rückblicke
|
1841
|
Beneke, Hamburgische Geschichten
|
1856
|
Bilder, 200 mit Versen (Rauhes Haus)
|
1854
|
Brüderchen und Schwesterchen, englische Ausgabe
|
1847
|
Münchener Bilderbogen
|
1858
|
Neudruck Nr. 56
|
1905
|
Buek, Wegweiser
|
1836
|
Chamisso, Gedichte
|
1834
|
Daheim
|
1865-68
|
Daheim-Kalender
|
1873
|
Deutsche Dichtungen
|
1843, 46
|
Drei Invaliden
|
1855
|
Eberhard, Hannchen
|
1838
|
Endrulat, Das Schillerfest
|
1860
|
englische Bücher Nr. 27, 28, 37, 43
|
|
Fabeln von Hey
|
1833, 37, 40, 50
|
Fabeln von Kletke
|
1841
|
Fabelbuch, Neues
|
1890
|
(Fabricius), Hamburg, wie es rennt
|
1835
|
Fliegende Blätter (Rauhes Haus)
|
1840-90
|
Der Froschkönig (Münchn. Bilderbg.)
|
1857
|
Gatty, Parables from Nature
|
1861
|
Groth, Klaus, Quickborn
|
1856
|
Hamburgiensien Nr. 2, 3, 7, 8, 9, 11, 12, 19, 23,
31, 34, 41, 42
|
|
Die Hamburger Kunstausstellung
|
1837
|
Hannchen und die Küchlein
|
1838
|
Hanne Nüte
|
1865
|
Harnisch, vom Hausmäuschen
|
1866, 70
|
Hey, 50 Fabeln
|
1833, 1850
|
Hey, noch 50 Fabeln
|
1837, 1863
|
englische Ausgabe
|
1858
|
Dass., französische Ausgabe
|
1840
|
Neudrucke Nr. 57, 59, 60
|
|
Hildrian
|
1831
|
Katechismus
|
1849
|
Kater, der gestiefelte
|
1843
|
Neudruck Nr. 55
|
1900
|
Katzenbuch
|
1900
|
Kletke, Deutsche Fabeln
|
1841
|
Kynalopekomachia
|
1835
|
Lappenberg, Programm
|
1828
|
Lebrun, Jahrbuch für Theater
|
1841
|
Luther’s kleiner Katechismus
|
1849
|
Marston, Hamburg. Dampfboot
|
1834
|
Marston, Holstein. Tourist
|
1833
|
Müllenhoff, Sagen
|
1845
|
Münchener Bilderbogen
|
1857, 58
|
Parables from Nature
|
1861
|
Picture fables (Hey)
|
1858
|
Poel, Amalie Sieveking
|
1860
|
Prätzel, Hildrian
|
1831
|
Quickborn
|
1856
|
Rapunzel (Münchner Bilderbogen)
|
1857
|
Reuter, Hanne Nüte
|
1865
|
Roe, the charmed
|
1847
|
Rumohr, Kynalopekomachia
|
1835
|
Runge, Hinterlassene Schriften
|
1840
|
Schmidt, Hamburg naturhistorisch
|
1830
|
Stephan und Lulu
|
1856
|
Storm, 2 Weihnachtsidyllen
|
1865
|
Vogelbuch
|
1901
|
Volksbuch für Schleswig
|
1845
|
Wächter, Jugendunterhaltungen
|
1827
|
Weihnachtsidyllen (Storm)
|
1865
|
(Wichern, Geschichten und Bilder) Nr. 17
|
|
Wienbarg, Hamburgs Brandtage
|
1843
|
Kröger, Bilder und Szenen; Blüthen und Früchte; Perlen
für die Jugend, nicht von Speckter, Anm. 24.
|
Das erste bis fünfte Tausend dieses Buches wurde im Herbst 1919 nach Angaben von F. H. Ehmcke und mit dessen Schwabacher Schrift bei der F. Bruckmann A. G. in München gedruckt