Project Gutenberg's Der Hodscha Nasreddin I. Band, by Albert Wesselski

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Title: Der Hodscha Nasreddin I. Band
       Türkische, arabische, berberische, maltesische,
              sizilianische, kalabrische, kroatische, serbische und
              griechische Märlein und

Author: Albert Wesselski

Release Date: May 10, 2017 [EBook #54690]

Language: German

Character set encoding: UTF-8

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER HODSCHA NASREDDIN I. BAND ***




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NARREN,   GAUKLER  UND  VOLKSLIEBLINGE
HERAUSGEGEBEN  VON  ALBERT  WESSELSKI
DRITTER BAND: DER HODSCHA NASREDDIN I

 

signet

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DER HODSCHA
NASREDDIN

Türkische, arabische, berberische,
maltesische, sizilianische, kalabrische,
kroatische, serbische und griechische
Märlein und Schwänke

Gesammelt und herausgegeben von

Albert Wesselski



I. Band



Alexander Duncker Verlag
Weimar MCMXI

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Alle Rechte vorbehalten.

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DIESES  BUCH  WURDE  IM  AUFTRAGE  VON
ALEXANDER    DUNCKER    VERLAG
**** IN WEIMAR  IN  DER  OFFIZIN VON ****
OTTO WIGAND M. B. H.
IN  LEIPZIG  IN  EINER  AUFLAGE  VON  1000
NUMERIERTEN  EXEMPLAREN  GEDRUCKT;
AUSSERDEM  WURDEN  50  EXEMPLARE  AUF
BÜTTENPAPIER ABGEZOGEN. DER EINBAND

**********WURDE VON DER**********
LEIPZIGER    BUCHBINDEREI    A.-G.
VORM.  GUSTAV  FRITZSCHE  ANGEFERTIGT.

DIESES    EXEMPLAR    TRÄGT    DIE
NUMMER
1007

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Herrn Professor
Dr. theol. et phil.
AUGUST WÜNSCHE
in Verehrung
und Dankbarkeit
gewidmet.

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ix

Einleitung des Herausgebers.

DIe Motive der Märchen sind der Ausdruck gewisser Vorstellungen, denen die Menschen irgendwo und irgendwann angehangen haben müssen. Es müssen wohl einmal, vielleicht auf der ganzen bewohnten Erde, wenn auch nicht zu derselben Zeit, das Tier, die Sonne, der Stein, die Wolke für den Menschen Dinge gewesen sein, deren Wesenheit er nicht von der seinigen unterschied, und sicherlich hat er sich von diesen Vorstellungen seines Kindheitsalters nur sehr langsam emanzipiert. Unbestreitbar ist es wohl auch, daß solche, gewissermaßen religiöse Anschauungen, die viele Generationen überdauert haben mögen, nicht von allen Angehörigen eines Rudels oder Stammes gleichzeitig aufgegeben worden sind, und ebenso darf man annehmen, daß sich ganze Völker von manchen Anschauungen früher losgesagt haben als andere. Es ist nun nur natürlich, daß bei denen, die irgendeinen Standpunkt längst überwunden hatten, Verwunderung und ein Überlegenheitsgefühl rege wurden, wenn sie auf andere stießen, die noch in dem alten Wahne befangen waren, und diese Empfindungen haben sich bei ihnen auch einstellen müssen, wenn sie auf naive Vorstellungen, die für sie etwa schon äußerer Umstände wegen unmöglich gewesen wären — zum Beispiele für Binnenvölker, daß die untergehende Sonne im Meere ertrinke — bei andern gestoßen sind. Nichts liegt nun näher, als daß diese Empfindungen der Höherstehenden ihren vorläufigen Ausdruck in einem Verlachen oder Belächeln der rückständigen Vorstellung gefunden haben. Während wir bei jedem der an der Zahl immer x geringer werdenden Naturvölker ganze Gruppen von ihm eigenen und ursprünglichen Vorstellungen noch unmittelbar vorfinden, sind uns diese bei den alten Kulturvölkern nur in ihren Überlieferungen erhalten und zwar, primär, im Märchen, dann aber auch, mit einer Kritik verbunden, im Schwanke: das Märchen kennt keine oder nur eine falsche Logik; im Schwanke wird der Mangel der Kausalität belacht.

Die Entstehung des Schwankes, der nur ein einziges Märchenmotiv braucht, das eben belacht wird, ist also zum Unterschiede von dem Märchen, das dasselbe Motiv verarbeitet, an eine Kulturstufe gebunden, die schon einzelne früher im Schwange gewesene oder anderswo noch geltende Meinungen als widersinnig, als falsch erkennt. Der Vater, der, als ihm ein Kind stirbt, ein zweites tötet, damit das erste nicht den langen Weg allein zu gehn brauche1, kann erst dann verlacht werden, wann die Vorstellung, daß der Tote noch die Bedürfnisse des Lebenden hat, im allgemeinen überwunden ist, oder nur dort, wo sie nie existiert hat; der Haß gegen ein Bild2 kann erst dann ein Gegenstand des Spottes werden, wann der Glaube, daß dem Bilde diexi Eigenschaften des Originals innewohnen, seine Lebenskraft so ziemlich verloren hat, oder nur dort, wo er nie vorhanden war.

Wenn diese Theorie richtig ist, dann ist die älteste Gattung des Schwankes die Erzählung von der Dummheit des andern oder der andern, und mit jeder menschlichen Anschauung, die, ob sie nun der einfachen Naturbetrachtung oder einer höhern Geistestätigkeit entsprungen ist, im Laufe der Jahrtausende ihre Berechtigung verliert, wächst ein neues Schwankmotiv zu; von dem Lachen über den, der ein Tier durch Strafen witzigen will wie ein ungehorsames Kind, bis zu dem Lachen über das Weib, das einem Vaganten glaubt, er komme schnurstracks aus dem Himmel, liegt eine Reihe von unendlich vielen Gliedern. Der Schlauheitsschwank, der schon eine weitere Person einführt, die sich die Dummheit der ersten zunutze macht, darf keinen Anspruch auf das Alter des reinen Dummheitsschwankes erheben.

Der Dummheitsschwank trägt aber schon, und sei er noch so primitiv, den Charakter einer bewußten Verarbeitung eines freilich noch nicht als solches erkannten Märchenmotivs an sich, das er uns oft, indem er die Kuriosität der kindlichen Vorstellung demonstrieren will, in einer reinern Form als das Märchen überliefert; er ist gewissermaßen schon, wenn der Ausdruck gestattet ist, eine Art literarisches Erzeugnis, und diese Eigenschaft muß ihn befähigen, auch dort, wo für seine Grundlage, nämlich das betreffende Märchenmotiv, als eine für die Ortsverhältnisse ungereimte Vorstellung eine Neuverbreitung oder als eine in grauer Vorzeit überholte Vorstellungxii eine Wiederverbreitung ausgeschlossen gewesen wäre, durch seinen absoluten Wert als Unterhaltungsstoff im weitesten Maße vorzudringen. Gar viele Märchenmotive, und gerade die ursprünglichsten, mögen erst durch den sie parodierenden Schwank auf fremden Boden verpflanzt oder auf dem eigenen zu neuem Leben erweckt worden sein.

Von den außerordentlich zahlreichen Dummheitsschwänken, die in der vorliegenden Sammlung — vorläufig sei nur von ihrem ersten Teile die Rede — an einen einzigen Namen geknüpft erscheinen, beruhen sehr viele auf so primitiven Vorstellungen, daß schon daraus erhellt, daß sie dem Manne, von dem sie erzählt werden, nur beigelegt worden sind. Wenn auch bei dem Mangel an alten Aufzeichnungen derartiger leichter und so lange mit Unrecht verachteter Geschichtchen viele Typen nicht sehr weit zurückverfolgt werden können, so müssen doch die obigen Erwägungen zu der Annahme eines ehrwürdigen Alters genügen, umsomehr als es klar ist, daß von dem Auftauchen eines Dummheitsschwankes bis zu seiner ersten Niederschrift eine geraume Zeit verflossen sein muß, in der er sich so wie das in ihm behandelte Märchenmotiv und oft mit diesem mündlich fortgepflanzt hat. Deswegen aber die Existenz des nunmehrigen Trägers dieser Überlieferungen zu leugnen, hätte wohl keine Berechtigung; es wird ja auch niemand einfallen zu behaupten, König Franz I. von Frankreich habe nie gelebt, weil von ihm eine Schnurre erzählt wird, die schon im Conde Lucanor steht.

xiii

Von dem Hodscha Nasreddin wird uns als von einem Zeitgenossen dreier wohlbekannter Fürsten gesprochen. Zuerst des Sultans Alaeddin III. (II.), des letzten Herrschers der Seldschukendynastie in Karamanien, der im Jahre 1392 Konia, das alte Iconium, und Akschehir, das alte Philomelion, an Bajazet I. verloren hat, dann eben dieses Osmanensultans und endlich des tatarischen Eroberers Timur, der am 20. Juli 1402 Bajazet in der Schlacht von Angora aufs Haupt geschlagen und gefangen genommen hat; dort, wo der betreffende Gewalthaber einfach Bei genannt wird, hat man die Wahl zwischen den drei genannten Fürsten und dem von Timur eingesetzten Bei von Karamanien, nämlich Mohammed, dem ältesten Sohne Alaeddins III., doch dürfte wohl meistens Timur gemeint sein, bei dem Nasreddin die Stelle eines lustigen Rates eingenommen haben soll. In dieselbe Verbindung wird Nasreddin allerdings auch mit Bajazet gebracht, einmal von dem Historiker De la Croix3 und dann noch von Karl Friedrich Flögel4; beide vermeiden es aber, ihre Quellen anzugeben. Von seinem Freundschaftsverhältnisse zu Timur berichtet hingegen schon Demetrius Cantimir oder Kantemyr, der 1723 verstorbene ehemalige Fürst der Moldau, das Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften5, undxiv dieser schickt nicht nur seinen Erzählungen von Timur und Nasreddin die Bemerkung voraus, daß sich Timur nach den Historikern drei Tage lang bei Jenischehir aufgehalten habe, um den Erzählungen des türkischen Äsops zu lauschen, der ihm so lieb geworden sei, daß er ihm zuliebe auf die Plünderung dieser Stadt verzichtet habe, sondern sagt auch weiter, er entnehme die folgenden Schnurren einem türkischen Buche. Dem Alter, das dieses Buch gehabt haben muß, entspricht das von mehrern Manuskripten, die Decourdemanche für seine große Ausgabe von Nasreddins Schwänken6 benutzt hat, und deren eines schon um 1600 niedergeschrieben worden ist; daher müßte sich wohl die Annahme, daß Nasreddin eine mythische Person sei, auf andere Prämissen stützen als auf die Tatsache, daß mit seinem Namen uralte Schwankmotive verknüpft worden sind. Daran ändert es auch nichts, daß eine Sage wissen will, er habe schon zu der Zeit Harun al Raschids gelebt: Mohammed Nasreddin, der damals einer der weisesten Männer gewesen sei, habe sich mit seinen Lehren in einen Widerspruch zur Religion gesetzt und sei deshalb zum Tode verurteilt worden; um sein Leben zu retten, habe er sich wahnsinnig gestellt. Der ungarische Gelehrte Kúnos, der sie erzählt, hat sicherlich recht, wenn er die Entstehung dieser Sage darauf zurückführt, daß man versuchenxv wollte, manche Späße des Hodschas zu rechtfertigen7. Nicht mehr Bedeutung darf einer persischen Überlieferung beigemessen werden, die Nasreddin als einen Zeitgenossen und Untertanen des Schahs Takasch (um das Jahr 1200 unserer Zeitrechnung) nennt8; hier war wohl der Wunsch maßgebend, den berühmten Nasreddin als persischen Landsmann beanspruchen zu können. In beiden Fällen handelt es sich überdies um ganz vereinzelte, von dem Massiv der übrigen Überlieferungen abseits stehende Anekdoten.

Weniger als das hohe Alter der von den Historikern übernommenen Traditionen fällt bei der Frage, ob Nasreddin der Mythe angehört, derxvi Umstand ins Gewicht, daß der Hodscha Nasreddin im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts eine solche Berühmtheit genossen haben soll, daß einer seiner Nachkommen eben dieser Abstammung wegen ein kaiserliches Geschenk erhalten hätte. Wäre diese Geschichte tatsächlich, wenn auch nur in ihren Grundzügen und ohne das lustige Moment, von einem Historiker dieser Zeit bezeugt9, dann wäre sie eine glückliche Illustration zu der Tatsache, daß damals schon Nasreddin als derselbe galt, als der er heute gilt, einer Tatsache, die aber schon aus dem Alter des ältesten der von Decourdemanche benützten Manuskripte hervorgeht.

Von nicht viel größerer Bedeutung für die Lösung jener Frage ist es wohl auch, daß noch heute in Akschehir das Grab des Hodschas Nasreddin gezeigt wird, wenn dieses auch schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts von dem berühmten osmanischen Reisenden Evlija Tschelebi besucht worden ist10, und obwohl ihm, wie von mehrern Geschichtsschreibern bewährt wird, der Sulxviitan Murad IV. (1623–40), der sich dort auf einem Feldzuge längere Zeit aufgehalten hat, die Anregung zu einem Gedichte verdankte11.

Dieses Grab beschreibt der Grieche Walawani in einer dem Hodscha Nasreddin gewidmeten Monographie folgendermaßen12:

»Gleich beim Eintritte in den Friedhof von Akschehir zieht den Blick des Besuchers ein sonderbares Bauwerk auf sich. Vier in die Erde eingerammte hölzerne Säulen tragen ein viereckiges, einem rechtwinkeligen Vierflächner ähnelndes baufälliges hölzernes Dach, das ein Grab schützt; über diesem Grabe befindet sich ein außerordentlich großer Turban, der keineswegs aus Stein ist, sondern aus Leinwandbändern, die um das Grabsäulchen gewickelt sind. Drei Seiten des Grabes sind offen, und nur die dem Beschauer zugewandte, die nördliche, ist mit einer zweiflügeligen hölzernen Tür geschlossen, an der zwei ebenfalls hölzerne Schlüssel hangen. Das Bild des Grabes berührt wunderlich; der Beschauer wird nämlich gleich beim ersten Anblicke unwillkürlich von einem unbezähmbaren Gelächter befallen, weil er nicht sofort begreifen kann, warum das allen Winden preisgegebene Grab so sorgfältig verschlossen wird. Indessen dauert es nicht lange, so kommt er darauf, daß es sicherlich die Absicht des oder besser der geistigen Schöpfer gewesen sei, den Witz jenes Mannes zu versinnbildlichen, der auch noch im Tode Heiterkeit umxviii sich ausgießt und ein Lächeln auf die Lippen zwingt; diese geistreiche Darstellung zu ersinnen war ein einziger, und noch dazu ein Asiate nicht imstande.«

Trotz Walawani kam man aber mit der Behauptung, es sei ein einziger Mann und wirklich ein Asiate gewesen, der die Idee zu diesem Grabmale gefaßt und auch ausgeführt habe; und dieser eine sollte niemand anders als Nasreddin selber gewesen sein. Kúnos erzählt nämlich, leider wieder ohne Quellenangabe13:

»Nasreddin verlangte einmal von Timur zehn Goldstücke, um sich ein Denkmal errichten zu lassen. In seiner gewohnten Freigebigkeit, aber auch aus Neugier erfüllte ihm Timur diesen eigentümlichen Wunsch. Der Hodscha ließ sich für die zehn Goldstücke ein Türbeh, ein Grabmal, bauen, das an drei Seiten offen und nur an der vierten durch eine Mauer geschützt war. In diese Mauer ließ er eine Tür machen, und an dieser ließ er ein Vorhängschloß anbringen. Das Türbeh trugen vier Holzsäulen, und er ließ es mit einem viereckigen Holzdache versehn, um darunter seinen Grabstein zu stellen. Den sonderbaren Bau, den er in dem Friedhofe von Akschehir aufstellen ließ, erklärte er, wie folgt: ›Den Nachkommen werden die großartigen Steinbauten Timurs nur Anlaß zu Tränen geben; Nasreddins Grab aber wird die Leute zur Heiterkeit stimmen und ein fröhliches Lachen auf ihre Lippen locken.‹ Und so geschah es auch. Der Hodscha wurde dort begraben« usw. usw.

xix

Einzelnes aus dieser Geschichte stimmt mit dem überein, was Cantimir aus seinem livre turc über Nasreddin mitgeteilt hat14; aber Cantimir spricht von dem Bau einer einfachen Tür auf freiem Felde, und mit keinem Worte ist davon die Rede, daß sie dem Hodscha hätte als Grabmal dienen sollen. Diese Tür spukt auch in manchen Überlieferungen: die Serben erzählen von ihr, versuchen jedoch für die unklare Reminiszenz eine befriedigende Erklärung zu finden15, und dasselbe tut der rumänische Dichter, der ja auch nur Volksüberlieferungen wiedergibt16. Aber mit Nasreddins Grab hat das Türmotiv nichts zu tun, und die sich so hübsch lesende Beschreibung Walawanis entspricht samt ihrer erweiterten Bearbeitung durch Kúnos keineswegs der Wahrheit.

Die Fabel von der Tür hat schon der erste Engländer, der sich mit Nasreddin befaßt hat, William Burckhardt Barker, dem sie freilich in einer andern, immerhin aber den Kern bringenden Form erzählt worden sein muß, mit der Autorität, die der Augenschein verleiht, klar und deutlich abgelehnt17: »Among other contradictions relatedxx of Nasr-il-deen Khoja, the Turks say that ›such were the contradictions in his character and throughout his whole life—sometimes appearing so learned, sometimes so stupid, etc.—that even after death these contradictions were kept up‹: and that ›his tomb has now an iron grate, with a large gate and lock, but no railing round it.‹ The author has, however, visited his tomb at Ackshahír, and can attest that it is ›a vulgar error,‹ and that it is a simple unassuming monument, with an iron railing round it, and a small gate and lock like the rest of the tombs of the Mosolmen near it.«

Und ganz gegenstandslos wird die Fabel, wenn man die auch auf eigenen Wahrnehmungen fußende Beschreibung liest, die der letzte Türke, der über Nasreddin geschrieben hat, von dem Grabmal gibt18: »Das Grabmal trägt eine Kuppel, die auf vier glatten, hübschen Säulen ruht. In der Mitte steht der Sarg mit dem gestreiften Turban, wie ihn die Hodscha zu tragen pflegen. Die Wände des Sarges sind auf den den Besuchern zugewandten Seiten voll einer großen Zahl von Aufschriften in Versen und Prosa.« Das ist alles; keine Spur von einer Tür, einem Vorhängschlosse oder einem Schlüssel. Im übrigen sei auf die in der Ausgabe Behaïs enthaltenen Lichtbilder verwiesen, die das Grabmal von innen und von außen und vor und nach seiner in den letzten Jahren der Regierung Abdul Hamids erfolgten Restaurierung wiedergeben.

Ob das Grab überhaupt als das Nasreddinsxxi betrachtet werden darf, ist eine andere Sache. Zu Häupten des Sarges findet sich nämlich folgende Inschrift:

Dies ist das Grab des Verewigten,
dem Verzeihung gewährt worden ist, der bedarf
des Erbarmens seines Herrn, des Verzeihenden,
des hochehrwürdigen Nasreddin.
Für seine Seele
(bete) eine Fatiha. 386.

Diese Jahreszahl macht Behaï viel Kopfzerbrechens19; denn auch wenn man sie verkehrt liest, erhält man als Todesjahr Nasreddins — und das soll sie ja wohl bedeuten — spätestens 1285 unserer Zeitrechnung, und Timur ist 1405 gestorben, Bajazet 1403. Aber weder von dem einen Herrscher, noch von dem andern wird ein Grab gezeigt; zu dem ihres Spaßmachers pilgern noch heute Tausende gläubiger Menschen. Was tut es diesen, wenn die Jahreszahl falsch ist? oder wenn das Grab wirklich nichts andres ist als die Frucht einer glücklichen Laune eines oder mehrerer Asiaten? Andächtig hängen die Wallfahrer ihre Zeugfetzchen, die das Fieber abwehren sollen, an die Gitterfenster des Grabmals; und die Einwohner von Akschehir bringen dem Hodscha sogar Speiseopfer, und werden die verschmäht, so glauben sie, eine Hungersnot werde hereinbrechen20.

Die von Akschehir haben ja Nasreddins Macht, Wunder zu wirken, schon zu seinen Lebzeiten verspüren müssen. Als sie ihn einmal erxxiizürnt hatten, ging Nasreddin auf den Akschehir beherrschenden Berg, der, etwa durch ein Erdbeben vergangener Zeiten, gespalten ist; vor diesen Spalt hing er einen kleinen Teppich, und damit machte er es den Winden unmöglich, über die Stadt hinzustreichen und die Wolken über sie zu schicken. Als der Regenmangel empfindlich zu werden begann, schickten seine Mitbürger eine Abordnung zu ihm mit der Bitte, er möge den verwunschenen Teppich von dem Spalte wegnehmen und seiner Vaterstadt einen Regen vergönnen. Der Hodscha ließ sich erweichen; und kaum hatte er den Rand des Teppichs ein klein wenig gehoben, so erquickte schon ein kühles Lüftchen die unter der Hitze schmachtende Stadt, und der Himmel säumte nicht lange, seine wohltätigen Schleusen zu öffnen21.

Der Hodscha ist aber noch immer ein leicht reizbarer Herr; wenn einer, der an seinem Grabe vorbeikommt, so verstockt ist, daß er durchaus nicht lachen will, so straft er ihn schier augenblicklich mit seinem Zorne. Davon weiß der Verfasser der letzten türkischen Ausgabe ein Liedchen zu singen22; geben wir ihm das Wort: »Als wir, nämlich ich, die arme Schreiberseele, diexxiii dieses Buch verfaßt hat, mein Vater und der Gatte meiner Schwester, auf einer Reise die Straße nächst dem Mausoleum Nasreddins fuhren, ja dicht an diesem vorüberkamen, sagte mein Schwager: ›Wenn ich jetzt nicht über den Mann lache, wer weiß, was mir da schlimmes zustoßen wird.‹ So sprach er und hörte nicht auf uns, obwohl wir ihn inständigst baten. Als wir nun unter einem herabhängenden Aste einer alten Platane dahinfuhren, verfing sich dieser in dem Sommerdache des Bauernwagens und riß es in Fetzen; die Pferde wurden scheu, und auf ein Haar wäre der Wagen umgestürzt. Das Weinen war uns näher als das Lachen.«

Glücklicherweise können derartige Unfälle nicht oft vorkommen; denn es wird einem Türken recht schwer, bei dem Anblicke des Grabes, der die Erinnerung an Hunderte von Schwänken erweckt, ernsthaft zu bleiben, und ein drastischer Beleg ist dafür eine Geschichte, die Kúnos in Aidin aus dem Munde eines Augenzeugen gehört hat23: »Nach euerer Zeitrechnung war es im Jahre 1832, daß wir, als wir unter der Führung Ibrahim Paschas in Kleinasien waren, um den Aufruhr in der Gegend von Konia zu ersticken, auch bei Akschehir vorübermarschierten. Unser Weg führte an dem Friedhofe vorbei, und da entging es dem Blicke des Paschas nicht, daß keiner von den Soldaten, wenn ihre Blicke auf den Turban des Hodschas24 fielen, ein Lächeln verhalten konnte. Derxxiv Pascha ließ halten; als er nun erfuhr, warum die Soldaten lachten, ließ er unter ihnen verlautbaren, wer an dem Grabe vorbeigehn könne, ohne zu lachen, den werde er beschenken. Manchen gelang es auch, das Lachen zurückzuhalten; endlich ging aber ein Albanese vorüber, der seinen Ernst um jeden Preis bewahren wollte. Kaum hatte er jedoch den sonderbaren Turban erblickt, so platzte er auch schon los, obwohl er seine Lippen und Zähne zusammengepreßt und die Augen fest geschlossen hatte, und schrie: ›So ein Mensch ist dieser Hodscha, daß er die Leute, wenn er es schon von oben nicht kann, so doch von unten zum Lachen bringt!‹«

Bei solchen Zeugnissen ist es denn nicht zu verwundern, daß sich eine Legende gebildet hat, die eine Begründung zu geben versucht, daß das Lachen über den Hodscha die Jahrhunderte überdauert hat und daß schon die Nennung seines Namens genügt, um es stets wieder hervorzurufen. Diese Legende, oder besser, dieses ätiologische Märchen, das ich allerdings nur in einer einzigen, serbischen Fassung25 nachweisen kann, erzählt:

Es lebte einmal ein Evlija, ein Heiliger; er hatte drei Söhne, die alle drei Imame waren. Sein ganzer Besitz bestand in einem Widder. Eines Tages fragten ihn die Söhne: »Was werden wir heute essen?« Der Evlija zeigte auf den Widder. Alsbald sprangen die Söhne auf, schlachteten denxxv Widder und zogen ihm das Fell ab; dann brieten sie ihn und verzehrten ihn. Sie sammelten hierauf alle Knochen, der Evlija stand auf, nahm den Koran in die Hand und betete über den Knochen, und die Söhne sagten Amen. Er betete, sie sagten Amen, er betete und sie sagten Amen, bis zuletzt der Widder wieder lebendig wurde. »Führt ihn in den Garten,« sagte der Evlija, und die Söhne führten den Widder in den Garten.

Am nächsten Tage fragten wieder die Söhne: »Was werden wir heute zu Mittag essen?« und der Evlija deutete mit dem Finger in den Garten und sagte: »Den Widder.« Die Söhne schlachteten ihn wieder, brieten ihn und aßen ihn. Sie sammelten wieder die Knochen und der Evlija nahm wieder den Koran und betete; die Söhne sagten Amen. Er betete und die Söhne sagten Amen, und der Widder wurde wieder lebendig.

Eines Tages ging der Evlija zu einem Grabe. Die Söhne ergriffen wie gewöhnlich den Widder, schlachteten ihn, brieten ihn und aßen ihn; auch die Knochen sammelten sie wieder. Einer von ihnen nahm den Koran und betete, und die andern zwei sagten Amen. Der eine betete und die andern sagten Amen, aber siehe da — der Widder wurde nicht lebendig.

Unterdessen kam der Evlija heim, und er fragte seine Söhne: »Wo ist der Widder? was habt ihr mit ihm gemacht?« Sie zuckten die Achseln: »Du siehst ja selber, was wir mit ihm gemacht haben.« Der Evlija besann sich, wie eben ein Evlija, sofort; er wußte alles, und darum wollte er sie nicht erst schelten, sondern fragte sie nur: »Wer hat ihn denn getötet?« »Der da,«xxvi antwortete Nasreddin. Und der Evlija sagte: »Auch er soll getötet werden!« Und er fragte wieder: »Wer hat ihm denn das Fell abgezogen?« »Der da,« antwortete Nasreddin. »Amen auch ihm! Und was hast du gemacht?« »He, he,« antwortete Nasreddin, »ich habe nur gelacht!« Nun sagte der Evlija: »Drum soll es geschehn, daß auch die Leute über dich lachen, und Gott gebe, daß alle Völker, weß Glaubens immer, über dich lachen, solange die Welt besteht!«26

Das Volk hat den Hodscha Nasreddin nicht nur unter die Märchenhelden, sondern auch unter die Heiligen versetzt; er hat ja auch kurz nach seinem Hinscheiden die Gläubigen, die in einer nahe bei seinem Grabe gelegenen Moschee versammelt waren, vor dem ihnen durch den Einsturz der Kuppel drohenden Tode errettet27. Und dort, wo sein Grab ist, in Akschehir, gibt es kaum eine Gasse, einen Brunnen oder eine Dschami, woran sich nicht Überlieferungen von Nasreddin knüpften, und von jeder Moschee wird behauptet, Nasreddin habe in ihr gepredigt: man zeigt dem Fremden, wo er über die Allgegenwart Gottes die Worte gesprochen hat: »Wenn Gottes Hand nicht alles lenkte, dann müßte wenigstens einmal etwas geschehn, wie ich es wollte!« und mit besonderm Stolze führt man den Besucher zu derxxvii Kanzel, auf der der Hodscha die berühmte dreigeteilte Predigt gehalten hat, die unsere Sammlung eröffnet28.

Mag immerhin einer oder der andere, weil die Kette der Beweise nicht lückenlos ist, behaupten: Nasreddin hat nicht gelebt; das eine wird niemand leugnen wollen: Nasreddin lebt.

Über seinen Geburtsort gehn die Überlieferungen auseinander. Kúnos läßt die Entscheidung offen zwischen Siwri-Hissar und Akschehir, Behaï gibt Siwri-Hissar an, und Ali Nouri29, der pseudonyme Verfasser einer deutschen Ausgabe von Nasreddins Schwänken, sagt kurzer Hand, daß er in Akschehir geboren sei. Flögel nennt Jenischehir als Geburtsort; aber die von Akschehir, die förmlich mit Eifersucht alles hüten, was an den Hodscha erinnert, weisen es entschieden zurück, daß er in Jenischehir jemals auch nur gewesen sei30. Wohl nur auf dem Schlusse aus seiner Zeitgenossenschaft mit Timur und Bajazet beruhen die Angaben, daß er, wie Behaï sagt, in der Regierungszeit Sultan Orchans (1326–1359) oder, nach andern, um 1360 geboren sei. Kombination ist natürlich auch alles übrige, was über seine Lebensumstände erzählt wird, obwohl es im allgemeinen herzlich wenig ist; andere Quellen als die Schwänke gibt es ja nicht. Und bei dem jüngsten Biographen Nasreddins fühlt man leicht, daß der Wortschwall als Mittel verwandt wird, um die peinlich empfunxxviiidene Unwissenheit zu verdecken; immerhin sei mitgeteilt, was dieser zu berichten weiß31:

»Nach der herrschenden Meinung hat sich der verewigte Hodscha in Akschehir und wohl auch in Konia dem Studium und der Vervollkommnung in den Wissenschaften hingegeben. Dann war er in einigen Städten und Bezirken in der Nähe von Akschehir Kadi. In seiner Vaterstadt Siwri-Hissar war er Prediger. In einigen andern Orten war er Lehrer an geistlichen Seminaren und Vorbeter. Auch hat er Amtsreisen unternommen in die Wilajete Konia, Angora und Brussa, sowie in einige andere angrenzende Provinzen. ... Er gehörte zu den Juristen aus der Rechtsschule Abuxxix Hanifas32 ... Als er einmal von der Regierung in Staatsgeschäften nach Kurdistan geschickt wurde, sagte dort einer, der ihn erkannte: ›Unser Hodscha versteht sich sogar auf Politik und Regierungskunst und ist darum ein ganzer Mann.‹ Ein andermal wurde er in Akschehir mitten aus einer Versammlung herausgeholt; für die Regierung hatte sich nämlich die Notwendigkeit ergeben, sofort Eilboten dorthin zu schicken und ihn aufzufordern, so schnell wie möglich in die Hauptstadt zu kommen. Meistens beschäftigte er sich mit der mohammedanischen, auf Koran und Überlieferung gegründeten Rechtskunde.«

Die Naivetät, die aus diesen Erzählungen spricht, wird noch übertroffen durch die groteske Art der Lobsprüche, die Behaï dem Hodscha angedeihen läßt. Mit Entrüstung erfüllt es ihn, daß man versucht hat, unwahre Behauptungen über Nasreddin durch erfundene Geschichten zu stützen, und daß in einem von ihm nicht näher bezeichneten Buche der Ausspruch getan wird: »Der Hodscha zeigt manchmal den höchsten Grad von Freigeisterei; auch ist er nicht Wandermönch geworden. Es ist dem Gedächtnis überliefert, daß seine durch anderweitige Beispiele erwiesene fluchwürdige Gottlosigkeit gewiß der als göttliche Strafe zu gewärtigenden Vernichtung würdig ist, und daß er Fragen der Jurisprudenz und der Theologie im Verkehre mit den verschiedensten Klassen der Muselmanen unter der Verhüllungxxx durch Schwänke behandelt hat. Möge ihm Gottes Barmherzigkeit noch zu teil werden!« Dagegen donnert Behaï in folgender Philippika: »Nirgends ist bei Sr. Hochehrwürden und Sr. Heiligkeit — nämlich Nasreddin — irgendein der Welt schmeichelnder Unglaube festzustellen. Seine Gerechtigkeit steht außer Zweifel, gemeine und niedrige Handlungen finden sich bei ihm nicht; ja nicht einmal in Gedanken hat er gesündigt. Freilich gibt es — das sei in aller Ehrerbietung gesagt — auch für den Hodscha eine Grenze, über die hinaus seine sittliche Kraft nicht reicht: da auch er nur ein Mensch war, da auch ein Muselman nicht ohne Sünde ist, hat wohl auch er in Sünde fallen können, und es ist möglich, daß er in seiner Kindheitszeit und seinem Jünglingsalter unpassendes getan, ja eine Sünde begangen hat; nur allmählich vervollkommnete er sich, machte er Fortschritte in der Wissenschaft, in den Kenntnissen, in der sittlichen Vervollkommnung und in der Weisheit und bildete Körper und Charakter aus, bis er schließlich zu dem höchsten Grade der Vereinigung mit Gottes Heiligkeit und seinem heiligen Geiste gelangt ist.« Und an einer andern Stelle heißt es: »Staunenswert war seine asketische Frömmigkeit; selbst im Schlafe hat er sich nie durch unreine Gedanken befleckt.« Und weiter: »Er zog es vor, sich betrügen zu lassen, ja sogar einen empfindlichen Schaden zu erleiden, als irgendeinem Menschen eine schändliche Lüge oder einen Betrug zuzutrauen ... Se. Hochehrwürden, der verewigte Nasreddin war ein tiefgründiger Gelehrter, der der Weltlust und denxxxi weltlichen Dingen entsagt hat; er war eine durchaus reine und lautere Natur in des Wortes tiefster Bedeutung, er war geradezu eine Engelsnatur.«

Der Leser soll nicht weiter gelangweilt werden; hoffentlich begleitet ihn aber die Erinnerung an diese Panegyriken bis zu der Lektüre der Schwänke.

Ebenso schmerzlich wie den dem Hodscha gemachten Vorwurf der Gottlosigkeit empfindet es Behaï auch, daß dieser manchen nur als einfacher Spaßmacher gilt: »Wir zählen den verewigten Hodscha zu einer Art von Persönlichkeiten, die nur auf ein einziges Volk — nämlich das türkische — beschränkt geblieben ist; weder Behlewal Dana in der Anfangszeit des Islams, noch der sprichwörtlich gewordene Mudschadib, noch Dschoha, noch Männer wie Abdal, die sich ihn zum Vorbilde nahmen, noch Abu Dulama von den Arabern, noch Talhak von den Persern, diese Schmarotzerseelen, noch irgendein anderer von den übrigen Völkern kann mit unserm Hodscha verglichen werden.«33

xxxii

Dieser Ausspruch ist nicht unwichtig; er beweist, daß man auch in dem Volke, dem Nasreddin angehört, schon die Verwandtschaft erkennt, die ihn mit andern Gestalten verbindet, die, ob historisch oder nicht, als wenig verschiedene Typen die Helden des Dummheitsschwankes und oft zugleich des Schlauheitsschwankes darstellen. Von diesen haben wir uns hier noch mit Dschoha zu beschäftigen.

Der Umstand, daß Dschoha viele sonst mit Nasreddin verbundene Schwanküberlieferungen auf sich vereinigt, hat einzelnen Gelehrten den Anlaß zu der Behauptung gegeben, Nasreddin und Dschoha seien einunddieselbe Person, und man hat sogar versucht, das arabische Wort Dschoha als eine Ableitung des türkischen Hodscha zu erklären34. Diese Meinungen sind aber unhaltbar, da Dschoha als ein dem Hodscha Nasreddin ähnlicher Typus lange vor diesem belegt ist.

Schon der Fihrist des 995 gestorbenen ibn Ishak an Nadim, eine Bibliographie der damals vorhandenen arabischen Literatur, nennt unter den Schwankbüchern unbekannter Verfasser ein von Dschoha handelndes35; dieses ist ebenso wie die andern dieser Gruppe angehörenden Schriften verloren. Die nächste Erwähnung Dschohas findet sich in dem Kitab madschma al amthal des 1124 verstorbenen al Maidani, einer großen araxxxiiibischen Sprichwörtersammlung36; Maidani belegt einzelne Sprichwörter, die mit dem Namen eines Einfaltspinsels verknüpft sind, mit kleinen Erzählungen von dem betreffenden, und so hat er auch drei Geschichten von Dschoha37. Dieser führt aber auch noch zugleich mit Nasreddin ein von ihm unabhängiges Dasein; der Thamarat al aurak von ibn Hidschdscha al Hamawi (1366–1434) bringt von ihm einige Schwänke und sagt über ihn: »Manche behaupten, daß er der unterhaltendste Mensch von der Welt gewesen sei, daß es aber zwischen ihm und den Leuten Zwistigkeiten gegeben habe, und daß man ihm alle mögxxxivlichen Geschichten beigelegt habe; andere sagen, er sei der leichtfertigste Taugenichts gewesen.«38

Bis zum fünfzehnten Jahrhunderte, oder wenn man auf die Tatsache, daß keine ältere Aufzeichnung Nasreddinscher Schwänke erhalten ist, pochen will, bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts können also die Überlieferungen des Dschohakreises als die ältern nicht von solchen der Nasreddingruppe beeinflußt worden sein; daß aber später Dschoha und Nasreddin, die ja, der eine für die Araber, der andere für die Türken, gleichartige Typen des Narren und Volkslieblings darstellen, ineinander übergeflossen sind, ist leicht verständlich. Dem tragen die heute im arabischen Oriente außerordentlich verbreiteten Drucke Rechnung, die schon im Titel die beiden Personen identifizieren: Nawadir el chodscha nasr ed-din effendi dschoha. Freilich läßt der Umstand, daß Nasreddin oft auch als Dschoha er-rumi, als rumelischer oder türkischer Dschoha bezeichnet wird39, den Schluß zu, daß der Araber noch immer zwischen den beiden unterscheide und durch diese Bezeichnung nur die Ähnlichkeit, die auch er zwischen ihnen erkennt, ausdrücken wolle; dies erscheint aber als nebensächlich, weil zur Ausstattung beider Volkslieblinge der Schatz der alten Überlieferungen gleichmäßig geplündert worden ist und noch weiter geplündert wird. Was man heute vorläufig nur von Nasreddin erzählt — abgesehn natürlich von dem genannten oder ungenannten Schwankxxxvhelden, von dem es zuerst berichtet worden ist — wird morgen auch von Dschoha erzählt, und ebenso umgekehrt; klar ist es dabei, daß die Araber bei ihrer reichen Schwankliteratur meist die gebenden, die Türken die empfangenden sind.

Die verschiedenen Ausgaben des Nawadir el chodscha nasr ed-din effendi dschoha, deren Inhalt so ziemlich identisch zu sein scheint, enthalten fast alle Geschichten des noch zu besprechenden, zum ersten Male 1837 erschienenen türkischen Volksbuches von Nasreddin und in derselben Anordnung. Wenn der Schluß, den Basset aus dem das Jahr der Hidschra 1041 zeigenden Chronogramme einer ihm vorliegenden Bulaker Ausgabe zieht, richtig ist40, wenn also der Nawadir in seiner heutigen Form schon im 17. Jahrhunderte — das Jahr 1041 der Hidschra entspricht dem Jahr 1631 n. Chr. — abgefaßt worden ist, dann haben das türkische Volksbuch und der arabische Nawadir dieselbe Vorlage gehabt, die allerdings im Nawadir fast auf das Doppelte erweitert worden ist; jedenfalls hat der Verfasser des Nawadirs neben der türkischen Quelle auch arabische und vielleicht andere bereits niedergeschriebene Schnurren vor sich gehabt: aus dem Mustatraf von al Abschihi († 1446) sind zum Beispiele in den Nawadir ganze Seiten aufgenommen worden41.

Durch die Araber ist Dschoha, und zwar dieser Dschoha des Nawadirs, die allbeliebte Schwankfigur auch im nördlichen Afrika gexxxviworden, und so wie die dem türkischen Volksbuche noch nicht angehörenden Dschohageschichten in die türkische Überlieferung übergegangen sind, so haben auch Erzählungen des Nasreddinkreises zugleich mit Dschohageschichten oder als solche in dem Volksmunde des Maghribs Aufnahme gefunden. Natürlich haben die Araber ihr sowieso beschränktes Eigentumsrecht an Nasreddin-Dschoha nicht behaupten können, sondern haben ihn mit den Berbern teilen müssen. Die Kabylen der Küste Algiers haben ihren Dscheha, die Beni Msab der Sahara ihren Dschoha, die Berbern von Tamazratt ihren Dschuha, die in der Oase Ghat ihren Schaha; und wie der tunisische und der tripolitanische Araber von Dschuha erzählt, so hat sich der Nubier einen Dschauha geschaffen. Der Schwank von der Schüssel, die zuerst gebiert und dann stirbt, begegnet mit dem türkischen Nasreddin, mit dem türkisch-arabischen Nasreddin-Dschoha, mit dem arabischen Dschoha und mit dem berberischen Dscheha als Helden; schließlich kehrt er auch auf Malta wieder, und dort ist aus dem Dschoha ein Dschahan geworden42.

xxxvii

Gemeiniglich wird auch angenommen, daß der sizilianische Volksnarr Giufà oder Giucà, der in Piana de’ Greci, in Palazzo Adriano und in andern albanesischen Ansiedelungen Siziliens Giuχà heißt43, der nationalisierte arabische Dschoha sei; dem steht entgegen, daß auch in Toskana der bevorzugte Träger von Dummheitsschwänken Giucca, Giucco, Ciocco heißt. In jedem italiänischen Wörterbuche findet man neben sciocco auch giucco = Dummkopf, neben scioccaggine, scioccheria usw. auch giuccaggine, giucxxxviiicheria usw. = Dummheit, und in Pitrès Sammlung toskanischer Volkserzählungen kommt eine moglie giucca, eine dumme Frau, vor, die ihrer Dummheit halber Giucca gerufen wird44. Wahrscheinlich ist ja eine oder die andere von den Giufàgeschichten arabischen Ursprungs; ob man aber deswegen und wegen des flüchtigen Gleichklanges eines aus der italiänischen Sprache ebenso gut erklärbaren Wortes mit einem arabischen Namen so weittragende Schlüsse ziehen darf, bleibe dahingestellt.

Eher könnte man wohl eine Namensentlehnung bei dem entsprechenden kalabrischen Typus annehmen, dessen einer Name Hiohà — der andere lautet Juvadi oder Juva’, was wieder zu Giufà stimmt — sicherlich mehr als Giufà an Dschoha erinnert; was die innerliche Verwandtschaft betrifft, so findet man, auf diesen übertragen, sogar eine als reine Dschohageschichte nicht belegte Erzählung des Nasreddinkreises vor.

Für das Verhältnis Nasreddins zu Dschoha ist die Feststellung wichtig, daß aus der Zeit vor Nasreddins angeblichem oder wirklichem Leben noch keine einzige Dschohageschichte bezeugt ist, die als Quelle eines Nasreddinschen Schwankes angenommen werden müßte45, während das sonstxxxix Nasreddin zugeschlagene Gut wahrlich nicht gering ist. Eine ganze Reihe von Schnurren — es ist hier wieder nur von dem ersten Teile unserer Ausgabe die Rede, genauer ausgedrückt von den Nummern 1 bis 331 — findet sich schon bei dem Perser Ubeid Zakani († 1370 oder 1371), nicht so viele bei dem syrischen Bischofe Bar-Hebraeus (1226–1286), und einige stehn schon in dem Kitab al ikd al farid von ibn Abdirabbihi (860–940); daß äsopische Fabeln Verwendung gefunden haben ist weniger verwunderlich, als daß auch die unter dem Namen der Facetien von Hierokles bekannte, vielleicht schon im fünften Jahrhunderte verfaßte Sammlung ausgebeutet worden ist. Auf vereinzelte Parallelen, wie sie sich zum Beispiele bei az Zamachschari (1074 bis 1143) und al Habbarija († 1100) finden, sei hier nicht näher eingegangen. Daß von Nasreddin Geschichten erzählt werden, die auch Karakusch, dem Wesir Saladins, beigelegt worden sind, kann, da sie noch in keinem sicher dem ursprünglichen Verfasser der Karakuschanekdoten al Mammati († 1209) zugehörigen arabischen Texte, sondern nur in einer viel spätern türkischen Bearbeitung nachgewiesen sind46, nicht in Betracht kommen, und dasselbe gilt von den Erzählungen, zu denenxl sich Gegenstücke auch in den türkischen Vierzig Wesiren finden, deren arabisches Original noch nicht bekannt ist47. Mehrere Stoffe Nasreddins sind vor diesem von abendländischen Erzählern behandelt worden; hier darf wohl manchmal eine europäische Quelle angenommen werden, zum Beispiele bei dem in den europäischen Überlieferungen so oft wiederkehrenden und im Oriente nur mit Nasreddin belegten, schon von Boccaccio zu einer Novelle gestalteten Schwanke von den angeblich einbeinigen Gänsen oder Kranichen, die sich, als man sie erschreckt, auf beiden Beinen davonmachen. Mit jeder Spanne Zeit, um die man überdies das erste Auftauchen eines Schwankes bei Nasreddin hinaufrückt — der Spielraum ist auch bei den schon in den ältesten Manuskripten enthaltenen immerhin fast zweihundert Jahre — wird eine Übertragung durch die Vermittlung der Literatur wahrscheinlicher; und daß die heute noch nicht abgeschlossene Übertragung der mündlichen Überlieferungen schon sehr zeitlich begonnen hat, ist bei Gestalten wie Nasreddin selbstverständlich.

Die erste gedruckte Ausgabe der Schwänke Nasreddins ist 1837 in Konstantinopel erschienen und drei Jahre vorher hat J. Dumoret im Journal asiatique nach einem Pariser Manuskripte drei Erzählungen veröffentlicht, für deren Verfasser er Nasreddin hielt48; vorher wußte man von diesem in Europa nicht mehr, als was Flögel undxli die genannten Historiker berichteten und was Goethe im West-östlichen Diwan mitgeteilt hat49.

Goethe verdankt seine Kenntnis Nasreddins dem Berliner Orientalisten Prälaten von Diez, der für ihn fünf Schwänke übersetzt hat50. Diez, der »würdige Mann« mit der »strengen und eigenen Gemütsart« hatte an Nasreddin kein sonderliches Gefallen; in einem vom 24. April 1816 datierten Briefe an Goethe schreibt er: »Fürs Weitere möchte ich Ihnen gern ein Paar Erzählungen von Nusreddin Chodscha mitsenden, der nicht sowohl ein witziger Kopf als ein ziemlich platter und unsauberer Schwänkemacher gewesen.« Und am 11. Oktober 1816: »Nussreddin Chodscha war nur ein ziemlich gemeiner Spaßmacher und Zotenreißer. Die Erzählungen die man von ihm hat, sind daher noch jetzt nur der Gegenstand der Unterhaltung gemeiner Leute in den langen Winterabenden. Er lebte im vierzehnten Jahrhundert als Lehrer (Chodscha) auf einem Dorfe in Kleinasien, um die Zeit, als Timur oder Timurlenk, der lahme Timur (woraus man in Europa Tamerlan gemacht) in Asien auf Eroberungen ausging. Timur fand Vergnügen anxlii den Schwänken und Einfällen des Mannes und führte ihn auch eine Zeitlang als Gesellschafter mit sich herum. Man hat mehrere kleine Sammlungen seiner Einfälle. Mir ist aber niemals bekannt geworden, daß man in Europa etwas davon übersetzt habe. Ich habe daher einige der züchtigsten und besten Erzählungen in der Beilage wörtlich übersetzt, damit Ew. Hochwohlgeb. daraus den Geist des Mannes näher kennen lernen mögen. Wenn Timur ihn als Spielzeug gebrauchte, so mußte er sich auch manche Grobheiten von ihm gefallen lassen.«

Goethens Gesichtskreis war etwas weiter als der des Prälaten; in seiner Antwort an ihn, datiert vom 23. Oktober 1816, heißt es: »Die Stellung solcher Lustigmacher an Höfen bleibt immer dieselbe, nur das Jahrhundert und die Landschaft machen Abstufungen und Schattierungen, und so ist denn dieser sehr merkwürdig, weil er den ungeheuren Mann begleitet, der in der Welt so viel Unheil angerichtet hat und den man hier in seinem engsten und vertrautsten Zirkel sieht.« Und in den Noten und Abhandlungen zum Diwan hat Goethe aus den fünf ihm von Diez übersandten Erzählungen51 von dem »lustigen Reise- und Zeltgefährten des Welteroberers« den Schluß gezogen, »daß gar manche verfängliche Märchen, welche die Westländer nach ihrer Weise behandelt, sich vom Orient herschreiben, jedoch die eigentliche Farbe, den wahren, angemessenen Ton bei der Umbildungxliii meistens verloren«; und er fährt fort: »Da von diesem Buche das Manuskript sich nun auf der königlichen Bibliothek zu Berlin befindet, wäre es sehr zu wünschen, daß ein Meister dieses Faches uns eine Übersetzung gäbe. Vielleicht wäre sie in lateinischer Sprache am füglichsten zu unternehmen, damit der Gelehrte vorerst vollständige Kenntnis davon erhielte. Für das deutsche Publikum ließe sich alsdann recht wohl eine anständige Übersetzung im Auszug veranstalten.« Vorher hat er schon eine von den fünf Erzählungen abgedruckt und ihr die Bemerkung vorausgeschickt, wie er sich die Ausgestaltung des im Diwan nur zwei Gedichte umfassenden Buch des Timur gedacht hätte.

Der Anregung Goethes ist, wohl unbewußterweise, der erste Übersetzer der türkischen gedruckten Sammlung, Camerloher, zum Teile nachgekommen, indem er einige Stellen, die ihm für den deutschen Leser zu frei schienen, lateinisch übertragen hat52. Eine französische Ausgabe des inzwischen in Konstantinopel oft aufgelegten Volksbuches ist 1876 von Decourdemanche besorgt worden52, der später auch den schon erwähnten, auf einer Reihe von Handschriften beruhenden Sottisier de Nasr-Eddin-Hodja herausgegeben hat. Eine reiche Auswahl aus dem Volksbuche in türkischer Sprache mit einer interlinearen englischen Übertragung hat W. B. Barker seinem ebenfalls schon genannten türkischen Lesebuche beigegeben; er folgte damitxliv dem Beispiele Dietericis, der sieben Nasreddingeschichten aus zwei Manuskripten Diezens in seine 1854 erschienene Chrestomathie ottomane aufgenommen hatte, und Malloufs, in dessen Dialogues turcs-français, Smyrna, 1854 (2. Auflage Konstantinopel, 1856) sich sieben Erzählungen von Nasreddin finden. Sechs davon hat Mallouf in der Revue de l’Orient, de l’Algerie et des Colonies von 1853 ins Französische übersetzt; die von Dieterici veröffentlichten hat H. Ethé in seinen Essays und Studien, Berlin, 1872 zur Unterlage eines Aufsatzes über Nasreddin benutzt.

Im Jahre 1299 der Hidschra (1883) hat Mehmed Tewfik in Stambul eine Sammlung von 71 Schwänken Nasreddins herausgegeben; wenige Monate später ließ er ihr 130 Schwänke von Buadem folgen. Buadem, zu deutsch: dieser Mann, ist eine von Tewfik erfundene Gestalt, zu deren Ausstattung er vorläufig viele Schnurren des Nasreddin-Dschohakreises verwandt hat. In geringerm Maße ist dies bei den 96 Schwänken festzustellen, die er seinem Buademwerke in der Ausgabe von 1302 beigegeben hat53.

Nur zwei anscheinend neue Erzählungen, darunter eine von Timur, bringen die ihrer Einleitung halber schon oft zitierten Naszreddin hodsa tréfái, die Kúnos in Kleinasien aus dem Munde eines Aidiners aufgezeichnet hat; die Nummern 1 bis 123 finden sich, eine ausgenommen, schon in dem 125 Geschichten enthaltendenxlv Volksbuche, und auch die Reihenfolge ist bis auf zwei Ausnahmen beibehalten worden54.

Schon 1872 ist in Athen eine griechische Ausgabe der Schwänke Nasreddins erschienen mit dem Titel Ὁ Ναστραδὶν Χώντζας. Διηγήματα αὐτοῦ ἀστεῖα καὶ περίεργα55. Sie ist mir trotz allen Bemühungen unzugänglich geblieben, enthält aber angeblich denselben Text wie das bei Saliber in Athen erschienene Groschenbändchen Ὁ Νάσρ-ἐδδὶν-Χότζας καὶ τὰ ἀστεῖα ἀνέκδοτα αὐτοῦ. Dieses bringt, augenscheinlich in Übersetzung, viele Stücke aus dem Volksbuche, daneben solche, die bei Tewfik wiederkehren, aber auch eine Reihe von Erzählungen, die sich weder im Volksbuche, noch bei Tewfik finden56. Daß übrigens Nasreddin bei den Griechen eine selbständige Existenz führt, zeigt auch das im II. Bande S. 250 besprochene Märchen von Naxos57.

Die serbische Ausgabe, aus deren Einleitung oben das Märchen von dem Evlija und seinenxlvi drei Söhnen mitgeteilt worden ist, nennt Mehmed Tewfik als Verfasser und trägt auf dem Titel den Vermerk Prevod s nemackog, Übersetzung aus dem Deutschen; dies ist aber nur zum Teile richtig. Die Seiten 9 bis 48 enthalten zwar Übertragungen aus Tewfiks Nasreddinausgabe, aber dazwischen sind einige aus dem Volksbuche entnommene Erzählungen eingeschoben, und manche beruhen überhaupt auf einer andern Quelle; der darauf folgende Abschnitt mit dem Titel Buadam bringt die 130 Buademschwänke in ungeänderter Anordnung, fügt aber noch vier mit Buadam beginnende Schwänke hinzu, die bei Tewfik kein Gegenstück haben, und das letzte Drittel des Buches, bezeichnet mit Dodatak oder Anhang erzählt neben einigen nach Camerloher übersetzten Geschichten eine lange Reihe von solchen, die dem serbischen Volksmunde entnommen sind, wenn sich auch etliche schon im Sottisier finden. In Serbien und in Bosnien laufen ja noch zahllose Überlieferungen von Nasreddin um: einige wenige sind wohl in südslawischen Zeitschriften und in der Anthropophyteia aufgezeichnet, andere werden nach einer gütigen Mitteilung von Hrn. Dr. Friedrich S. Krauss alljährlich in Volkskalendern erzählt; die meisten aber harren noch immer einer Niederschrift, wie dies auch in den andern früher unter türkischer Herrschaft gewesenen Balkanländern der Fall sein dürfte58.

xlvii

In kroatischer Sprache ist 1857 in Zara ein Buch erschienen mit dem Titel Nasradin iliti Bertoldo i njegova pritanka domisljatost, himbenost i lukavstina; mir liegt es in einem um Rätsel, Sprichwörter und Gedichte vermehrten Neudrucke vor: Nasradin k staroj matici povracen i Nasradinic, U Zadru (Zara), 1903. Wie schon der ursprüngliche Titel andeutet, ist es nichts als eine kroatische Bearbeitung des italiänischen Volksbuches von Bertoldo und Bertoldino, dessen Helden durch Nasradin und Nasradinic ersetzt sind. Aber auch eine Ausgabe von Schwänken Nasreddins gibt es in der kroatischen Sprache; ich kenne nur die keine Jahreszahl tragende zweite Auflage Posurice i sale Nasredina, Zagreb (Agram). Sie bietet eine nicht ganz vollständige Übersetzung des Tewfikschen Nasreddin und der 130 Buademschwänke — statt Buadem steht überall Nasredin —, aber anscheinend nicht nach der deutschen Ausgabe59; die Reihenfolge wird im allgemeinen beibehalten und nur gelegentlich, der beigegebenen Illustrationen halber, geändert. Dann und wann sind andere Erzählungen eingestreut, und von S. 64 an wechseln Schwänke aus dem Volksbuche mit andern, von denen ein Teil mit solchen aus der oben, S. XXVII zitierten deutschen Ausgabe von Ali Nouri übereinstimmt. Die Illustrationen sind dieselben wie bei Ali Nouri60.

xlviii

Verhältnismäßig wenig aus dem Volksbuche, sondern meistens selbständige Schnurren, von denen gleichwohl einige mit griechischen und serbischen Hodschageschichten übereinstimmen, enthält die schon einmal erwähnte Gedichtesammlung Nazdravaniile lui Nastratin Hogea von Anton Pann, die zum ersten Male 1853 erschienen und oft nachgedruckt worden ist; in deutscher Sprache hat sich in einer poetischen Bearbeitung einiger, nur zum Teile dem Volksbuche angehöriger Schwänke Nasreddins der in Kroatien geborene Franz von Werner, der schon in jungen Jahren in türkische Dienste getreten ist, unter dem Namen Murad Efendi versucht; sein Nassreddin Chodja ist 1878 in Oldenburg erschienen.

Auch ins Armenische sind die Schwänke Nasreddins übersetzt worden, und sie haben ihren Weg weiter genommen über Gebirge und Steppen; besonders sollen sie die Bewohner des Berglandes von Dagestan lieben, und nicht nur in Tiflis, sondern auch in Kasan erscheinen immer neue Ausgaben, die sich dem türkischen Volksbuche anlehnen. Nach Nikolaj Katanoff in Kasan ist Nasreddin sogar bei den Tarandschi an der sibirisch-chinesischen Grenze bekannt61, und daß ihn auch die Perser kennen, haben wir schon gesehn. Freilich wechselt er dabei seine Volkszugehörigkeit: im Kaukasus ist er ein Tscherkesse, in Kasan ist er ein Tatare, in Persien istxlix er ein Perser, so wie er in Serbien ein Serbe geworden ist. Darum spiegeln die Schwänke, die in den verschiedenen Ländern an ihm haften geblieben sind, den Humor dieser Völker ab; am deutlichsten ist das Bild natürlich bei den Türken, wo er den Nationalheros des Witzes darstellt: dort bilden die Nasreddinschen Schnurren nicht nur einen Unterhaltungsstoff in den Kaffeehäusern und bei den Abendgesellschaften, sondern sie dienen auch in den Pausen der Gerichtsverhandlungen zu willkommenem Zeitvertreib; die Kinder erzählen sie schon einander, und die Erinnerung an sie wird durch zahlreiche Sprichwörter62 lebendig erhalten.

Mehrmals ist der Versuch gemacht worden, Nasreddins Wesen durch einen Vergleich mit einem bekanntem, abendländischen Vertreter seiner Gattung zu deuten; am nächsten liegt in solchen Fällen stets unser Eulenspiegel, und so ist denn Nasreddin schon von Hammer und später von Ethé, Barker, Wilhelm Schott und andern als der türkische Eulenspiegel bezeichnet worden. Dagegen hat sich Köhler gewandt: »Eulenspiegel ist stets ein durchtriebener Schalk, der nie etwas einfältiges oder dummes sagt oder tut, sondern stets wohl berechnete Streiche und Possen mit vollem Bewußtsein ausführt, um andere zu necken und zu verspotten; Nasreddin dagegen ist ein echter Narr, d. h. ein Gemisch von grenzenloser Einfalt und Dummheit und von Geist und Witz, etwa — wenn man einen Deutschen vergleichenl will — wie Klaus Narr.« Aber auch dieser Vergleich beruht nur auf dem wenigen gemeinsamen, läßt jedoch das viele ungleichartige unberücksichtigt; und dasselbe ist es mit dem Vergleiche, den Cantimir anstellt, indem er Nasreddin einen türkischen Äsop nennt63. Klaus Narr war kein Äsop, und Äsop war kein Abderit; Nasreddin ist aber Äsop und Abderit zugleich.

Der erste, der sich mit den Schwänken Nasreddins wissenschaftlich befaßt hat, war der ausgezeichnete Gelehrte Reinhold Köhler; er hat 1862 im Orient und Occident das Camerlohersche Büchlein zum Gegenstande einer Abhandlung gemacht64. Ihm folgte, nachdem Decourdemanche die Forschung nach Quellen und Parallelen Nasreddins als unnütz bezeichnet hatte65, der Professor und derzeitige Dekan an der Universität Algier, René Basset, der den von A. Mouliéras gesammelten und ins Französische übertragenen kabylischen Dschehageschichten eine groß anligelegte kritische Studie gewidmet und diese durch viele gelegentliche Nachträge in der Revue des traditions populaires und durch einen Aufsatz im Keleti szemle ergänzt hat. Die Abhandlung Horns in eben dieser Zeitschrift und besonders die umfassende Studie Hartmanns in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde sind schon öfters erwähnt worden.

In dem vorliegenden Buche hat der Herausgeber versucht, sich die Resultate der von diesen Gelehrten geleisteten Arbeit zunutze zu machen und auf ihnen weiterzubauen. Die dazu notwendige Grundlage, die Schwänke, sind im ersten Bande dem alten türkischen Volksbuche, wie es in den Übertragungen von Camerloher, Barker und Decourdemanche vorliegt, dem Sottisier von Decourdemanche, den Historikern und den von Kúnos gesammelten Texten entnommen; der zweite Band bringt die von Basset in der Revue des traditions populaires übersetzten Geschichten des Nawadir el chodscha nasr ed-din, die von Mardrus veröffentlichten Dschohageschichten, die arabischen und berberischen, hauptsächlich von Stumme und Mouliéras gesammelten Schwänke derselben Gattung, die maltesischen Dschahanschwänke, die Giufàgeschichten Siziliens mit Ausnahme der in der leicht zugänglichen Sammlung von Gonzenbach erschienenen, die kalabrischen Juvadigeschichten und die kroatischen, serbischen und griechischen Nasreddinschnurren. Im allgemeinen ist es vermieden worden, gleichartige Behandlungen desselben Motivs aufzunehmen; die Bibliographie jedes Schwankes bildet, soweit sie in den Kreis der zu Nasreddin, Dschoha,lii Dschahan usw. gehörigen Überlieferungen fällt, den ersten Absatz der zu dem Schwanke gehörigen Anmerkung, die im übrigen die etwa vorhandene Literatur bringt und manchmal auch auf eine vergleichende Darstellung anderer Versionen des betreffenden Motivs eingeht. Recht getan glaubt der Herausgeber zu haben, daß er die hin und wieder im Sottisier vorkommenden Schwänke, die nicht von Nasreddin handeln, nicht von der Aufnahme ausgeschlossen hat; einmal werden viele von ihnen auch von Nasreddin oder Dschoha erzählt, und dann bieten sie auch an und für sich schon einen Beitrag zur Geschichte und zum Verständnis der türkischen Schwankliteratur, der wohl, wenn er so nahe liegt, nicht zurückgewiesen werden soll. Ein Anhang bringt Mitteilungen über Schwänke, die aus mehrfachen Gründen in dem Texte keinen Platz finden konnten.

Eine angenehme Pflicht ist es dem Herausgeber, Herrn Professor Dr. Hans Stumme und Frl. Berta Ilg seinen besten Dank auszusprechen für die Liebenswürdigkeit, womit sie ihm den Abdruck einzelner Stücke aus ihren Büchern gestattet haben.

Tetschen a. E., im Juli 1911.

Albert Wesselski.    


1-2

I.
Türkische Überlieferungen


 

1. Die hundertfünfundzwanzig Schwänke
des Volksbuchs


4–5

1.

DEr Hodscha Nasreddin stieg eines Tages auf die Kanzel, um zu predigen, und sagte: »Muselmanen, kennt ihr den Gegenstand, wovon ich mit euch sprechen will?«

»Wir kennen ihn nicht,« antwortete man aus der Zuhörerschaft.

Da schrie der Hodscha: »Ja, wie sollte ich denn mit euch von etwas sprechen, das ihr nicht kennt?«

Er stieg ein andermal auf die Kanzel und sagte: »Wißt ihr, meine Gläubigen, was ich euch sagen will?«

»Ja, wir wissen es,« war die Antwort.

»Was brauche ich euch dann davon zu sprechen, wenn ihr es sowieso schon wißt?« Mit diesen Worten stieg der Hodscha von der Kanzel.

Die Gemeinde war betreten über sein Weggehn. Nun schlug ein Mann vor, daß, wenn der Hodscha wiederkomme, die einen sagen sollten: »Wir wissen es«, und die andern: »Wir wissen es nicht«; und dieser Ratschluß drang durch.

Wieder kam der Hodscha und er schrie, wie früher: »Wißt ihr, Brüder, was ich euch sagen will?«

Sie sagten: »Einige von uns wissen es, die andern aber wissen es nicht.«

»Gut also,« antwortete der Hodscha; »da mögen es die, die es wissen, den andern mitteilen.«

2.

»MUselmanen,« rief Nasreddin, der Hodscha eines Tages, »dankt dem Allerhöchsten recht von Herzen, daß er dem Kamel keine6 Flügel gegeben hat; denn dann käme es von oben auf unsere Häuser und in unsere Gärten herab und fiele uns vielleicht noch auf die Köpfe.«

3.

DEr Hodscha stieg eines Tages in einer gewissen Stadt auf die Kanzel; und er sagte: »Muselmanen, die Luft in euerer Stadt ist dieselbe wie in der meinigen.«

»Wieso, Hodscha?« sagte einer in der Versammlung.

»Das ist sehr einfach,« antwortete der Hodscha; »zu Hause habe ich mich umgesehn, wie viel Sterne man sieht, und gerade so viel sind ihrer auch hier.«

4.

EInes Tages ging der Hodscha ins Bad. Dort war er allein, und voller Freude darüber begann er ein paar Lieder zu singen. In dem engen Raume erschien ihm seine Stimme hübsch und angenehm, und er sagte: »Sie ist eigentlich ganz lieblich; warum sollen sich ihrer nicht auch die andern freuen?« Damit verließ er das Bad und entfernte sich. Es waren aber schon einige Stunden des Vormittags vorbei.

Ohne irgendwie zu verziehen, stieg der Hodscha auf das Minaret und rief zum Morgengebete.

Da schrie unten einer: »Was ist denn das für ein Narr, der jetzt mit seiner garstigen Stimme unser Viertel zum Morgengebete ruft?«

Und der Hodscha rief von der Höhe herab: »Ja warum findet sich denn kein gütiger Wohltäter, der hier oben auf dem Minaret ein Bad7 baut, um diese Stimme, über die man sich beklagt, zu ändern?«

5.

EInes Nachts träumte der Hodscha, als er im Bette lag und schlief, es gebe ihm einer neun Asper; und damit war er nicht zufrieden, sondern sagte: »Gib mir zehn.« Unterdessen wurde er wach, und da fand er seine Hände leer.

Das war ihm sehr leid; er schloß alsbald die Augen, streckte die Hand aus und sagte: »Ich habe mich anders besonnen; gib die neune her.«

6.

EInes Tages ging der Hodscha in einer einsamen Gegend, als er von der andern Seite her etliche Reiter kommen sah; es mochten Diebe sein. In der Nähe war ein Grab; er kleidete sich hastig aus und eilte in die Grabeshöhlung. Aber die Reiter hatten ihn schon bemerkt und näherten sich ihm. »He Freund,« riefen sie, »was machst du da drinnen?«

Der Hodscha, der nicht recht wußte, was sagen, antwortete: »Das ist mein Grab; ich bin nur für einen Augenblick herausgegangen, um Luft zu schnappen.«

7.

DEr Hodscha trat einmal in einen Garten. Dort steckte er Möhren, Rüben und alles, was ihm unterkam, in seinen Sack oder in seinen Busen. Es kam der Gärtner, und der sagte, als er ihn dabei ertappte: »Was machst du da?«

Erschrocken fand der Hodscha keine andere Antwort, als daß sich ein mächtiger Wind erhoben und ihn dorthin geschleudert habe.

8

»Aber,« sagte der Gärtner, »wer hat denn das alles ausgerissen?«

»Wenn der Wind«, sagte der Hodscha, »stark genug war, mich von draußen da herein zu bringen, war er wohl auch imstande, dein Gemüse auszureißen.«

Nun sagte der Gärtner: »Wer hat denn dann das ganze Zeug da in den Sack gesteckt?«

»Das war es gerade,« sagte der Hodscha, »worüber ich nachgedacht habe, als du dahergekommen bist.«

8.

ALs der Hodscha-Effendi — Gottes Gnade sei mit ihm — in Konia war, trat er in den Laden eines Halwaverkäufers66; und schon sagte er: »Im Namen Gottes« und begann von den Kuchen zu essen. Der Verkäufer aber schlug mit den Worten: »Was tust du da?« auf ihn los.

Doch der Hodscha sagte: »Was für eine herrliche Stadt ist doch dieses Konia! Mit Schlägen zwingen sie einen, daß man Halwa ißt!«

9.

IM Monate Ramasan verfiel der Hodscha auf den Gedanken, sich, um das den Gläubigen auferlegte Fasten beobachten zu können, einen Topf anzuschaffen, worin er jeden Tag ein Steinchen tun wollte. Eines Tages warf aber sein Töchterchen eine Hand voll Steine in den Topf. Kurz darauf wurde der Hodscha gefragt, der wievielte sei.

»Wartet einen Augenblick,« sagte er; »ich will nachsehn.«

9

Er ging ins Haus, schüttete den Topf aus und zählte die Steine; da fand er, daß es hundertzwanzig waren. »Sage ich eine derartige Ziffer,« dachte er, »so werden sie mich für verrückt halten.« Und so antwortete er den Fragenden: »Heute ist der fünfundvierzigste.«

»Aber, Hodscha, ein ganzer Monat hat doch nur dreißig Tage, und du sprichst uns vom fünfundvierzigsten.«

Der Hodscha sagte: »Ich habe euch nicht vielleicht leichtfertig geantwortet; wenn ihr euch an die Zeitrechnung des Topfes hieltet, so hätten wir heute den hundertundfünfundzwanzigsten.«

10.

DEr Hodscha wurde gefragt: »Von den zwei Monden, dem neuen und dem alten, was geschieht mit dem, der sein letztes Viertel hinter sich hat?«

Er antwortete: »Man zerbricht ihn, um Sterne daraus zu machen.«

11.

EInes Morgens beschloß der Hodscha, die Stadt zu verlassen; da er ein Kamel besaß, sagte er sich: »Ich nehme es als Reittier; auf diese Weise werde ich angenehmer reisen.«

So ritt er denn mit der Karawane dahin, als eines Tages das Kamel strauchelte, den Hodscha abwarf und auf ihn trat. Auf seine Schmerzensschreie kamen die Leute von der Karawane herbei und hoben ihn auf.

Kaum war er wieder zum Bewußtsein gekommen, als er schrie: »Seht nur, Muselmanen, was mir dieses Kamel böses angetan hat. Seid doch10 so gut und bindet mir es fest; ich muß mich an ihm rächen.«67

»Aber Hodscha,« schrien die Leute; »fürchtest du denn nicht Gott, daß du dich an dem Tier da rächen willst?«

Der Hodscha antwortete jedoch: »Was soll das heißen? an einem Menschen kann man sich rächen, und an einem Kamel sollte mans nicht können?«

12.

EInes Tages kaufte Nasreddin Eier, und zwar neun um einen Asper; dann ging er an einen andern Ort und verkaufte zehn um einen Asper. Da wurde er gefragt: »Warum gibst du zehn um den Preis, den du für neun gezahlt hast?«

Er antwortete: »Es ist zu meinem Nutzen, wenn man sieht, wie mein Geschäft vorwärts geht.«

13.

EInes Tages kleidete sich der Hodscha in seinen neuen Kaftan und ging in die Moschee. Es kam der Augenblick, wo man sich mit dem Gesichte zu Boden neigen muß. Als nun der Hodscha also gebückt dastand, packte ihn der, der hinter ihm war, an den Hoden. Ohne sich zu besinnen, tat der Hodscha dasselbe mit dem Imam, der sein Vordermann war.

Der fragte ihn: »Was tust du da?«

»Nichts,« antwortet der Hodscha; »darf ich denn nicht nehmen, was man mir nimmt?«

14.

DEr Hodscha saß einmal am Ufer eines Flusses, als er einen Trupp von zehn Blinden auf ihn zukommen sah. Die trafen mit ihm die Ab11machung, daß er sie, den Mann für einen Para, hinübertragen solle.

Beim Hinübertragen fiel nun einer von den Blinden ins Wasser und wurde fortgerissen. Augenblicklich begannen die Blinden zu schreien.

Aber der Hodscha sagte: »Warum schreit ihr? ihr zahlt mir einfach für einen weniger, und die Sache ist in Ordnung.«

15.

EIner, der ein Ei versteckt in der Hand hielt, sagte zum Hodscha: »Wenn du errätst, was ich in der Hand habe, so gebe ich dirs, damit du dir einen Eierkuchen machen kannst.«

Darauf sagte der Hodscha: »Sag mir, wie es aussieht, und ich werde dir antworten.«

»Außen ist es weiß und innen gelb.«

»O, ich weiß schon, was es ist,« rief der Hodscha; »es ist eine ausgehöhlte Rübe, in die man Stückchen von einer Möhre gesteckt hat.«

16.

EInes Tages stahl der Hodscha ein Kalb, ohne daß es der Eigentümer bemerkt hätte. Der Hodscha tötete das Kalb und versteckte das Fell. Bald darauf ward der Bestohlene inne, daß sein Kalb verloren war; er lief durchs Viertel und schrie: »Muselmanen, mir ist mein Ochs gestohlen worden; was für ein Schaden!«

So klagte er, als plötzlich der Hodscha das Kalbfell hervorzog: »Jetzt schäme dich aber, du Dieb; wie kannst du einen Ochsen für ein Kalb verlangen?«

17.

ALs der Hodscha auf dem Markte herumstrich, kam einer auf ihn zu und fragte ihn: »Wie steht denn der Mond? Drei viertel oder voll?«

12

»Ich weiß es nicht,« sagte der Hodscha; »ich habe weder einen gekauft, noch einen verkauft.«

18.

DEr Hodscha nahm eine Leiter auf seine Schultern und ging, lehnte sie an eine Gartenmauer, stieg hinauf, legte sie an der andern Seite an und stieg hinunter. Der Gärtner, der ihn sah, rief ihn an: »Was machst du da, was suchst du?«

Der Hodscha packte rasch die Leiter und antwortete: »Ich verkaufe Leitern.«

»Hier also ist der Markt für Leitern?« versetzte der Gärtner.

Aber der Hodscha sagte: »Was für ein Dummkopf du bist! kann man denn nicht überall Leitern verkaufen?«

19.

EInes Tages nahm der Hodscha seine Hühnchen eins nach dem andern her und legte ihnen jedem ein schwarzes Badetuch um den Hals. Dann ließ er sie laufen. Das Volk sammelte sich an und fragte ihn, warum er die Hühnchen also herrichte.

Er antwortete: »Sie tragen Trauer um ihre Mutter.«

20.

EIn Ochse war auf das Feld des Hodschas gelaufen; als ihn der bemerkte, packte er einen Stock und rannte auf ihn los, aber der Ochs entwich. Eine Woche war vergangen, als ihn der Hodscha wieder sah; diesmal war der Ochs an einen Bauernkarren gespannt. Augenblicklich erwischte der Hodscha einen Knüttel und versetzte dem Tiere eine tüchtige Tracht Prügel. Der13 Bauer aber schrie, als er das sah: »Aber Freund, was hast du denn gegen meinen Ochsen?«

»Laß mich machen, du Dummkopf; er weiß schon, was er angestellt hat.«

21.

EInes Tages verrichtete der Hodscha seine Waschungen an dem Ufer eines Flusses; dabei fiel ihm einer von seinen Pantoffeln ins Wasser, und er sah, wie ihn der Fluß mit sich fortführte. Da kehrte er dem Flusse seinen Rücken zu, ließ einen Wind68 und sagte: »Da nimm deine Waschung zurück und gib mir meinen Pantoffel wieder.«

22.

DEr Hodscha traf einmal seine letztwilligen Verfügungen: »Wenn ich sterbe, so legt mich in ein altes Grab.«

Die Anwesenden sagten: »Warum denn?«

»Wenn dann die Engel69 kommen, um mich zu fragen, werde ich ihnen antworten: ›Ich bin schon befragt worden; seht ihr denn nicht, daß mein Grab schon alt ist?‹«

23.

DEr Hodscha fühlte einmal das Bedürfnis, sein Wasser abzuschlagen; er ging auf den Abtritt und blieb dort einen Tag und eine Nacht. In der Nähe lief ohne Unterlaß ein kleiner Brunnen, und das Plätschern dieses Brunnens14 ließ ihn meinen, daß er mit seiner Verrichtung noch nicht zu Ende sei.

Da kam einer dazu und rief ihn an: »He Freund, du bleibst aber lange da!«

»Ich muß doch zuerst fertig werden,« antwortete der Hodscha, »bevor ich weggehe.«

24.

EInes Tages wollte der Hodscha ein Pferd besteigen, aber das hielt sich so trefflich, daß er nicht hinaufkommen konnte; schließlich fing er zu fluchen an.

Dann aber sah er hinter sich; und da er bemerkte, daß er allein war, stellte er diese Betrachtung an: »Gestehn wir es uns nur, daß es unter uns noch schlechtere Kerle gibt als das Pferd da.«

25.

EInmal war der Hodscha im Bade; während ihn der Wärter hinüber und herüber abrieb, packte er ihn heftig bei den Hoden.

»Was machst du denn?« fragte ihn der Wärter.

»Ich habe dich nur gehalten,« antwortete der Hodscha, »damit du nicht fällst.«

26.

DEr Hodscha hatte eines Tages die Knaben von Akschehir ins Bad zu führen. Die verbargen jeder ein Ei in der Achselhöhle; dann gingen sie alle mitsammen ins Bad, kleideten sich aus und setzten sich auf den runden Stein mitten im Bade. Und sie sagten: »Kommt alle her; wer jetzt kein Ei legt, bezahlt das Bad.«

Die Sache wurde so abgemacht; nun gluckte ein jeder, zerarbeitete sich, als ob er kreißte, und legte sein Ei auf den Stein.

15

Alsbald erhob sich der Hodscha, der ihnen zugesehn hatte, schlug mit den Armen wie mit Flügeln und krähte wie ein Hahn; und die Knaben sagten: »Was machst du, Meister?«

»Nun, braucht es denn keinen Hahn für so viel Hennen?«

27.

EInes Tages verließ der Hodscha sein Haus in schwarzen Kleidern. Den Leuten fiel das auf und sie fragten ihn, warum er also gekleidet sei.

Er antwortete: »Der Vater meines Sohnes ist gestorben, und darum trage ich Trauer.«

28.

NAch einem langen Marsche hatte der Hodscha Durst. Er sah um sich und gewahrte einen Brunnen, dessen Öffnung mit einem Pflocke verschlossen war. Nach einem Trunke verlangend, zog er den Pflock heraus; da schoß auch schon das Wasser in mächtigem Strahle heraus und ihm über den Kopf.

Voller Ärger schrie er: »Da hat mans, wie närrisch du fließt; drum hat man dir auch einen Pflock in den Hintern getrieben.«70

29.

EInes Tages steckte der Hodscha etliche Pastinaken zu sich und ging ins Gebirge Holz fällen. Als er durstig ward, schnitt er eine an; er fand sie schal und warf sie weg. Er schnitt eine andere an und tat dasselbe, kurz, er schnitt16 alle an, aß von einigen ein wenig und pißte auf die Stücke, die übrig blieben.

Dann fuhr er fort, Holz zu fällen, und kurz darauf bekam er von neuem Durst. Nun nahm er die Köpfe der zerschnittenen Pastinaken und hierauf jedes einzelne Stückchen; und indem er sagte: »Das da ist benetzt, das nicht«, aß er sie schließlich alle miteinander auf.

30.

ALs der Hodscha einmal in die Stadt ging, begegnete er plötzlich zwei Männern; die fragte er: »Wohin geht ihr?«

Sie antworteten: »Wir sind erst am Anfang unserer Rute.«

»Na, hoffen wir,« sagte der Hodscha, »daß ihr am Abende bei der Eichel anlangt.«

31.

DEr Hodscha Nasreddin-Effendi hatte ein Lamm. Seine Freunde dachten sich einen lustigen Streich aus, um es zu essen. Einer von ihnen kam ihm wie zufällig entgegen und sagte im Vorbeigehn zu ihm: »Was willst du mit dem Lamme da? morgen ist der Tag des jüngsten Gerichtes; komm, schlachten und essen wir es.«

Der Hodscha glaubte es nicht; er hörte auch kaum hin.

Es kam ein zweiter und sagte dasselbe; kurz, sie kamen alle, einer nach dem andern oder auch paarweise, und behaupteten, wie es abgemacht war, daß am nächsten Tage das Ende der Welt sein werde. Schließlich stellte sich der Hodscha, als ob er es glaubte.

»Wenn es so ist, so seid willkommen, Freunde! Nun wollen wir hinaus aufs Feld gehn,17 das Lamm schlachten und uns unsere letzten Augenblicke noch recht gut miteinander unterhalten.«

Alle waren dabei; sie nahmen das Lamm und zogen aufs Feld.

Da sagte der Hodscha: »Ihr, meine Freunde, vergnügt euch; ich will mich daranmachen, das Lamm zu braten.«

Er war mitten unter ihnen und so legten alle ihre Mützen und Turbane bei ihm nieder, um sich zu ergehen. Ohne zu verziehen, zündete der Hodscha ein großes Feuer an, warf alle ihre Sachen hinein und begann das Lamm zu braten.

Bald darauf sagte einer von der Gesellschaft zu den andern: »Sehn wir einmal nach, ob das Lamm des Hodschas schon hübsch braun ist; kommt es essen.«

Als sie hinkamen, wurden sie inne, daß der Hodscha alle ihre Kleider ins Feuer geworfen hatte. »Bist du ein Narr? warum hast du unsere Sachen ins Feuer geworfen?«

»Ja, meine Herren,« erwiderte der Hodscha, »glaubt ihr denn das nicht, was ihr mir früher erzählt habt? Wenn morgen das Ende der Welt ist, was braucht ihr da Kleider?«

32.

EInmal kam ein Dieb in das Haus des Hodschas, packte alles, was ihm unter die Hände kam, zusammen, lud es sich auf den Rücken und ging weg. Kaum war er draußen, als der Hodscha das übriggebliebene zusammenpackte und sich damit belud; dann folgte er den Spuren des Diebes bis zu dessen Haustür.

Dort sagte der Dieb: »Was willst du von mir?«

18

»Wieso?« sagte der Hodscha; »bin ich denn nicht richtig bei dem Hause, wohin wir umgezogen sind?«

33.

EInes Tages wurde der Hodscha gefragt: »Verstehst du nicht Persisch? Sprich ein wenig, damit wir uns überzeugen.«

Er antwortete ihnen in dieser Sprache: »Die Gans, die mein Grab höhlen soll, fliegt noch im Gebirge; es haben sich Leute versammelt, aber sie haben mich noch nicht in der Todesstarre gefunden.«

Da gingen sie eilfertig weg, ohne noch etwas weiter zu verlangen.

34.

DEm Hodscha war einmal Geld gestohlen worden. »O Herr,« rief er aus, »bist du denn in Armut gefallen, daß du mir meine Ersparnisse genommen hast?« Unter derlei Klagen ging er in die Moschee; dort verharrte er im Gebete bis zum Morgen und dann ging er nach Hause.

In derselbigen Nacht war es geschehn, daß ein Schiff auf dem Meere Sturmesnot litt, und die Seeleute hatten gelobt, wenn sie entrännen, dem Hodscha ein Geschenk zu geben. Der Herr ließ es zu, daß sie heil ans Land kamen; ihrem Gelübde treu, brachten sie nun dem Hodscha das versprochene Geld.

»O Gott, o Gott,« schrie da Nasreddin, »wozu hast du es mir zu nehmen brauchen, wenn du es mir nach einer außer Hause verbrachten Nacht zurückgeben wolltest?«

19

35.

EInes Tages entlieh der Hodscha von seinem Nachbar eine große Pfanne. Nachdem sie ihm ihren Dienst geleistet hatte, trug er sie zurück und brachte zugleich ein kleines Pfännchen.

»Was soll denn das Pfännchen,« sagte der Nachbar, »das jetzt dabei ist?«

»Ach,« antwortete der Hodscha, »die Pfanne war schwanger, und das ist das Junge.«

Der Nachbar nahm beides in Empfang. Kurze Zeit nach dieser Begebenheit ging der Hodscha die Pfanne noch einmal entleihen. Fünf Tage wartete der Nachbar vergebens, daß sie ihm zurückgestellt würde; dann pochte er an die Tür des Hodschas. Der öffnete und fragte ihn: »Was willst du?«

»Meine Pfanne.«

»Wohl ergehe es dir, aber deine Pfanne ist gestorben.«

»Ja kann denn eine Pfanne sterben?«

»Natürlich; und warum solltest du es nicht glauben wollen, wo du doch geglaubt hast, daß sie ein Junges bekommen hat?«

36.

ALs der Hodscha einmal auf einem Begräbnisplatze herumging, sah er, wie ein riesiger Hund einen Grabstein besudelte. Empört wollte er ihn mit einem großen Prügel, den er in der Hand hatte, schlagen, aber der Hund machte Miene, ihn anzufallen.

Da also der Hodscha sah, daß die Sache schief ging, rief er dem Hunde zu: »Mach nur weiter, Freund, mach nur.«

20

37.

DEr Hodscha fing eines Tages einen Storch; er trug ihn nach Hause, nahm ein Messer, stutzte ihm den langen Schnabel und die langen Beine und setzte ihn auf einen erhöhten Platz.

»So,« sagte er; »jetzt siehst du wenigstens einem Vogel ähnlich.«

38.

EInes Tages schluckte der Hodscha heiße Suppe; er stieß einen Schrei aus und lief voll Aufregung auf die Straße hinaus: »Platz, Leute, Platz! ich brenne im Leibe.«

39.

EIn Molla hatte Arabien, Persien, Indien und alle Länder durchwandert, ohne daß es ihm gelungen wäre, eine gewisse Frage beantwortet zu erhalten. Schließlich wurde ihm der Hodscha genannt; augenblicklich machte er sich auf nach Akschehir. Auf dem Wege kaufte er um einen Asper Granatäpfel und steckte sie zu sich. Im Gefilde von Akschehir angekommen, sah er einen Mann in Sandalen und einem Filzmantel, der den Acker bearbeitete, gleichwohl aber das Aussehn eines gebildeten Menschen hatte; es war der Hodscha. Er trat auf ihn zu und grüßte ihn.

Der Hodscha erwiderte den Gruß und sagte: »Molla-Effendi, was gibt es neues?«

»Ich will dir einige Fragen vorlegen; wirst du sie beantworten können?«

»Sicherlich. Aber es hat einmal einer gesagt: ›Ohne Geld hätte deine Mutter deinem Vater nichts bewilligt‹; warum sollte ich dir einen Gefallen tun?«

Der Molla nahm die Granatäpfel aus seinem Busen und bot sie dem Hodscha an. Nun be21gann der die Fragen des Mollas zu beantworten, wobei er einen Apfel nach dem andern verzehrte. Eben war er mit den Äpfeln fertig geworden, als der Molla sagte: »Nun habe ich noch eine Frage.«

»Du täuschest dich, mein Freund; sind denn noch Äpfel da?«

»Ach,« sagte der Molla, »du scheinst mir ein tüchtiger Schelm zu sein; an derlei Weisen ist kein Mangel.« Und damit machte er sich davon.

40.

DEr Hodscha sah einmal eine Menge Enten, die sich in der Quelle eines Baches tummelten. Er lief auf sie zu, um einige zu fangen, aber sie flogen weg. Da setzte er sich an die Quelle und tauchte das Brot, das er mitgebracht hatte, stückchenweise ins Wasser. Während er so das feuchte Brot aß, kam ein Fußgänger vorüber, und der fragte ihn: »Was ißt du?«

»Ententunke,« antwortete der Hodscha.

41.

DEr Hodscha wollte einmal eine Leber nach Hause tragen; plötzlich aber schoß ein Sperber aus den Lüften auf sie herab und entflog mit ihr. Der Hodscha sah ihm nach, merkte aber, daß nichts mehr zu machen war. Augenblicklich erstieg er einen erhöhten Ort; als er dann einen Mann kommen sah, der auch eine Leber in der Hand hielt, entriß er sie ihm und eilte damit auf die Spitze eines Felsens.

Der Mann schrie: »Warum beraubst du mich so, Hodscha?«

Der Hodscha antwortete: »Ich habe nur versucht, wie ich es machen müßte, wenn ich ein Sperber wäre.«

22

42.

UM Hodscha kam einer, um Stricke zu entleihen. Der Hodscha ging ins Haus, kam aber sogleich zurück und sagte, daß sie voll Mehl seien, das auf ihnen trocknen solle. Der andere antwortete: »Trocknet man denn Mehl auf Stricken?«

Nun sagte der Hodscha: »Je weniger gern man sie herleiht, desto eher läßt man darauf Mehl trocknen.«

43.

NEben dem Hodscha ging einer; sie sahen sich gegenseitig an und traten jeder in demselben Augenblicke ein paar Schritte zurück. »Ist es erlaubt, Herr,« sagte der Hodscha, »dich zu fragen, wer du bist? ich kenne dich nicht.«

Der andere antwortete: »Wieso bist du denn dann über meinen Anblick so erstaunt gewesen?«

Der Hodscha erwiderte: »Ich habe gesehn, daß dein Turban ganz so ist wie der meinige und daß dein Mantel derselbe ist wie der meinige; da habe ich dich für mich gehalten.«

44.

IM Hause des Hodschas war einmal jemand krank, und man kam sich um sein Befinden erkundigen.

Er antwortete: »Zuerst war er genesen, aber dann ist er gestorben.«

45.

DEr Hodscha steckte seine Hühner in einen Käfig und ging damit nach Siwri-Hissar. Unterwegs sagte er sich: »Diese armen Tiere sind gefangen; ich will sie ein bißchen auslassen, o Herr.« Als sie aber in Freiheit waren, liefen sie nach allen Seiten auseinander. Nun trieb der Hodscha den Hahn mit einem Stocke in der23 Hand vor sich her und sagte zu ihm: »Was? mitten in der Nacht weißt du, daß es Morgen wird, und am hellichten Tag kennst du den Weg nicht?«

46.

ALs der Hodscha eines Tages auf einem Begräbnisplatze neben dem Wege ging, fiel er in ein altes Grab; nun sagte er sich: »Ich will sehn, ob Munkar und Nakir kommen,« und legte sich der Länge nach nieder. Während er also wartete, hörte er ein Geklingel von Glöckchen, die sich näherten. Er dachte, der Tag der Auferstehung und des Gerichtes sei gekommen, und stieg aus dem Grabmale. Da sah er, daß eine Karawane hervorkam; bei seinem Anblicke wurden die Maultiere scheu und rannten nach verschiedenen Seiten davon. Die Treiber liefen auf ihn zu, jeder mit seinem Stocke bewaffnet, und fragten ihn, wer er sei.

»Ich bin ein Toter.«

»Und was tust du da?«

»Ich mache einen Spaziergang.«

»Nun, den wollen wir dir recht angenehm machen.« Und damit warfen sie sich auf den Hodscha und prügelten ihn tüchtig durch; bald hatte er den Kopf zerschlagen und die Augen braun und blau.

Als ihn seine Frau in dieser Verfassung heimkommen sah, fragte sie ihn, woher er komme. Er antwortete: »Von den Toten; ich bin im Grabe gewesen.«

»Wie geht es denn in der andern Welt zu?«

»Ach, Weib, vor einem hüte dich; mach nur ja die Maultiere nicht scheu, die man treibt.«

24

47.

MAn hatte den Hodscha als Gesandten zu den Kurden geschickt. Sofort nach seiner Ankunft luden sie ihn zu einem Festmahle ein; er zog seinen Pelzmantel an und ging hin. Mitten im Gespräch ließ er plötzlich einen Furz; da sagten sie zu ihm: »Es ist eine Schande, Molla-Effendi, also zu furzen.«

»Was?« schrie er; »wie hätte ich denn denken sollen, daß es die Kurden verstehn, wenn man auf türkisch furzt?«

48.

EInes Tages ging der Hodscha mit seinem Amad71 auf die Wolfsjagd. Dieser war eben in die Höhle gekrochen, als der Wolf unversehens zurückkam. Der Hodscha benutzte den Augenblick, wo der Wolf in dem Loche verschwand, und packte ihn beim Schwanze. Daraufhin begann der Wolf mit den Beinen zu scharren; der Staub drang dem Amad in die Augen, und er schrie: »Hodscha, was ist das für ein Staub?«

Der Hodscha antwortete: »Wenn sein Schwanz reißt, wirst du noch einen ganz andern Staub sehn!«

49.

EInes Tages stieg der Hodscha auf einen Baum; dann begann er den Ast, auf den er sich gesetzt hatte, abzuhacken. Ein Vorübergehender sah dies von unten und rief ihm zu: »He Freund, weißt du denn nicht, daß du zugleich mit dem Aste, den du von dem Baume abschneiden willst, herunterfallen wirst?«

Der Hodscha antwortete nichts; als er aber mit25 dem Aste heruntergefallen war, begann er dem wohlmeinenden Ratgeber, der weiterschritt, nachzueilen. Und er rief ihn an: »He Freund, da du es vorausgesehn hast, wann ich herunterfallen werde, so mußt du mir zweifellos auch sagen können, wann ich sterben werde.« Und bei diesen Worten hielt er den Fremden fest.

Der antwortete, um von ihm loszukommen: »Wann dein Esel, während er beim Ersteigen einer Anhöhe brällt, einen Furz läßt, so wird die Hälfte deiner Seele entweichen; wann er dann den zweiten läßt, so wird sie gänzlich von dir scheiden.«

Der Hodscha setzte seinen Weg fort; und bei der zweiten Mahnung warf er sich zu Boden mit den Worten: »Ich bin tot.«

Es versammelten sich Leute um ihn, und die brachten eine Bahre, legten ihn darauf und machten sich auf den Weg nach seinem Hause. Da kamen sie an eine Pfütze, die es ihnen verwehrte, geradeaus weiterzugehn. Als sie nun einander fragten: »Wie sollen wir da hinüberkommen?«, hob der Hodscha sein Haupt und sagte: »Als ich noch am Leben war, bin ich immer diesen Weg gegangen.«

50.

EInmal gedachte der Hodscha einen unterirdischen Stall zu machen72. Nun sah er auf einem Spaziergange in dem Keller eines seiner Nachbarn eine Kuh und etliche Ochsen. Hoch26 erfreut darüber ging er wieder heim und sagte zu seiner Frau:

»Was gibst du mir für eine gute Neuigkeit? ich habe einen Stall voll Rinder gefunden, der noch so ist, wie er zur Zeit der Ungläubigen war.«

51.

DEr Hodscha hatte zwei Töchter; die kamen ihn einmal beide besuchen, und er fragte sie: »Wovon lebt ihr?«

Die eine sagte: »Mein Mann ist Bauer; er hat viel Korn gesät, und wenn es regnet, wird er so viel haben, daß er mich kleiden kann.«

Die andere sagte: »Mein Mann ist Hafner; er hat viele Töpfe gemacht, und wenn kein Regen kommt, so wird er so viel haben, daß er mir Kleider kaufen kann.«

Nun sagte der Hodscha: »Eine von euch wird ja bekommen, was sie wünscht; aber welche, das weiß ich nicht.«

52.

EInes Tages kam der Hodscha nach Siwri-Hissar; es war am Ende des Ramasans und man wartete, daß es Neumond werde, weil dann das Bairamfest beginnen sollte. Er sah eine Menge Leute versammelt, die alle den Mond beobachteten, und da sagte er:

»Was ist denn an dem Monde so bemerkenswert? Bei uns zu Hause ist er so groß wie ein Wagenrad, und es kümmert sich kein Mensch um ihn; hier, wo er so dünn ist wie ein Zahnstocher, versammeln sich alle Leute, um ihn zu betrachten!«

27

53.

DEr Hodscha kam einmal in eine Stadt und sah dort die großen Röhren einer Wasserleitung. Da fragte er einen Vorübergehenden: »Was ist das?«

Der antwortete: »Das ist das, womit wir Städter das Wasser ablassen.«

»Daraus läßt sich schließen,« versetzte der Hodscha, »wie euere Frauen gebaut sein müssen.«

54.

EInes Tages ging der Hodscha in Akschehir spazieren. »Herr Gott,« rief er aus, »gib mir tausend Goldstücke; eines weniger nehme ich nicht.«

Dieses Gebet hörte ein Jude, der in seiner Nähe war; neugierig, was geschehn werde, tat er neunhundertneunundneunzig Goldstücke in einen Beutel und warf ihn durch das Rauchloch in die Hütte des Hodschas.

Als der Hodscha den Beutel am Boden bemerkte, rief er aus: »O Herr, du hast mein Gebet erhört.« Er öffnete den Beutel und zählte die Goldstücke; da fand er, daß eines fehlte. Und er sagte: »Der, der mir diese gegeben hat, wird mir auch noch das letzte geben; ich nehme sie an.«

Bei diesen Worten wurde der Jude unruhig; hastig klopfte er an die Tür des Hodschas: »Guten Tag, Hodscha-Effendi! Gib mir, bitte, die Goldstücke da; sie gehören mir.«

»Bist du närrisch geworden, Krämer? Ich habe zu Gott, dem Untrügerischen — gepriesen sei sein Name — gebetet, und er hat mich erhört; wieso sollte dies Geld dir gehören?«

»Bei meiner Seele, es war ein Spaß.«

28

»Den Spaß verstehe ich nicht.«

»Ich habe es getan, weil ich dich sagen hörte, daß du eines weniger nicht nehmen werdest.«

»Aber dann habe ich gesagt, daß ich sie nehme.«

»Gehn wir zu Gericht.«

»Zu Fuße gehe ich nicht hin.«

Nun brachte der Jude dem Hodscha ein Maultier, aber der sagte: »Auch einen Pelz brauche ich noch.«

Der Jude brachte ihm noch einen Pelz, und nun gingen sie aufs Gericht zum Kadi. Der fragte sie, was sie herführe, und der Jude sagte: »Der Mann da hat mein Geld genommen und weigert sich, es zurückzugeben.«

Der Kadi sagte zum Hodscha: »Was hast du darauf zu erwidern?«

»Herr, ich habe Gott, den ewig wahrhaften — gepriesen sei sein Name — um tausend Goldstücke gebeten, und er hat mich erhört; als ich dann nachgezählt habe, fand ich um eines weniger. Trotzdem bin ich nicht davon abgestanden, sie zu nehmen, Herr. Nun fordert sie der Jude da als sein Eigentum ein, aber nicht nur sie, sondern auch den Pelz, den ich trage, und das Maultier, auf dem ich hiehergekommen bin.«

»Gewiß gehört alles mir, Herr,« erwiderte augenblicklich der Jude.

Aber der Kadi schrie: »Zum Teufel mit dir, Jude!« Und unverzüglich wurde der Jude mit Stockprügeln hinausgejagt.

Der Hodscha jedoch kehrte stillvergnügt mit Pelz und Maultier heim.

29

55.

EInes Tages nahm der Hodscha an einem Hochzeitsmahle teil; die Kleider, die er anhatte, waren alt. Niemand kümmerte sich um ihn und es wurde ihm keine Aufmerksamkeit erzeigt. Daraufhin ging er weg und lief nach Hause, um seinen Pelz anzuziehn. Dann kehrte er zurück, und kaum war er bei der Tür angelangt, als man ihn auch schon einlud, einzutreten. »Setz dich, Hodscha-Effendi, wenn es dir beliebt, oben an die Tafel,« sagte man zu ihm und überhäufte ihn mit Ehrenbezeigungen und Aufmerksamkeiten.

Da faßte er die Ärmel seines Pelzes und rief: »Gebt, bitte, meinem Kleide zu essen.«

Die Tischgenossen sahen ihn an und baten ihn, sich zu erklären. Und er sagte: »Mein Kleid ist es, dem die Ehre erwiesen wird; warum soll es nicht auch den Genuß haben?«

56.

ALs der Hodscha einmal eine Stadt betrat, traf er das ganze Volk damit beschäftigt, zu essen und zu trinken. Man bemerkte ihn, begrüßte ihn artig und brachte ihm Speise und Trank. Das Jahr war aber unfruchtbar. Wie nun der Hodscha so aß und trank, fragte er sich, wieso die Lebensmittel an diesem Orte so im Überflusse vorhanden seien. Schließlich bat er darüber um Auskunft.

»Bist du verrückt?« war die Antwort. »Heute ist doch das Bairamfest, wo sich jedermann, je nach seinen Mitteln, mit Mundvorrat versorgt und aufkochen läßt; der Überfluß dauert nur eine kleine Weile.«

30

Nun rief der Hodscha: »Wollte doch Gott, daß alle Tage Bairam wäre!«

57.

EInes Tages brachte der Hodscha eine Kuh auf den Markt; aber er mochte herumgehn, wie er wollte, er konnte sie nicht verkaufen. Da sagte einer, der vorüberging, zu ihm: »Warum führst du die Kuh herum und verkaufst sie nicht?«

»Ach,« sagte der Hodscha, »seit aller Früh lasse ich sie ansehn; aber wie ich sie auch angepriesen habe, verkaufen habe ich sie doch nicht können.«

Nun nahm ihm der Mann die Kuh ab und führte sie selber herum, wobei er rief: »Seht, wie jung sie ist, und dabei ist sie im sechsten Monate trächtig.«

Im Nu kamen Kauflustige herbei, und bald hatte einer die Kuh um ein hübsches Stück Geld erstanden. Der Hodscha nahm das Geld und ging nach Hause, ganz verwirrt, als hätte er sich betrunken gehabt.

Unterdessen waren zu ihm einige Frauen auf Brautschau gekommen; er hatte nämlich eine mannbare Tochter. Seine Frau sagte es ihm und setzte hinzu: »Du bist nicht gerade der gescheiteste, Mann, drum halte dich abseits. Ich will die Frauen empfangen und unsere Tochter loben, was ich nur kann; vielleicht entschließen sie sich, sie zu nehmen.«

»Gib acht, Weib, was du sagst. Heute habe ich einen neuen Kunstgriff gelernt, und da will ich hineingehn; paß nur auf, wie ich es an31packen werde, um sie herumzubekommen.« Mit diesen Worten trat er zu den Frauen hinein.

»Was willst du da?« schrien sie73; »hole uns deine Frau und deine Tochter.«

»Meine Frau ist so mit Arbeit überhäuft, daß sie kaum weiß, was für Eigenschaften ihre Tochter hat; in unserer Familie sind es übrigens wir Männer, die die Gaben und Anlagen eines jeden beobachten und beurteilen, und so bin ich bereit, euch über alles genau Auskunft zu geben.«

»So zähle uns ein paar Einzelheiten auf, damit wir wissen, woran wir sind.«

Der Hodscha sagte: »Sie ist noch sehr jung und seit sechs Monaten schwanger; wenn das nicht stimmt, so bringt sie mir zurück.«

Die Frauen sahen eine die andere an und gingen weg.

Nun sagte das Weib des Hodschas: »Warum hast du so einen Unsinn gesprochen? damit hast du sie vertrieben.«

»Sei unbesorgt,« antwortete er: »sie können weit und breit herumlaufen, ohne daß es ihnen gelänge, ein solches Mädchen zu finden; sie werden also wiederkommen. Kein Mensch hätte meine Kuh gekauft, wenn ich sie nicht auf diese Weise angepriesen hätte.«

58.

DEr Hodscha wollte sich seinen Turban umwinden, konnte aber die Enden nicht aneinanderbringen; er wickelte ihn auf und wickelte32 ihn zu, doch stets war es umsonst. Voll Ungeduld ging er, um ihn versteigern zu lassen.

Als es dazu kam, trat einer näher, der entschlossen schien, ihn zu kaufen. Aber der Hodscha machte sich an ihn heran und sagte heimlich zu ihm: »Hüte dich wohl, ihn zu kaufen; er ist viel zu kurz.«

59.

DEm Hodscha wurde ein Sohn geboren; da kam einer zu ihm, um ihm die frohe Nachricht zu überbringen.

Der Hodscha sagte: »Wenn mir ein Sohn geboren worden ist, so muß ich sicherlich Gott dafür danken; aber warum sollte ich auch dir erkenntlich sein?«

60.

ZUm Hodscha kam einer, um dessen Esel zu entleihen. »Warte,« sagte der Hodscha, »ich will ihn erst einmal befragen; ist es ihm recht, so ist die Sache gemacht.«

Er ging ins Haus, blieb einen Augenblick drinnen, kam wieder heraus und sagte: »Der Esel ist es nicht zufrieden; er sagt, er würde, wenn ich ihn herliehe, über die Ohren geschlagen werden, und mich würde man auslachen.«

61.

DEr Hodscha stieg einmal auf seinen Esel und ritt in seinen Garten. Als er nun wegen eines kleinen Bedürfnisses abseits gehn mußte, zog er seinen Pelz aus und legte ihn auf den Sattel des Esels. Da kam ein Dieb, packte den Pelz und entwich.

Der Hodscha kam zurück und sah, was geschehn war; unverzüglich nahm er dem Esel den33 Sattel ab, um ihn sich selber aufzulegen, gab dem Esel einen Peitschenhieb und sagte: »Gib mir meinen Pelz wieder, und ich gebe dir deinen Sattel.«

62.

EInes Tages ritt er wieder auf seinem Esel aus. Wieder mußte er ein Bedürfnis befriedigen und wieder legte er seinen Pelz auf den Esel. Ein Mann, der ihn beobachtet hatte, packte den Pelz und wollte damit weglaufen. In diesem Augenblicke begann der Esel zu brällen.

»Du magst schreien und brällen,« sagte der Hodscha, »nützen wird es nichts.«

Der Dieb aber, der das hörte, legte in der Meinung, der Hodscha habe ihn gesehn, eiligst den Pelz wieder hin und entlief.

63.

DEr Hodscha hatte seinen Esel verloren und er erkundigte sich um ihn. Da sagte einer: »Ich habe ihn dort und dort als Kadi gesehn.«

»Das wundert mich gar nicht,« sagte der Hodscha; »denn wann ich Unterricht erteilte, spitzte er immer die Ohren dorthin, wo er mich sprechen hörte.«

64.

DEr Hodscha ging ins Gebirge Holz fällen; da begegnete er einem Manne, der einen sonderlich lebhaften Esel ritt. Der Mann kam näher und ritt an dem Hodscha vorbei. Der rief ihm nach: »Warte ein bißchen; ich muß dich um etwas fragen.«

Der Mann hielt an.

Nun sagte der Hodscha: »Wieso läuft denn dein Esel so schnell? Der meinige geht nicht vom Flecke. Was wendest du an?«

34

»Was gibst du mir,« antwortete der andere, »wenn ich dirs mitteile?«

»Einen Bienenstock.«

»In der Stadt gibts jetzt roten Pfeffer. Davon kaufe dir. Hierauf geh ins Gebirge, fälle dein Holz, nimm, wann du es dem Esel aufgeladen hast, ein wenig von diesem Pfeffer und stecke es ihm in den Hintern. Dann paß auf: du wirst sehn, wie schnell er laufen wird.«

Auf der Stelle kehrte der Hodscha um, um unverzüglich in die Stadt zu gehn und roten Pfeffer zu kaufen. Dann ging er wieder ins Gebirge, fällte Holz, belud den Esel und steckte ihm ein wenig Pfeffer in den Hintern. Sofort setzte sich der Esel in Galopp, und zwar so, daß ihm der Hodscha nicht folgen konnte.

Er sagte sich: »Das Mittel dieses Menschen ist wahrhaftig gut; wenn ich es selber anwendete, sollte ich da nicht auch so feurig werden? Ich will es versuchen.«

Mit diesen Worten steckte er sich ein wenig hinein; da verspürte er ein derartiges Brennen, daß er zu laufen begann wie das Feuer und den Esel überholte. So kam er zu Hause an.

Seine Frau sagte zu ihm: »Was hast du denn?«

»Jetzt ist nicht Zeit zu reden,« antwortete der Hodscha. »Der Esel kommt nach; lade ihn ab. Inzwischen will ich noch ein paarmal durchs Dorf laufen.«

65.

EInmal kam einer zum Hodscha und wollte dessen Esel geliehn haben. Der Hodscha antwortete: »Er ist nicht zu Hause.«

35

Kaum waren diese Worte gesprochen, als man den Esel drinnen brällen hörte.

»Aber Effendi,« sagte der Mann, »du sagst, der Esel sei nicht zu Hause, und er brällt drinnen.«

»Was?« antwortete der Hodscha, »dem Esel glaubst du, und mir Graubart glaubst du nicht? Du bist ein ganz sonderbarer Mensch.«

66.

DEr Hodscha sagte eines Tages zu seiner Frau: »Woran erkennst du es, daß ein Mensch tot ist?«

Sie antwortete: »Daß seine Hände und Füße kalt sind.«

Etliche Tage darauf ging der Hodscha ins Gebirge um Holz; unterm Gehn fror ihn an Hand und Fuß. Da schrie er: »Jetzt bin ich tot«; damit legte er sich unter einem Baume nieder.

Es kamen Wölfe, und die begannen seinen Esel zu fressen. Nun sagte der Hodscha: »Das ist freilich eine hübsche Gelegenheit für euch, wenn der Herr des Esels gestorben ist.«

67.

DEr Hodscha fällte einmal Holz in den Bergen, als sich ein Wolf daranmachte, seinen Esel zu zerreißen; und der Hodscha bemerkte das nicht eher, als bis der Wolf seine Beute davonschleppte. Nun rief ihm einer zu, er solle acht geben, was geschehe.

Aber der Hodscha erwiderte: »Wozu schreist du jetzt? Gefressen hat der Wolf, was er wollte; warum soll ich ihn den Berg hinauf abhetzen?«

36

68.

DEr Hodscha wollte einmal seinen Esel verkaufen und führte ihn auf den Markt; auf dem Wege beschmutzte sich der Esel seinen Schwanz mit Kot. Ohne zu zaudern, schnitt er ihm ihn ab und steckte ihn in den Sack. Als er dann den Esel zum Kaufe ausbot, kam einer und sagte: »Du, dein Esel hat keinen Schwanz, man hat ihn ihm abgeschnitten.«

Der Hodscha antwortete: »Kauf ihn nur ruhig; der Schwanz ist nicht weit.«

69.

DEr Hodscha kam von einem langen Ritte zurück; sein Esel, der arg durstig geworden war, bemerkte ganz in seiner Nähe eine Pfütze, deren Ränder aber sehr steil abfielen. Kaum hatte er das Wasser gesehn, so sprengte er darauf zu; und er war schon daran, sich hinunterzustürzen, als die Frösche, die dort hausten, zu quaken begannen. Erschreckt wich der Esel zurück.

Der Hodscha lief hin, packte ihn und schrie: »Schönen Dank, meine lieben Sumpfvögel; da habt ihr auch etwas, um euch Kuchen zu kaufen.« Und er warf ihnen ein Dreiparastück ins Wasser.

70.

ZU der Zeit des Hodschas Nasreddin-Effendi erstanden drei Mönche, ausgezeichnet in jeder Wissenschaft, und die reisten durch die Welt. Auf dieser Wanderschaft kamen sie auch in das Land des Sultans Alaeddin, und der lud sie ein, den Glauben anzunehmen. Sie sagten: »Wir haben jeder eine Frage; wenn uns die beantwortet werden, so wollen wir euerm Glauben beitreten.« Und darauf einigte man sich.

37

Sultan Alaeddin versammelte seine Gelehrten und Weisen; aber keiner von ihnen war imstande, eine Antwort zu geben. Voll Zorn sagte Sultan Alaeddin: »So gibt es denn in meinem Lande keinen Weisen oder Gelehrten, der ihnen antworten könnte!«; und er war sehr bekümmert.

Da sagte einer: »Diese Fragen kann niemand sonst beantworten, als der Hodscha Nasreddin-Effendi; der kann es vielleicht.«

Alsbald befahl der König, zu Nasreddin-Effendi einen Tataren zu schicken. Der beeilte sich, zu dem Hodscha zu gelangen, und meldete ihm den Befehl des Padischahs; augenblicklich sattelte Nasreddin seinen Esel, nahm seinen Stock als Stütze, stieg auf den Esel, sagte dem Tataren: »Reite vor mir«, und eilte geradewegs zum Serail Sultan Alaeddins.

Als er vor das Angesicht des Padischahs trat, gab er ihm den Salam und empfing ihn wieder, und es wurde ihm ein Platz zum Sitzen gewiesen. Nachdem er sich gesetzt hatte, flehte er den Segen auf den Padischah herab; dann sagte er: »Was ist dein Wunsch, daß du mich gerufen hast?«

Nun erzählte Sultan Alaeddin, worum es sich handelte, und der Hodscha sagte: »Was sind euere Fragen?«

Da trat einer von den Mönchen vor und sagte: »Meine Frage, ehrwürdiger Effendi, ist: ›Wo ist der Mittelpunkt der Welt?‹«

Sofort zeigte der Hodscha mit seinem Stocke auf den vordern Huf des Esels und sagte: »Hier, wo der Fuß meines Esels steht, ist der Mittelpunkt der Welt.«

38

Der Mönch sagte: »Woher ist das bekannt?«

Der Hodscha antwortete: »Wenn du es nicht glaubst, so miß es aus; sollte es sich anders ergeben, so sprich demgemäß.«

Darauf trat wieder ein Mönch vor und sagte: »Wie viel Sterne sind an dem Antlitze des Himmels?«

Der Hodscha antwortete: »So viel, wie Haare auf meinem Esel.«

Der Mönch sagte: »Woraus erhellt das?«

»Wenn du es nicht glaubst, so zähle nach; kommen weniger heraus, dann sprich.«

Der Mönch sagte: »Kann man denn die Haare des Esels zählen?«

Der Hodscha sagte: »Kann man denn so viel Sterne zählen?«

Der dritte Mönch trat vor und sagte: »Wenn du mir meine Frage zu beantworten verstehst, so wollen wir alle drei gläubig werden.«

Der Hodscha sagte: »Sprich; wir wollen sehn.«

Der Mönch sagte: »Wie viel Haare sind in meinem Barte?«

Der Hodscha antwortete: »So viele wie in dem Schwanze meines Esels.«

Der Mönch erwiderte: »Woher ist das bekannt?«

Der Hodscha sagte: »Wenn du es nicht glaubst, Freund, so zähle nach.«

Der Mönch sagte, mit diesem Vorschlage sei er nicht einverstanden.

Nun sagte der Hodscha: »Wenn du es nicht zufrieden bist, so laß uns je ein Haar aus deinem Barte und je eins aus dem Schwanze des Esels ausreißen, und wir wollen sehn, was sich ergibt.«

39

Der Mönch sah, daß das nicht recht anging. Und von Gott, dem Allmächtigen, kam ihm die Eingebung und er sagte zu seinen Reisegefährten: »Ich bin gläubig geworden.« Und er verkündete die Einheit, und auch die andern zwei wurden mit Herz und Seele gläubig. Und fortan waren alle dem Hodscha ergeben.

71.

EInes Tages wollte der Hodscha dem Bei Tamerlan einen Besuch abstatten. Er ging in den Garten und pflückte einen Korb Quitten; damit machte er sich auf den Weg. Er begegnete einem Bekannten, und der sagte zu ihm: »Wohin gehst du, Hodscha?«

Der Hodscha antwortete: »Es ist schon lange her, daß ich nicht bei Bei Tamerlan war; ich will ihn jetzt besuchen.«

»Und was ist das?«

»Ein Geschenk für den Bei,« sagte der Hodscha.

»Aber Quitten«, fuhr der Mann fort, »sind jetzt nicht das richtige; jetzt ist die Zeit der Feigen: bring ihm doch einige recht frische.«

Ohne weitere Worte ging der Hodscha wieder heim, warf die Quitten weg und nahm Feigen; freilich merkte er, daß sie noch grün und sauer waren. Er ging damit zum Bei und bot sie ihm nach dem Gruße auf einer Holzschüssel dar.

Der Bei griff sofort um eine Feige, die ihm gut zu sein schien, und führte sie zum Munde; er geriet in Zorn und befahl, die übrigen dem Hodscha an den Kopf zu werfen. Eine nach der andern traf den Hodscha ins Gesicht, aber er rief bei einer jeden: »Gelobt sei Gott!«

40

»Hodscha,« sagte der Bei, ihn unterbrechend, »warum diese Danksagungen? soll ich sie als eine Verhöhnung auffassen?«

»Meinen Dank sage ich deswegen, weil ich dir habe Quitten bringen wollen und mir einer, Gott sei gelobt, den Rat gegeben hat, lieber Feigen zu nehmen. Wenn es Quitten gewesen wären, wo wäre ich jetzt?«

72.

EIn andres Mal ging der Hodscha wieder zum Bei. Der war eben daran, auf die Jagd zu reiten; er nahm den Hodscha mit, ließ ihn aber auf eine elende Mähre steigen. Es fiel ein Platzregen, und jeder machte sich mit seinem Pferde im Galopp davon; der Hodscha jedoch konnte das seinige nicht von der Stelle bringen und mußte zurückbleiben. Ohne zu zaudern, zog er seine Kleider aus, brachte sie am Bauche des Pferdes ins Trockene und saß wieder auf. Als dann der Regen aufhörte, kleidete er sich wieder an und ritt zum Bei. Der verwunderte sich höchlich, ihn nicht im mindesten naß zu sehn.

Der Hodscha erklärte es ihm: »Dieses Pferd ist gar wacker; es ist so schnell gelaufen, daß ich keine Zeit hatte, naß zu werden.«

Der Bei wies nun dem Pferde den ersten Platz in seinem Stalle an. Als er dann wieder einmal auf die Jagd reiten wollte, nahm er den ausgezeichneten Renner selber und gab dem Hodscha ein andres Pferd. Es fing wieder zu regnen an; jeder eilte davon, um sich ins Trockene zu bringen, und der Bei, der auf der Mähre zurückblieb, wurde bis auf die Haut durchnäßt. Wütend41 über die Antwort, die ihm der Hodscha gegeben hatte, rief er ihn am nächsten Tage vor sich.

»Hältst du mich für deinesgleichen, daß du mich belogen hast?«

»Warum ärgerst du dich, Bei? Weißt du denn nicht, wie man es macht? Hättest du dich, wie ich es getan habe, ausgekleidet und wärest auf dem Pferde geblieben, so hättest du, als der Regen aufgehört hat, trockene Kleider gehabt.«

73.

EInes Tages ließ der Bei den Hodscha zum Dscherid74 einladen. Nun besaß der Hodscha einen prächtigen Ochsen; den sattelte und bestieg er und kam also auf den Platz, wo der Dscherid stattfinden sollte. Alle lachten, als sie ihn sahen.

»Hodscha,« sagte der Bei, »das ist etwas neues, einen Ochsen reiten! Aber laufen kann er nicht.«

Der Hodscha erwiderte: »Ich habe ihn schon schneller laufen sehn als ein Pferd; und dabei war er damals erst ein Kalb.«

74.

EInes Tages lud Tamerlan den Hodscha Nasreddin zu einem Mahle ein; nach dem, was man ihm von ihm erzählt hatte, war er begierig geworden, sich seinem Gebete zu empfehlen.

»Tamerlan,« ließ er ihm sagen, »der aus seinem Lande gekommen ist, will Nutzen ziehn von deinen Gebeten und Segnungen. Komm zu ihm und du wirst die Zeichen seiner Hochachtung empfangen.« Und die Boten fügten bei: »Tamerlan wird dich mit Ehren überhäufen.«

42

Der Hodscha sagte: »Sei es, wie immer es will.« Und er stieg auf seinen Esel und sagte zu seinem Amad: »Komm mit zu Timur.«

Der folgte der Aufforderung und so begaben sie sich zu dem Tatarenherrscher. Sie trafen ihn sitzend, und er war höflich mit dem Hodscha und lud ihn ein, neben ihm niederzusitzen. Bald bemerkte Nasreddin, daß Timur, wie er so saß, seine Füße unter ein Kissen gesteckt hatte; da tat er ebenso die seinigen darunter. Dadurch fühlte sich Timur verletzt, und sein Ärger wuchs, je länger der Hodscha seine Füße neben den seinigen hatte. Und er sagte bei sich: »Sieh einmal, er will es mir gleichtun, mir, dem Padischah, und ohne sich zu entschuldigen!« Und er sagte zum Hodscha: »Was für ein Unterschied ist zwischen dir und deinem Esel?«

»Was für ein Unterschied,« erwiderte der Hodscha, »ist zwischen deiner Majestät und dem Kissen da?«

Der Zorn Timurs wuchs immerzu; und er hätte vielleicht den Hodscha mißhandelt, wenn nicht aufgetragen worden wäre.

Plötzlich nieste Timur mitten unter dem Mahle neben dem Hodscha oder besser auf ihn; da sagte der zu ihm: »Das ist unschicklich, Padischah.«

»Bei uns nicht,« antwortete Timur.

Gegen Ende des Mahles ließ der Hodscha einen lauten Furz. »Was du da machst,« sagte Timur, »ist das vielleicht nicht unschicklich?«

»Bei uns nicht,« sagte der Hodscha.

Als dann die Speisen weggenommen waren und man den Scherbet getrunken hatte, stand43 der Hodscha auf, um heimzukehren. Und auf dem Wege sagte sein Amad zu ihm: »Aber Hodscha, warum hast du dich in der erhabenen Gegenwart des fremden Padischahs auf diese Weise betragen und sogar einen Furz gelassen?«

»Mach dir keine Sorgen,« antwortete der Hodscha. »Türkisch nennt man es ja so; aber in seiner Sprache bedeutet es gar nichts.«

75.

DEr Hodscha ließ einmal eine Gans braten und brachte sie dem Sultan; da er aber auf dem Wege Hunger bekam, riß er ihr einen Fuß aus und aß ihn. Dann trat er vor den Padischah und bot ihm die Gans dar.

Timurlenk merkte die Sache und sagte voller Zorn zu sich: »Der Hodscha macht sich lustig über mich.« Und er sagte zu ihm: »Wo ist denn der andere Fuß?«

»Hierzulande«, antwortete der Hodscha, »haben die Gänse nur ein Bein; wenn du mir nicht glaubst, so sieh dort bei dem Brunnen eine ganze Herde Gänse.«

Die standen nun wirklich alle nur auf einem Beine. Unverzüglich befahl Timur einem Paukenschläger, einen Wirbel zu schlagen. Der nahm die Klöppel und schlug zu, und die Gänse stellten sich auf ihre beiden Beine. »Schau,« sagte Timur, »jetzt haben sie zwei.«

»Mit den Klöppeln da«, antwortete der Hodscha, »könnte man sogar dich dazu bringen, auf allen vieren zu laufen.«

76.

ALs der Hodscha Kadi war, kamen zwei Leute zu ihm, und der eine sagte: »Der da hat mich ins Ohr gebissen.«

44

»Ich war es nicht,« sagte der andere; »er hat sich selber ins Ohr gebissen.«

Der Hodscha sagte: »Entfernt euch auf eine Weile; dann werde ich euch meine Entscheidung mitteilen.«

Sie gingen weg und er schloß sich augenblicklich ein und stellte allerhand Bemühungen an, sein Ohr zu erreichen und sich zu beißen. Seine Versuche endigten damit, daß er auf den Rücken fiel und sich den Kopf ein wenig verletzte. Er umwickelte ihn mit einem Stück Tuch und setzte sich wieder auf seinen Platz; die beiden Gegner kamen wieder vor ihn und nahmen ihren Streit von neuem auf.

Nun sagte der Hodscha: »Wisset, man kann sich nicht nur selber ins Ohr beißen, sondern sogar dabei fallen und sich den Kopf verletzen.«

77.

EInes Nachts hörte der Hodscha, der im Bette lag, einen Streit vor seiner Tür. »Steh auf, Weib,« sagte er, »und mach Licht; ich will nachsehn, was es gibt.«

Sie sagte: »Bleib doch.«

Aber ohne auf sie zu hören, nahm er die Bettdecke um und trat hinaus. Augenblicklich riß ihm einer von den Streitenden die Decke weg und machte sich damit davon. Vor Kälte zitternd kam der Hodscha wieder ins Haus und seine Frau sagte: »Worum ging denn der Streit?«

»Um die Bettdecke; als sie sie hatten, war der Zank zu Ende.«

78.

EInes Tages sagte die Frau des Hodschas zu ihm: »Trag das Kind ein bißchen herum; ich habe zu tun.«

45

Der Hodscha nahm das Kind auf den Arm, aber es dauerte nicht lange, so bepißte es ihn. Augenblicklich tat ihm der Hodscha dasselbe, so daß es durch und durch naß wurde. Als dann die Frau zurückkam, fragte sie ihn: »Warum hast du das getan?«

Und der Hodscha antwortete: »Hätte mich ein Fremder bepißt, so hätte ich ihm noch etwas ganz andres getan.«

79.

EInes Abends hatte die Frau des Hodschas seinen Kaftan gewaschen und ihn im Garten aufgehängt. In der Nacht glaubte nun der Hodscha, einen Mann zu sehn, der die Arme ausgebreitet habe; da sagte er zu seiner Frau: »Bring mir meinen Bogen und meine Pfeile.«

Die Frau brachte ihm das verlangte. Er nahm einen Pfeil und schoß ihn durch den Kaftan; dann schloß er die Tür und ging schlafen.

Am Morgen sah er, daß er seinen eigenen Kaftan durchbohrt hatte; »Gott sei Dank,« rief er aus, »daß ich nicht drinnen gesteckt habe; da wäre ich nun schon lange tot.«

80.

DEr Hodscha begab sich einmal, von seinen Molla begleitet, in seine Schule; da kam ihm der Einfall, sich auf seinen Esel verkehrt zu setzen und ihnen also voranzureiten. Und sie sagten: »Warum reitest du verkehrt, Hodscha?«

Er antwortete: »Wäre ich wie gewöhnlich aufgesessen, hätte ich euch den Rücken gezeigt; hätte ich euch vorangehn lassen, hätte ich euere Rücken gesehn: das beste ist wohl so, wie ich es gemacht habe.«

46

81.

DEr Hodscha lag einmal in der Nacht im Bette, als er auf dem Dache einen Dieb gehn hörte. Da wandte er sich zu seiner Frau und sagte zu ihr: »Als ich an einem der letzten Tage ins Haus wollte, habe ich ein Gebet gesprochen, die Mondstrahlen gefaßt und mich daran sanft heruntergelassen.«

Der Dieb auf dem Dache hörte diese Rede. Alsbald sprach er, wie der Hodscha gesagt hatte, ein Gebet und faßte die Mondstrahlen; und er fiel in die Hütte hinunter. Der Hodscha stand auf, packte ihn am Kragen und rief seiner Frau zu, sie solle ein Licht anzünden.

Nun sagte der Dieb: »Gemach, Effendi; dank deinem Gebete und meinem Witze werde ich dir wohl nicht so bald entlaufen können.«

82.

DEr Hodscha hatte einen alten Ochsen, dessen Hörner so weit voneinander abstanden, daß man hätte zwischen ihnen sitzen können; und so oft er ihn in der Herde sah, dachte er sich: »Wenn ich nur einmal zwischen seinen Hörnern sitzen könnte!«

Eines Tages legte sich nun der Ochs vor dem Hause nieder. Da sagte der Hodscha: »Die Gelegenheit ist da«, stieg ihm zwischen die Hörner und setzte sich nieder; aber der Ochs sprang auf und warf den Hodscha ab, und der blieb bewußtlos liegen. Sein Weib kam und er war noch immer bewußtlos; endlich kam er zu sich und er sah, wie sie weinte. Da sagte er: »Weine nicht, Weib; ich habe ja viel gelitten, aber ich habe mein Begehren gestillt.«

47

83.

EInmal schlich sich ein Dieb in das Haus; augenblicklich machte die Frau den Hodscha darauf aufmerksam. Aber der sagte: »Sei still; vielleicht läßt ihn Gott etwas finden, und das kann ich ihm dann nehmen.«

84.

SEine Frau sagte eines Tages zum Hodscha: »Du könntest ein wenig weggehn.«

Darauf ging er in die Stadt und kam nicht mehr heim. Es waren schon einige Tage vergangen, als er einem seiner Freunde begegnete, und zu dem sagte er: »Sei so gut und geh meine Frau fragen, ob das schon genug ist, oder ob ich noch weiter weg gehn soll.«

85.

ER lag eines Nachts neben seiner Frau, als er plötzlich rief: »Steh auf, Weib, und mach Licht; ich will einen Vers niederschreiben, der mir eingefallen ist.«

Die Frau stand auf, zündete Licht an und brachte ihm Tintenfaß und Kalam. Nachdem er den Vers niedergeschrieben hatte, bat sie ihn, ihn ihr vorzulesen.

»Paß auf,« sagte der Hodscha und las: »Zwischen einem grünen Blatte und einem schwarzen Huhn ist meine rote Nase.«

86.

DEr Hodscha war krank und einige Frauen kamen ihn besuchen; eine von ihnen sagte zu ihm: »Wenn du sterben solltest, wie möchtest du beweint werden?«

»So weit sind wir noch nicht,« antwortete er.

»Aber schließlich,« sagte eine andere, »wenn das Unglück doch einträfe, wie wäre es dir denn am liebsten, daß du beklagt würdest?«

48

Nun antwortete er: »Man soll mich also beklagen als einen Mann, der von den Weibern nie um etwas andres, als um albernes Zeug, gefragt worden ist.«

87.

SOoft der Hodscha eine Leber nach Hause brachte, zeigte sich seine Frau damit sehr zufrieden; wann es aber dann zum Nachtessen ging, setzte sie ihm eine Schüssel gekneteten Teigs vor. Da sagte er einmal zu ihr: »Sag, Weib, ich bringe dir alltäglich eine Leber; wohin kommt die?«

Sie antwortete: »Die Katze stiehlt alles.«

Kurz darauf wollte der Hodscha weggehn, und da verschloß er seine Axt in einer Truhe. Seine Frau sagte: »Was soll das?«

Er antwortete: »Ich tue es wegen der Katze.«

»Was hat die Katze mit der Axt zu schaffen?«

»Ja, wenn schon um zwei Asper Leber vor ihr nicht sicher ist, wie dann erst eine Axt um vierzig Asper?«

88.

DIe Frau des Hodscha wollte eines Tages ins Bad gehn. Nun besaß er nicht mehr als einen einzigen Asper, den er vor seiner Frau versteckt hatte. Und da sagte er zu ihr: »Warte doch noch eine Weile; ich fühle mich gar nicht wohl und werde bald sterben.« Und mit einem Blicke in den Winkel, wo der Asper lag: »Dort liegt dann mein ganzes Geld.«

89.

DEr Hodscha und seine Frau wollten einmal in einem Teiche ihre Wäsche waschen; sie waren gerade dabei, sie zu befeuchten und ein49zuseifen, als ein Rabe dahergeflogen kam, die Seife packte und wegflog. Die Frau rief: »Mann, komm, ein Rabe hat uns die Seife genommen.«

Aber der Hodscha sagte: »Schweig, Weib, das macht nichts, laß ihn sich doch waschen; er hat die Seife wahrlich nötiger als wir.«

90.

DEr Hodscha und seine Frau machten einmal miteinander aus, daß sie ihre eheliche Pflicht alle Freitage erfüllen wollten; als sie nun darüber einig waren, sagte der Hodscha: »Aber wie werde ich mich denn bei meinen Geschäften daran erinnern?«

Die Frau antwortete: »Ich werde dir allwöchentlich deinen Turban auf den großen Schrank legen; dann weißt du, daß es Freitag ist.«

Eines Tages, es war aber kein Freitag, gelüstete es die Frau; augenblicklich legte sie den Turban auf den Schrank. »Aber,« schrie der Hodscha, »heute ist doch nicht Freitag!«

»Freilich ist heute Freitag,« antwortete die Frau.

Da sagte der Hodscha: »Das geht nicht so weiter; entweder wartet der Freitag auf mich, oder ich auf den Freitag.«

91.

EInes Tages ging die Frau des Hodschas mit der eines Nachbars zum Bache, um Unterkleider zu waschen, und dorthin kam auch der Ajan75, der eben spazieren ging. Er trat näher50 zu den Frauen heran und sah sie an. Da sagte die Frau des Hodschas: »Was schaust du?«

Der Ajan antwortete: »Nach der Frau dessen, den man den Hodscha nennt.«

Am nächsten Tage ging er zu Nasreddin und fragte ihn: »Ist dieunddie Frau bei dir?«

»Ja.«

»Bringe sie mir her.«

»Wozu?«

»Ich habe eine Bitte, die ich besser ihr sage als dir.«

»Bitte nur einmal mich,« versetzte der Hodscha; »dann werde ich sie bitten.«

92.

MAn zeigte einmal dem Sohne des Hodschas einen Eierapfel und fragte ihn: »Was ist das?«

Der Knabe antwortete: »Das ist ein Kalb, das die Augen noch nicht offen hat.«

»Seht nur,« schrie der Hodscha, »das hat er von sich selber; ich habe es ihn nicht gelehrt.«

93.

EInes Tages kam ein Wagen, der nach Siwri-Hissar fuhr, beim Hause des Hodschas vorüber; sofort entschlossen, mitzufahren, lief er nackt heraus und dem Wagen nach, stieg auf und fuhr mit. Als sie in die Nähe Siwri-Hissars kamen, ließen die Mitfahrenden der ganzen Stadt die Ankunft des Hodschas verkünden. Die Einwohner kamen ihm entgegen; und als sie ihn nackt sahen, fragten sie ihn um den Grund.

Er sagte: »Ich liebe euch so, daß ich vor lauter Sehnsucht, euch zu sehn, vergessen habe, mich anzukleiden.«

51

94.

DEm Hodscha stieß es zu, daß er grindig wurde. Er ließ sich scheren und gab dem Barbier einen Asper.

In der nächsten Woche ließ er sich wieder scheren; als ihm dann der Barbier einen Spiegel reichte, sagte er: »Mein Kopf ist doch zur Hälfte grindig; könntest du dich nicht mit einem Asper für zweimal scheren begnügen?«

95.

EInes Tages ging der Hodscha mit einigen Leuten fischen; sie warfen das Netz aus, und augenblicklich sprang der Hodscha hinein. Da sagten sie: »Hodscha-Effendi, was hast du getan?«

Der Hodscha sagte: »Ich dachte, ich müsse den Fisch machen.«

96.

DIe Knaben in der Nachbarschaft sagten eines Tages untereinander: »Kommt, wir wollen machen, daß der Hodscha auf einen Baum steigt, und dann stehlen wir ihm die Schuhe.« Sie stellten sich also unter einen Baum und schrien: »Auf diesen Baum kann niemand steigen.«

Der Hodscha kam dazu und sagte: »Ich steige hinauf.«

Sie antworteten: »Du kannst es nicht.«

Der Hodscha steckte die Zipfel seines Gewandes in den Gürtel und seine Schuhe in den Sack und begann hinaufzuklettern.

Da sagten die Kinder: »Wozu nimmst du denn die Schuhe mit?«

Und er antwortete: »Vielleicht zweigt weiter oben ein Weg ab, der näher zu mir nach Hause ist; da will ich sie dann bei der Hand haben.«

52

97.

EInes Tages kam ein Bauer zum Hodscha und brachte ihm einen Hasen; der Hodscha behielt ihn über Nacht bei sich. Etwa vierzehn Tage später kamen mehrere Leute und baten den Hodscha um Gastfreundschaft; sie sagten: »Wir sind die Nachbarn des Mannes, der dir vorige Woche einen Hasen gebracht hat.«

Der Hodscha beherbergte sie gleichfalls, aber nicht ohne Widerstreben. Kaum waren einige Tage vergangen, als wieder Leute kamen und sich als Gäste anmeldeten; sie sagten: »Wir sind die Nachbarn der Nachbarn des Mannes, der dir einen Hasen gebracht hat.«

Der Hodscha nahm sie auf. Am Abende goß er ein wenig Wasser in eine Schüssel und setzte es ihnen vor; und mit den Worten: »Laßt es euch belieben« lud er sie ein, mit dem Mahle zu beginnen.

Sie aber sagten: »Was ist das, Hodscha? Das ist ja nichts zu essen; das ist doch klares Wasser.«

Der Hodscha antwortete: »Das ist die Tunke der Tunke des Hasen.«

98.

DEr Hodscha sah einmal eine Schildkröte. Er sagte sich: »Das Tier gäbe einen guten Träger«; damit packte er sie und hing sich an ihren Rücken. Die Schildkröte bemühte sich, ihn von ihrem Rücken herunterzubekommen.

Er aber sagte: »Rühre dich, rühre dich nur; so wirst du dich daran gewöhnen, deine Last zu tragen.«

Das ist ein Sprichwort geworden und ist weit und breit bekannt.

53

99.

DEr Hodscha machte einmal Hochzeit und ließ dazu Einladungen ergehn. Seine Nachbarn kamen und setzten sich zu Tisch, vergaßen aber, auch den Hodscha zu rufen. Geärgert darüber, schrie er sie an: »Nun, seid ihr noch nicht bald fertig?«

Als sie weggingen, suchten sie ihn lange vergeblich; sie folgten seiner Fußspur und fanden ihn endlich. Da sagten sie zu ihm: »Wo bleibst du? Komm doch endlich!«

Aber der Hodscha sagte: »Wer gegessen hat, mag auch mit der Braut zu Bette gehn.«

100.

DEr Hodscha unternahm einmal mit einer Karawane eine Reise in die Stadt; als halt gemacht wurde, banden alle ihre Pferde an. Am nächsten Morgen war nun der Hodscha außerstande, sein Pferd unter den andern herauszufinden. Alsbald nahm er Bogen und Pfeil und schrie: »Leute, ich habe mein Pferd verloren.«

Alle lachten und jeder nahm sein Pferd, und das eine, das so übrig blieb, erkannte der Hodscha leicht als das seinige. Er nahm den Bügel, setzte den rechten Fuß hinein und schwang sich in den Sattel; da saß er nun verkehrt, mit dem Gesichte zum Hinterteil des Pferdes. Und die andern schrien: »Aber Hodscha, warum steigst du verkehrt auf?«

Er antwortete: »Ich bin nicht verkehrt aufgestiegen; aber das Pferd scheint linkshändig zu sein.«

101.

DEr Hodscha hatte unter seinen Schülern einen Neger. Eines Tages goß nun der Hodscha das Tintenfaß über seine Kleider und ging so zur54 Schule; dort fragte man ihn: »Was hast du denn gemacht?«

Der Hodscha antwortete: »Ich habe mich verspätet, und da haben wir uns sehr beeilt, der arme Teufel von Neger und ich; er hat geschwitzt, und was ihr hier seht, ist sein Schweiß.«

102.

EInes Tages stieg der Hodscha auf die Kanzel und sagte: »Höret, Muselmanen, ich will euch einen Rat geben; wenn ihr Kinder bekommt, so gebt ihnen ja nicht den Namen Ejub76

Man fragte ihn, warum, und er sagte: »Weil die Leute immer Ejb77 sagen.«

103.

ALs der Hodscha einmal seine Waschung vornahm, reichte das Wasser nicht aus. Er fing zu beten an, stand aber dabei nur auf einem Beine, wie es die Gänse tun. Man fragte ihn: »Was tust du?« und er antwortete: »Dieses Bein hat keine Waschung bekommen.«

104.

EInes Tages kam einer zum Hodscha, um bei ihm zu übernachten. Als es dunkel wurde, legte sich der Hodscha nieder, und einen Augenblick später löschte er das Licht aus. Da sagte der Fremde: »Das erloschene Licht steht rechts von dir; gib es mir her, damit ich es anzünde.«

»Bist du verrückt?« antwortete der Hodscha; »wie soll ich denn in der Finsternis wissen, wo rechts ist?«

55

105.

DEr Hodscha wurde einmal gefragt: »Unter welchem Sternbild bist du denn geboren?«

»Unter den Böcken.«

»Aber Hodscha, das gibt es ja gar nicht.«

»Als ich noch klein war, hat mir meine Mutter gesagt, ich sei unter den Zicklein geboren.«

»Nun, Zicklein sind doch keine Böcke.«

»Dummköpfe, die ihr seid! Seither sind doch wohl vierzig oder fünfzig Jahre vergangen; sind da die Zicklein vielleicht nicht zu Böcken geworden?«

106.

IN der Zeit, wo der Hodscha Hatib78 war, hatte er einen Streit mit dem Unterbaschi79, und der starb, bevor sie sich versöhnt gehabt hätten. Als er nun begraben werden sollte, gingen die Leute zum Hodscha und sagten zu ihm: »Komm ihm, Effendi, die Anweisung erteilen80

Aber der Hodscha antwortete: »Das hat wenig Sinn; wer auf mich böse ist, achtet nicht auf meine Reden.«

107.

ES saßen zweie ihren Häusern gegenüber in einer Bude und plauderten miteinander; ihre Häuser stießen aneinander. Da kam ein Hund und machte seinen Kot mitten in die Straße vor ihren Häusern. Der eine sagte: »Das ist auf56 deiner Seite.« Der andere sagte: »Es ist näher bei dir; du mußt es wegputzen.«

Der Streit wurde hitzig und sie gingen aufs Gericht; kaum waren sie dort, so kam auch der Hodscha hin, der den Kadi besuchen wollte. Und der Kadi sagte spöttisch zu ihm: »Hodscha, beschäftige du dich mit dem Streitfalle dieser Leute.«

Der Hodscha fragte sie: »Ist euere Straße eine Heerstraße?«

Der eine antwortete: »Freilich ja.«

»Dann«, sagte der Hodscha, »lautet mein Spruch, daß es weder an dir, noch an dir ist, den Kot wegzuputzen; das ist Sache des Kadis.«

108.

EInes Tages lief das Kalb des Hodschas brüllend bald hierhin, bald dorthin. Alsbald packte der Hodscha seinen Stock und schlug auf die Kuh los. Da sagten die Leute zu ihm: »Was hat denn die Kuh angestellt, daß du sie schlägst?«

»An allem ist sie schuld,« antwortete der Hodscha; »wüßte denn das Kalb, das erst jüngst zur Welt gekommen ist, überhaupt etwas, wenn sie es nicht unterwiesen hätte?«

109.

DEr Hodscha traf einmal, als er nach Derbend81 ging, einen Schäfer; der fragte ihn: »Bist du ein Gesetzeskundiger?«

»Jawohl.«

»Nun denn, paß auf: allen deinesgleichen habe57 ich eine Frage vorgelegt; aber warte einen Augenblick, damit wir einig werden: wenn du mir antworten kannst, so rede ich, wenn nicht, so sprechen wir gar nicht davon.«

Der Hodscha sagte: »Was ist deine Frage?«

»Also: anfangs ist der Mond klein; vierzehn Tage später wird er so groß wie ein Wagenrad, dann stirbt und verschwindet er. Hierauf kommt ein neuer und mit dem geht es ebenso. Was geschieht denn nun eigentlich mit den alten?«

Der Hodscha antwortete: »Das ist freilich eine schwierige Sache. Die alten Monde werden zerbrochen und man macht Blitze daraus: hast du noch nicht gesehn, wie sie, wann es donnert, zucken, ähnlich wie Schwerter?«

Der Schäfer anwortete: »Ausgezeichnet; du bist ein wahrer Weiser. Ich bin ganz und gar deiner Meinung.«

110.

ALs er einmal allein zu Hause war, grub der Hodscha ein Loch und verscharrte dort die kleine Summe Geldes, die sein Vermögen ausmachte. Dann ging er zur Tür, und dort sagte er sich: »Ich kenne den Platz; ich könnte mich daher selber bestehlen.« Er nahm also sein Geld wieder heraus und vergrub es an einer andern Stelle. Aber auch damit beruhigte er sich nicht; er kam und ging und sagte immerfort: »Das ist auch noch nicht das richtige.«

Nun war gegenüber von seinem Hause ein Hügel. Er ging in seinen Garten, schnitt sich dort eine Stange, tat sein Geld in ein Säckchen, band das oben an die Stange und pflanzte sie auf den Hügel. Dann stellte er sich unten hin, sah58 hinauf und sagte: »Die Menschen sind keine Vögel; dort oben kann es niemand erreichen: ich habe einen guten Ort gefunden.«

Aber ein schlechter Kerl hatte ihn beobachtet. Kaum hatte sich der Hodscha entfernt, so stieg der Kerl auf den Hügel, nahm das Säckchen von der Stange, beschmierte sie mit Kuhmist, pflanzte sie wieder auf und suchte das Weite.

Bald darauf brauchte der Hodscha Geld und lief zu seiner Stange; da sah er, daß das Geld weg war, während Spuren von Kuhmist über die Stange liefen. Und er schrie: »Ich habe gesagt, kein Mensch könne es dort oben erreichen, und jetzt ist eine Kuh hinaufgestiegen! Es ist wahrhaftig ein Wunder!« Und er sprach seinem Gelde das Totengebet: »Gottes Barmherzigkeit sei mit dir!«

111.

DEr Hodscha begegnete eines Tages auf seinem Heimwege einigen Taleb82, und zu denen sagte er: »Meine Herren, kommt zu mir essen, was es gerade gibt.«

Die Taleb sagten: »Recht gern,« und gingen mit dem Hodscha. Bei seinem Hause angelangt, lud er sie höflich ein, einzutreten; er ging in seinen Harem und sagte zu seiner Frau: »Weib, ich habe Gäste mitgebracht; gib uns Suppe.«

Sie antwortete: »Hast du etwas eingekauft und mitgebracht, daß du Suppe verlangst?«

Nun sagte er: »Gib mir also wenigstens die Suppenschüssel.«

Er nahm sie, ging damit zu seinen Gästen und59 sagte zu ihnen: »Entschuldigt mich, meine Herren, aber wenn wir Butter und Reis gehabt hätten, so hätte ich euch eine solche Schüssel voll Suppe vorgesetzt.«

112.

DEr Hodscha hatte einmal mit seiner Frau einen Streit; er ließ sie stehn und ging sich im Keller verstecken. Ein paar Tage später kam eine Sklavin des Hauses in den Keller und fand dort ihren Herrn.

Sie fragte ihn: »Was machst du da, Effendi?«

Und der Hodscha antwortete traurig: »Ich bin in die Verbannung gegangen und habe mich, um nicht mehr gequält zu werden, entschlossen, nie mehr in die Heimat zurückzukehren.«

113.

EInes Tages saß der Hodscha ruhig zu Hause; da hörte er einen an die Tür pochen. Er rief: »Was willst du?«

Der an der Tür, ein Bettler, sagte: »Komm herunter.«

Alsbald stieg der Hodscha herab und fragte ihn, was er wolle.

Der Bettler antwortete: »Ich bitte dich um ein Almosen.«

Der Hodscha sagte: »Komm mit mir herauf.« Und als der Bettler mit ihm hinaufgestiegen war, sagte er zu ihm: »Ich habe kein Geld.«

Da sagte der Bettler: »Aber Effendi, warum hast du mir den Bescheid nicht unten gegeben?«

»Und du,« versetzte der Hodscha, »warum hast du durchaus haben wollen, daß ich herunterkomme?«

60

114.

DIe Frau des Hodschas war in den Wehen; schon saß sie seit einem oder zwei Tagen auf dem Gebärstuhl, ohne entbinden zu können. Da riefen die Weiber zum Hodscha hinaus: »Effendi, weißt du kein Gebet, damit das Kind herauskommt?«

Eiligst lief der Hodscha zum Krämer und kaufte Nüsse; damit ging er heim und sagte: »Laßt mich hinein.« Und er schüttete die Nüsse vor dem Stuhle aus und sagte: »So; das Kind wird sie sehn und herauskommen, um damit zu spielen.«

115.

DEm Hodscha wollte einmal seine Frau einen Possen spielen und brachte die Suppe zu heiß auf den Tisch. Zufällig vergaß sie es aber und nahm selber einen Löffel davon und verbrannte sich den Schlund, so daß ihr die Tränen in die Augen kamen.

Der Hodscha sagte: »Was hast du Weib? ist die Suppe vielleicht zu heiß?«

»Ach nein, Effendi,« erwiderte sie, »aber mein verstorbener Vater hat so gern Suppe gegessen, und das ist mir eben eingefallen; und da habe ich weinen müssen.«

Der Hodscha, der ihr glaubte, nahm einen Löffel Suppe; er verbrannte sich den Schlund und begann zu weinen. Und seine Frau sagte: »Was hast du denn?«

Er antwortete: »Ich bin bekümmert, daß deine verfluchte Mutter dich nicht mitgenommen hat, als sie gestorben ist.«

61

116.

DIe Frau des Hodschas ging einmal eine Predigt hören. Als sie nach Hause kam, fragte er sie, was der Prediger gesagt habe, und sie antwortete: »Wenn einer seine eheliche Pflicht mit der Gattin erfüllt, so baut ihm der Allerhöchste einen Kiosk im Paradiese; und das tut er allen.«

Augenblicklich sagte der Hodscha: »Komm, wir wollen uns einen Kiosk im Paradiese bauen.«

Sie taten sich zusammen; aber einen Augenblick später sagte die Frau zu ihm: »Für dich hast du jetzt einen Kiosk gebaut; jetzt bau auch mir einen.«

Der Hodscha sagte: »Dir ist das freilich leicht; aber sei nur ruhig. Du möchtest dann nacheinander Kioske für jedes einzelne aus deiner Familie, und schließlich müßte das den Baumeister verdrießen; laß es gehn: für uns beide tut es auch einer.«

117.

DEr Hodscha begegnete eines Tages etlichen Softa und sagte zu ihnen: »Wenn es euch beliebt, so kommt zu mir.« Bei seinem Hause angekommen, bat er sie, einen Augenblick zu warten, während er hineingehe. Drinnen sagte er zu seinem Weibe: »Ich bitte dich, schaffe mir diese Leute vom Halse.«

Sie ging hinaus und sagte: »Der Hodscha ist noch nicht heimgekommen.«

Die Softa antworteten: »Er ist heimgekommen.«

Daraus entspann sich ein Streit. Endlich steckte der Hodscha, der von oben zuhörte, den Kopf zum Fenster hinaus und sagte: »Wie könnt62 ihr denn streiten? Vielleicht hat das Haus zwei Türen, so daß er wieder weggegangen ist.«

118.

DEm Hodscha wurde ein Sohn geboren und man sagte ihm: »Zerschneide du selber die Nabelschnur; deine Hand bringt Glück.«

Der Hodscha sagte: »Gern«; er zog an der Nabelschnur und riß alles aus, so daß ein Loch blieb.

Die Leute schrien: »Aber Effendi, was tust du?«

Er antwortete: »Wenn er anderswo kein Loch hat, so hat er jetzt wenigstens das da!«

119.

SEin Sohn sagte einmal zum Hodscha: »Ich weiß noch, Vater, wie du auf die Welt gekommen bist.«

Geärgert sagte die Mutter: »Was redest du da zusammen?«

Aber der Hodscha sagte: »Du bist nicht recht bei Trost, Frau; warum soll denn das der Knabe, der doch so gescheit ist, nicht wissen?«

120.

EInmal hatte sich der Kadi von Siwri-Hissar in der Trunkenheit in einem Weingarten schlafen gelegt. An demselben Tage ging der Hodscha mit seinem Amad spazieren und sie kamen auch zu diesem Weingarten. Als der Hodscha den betrunkenen Kadi sah, nahm er ihm den Mantel und zog ihn selber an; dann ging er.

Bei seinem Erwachen sah der Kadi, daß sein Mantel verschwunden war. Er ging zurück und übergab die Sache den Schergen des Gerichtes.63 Die bemerkten den Mantel auf dem Rücken des Hodschas; sofort griffen sie den Hodscha und führten ihn vor den Kadi.

»He, Hodscha,« sagte der Kadi, »woher hast du denn den Mantel da?«

Der Hodscha antwortete: »Ich bin mit meinem Amad spazieren gegangen; auf einmal hat er einen betrunkenen Würdenträger der Länge nach daliegen sehn mit unbedecktem Hintern. Mein Amad büßte zweimal seine Lust an ihm; dann nahm ich ihm den Mantel da und zog ihn an. Ist es der deine, so nimm ihn.«

»Geh nur,« schrie der Kadi, »es ist nicht der meinige.«

121.

EInes Tages streckte sich der Hodscha an dem Ufer eines Flusses hin, um zu schlafen; er tat aber dabei, als ob er tot wäre. Da kam einer vorbei und der fragte ihn: »Weißt du vielleicht, wo hier eine Furt ist?«

»Als ich noch lebendig gewesen bin,« antwortete der Hodscha, »bin ich immer dort durchgegangen; jetzt brauche ich mich nicht mehr um die Gelegenheit zu kümmern.«

122.

DEr Hodscha ließ sich eines Tages von einem ungeschickten Barbier rasieren, der ihn bei jeder Bewegung des Messers in den Kopf schnitt und ihm dann immer Baumwolle auflegte.

»Freund,« sagte der Hodscha zu ihm, »wenn du mir auf dem halben Kopfe Baumwolle anbaust, so will ich auf der andern Hälfte Flachs säen.«

64

123.

EInes Tages wurde der Hodscha als Zeuge geführt. Als sie ihn zum Kadi brachten, richtete der das Wort an den Hodscha und sagte: »Der Streit geht um Korn.«

Der Hodscha antwortete: »Die Sache, die ich bezeugen soll, dreht sich um Gerste.«

Seine Gesellen aber sagten: »Es ist aber Korn.«

»Dummköpfe, die ihr seid,« schrie nun der Hodscha; »wenn schon gelogen sein muß, was verschlägt es, ob es über Gerste oder über Korn geschieht?«

124.

DEr Hodscha ging eines Tages zum Brunnen, um Wasser zu schöpfen; da sah er drinnen das Spiegelbild des Mondes, als ob der hineingefallen wäre, und sagte: »Man muß ihn augenblicklich herausziehen.« Er nahm einen Strick, woran ein Haken befestigt war, und ließ ihn in den Brunnen hinunter.

Der Haken fing sich an einem Steine und der Strick riß, so daß der Hodscha auf den Rücken fiel; da sah er nun den Mond am Himmel. »Gott sei gelobt und gepriesen,« rief er aus; »ich habe mir ja wehgetan, aber wenigstens ist der Mond wieder an Ort und Stelle.«

125.

EInes Tages stieg der Hodscha in einem fremden Garten auf einen Aprikosenbaum, und der Eigentümer kam dazu; der sagte: »Was machst du da?«

»Siehst du denn nicht,« antwortete der Hodscha, »daß ich eine Nachtigall bin? Ich singe.«

65

»Gut,« sagte der andere, »singe also; ich will dir zuhören.«

Der Hodscha begann zu singen, und der Gartenbesitzer sagte unter schallendem Gelächter: »Ein nettes Gezwitscher.«

Der Hodscha antwortete: »Eine ungelernte Nachtigall singt nicht anders.«

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67

2. Aus Manuskripten verschiedenen Alters

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126.

DEm Hodscha entlief einmal ein Sklave; trotz emsigen Nachforschungen konnte der Hodscha keine Spur von ihm entdecken und kam heim, ohne daß ihm noch eine Hoffnung, ihn zu finden, geblieben wäre. Und seine Frau fragte ihn: »Hodscha, wohin ist denn der Sklave gegangen?«

Der Hodscha antwortete: »Es ist einerlei, wo er ist und wohin er fliehen wird: mein Sklave bleibt er doch; wäre er aber nicht weggelaufen, so hätte ich ihn freigelassen. Schaden hat er sich nur selber getan.«

127.

DEr Hodscha stand eines Tages an dem Fuße des Minarets einer heiligen Moschee, und man fragte ihn: »Was ist das?«

Nun betrachtete der Hodscha das Minaret aufmerksam und sagte: »Früher war es ein Brunnen; jetzt hat man ihn geräumt, um ihn auszutrocknen, und hat ihn dann aufgestellt.«

So berichten es die Nachbarn.

128.

DEm Hodscha wurde einmal ein gesalzener Käse gestohlen; augenblicklich lief er zum Quellbrunnen. Man fragte ihn: »Was suchst du denn hier in solcher Hast?«

Der Hodscha antwortete: »Hierher kommt man allemal, sobald man gesalzenen Käse gegessen hat; ich tue es selber. So wird auch mein Dieb, wann er ihn gegessen hat, nicht verfehlen, ungesäumt herzukommen.«

129.

EIn andermal legte man dem Hodscha Nasreddin-Effendi eine Frage über den Aprikosenbaum vor; »Was ist das für ein Baum?« fragte man ihn.

70

»Ursprünglich«, antwortete der Hodscha, »trug er Eier; dann hat ihn der Hagel hart getroffen und das weiße heruntergeschlagen, so daß das gelbe bloß geblieben ist, wie ihr es jetzt seht.«

130.

DEr Hodscha Nasreddin spielte gut Schach und gab gelegentlich gern den Spielern Ratschläge; einmal aber ärgerte er sich und schwur, seine Frau zu verstoßen, wenn er sich wieder mit seinen Ratschlägen einmengen werde. Ein paar Tage darauf kam er auf seinem Spaziergange an einen Ort, wo gerade ein Spiel im Gange war; er trat näher und sah zu, und nun bemerkte er, daß der eine Spieler hätte anders ziehen sollen, als er getan hatte. Da riß ihm auch schon die Geduld und er sagte: »Aber Mensch, stell doch deine Königin auf das nächste Feld, und du gibst ein Matt.«

Da sagten die Leute dort: »Wieso getraust du dich zu reden, Hodscha? hast du nicht geschworen, deine Frau zu verstoßen, wenn dir das geschehn sollte?«

Der Hodscha antwortete: »Es war nur im Scherze, daß ich dreingeredet habe; geheiratet habe ich übrigens auch nicht anders.«

131.

EInes Tages saß der Hodscha unter einer großen Pappel, und man fragte ihn: »Was für ein Baum ist das?«

Der Hodscha sah in die Höhe und sagte: »Wie schön der Baum ist!«

In demselben Augenblicke ließ ein Rabe, der oben saß, seinen Kot auf den Hodscha fallen;71 der sah nach und fand, daß es etwas weißes war. Nun nahm er das Gespräch wieder auf und sagte: »Ihr wißt also nicht, was für ein Baum das ist?«

Die andern sagten: »Nein.«

Und er sagte: »Also seht mich an: es ist ein Quarkbaum.«

132.

DEm Hodscha wurde einmal die Frage vorgelegt: »Ist es wahr, daß die Weihe ein Jahr ein Männchen und das nächste Jahr ein Weibchen ist?«

»Meine lieben Freunde,« antwortete er, »da müßt ihr einen fragen, der zwei Jahre lang eine Weihe gewesen ist.«

133.

DEr Hodscha wurde gefragt: »Welche Musik ist dir am liebsten?«

Er antwortete: »Die der Teller und Schüsseln.«

134.

DIe Überlieferung berichtet, daß der Hodscha tief gelehrt war in allen Wissenschaften, und daß sich daher viele Leute von ihm unterrichten ließen. Allwege aber war seine Gewohnheit, die, die im Koran lesen zu lernen verlangten, das zu lehren; aber er weigerte sich, jemand in einem andern Buche lesen zu lehren.

Die Schüler richteten sich nach seiner Weise und verlangten nur im Koran zu lesen. Wann sie dann einmal wußten, wie man liest, konnten sie, wenn sie wollten, gleichgültig in welchem Buche lesen. Diese Art der Unterweisung war wahrhaftig die gute.

72

135.

MAn erzählt, daß der Hodscha einmal einen Schuldner hatte. Als er ihm eines Tages begegnete, hielt er ihn an und packte ihn am Kragen, indem er zu ihm sagte: »Gib mir mein Geld.«

In diesem Augenblicke kam einer dazu, und der wollte ihn, um den Schuldner zu befreien, übertölpeln und sagte: »Das ist ja gar nicht der, der dir schuldig ist; das bin ja ich.«

Aber der Hodscha drehte dieses Bekenntnis sofort zu seinem Vorteile und sagte zu dem Ankömmling: »Du bist nicht der einzige, von dem ich etwas zu fordern habe; der da ist mir auch schuldig.«

136.

MAn erzählt, daß eines Tages ein Mann zum Hodscha gekommen ist und zu ihm gesagt hat: »Hodscha, mein Auge schmerzt mich fürchterlich; was soll ich denn tun?«

»Reiß es dir aus,« antwortete der Hodscha, »und du wirst Ruhe haben.«

»Aber Hodscha, ein Auge nimmt man sich doch nicht heraus.«

»Ich schwöre dir,« antwortete der Hodscha, »neulich hat mir ein Zahn wehgetan, und ich habe nicht früher Ruhe gehabt, als bis er ausgerissen war.«

137.

DEr Hodscha hatte einmal eine solche Menge Flöhe im Hause, daß er es endlich nicht mehr aushielt und das Feld räumte. Bald darauf sah er sein Haus von einem Brande verzehrt und von den Flammen vernichtet; darüber freute er sich, klatschte in die Hände und schrie: »Das73 Haus ist verbrannt! Endlich bin ich die Flöhe und die Mäuse los.«

Und bei diesen Worten lachte er aus vollem Halse.

138.

ALs der Hodscha einmal von Land zu Land reiste, bemerkte er eine große Schar von Frauen, die in Reihen hintereinander daherkamen. Er ging näher hin und fragte, was es gebe.

Man antwortete ihm: »Sie gehn eine Braut einholen. Das Mädchen und der Mann da, die von den Frauen umgeben sind, sollen heute Nacht ihre Sehnsucht stillen.«

»Allah, Allah,« rief nun der Hodscha, »ich habe viele Länder durchwandert, aber noch nie habe ich eins gefunden, wo es so viel Kuppler gäbe wie hier.«

139.

MAn erzählt, daß der Hodscha am Tage auf seinem Felde Lauch gepflanzt, ihn aber bei Anbruch der Nacht wieder herausgezogen hat. Die Leute merkten das, und man fragte den Hodscha, warum er so tue.

Er antwortete: »Heißt es denn nicht, daß man seine Schätze unter seinem Kissen verwahren soll?«

140.

EInes Tages wurde der Hodscha gefragt: »Warum halten sich von den Bewohnern dieser Erde die einen an dem einen Orte auf und die andern an einem andern, anstatt daß sie alle an demselben Orte verweilten?«

»Was, das versteht ihr nicht?« rief der Hod74scha; »wenn sich alle Bewohner der Erde an einem Punkte vereinigten, würde die Seite, wohin sie gingen, das Übergewicht bekommen und sie würden herunterpurzeln.«

141.

ALs der Hodscha einmal auf der Wanderschaft war, bemerkte er in der Ferne eine Anzahl Leute auf seinem Wege; waren es vielleicht Räuber? In seiner Nähe war ein Grab. Hastig entkleidete er sich, steckte seine Kleider in die Höhlung des Grabmals und legte sich unten auf den Grabstein nieder. Die Reisenden kamen heran und sahen einen nackten Mann, ausgestreckt auf dem Steine. Und sie sagten zu ihm:

»Wer bist du, Freund?«

Der Hodscha antwortete: »Ich bin ein Toter.«

»Und was machst du da?«

»Aus Angst vor den Frageengeln bin ich geflüchtet.«

142.

DEr Hodscha hatte ein schwarzes Huhn, und das trug er einmal auf den Markt, um es zu verkaufen. Es kam einer und sagte: »Wenn das Huhn da weiß wäre, hätte ich es gekauft.«

Der Hodscha antwortete: »Komme morgen wieder, und ich werde dir ein weißes geben.« Der Käufer war damit einverstanden und ging weg.

Auf dem Rückwege kaufte der Hodscha zwei Stück Seife; daheim erhitzte er dann Wasser in einem Kessel und begann das Huhn zu waschen. Damit plagte er sich, bis die Seife verbraucht war; aber er stellte fest, daß die Farbe des Huhns75 auch nicht ein bißchen heller geworden war. Geärgert schrie er: »Nach dem, was ich sehe, hat der Färber wahrlich die Farbe nicht gespart! Ein wackerer Mann, der es gefärbt hat!«

143.

NAsreddin hatte von einem zehn Gänse übernommen, um sie aufs Feld zu treiben; als er sie nun weiden ließ, verlor sich eine davon. Als das Ende des Monats gekommen war, ging der Hodscha seinen Lohn fordern. Aber der Eigentümer sagte: »Da fehlt ja eine Gans; was ists mit ihr?«

Der Hodscha zählte sie und sagte: »Sieh doch, es sind ja zehn.«

Nun zählte sie der andere und fand, daß es nur neun waren. Es entstand ein großer Streit zwischen ihnen und schließlich sagte der Hodscha: »Um zu einem Ende zu kommen, wollen wir zehn Leute holen und sie zu den Gänsen bringen; jeder nimmt eine, und wenn es sich zeigt, daß jeder eine hat, so ist alles in Ordnung.«

Der Eigentümer der Gänse nahm den Vorschlag an: es geschah alles, wie es gesagt worden war, und einer blieb ohne Gans. Der wandte sich zum Hodscha: »Schau, für mich ist keine geblieben; was sollen wir da tun?«

»Ja, Freund,« antwortete der Hodscha, »du hättest eben eine nehmen sollen, solange ihrer da waren.«

144.

EInes Tages kam man dem Hodscha sagen, daß ein Schüler ertrinke, und fragte ihn: »Wie sollen wir es anstellen, um ihn aus dem Wasser zu ziehen?«

76

Der Hodscha antwortete: »Einer von euch wird doch einen Geldbeutel haben; den zeigt dem Ertrinkenden: er wird glauben, ihr wollt ihm Geld geben, und wird herauskommen.«

145.

ALs der Hodscha einmal über den Markt schlenderte, fand er einen Asper. Er hob ihn auf, stellte sich auf einen höhern Ort und sagte: »Warum hören die Leute nicht auf, zu kommen und zu gehn? es ist wirklich sonderbar; der verlorene Asper ist ja schon wieder gefunden.«

146.

ALs der Hodscha eines Tages auf den Markt gehn sollte, umringten ihn seine Knaben und begannen ihn jeder um eine Flöte zu bitten; »Lieber Hodscha,« schrie der eine, »bring mir eine Flöte mit«, und »Bring mir eine Flöte mit«, sagte der andere.

»Jawohl, ihr Schlingel,« antwortete er ihnen; »ich werde sie euch mitbringen, Kinder.«

Unterdessen hatte ihm einer zugleich mit den Worten: »Bring mir eine Flöte mit« einen Asper gegeben; nun schrie der Hodscha: »Du bist es, der die Flöte blasen wird.«

147.

EIner kam zum Hodscha und sagte zu ihm: »Hodscha, derundder hat in der Fastenzeit gegessen.«

»So?« sagte der Hodscha; »und unterm Essen hat ihn wohl jemand eingeladen?«

148.

DEr Hodscha wollte auf seinen Esel steigen; er erhob sich und versuchte sich in den Sattel zu schwingen, aber er fiel auf der andern77 Seite herunter. Die Kinder, die um ihn herum waren, begannen zu lachen.

Da sagte der Hodscha: »Warum lacht ihr, Schlingel? früher war ich auf dem Boden, jetzt bin ich es wieder: das ist das ganze.«

149.

EInes Tages kamen Leute zum Hodscha und erzählten ihm, daß ein Mann auf einen Baum geklettert sei und nicht herabsteigen könne; darauf sagte er: »Habt ihr einen Strick? bringt ihn her.«

»Freilich haben wir einen,« antworteten sie und brachten ihn. Der Hodscha band ein Ende an die Hüften des Mannes; das andere gab er einem Kerl in die Hand, der dran ziehen sollte, und schrie: »Jetzt zieh!« Der Mann, der oben saß, fiel herunter und starb. Nun schrie das Volk: »Hodscha, was hast du getan?« Er antwortete: »Holt einen Richter.« Sie gingen weg und brachten einen Richter.

Der Richter sagte: »Hodscha, mit dem hat es ein böses Ende genommen; es ist alles aus. Mit einem Wort, er ist tot.«

»Aber Herr,« sagte der Hodscha, »er hat einen dicken Bauch; sieh doch nach, ob er nicht etwa schwanger ist.«

150.

EInes Tages sprach der Hodscha bei sich: »Wieso kommt es denn, daß alle diese Bäume Früchte bringen und ich nicht? Sicherlich würde auch ich, wenn man mich einpflanzte, Früchte tragen.« Er sagte zu einigen Bauern: »Steckt mich in die Erde.« Und er zwang sie, ihm zu gehorchen.

78

Sie führten also den Hodscha an eine feuchte Stelle und steckten ihn mit den Füßen in die Erde. Als dann die Bauern gegangen waren, hielt sich der Hodscha dort eine Weile; bald aber begann ihn zu frieren und er sagte: »Das gefällt mir nicht.« Er strengte sich also an, sich loszumachen, und mit schwerer Mühe gelang es ihm. Er kam ins Dorf, und die Bauern sagten: »Wie schnell du Frucht getragen hast, Hodscha! Aber wo ist die Frucht?«

»Gewachsen ist sie ja schnell,« antwortete der Hodscha, »aber sie hat so viel Frost gelitten, daß sie abgefallen ist.«

151.

EInes Tages stieg der Hodscha im Gebirge auf einen Baum. Während er die Äste abhackte, sah er nach allen Seiten herum, und da bemerkte er mehrere Züge Kamele, die auf ihn zukamen. Alsbald rief er die Kameltreiber von oben an: »Haltet, ich bitte euch; ich muß mit euch sprechen.«

Die Kameltreiber hielten und er stieg vom Baume und wandte sich zu ihnen: »Ich ersuche euch inständigst, ganz langsam vorbeizuziehn.«

»Wozu sagst du das? Was ist dein Grund?«

»Nun, meine Herren, es ist zu befürchten, daß euere Kamele, die noch nie ein Gebirge gesehn haben, erschrecken und an den Baum anlaufen, auf dem ich bin, und mich also herunterwerfen.«

152.

MAn erzählt, daß Tamerlan einmal in die Nähe der Stadt kam, wo der Hodscha lebte. Die Einwohner versammelten sich, gingen zum Hodscha und baten ihn, Tamerlan davon ab79zuhalten, daß er durch ihre Stadt ziehe. Auf der Stelle machte sich der Hodscha einen Turban von der Größe eines Wagenrades, stieg auf seinen Esel und ritt Tamerlan entgegen. Er traf ihn, und der wunderte sich sehr über diesen Anblick und sagte: »Was ist das für ein Turban, Hodscha?«

Der Hodscha antwortete: »Das ist meine Nachtmütze. Entschuldige mich, daß ich damit gekommen bin; aber der Turban, den ich sonst bei Tage trage, kommt hinten auf einem Wagen nach.«

Erschrocken über die seltsame und ungeheuere Kopfbedeckung der Bewohner zog Tamerlan nicht durch die Stadt.

153.

EInes Tages forderte der Bei Tamerlan den Hodscha dringend auf, etwas auf der Baßlaute zu spielen; und er sagte: »Wir wollen dir zuhören.«

Man brachte die Laute. Der Hodscha widerstand nicht mehr dem Drängen des Beis und nahm die Laute; aber er kniff nur eine Saite einmal und hielt inne. Da sagten sie zu ihm: »Warum spielst du nicht mehr, Hodscha?«

»Es summt eine Mücke,« antwortete er, »und der Lärm würde den Klang der Laute ersticken.«

154.

AUf einer Reise kam der Hodscha in eine Stadt; er war gerade außerordentlich hungrig. Kaum hatte er sie betreten, so fragte man ihn um seinen Beruf und er sagte: »Ich bin ein Arzt.«

»Da du ein Arzt bist, so komm mit uns; wir führen dich zu dem Sohne des Beis, der krank ist.« Der Hodscha erwiderte: »Sehr gut.«

80

Sie gingen mit ihm zum Bei; der behandelte ihn mit Ehrerbietung und fragte ihn: »Was verordnest du meinem Sohne?«

»Gibts hier ein wenig Brot, Butter und Honig?«

»Jawohl.«

»Man bringe es,« sagte der Hodscha; »ich will mit einer ärztlichen Beschwörung beginnen und in der Folge ein vortreffliches Heilmittel herstellen.«

Alles, was er gesagt hatte, wurde gebracht. Sofort mischte er die Butter und den Honig zusammen; um dann die Wirkung dieser kräftigen Arznei zu versuchen, begann er davon zu essen. Einen Augenblick darauf hörte er innen im Harem sagen: »Arzt, was machst du nur? das Kind ist gestorben.«

»Wir wären schon alle zwei tot,« antwortete er, »wenn ich nicht jetzt gegessen hätte.«

155.

DEr Hodscha reiste einmal in der Welt herum und kam so in eine gewisse Stadt. Er fiel dort den Leuten auf, und sie fragten ihn um seinen Beruf. »Mit der Erlaubnis Gottes«, sagte er, »erwecke ich die Toten.« Sie glaubten ihm; sie gaben ihm eine Frau und ließen es ihm nicht an Speise und Trank fehlen und so lebte er vergnügt etwa ein Jahr.

Nun geschah es mit Gottes Willen, daß in der Stadt einer starb; es war ein Weber. Die Leute liefen zum Hodscha und sagten zu ihm: »Komm ihn erwecken.« Er ging hin, stellte sich dem Toten zu Häupten und sagte: »Was war dieser Mann?« Die um ihn antworteten: »Ein Weber.«

81

»O weh,« sagte der Hodscha, »mit dem steht es schlimm.«

»Wieso denn?«

»Ach, die Weber kann man nicht vom Tode erwecken.«

»Warum?«

Und der Hodscha antwortete: »Solange der da am Leben war, hatte er schon die Beine in einer Grube; natürlich war es sein Los, einmal den Beinen folgen zu müssen.«

156.

IN einer Gesellschaft kam einmal ein Hafis an einem geringern Platze als der Hodscha zu sitzen und das mißfiel ihm sehr; und er sagte zum Hodscha: »Wenn das Buch der Bücher und ein andres Buch an derselben Stelle liegen sollen, welches legt man oben, den Koran oder das andere?«

Der Hodscha merkte die Absicht des Hafis und antwortete: »Man legt natürlich das heilige Buch über das andere, aber nicht über seine eigene Hülle.«

Diese Worte ließen den Hafis verstummen83.

157.

DRei Leute reisten einmal in die ehrwürdige Stadt Mekka; einer war aus Siwri-Hissar, der andere aus Mers-Hum und der dritte aus Tasch-Gwetscher. Auf dem Heimwege von der ehrwürdigen Stadt Mekka sagte nun der aus82 Siwri-Hissar, um das Verdienst seiner Pilgerfahrt zu vergrößern: »Mein Knecht Koch-Kadem, der in meinem Hause und mein Eigentum ist, soll frei sein!« Der aus Mers-Hum sagte: »Meine Sklavin Benefscheh, die in meinem Hause und mein Eigentum ist, soll frei sein!« Nun rief der aus Tasch-Gwetscher, ein tölpischer Bauer, der dümmer als die zwei andern war: »Was reden diese Schufte? In meinem Hause gibts keinen Knecht Koch-Kadem und keine Sklavin Benefscheh; aber dafür soll die Mutter meines Sohnes Jakub von mir geschieden sein: zum ersten, zum zweiten und zum dritten Male, sie sei frei!«

Da hat man also eine hübsche Probe, wie sich ein türkischer Bauerntölpel bewährt hat, um nicht hinter seinen Freunden zurückzubleiben.

158.

EInes Tages kochte seine Mutter große und kleine Fische und der Hodscha beobachtete alles durch ein Loch in der Tür. Und seine Mutter sagte zu seinem Vater: »Jetzt wird bald der Hodscha da sein. Verstecken wir die großen Fische unterm Bett, und setzen wir die kleinen zum Essen auf den Tisch; wenn er dann fort ist, holen wir die großen hervor und essen sie.«

In diesem Augenblicke trat der Hodscha ein und man sagte zu ihm: »Komm, Sohn, wir wollen Fische essen.«

Die kleinen Fische wurden aufgetragen; sofort nahm der Hodscha einen und hielt ihn an sein Ohr. Da sagte sein Vater: »Aber Sohn, was machst du denn da?«

Der Hodscha antwortete: »Ich frage den Fisch.«

83

»Worum?«

»Ich habe von ihm erfahren wollen, was für ein Fisch das war, von dem Jonas verschluckt worden ist; aber er hat mir geantwortet: ›Ich weiß das nicht; unter dem Bett dort sind größere, die mußt du fragen.‹«

159.

MAn erzählt, daß einmal der Hodscha mit seinen Freunden Verstecken gespielt hat, und alle haben sie sich an verschiedenen Orten versteckt. Der Hodscha aber verließ Akschehir, lief bis Konia und versteckte sich dort in einem Minaret, und seine Freunde bekamen ihn mehrere Tage nicht zu sehn. Seine Gattin und seine Familie schrien allenthalben: »Hodscha, wo bist du?« Es verging Tag um Tag und man hatte ihn schon in der ganzen Umgebung gesucht, als von ungefähr eine Karawane aus Konia in Akschehir eintraf. Man fragte die Leute der Karawane, ob sie etwas vom Hodscha wüßten, und die antworteten: »Er ist in Konia; wir haben ihn dort gesehn.«

Daraufhin wurden etliche Männer nach Konia geschickt; sie kamen dort an und suchten den Hodscha überall. Der aber rief sie vom Minaret herab an und schrie: »Her mit dem Geld! ich habe gewonnen!«

Die Männer trauten ihren Ohren nicht, bis er endlich herunterkam.

160.

EInes Tages ging der Hodscha aufs Feld, um zu mähen. Als die Nacht einfiel, hörte er auf und ging heim. Seine Frau sagte zu ihm: »Hast du heute viel gemäht?«

84

Der Hodscha anwortete: »Ich habe noch bis morgen Mittag zu tun.«

Sie sagte: »Setz doch dazu ›Inscha Allah‹84

Der Hodscha antwortete: »Wenn ich seinen Namen nicht anrufe, werde ich auch nicht weniger fertig bringen.«

Am Morgen nahm er seine Sichel und ging aufs Feld. Auf dem Wege traf er etliche Reiter, und die zwangen ihn, ihnen vorauszugehn und ihnen den Führer zu machen; erst am Abende schickten sie ihn zurück. Der Hodscha lief, was er nur konnte, und es war Mitternacht, als er zu Hause ankam und an die Tür pochte. Seine Frau ging hin und fragte: »Wer pocht um diese Stunde?«

»Ich bins,« antwortete der Hodscha, »ich bins, inscha Allah; mach auf.«

161.

SEine Frau sagte einmal zum Hodscha: »Schenk mir ein Kopftuch aus roter Seide.« Der Hodscha streckte beide Arme aus und sagte: »Ist es so lang genug? reicht diese Länge?«

Er ging also auf den Markt und hielt auf dem Wege immerfort die Arme ausgebreitet; und als ihm einer entgegenkam, schrie er ihn an: »Gib acht, wo du gehst! Du wirst schuld daran sein, wenn ich mein Maß verliere.«

162.

DEr Hodscha war einmal in Gesellschaft eines andern auf der Reise. Von ungefähr kam ihnen ein Reiter entgegen; der wandte sich an den85 Begleiter des Hodschas und sagte zu ihm: »Du mußt mit mir gehn und mir den Weg zeigen.«

Der antwortete: »Ich bin der Knecht und Sklave desunddes Herrn.« Und so half er sich durch.

Der Reiter sprach nun den Hodscha an und sagte zu ihm: »Dann mußt du mit mir gehn und mein Führer sein.«

Aber der Hodscha erwiderte: »Ich bin ein Diener und Sklave des Allerhöchsten.« Kaum hatte er jedoch diese Worte herausgebracht, als der Fremde mit seiner Peitsche zum Schlage ausholte. Der arme Hodscha versuchte nicht weiter, Widerstand zu leisten, sondern begann neben dem Pferde herzuschreiten und den Reiter zu führen.

Wie er so dahinschritt, sprach er bei sich selber: »Wie ist denn das möglich, daß es der Schöpfer zuläßt, daß sich mein Gesell aus der Verlegenheit zieht, indem er angibt, er sei der Knecht eines winzigen Sterblichen, während es mir nichts nützt, daß ich sage, ich sei der Sklave des Allerhöchsten?«

Solcher Art waren seine Gedanken, als er plötzlich einen Lärm hinter sich hörte, dem ein mächtiger Schrei folgte. Erschrocken fragte er sich, was das sein könne; da sah er, daß der Reiter, den er führte, von dem Pferde gefallen war und tot hingestreckt daneben lag.

So lautet der echte Bericht der Freunde des Hodschas; welche Lehre man daraus ziehen kann, ist leicht zu sehn.

86

163.

ALs der Hodscha eines Tages ins Gebirge ging, um Holz zu schneiden, nahm er eine Melone mit. Wie er nun so dahinging, entwischte ihm die Melone aus dem Arme und rollte in ein Tal hinab. Dort schlief ein Hase; der erschrak über die Melone und lief davon.

»Da habe ich eine schöne Dummheit gemacht,« sagte der Hodscha, als er den Hasen sah; »die Melone war trächtig, und es wäre sicher ein Maulesel geworden.«

Damit entfernte er sich und machte sich unverzüglich ans Holzschneiden. Als er dann heimkehrte, erzählte er seiner Frau sein Abenteuer.

Sie schrie: »O weh, Mann, du hättest ihn fangen und herbringen sollen, um auf ihm in den Garten zu reiten!«

Aber der Hodscha hatte schon einen Stock in der Hand und sagte: »Steig herunter; er ist noch zu jung. Du wirst ihm die Rippen brechen.«

164.

MAn erzählt, daß der Hodscha einmal auf dem Rücken ein Geschwür bekommen hat. Er sagte es seiner Tochter und bat sie, es anzusehn. »Vater,« sagte sie, »es wird schwarz.«

Am nächsten Tage zeigte er es seiner Frau und die sagte: »Es wird weiß, Mann.«

Der Hodscha sagte: »Ich verwundere mich, daß es schon vergehn will. Ich weiß nicht, wie es in Wahrheit damit steht.«

Man sagt, daß davon seither das Sprichwort geblieben ist, das die ganze Welt kennt.

87

165.

EInes Tages sagte sein Sohn zum Hodscha: »Bei uns zu Hause ist etwas wie ein Mann in dem großen Topf mit Pikmes85

Der Hodscha schüttete den Topf aus und verschmierte mit dem Pikmes alle Löcher, die sich im Fußboden des Hauses fanden. Als er dann seinen Mann suchte, sah er in jedem Loche sein Bild, als ob überall Leute wären. Da nahm er seinen Säbel, stellte sich an der Tür auf und rief: »Wenn ihr keine Memmen seid, werdet ihr nur einer nach dem andern auf mich losgehn.«

166.

EInmal kam ein Mann zum Hodscha und sagte zu ihm: »Hodscha, dein Sohn ist vom Esel gefallen; er hat den Geist aufgegeben.« Auf diese Worte hin versank Nasreddin für einen Augenblick in tiefes Grübeln, so daß er gefragt wurde: »Was macht dich denn so nachdenklich, Hodscha?«

»Ich habe darüber nachgedacht,« antwortete er, »daß ja mein Sohn Adschib niemals einen Geist gehabt hat; wie hat er ihn dann aufgeben können?«

167.

EBenso erzählt man, daß einmal ein Arzt zu einem Kranken gerufen worden ist; er hat ihm den Puls gefühlt und gesagt: »Ich vermute, daß du etwas Huhn gegessen hast. Das ist schlecht; nimm dich in acht und iß es nicht mehr.«

Der Kranke sagte: »Es ist wahr; ich habe etwas Huhn gegessen.«

88

Hochverwundert bezeugten die Anwesenden ihre Befriedigung. Als dann der Arzt das Haus verlassen hatte, sagte sein Sohn zu ihm: »Vater, macht das nur die Wissenschaft, daß du das gewußt hast?«

Der Arzt antwortete: »Ursprünglich habe ich es durch die Wissenschaft erkannt, erhärtet durch mehr als eine Beobachtung. Obwohl ich es aber ursprünglich nur durch die Wissenschaft erkannt habe, sowohl aus dem Klopfen des Pulses, als auch durch andere Anzeichen, die ich beobachtete, habe ich überdies, als wir in die Nähe des Hauses kamen, Hühnerfedern und Obstschalen bemerkt und habe daraus geschlossen und die Diagnose abgeleitet, daß der Mann davon erkrankt ist, daß er das alles auf einem Sitz gegessen hat.«

Diese Worte des Vaters gruben sich dem Sohne ins Gedächtnis. Nun geschah es, daß man sich einer Krankheit halber, da der Vater nicht zu Hause war, an den Sohn wandte; der sah, als er zu dem Kranken ging, in der ganzen Umgebung des Hauses herum, bemerkte aber nichts andres als einen Eselssattel. Er trat zu dem Kranken, fühlte ihm den Puls und sagte, mit dem Kopfe wackelnd: »Oweh oweh, du hast heute Eselsfleisch gegessen. Das ist schlecht; iß es nicht mehr, es macht für die Krankheit empfänglich.«

»Aber Arzt,« schrie der Kranke, »du redest einen Unsinn. Kein Mensch ißt Eselsfleisch; mich ekelts ja davor.«

Nach diesen Worten geleiteten die Anwesenden den Sohn des Arztes höflich zur Tür.

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168.

ALs die Frau des Hodschas eines Tages Bulgur86 gekocht, Tarkhaneh87 bereitet und die Kuh gemolken hatte, kam es zwischen ihr und dem Hodscha zu Zärtlichkeiten, so daß sie ins Bad gehn mußte; drum sagte sie zum Hodscha: »Hodscha, während ich im Bad bin, gib du acht auf das Kind in der Wiege und sieh zu, daß nicht die Vögel den Bulgur fressen; schlage Butter und quetsche in der Mühle noch etwas Bulgur, weil wir dann Pilaf88 essen wollen.«

Fürs erste nahm der Hodscha eine Mütze, die mit Schellen behängt war, und band sie sich auf den Kopf; dann befestigte er den Butterschlägel und die Wiege an seinem Rücken, und vor sich stellte er die Mühle, die er drehen sollte. Indem er nun den Kopf vorwärts und rückwärts warf, schaukelte er die Wiege und schlug Butter, hielt aber zugleich damit durch das Schellengeklingel die Vögel ab, den Bulgur zu fressen. Während nun der Hodscha also den Bulgur bewachte, die Mühle drehte, Butter schlug und an zwei oder drei Dingen auf einmal arbeitete, erwachte das Kind und begann in seiner Wiege zu weinen. Der Hodscha sah, daß es sich beim Wiegen nicht beruhigte, und sah sich daher gezwungen, es aus der Wiege zu nehmen. Er spreizte die Beine auseinander, setzte es dazwischen hinein, nahm ein gewisses Glied heraus und gab es ihm als Spielzeug in die Hand. Das Kind spielte auch90 wirklich damit, während der Hodscha fortfuhr, sich völlig seiner Arbeit zu widmen.

Unterdessen kamen etliche Frauen auf ihrem Wege durch diese Straße; als sie bei dem Hause waren, wo der Hodscha mit seinen Schellen, seiner Mühle und seiner Milch arbeitete, sagten sie: »Gehn wir schauen, wie sichs der Hodscha eingerichtet hat.« Sie überschritten die Schwelle und gingen weiter ins Innere; und sie fragten den Hodscha: »Warum hast du Schellen an der Mütze?«

»Damit die Vögel nicht zum Bulgur kommen.«

»Und warum hast du das am Rücken?«

»Seht ihr denn nicht, meine Schönen, daß das der Schlägel ist, womit ich Butter schlage?«

»Und was hast du vor dir?«

»Das ist die Mühle, mit der ich den Bulgur quetsche.«

»Und warum liegt das Kind nicht in seiner Wiege?«

»Es weinte, und da habe ich es herausgenommen.«

Nun merkten sie erst, was für ein Spielzeug das Kind in den Händen hielt, und da sagten sie: »Aber Hodscha, schämst du dich denn nicht? warum gibst du ihm denn den in die Hand?«

Und der Hodscha antwortete: »Ihr naseweisen Dinger, die ihr seid! kommt nur mit mir in einen Winkel; da werden wir schon sehn, welche Hand die erste sein wird, die ihn herausnimmt.«

169.

EInmal traf der Sultan Alaeddin Vorkehrungen zu einem Feste, das er den ausgezeichnetsten Männern geben wollte; selbstverständlich lud er91 auch den Hodscha ein, und dieser erschien in der Begleitung seines Amads. Der Sultan empfing ihn mit Höflichkeit und Ehren und bot ihm einen Apfel, den er in der Hand hielt. Der Hodscha nahm ihn an und machte sich ohne weiters daran, hineinzubeißen. Da nahm der Amad den Hodscha beiseite und sagte zu ihm: »Pfui Hodscha, wie kannst du einen solchen Verstoß begehn? Wenn einem ein Sultan einen Apfel gibt, so ißt man ihn nicht augenblicklich in seiner Gegenwart.«

Der Hodscha fragte noch: »Ist es also nicht anständig, vor ihm zu essen?« und der Amad antwortete ihm: »Nein; man muß es in seinen Busen stecken.«

Nun wurde der Tisch bestellt und der Sultan ließ den Hodscha an seiner Seite sitzen. Als man dann den Gästen einen Hasen vorsetzte, der mit Joghurt übergossen war, nahm der Sultan, um dem Hodscha eine Höflichkeit zu erzeigen, etwas Joghurt und legte einen Hasenlauf darüber und legte das ganze dem Hodscha vor.

Ohne zu zaudern, packte der Hodscha das ihm dargebotene und schüttete es in seinen Busen.

Als das der Sultan sah, sagte er: »Aber Hodscha, warum tust du das? das ist eine grobe Unschicklichkeit.«

»Sultan,« antwortete der Hodscha, »ich habe mich nach dem gehalten, was mir mein Amad gesagt hat, daß man nämlich hier nicht essen soll.«

170.

EInes Tages brauchte der Hodscha einen gerichtlichen Bescheid. Er füllte einen Krug mit Erde und gab darüber eine dünne Schicht92 Honig; damit ging er zum Gerichte den Kadi aufsuchen und erhielt leicht den gewünschten Bescheid. Als der Kadi am Abende heimgekehrt war, schöpfte er ein paar Löffel Honig aus dem Kruge; da kam denn die Erde zum Vorscheine. Darum schickte er, kaum daß es Morgen geworden war, einen Gerichtsdiener zum Hodscha: »Geh schnell zu ihm: wir haben ihm gestern einen Bescheid gegeben, bei dem ein Irrtum unterlaufen ist; bring ihn zurück und wir werden ihm einen andern schreiben.« Der Diener lief zum Hodscha und pochte an die Tür; der Hodscha kam heraus und der Diener des Kadis bestellte seine Botschaft.

Und der Hodscha antwortete: »Bei aller schuldigen Ehrfurcht vor dem gestrengen Herrn Kadi habe ich doch den Bescheid vollständig in Ordnung gefunden; wenn aber schon ein Irrtum unterlaufen ist, so kann das nirgends sonst geschehn sein als beim Honig.«

171.

EInes Tages hatte der Hodscha einen Streit mit einem andern, und sie gingen zum Richter. Dem machte der Hodscha ein Zeichen, indem er die Hand in seinen Busen steckte, und so geschahs, daß der Hodscha Recht bekam. Als dann sein Gegner weg war, wandte sich der Richter zu Nasreddin und sagte zu ihm: »So, jetzt gib her, was du mir versprochen hast.«

Aber der Hodscha antwortete: »Ich habe dir kein Zeichen gemacht, daß ich dir etwas schenken würde; ich habe dir nur sagen wollen, daß ich dir, wenn du mir Unrecht gäbest, den Schädel93 einschlagen würde mit den Steinen, die ich im Busen habe.«

172.

ALs der Hodscha einmal ins Bad kam, traf er dort einen Bekannten, und der hatte nichts eiliger zu tun, als ihm einen Schlag ins Genick zu geben. Der Hodscha kehrte sich um und sah niemand sonst als diesen Bekannten. Augenblicklich verließ er das Bad und schleppte den Menschen vor den Kadi; und zu dem sagte er: »Effendi, ich klage wider den da; er hat mir einen groben Schimpf angetan.«

Der Angeklagte war aber ein Freund des Kadis; und er sagte zu ihm: »Untersuche, ob der Mann Recht hat; wir wollen hören, was er darlegen wird.«

Und der Hodscha fuhr fort: »Dieser schlechte Kerl hat mir einen Schlag gegeben.«

Der Kadi sagte: »Für einen Schlag ist die Buße ein Pul89. Ich fälle gegen diesen Mann das Urteil, daß er dir einen Pul geben soll.«

Der Gegner des Hodschas suchte nach, hatte aber keinen Pul bei sich; er ging einen holen, blieb jedoch eine geraume Zeit aus. Der Hodscha wartete und wartete, bis er endlich ungeduldig wurde. Da bemerkte er, daß der Kadi, der eben mit schreiben beschäftigt war, den Kopf gesenkt hielt; unverzüglich versetzte er ihm einen Schlag ins Genick.

»Aber Hodscha,« schrie der Kadi, »was soll das heißen?«

Und der Hodscha antwortete: »Mir ist nichts94 andres übrig geblieben; der Mensch kommt nicht, und ich habe dringend zu tun. Wann er wiederkommt, so laß dir den Pul von ihm geben und behalte ihn für dich.«

Mit diesen Worten ging der Hodscha in aller Unbefangenheit hinweg.

173.

ZU der Zeit, wo der Hodscha Kadi war, kamen eines Tages ein Mann und eine Frau vor Gericht, und die Frau sagte: »Effendi, dieser Mann ist ein Teufel; er hat mich genommen und geküßt. Ich will mein Recht haben, mein unverbrüchliches Recht.«

Der Hodscha sagte: »Na, was werden wir denn da tun? Ein Kuß von dir wird den andern ausgleichen.«

174.

EInes Tages schnitt der Hodscha im Gebirge Holz, und während er damit beschäftigt war, fraßen ihm die Wölfe seinen Esel. Als er nun ganz bekümmert ins Dorf zurückging, sah er einige Bauernkinder, die spielten; und er fragte sie: »Sagt, Kinder, spricht man im Dorfe davon, daß der Esel des Hodschas im Gebirge von Wölfen gefressen worden ist?«

»Nein,« sagten die Kinder, »das sagt man nicht.«

Und der Hodscha sagte: »O gäbe doch der Allmächtige, daß euere Worte wahr seien, daß euere Rede richtig sei!«

175.

EInes Tages ging der Hodscha ins Gebirge um Holz. An einer abschüssigen Stelle fiel ihm ein Baum auf und er sagte sich: »Wenn95 ich den da fällen kann, so brauche ich sonst keinen umzuschlagen.« Er begann auch sofort damit, nachdem er den Strick seines Esels um den Baum geschlungen hatte; als dann der Baum so ziemlich abgeschnitten war, ließ er den Esel geradeaus abwärts laufen, aber der Esel fiel und brach sich die Knochen. Als das der Hodscha sah, machte er sich voll Ärger und Kummer auf den Heimweg. Seine Frau fragte ihn, da sie den Esel nicht sah: »Was ist es denn mit dem Esel?«

Der Hodscha antwortete: »Ach, Weib, als ich ihn zuletzt gesehn habe, ist er seinen Weg gegangen; seither weiß ich nichts mehr von ihm.«

176.

EInes Tages sah der Hodscha Nasreddin eine Windmühle. So etwas hatte er noch nie gesehn, und so wandte er sich an einen Bauer mit der Frage: »Wie nennt man denn das?«

»Eine Windmühle.«

Und der Hodscha fragte weiter: »Und wo ist denn dann das Wasser?«

»Es ist eine Windmühle.«

Und der Hodscha sagte: »Ich versteh dich schon, ich versteh dich schon; du hast recht. Aber wo ist denn das Wasser?«

Auch diese Rede, die Tausenden von Leuten bekannt ist, ist zum Sprichworte geworden.

177.

DEr Hodscha hatte einmal einer Frau ihren Zwirnknäuel genommen, der ganz klein war; die sagte jedoch: »Ich hatte sehr viel Zwirn; es96 war beinahe ein Batman90. Aber man hat ihn mir gestohlen.«

Der Hodscha, der dabei war, als sie das sagte, konnte nicht an sich halten; er zog den Zwirn hervor und sagte, ihn in der Hand haltend, zu der Frau: »Nun pack dich aber; geh deine Schande verbergen.«

178.

EInes Tages begegnete der Hodscha, als er seine Straße zog, einem Turkmanen, und der sagte zu ihm: »Was bist du? bist du ein Faki91

Der Hodscha antwortete: »Ja.«

»Wir haben jetzt keinen Faki in unsern Zelten; komm mit, und du sollst sofort, wann du bei uns bist, unser Faki werden.«

Der Hodscha machte keine Einwendung, und so gingen sie miteinander. Auf dem Wege trafen sie einen zweiten Turkmanen und der fragte den ersten: »Wer ist das?«

»Das ist ein Faki und ich führe ihn in unsere Zelte.«

Da sagte der andere: »Geh, schenk mir den Faki; wir haben keinen in unsern Zelten.«

Nun erhob sich ein Streit zwischen den zweien: der eine packte den Hodscha bei der einen Hand, der andere bei der andern, und so zogen sie ihn hin und her, bis endlich der später gekommene seine Keule aus dem Gürtel riß und schrie: »Jetzt schlage ich den Faki nieder; wann97 er dann tot ist, wirst ihn du ebenso wenig haben wie ich.«

Der Hodscha fiel vor Schrecken um, und wie er so dalag, sagte der erste: »Wenn du ihn nicht erschlägst, so bekommst du meinen großen schwarzen Hund; erschlägst du ihn, so bekommst du nichts.«

Heutzutage weiß man nicht, was Wissenschaft, Tüchtigkeit und Geschicklichkeit in Wahrheit wert sind; man geht mit Leuten um, die noch weniger verstehn als man selbst, und weiß nicht mehr, was das Wissen wirklich bedeutet. Die Rede des ersten Turkmanen ist übrigens zum Sprichworte geworden.

179.

MAn erzählt, daß der Hodscha eines Tages vom Dache gefallen ist; und seine Freunde sind gekommen, um sich um sein Befinden zu erkundigen.

Da fragte sie der Hodscha: »Ist unter euch einer, der auch vom Dache gefallen ist?«

»Niemand,« antworteten sie.

Nun sagte der Hodscha: »Ihr betrachtet mich also nicht als euern Kameraden.«

180.

UM ihn auf seine Frau argwöhnisch zu machen, sagte man eines Tages zum Hodscha: »Deine Frau geht viel aus.«

Er antwortete: »Sie kommt stets wieder heim von ihren Ausgängen.«

»Das ist es nicht, Hodscha; sie ist ein wenig zu frei.«

Der Hodscha antwortete: »Wenn sie zu frei98 ist, so hat die Schuld daran ihr Schleier, der zu klein ist.«

»Das ist es auch nicht, Hodscha,« sagten die andern; »sie geht bald hierhin, bald dorthin.«

»Fürwahr,« rief der Hodscha, »das ist mir sehr lieb, daß sie hierhin und dorthin geht.«

Sie sagten: »Das ists noch immer nicht; sie geht mit Fremden bald hierhin, bald dorthin.«

»Na, und ich,« antwortete der Hodscha, »bin denn ich vielleicht ihr Bruder oder ihr Vater?«

181.

ALs der Hodscha einmal krank war, besuchte ihn ein reicher Mann, um sich über sein Befinden zu erkundigen, und der sagte zu ihm: »Hodscha, was ist denn dein heimlicher Wunsch?« Der Hodscha antwortete: »Ich möchte eine Schüssel Pilaf.«

Augenblicklich ließ der Reiche Pilaf bereiten und brachte dem Hodscha eine Schüssel voll; der Hodscha verschlang den Pilaf mit Heißhunger, so daß ihn der Geber fragte: »Wird es dir denn nicht schaden, wenn du so viel Pilaf ißt?«

Der Hodscha antwortete: »Je weniger einem etwas schaden kann, desto weniger Freude hat man daran.«

182.

EInes Tages fiel sein Sohn in einen Brunnen, und die Leute kamen es dem Hodscha melden. Unverzüglich lief er zu dem Brunnen und rief hinunter: »Sohn, bist du unten?«

»Liebster Vater,« antwortete unten der Sohn, »bring mir Sukkurs, damit du mir hilfst, herauszukommen.«

»Es ist ganz überflüssig,« erwiderte der Hod99scha, »daß ich erst Sukkurs hole; ich werde einfach nach Hause gehn um eine Leiter, und so werde ich dich schon herausbringen92

183.

EInmal kam der Hodscha nach Malatije. Als er dort durch die Straßen ging, sah er einen kleinen Knaben mit einem Dukaten spielen, den er gefunden hatte; da sagte er zu dem Knaben: »Komm, mein Sohn, ich gebe dir einen Asper; du gibst mir dafür das Stück Kupfer.«

Der Knabe antwortete: »Ich weiß, was ein Asper ist; brälle einmal wie ein Esel, und ich gebe dir das Kupferstück.«

Von seiner Habgier gestachelt, begann der Hodscha zu brällen. Als er aber innehielt, sagte der Knabe: »Aber Freund, wenn ein Esel wie du weiß, was ein Dukaten wert ist, warum sollte es denn ein Knabe wie ich nicht wissen?«

184.

EInmal verließ der Hodscha sein Haus und begann auf der Straße etwas zu suchen. Seine Frau sah das und fragte ihn: »Was suchst du, Hodscha?«

Er antwortete: »Ich habe meinen Ring verloren; jetzt suche ich ihn.«

Sie fragte weiter: »Wo hast du ihn denn verloren?«

Der Hodscha antwortete: »Drinnen im Hause habe ich ihn fallen lassen.«

»Ja, warum suchst du dann heraußen?«

100

»Drinnen ists finster und heraußen licht. Wollte nur Gott, daß ich ihn schon wieder gefunden hätte!«

185.

DEr Hodscha sah eines Tages eine Anzahl Bauern herankommen; da streckte er sich lang auf der Erde aus und blieb unbeweglich. So lag er noch, als einer von den Bauern hinkam; der, der ihn für tot hielt, ging zu seinen Gesellen zurück und sagte zu ihnen: »Der arme Hodscha ist gestorben; wir müssen unter uns für sein Begräbnis sammeln.«

Sie besteuerten einander und brachten fünfhundert Asper zusammen. Als sie dann alle um den Hodscha standen, sagten sie: »Um ein Leichentuch zu kaufen, sind hundert Asper genug; wer will es denn übernehmen, die vierhundert, die noch übrig bleiben, zu ihm nach Hause zu tragen?«

Alsbald hob der Hodscha den Kopf und rief: »Gebt nur die vierhundert Asper her: ich will sie mit Vergnügen nach Hause tragen; so viel habe ich ja in meinem ganzen Leben nicht in der Hand, geschweige denn im Besitze gehabt.«

186.

NAch dem, was man erzählt, war einmal ein Kadi in trunkenem Zustande, als der Sultan Mehemed-Chan von ungefähr bei ihm eintrat. Und der Sultan sagte zum Kadi: »Fürchtest du nicht Gott und hast du keine Scheu vor dem Propheten? Ist es denn möglich, daß ein gelehrter Mann und Kadi seinen weißen Bart also mit Wein besudelt?«

»Padischah,« antwortete der Kadi, »wenn101 meine dürren Hände nicht zitterten, hätte mein Bart nicht einen Tropfen von meinem Weine bekommen.«

Der Padischah fand an dieser Antwort des Kadis ein solches Vergnügen, daß er ihm eine große Gnade erwies.

187.

ZU der Zeit, wo Harun al Raschid Chalif war, gab sich einer für einen Propheten aus. Harun ließ seine Ärzte rufen und sagte zu ihnen: »Fühlt ihm den Puls; wir werden sehn, woher das kommt.«

Die Ärzte fühlten ihm den Puls und untersuchten ihn; dann sagten sie: »Er hat Dinge gegessen, die ihm zu Kopf gestiegen sind und ihm den Verstand verwirrt haben.«

Harun sagte: »Man bringe ihm vierzig Tage lang leichte Gerichte aus meiner Küche; wenn es dem Allmächtigen gefällt, wird das eine Änderung und einen Wechsel in seinem Wesen herbeiführen.«

So wurde also der angebliche Prophet vierzig Tage lang genährt; und als sie abgelaufen waren, wurde er dem Chalifen von neuem vorgeführt. Der Chalif fragte ihn: »Bist du noch immer ein Prophet?«

Er antwortete: »O Harun, nach den Herrlichkeiten, womit du mich überhäuft hast, erhebe ich keinen Anspruch mehr, ein Prophet zu sein, sondern ein Gott.«

188.

EIn Sultan verließ eines Morgens zu guter Stunde seinen Palast; er zog in den Krieg. Auf dem Wege sah er, wie ihm ein Musikant ent102gegenkam, der ein Instrument in der Hand hielt; und der hatte einen scheelen und halbstarren Blick. Der Sultan versah sich von dieser Begegnung nichts guten; drum ließ er dem Musikanten vierzig Stockstreiche geben und ihn in den Kerker werfen. Ein Jahr verstrich, und der Sultan kehrte, nachdem er sich zahlreiche Länder unterworfen hatte, als Sieger und ruhmbedeckt in seine Hauptstadt heim. Nun kam ihm der Musikant wieder ins Gedächtnis; er ließ ihn aus dem Kerker holen und sich ihn vorführen.

Der Musikant sagte: »Sieh, Herr, nun bist du als Sieger zurückgekommen. Als ich dir begegnet bin, sah ich im Geiste deine Eroberungen voraus. ›Gott sei gelobt,‹ sagte ich mir, ›daß ich dich sehe,‹ und nahm es als ein gutes Vorzeichen. Unterdessen, siehe, ist es jetzt ein Jahr, daß ich im Kerker bin; wie viel Ungemach und Kümmernis habe ich gelitten! Wer von uns war denn nun eigentlich dem andern ein böser Angang?«

Der Sultan nahm die Rede des Musikanten in gutem auf, überhäufte ihn mit Wohltaten und entließ ihn als zufriedenen Mann.

Es ist, wie man sieht, notwendig, daß sich die Sultane und ihre Minister derer erinnern, die im Kerker schmachten, und sie sofort, wann sie ihnen ins Gedächtnis kommen, vor sich rufen.

189.

MAn erzählt, daß einmal in Konstantinopel ein Schneider lebte, der eine besondere Geschicklichkeit zeigte, beim Zuschneiden Tuch zu stehlen. Eines Tages waren etliche Meister seines Handwerks bei ihm, als man ihm einen Brokatstoff brachte; um nun zu sehn, wie er es anstelle,103 etwas verschwinden zu lassen, sagten sie zu ihm: »Schneide nur gleich zu.«

Der durchtriebene Geselle merkte ihre Absicht, ihm eine Falle zu legen, bemerkte aber auch, daß der Stoff sehr prächtig war; und er sprach bei sich selber: »Sollte ich es denn nicht verstehn, mir einen Teil dieses herrlichen Brokats anzueignen?« Indem er dieser Betrachtung nachhing, überzeugte er sich, daß die andern Meister kein Auge von dem Stoffe verwandten. Da ließ er, ohne sich vom Flecke zu rühren, einen Wind. Die andern, die auf dem Diwan saßen, begannen so herzlich zu lachen, daß sie auf den Rücken fielen; und der Schelm ließ, ohne einen Augenblick zu verlieren, ein Stück Stoff verschwinden.

Sie schrien: »Haha, Meister, du bist also nicht nur ein Schneider, sondern auch ein Schalk; jetzt aber soll unsere Aufmerksamkeit nur dem Schneider gehören.«

Er ließ einen zweiten Wind. Wieder begannen sie zu lachen, und ein zweites Stück Stoff ging den Weg des ersten.

Nun sagten sie: »Meister, das Spiel mag noch einmal angehn, dann muß aber Schluß sein; sonst platzen wir noch.«

Und der verschmitzte Bursche antwortete: »Ich würde euch ja wirklich gern euern Willen tun; sollte ich es aber noch ein drittes Mal machen, so würde der Stoff nicht mehr für einen Kaftan reichen.«

190.

EInem Schneider träumte, daß der Tag des jüngsten Gerichtes gekommen sei; er wurde auf dem Platze herumgeführt, und am Halse104 hingen ihm alle die Tuchstücke, die er gestohlen hatte. Als er erwachte, zitterte er vor Furcht. Es wurde Morgen und er ging in seine Werkstatt; dort erzählte er seinen Traum den Gesellen und sagte ihnen: »Wenn ich mich wieder einmal nicht beherrschen kann, und wenn ihr seht, daß ich ein Stück Stoff für mich nehme, so sagt zu mir: ›Meister, denk an den Kragen.‹ Mir wird dann die Erinnerung wiederkehren, und ich werde nichts unterschlagen.«

Einige Zeit darauf brachten ihm etliche Leute einen herrlichen Stoff; er konnte der Versuchung nicht widerstehn und ließ geschickt ein Stück unter den Augen der Eigentümer verschwinden. Da schrie auch schon ein Geselle: »Meister, denk an den Kragen.«

Aber er erwiderte: »Was habe ich mich daran zu erinnern? ein Stück wie das war gar nicht dabei.«

191.

EIn Schneider verkaufte die Stücke Tuch, die er stahl, einem alten Schuft von einem Juden. Nun kam einmal einer, der sich bei ihm hatte einen Kaftan machen lassen, und machte ihm einen Auftritt, weil er ihm Stoff gestohlen habe.

Aber der Schneider antwortete: »Ich habe den Stoff nicht; der alte jüdische Schuft, der hat ihn.«

192.

EIne Kaufmannsfrau benutzte einmal die Zeit, wo ihr Gatte im Tidscharet93 war, um ihre Gebete zu verrichten. Dabei entwischte ihr ein105 Wind, aber sie wußte nicht ganz genau, ob es wirklich ein Wind gewesen sei oder ob nicht vielleicht das Geräusch von einem Seufzer hergerührt habe, den sie im Gebete ausgestoßen hatte. Darum ging sie um Rat zu einem weisen Greise; sie erzählte ihm den Vorfall und bat um Auskunft. Der Greis ließ nun auch einen Wind und fragte sie: »War es so ein Geräusch?«

»Nein,« antwortete sie, »es war stärker.«

Er ließ einen zweiten; »War es so?«

»Es war noch stärker.«

Da schrie der Greis: »Jetzt geh aber zum Teufel! ich habe mich beschissen.«

193.

MAn erzählt, daß einmal ein Mann in Konstantinopel zum Kadi von Jerusalem bestimmt worden ist. Er traf ein Übereinkommen mit einem Schiffsherrn und bestieg mit seinem ganzen Gefolge das Schiff. Eben wollte man die Anker lichten und in die See stechen, als ein Jude daherkam und an Bord ging; er brachte zwei Körbe mit, die dem Anscheine nach nichts sonst als Kleider enthielten, und bat den Kadi, sie mitzunehmen. Der Kadi hieß den Juden, sie einem aus seinem Gefolge, der dabeistand, zu übergeben. Als sich der Jude entfernt hatte, sah der andere, daß in den Körben eine Menge Pasterma94 war, und schnitt sich sofort ein Stück ab; da er es nach seinem Geschmacke fand, versäumte er nicht, auf der ganzen Reise davon zu essen, so daß schließlich, als sie im Hafen von Jaffa ankamen, nicht ein Stückchen davon mehr da war.106 Alle Reisenden stiegen aus und gelangten glücklich nach Jerusalem.

Der Diener des Kadis machte sich zwar Vorwürfe, daß er das Pasterma des Juden gegessen hatte, tröstete sich aber damit, daß er sich vornahm, ihn auf die eine oder die andere Weise schadlos zu halten. Unterdessen kam schon der Jude herbei, und er sagte zu ihm: »Du, ich muß mit dir reden; mir ist etwas ärgerliches zugestoßen, das dich gewissermaßen angeht: mit einem Wort, ich habe das Pasterma gegessen, das in deinen Körben war. Sag mir, welchen Preis du dafür haben willst oder wie wir uns sonst auseinandersetzen sollen.«

Bei dieser Rede begann der Jude zu wimmern und sich den Bart zu raufen; alsbald versammelte sich eine Menge Leute um sie und man fragte den Juden: »Was gibt es denn, Jude?«

Für einen Augenblick hörte der Jude auf zu weinen, sich den Bart zu raufen und zu heulen, freilich ohne daß er etwas gesagt hätte; sofort aber begann er sich wieder auf den Kopf zu schlagen und den Bart zu raufen. Dann stieß er einen Schrei aus, packte den andern beim Kragen und schleppte ihn vor den Richter.

Der fragte seinen Diener: »Was hast du dem Menschen da genommen?«

Der Diener antwortete: »Gnädiger Herr, der Jude ist mit uns zu Schiffe gestiegen; er hatte eine gewisse Menge Pasterma bei sich. Davon habe ich jeden Tag etwas gegessen, so daß bei unserer Ankunft in Jaffa nichts mehr da war. Ich habe ihm die Sache erklärt und habe ihm zur Entschädigung Geld geboten; aber anstatt meinen107 Vorschlag anzunehmen, rauft er sich Haare und Bart aus und hängt mir einen Rechtshandel an.«

Nun sagte der Richter: »Sprich, Jude, was beanspruchst du?«

»Gnädiger Herr,« sagte der Jude, »der Mann hat mir in dem, was auf dem Schiffe war, einen unersetzlichen Schaden zugefügt.«

»Weiter,« sagte der Kadi, »damit wir sehn, worum es sich handelt.«

»Herr,« sagte der Jude, »mein Vater, der ein reicher Kaufmann war, war erkrankt; als es nun ans Sterben ging, hat er mir nachdrücklichst ans Herz gelegt, ihn in Jerusalem zu begraben. Dazu habe ich kein leichteres Mittel gefunden, als sein Fleisch von den Knochen zu lösen, Pasterma daraus zu machen und es in Körben zu verpacken. Als ich aber das väterliche Pasterma zurückgefordert habe, hat sich herausgestellt, daß alles aufgegessen ist, alles sage ich, bis auf den letzten Bissen.«

Der Kadi sah, daß in diesem Falle nichts zu machen war; er schickte den Juden weg und sprach seinen Diener ledig.

Das also erzählt man von dem Rechtshandel, in dem ein Mann aufgetreten ist, der einen Juden ganz und gar aufgegessen hat.

194.

ES war einmal in Konstantinopel beim Iki-Kapu im Viertel Kara-Agadsch ein Gassenjunge, Akinedschi-Sadeh mit Namen, der es gar trefflich verstand, auf eine bissige Rede schlagfertig zu antworten.

Eines Tages verschloß einer seinen Laden und brachte innen das Schlagtürchen an. Akinedschi108 ging hin und klopfte an das Türchen. Der andere sagte: »Was willst du?«

»Komm näher; ich muß dir etwas sagen.«

Daraufhin öffnete der andere das Türchen und sagte: »Was mußt du mir sagen?«

Akinedschi antwortete: »Ich habe ein Verhältnis mit deiner Mutter; sag es aber niemand.«

»Und du, bist du nicht der Sohn einer Hure, die man ruft, wenn man sie braucht?«

»Das ist eine Lüge,« antwortete Akinedschi; »meine Mutter ist ja nicht die deinige.«

195.

EInmal hörte einer predigen: »Wenn man bei Einbruch der Nacht seine eheliche Pflicht erfüllt, so wird das belohnt werden wie die Opferung eines Schafes. Geschieht es bei Tage, so wird es so viel gelten wie die Freilassung eines Sklaven. Und um Mitternacht wird es belohnt werden wie die Opferung eines Kamels.«

Der Zuhörer erzählte diese Rede, als er heimgekommen war, seiner Frau. Die Nacht kam und sie legten sich mitsammen nieder, und schon fühlte sich die Frau vom Verlangen gepackt. »Komm,« sagte sie zu ihrem Manne, »wir wollen den Lohn gewinnen, der für den Beginn der Nacht festgesetzt ist.« »Meinetwegen,« sagte der Mann; und er befriedigte sie.

Um Mitternacht fühlte sie sich wieder aufgelegt und sagte zum Manne: »Wach auf, Mann, damit wir den Vorteil der Opferung eines Kamels erwerben.« Der Mann ermunterte sich und stillte ihr Begehren von neuem.

Als der Morgen anbrach, sagte sie, noch immer stark erregt: »Auf, Mann; wir wollen den109 Preis gewinnen, der für die Freilassung eines Sklaven gilt.«

Aber nun sagte der Mann: »Gewinne ihn dadurch, daß du zuerst mich freiläßt, der ich ja dein Sklave bin.«

196.

EInes Tages pflückte Mewlana Dschami95 in seinem Garten Pfirsiche, als der Sultan Husejn Bähadur zu ihm kam, begleitet von einem Kämmerling und seinem jungen Liebling Tschokdar. In diesem Augenblicke hatte Mewlana Dschami vier Pfirsiche in der Hand; davon bot er sofort einen dem Padischah an, einen dem Kämmerling und zwei Tschokdar.

Nun sagte der Sultan: »Warum hast du uns zweien jedem nur einen Pfirsich gegeben, dem Knaben aber zwei?«

»Ich habe ihm nur einen gegeben,« antwortete Mewlana Dschami; »der andere ist nur geborgt96

197.

EIn Narr gab sich für einen Propheten aus; er wurde festgenommen und vor den Sultan geführt. Der Sultan verhörte ihn in Gegenwart des Kadis und sagte dann zu diesem: »Der Mensch da ist von einer abgeschmackten Anmaßung; was soll mit ihm nach dem Worte Gottes geschehn?«

Der Kadi antwortete: »Wenn er hartnäckig bei seiner Behauptung bleibt und sich sie zu widerrufen weigert, soll er zum Tode verurteilt werden.«

110

Nun sagte der Sultan zu dem Angeklagten: »Da du sagst, du seist ein Prophet, so laß uns ein Wunder sehn.«

Der angebliche Prophet antwortete: »Man bringe mir einen scharfen Säbel.«

»Was willst du damit?«

»Dem Kadi den Kopf abschlagen; dann werde ich ihn vom Tode erwecken.«

Den Kadi erfaßte ein ungeheuerer Schrecken und er begriff die Absicht des Propheten; er verlor den Kopf und schrie: »Ach, Freund, ich bekehre mich als der erste zu deiner Lehre; nimm mich auf in die Zahl der Stifter.«

198.

WIeder einmal gab sich einer für einen Propheten aus; er wurde vor den Padischah geführt und der fragte ihn: »Ist es wahr, daß du Anspruch auf die Würde eines Propheten erhebst?«

»Ja,« antwortete der Narr.

»Gut,« fuhr der Sultan fort; »laß uns ein Wunder sehn.«

»Sag mir, was du wünschest.«

In diesem Augenblicke brachte ein Diener dem Herrscher ein Schloß, daß man mit elf Schlüsseln nicht hatte aufsperren können; sofort sagte der Sultan zu dem Angeklagten: »Gut; sperre uns dies Schloß ohne Schlüssel auf.«

»Habe ich mich«, sagte der Wahnwitzige, »einen Propheten genannt oder einen Schlosser?«

199.

MAn erzählt, daß ein Muselman, der sein ganzes Leben lang die Vorschriften Mohammeds beobachtet gehabt hat, auf einmal im Rama111san mit den Juden gegessen hat. Er sagte, er habe sich zu ihrem Glauben bekehrt; aber im Bairam sagte er zu ihnen, er sei nicht mehr ihr Glaubensgenosse. Da schrien die Juden: »Was soll das heißen? bist du nicht einer der unsern?«

»Was?« schrie der Bekehrte; »ich war dreißig Jahre im moslimischen Glauben, ohne ein richtiger Mohammedaner werden zu können, und ein Jude sollte ich werden können in dreißig Tagen? Das ist unmöglich.«

200.

ZU Nasreddin, dem Hodscha, kam einmal einer und bat ihn, ihn zu beherbergen. Nun herrschte beim Hodscha eine solche Dürftigkeit, daß sogar die Mäuse vor Hunger ausgerissen waren. Als die Nacht kam, richtete der Reisende an den Hodscha die Frage, wo sie sich nach dem Abendessen schlafen legen würden. Der Hodscha antwortete: »Gegessen haben wir schon, bevor du gekommen bist; willst du dich jetzt niederlegen?«

Der Fremde lag noch nicht lange, als er den Hodscha anrief und sagte: »Gib mir eine Decke; mich friert sehr.«

Nasreddin antwortete: »Habe ich denn eine, die ich dir geben könnte? es ist übrigens nicht so kalt, daß du zittern könntest.«

»Schon gut,« antwortete der Fremde, nachdem er einen Augenblick gezögert hatte.

Aber der Hodscha begann zu überlegen; schließlich sagte er: »Ich habe eine Leiter; willst du sie?«

»Bring sie meinetwegen; es liegt ja nichts daran.«

Der Hodscha brachte die Leiter und legte sie112 auf ihn. Aber bald sagte der Gast, dem noch immer nicht recht warm werden wollte: »Denk ein wenig nach; vielleicht hast du doch noch etwas, was du mir geben könntest.«

Nach einem Augenblicke schrie der Hodscha: »Du hast recht; ich habe noch einen Trog: was sagst du dazu?«

»Bring ihn immerhin.«

Nasreddin holte den Trog, der noch ganz voll Wasser war, und setzte ihn auf die Leiter. Als sich aber der Gast, den das Gewicht der zwei Dinge drückte, umdrehn wollte, kippte der Trog um und goß seinen Inhalt aus. Der also überschwemmte rief den Hodscha von neuem an und schrie: »Nimm die Decken weg; ich bin schon ganz naß.«

201.

AUf einer Reise, die er, um etwas zu lernen, unternommen hatte, kam der Hodscha einmal in ein Land, dessen Bewohner den Brauch hatten, auf ihren Häusern für jeden Krug voll Gold, den sie besaßen, je eine Fahne aufzuziehen; man sah also Häuser mit einer, zwei, drei, vier und fünf Fahnen. Nachdem der Hodscha dort ein Jahr lang gelebt hatte, füllte er mehrere Töpfe mit Kieseln und pflanzte für jeden eine Fahne auf. Nun war es weiter in diesem Lande Sitte, daß im Bairam einer den andern einlud, und so kam die Reihe auch an den Hodscha. Nach dem Mahle ging man ins Bad; seine Gäste bemerkten die Töpfe, fanden sie aber alle voll Kiesel. Und sie sagten zu ihm: »Aber Hodscha, da sind ja nur Steine drinnen?«

»Ob es Gold ist,« antwortete der Hodscha,113 »oder Steine, das läuft auf dasselbe hinaus, wenn es nur dazu da ist, um in den Töpfen zu bleiben.«

202.

IN der Fastenzeit des Bairams wurde ein Kalender gefragt: »An welchen Tagen in diesem Monat ißt man und an welchen nicht?«

Scheinheilig antwortete er: »Ich weiß es nicht, an welchem Tage man fastet; denn ich esse nur einmal im Monat.«

203.

EIn Arzt fühlte einem Kalender den Puls; der Kalender war aber gewohnt, dieses einschläfernde Mittel, das Bhang heißt, zu gebrauchen. Der Arzt erkannte leicht, daß seine ganze Krankheit nur der Hunger war; drum ließ er alsbald eine Schüssel Pilaf bereiten und setzte sie dem armen Teufel vor.

Nachdem der alles aufgegessen hatte, schrie er: »O du gütiger Arzt, ich kenne noch zwanzig andere Kalender, die an derselben Krankheit leiden wie ich; ich will sie dir bringen und du kannst an ihnen die Wirksamkeit deiner Arznei versuchen.«

204.

EInes Tages kam ein Arzt auf seinem Wege an einer Begräbnisstätte vorbei; alsbald schloß er die Augen. Sein Sohn fragte ihn: »Warum tust du so?«

Der Arzt antwortete: »Ich will es vermeiden, die zu sehn, die hier sind; denn hier sind die begraben, die an meinen Tränkchen gestorben sind.«

114

205.

DEr Hodscha war zum Lehrer und Hofmeister des Sohnes des Königs bestellt worden. Nun empfahl er sich bei dem Prinzen regelmäßig, wann zum Mittagsgebete gerufen wurde. Einmal aber fuhr der Hodscha trotz diesem Rufe mit der Brille auf der Nase fort zu lesen; da sagte der Prinz: »Es ist das Zeichen zum Gebete gegeben worden; wir sind jetzt frei.«

Der Hodscha antwortete: »Ich habe es nicht gehört.«

»Wenn das so ist,« sagte der Prinz, »dann hättest du die Brille über die Ohren nehmen sollen statt über die Augen.«

206.

EInes Tages wurde ein junger Geck, Desdar Oglu mit Namen, von einem reichen Manne zu Tische geladen. Es wurde aber weder Pilaf, noch Fleisch aufgetragen, sondern nur eine Suppe, bei der man mit dem Reis sehr sparsam umgegangen war; und der Geck fragte recht unschicklich: »Was für eine Suppe ist das?«

Darauf antwortete ihm einer: »Der Herr pflegt wohl häufig auf die Jagd zu gehn? Hunde hat er ja genug.«

»Freilich,« antwortete Desdar Oglu, »ich habe mehr als ich brauchte: der eine jagt das Rebhuhn, der andere die Wachtel, ein dritter das Haselhuhn.«

Und der Schalk sagte weiter: »Da fehlt dir noch immer einer.« »Welcher?« »Einer, der in dieser Suppe Reis aufspüren würde.«

207.

DEr Hodscha kam heim und sagte zu seiner Frau: »Koch uns heute einen Pilaf, damit wir uns wohl gesättigt schlafen legen können;115 heute fühle ich mich einmal frei von aller Traurigkeit.«

Die Frau kochte den Pilaf; sie aßen ihn und gingen zu Bette. Kaum lagen sie aber, als an die Tür gepocht wurde. Der Hodscha sagte zu seiner Frau: »Geh, sieh nach, wer es ist.«

Die Frau ging zur Tür und sagte: »Wer ist da?«

»Meine Eselin hat geworfen,« sagte ein Nachbar; »aber das Junge hat weder Schwanz noch Ohren.«

Nun fragte der Hodscha: »Was gibts denn?« und die Frau antwortete: »Uns geht es eigentlich nichts an; der Nachbar ist da: seine Eselin hat ein Junges ohne Schwanz und Ohren geworfen.«

Darauf sagte der Hodscha: »Ich kann nicht mehr liegen bleiben; meine Ruhe ist weg.«

»Was beschäftigt dich denn so sehr?«

»Wenn dieser Esel«, sagte der Hodscha, »zwei oder drei Jahre alt wird, und man führt ihn ins Holz, und wenn dann der Weg kotig ist, wo soll denn der Dreck an ihm haften bleiben, ohne Schwanz und Ohren, wie er ist? Das bringt mich um meine Ruhe; stehn wir auf, Weib.«

208.

DEr Hodscha ging einmal an den Rand eines Baches und befriedigte ein gewisses Bedürfnis; dann sah er, wie das, dessen er sich entledigt hatte, wegschwamm. Da schrie er: »Das Ende der Welt kommt heran und darüber kann es keinen Zweifel geben; denn das unreine Ding da lehrt uns schwimmen und über das Wasser zu setzen.«

116

209.

DEr Hodscha wurde gefragt: »Wann wird denn der Tag des Tumultes, der geweissagt ist, kommen?«

»Von welchem Tumult sprecht ihr?« antwortete der Hodscha; »von dem großen oder von dem kleinen?«

»Was heißt das, der große und der kleine?«

»Der kleine ist der, den meine Frau macht; der große kommt, wenn ich zornig werde.«

210.

EInes Tages gingen der Sultan Murad und Husejn Pascha, der Narr, als Derwische verkleidet, den Bosporus entlang. Als sie an einen Ort kamen, wo die Leute zu lustwandeln pflegten, bekamen sie Lust auf Kaffe. Husejn Pascha sagte: »Da wir kein Feuer haben, will ich Holz sammeln gehn.« Als er es gebracht hatte, schichtete es der Sultan auf und begann das Feuer anzufachen; da er aber zerstreut war, ließ er es zu viel brennen. Husejn Pascha bemerkte das und schrie, wie er es mit seinem Knechte getan hätte, um ihn zur Achtsamkeit zu mahnen: »Du Sklavenbengel, du Hurensohn!«, ohne zu denken, daß er damit auf die Abstammung der Sultane anspielte, die alle Kinder von Sklavinnen waren.

»Dein Glück,« sagte der Padischah, »daß du das im Scherze gesagt hast; sonst hätte ich dich getötet.«

211.

EIn junger Mann ohne Erfahrung hatte auf einer Reise eine kleine Auswahl chinesischen Porzellans gekauft. Im Hafen angelangt und eben im Begriffe sich auszuschiffen, faßte er den117 Plan, sein Porzellan wegtragen zu lassen, ohne den Träger für seine Mühe zu bezahlen. Er sagte zu einem Träger: »Was für ein Landsmann bist du?«

Der antwortete: »Ich bin ein Anatolier und aus Tasch-Köprü.«

»Aha,« dachte der junge Mann, »ein Dummkopf von einem Türken.« Und er sagte zu ihm: »Wenn du mir diesen Pack in mein Karawanserai trägst, so werde ich dir drei gute Ratschläge geben.«

»Einverstanden,« antwortete der Türke dem schlauen Gesellen. Er nahm die Last auf und trug sie in das Karawanserai; als er dort ein paar Stufen emporgestiegen war, sagte er: »Nun höre ich.«

Der andere sagte: »Wenn man dir sagt, daß der Hunger der Sättigung vorzuziehen sei, so glaube es nicht.«

»Ich verstehe,« sagte der Träger und ging wieder ein paar Stufen weiter; dann sagte er: »Was hast du mir noch zu sagen?«

»Wenn man dir sagt, die Armut sei besser als der Reichtum, so glaube es nicht.«

Der Träger ging weiter und bat ihn nach einigen Stufen wieder, zu sprechen.

»Zum dritten: wenn man dir sagt, daß es besser ist, zu Fuße zu gehn als zu reiten, so glaube es nicht; das sind die Ratschläge, die ich dir zu geben habe.«

Der Träger stieg die Treppe vollends hinauf; und als er oben war, warf er seine Last hinunter.

Der junge Mann schrie: »Was machst du da?«

Und der Träger sagte: »Wenn man dir sagt,118 daß in dem Pack da ein einziges Stück ganz ist, so glaube es nicht.«

212.

MAn erzählt, daß Nasreddin-Effendi einen Bruder hatte; sie waren beide unbeweibt, verlangten aber zu heiraten. Schließlich fanden sie zwei Mädchen nach ihren Wünschen; sie heirateten beide, und jeder gründete einen Hausstand. Nun kam einmal der Bruder des Hodschas zu diesem auf Besuch; da sah er, daß des Hodschas Frau fröhlich war, lachte und scherzte, während die seinige außerordentlich ernst war. Und er sagte zu Nasreddin: »Du bist mein Bruder; sei also so gut und sage mir, wie du es angestellt hast, daß deine Frau so vergnügter Laune ist: ich will es dann mit der meinigen ebenso machen.«

»Umsonst verrate ich es dir nicht,« sagte der Hodscha; »wenn du mir aber einen vollständigen Anzug gibst, so will ich es zuwege bringen, daß sie lacht.«

Der Bruder sagte: »Das verspreche ich dir.«

Und der Hodscha fuhr fort: »Lade mich also an einem Abende ein. Nachdem du ein bißchen verweilt hast, so laß dich wegholen; befiehl aber deiner Frau, daß sie sich nicht eher schlafen lege als ich, was immer ich sagen würde und wie dringlich auch meine Aufforderungen seien. Wann du ihr das gesagt hast, geh weg.«

Der Bruder lud den Hodscha vereinbartermaßen ein; nach dem Rufe zum Abendgebete waren sie alle drei beisammen, als der Hausherr, wie abgemacht, geholt wurde. Er erteilte seiner Frau die besprochenen Anordnungen und ging119 weg. Von nun an sprach der Hodscha kein Wort mehr mit seiner Schwägerin, mit der er ganz allein war; sie wurde es bald müde, auf unbestimmte Zeit aufbleiben zu sollen, und verspürte die ersten Anzeichen der Schläfrigkeit. Drum sagte sie zum Hodscha: »Gestatte, Effendi, daß dir ein Bett bereitet wird; du wirst dich ein wenig ausruhen.«

Aber der Hodscha antwortete: »Ich will nicht schlafen.«

»Warum denn nicht?«

»Ich fürchte, daß, wann ich schlafe, die Mäuse kommen und mir den Kopf fressen.«

»Und wie weichst du dem aus, wenn du zu Hause bist?«

»Wann ich zu Hause schlafen gehe, lege ich meinen Kopf in die Hände meiner Frau und sie läßt das Licht brennen; geht sie dann später selber schlafen, so nimmt eine Sklavin ihre Stelle ein.«

Seine Schwägerin sagte: »Wir werden dasselbe tun.« Augenblicklich bereiteten die Sklavinnen ein Bett und die Frau setzte sich nieder und nahm den Kopf des Hodschas in ihre Hände; da sie dessen bald müde wurde, rief sie eine ihrer Sklavinnen und übergab ihr dieses Geschäft. Bald darauf schliefen die Herrin und die andern Frauen ein. Nun stand der Hodscha leise auf, blies das Licht aus, nahm seinen Sik heraus, gab ihn der Sklavin in die Hand, legte sich nieder und begann zu piepen wie eine Maus. Auf das Geräusch erwachte seine Schwägerin; da sah sie, daß das Licht erloschen und die Sklavin eingeschlafen war. »Nichtsnutziges Ding,« schrie120 sie, »wie kannst du schlafen? Jetzt werden die Mäuse den Kopf des Effendis fressen.«

Die Sklavin antwortete: »Ich weiß nicht, ob das nicht schon geschehn ist; er ist schon ganz klein.«

Die Herrin begann das junge Mädchen zu beschimpfen; als sie aber das Licht anzündete, sah sie, was die Sklavin in der Hand hatte. In demselben Augenblicke sprang der Hodscha auf, lief zur Tür und ließ seinen Bruder eintreten, und der sah nun, wie seine Frau aus vollem Halse lachte und keines Wortes fähig war. Da er aus ihr nichts herausbringen konnte, ging er wieder zum Hodscha, der draußen geblieben war, und fragte ihn: »Was hast du denn also getan?«

»Ach,« sagte der Hodscha, »wenn du das ganze gesehn hättest, du hättest wohl lachen müssen bis zu deinem letzten Stündlein.«

213.

EInes Tages versammelten sich die Mäuse, um Rat zu halten, und sie sagten: »Was werden wir noch alles von der Katze leiden müssen, wenn wir kein Mittel entdecken, um uns vor ihr zu schützen?« Nachdem jede gesprochen hatte, überwog der Rat, ein Glöckchen zu verfertigen und es der Katze um den Hals zu hängen; »wenn wir das Geklingel hören,« dachten sie, »wollen wir Reißaus nehmen.«

»Ich liefere das Stückgut,« sagte die eine. »Ich die Kohle,« sagte die andere. »Ich das Kupfer,« sagte die dritte. Nur eine alte Maus verhielt sich ganz still, bis die andern sagten: »Rede doch auch du; du hast ja in diesem Lande schon so viele Jahre verrinnen sehn.«

121

Da sagte die alte Maus: »Ihr habt bei euerer Überlegung etwas wesentliches vergessen: ich bin bereit, das Glöckchen ganz zu liefern; aber wer von euch wird es der Katze an den Hals hängen?«

214.

EInst wurde ein bejahrter Christ Muselman. Sechs Monate nach seiner Bekehrung führte ihn der Gebetsaufseher vor den Kadi und klagte ihn an, er erfülle nicht die verordneten Gebete; der Kadi, der derselbe war, in dessen Hände der Greis abgeschworen hatte, fragte ihn: »Warum unterziehst du dich nicht den vorgeschriebenen Gebeten?«

»Effendi,« antwortete der Angeklagte, »in deiner Gegenwart war es, daß ich meinem alten Glauben entsagt habe, und du hast damals zu mir gesagt: ›Nun bist du rein aller Sünden; du bist jetzt so, als ob du ein zweites Mal aus dem Mutterleibe gekommen wärest.‹«

Der Kadi antwortete: »Das sind meine Worte.«

Und der Greis fuhr fort: »Freilich, und seither sind nicht mehr als sechs Monate verstrichen; betet denn ein Kind in diesem Alter?«

215.

ZWei Leute führten eines Rinds halber einen Rechtshandel. Jeder ging, ohne daß es der andere gewußt hätte, zum Kadi und drückte ihm zweihundert Asper in die Hand, um ihn sich geneigt zu machen. Als dann der Spruch gefällt werden sollte, erschienen die Streitenden und brachten das Rind mit; und der Kadi fragte den, der es hielt: »Wieviel ist das Rind wert?«

»Vierhundert Asper,« war die Antwort.

122

Da sagte der Kadi: »Wenn dem so ist, was brauchen wir uns weiter damit zu beschäftigen? Jeder von euch hat mir zweihundert Asper gegeben; damit ist also die Sache erledigt.«

Die beiden Gegner befragten einander, als sie weggingen, und vernahmen also, daß sie jeder dem Kadi ein Geschenk von zweihundert Asper gemacht hatten; und sie sagten: »Es hat keinen Sinn, den Streit weiterzuführen; das Rind hat ja schon der Kadi aufgegessen.«

216.

ES war einmal einer, der fühlte, daß er krank war; da sich sein Zustand verschlimmerte, ließ er einen Arzt rufen. Der Arzt untersuchte ihn und sagte ihm, daß ihm in diesem Falle ein einjähriger Essig gut tun würde. Der Kranke ging also, um einen Freund darum zu bitten, und der sagte: »Es trifft sich gut, daß ich gerade einen solchen habe.«

Einer, der vorbeiging, hatte ihr Gespräch gehört; deshalb sagte er: »Bruder, möchtest du nicht die Güte haben, mir auch etwas von diesem Essig zu geben?«

Und der Freund antwortete: »Hätte ich einem jeden gegeben, der Bedarf danach gehabt hätte, so wäre er kein Jahr alt geworden.«

217.

EIn Sultan und Chalif von Bagdad pflegte die Verse, die ihm gebracht wurden, abzuwägen und nach ihrem Gewichte die Dichter zu bezahlen. Nun verfaßte ein Dichter, der diese Gewohnheit des Chalifen nicht kannte, einen Lobgesang auf ihn in der Absicht, ihn ihm zu überreichen. Da sagte ihm einer: »Du machst dir123 umsonst viel Mühe; weißt du denn nicht, wie es unser Padischah zu halten pflegt? Er bezahlt die Dichter nach dem Gewichte ihrer Werke.«

»Danke schön,« sagte der Dichter; und er schrieb ein Gedicht auf einen großen Marmorblock. Den ließ er von Leuten, die ihn an einem Barren aufhängten, zum Palaste bringen und ging selbst mit, um ihn dem Padischah darzubringen. Der Padischah, der sofort sah, worum es sich handelte, sagte zu seinem Wesir: »Jetzt gilt es, sich auf eine anständige Art aus dem Handel zu ziehen.«

»Wie das?« fragte der Wesir.

»Wir werden uns«, antwortete der Chalif, »mit tausend Golddukaten ausgleichen.«

218.

EInmal sagte ein Kaufmann zu seinem indischen Sklaven: »Vorwärts, wir gehn auf den Abtritt.«

Der Sklave füllte die Kanne mit Wasser97, sah aber sofort, daß sie ein Loch hatte, weil alles Wasser auslief; da sagte er zu seinem Herrn: »Herr, die Kanne hält kein Wasser; wasch dich also zuerst, und dann geh erst dein Bedürfnis verrichten.«

219.

EIner begegnete einmal einem Dämon, der auf seinen Schultern einen alten jüdischen Rabbi trug; und der Rabbi schlug und mißhandelte den Dämon und zwang ihn auszuschreiten. Und der124 Mann fragte ihn: »Warum trägst du einen, der dich schlägt und mißhandelt?«

Darauf antwortete der Teufel — er sei verflucht —: »Er gebraucht irgendeine verruchte Tücke, die meinen Verstand übersteigt; durch angestrengte Aufmerksamkeit wird es mir vielleicht gelingen, dahinterzukommen.«

Der Fluch Gottes sei über ihnen beiden!

220.

EInmal hatte ein Schüler des berühmten Mewlana Dschami Gedichte verfaßt und sie in einem Diwan vereinigt. Mewlana Dschami sah das Buch durch und überzeugte sich, daß es von unzusammenhängenden Worten, von Nachlässigkeiten und von Albernheiten strotzte; da er ein solches Machwerk nicht loben konnte, sagte er ironisch: »Gott segne dich! du hast da einen gewaltigen Diwan verfaßt.«

Der Dummkopf blähte sich über diese Schmeichelei und antwortete: »Es ist ein Diwan, den der heutige Dichtertroß gar nicht erfaßt.«

»Das stimmt,« sagte Mewlana Dschami; »ich habe nicht ein Wort verstanden.«

221.

ALs Bani-Tschokar einmal im Bade war, trat ein Badediener, einer von denen, die nicht rasieren, zu ihm und wollte ihn mit dem Wollhandschuh abreiben; doch Bani sagte: »Ich will nicht geknetet werden; rasiere mir aber den Kopf.«

Bald merkte er, daß das Rasiermesser nichts schnitt; da sagte er zu dem Bader: »Gib acht! du wirst mich wirklich rasieren, wenn du nicht acht gibst.«

125

222.

EIn Kadi kam auf einer Bereisung in ein Dorf in der Umgebung von Konia. Er befragte die Bauern über das Gebet und befahl einem von ihnen, der etwas weniger unwissend schien als die andern, ihm zu sagen, wie oft man am Morgen beten solle; der antwortete: »Zwanzigmal.«

»Schweig,« sagte der Kadi; »du bist ein Esel.«

Da sagte ein anderer: »Man betet viermal.«

Aber der erste sagte: »Ich habe ja schon zwanzig gesagt! das muß doch besser sein.«

223.

EInes Tages ging ein Bauer einer gewissen Sache halber zum Kadi; er dachte aber, er werde bei diesem besonders gut ankommen, wenn er recht verschwenderisch mit den Titeln sei, und so sagte er beim Eintritte: »Heil über dich, gnädigster Herr Prophet!«

Aber der Kadi sagte: »Schweig; du bist ein Einfaltspinsel.«

»Habe ich denn in meiner Rede die Gesetze der Sprache verletzt?«

Der Kadi befahl: »Züchtigt mir diesen Dummkopf!« Und die Schergen prügelten ihn durch.

Nun sagte der Kadi: »Warum sprichst du mich in dieser Weise an? Das ist die Rede eines nichtsnutzigen Menschen.«

Und der Bauer antwortete: »Ich war verwirrt, du Schwein; ich war verwirrt.«

224.

EInes Tages ging ein Herr ins Bad; dort stahl man ihm sein Tekjeh98. Als er wegging, sagte er zum Bademeister: »Du hast mir mein Tekjeh gestohlen.«

126

Der Bademeister antwortete ihm: »Du bist bloßköpfig ins Bad gekommen.«

Da schrie der Bestohlene, indem er sich an die andern Anwesenden wandte: »Hört, Leute, seht euch meinen Kopf an, und dann sagt, ob ich bloßköpfig gekommen sein kann.«

Sein Kopf war ganz voll Grind.

225.

IN Adrianopel, der wohlbehüteten, war einmal ein Dichter, Silani mit Namen, und der trug eines Tages dem Volke ein ganz jämmerlich schlechtes Gedicht vor. Die Zuhörer begannen zu lachen.

»Da sieht man,« rief Silani, sich selber lobend, »daß meine Werke nicht zur weinerlichen Gattung gehören.«

226.

EIn Dichter, der einst der Günstling der Wesire gewesen war, erblindete am Ende seiner Tage; nun gab er Unterricht und ließ sich von seinem Knaben von Tür zu Tür führen. Da träumte einmal einem der Wesire, daß er ihn also herabgekommen sehe. Der Wesir rief sich alle Einzelheiten der Vergangenheit dieses armen Menschen ins Gedächtnis, und am Morgen ging er ihn aufsuchen und sagte zu ihm: »Kennst du mich?«

»Warum sollte ich dich nicht kennen? wenn ich auch das Gesicht verloren habe, so ist mir doch das Gehör geblieben. Früher habe ich deine gütigen Wohltaten genossen; bist du nicht derundder Pascha?«

Der Wesir fuhr fort: »Und dieser Knabe, ist er dein Sohn?«

127

»Er ist mein Knabe und dein Diener.«

»Kann er lesen?«

»Freilich.«

»Und was liest er denn?«

»Er sieht die jämmerliche Lage, worin sich sein Vater befindet; drum liest er Verwünschungen gegen die, die ihn ohne Unterstützung seinem unglücklichen Schicksal überlassen.«

227.

EIn Kalender verabsäumte es, im Ramasan die vorgeschriebenen Fasten einzuhalten; andererseits aber unterließ er es nicht, allnächtlich kurz vor Sonnenaufgang zu essen. Man fragte ihn: »Da du bei Tage keineswegs fastest, warum ißt du dann vor Tagesanbruch?«

Und der Kalender antwortete: »Wenn einer nicht nur das Gesetz, sondern auch die Überlieferung außer acht ließe, müßte denn der nicht zu den Ungläubigen gezählt werden?«

228.

ALs der Hodscha einmal ackerte, riß ein Riemen. Sofort wickelte er seinen Turban ab, band ihn an die Stelle des Riemens an den Ochsen und den Pflug, packte den Stachel und trieb den Ochsen an; der nahm einen Ruck, so daß der Turban auf Stücke ging, und kehrte sich um. Da schrie der Hodscha: »So ein dummes Vieh! zieht es an einem Turban ebenso stark wie an einem Riemen!«

229.

DEr Hodscha erging sich eines Tages mit seinem Sohne, als sie einem Leichenzuge begegneten; und hinter dem Zuge kam die junge Gattin des Verstorbenen, die ihren Schmerz in128 bittern Klagen ausströmte: »Noch heute hat er gegessen, getrunken und unter der Decke geschlafen; und jetzt bringt man ihn an einen Ort, wo es nichts zu essen gibt und nichts zu trinken, keine Decke, kein Bett, ja nicht einmal eine Matte.«

»Vater,« sagte der Sohn des Hodschas, »bringt man den Toten zu uns?«

230.

IN einer fremden Stadt sah der Hodscha einmal einen Nußbaum. Da er einen solchen Baum nicht kannte, blieb er voll Verwunderung stehn; endlich schlug er einige Nüsse in ihrer grünen Schale herunter und biß ohne weiters in eine hinein. Sie schmeckte gar bitter und er gewahrte, daß sein Mund anschwoll; da sagte er voller Unruhe: »Farbe und Form sind so wie bei den Zwetschen; sollte ich vergiftet sein? Da steckt irgendeine Schurkerei dahinter. Ach, ihr Aussehn ist recht trügerisch!«

231.

ES war einmal ein Geiziger, der jahraus, jahrein nichts andres aß als Hammelkopf; darum wurde er eines Tages gefragt: »Warum ißt du eigentlich weder im Sommer, noch im Winter etwas andres?«

Er antwortete: »Siehst du denn nicht, wie billig so ein Hammelkopf ist? Wann ihn einmal der Diener vom Fleischer gebracht hat, braucht man nichts mehr an ihm herumzuschneiden; Kosten fürs Kochen hat man auch nicht, weil er schon gekocht verkauft wird. Und was hat man dann alles: die Haut, das Fleisch, die Augen, die Ohren, die Zunge, das Hirn; ebenso viel Gerichte!129 Begreifst du jetzt, was für ein vorteilhaftes Essen so ein Hammelkopf ist?«

232.

EIn Geizhals kam heim und bat seine Frau, ihm zu essen zu geben; sie briet ein Huhn und brachte es ihm. In diesem Augenblicke pochte ein Bettler an die Tür und sagte: »Um Gotteswillen, schenkt mir etwas.«

Der Geizige mißachtete diese Bitte und schickte den Armen mit leeren Händen weg.

Im Verlaufe der Zeit fiel der Geizhals in Unglück und fand sich bald von allen Mitteln entblößt; als er derart herabgekommen war, stritt er eines Tages mit seiner Frau und schied sich von ihr. Sie heiratete dann einen andern. Nun wollte es Gott, daß sie eines Tages ihrem zweiten Gatten ein Huhn kochte und es ihm just in dem Augenblicke vorsetzte, wo ein Bettler an die Tür klopfte und sagte: »Um Gotteswillen, schenkt mir etwas.«

Auf der Stelle nahm ihr Gatte das ganze Huhn, reichte es ihr und sagte: »Gib es dem armen Menschen.«

Die Frau gehorchte und erkannte in dem Bettler, den sie an der Tür fand, ihren ersten Mann. Sofort ging sie zu ihrem zweiten hinein und erzählte ihm von dieser sonderbaren Begegnung. Und dieser sagte: »Liebes Weib, wisse, daß ich einmal betteln gegangen bin; ich war damals in der äußersten Not. Aber dein Mann hat mir nichts gegeben und ich bin mit leeren Händen weggegangen. Nun hat ihm der Allmächtige all sein Gut genommen, sogar so eine Frau, wie du bist, um alles mir zu geben; sein Glück ist zu mir130 gekommen und meine Armut zu ihm. Ich habe seiner bedurft; jetzt bedarf er meiner.«

So erzählt man diese Geschichte. Zieht daraus, Freunde, den Nutzen, den ihr sollt. Danken wir dem Höchsten, daß er uns die irdischen Güter zugesteht, und laßt uns, ob arm oder reich, seinen Namen nie ohne Ehrfurcht nennen!

233.

EIn Geizhals wiederholte, sooft er sich zu Tische setzte, zweimal den Spruch: »Gott, beschütze mich!«

Eines Tages fragte man ihn: »Warum sprichst du diese Bitte Tag für Tag doppelt?«

Der Geizige antwortete: »Das erste Mal ist der Teufel — der Fluch sei auf ihm — gemeint; das zweite Mal gilt sie den Gästen, damit meine Küche von ihrem Besuche verschont bleibe.«

234.

ALs Tamerlan in Akschehir war, lud er einmal den Hodscha ein, mit ihm ins Bad zu gehn, und der Hodscha nahm die Einladung an. Tamerlan versah sich mit einem Badetuch, das hundert Goldstücke wert war, und sie gingen hinein; dort setzten sie sich neben der Kufe hin und unterhielten sich. Und Tamerlan sagte zum Hodscha: »Wenn ich ein Sklave wäre und verkäuflich, wie viel gäbest du für mich?«

»Kaum hundert Goldstücke.«

»Aber du Dummkopf, das Badetuch ist ja allein so viel wert.«

»Das habe ich wohl überlegt,« sagte der Hod131scha; »sonst gäbe auch niemand für dich ein Goldstück99

235.

DEr Hodscha sagte einmal zu seiner Frau: »Bereite eine hübsche Schüssel Joghurt, damit ich sie morgen Tamerlan bringe. Ich will sie aber schon zeitlich früh haben.«

Die Frau bereitete den Joghurt und der Hodscha ging mit der Schüssel, nachdem er sie in gestickte Handtücher gewickelt hatte, noch vor der Dämmerung weg; er kam bei Tamerlan an und überreichte ihm den also eingewickelten Joghurt. Timur fragte: »Was ist das?«

Der Hodscha antwortete: »Diesen frischen Joghurt bringe ich dir, damit du ihn essest, und diese Tücher, damit du dich nach der Waschung abtrocknest.«

Timur band die Tücher auf und nahm sie, nachdem er den Joghurt herausgetan hatte, in die Hand, um die Stickerei zu betrachten; diese fand er aber jämmerlich schlecht, und so sagte er: »Ich möchte mich lieber an der Hand abtrocknen, die diese Tücher gestickt hat.«

Aber der Hodscha antwortete: »Die Hand, die sie gestickt hat, ist weit; aber die Tücher sind da und just zu dem Zwecke, den du sagst.«

236.

EInes Tages fand sich der Hodscha so von allem entblößt, daß ihm auch nicht ein Körnchen Weizen oder Gerste geblieben war. Da legte132 er seinem Esel einen großen Sack auf, hängte seinem Sohne eine Trommel um und ging von Tür zu Tür, um die Barmherzigkeit der Leute anzurufen. Kaum hatte er die Trommel geschlagen und sich in dieser Verfassung gezeigt, als ihm auch schon Männer und Frauen Gerste oder Korn brachten, der eine ein Nösel, der andere zwei; und der Hodscha schüttete alles in den Sack. Schließlich kam er zu einem großen Tor, dessen einer Flügel offen stand. Der Knabe schlug die Trommel, aber niemand trat heraus; er stieß den Esel in den Torweg, und da überzeugte er sich, daß auch innen völliges Schweigen herrschte. Nachdem sie den Esel im Stalle angebunden hatten, lehnten Vater und Sohn eine Leiter an das Haus und stiegen hinauf; sie kamen in einen Vorsaal und dann in ein Zimmer, ohne daß sie einen Laut gehört hätten.

Plötzlich traf ein Geräusch das Ohr des Hodschas; eine Frauenstimme sagte: »Jetzt wird der Effendi bald dasein.« Das wollte heißen, daß die Herrin des Hauses an diesem Tage mit dem Kadi der Stadt ein verliebtes Stelldichein hatte. In diesem Augenblicke war sie im Bade, und sie sagte zu ihren Sklavinnen, daß sie rasch heraussteigen müsse.

Das hörte der Hodscha alles und er sagte sich: »Da gilt es, einen hübschen Spaß anzustellen.« Als er darum unverzüglich ein passendes Versteck suchte, sah er ihm gegenüber ein köstliches Zimmer, reich mit Gold verziert. Ohne zu zaudern, trat er ein; dort fand er den großen Bettschrank schier leer, und er versteckte sich mit seinem Sohne hinter den Vorhängen.

133

Einen Augenblick darauf stieg die junge Dame aus dem Bade; gestützt auf die Arme ihrer Sklavinnen kam sie in das Zimmer und setzte sich auf den Ehrenplatz, um also die Ankunft des Kadis abzuwarten. Der war auch bald zur Stelle; die Sklavinnen führten ihn zu ihrer Herrin, die sich erhob, ihm einige Schritte entgegenging, ihn unter dem Arme faßte und ihm den Ehrensitz überließ. Es war im Sommer und an einem der heißesten Tage, so daß der Kadi etwas schwitzte; drum zogen ihm die Sklavinnen seine Kleider aus und er behielt nur die Unterhosen und ein Jäckchen und auf dem Kopfe eine Mütze. Die Kleider legten die Sklavinnen in eine Truhe.

Nun mußte sich der Effendi zu seiner Bequemlichkeit auf das Bett setzen und die Dame setzte sich, ebenso nur leicht gekleidet, neben seine Herrlichkeit. Nachdem sie dann ein leichtes Mahl eingenommen hatten, tranken sie einige Becher Wein; die Hitze tat das übrige, und so war der Kadi bald berauscht. Als das die Dame sah, gab sie ein Zeichen; der Kadi wurde niedergelegt und die Sklavinnen entfernten sich, so daß ihre Herrin und der Kadi allein blieben. Der Hodscha verhielt sich immerfort still.

Die Dame war gut aufgelegt; sie und der Kadi umarmten sich und begannen zu tändeln und Küsse zu tauschen. Der Kadi benutzte den Augenblick und entledigte die Dame all ihrer Hüllen. Als das geschehn war, fand sie ihre Sprache wieder und sagte: »Weißt du, Effendi, wie die Liebe sein soll, die mein Herz begehrt?«

134

»Nein, Königin meiner Seele; ich kenne auch keine andere als die bewegliche.«

»Die, die ich liebe,« sagte die Dame, »ist die Kriegsliebe.«

»Nach meiner Erfahrung«, antwortete der Kadi, »ist es die bewegliche, die den Preis verdient.«

Nun sagte die verschmitzte Schöne: »Nennen wir mein Schloß die Weiße Burg und deinen Schlüssel den Roten Prinzen. Wann ich mich niederlege, so daß die Weiße Burg zu sehn ist, laß du den Roten Prinzen hervorkommen; er soll die Weiße Burg angreifen, ohne viel Umschweife das Tor stürmen und als Sieger einziehen.«

Bei diesen Worten sagte sich der Hodscha: »Sie beabsichtigen also einen Krieg; aber es fehlt ihnen der Spielmann, der zum Sturme das Spiel schlüge: wann sie so weit sind, werde ich trommeln.«

Da legte sich auch schon die Dame auf den Rücken und die Weiße Burg bot sich den Blicken des Kadis; der holte unverdrossen den Roten Prinzen hervor und ließ ihn stürmen. Kaum war dann der Eingang erzwungen, machte Nasreddin seinem Sohne ein Zeichen und sagte: »Rühre die Trommel; es gibt keinen ordentlichen Sturm, ohne daß das Spiel geschlagen würde.«

Der Sohn nahm die Schlägel und begann den anbefohlenen Wirbel. Als der Lärm in dem Schranke losging, bekamen der Kadi und die Dame Angst: mit den Worten »Das ist kein gutes Zeichen« liefen sie aus dem Zimmer, und sie eilten durch den Vorsaal und blieben nicht eher stehn, als bis sie unten waren. Dann sahen sie135 einander ganz betäubt an, und ohne ein Wort herausbringen zu können, weil sie vor Bestürzung die Sprache verloren hatten.

Der Hodscha aber sah in diesem Abenteuer eine Gelegenheit, Beute zu machen. Er verließ den Bettschrank, öffnete die Truhe und bemächtigte sich der Kleider des Kadis und dessen Turbans; dann stieg er ohne Verzug die Leiter hinunter, ging in den Stall, wo das Maultier des Kadis neben seinem Esel stand, legte die Kleider in den Sack, übergab den Esel seinem Sohne, band für sich selber das Maultier los, verschwand aus dem Hause und eilte heim. Dort stellte er das Maultier ein, verschloß den Turban und die Kleider und setzte sich nieder.

Seine Frau fragte ihn: »Woher hast du diese Sachen und das Maultier?«

»Sie gehören mir; sie sind mir als Beute zugefallen.«

Während sich der Hodscha in seinem Herzen freute und der süßen Ruhe genoß, sagte die Dame und der Kadi, die, wie wir erzählt haben, voller Schrecken hinuntergelaufen waren: »Es muß ein Geist dasein.« Da sie sich nicht hinaufzugehn getrauten, rief die Dame eine Sklavin und befahl ihr: »Geh hinauf und suche die Kleider des Herrn Kadi.«

Die Sklavin, die sich ebenso fürchtete, ging langsam und mit tausendfacher Vorsicht die Treppe hinauf, die zu dem Saale führte: sie schaute durch die Tür ins Zimmer hinein und sah niemand drinnen; sie öffnete den Bettschrank und die Truhe, ohne etwas zu entdecken, und kam wieder herunter. »Es ist niemand oben,«136 sagte sie zu der Dame und dem Effendi, »weder ein Teufel, noch ein Geist.«

Noch immer von tausenderlei Vermutungen beunruhigt, stiegen sie hinauf und setzten sich nieder; und der Kadi sagte: »Das war kein gutes Zeichen; verschieben wir unser Vergnügen auf ein andermal. Man bringe mir ungesäumt meine Kleider, daß ich mich anziehe und weggehe.«

Die Dame befahl den Sklavinnen, die Kleider des Kadis zu bringen; aber die, die die Truhe öffnete, fand drinnen weder Kleider, noch Turban. Sie meldete es ihrer Herrin, und die sagte es dem Kadi. Der Kadi versank in Nachdenken; er war völlig verwirrt und konnte sich nicht enträtseln, wie das zugegangen sein mochte: nackt war er ja vom Gerichtshause sicherlich nicht weggegangen. Endlich sagte er: »Was geschehn sollte, Liebste, ist geschehn; was sich erfüllen sollte, ist zur Wirklichkeit geworden.« Dann schrieb er einen Brief an seinen Haushofmeister: »Gib dem Überbringer einen vollständigen Anzug, vom Kopf bis zum Fuß.« Und indem er das Schreiben faltete, schloß und siegelte, bat er die Dame, damit jemand wegzuschicken.

Die Dame ließ den Brief durch ihre Amme befördern. Die ging geradewegs ins Gerichtshaus und übergab ihn dem Stellvertreter des Kadis, dem Najb-Effendi. Er nahm Kenntnis von dem Inhalte und sah, daß der Kadi eine Mütze, einen Turban, Unterhosen und alles übrige haben wollte; er rief den Haushofmeister und teilte ihm alles mit. Dieser ließ sich, dem Briefe gemäß, im Harem einen vollständigen Anzug ausfolgen und übergab den Pack der Amme, und die brachte137 ihn rasch dem Kadi. Der Kadi kleidete sich an, gürtete sich und band sich den Turban um; als er dann gehn wollte, erinnerte er sich des Maultiers und befahl es ihm vorzuführen. Eine Sklavin lief in den Stall; da sie es aber nicht vorfand, schrien sie: »Effendi, das Maultier ist nicht da.«

Der Kadi war zwar verdutzt über dieses neue Ereignis, nahm aber, ohne noch weiter zu verziehen, von der Dame Abschied; er war so verstört, daß er auf dem ganzen Wege zum Gerichtshause nicht vor und nicht hinter sich sah. Als er dann auf seinem Sitze ausruhte, rief er sich alles, was er tagsüber erlebt hatte, ins Gedächtnis zurück. Bald darauf ging er heim und legte sich, da es Nacht geworden war, schlafen.

Am nächsten Tage verließ er seinen Harem schon in der Morgendämmerung und ging sein Amt als Richter versehn. Nachdem sich einige Freunde, die ihn zu unterhalten gekommen waren, entfernt hatten, wandten sich seine Gedanken, wie er so allein war, wieder den Vorfällen des Abends zu; aber je mehr er nachdachte, desto mehr verwundert war er.

Unterdessen zog der Hodscha Nasreddin die Kleider des Kadis an, wickelte sich dessen Turban um und hüllte sich in dessen Mantel; und in dieser Tracht bestieg er das Maultier des Effendis und begab sich aufs Gericht. Den Dienern des Kadis entging es, als sie ihn ansahen, keineswegs, daß er all die Kleider ihres Herrn trug und auch dessen Maultier ritt; sie liefen auch alsbald zum Kadi, um ihm das zu melden. »Herr,« sagten sie, »Nasreddin-Effendi, der jetzt kommt, hat dich bestohlen; sieh dir nur die Kleider an,138 die er am Leibe hat, und das Maultier, das er reitet.«

Aber der Kadi sagte: »Gebt acht, was ihr sagt; man darf niemand leichtfertig anklagen.«

Inzwischen stieg der Hodscha ab, band das Maultier unten an der Stiege an, ging hinauf und begrüßte den Kadi. Der gab ihm den Gruß zurück, erhob sich und ließ den Hodscha, um ihm eine Höflichkeit zu erzeigen, den Ehrensitz einnehmen; er bot ihm einen vortrefflichen Kaffee an und überhäufte ihn mit ehrenvollen Aufmerksamkeiten. Schließlich ließ er alle lästigen Zuhörer entfernen und richtete geradeaus an den Hodscha die Frage: »Woher hast du diese Kleider, Hodscha-Effendi, und woher hast du das Maultier?«

»Sowahr mir Gott helfe,« antwortete Nasreddin, »gestern hat hier ein Kampf stattgefunden: der Rote Prinz hat die Weiße Burg gestürmt. Als der Kampf am hitzigsten war, bemächtigte sich der Streitenden ein jäher Schrecken, und ich raffte die Beute auf, die auf dem Schlachtfelde verblieben war.«

Aus diesen Worten begriff der Kadi leicht, worum es sich handelte; er änderte seine Haltung und sagte zum Hodscha: »Da es deine Beute ist, ist es billig, daß du sie behältst; vielleicht muß sie sogar noch vergrößert werden, damit du, wenn man dich fragt: ›Hast du das Kamel gesehn?‹, antwortest: ›Es muß samt seinem Füllen verzehrt worden sein; ich habe weder das Kamel, noch das Füllen gesehn.‹«

Der Hodscha erwiderte: »Wenn das so sein soll, so gib mir den Preis des Kamels, damit sich139 unser Mund so schließe, daß ihm auch nicht ein Wörtchen entfällt.«

Sowohl um den Wunsch des Hodschas zu erfüllen, als auch der eigenen Ruhe halber reichte ihm der Kadi zwanzig Goldstücke, indem er ihm noch einmal ans Herz legte, ja nichts verlauten zu lassen. Und der Hodscha antwortete: »Wie sollte denn etwas bekannt werden? Alles bleibt unter uns, besonders wenn du mir statt des Kamelfüllens das Maultier geben willst; das ist dann alles, was ich von dir haben will.«

»Einverstanden,« sagte der Kadi, und er erteilte seinen Dienern die entsprechenden Aufträge. Die Diener führten dem Hodscha das Maultier vor und boten es ihm an; alsbald verabschiedete er sich von dem Kadi, stieg in den Sattel und ritt heim.

Von nun an trug er stets die Kleider, den Mantel und den Turban des Kadis und ritt stets das Maultier; außerdem hat er, nach dem, was erzählt wird, das Geheimnis keinem Menschen mitgeteilt.

237.

MAn erzählt, daß der Hodscha einmal ein Kalb hatte; einen Tag tränkte und fütterte es seine Frau, am andern Tage er, an wen eben die Reihe kam. Nun wurde an einem Tage, wo es an der Frau war, diese Verrichtungen zu besorgen, ihnen gegenüber eine Hochzeit gefeiert, wozu man die Frau eingeladen hatte; da sagte sie zu ihrem Manne: »Wie werden wir es diesmal halten?«

Er antwortete: »Wir wollen ein Übereinkommen treffen: wer von uns zuerst ein Wort140 spricht, muß dem Kalbe zu trinken und zu fressen geben.«

»Einverstanden,« antwortete sie.

Nach diesem Gespräche ging der Hodscha ins Haus und seine Frau ging zur Hochzeit.

Nun hatte sich just an diesem Tage ein Zigeunertrupp vor der Stadt gelagert, und die Frauen hatten sich in den Straßen zerstreut und sahen rechts und links, ob es etwas zu stehlen gebe. Von ungefähr trat eine in das Haus des Hodschas; dort herrschte völliges Schweigen. Im Harem angelangt, sah sie den Hodscha, der durchaus stumm blieb. Augenblicklich machte sie sich daran, das Haus zu durchstöbern, las alles zusammen, was sie fand, und steckte es in ihren Sack; den Hodscha hatte sie leicht anschauen: er verharrte in seinem Schweigen. Ohne weitere Bedenken nahm sie ihm die Mütze und den Turban vom Kopfe, und er verlor darüber kein Wort; »wenn ich spreche,« sagte er sich, »muß ich das Kalb tränken.« So schenkte er denn dem Treiben der Zigeunerin nicht die geringste Aufmerksamkeit; sie benutzte das und machte sich davon.

Inzwischen wurde im Hause des jungen Paares das Mahl aufgetragen, und die Frau des Hodschas belud eine Schüssel mit Speisen, um sie dem Hodscha zu bringen. Als sie heimkam, sah sie, daß man das Haus so gründlich ausgeplündert hatte, daß nicht einmal der Turban oder die Mütze auf des Hodschas Kopf verblieben war. Da brach sie das Schweigen und sagte: »Hodscha, wohin sind denn alle unsere Sachen gekommen?«

141

»Du hast gesprochen,« schrie nun Nasreddin; »du mußt also heute unser Kalb tränken und füttern!«

238.

MAn erzählt, daß einmal in der Landschaft Diarbekr ein kleiner Kaufmann war, der sein Geschäft betrieb, indem er von Dorf zu Dorf wanderte. Eines Tages trug er eine Last Trauben. Die Nacht fiel ein, als er noch im Freien war, aber niemand wollte ihm Gastfreundschaft gewähren. Schließlich sah er eine Frau, die vom Flusse kam. Er näherte sich ihr, als sie eben in ihr Haus treten wollte, und sagte ihr, daß ihm, weil er Trauben trage, niemand habe ein Nachtlager geben wollen trotz der geheimen und entwickelten Vorteile, womit ihn die Natur ausgestattet habe. Die Frau unterließ es keineswegs, diese seine letzten Worte zum Gegenstande ihrer Überlegungen zu machen; unverzüglich trat sie ins Haus, ging zu ihrem Manne und sagte zu ihm: »Wie ich höre, ist gegenwärtig der Sohn meines Oheims im Dorfe; er ist, sagt man mir, ein herumziehender Händler. Warum hast du ihn nicht eingeladen?«

Der Mann antwortete: »Aber wieso hätte ich denn von seiner Ankunft erfahren sollen?«

Sie erwiderte: »Nicht einmal ein Hund wird sich getrauen, sich irgendwo einzufinden, wenn man ihn nicht gerufen hat.«

Nach diesem Gespräche ging der Gatte den Mann mit den Trauben suchen und lud ihn ein, zu ihm zu kommen. Die Frau beeilte sich mit dem Empfange und sagte zu ihm: »Willkommen, Vetter! Glück zur Ankunft!« und überhäufte ihn142 mit Aufmerksamkeiten. Und als es Nacht wurde, bereitete sie ihm ganz nahe dem Schlafzimmer auf einem Sofa ein Bett. Er legte sich nieder und die Eheleute taten desgleichen. Einen Augenblick später schlief der Gatte, der sehr müde war; alsbald erhob sich die Frau geräuschlos und ging zu dem Kaufmanne. Sie unterhielten sich wohl miteinander; aber die Frau fand seine Waffen doch nicht so besonders, wie er früher gesagt hatte. Und sie sagte zu ihm: »Freund, du hast mir deine Vorteile arg übertrieben; es ist nichts da, was etwas wert wäre.«

»Ach, Frau,« antwortete er, »ich habe mehr, als du siehst; aber ich war, es ist eine Zeit her, gezwungen, es zu verpfänden.«

Sie sagte voll Lebhaftigkeit: »Wie viel hast du darauf entlehnt?«

Er antwortete: »Zwanzig oder dreißig Toman.«

Die gab sie ihm auf der Stelle und trug ihm auf, sein Pfand holen zu gehn und es ohne Fehl in der nächsten Nacht zu bringen.

Am Morgen stand der Kaufmann auf und ging von neuem seine Trauben im Dorfe ausbieten. Als es Abend wurde, fragte er sich, wie er es anfangen solle, um seine Wirtin zufrieden zu stellen. In diesen Gedanken versunken, bemerkte er auf einmal, daß ein Bienenschwarm seine Regungslosigkeit benutzt hatte, um sich auf dem Korbe mit den Trauben zu versammeln; da schrie er: »Ich habs!« Er nahm eine Biene und drückte sie auf das Werkzeug, das als zu geringfügig befunden worden war: die Biene versenkte ihren Stachel hinein; es zeigte sich eine Entzündung, und das Ding schwoll der143maßen an, daß man schier nicht hätte erraten können, was es war. Das getan, ging er die Frau aufsuchen; sie war gerade allein zu Hause. Und sie fragte ihn: »Hast du es ausgelöst aus den Händen der Wucherer?«

»Jawohl.«

Als es Abend war, ging man zu Tische; dann kam die Zeit, schlafen zu gehn. Alle drei legten sich so nieder wie in der Nacht vorher, und man hatte keine Acht darauf gehabt, das Bett des Fremden nicht neben dem Schlafzimmer zu bereiten.

Kaum war ihr Gatte eingeschlafen, so kam schon die Frau zu dem Kaufmanne, den die Schmerzen kein Auge zutun ließen und der sich in seinem Bette wand wie auf einem Roste. Bei dem Anblicke, der sich ihr bot, glaubte die Frau vor Wonne zu vergehn; dabei kam ihr ein Wind aus. »Wie?« schrie der Fremde; und mit einem in Diarbekr üblichen Ausdrucke: »Deinem Mann in den Bart?«

»O nein,« sagte die Frau, »den armen trifft kein Vorwurf, aber dich desto mehr; hast du dich doch, obwohl du weißt, wie unschätzbar das ist, was du hast, nicht gescheut, es zu verpfänden!«

239.

EInes Tages sagte der Hodscha zu seinen Freunden: »Ein Sommernachmittag ist so viel wert wie drei ganze Tage im Winter.«

Sie fragten ihn: »Wie das?«, und er antwortete: »Ich weiß es aus Erfahrung: als ich meinen Kaftan im Winter gewaschen habe, brauchte er drei Tage, um zu trocknen; dann habe144 ich ihn an einem Nachmittag im Sommer gewaschen und da war er noch vor Nacht trocken.«

240.

EInmal sagte der Hodscha: »Zwischen der Jugend und dem Alter ist kein Unterschied.«

Man fragte ihn: »Wieso denn?«, und er antwortete: »Vor unserer Tür liegt ein Stein; nur wenige Leute sind imstande, ihn zu heben. In meiner Jugend habe ich versucht, ihn zu heben, und es ist mir nicht gelungen; später und dann jetzt, wo ich ein Greis bin, ist mir das eingefallen, und ich habe es von neuem versucht, aber ich habe ihn wieder nicht heben können. Diese Erfahrung ist es, warum ich sage, daß zwischen der Jugend und dem Alter kein Unterschied ist.«

241.

DEr Hodscha Nasreddin — Gottes Barmherzigkeit über ihn — war vor kurzem aus diesem vergänglichen Leben in eine bessere Welt abgeschieden; sein erlauchtes Grab war neben einer ehrwürdigen Moschee. Als nun an einem Freitage das Volk zum Gebete versammelt war, hörte man plötzlich eine jauchzende Stimme: »Muselmanen, der Hodscha Nasreddin hat sein Grab verlassen; er reitet auf seinem Grabsteine, er schreit und ist lustig.«

Auf diese Worte hin liefen die Gläubigen aus der Moschee, und augenblicklich stürzte hinter ihnen die Kuppel ein; niemand erlitt auch nur die geringste Verletzung.

Ihr erseht, meine Freunde, eine wie hohe Stelle der erlauchte und glorreiche Hodscha Nasreddin unter den Heiligen einnimmt, die Gott145 den Allmächtigen umgeben, da ihm erlaubt worden ist, sogar nach seinem Tode Wunder zu tun.

Über ihn sind viele glaubwürdige Geschichten aufgezeichnet worden; aber noch zahlreichere sind mit Unwahrheiten behaftet. Gott weiß, wie es damit steht! Aber erinnern wird man sich seiner bis zu dem Tage des jüngsten Gerichtes!

Die Barmherzigkeit Gottes sei mit ihm, die Barmherzigkeit und die Verzeihung!

242.

EInes Tages predigte der Hodscha Nasreddin in Siwri-Hissar; und er sagte, mit dem Kopfe wackelnd: »Muselmanen, das Klima in dieser Stadt ist dasselbe wie in Kara-Hissar.«

Man fragte ihn: »Wieso denn?«, und er antwortete: »In Kara-Hissar habe ich mich entblößt und mein Glied betrachtet: es hing schlaff über dem Beutel; hier habe ich mich entblößt und es betrachtet: es war ebenso.«

243.

EInes Tages stieg der Hodscha auf die Kanzel und predigte: »Danken wir, Muselmanen, dem wahrhaftigen und allmächtigen Gotte, daß er nicht wollte, daß wir den Hintern in der Hand hätten; sonst würden wir uns mehr als hundertmal täglich die Nase schmutzig machen.«

244.

WIeder stieg der Hodscha auf die Kanzel und begann zu sprechen: »Ewigen Dank müssen wir Gott sagen, Muselmanen, daß er das, was er uns für vorne gegeben hat, nicht hat hinten anbringen wollen; sonst hätte jeder schier unfreiwillig den Gesellen Lots gleich werden146 müssen, indem er das getan hätte, wovor sich nur Lot allein hat bewahren können.«

245.

ALs sich der Hodscha eines Tages erging, sah er einige Frauen, die Kleidungsstücke wuschen. Er trat näher an sie heran, und da entblößten sie sich. Und sie fragten ihn: »Wie heißt das?«

Der Hodscha antwortete: »Auf Türkisch heißt es Am«, ohne irgendeine Umschreibung zu gebrauchen.

Sie antworteten: »Jedenfalls ist es das Paradies des Armen.«

Der Hodscha ging weg; er wickelte seinen Sik in ein Stück Leinwand wie in ein Leichentuch und legte einen Hobelspan herum, der die Stelle des Sarges vertreten sollte, und kam also zurück. Sie sagten zu ihm: »Was ist das, Hodscha?«

»Das ist ein Armer, der gestorben ist; jetzt will er ins Paradies.«

Um diesen Wunsch zu erfüllen, nahm ihn eine in die Hand; der Beutel aber blieb außerhalb und sie sagte: »Was ist das?«

Der Hodscha antwortete: »Das sind die Kinder des Armen, die sein Grab besuchen gekommen sind.«

246.

ZWei Männer erschienen vor dem Hodscha und der eine sagte: »Ich habe dem da Geld gegeben, und er gibt es mir nicht zurück.«

Der Hodscha sagte: »Warum bezahlst du ihn nicht?«

Der gefragte antwortete: »Der Grund ist, daß ich kein Geld habe.«

147

Der Gläubiger sagte: »Soll ich mich mit solchen Gründen bezahlen lassen, Effendi? Mach ihm doch ein bißchen Angst, ich bitte dich.«

Sofort hielt der Hodscha je einen Finger an seine Augen und einen an den Mund und schrie: »Wau!«, wie man tut, wenn man die kleinen Kinder schrecken will; »und jetzt gib ihm sein Geld.«

247.

DEm Hodscha wurde ein Mann vorgeführt, um verhört zu werden. Der Hodscha ließ ihn auf die Folter spannen und ihn schließlich an den Armen aufhängen; dabei sagte er immerfort zu ihm: »Gesteh doch.«

Endlich wurde er der Sache überdrüssig und ließ ihn abnehmen; da schrie der gefolterte: »Noch einen Augenblick, und ich hätte alles gesagt.«

Trotzdem ließ ihn der Hodscha ruhig weggehn.

248.

MAn führte dem Hodscha, der damals Kadi war, einen Mann vor und sagte, um ihn zu verklagen: »Er hat eine Katze besprungen.« Da Zeugen dafür da waren, war ein Leugnen unmöglich. Der Hodscha aber fragte ihn: »Wie hast du sie denn genommen?«

»Ich habe, du weißt schon, was ans Pförtchen gebracht und habe mir, indem ich sie bei den Pfoten hielt, den Eintritt erzwungen; es ist so gut gegangen, daß ich es zweimal habe wiederholen können.«

»Wahrhaftig,« schrie der Hodscha, indem er148 ihn voll Bewunderung anblickte, »du bist wahrhaftig mein Meister in diesem Spiele; hab ichs doch schon mehr als dreißigmal so wie du versucht, ohne daß es mir auch nur einmal gelungen wäre.«

249.

MAn brachte zwei Krüge zum Hodscha, der eine voll Sesamöl, der andere voll Urin; zugleich führte ihm die Scharwache zwei Männer vor, deren jeder behauptete, das Öl gehöre ihm, und es handelte sich darum, es einem von den beiden zuzusprechen.

Der Hodscha befahl: »Sie sollen beide ihr Wasser ablassen und zwar in verschiedene Gefäße; den Krug mit Öl soll dann der haben, der Öl pißt.«

250.

DEr Hodscha schnitt sich die Nägel und man sagte zu ihm: »Die Abschnitzel mußt du in einer Fußtapfe vergraben.«

Der Hodscha stand auf, ging sie vergraben, wie man ihm gesagt hatte, und verrichtete darüber seine Notdurft. Als man ihn fragte: »Was machst du da, Hodscha?«, antwortete er: »Ich will den Ort bezeichnen, damit ihr ihn leichter kennt.«

251.

SEine Frau sagte zum Hodscha: »Ich gehe ins Bad; gib, solange ich abwesend bin, auf das Kind acht.« Kaum war sie gegangen, begann das Kind zu schreien. Nun hatte der Hodscha neben sich eine Schüssel Joghurt stehn; damit beschmierte er seinen Sik und fand auf diese Weise ein Mittel, den Hunger des Säuglings zu stillen.

149

»Sehr gut, Hodscha,« sagte seine Frau, als sie zurückkam und das Kind schlafend fand; »sehr gut.«

»Ach, Liebste,« antwortete der Hodscha, »bis du gekommen bist, habe ich ihn neunmal von diesem Sik Joghurt saugen lassen; wenn du das getan hättest, schliefest du auch.«

252.

»Hodscha,« sagte eines Tages seine Frau zu ihm, »du gehst von mir geradeso weg wie vom Abtritt.«

Als er nun einmal vom Abtritte wegging, ließ er wirklich einen Wind. Einer, der vorbeiging, sagte zu ihm: »Das ist eine Schande.«

Er antwortete: »Das ist diese Dirne, von der ich gelernt habe, aufzumachen, was man nicht soll.«

253.

EInes Tages sagte der Hodscha zu seiner Frau: »Koch mir Halwa.« Seine Frau bereitete die Kuchen und gab sie ihm; er legte sie in eine Schachtel. Als er nun damit auf dem Wege war, lockten ihn die Kuchen; er begann ein bißchen zu essen, dann noch ein bißchen, bis schließlich alles verzehrt war. So kam er zum Bei, und der schrie, kaum daß er ihn erblickt hatte: »Willkommen, Hodscha!«

»Gnädiger Herr,« sagte Nasreddin, »ich habe dir eine Schachtel Halwa mitgebracht; wenn du mir nicht glaubst, so schau dir die Schachtel an, die ich dahabe.« Und er zeigte ihm die Schachtel.

150

254.

MAn brachte dem Sohne des Hodschas weißen Halwa und fragte ihn: »Was ist das?«

Er besah die Kuchen von allen Seiten und sagte: »Das ist ein Topf mit weißen Zwiebeln.«

Da schrie der Hodscha: »Gott soll mich strafen, wenn er das von mir gelernt hat!«

255.

EInes Tages sah der Hodscha einen hübschen Esel; augenblicklich trat er an ihn heran und nahm ihn her. Kaum war er fertig, als zwei Männer daherkamen, und die fragten ihn: »Was machst du da, Hodscha?«

»Seht ihrs denn nicht?« antwortete er; »ich mache, daß ich von diesem Vieh wegkomme.«

256.

EInes Tages besprang der Hodscha ganz nahe bei einer Moschee einen Esel; ein Mann, der vorbeiging, spuckte aus. Da schrie der Hodscha voll Unwillen: »Wenn ich nicht eben beschäftigt wäre, würde ich dich lehren, hier ausspucken!«

257.

EInes Tages besprang der Hodscha seinen Esel; da er einen Mann herankommen sah, bedeckte er sich mit seinem Mantel. Der Mann trat näher; er hob einen Zipfel des Mantels und schrie: »Wer ist das?«

Der Hodscha antwortete: »Sieh nach, bitte, was imstande gewesen ist, mich in diese Lage zu bringen; ich wenigstens weiß von gar nichts.«

258.

DEr Hodscha hatte eines Tages seinen Esel mit Schilf beladen. Da er bemerkte, daß die Last auf der einen Seite schwerer war als auf der andern, sagte er: »Ich will den schwerern151 Bund anzünden; so wird sich das Gleichgewicht herstellen, und überdies werde ich mich, da mir sowieso kalt ist, wärmen können.« Kaum spürte aber der Esel die Wärme, als er davonzulaufen begann. Der Hodscha setzte ihm nach und schrie: »Hat man dich denn beim Füttern nicht getränkt, daß du es so eilig hast, zum Wasser zu kommen?«

259.

ALs einmal der Hodscha seinen Esel verloren hatte, sagte einer zu ihm: »Ich habe ihn dort und dort als Muezzin gesehn.« Der Hodscha ging in die ihm genannte Ortschaft, und als er ankam, stieg eben ein Muezzin aufs Minaret, um zum Gebete zu rufen; und der Hodscha schrie, als er das sah: »Woher kommt denn der Unselige!« Dann nahm er seinen Sack vom Rücken, nahm eine Handvoll Gerste und zeigte sie, wie man es macht, wenn man einen Esel ruft, dem Muezzin und rief: »Tschosch, Tschosch!«

Der Muezzin sah vom Minaret aus, daß ihm der Hodscha etwas anbot; er dachte, der Hodscha wolle ihn herunterlocken, um ihm einen Streich zu spielen, und so sagte er: »Du willst mich foppen; aber die Kosten wirst du bezahlen.«

Über diese Antwort war der Hodscha ganz verdutzt.

260.

EInes Tages besprang der Hodscha seinen Esel und legte sich dann mitten auf dem Wege in der Sonne neben ihm nieder, den Sik entblößt. Ein Mann kam dazu, und der schrie: »Was machst du da? das ist schändlich!«

»Ah,« sagte der Hodscha, »warum sollte ich152 ihn nicht trocknen lassen? wenn ich ihn bei meiner Frau gebraucht habe, tue ichs ja auch.«

261.

DEr Hodscha hatte acht Esel; auf einen stieg er. Als er dann seinen Ritt gemacht hatte, zählte er sie, brachte aber nur sieben heraus; er vergaß nämlich den, auf dem er saß. Nachdem er abgestiegen war, brachte er acht heraus; über diese Erscheinung war er ganz verdutzt, so daß ihn einer, der vorüberkam, fragte, worüber er sich wundere. Er schrie: »Früher waren es nur sieben; jetzt sind es auf einmal acht.«

»Der, auf den du gesessen hast, hat eben die Zahl vollgemacht.«

Und der Hodscha antwortete: »Ja, wie hätte ich denn sehn sollen, was ich am Hintern hatte?«

262.

EInes Tages ging der Hodscha mit seinem Amad auf die Jagd. Er hatte einen Falken auf der Hand; sie ließen ihn steigen und er setzte sich auf einen Ochsen. Alsbald schlang der Hodscha einen Strick um den Kopf des Ochsen, zog ihn zu sich nach Hause und band ihn an. Der Eigentümer ging seinen Ochsen suchen und fand ihn schließlich beim Hodscha; da sagte er zum Hodscha: »Der Ochs ist mein; wieso hast du ihn hier angebunden?«

»Potzteufel, Dummkopf,« antwortete der Hodscha, »mein Falke hat ihn gebeizt; er ist meine Jagdbeute.«

Sie gingen mitsammen zum Kadi und erklärten ihm den Fall. Der Kadi schrie: »Aber Hodscha, seit wann fängt denn ein Falke einen Ochsen?«

153

»Nun,« antwortete Nasreddin, »auf das Kamel zu beizen, ist gewiß nicht verboten; sollte denn zwischen einem Vieh und dem andern mehr Unterschied sein als zwischen ihnen und dir?«

263.

DEr Amad sagte eines Tages zum Hodscha: »Hodscha, du bist nicht imstande, dich, wenn man Speisen vor dich hinstellt, so zurückzuhalten, wie die gebildeten Fremden tun, die nach ein paar Bissen zu essen aufhören.«

»Amad,« antwortete der Hodscha, »ich werde mir einen Faden an die Zehe binden; wenn du bemerkst, daß ich zu viel esse, so ziehe daran.«

Dergestalt miteinander einig, wurden einmal der Hodscha und sein Amad zu einem Mahle eingeladen. Eben war das Auftragen beendigt, als eine Katze ihre Pfote auf den Faden legte, der an dem Fuße des Hodschas befestigt war; sofort hörte der Hodscha zu essen auf.

Man fragte ihn: »Warum ißt du nichts, Hodscha?«

»Warum ich nicht esse?« schrie er; »mein Amad zieht ja am Faden!«

264.

EInes Tages wollte der Hodscha der Liebe pflegen; aber von ungefähr setzte sich eine Biene auf sein männliches Glied. Da schrie er: »Du weißt also ganz gut, was gut ist; es ist auch wahrhaftig eine Blume, die gewählt zu werden verdient, wenn es gilt, Honig zu bereiten!«

265.

EInes Tages legte man dem Hodscha die Frage vor: »Was soll die Versammlung tun, wenn der Imam einen Wind läßt?«

154

»Was sie tun soll,« antwortete der Hodscha; »aber es ist klar, sie muß scheißen.«

266.

ALs der Hodscha eines Tages auf dem Markte war, besahen sich die Leute sein Geld besonders aufmerksam; da sagte er zu einem: »Was siehst du denn daran außergewöhnliches? ist es vielleicht das, das der Bankhalter deiner Mutter versprochen hat, um bei ihr zu schlafen?«

267.

DEr Hodscha, der schon einen weißen Bart hatte, sah eines Tages eine Schar Frauen, die eine Braut dem jungen Gatten zuführten. Da verließ ihn seine Kaltblütigkeit und er tat ihnen einen Schimpf an. Sie sagten zu ihm: »Schämst du dich denn nicht? wie kannst du dich denn bei deinem weißen Barte so wenig zurückhalten?«

»Frißt vielleicht«, antwortete er, »ein weißer Hund weniger Dreck als ein anderer?«

268.

EInes Tages wollte der Hodscha in der Nachbarschaft einen Becher entleihen; da sagte seine Frau zu ihm, indem sie sich entblößte: »Nimm den da!«

»Meinetwegen,« antwortete er, indem er sich auch entblößte; »der Klotz da wird ihn schon in die richtige Form bringen.«

269.

ALs der Hodscha eines Tages in den Busch ging, begegnete er einem reitenden Boten. Bald darauf sah er, nachdem er auf seinen Esel gestiegen war, nach allen Seiten herum, konnte aber den Reiter nicht erblicken; dann sah er ihn wieder und da schrie er: »He, Mann! he, Mann!«

155

Der antwortete: »Du sollst nicht Mann sagen; du mußt Bote sagen.«

Nach einer kleinen Weile sagte der Hodscha, sich über seinen Esel beklagend: »Da schau einer dieses Füllen an!«

Der andere sagte: »Das ist kein Füllen; das ist ein ausgewachsener Eselshengst.«

Und der Hodscha antwortete: »Ich habe meine Gründe, ihn nicht Esel zu nennen; mein Vater hat uns nämlich miteinander aufgezogen.«

270.

DEr Hodscha nahm eines Tages den Esel seines Nachbars und ging mit ihm ins Gebirge. Auf dem Wege kam er an einen Fluß, der über die Ufer getreten war; er versuchte ihn auf dem Esel reitend zu übersetzen, aber die Strömung packte den Esel und er konnte ihn nicht retten.

Als er betrübt heimkam, fand sich der Eigentümer des Esels bei ihm ein und forderte ihn zurück. Und der Hodscha sagte: »Als ich über denundden Fluß setzte, hat ihn die Strömung mit sich fortgerissen.«

Der Herr des Esels ging weg, aber bald darauf wurde der Hodscha zum Kadi gerufen; und dem antwortete er: »Effendi, um diesen Esel wiederzubekommen, heißt es sich an unsere Freunde wenden; der eine hat den Kopf, der andere den Schwanz und so weiter.«

271.

EInes Tages sah der Hodscha auf dem Markte eine Frau; er trat auf sie zu und fragte sie: »Was hast du zu verkaufen?«

»Was ich auf dem Rücken trage.«

156

»Willst du nicht vielleicht einen tüchtigen Schwanz kaufen?«

Sie schrie: »Du bist wahrhaftig verrückt!«

Aber der Hodscha antwortete, ohne irgendwie ungehalten zu sein: »Glaub es mir: wenn du keinen Schwanz kaufen und kein Loch verkaufen willst, so hast du auf dem Markte nichts zu tun.«

272.

EInes Tages stieg der Hodscha auf die Kanzel und sagte: »Danken wir Gott, Muselmanen, daß er sich in seiner Allmacht einen Palast hat erbauen können ohne Säulen; denn sonst hätte er Steinbäume gebraucht, und deren Früchte hätten uns, je nachdem sie reif geworden wären, beim Herunterfallen erschlagen.«

273.

ALs der Hodscha einmal seine Straße ging, fand er ein totes Huhn auf dem Wege liegen. Augenblicklich hob er es auf; er trug es heim, rupfte und kochte es und setzte es auf den Tisch. Da schrien die Leute, die dabei waren: »Aber Hodscha, das Huhn ist unrein; es hat ja sein Leben nicht durch die Hand eines Menschen verloren.«

»Ihr Narren,« schrie der Hodscha, »soll es denn unrein sein, weil es Gott getötet hat und nicht ihr?«

274.

EIner von den Nachbarn des Hodschas Nasreddin war gestorben, und die andern luden den Hodscha ein, die vorgeschriebenen Bräuche zu vollziehen. Er sagte bereitwillig zu; er begleitete sie, der Tote wurde gewaschen, ins Leichentuch gehüllt und auf den Friedhof getragen und nach dem Gebete legte man ihn ins157 Grab. Als sich dann die Leute anschickten, wegzugehn, sagte der Hodscha: »Bezahlt mir, was mir für das Begräbnis zukommt.«

»Das ist billig,« sagten sie.

Sie befriedigten ihn und zerstreuten sich. Als aber jeder zu seinem Geschäfte zurückgekehrt war, band er den Sarg zusammen und trug ihn zu einem Flusse und ließ ihn dort; bald erfaßte ihn die Strömung und riß ihn fort. Unterdessen ging der Hodscha im ganzen Viertel herum und sagte: »Der Mann war reich an geheimen Verdiensten; er hat, tot, wie er war, samt seinem Sarge das Grab verlassen und ist zum Himmel gefahren.«

Jedermann glaubte es und traute seinen Worten, bis eines Tages einer von den Dorfleuten von ungefähr einen Sarg sah, der an das Ufer getrieben war; andere Leute kamen dazu, und sie nahmen den Sarg aus dem Wasser, und bald wußten sie, woran sie waren. Da sagten sie: »Morgen verlangen wir vom Hodscha das Geld für das Begräbnis zurück; mindestens muß er etwas nachlassen.«

Sie gingen zu ihm und setzten ihm ihre Forderung umständlich auseinander; aber der Hodscha antwortete ihnen, ohne sich erst zu bedenken: »Gott hat ihn zuerst für einen guten Menschen gehalten, aber er hat sich getäuscht; als er dann seinen Irrtum inne geworden ist, hat er ihn wieder heruntergeworfen.«

275.

EInes Tages kamen etliche Frauen an das Ufer eines Flusses, und sie wußten nicht, wie sie auf die andere Seite hinübergelangen sollten. Da158 kam der Hodscha heran, und der fragte sie: »Worauf wartet ihr?«

Sie antworteten: »Wenn du uns hinüberbringst, geben wir dir jede einen Asper.«

Augenblicklich legte der Hodscha Kleider und Hosen ab und stieg ins Wasser; und er trug eine nach der andern hinüber. Schließlich blieb nur noch eine alte Frau; die aber fühlte, wie er sie von dem einen Ufer ans andere trug, daß sie ein Gelüst ankam, und so sagte sie zu ihm: »Mir sind verliebte Gedanken gekommen, ich muß es schon gestehn; weißt du, wer ich bin, Hodscha?«

»Nun wer denn?«

»Ich bin die Mutter der Lust.«

»Und wenn du die Mutter des Imams wärest,« antwortete der Hodscha, »so würde mich das nicht abhalten, dich herzunehmen wie einen Mann.«

Er entblößte sie, brachte sie in die richtige Stellung und besprang sie verwegen; und mitten darin ließ er einen Wind. Sie sagte: »Was machst du da, Hodscha?«

Er antwortete: »Vor eitel Lust an dem, was du mir geöffnet hast, habe ich es an mir auch geöffnet.«

276.

ALs der Hodscha eines Tages mit seiner Frau einen Fluß entlang ging, fiel sie ins Wasser, und die Strömung riß sie fort. Augenblicklich begann der Hodscha flußaufwärts zu laufen; das fiel den Leuten auf und sie fragten ihn: »Was suchst du, Hodscha?«

»Meine Frau; sie ist ins Wasser gefallen.«

»Aber Effendi,« erwiderten sie, »flußaufwärts159 darfst du sie doch nicht suchen; der Fluß fließt ja hinunter und nimmt sie mit.«

»O nein,« schrie der Hodscha; »meine Frau hatte ein so widerspenstiges Wesen, daß sie entschieden aufwärts treibt.«

277.

EInmal hatte der Hodscha Nasreddin aus Ochsenfleisch Würste gemacht; aber es vergingen zwei oder drei Tage, ohne daß er auch nur etliche verkauft hätte, und so warf er sie alle den Hunden hin und sagte zu diesen: »In einem Monat werdet ihr mich bezahlen.« Als dann der Monat um war, fing er die Hunde und sperrte sie in einen Garten, um sie zur Zahlung zu zwingen.

Und man fragte den Hodscha: »Was willst du von ihnen? es ist doch unerhört, Hunde einzusperren, damit sie zahlen.«

»Sie haben meine Würste gegessen; warum soll ich nicht mit ihnen verfahren, wie es mein Recht ist?«

Nach einigen auf diese Weise verbrachten Tagen begannen die Hunde unter dem Stachel des Hungers unruhig zu werden; und der Hodscha schrie: »Nur Geduld! wir werden schon sehn, wie sie sich aus der Sache ziehen werden.«

Nun war in dem Garten ein großer Stein, unter dem irgendjemand einen Topf voll Goldstücke verborgen hatte. Diesen Stein schob ein Hund bei seinen Bemühungen, etwas für seine Zähne zu finden, weg und warf dabei den Topf um, so daß der zerbrach; das Gold ergoß sich auf den Boden.

Der Hodscha las die Münzen auf; dann ent160ließ er die Hunde und schrie: »Ach, die armen Kerle: ich hab ihre Ehrlichkeit ungerecht in Verdacht gehabt; aber warum haben sie mich nicht zur Frist bezahlt?«

278.

EInes Tages sagte sich der Hodscha, als er auf den Markt ging: »Es heißt achtgeben, daß ich nicht bestohlen werde«; und er tat seine Kürbisse in einen Sack und warf ihn über seine Schultern. Auf dem Markte angelangt sah er nun vor ihm einen Mann gehn, der früher hinter ihm gegangen war, und der trug auf dem Rücken einen Sack mit Kürbissen, der ebenso aussah wie der seinige. Da fragte er sich: »Wenn der, der da vorne geht, nicht ich bin, wer kann es dann sein? Wahrhaftig, ich verstehe es nicht.«

279.

ALs der Hodscha eines Tages öffentlich das Morgengebet sprach und zu der Lobpreisung Gottes kam, stellte er sich aufrecht hin und verkündete zwei- oder dreimal mit geläufiger Zunge die Anrufung: »Allah ist groß!« Da er aber auch dann nicht aufhörte, diese Worte immer wieder zu wiederholen, schrie endlich einer: »Aber Hodscha, beim Morgengebete sollen doch nach der Anrufung, die du sprichst, zwei Verse aus der Überlieferung und zwei Gebote hergesagt werden; warum wiederholst du immerfort die Anrufung?«

»Tue ich es öfter, als es nötig wäre,« antwortete der Hodscha, »so bleibt eben Gott für das übrige mein Schuldner.«

280.

DEr Hodscha brachte eines Tages eine Schüssel Joghurt auf den Markt, um sie zu verkaufen. Nun kamen ganze Wolken von Fliegen161 und setzten sich auf den Joghurt; da es ihm nicht gelang, sie zu verjagen, ging er zum Kadi, um gegen sie Klage zu führen, und der Kadi sagte zu ihm: »Nimm einen Schlägel und schlag die Fliegen tot, wo immer sie sitzen.«

Der Hodscha holte sich einen Schlägel, ging damit wieder zum Kadi und sagte zu ihm: »Effendi, ist das ein richtiger Fliegenschlägel?«

»Freilich,« antwortete der Kadi; »der ist wahrhaftig geeignet, sie überall zu vertilgen, wohin sie sich setzen.«

Just in diesem Augenblicke liefen etliche Fliegen über den Kopf des Kadis; kaum sah sie der Hodscha, als er sie auch schon mit seinem Schlägel auf dem Kopfe des Kadis erschlug, wobei freilich auch der Kadi tot auf dem Platze blieb. Alsbald wurde der Hodscha verhaftet, und die Leute, die dort waren, fragten ihn: »Warum hast du unsern Kadi getötet?«

Und der Hodscha antwortete: »Wenn ich das Gesetz auch nur in einem Punkte verletzt habe, so lasse man mich die Strafe der Vergeltung erleiden.«

Sie führten ihn dem Mufti vor und dem sagte er: »Er hat mir gesagt, ich solle mit diesem Schlägel die Fliegen erschlagen, wo immer es sei; ich habe ihrer einige auf seinem eigenen Kopfe gesehn und habe sie erschlagen: er darf also, wenn er gestorben ist, niemand verantwortlich machen, als sich selber. Übrigens geschieht nichts, ohne daß es Gott zuließe. Das ist es, was ich vorzubringen habe.«

»Wo hast du denn schon«, fragte ihn der Mufti, »eine solche Rechtsprechung gesehn?162 Weißt du nicht, daß geschrieben steht: ›Wo keine böse Absicht ist, kann es keine Züchtigung geben?‹«

»Das ist es ja gerade, was mich rechtfertigt,« antwortete der Hodscha; »man hätte wahrhaftig keine Schriftstelle finden können, die mir günstiger gewesen wäre!«

281.

DEr Hodscha ging eines Tages ins Gebirge und belud seinen Esel mit Holz; dann sagte er zu ihm: »Nimm du diesen Weg, ich nehme den da.« Damit überließ er den Esel sich selber samt der Last, die er trug.

Als er nach einem eilig zurückgelegten Marsche nach Hause kam, fragte er seine Frau, ob der Esel schon daheim sei; aber sie sagte: »Ich weiß nichts von ihm.«

»Was?« sagte der Hodscha; »ich bin also zuerst gekommen?«

Er ging auf dem nämlichen Wege zurück und fand seinen Esel dort weiden, wo er ihn verlassen hatte; weiter mußte er sehn, daß ein Mantel, den er ihm auf den Rücken gelegt hatte, fehlte: man hatte ihn gestohlen. Da schrie er den Esel an: »He, wo ist mein Mantel? du bists, mit dem ich rede!«

Aber der Esel antwortete nichts — noch nie hat ja ein Tier gesprochen. Nun nahm ihm der Hodscha den Sattel vom Rücken und sagte: »Wenn du mir meinen Mantel zurückgibst, gebe ich dir auch deinen Sattel wieder.«

282.

DEr Hodscha kaufte einen Neger; dann kaufte er neun Stück Seife, um ihn damit weißzuwaschen. Er führte ihn ins Bad und verwusch die163 neun Stück Seife; aber alles war umsonst, weil man eben einen Neger nicht weißwaschen kann. Ermüdet schrie der Hodscha endlich: »Da ist mir ja ein Meisterstück einer Färberarbeit in die Hände gekommen; es ist wirklich überflüssig, an einem fertigen Ding etwas ändern zu wollen.«

283.

EInes Tages sah der Hodscha im Bade zwei verzinkte Schalen und die gefielen ihm sehr gut; er steckte sie unter sein Badetuch und ging damit weg. Zwei Badejungen hatten ihn aber beobachtet und sagten nun zu ihm: »Das Bad tut dir wohl, Hodscha-Effendi.«

»Das Bad und die Schalen,« antwortete er.

284.

ES kam einer zum Hodscha, um ihn um Gastfreundschaft zu bitten, und klopfte an die Tür; der Hodscha kam und fragte ihn: »Wer bist du?«

»Ach, Effendi, kennst du mich nicht? ich bin der Amad Muzir-Effendis.«

»Sehr gut,« antwortete der Hodscha; »warte einen Augenblick, ich will dich zu unserm gemeinsamen Vater führen.«

Nasreddin schritt nun seinem Besucher voraus; und als sie zur Moschee gekommen waren, öffnete er die Tür, lud ihn mit einer Handbewegung ein, einzutreten, und sagte zu ihm: »So; so da sind wir bei dem gemeinsamen Vater der Gläubigen.«

285.

EInes Tages bat ein Kurde den Hodscha um Gastfreundschaft; und er sagte zu ihm: »Ich habe Hunger; bringe mir etwas zu essen.«164 Der Hodscha ging, bereitete in einem irdenen Napfe ein Gericht Joghurt und holte Brot, und das wollte er dem Fremden vorsetzen, als er bemerkte, daß sich der niedergelegt hatte und eingeschlafen war; da begann er Betrachtungen anzustellen und sprach bei sich: »Wie soll ich es anfangen, um ihn im Schlafe essen zu lassen?« Und schon nahm er mit einem Stückchen Brot etwas Joghurt und fuhr ihm damit über den Schnurbart. Einen Augenblick darauf erwachte der Kurde; und er schrie sofort: »Bring mir also etwas zu essen, mein Gastfreund!«

Und der Hodscha antwortete: »Aber du hast doch schon gegessen, während du schliefst! wenn du mir nicht aufs Wort glaubst, so schau dir deinen Schnurbart an; er ist noch ganz feucht.«

Der Kurde griff nach seinem Schnurbart und überzeugte sich, daß er noch voll Joghurt war; und er schrie spöttisch: »Sehr gut, mein Gastfreund! habe ich gegessen und getrunken, so sei Gott gelobt.«

286.

EInmal hatte der Hodscha einen Streit mit seiner Frau; plötzlich stellte er die Wiege mit dem Kinde zwischen sein Bett und das ihrige und schrie: »Trennen wir uns! hiermit verstoße ich dich.«

287.

DIe Frau des Hodschas war schwanger. Als ihre Zeit gekommen war, fand sich die Wehmutter ein; es war Nacht, und niemand war da, um ihr zu helfen. Da rief sie den Hodscha: »Bring eine Kerze; es handelt sich um dein Werk.«165 Er beeilte sich, ihr eine Kerze zu bringen und blieb dann im Zimmer; als aber die Geburt vorüber war, nahm er die Kerze wieder und wollte damit weggehn. Da sagte die Wehmutter: »Bleib doch, Hodscha; es kommt noch eins.«

»Was?« sagte der Hodscha, »sie will mir ein zweites schenken?«

Er kam mit der Kerze zurück; wieder wurde ein Kind zur Welt gebracht, und wieder wollte sich der Hodscha mit der Kerze entfernen. Aber die Wehmutter rief: »Bleib doch; du sollst noch einen dritten Erben haben.«

Bei diesen Worten verlöschte er die Kerze. Und die Wehmutter fragte ihn: »Warum läßt du mich im Finstern?«

»Wie sie das Licht sehn,« antwortete er, »kommen diese Kinder nacheinander wie die Mücken; jetzt ists wahrhaftig schon genug.«

288.

EInmal lud man den Hodscha im Ramasan zu einem Iftar100, und es wurde eine außerordentlich heiße Suppe aufgetragen. Der Hodscha nahm einen Löffel voll und führte ihn zum Munde; da er sich ihn nicht zurückzugeben getraute, verschluckte er ihn. Dann aber nahm er seine Mütze vom Kopf, legte sie auf seinen Sitz und setzte sich darauf; und die andern fragten ihn: »Warum setzt du dich auf deine Mütze?«

Er antwortete: »Damit nicht die Kissen Feuer fangen: ich brenne ja inwendig; wenn meine Mütze verbrennt, so schadet das wenigstens niemand.«

166

289.

SOoft der Hodscha sein Leinenzeug waschen wollte, begann es mit Gottes Zulassung zu regnen. Als er nun wieder einmal auf den Markt ging, um Seife zu kaufen, fielen wieder Regentropfen; da sagte der Hodscha zu dem Seifenhändler: »Gib mir eine Oka von diesem Käse.«

»Das ist doch Seife,« antwortete der Kaufmann, »und kein Käse.«

»Ich weiß es wohl,« versetzte der Hodscha; »ich nenne es aber Käse aus Angst, daß der Regen anhalten könnte.«

290.

EInes Tages trieb der Hodscha seinen Esel vor sich her; als er dann müde wurde, saß er auf. Eine kleine Weile später bemerkte er, daß der Esel nicht mehr vor ihm herging. Nun suchte er ihn bergauf und bergab, bis ein Wanderer bei ihm vorüberkam; den fragte er, ob er nicht seinen Esel gesehn habe, und der Wanderer sagte: »Du sitzt ja darauf.«

Der Hodscha stellte die Tatsache fest und freute sich; aber schon nach einem Augenblicke war er von neuem zerstreut und begann wieder zu suchen. Da sagte der Wanderer: »So gehn wir doch nach Hause, da du doch den Esel gefunden hast.«

»Geh du nur,« antwortete der Hodscha; »ich« — dabei dachte er an seinen verlorenen Esel — »muß noch dableiben, weil ich noch etwas zu suchen habe.«

291.

ETliche Leute fanden im Gebirge einen Igel; sie konnten sich nicht enträtseln, was für ein Tier das sein sollte, und brachten ihn dem Hodscha. »Was ist das?« fragten sie ihn.

167

»Ohne Zweifel«, antwortete der Hodscha, »ist das eine alte Nachtigall, die von ihren Federn die Fahnen verloren hat.«

292.

DEr Hodscha hatte einen Dattelgarten, und drinnen war ein Baum, auf den er jeden Tag stieg. Weiter hatte er eine Tochter und diese einen Geliebten. Eines Tages saß nun Nasreddin auf seinem Baume, als der Bursche mit seiner Tochter kam und mit ihr zu tändeln begann; an Verwegenheit ließ ers dabei nicht fehlen und schließlich sagte er zu ihr: »Stell dich hin; ich will es machen wie ein Hengst.«

»Gut,« sagte sie.

Während er nun das Mädchen besprang, blickte er in die Höhe, und da sah er den Hodscha; augenblicklich ließ er sie und nahm Reißaus. Nun nahm sie etliche Datteln und lief dem Flüchtling nach; dabei rief sie: »Nimm doch!«

Aber der Hodscha schrie vom Baume herunter: »Was fällt dir ein, ihn mit so etwas locken zu wollen? Glaubst du, er wird für drei Datteln zu einem so schamlosen Ding kommen, die den weißen Fluß hat, wie du? Zeig doch wenigstens eine Handvoll!«

293.

ALs der Hodscha eines Tages aus seiner Tür trat, sah er einen Knaben vor dem Hause hocken und seine Notdurft verrichten; da schrie er mehrere Male hintereinander: »Was machst du da? Wessen Kind bist du?«

Endlich antwortete der Bengel: »Ich bin der Sohn der Schwester des Stadtverwesers.«

Augenblicklich nahm ihn der Hodscha bei der168 Hand und führte ihn vor das Haus des Stadtverwesers; und dort sagte er: »Da ist der Ort, wo du deine Notdurft verrichten sollst.«

294.

EInes Tages sagte der Hodscha zu seinem Bruder: »Tu mir etwas zuliebe.«

»Was denn?«

»Erlaube mir, dich herzunehmen wie einen Knaben.«

»Kannst du mich nicht um etwas andres bitten?«

»Was?« schrie der Hodscha, »du bist doch mein Bruder; von wem soll ich es denn verlangen, wenn nicht von dir?«

295.

EInes Tages erging sich der Hodscha mit seinem Amad; sie kamen aber am Abende nicht nach Hause, sondern verbrachten die Nacht unter freiem Himmel. Der Hodscha fragte den Amad: »Wem hast du deine Frau für die heutige Nacht zu hüten gegeben?«

Der Amad antwortete: »Dem Softa, Alter.«

Der Hodscha fuhr fort: »Und wem hast du die Tugend des Softas zu hüten gegeben?«

296.

DEr Hodscha wanderte einmal mit einem großen Sacke voll Joghurt auf dem Rücken, und der Joghurt wiegte sich in dem Sacke von der einen Seite auf die andere; endlich schrie der Hodscha: »Bleib du ruhig dahinten; sonst sollst du mit meinem Menschenpflanzer Bekanntschaft machen.«

Der Joghurt antwortete nichts, hörte aber auch nicht auf, sich zu wiegen. Unverzüglich169 warf sich der Hodscha auf den Sack, machte ein Loch hinein und versenkte darein den besagten Menschenpflanzer. Als er ihn dann wieder herauszog, sah er, daß er voller Joghurt war, und da schrie er: »Wahrhaftig, du warst schon in Löchern genug; aber mit einem weißen Kopfe bist du noch nie herausgekommen!«

297.

ZUfällig kam einmal der Hodscha vorbei, als ein Jude mit erhobenen Händen Gott um einen Regen anflehte; es regnete aber keineswegs. Da wandte sich der Jude zum Hodscha und sagte zu ihm: »Bete auch du; nach dem, wessen Gebet einen Erfolg haben wird, werden wir sehn, wer der wirkliche allmächtige Gott ist, der deinige oder der meinige.«

Der Hodscha hob die Hände zum Himmel und betete. Und alsbald grollte der Donner, zuckten Blitze hernieder und begann ein starker Regen zu fallen. Der Hodscha entfloh und trachtete sich eiligst unter einem Felsen zu verbergen; aber das Wetter schlug auch dort hinein und ging über den Hodscha nieder.

Da schrie er: »Herr Gott, du hast mein Gebet schlecht verstanden; warum nähmest du dir sonst die Mühe, das Gewitter bis unter diesen Stein zu schicken, wo doch der Jude draußen steht?«

298.

EInes Tages ging der Hodscha weg, und nachdem er eine Zeitlang gewandert war, fand er nicht mehr nach Hause; da begegnete er einem Manne und den fragte er: »Bruder, hast du mein Haus gesehn?«

Der Mann antwortete: »Ich habe einen grob170knochigen Derwisch gesehn, der es wegtrug; wenn du mit mir gehn willst, so wollen wir ihn aufsuchen.«

Der Hodscha glaubte es und kam sogar auf den Verdacht, es handle sich um einen Greis, der Baba-Sultan genannt wurde. Er machte sich alsbald auf den Weg zu diesem Biedermanne; als er ankam, fand er ihn im Hofe seines Klosters. Er fragte ihn: »Hast du mein Haus gesehn?«

Der Alte antwortete: »Man hat es hiehergebracht; dann ist es aber wieder zurückgeschickt worden.«

Der Hodscha wollte unverzüglich aufbrechen, aber die Derwische ließen ihn nicht weg: »Bleib bei uns heute Nacht,« sagten sie; »morgen früh gehst du dann.«

Während er nun schlief, schnitten sie ihm Haare und Bart. Er stand noch in der Dämmerung auf und ging weg, ohne etwas bemerkt zu haben; als er aber auf seinem Wege zu einem Brunnen kam, betrachtete er sich im Wasser und da erkannte er sich nicht wieder.

»Diese Schufte,« schrie er, »sie haben mich gegen einen Kalender vertauscht, den sie an meiner Statt ins Bett gelegt haben!« Und als er heimkam, sagte er zu seiner Frau: »Weib, man hat mich mit einem Kalender verwechselt; hast du keine Nachrichten von mir? Übrigens haben sie mir wenigstens, nach dem, was ich sehe, mein Haus zurückgebracht!«

299.

EInmal war der Hodscha Nasreddin in Arabien. Die arabischen Weisen gaben ihm ein Fest, und als das mitten im Gange war, legten sie171 ihm eine Streitfrage vor. Aber der Hodscha, der ihnen keine Antwort schuldig bleiben wollte, sagte zu ihnen: »Wenn ihr mir die Fragen, die ich an euch richten will, beantworten werdet, werde auch ich euch Antwort geben; wenn nicht, so gehe ich, wie ich gekommen bin.«

Sie waren damit einverstanden, und nun sagte der Hodscha: »Wißt ihr, warum die Fische Reißaus nehmen beim Anblicke des Menschen, und warum die Sterne entfliehn, wenn die Sonne erscheint? Das sind meine Fragen.«

Die Araber fanden keine Lösung und erkannten seine Überlegenheit an.

300.

DEr Hodscha beobachtete eines Tages einen Mann, wie er eine Summe Geldes irgendwo versteckte. Als sich der Eigentümer entfernt hatte, bemächtigte sich der Hodscha des Geldes; der Eigentümer hatte ihn aber bemerkt und verfolgte ihn. Der Hodscha flüchtete sich in eine Moschee, aber der andere lief ihm auch dorthin nach. Der Hodscha stieg aufs Minaret und der andere stieg auch hinauf. Als schließlich der Hodscha sah, daß er ihm nicht entwischen konnte, stürzte er sich von oben herab und erwachte augenblicklich; denn er hatte das alles nur geträumt.

301.

EIn Baderjunge hatte sein Schermesser verloren; weinend und das Gesicht in den Händen verborgen lief er herum und schrie: »Ach, das Schermesser! Ach, das Schermesser!«

Der Hodscha, der dabei war und das hörte; sagte sich: »Zweifellos hat man diesem Diebe die Nase abgeschnitten!«

172

302.

DEr Hodscha war gestorben und man legte ihn in ein altes Grab. Nachdem die Leute auseinandergegangen waren, kamen Munkar und Nakir101, um ihn zu befragen, und er sagte zu ihnen: »Wenn ihr wollt, daß ich sprechen soll, so gebt mir einen Asper.«

Auf diese Rede versetzten sie ihm einen derben Streich. Nun schrie er: »He, Freunde, wenn ihr kein Geld habt, kommt ein andermal wieder.«

Und damit erwachte er; denn alles war nur ein Traum.

303.

DEr Hodscha kam einmal in ein Dorf; die Einwohner, denen er auffiel, sagten zu ihm: »Da du ein Würdenträger bist, so komm über einen Toten die Gebete zu sprechen.« Er ging mit ihnen und verrichtete alles, was bei einer Leichenfeier geschehn soll; doch begnügte er sich damit, den Schlußausruf: ›Gott ist groß‹ nur einmal zu singen. Dessenungeachtet bezahlte man ihn und er entfernte sich.

Nun machte ein Städter, der auch anwesend war, die Bauern aufmerksam, daß diese Anrufung über einem Toten viermal wiederholt werden soll. Da liefen sie dem Hodscha nach und erhoben, als sie ihn eingeholt hatten, ihre Einwendungen.

Der Hodscha fragte sie: »Den wievielten haben wir heute?«

»Den fünften.«

Und er sagte, um sie sich vom Halse zu schaffen: »Wenn heute der fünfte ist, wird das173 Totengebet nicht anders gesprochen, als wie ich es getan habe.«

304.

EInes Tages hatte die Frau des Hodschas den Sik eines Mannes gesehn, und sie wurde von einem solchen Verlangen nach ihm erfaßt, daß sie krank wurde; und sie sagte: »Wohin ist denn der verschwunden, den ich gesehn habe? vielleicht fände er ein Mittel für mein Übel.«

Der Hodscha ging den Mann suchen und brachte ihn ihr.

Der Mann sagte: »Sie ist wahrhaftig krank.«

»Das weiß ich, daß sie krank ist,« antwortete der Hodscha; »aber was ist da zu tun?«

»Wenn du etliche Knoblauchzehen hast, so bring sie.«

Der Hodscha hatte just welche zu Hause; er holte sie und gab sie ihm. Der Fremde rieb sich nun damit das, was die Aufmerksamkeit der Frau angezogen hatte, und steckte es an den Ort, der für dieses Heilmittel empfänglich war; sodann zog er es wieder heraus.

Als die Behandlung beendigt war, schrie der Hodscha: »Warum hast du mir nicht gesagt, was zu tun war? Das hätte ich ganz allein zustandegebracht; es ist ein Verfahren, das mir nicht unbekannt ist.«

305.

ALs der Hodscha eines Tages trübselig seine Straße zog, begegnete er einer Frau und die fragte ihn: »Woher kommst du, Hodscha?«

»Aus der Hölle,« antwortete er.

Und sie fragte weiter: »Hast du vielleicht dort meinen Sohn gesehn?«

174

»Ja; er ist als Schuldner gestorben und darum ist ihm der Eintritt ins Paradies versagt worden.«

»Und auf wieviel beläuft sich seine Schuld?«

»Auf tausend Asper.« Und Nasreddin fügte hinzu: »Seine Frau ist im Paradiese; er aber kann nur hinein mit den tausend Asper.«

Die Frau fragte noch: »Und wann gehst du zurück?« und Nasreddin antwortete: »Augenblicklich.«

Da gab sie ihm die tausend Asper und bat ihn: »Eile nur, damit du die Sache unverzüglich zu einem Ende bringst.«

Als sie heimkam, sagte sie zu ihrem Manne, der zu Hause war: »Ich habe Nachrichten von unserm Sohne bekommen; da er nicht anders ins Paradies gelangen kann als mit tausend Asper, habe ich sie hergegeben.«

»Wem hast du sie denn gegeben?«

»Dem Hodscha.«

Unverzüglich machte sich der Mann auf die Verfolgung des Hodschas. Der flüchtete sich, als er ihn kommen sah, in eine Mühle; und er sagte zu dem Müller: »Siehst du den Mann, der heransprengt? es ist ein Scherge, der dich greifen will.«

»Was soll ich da tun?« fragte der Müller erschrocken.

»Nimm meine Kleider und ich will die deinigen nehmen; klettere auf den Baum und verstecke dich.«

Der Kleidertausch war kaum vollzogen, und der Müller hatte sich kaum auf dem Baume versteckt, als der Mann ankam. Er sah niemand als den Hodscha in der Tracht des Müllers, und der175 Hodscha blickte auffällig auf den Baum hinauf. Nun bemerkte der Mann den vermeintlichen Hodscha. Da er zu Pferde war, stieg er ab und übergab das Pferd dem falschen Müller; dann zog er seine Kleider aus, um sie nicht beim Klettern zu beschmutzen.

Ungesäumt bemächtigte sich der Hodscha der Kleider und stieg auf das Pferd; und indem er davonritt, schrie er dem Gefoppten zu: »Kennst du mich jetzt, Gesell?«

Nun ließ der arme Mann von dem Müller ab, stieg vom Baume herunter und machte sich nackt und ohne Pferd auf den Heimweg. Und seine Frau fragte ihn, als er so ankam: »Was hast du gemacht?«

»Ich habe den Hodscha eingeholt,« sagte er und fuhr, um Scheltworten auszuweichen, fort: »Das, was er dir gesagt hat, war wahr; darum habe ich ihm auch zur Belohnung für seine guten Dienste mein Pferd und meine Kleider geschenkt.«

306.

EInes Tages fragte man den Hodscha, um ihn zu hänseln: »Wohin ist denn dein Grind gekommen?«

Und der Hodscha antwortete: »Von euch habe ich ihn bekommen, und euch habe ich ihn zurückgegeben.«

307.

ALs der Hodscha eines Tages von der Mühle heimkam, bemerkte er, daß kein Brennreisig da war; drum nahm er die Axt und ging in den Busch, um welches zu holen. Es war schon finstere Nacht, als ihm auf einmal die Axt ent176fiel; er suchte sie umsonst. Endlich schrie er: »Herr, wenn du mich die Axt wiederfinden läßt, so verspreche ich dir ein Achtel Gerste.«

Kaum hatte er ausgesprochen, als er auch schon die Axt fand; nun schrie er: »Dank, Herr! Da es dir aber so leicht fällt, Bitten zu erhören, so laß mich auch ein Achtel Gerste finden; dann werde ich mich meiner Verpflichtung gegen dich entledigen!«

308.

ALs der Hodscha einmal in eine Moschee trat, sah er hinter der Tür einen Hund sitzen; er gab ihm einen Stockhieb und das erschrockene Tier flüchtete sich auf die Kanzel. Da sagte der Hodscha zu ihm: »Bitte tausendmal um Verzeihung; ich kenne noch nicht alle Prediger, die zu dieser Moschee gehören.«

309.

DEr Hodscha Nasreddin hatte eine Kuh, die keinen Tropf Milch gab; da wollte er sie durch den öffentlichen Ausrufer verkaufen lassen, und der führte sie herum und pries sie schreiend an: »Wer will eine gute Milchkuh, eine Kuh, deren Milch ist wie Sahne?«

»Wahrhaftig,« schrie der Hodscha, als er sie also loben hörte, »da hätte ich mich schön über ihren Wert getäuscht!«

Und damit nahm er sie dem Ausrufer aus der Hand und führte sie wieder heim.

310.

DEr Hodscha hatte einmal die Pilgerreise nach Mekka gemacht, und an der Tür der Kaaba drängte sich das Volk. Auch ein Neger war darunter und die Leute schrien: »Herr, duldest177 du denn hier die schwarze Fratze dieses Ungläubigen?«

Da sagte der Hodscha: »Warum beschimpft ihr ihn wegen seiner Farbe? Er ist wenigstens imstande, seine Sünden auf sein Äußeres zu schieben; wenn wir das täten, so wären wir, ihr und ich, schwärzer als er.«

311.

EInes Tages schrie der Sohn des Hodschas: »Komm, Vater! in dem Topfe da ist ein Mann und ich fürchte mich.«

Nachdem der Hodscha hingetreten war und im Topfe sein eigenes Bild gesehn hatte, sagte er zu dem Knaben: »Sei nur ruhig; das ist nur ein alter Mann, der die kleinen Kinder schrecken will.«

312.

DEr Sohn des Hodschas sprach eines Tages bei sich: »Wenn die Dichter Verse machen, warum sollte ich nicht auch welche machen?«

Ganz voll von dem Gedanken ging er weg, und er kam zu einer Quelle in der Nachbarschaft; nachdem er dort lange gesonnen hatte, gelang ihm endlich der Vers:

Ein Baum, ein Baum steht am Rande einer Quelle.

Ganz zufrieden mit diesem hübschen Gedichte trug er es seiner Mutter vor, und die wiederholte es dem Vater. Der sagte: »Wir müssen alle unsere Nachbarn versammeln und sie zu einem Festmahle einladen, damit wir Freude haben an unserm verständigen Sohne.«

Man lud alle Bewohner des Viertels ein und las ihnen nach dem Mahle den ausgezeichneten178 Vers vor; da wollten alle vor Lachen bersten. Und voll Begeisterung über dieses Ergebnis schrie die Mutter: »Des Todes will ich sein, wenn mein Sohn nicht die Sprache der Nachtigall hat!«

Der Hodscha aber sagte: »Hüte dich, Frau, vor derlei Beteuerungen; du wirst den Knaben noch verschreien.«

313.

EInes Tages gingen der Hodscha und seine Frau zum Flusse, um Leinensachen zu waschen. Als nun die Frau unversehens ihren Fuß ins Wasser steckte, packte ihn ein Krebs. »Zu Hilfe, Hodscha,« schrie sie, »zu Hilfe!«

Er sagte: »Setz dich, damit ich sehe, was es ist.«

Er bückte sich, und da sah er, was für ein Tier es war; aber er beugte sich dabei, um besser zu sehn, so weit nieder, daß der Krebs mit der andern Schere seine Nase faßte. In diesem Augenblicke ließ die Frau, deren Schrecken noch mehr gewachsen war, einen Wind; der Hodscha jedoch schrie: »Das brauchst du nicht aufzumachen, wohl aber die Pfoten dieses Viehs.«

314.

EInes Nachts träumte dem Hodscha, daß er auf einer Reise einen Schatz gefunden habe, und um den Ort zu bezeichnen, habe er dort ein natürliches Bedürfnis befriedigt. Als er dann erwachte, fand er, daß nur das Ende des Traumes keine Einbildung gewesen war.

Da schrie er: »Ach, Herr, warum hast du mir das da gelassen und das Gold genommen? dir hätte doch das eine auch nicht mehr genützt als das andere!«

179

315.

DEr Hodscha ging sich einmal ein Paar Hosen kaufen; für den Heimweg zog er sie schon an. Einige Freunde, die ihn damit sahen, setzten es sich in den Kopf, ihm einen Streich zu spielen; zu diesem Zwecke verteilten sie sich auf dem Wege, und der, der ihm als erster begegnete, sagte zu ihm nach Gruß und Gegengruß: »Was machst du mit den Hosen? du brauchst sie doch nicht; gib sie mir.«

»Geh heim,« antwortete der Hodscha, »und laß mich in Ruh.«

Fünfmal hatte sich dieses Gespräch zwischen dem Hodscha und je einem von den Gesellen wiederholt, bis sich der Hodscha endlich stellte, als hätte er sich überreden lassen; er sagte zu dem, mit dem er sprach, indem er ihm das Bein hinhielt: »So nimm sie denn meinetwegen.«

Als sich der Mann bückte, um ihm die Hosen abzuziehen, gab ihm der Hodscha einen Tritt, daß er sich auf dem Boden wälzte, und schrie: »Merk dirs doch einmal: Um Streiche zu spielen, bin ich da!«

316.

AUf einem Spaziergange kam der Hodscha zu einem großen Baume; er betrachtete ihn und fragte sich, was für ein Baum das sei. Schließlich warf er, um sich darüber zu vergewissern, einen Stein in die Äste, und der fiel alsbald wieder herunter.

»Jetzt weiß ichs,« schrie er, »was du bist! ich kenne dich leicht an der Frucht.«

317.

DIe Frau des Hodschas Nasreddin wusch das Haus; in dieser gebückten Stellung betrachtete er sie, und da sah er deutlich, daß sie180 zwei Löcher hatte. »Weib,« schrie er, »du hast also zwei! das habe ich gar nicht gewußt; aber heute Nacht will ich sie alle beide hernehmen, und um es ja nicht zu vergessen, will ich den ganzen Tag kein Wort sagen, ohne hinzuzusetzen: ›Ich werde mich an beiden ergötzen.‹«

Kaum hatte er ausgeredet, als zwei Schüler kamen, und die fragten ihn: »Hodscha, willst du uns Gastfreundschaft gewähren?«

Er antwortete: »Meinetwegen; tretet ein, bitte.« Und er setzte hinzu: »Ich werde mich an beiden ergötzen.«

»Wahrhaftig,« sagten die zwei jungen Leute, »der Hodscha macht einen Spaß.«

»Weib,« sagte er, »bereite das Mahl und dreh der Gans da den Kragen ab.« Und wieder setzte er hinzu: »Ich werde mich an beiden ergötzen.« Die Gans legten sie aber beiseite, um sie am nächsten Tage zu essen.

»Weib,« sagte wieder der Hodscha, »mache die Betten.« Und wieder setzte er hinzu: »Ich will mich an beiden ergötzen.« Dann legte er sich nieder.

Nun sagten die beiden Schüler zueinander: »Der Hodscha macht keineswegs einen Spaß; er will uns jedenfalls so behandeln, wie er sagt. Wir müssen abwechselnd wachen, damit, was immer auch geschieht, der, der wach ist, den andern wecken kann.« Sie lösten sich also pünktlich ab und schliefen und wachten, wie jeden die Reihe traf.

Auf einmal begann nun der Hodscha, der an nichts sonst dachte, als daß er sein Vorhaben ins Werk setzen werde, zu schreien: »Wahrhaftig,181 zuerst will ich mich an dem einen ergötzen, und dann will ichs mit dem andern versuchen.«

»Da wir zwei sind,« sagte sich erschrocken der Wachende, »weiß ich nicht, bei welchem er anfangen wird.« Durch diesen Gedanken erregt, weckte er seinen Gesellen, und der stand alsbald auf. Nun sagten sie: »Sputen wir uns; wir dürfen nicht mehr dasein, wann er uns überfallen will.«

Sie schnürten augenblicklich ihre Bündel, hakten die Gans los, die am Fenster hing, und liefen, was sie ihre Beine trugen; und vielleicht laufen sie noch immer.

318.

EInes Tages saß der Hodscha daheim bei seiner Frau; traurig betrachtete er ihre geheimen Reize, und endlich sagte er: »Frau, was ist das? ich sage ihms zum ersten, zum zweiten und zum dritten Male: ich verstoße dich.«

»Was sagst du da?«

»Geht es denn nicht an, daß ich mich auf diese Weise dessen, was mir an dir am meisten mißfällt, entledige?«

319.

DIe Frau des Hodschas Nasreddin war krank; nach drei oder vier Tagen der Pflege fühlte er, daß ihn seine Kräfte verließen, und er sagte zu ihr: »Steh auf, meine Liebe, oder laß mich etwas essen gehn.«

Sie begann zu weinen und der Hodscha ging weg. Sie benutzte seine Abwesenheit und stand hastig auf; als er vom Bade zurückkam, fand er das Haus gekehrt, das Mahl bereitet und die Betten aufgeschüttelt. Seine Frau, die alles in Ordnung gebracht hatte, ruhte aus. Als er sie182 sah, lehnte er sich an die Tür, die Hände schlaff und den Kopf schwankend, und schrie: »Ach, jetzt ist sie tot! O meine lieben Knäblein, o meine lieben kleinen Mädchen, jetzt könnt ihr nicht mehr geboren werden!«

320.

ALs die Frau des Hodschas einmal allein war, entblößte sie sich, betrachtete sich und sagte: »Ach, du mein teuerer Schatz, warum habe ich nicht drei solche wie du! was für eine herrliche Sache wäre das!«

Von ungefähr kam in diesem Augenblicke der Hodscha heim; er hörte alles und sah, an wen sie ihre Rede richtete. Er blieb draußen, entblößte sich gleicherweise und sagte weinend: »Was für Unheil hast du mir schon auf den Hals geladen! wieviel Mißgeschick habe ich schon deinethalben erleiden müssen!«

Als die Frau draußen seufzen hörte, sah sie nach und fand, daß es der Hodscha war; und sie sagte: »Worüber jammerst du denn?«

»Ich habe«, antwortete er, »darüber geklagt, daß wir Männer dort, wo ihr Frauen einen Schatz habt, eine Quelle unzähliger Übel und Qualen haben.«

321.

EInes Tages schlich sich der Meister in einen Weingarten und begann Trauben zu essen; der Eigentümer kam dazu und fragte ihn: »Was machst du da?«

»Ich bin hergekommen, um mir hier meinen Bauch zu erleichtern.«

»So; und wo ist dann das, was du gemacht hast?«

183

Nasreddin blickte umsonst nach allen Seiten umher; er sah nichts, was ihn hätte rechtfertigen können. »Da ist es,« schrie er endlich, als er einen Eselsdreck sah.

Aber der Eigentümer sagte: »Das ist ja von einem Esel.«

Und der Hodscha antwortete: »Wenn es nicht von mir ist und nicht von dir, dann weiß ich wahrhaftig nicht, von wem es stammen kann.«

322.

ETliche Christen sagten zum Sohne des Hodschas: »Bete den Messias an oder geh aus der Stadt.«

Er antwortete: »Wann der Messias kommt, werde ich gehn.«

323.

DEr Hodscha zog einmal den Imam, während der im Gebete auf dem Boden lag, beim Ohrläppchen; gleich darauf sagte der Imam das feierlichste Gebet, nämlich den Absatz vom Throne.

Da sagte der Hodscha: »Wenn du den Absatz vom Throne schon sprichst, wann man dich beim Ohrläppchen zieht, was wirst du denn sprechen, wann man dir die Hoden drückt?«

324.

EInes Tages berieten der Hodscha und seine Nachbarn miteinander, wohin sie lustwandeln gehn sollten; endlich sagte der Hodscha: »Gehn wir zum Flusse und schauen wir den Frauen baden zu.«

Sie waren einverstanden und gingen mit ihm: Als sie zu den Frauen gekommen waren, entblößte sich eine von ihnen, die sah, daß sie be184obachtet wurden; daraufhin sagte einer zum Hodscha, um ihn zu hänseln: »Wirst du diese Gelegenheit nicht benutzen?«

Ohne zu zaudern, schob der Hodscha seine Kleider weg, reckte den bewußten in die Luft und schrie: »Seht, meine Freunde, mich findet man niemals unvorbereitet; wie ein Baum habe ich immer, meinen Nachbarn zu gefallen, einen strammen Ast bereit, auf dem man klettern kann!«

So sahen die, die sich auf seine Kosten lustig zu machen gedacht hatten, ihren Scherz zu ihrer Beschämung ausschlagen.

325.

AN einem Tage, wo der Hodscha Nasreddin predigen sollte, sagten die Gläubigen untereinander: »Wann er kommt und uns begrüßt, geben wir ihm den Gruß nicht zurück; wir wollen sehn, was er tun wird.«

Der Hodscha kam und grüßte die Gemeinde; aber niemand antwortete ihm. Da sagte er, nachdem er nach allen Seiten umhergeblickt hatte: »Wahrhaftig, ich bin ganz allein; kein Mensch ist gekommen.« Mit diesen Worten ging er weg und überließ die Versammelten ihrem Unmut über den Ausgang ihres Streiches.

326.

ALs der Hodscha Nasreddin das erste Mal vor Tamerlan erschien, sprach dieser Eroberer bei sich: »Ich muß ihn verderben; ich will ihm Fragen stellen, und wenn er auch nur eine nicht beantwortet, lasse ich ihn töten.« Und er fragte den Hodscha: »Wer bist du?«

Der Hodscha antwortete: »Ich bin der Gott der Erde.«

185

Nun war Tamerlan, der ein Tatare war, von den schönsten jungen Leuten seines Volkes umgeben, die, wie es bei ihnen zutrifft, sehr kleine Augen hatten.

Tamerlan fuhr fort: »Gut also, Gott der Erde, hast du dir diese hübschen Knaben betrachtet? was sagst du zu ihnen?«

»Ich habe sie betrachtet; aber ihre kleinen Augen sind nicht hübsch.«

»Da du Gott bist,« erwiderte Timur, »so tu mir den Gefallen und mach sie größer.«

»Padischah, ich bin nur Gott der Erde, und darum kann ich nur die Augen größer machen, die sie unter dem Gürtel haben; die, die sie oben haben, die gehn den Gott des Himmels an.«

Timur freute sich herzlich über diese Antwort und erkannte, mit was für einem Schalke er es zu tun hatte: »Da du so ein lustiger Gesell bist, so schwöre ich, daß ich mich nicht mehr von dir trennen werde.«

»So sei es,« antwortete der Hodscha; »du bist der Herr.«

327.

TAmerlan war sehr häßlich; er hatte nur ein Auge und einen eisernen Fuß. Als er nun einmal mit dem Hodscha saß und sich mit ihm unterhielt, fuhr er mit der Hand an den Kopf und ließ den Barbier rufen. Der kam augenblicklich; nachdem er ihm den Kopf geschoren hatte, reichte er ihm einen Spiegel. Timur betrachtete sich, und da er sah, wie häßlich er war, begann er zu weinen. Seinem Beispiele folgend, zerflossen auch der Hodscha und der ganze Hof in Tränen und Seufzern, und das dauerte eine186 oder zwei Stunden. Endlich gelang es den Hofleuten, indem sie einige hübsche Geschichten erzählten, Timur zu zerstreuen und ihn seinen Kummer vergessen zu machen, und er hörte zu weinen auf; aber der Hodscha weinte nur umso stärker. Und Timur sagte zu ihm: »Ich habe mich im Spiegel betrachtet, und da habe ich mich so abscheulich gefunden, daß ich einen schweren Kummer litt, weil ich, der Padischah, der Herr so vieler Sklaven, so häßlich sein muß; ich habe also mit vollem Rechte geweint. Aber warum weinst denn du noch zu dieser Stunde, und warum hörst du nicht auf, zu klagen?«

Der Hodscha antwortete sofort: »Du hast dich nur einmal im Spiegel gesehn, und dieser kurze Augenblick hat genügt, dich zwei Stunden lang weinen zu machen; was ist denn wunderbares dabei, wenn ich, der ich dich den ganzen Tag sehe, länger weine als du?«

Über diese Rede fiel Timur in ein unauslöschliches Gelächter.


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188

3. Angeblich historisches

189

328.

DA Nasreddin durch diese Geschichte102 mit Tamerlan besser bekannt geworden war, nahm er sich bald darauf die Freiheit, ihm ein andres Geschenk zu machen, nämlich zehn zarte, frischgepflückte Gurken; dafür erhielt er von ihm zehn Goldstücke. Als dann die Gurken nicht mehr so selten waren, lud er ihrer einen Wagen voll, um sie Tamerlan zu bringen. Der Türhüter aber, der sich der großen Belohnung für die ersten zehn erinnerte, weigerte sich ihn einzulassen, wenn er nicht verspreche, die neue Gegengabe mit ihm zu teilen. Der Handel wurde so abgeschlossen, und Nasreddin wurde vorgelassen. Auf die Frage Tamerlans, was ihn herführe, antwortete er, er bringe ihm viel mehr Gurken als das andere Mal; als aber Tamerlan diese außerordentlich große Menge sah, befahl er ihm ebenso viel Stockstreiche zu geben, wie es Gurken seien. Und es waren fünfhundert Stück. Nasreddin mußte sich fügen und erlitt geduldig zweihundertfünfzig Hiebe; dann aber begann er zu schreien, er habe nun seinen Teil, und er hoffe, der König werde auch dem Türhüter sein Recht widerfahren lassen. Der König fragte ihn, was das heißen solle, und Nasreddin antwortete ihm: »Ich habe mich mit dem Türhüter verglichen, daß er die Hälfte von dem haben solle, was ich als Geschenk bekäme, und dafür hat er mich vorgelassen.« Der Türhüter wurde gerufen; da er sich gezwungen sah, den Handel anzuerkennen, mußte er auch seinen Teil auf sich nehmen und190 empfing die andern zweihundertfünfzig Stockstreiche.

329.

TAmerlan begann nun so viel Gefallen an Nasreddin zu finden, daß er ihn mit dem Versprechen, ihm nichts zu verweigern, ermutigte, zu verlangen, was er wolle. Nasreddin verlangte nichts weiter als den mäßigen Betrag von zehn Goldstücken, um davon ein Denkmal für die Nachwelt zu erbauen. Als ihm das Geld ausgezahlt worden war, errichtete er mitten auf freiem Felde ein großes Tor mit Schloß und Riegel. Darüber gabs denn ein allgemeines Staunen und man fragte ihn um den Grund; da antwortete er: »Die allerspäteste Zukunft wird die Erinnerung an diese Tür ebenso getreu bewahren wie die an die Siege Tamerlans; während aber die Welt bei diesem Denkmal, das die Streiche Nasreddins ins Gedächtnis zurückruft, lachen wird, wird das Andenken der Taten Tamerlans Tränen hervorrufen von einem Ende der Erde zum andern.«

330.

BAjazet war einmal gegen seine vornehmsten Offiziere sehr aufgebracht und hatte schon den Rat versammelt, der ihnen das Urteil sprechen sollte; da nun die Herren vom Rate in ihrem Schrecken und ihrer Bestürzung nicht wußten, wie sie den Unglücklichen das Leben retten könnten, bot sich ihnen Nasreddin an, um ihnen zu helfen. Und er sagte zu Bajazet: »Sultan, laß die Leute nur henken; sie sind alle Verräter.« Bajazet war damit einverstanden und Nasreddin fuhr fort: »Wozu sind sie uns auch191 nütze? wenn jetzt Timur mit seiner Armee kommt, so nimm du die Standarte und ich werde die Trommel schlagen; wir wollen ihm ein Treffen liefern, und wahrhaftig, wir zwei werden den Tataren genug zu schaffen machen.« Bajazet antwortete nichts; wenige Augenblicke darauf gewährte er aber den Schuldigen seine Gnade.

331.

NAsreddin hatte den Zorn Bajazets erregt und Bajazet befahl, ihn hinzurichten; er mußte auf einen sehr hohen Baum auf freiem Felde steigen, und den sollten die Soldaten umhauen, damit Bajazet sehe, was für Luftsprünge Nasreddin machen werde. Trotz dem inständigen Flehen Nasreddins getraute sich niemand, Bajazet für ihn um Gnade zu bitten, so daß er sich selber zu helfen versuchte; er ließ oben auf dem Baume die Hosen herunter und verunreinigte die Soldaten. Darüber mußte Bajazet herzlich lachen, und er erlaubte ihm, herabzusteigen.


192

193

4. Moderne Volkserzählungen aus Nasreddins Heimat

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195

332.

EIne Frau kam einmal zum Hodscha, gab ihm einen Brief und bat ihn, ihn ihr vorzulesen. Nun konnte der Hodscha gar nicht lesen; da er sich aber schämte, dies einzugestehn, nahm er den Brief und las: »Hochwohlgeborener, ehrenwerter Herr« usw., wie ein Freund einem andern zu schreiben pflegt.

Die Frau sagte darauf, daß das kein Brief eines Bekannten, sondern der Steuerzettel ihres Hauses sei. Und der Hodscha antwortete: »Warum hast du mir das nicht früher gesagt? dann hätte ich ihn anders gelesen.«

333.

EInes Nachts schlich der Hodscha zu der Sklavin seines Vaters. Die Sklavin wachte auf und fragte: »Wer ist da?«

»Pst,« antwortete der Hodscha, »ich bin mein Vater.«

334.

DEr Sohn des Hodschas hatte ein Haus gebaut und lud seinen Vater ein, es zu besichtigen. Der Hodscha sah sich alles gut an, sowohl unten, als auch oben; und als ihn der Sohn fragte, ob das Haus schön sei, antwortete er: »Alle Räumlichkeiten sind schön; nur in dem kleinen Zimmer zu ebener Erde ist die Tür so eng, daß kein Eßtisch hineingeht.«

Er hatte den Abtritt für ein Zimmer angesehn.

335.

DEr Hodscha kaufte einmal eine Oka Datteln und aß dann die Datteln mit den Kernen. Als man ihn fragte, warum er sie mit den Kernen verschlucke, antwortete er: »Ich habe sie mit den196 Kernen gekauft, und so hat man mir sie zugewogen.«

336.

DEr Hodscha hatte ein Haus gemeinsam mit einem andern, und mit diesem hatte er immerfort Streit. Darum ging er einmal auf den Markt und wollte seine Hälfte verkaufen. Man fragte ihn um den Grund und er antwortete, daß er mit seinem Hausgesellschafter zu viel Streit habe, und daß er mit dem Gelde, das er für seine Hälfte bekommen werde, die andere dazukaufen wolle.

337.

MAn fragte einmal den Hodscha, wer älter sei, er oder sein Bruder. Der Hodscha antwortete, daß zwar er um ein Jahr älter sei, daß aber im nächsten Jahre sein Bruder das Jahr abgelebt haben werde und daß sie dann gleich alt sein würden.

338.

DEr Hodscha kam einmal zu Timur. Der Khan, der ihn sehr gern hatte, fragte ihn, wie groß seine Familie sei. Der Hodscha antwortete: »Zehn Köpfe.« Timur befahl, ihm für jeden einzelnen hundert Akscha auszuzahlen. Der Hodscha nahm die tausend Akscha in Empfang, ging zu Timur zurück und sagte ihm, daß er einen zu wenig angesagt habe. Timur fragte um den Namen des Ausgelassenen.

Der Hodscha antwortete: »Nasreddin-Effendi.«


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Anmerkungen

literatur- und stoffgeschichtlichen Inhalts

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Verzeichnis der im folgenden häufiger zitierten Bücher, Aufsätze und Zeitschriften

Anthropophyteia = Ἀνθρωποφυτεία. Jahrbücher für Folkloristische Erhebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral, herausgegeben von Dr. Friedrich S. Krauss. I-VII. Leipzig, 1904 ff.

Archivio = Archivio per lo studio delle tradizioni popolari, ed. Pitrè, Palermo, 1882 ff.

Barker = A Reading Book of Turkish Language, by William Burckhardt Barker, London, 1854 (enthält von S. 27 bis 106 der türkischen Paginierung Pleasing Tales of Khoja Nasr-il-Deen Effendi in türkischer Sprache mit englischer Übersetzung).

Basset, RTP = die von Basset in der Revue des traditions populaires, XVI ff., aus dem Nawadir (s. d.) übersetzten Stücke.

Bonelli = Luigi Bonelli, Saggi del Folklore dell’isola di Malta, V: Voci infantili. Facezie di Gahan im Archivio, XIV, S. 457 ff.

Buadem = Buadem. Hundertunddreißig Anekdoten aus seinem Leben von Mehemed Tewfik in Nr. 2735 der Reclamschen Universal-Bibliothek, S. 39–93. Die Kenntnis der Nr. 131–226 der Buademschwänke Tewfiks, die bisher noch in keiner europäischen Sprache erschienen sind, verdanke ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Theodor Menzel, der mir das Manuskript seiner deutschen Übertragung zur Durchsicht überlassen hat.

Cantimir = Cantimir, Histoire de l’empire othoman, traduit par De Joncquieres, Paris, 1743 ff.

Clouston, Flowers = Flowers from a Persian Garden, and other Papers by W. A. Clouston, London, 1890.

Clouston, Noodles = The Book of Noodles by W. A. Clouston, London, 1888.

Crane = Italian Popular Tales by Thomas Frederick Crane, London, 1885.

200

De la Croix = De la Croix, Geschichte des osmanischen Reiches, deutsch von Schulz, Frankfurt, 1769 ff.

Doran = The History of Court Fools by Dr. Doran, London, 1858.

Ethé = Essays und Studien von Dr. Hermann Ethé, Berlin, 1872; darin S. 233–254: Ein türkischer Eulenspiegel.

Flögel = Geschichte der Hofnarren von Karl Friedrich Flögel, Liegnitz und Leipzig, 1789.

Fourberies = Les Fourberies de Si Djeh’a, contes kabyles, recueillis et traduits par Auguste Mouliéras. Traduction française et notes avec une étude sur Si Djeh’a et les anecdotes qui lui sont attribuées, par M. René Basset, Paris, 1892.

Galland = Les paroles remarquables, les bons mots, et les maximes des Orientaux (par Ant. Galland), A la Haye, 1694.

Gazeau = Les Bouffons par M. A. Gazeau, Paris, 1882.

Gonzenbach = Sicilianische Märchen. Aus dem Volksmunde gesammelt von Laura Gonzenbach. Mit Anmerkungen Reinhold Köhler’s und einer Einleitung herausgegeben von Otto Hartwig. Leipzig, 1870. 2 Bände.

Griechisch = Ὁ Νὰσρ-ἐδδὶν-Χότζας καὶ τὰ ἀστεῖα ἀνέκδοτα αὐτοῦ. Ἐν Ἀθήναις, Βιβλιοπωλεῖον Μιχαὴλ Σαλιβέρου.

Hammer = Hammer, Geschichte des osmanischen Reiches, Pest, 1827 ff.

Hartmann = M. Hartmann, Schwänke und Schnurren im islamischen Orient in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, V, S. 40 ff.

Ilg = Maltesische Märchen und Schwänke. Aus dem Volksmunde gesammelt von B. Ilg. Leipzig, 1906. 2 Bände.

Köhler = Kleinere Schriften von Reinhold Köhler, herausgegeben von Johannes Bolte, Weimar (Berlin), 1898 ff. 3 Bände; darin I, S. 481–509: Nasreddins Schwänke.

Kroatisch = Posurice i sale Nasredina. Drugo izdanjf. Zagreb, L. Hartman.

Kuka = The Wit and Humour of the Persians by Meherjibhai Nosherwanji Kuka, Bombay, 1894.

201

Mango = F. Mango, La leggenda dello sciocco nelle novelline calabre im Archivio X, S. 45 ff.

Mardrus = Le livre des Mille nuits et une nuit, traduction littérale et complète du texte arabe par le Dr. J. C. Mardrus. Tome XV, Paris, 1904; darin S. 93–118: Quelques sottises et théories du maître des devises et des ris.

Monnier = Les contes populaires en Italie par Marc Monnier, Paris, 1880.

Murad = Nassreddin Chodja. Ein osmanischer Eulenspiegel von Murad Efendi (d. i. Fr. v. Werner), Vierte Auflage, Oldenburg (Die erste Ausgabe ist 1878 erschienen).

Nawadir = Nawadir el chodscha nasr ed-din effendi dschoha, Kairo, o. J.

Nick = Fr. Nick, Die Hof- und Volks-Narren, Stuttgart, 1861. 2 Bände.

Nouri = Nasreddin Khodjas Schwänke und Streiche. Türkische Geschichten aus Timurlenks Tagen erzählt von Ali Nouri, Breslau, 1904.

Pann = Anton Pann, Opere complete. Editia II-a, Vol. I, Bucuresti, 1909; darin S. 327–356: Nazdravaniile lui Nastratin Hogea (ist zuerst 1853 erschienen).

Pharaon = Spahis, Turcos et Goumiers par Florian Pharaon, Paris, 1864; das 9. Kapitel, Les réunions de Turcos, enthält eine Anzahl Dschehageschichten.

Pitrè = Fiabe, novelle e racconti popolari siciliani, raccolti ed illustrati da Giuseppe Pitrè, Palermo, 1875. 4 Bände; darin III, S. 353–379: Giufà.

Roda Roda = Roda Roda, Der Pascha lacht. Morgenländische Schwänke, Berlin und Leipzig, 1909; darin S. 121–125: Von Nassr’eddin.

RTP = Revue des traditions populaires, Paris, 1885 ff.

Serbisch = Nasradin-hodza, njegove sale, dosetke i lakrdje u pripodjetkama od Mehemeda Tevfika. Prevod s nemackog. U Nuvom Sadu, 1903.

Sottisier103 = Sottisier de Nasr-Eddin-Hodja, Bouffon de Tamerlan, suivi d’autres facéties turques, tra202duits sur des manuscrits inédits par J. A. Decourdemanche, Bruxelles, 1878.

Stumme, Malta = Stumme, Maltesische Märchen, Gedichte und Rätsel, Leipzig, 1904.

Stumme, Studien = Stumme, Maltesische Studien, Leipzig, 1904.

Stumme, Tamazratt = Stumme, Märchen der Berbern von Tamazratt in Südtunisien, Leipzig, 1900.

Stumme, Tripolis = Stumme, Märchen und Gedichte aus der Stadt Tripolis in Nordafrika, Leipzig, 1898.

Stumme, Tunis = Stumme, Tunisische Märchen und Gedichte, Leipzig, 1893.

Tewfik = Die Schwänke des Naßr-ed-din. Ausgewählt und ergänzt von Mehemed Tewfik in Nr. 2735 der Reclamschen Universal-Bibliothek, S. 5–38.

Tréfái = Naszreddin hodsa tréfái. Török (kisásziai) szöveget gyüjtötte, forditással es jegyzetekkel ellátta Dr. Kúnos Ignácz. Budapest, 1899 (Die Schwänke 1–136 auch bei Radloff, Die Sprachen der türkischen Stämme, Petersburg 1866 ff., I. Abteilung, VIII, S. 408–436).

Volksbuch = 1. Les Plaisanteries de Nasr-Eddin Hodja, traduites du Turc par J.-A. Decourdemanche. Seconde édition, augmentée de Naivetés de Karacouch. Paris, 1908 (Die erste Ausgabe ohne die Karakuschanekdoten ist 1876 erschienen). 2. Meister Nasr-eddin’s Schwänke und Räuber und Richter. Aus dem türkischen Urtext wortgetreu übersetzt von Wilh. von Camerloher, und resp. Dr. W. Prelog in Konstantinopel, Triest, 1857 (Das Vorwort Camerlohers ist von 1855 datiert).

203

Walawani = Ἰωακεὶμ Βαλαβάνη, Μικρασιατικά, Ἀθήνησι, 1891; darin S. 140–159: Ὁ Νασρεδδὶν Χώτζας (dieser Aufsatz ist schon 1888 im Βυζαντινὸν Ἡμερολόγιον, S. 297–310 erschienen).

ZVV = Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, Berlin, 1890 ff.

204


205

I. Türkische Überlieferungen

1. Die hundertfünfundzwanzig Schwänke des Volksbuchs

1. Volksbuch, Nr. 1104; Barker, S. 27 ff.; Sottisier, Nr. 1 (erster Teil); Tewfik, Nr. 30; Nouri, S. 19 ff.; Tréfái, Nr. 1; Nawadir, S. 2 (Basset RTP, XVII, S. 93); Meißner, Neuarabische Geschichten aus dem Iraq, Leipzig 1903, S. 56 und 57, Nr. 3: Eine Schnurre vom Chawadja Nasreddin; Kuka, S. 222; Griechisch, Nr. 11; Serbisch, S. 11 ff.; Kroatisch, S. 10 ff.; Murad, Nr. 3.

Nick, I, S. 151; Köhler, I, S. 484105; Clouston, Flowers, S. 66; Gazeau, S. 193; Fourberies, S. 19; Hartmann, S. 65 ff.

In der RTP, XVII, S. 94 zitiert Basset eine ukrainische Version aus der Kryptadia, VIII, Paris, 1902, S. 391: Pourquoi les raskolniks ont la tonsure; eine rumänische steht bei Ispirescu, Snóve sau Povesti Populare, ed. 2-a, Bukarest, 1875 (M. Gaster im Magazin für die Literatur des Auslandes, XCVI, S. 564). Vgl. auch eine Schnurre in dem aus dem 16. Jahrhunderte stammenden Liber facetiarum oder Libro de chistes von Luis de Pinedo (A. Paz y Mélia, Sales españolas, I, Madrid, 1890, S. 266 ff.), die nur eine Parallele zu Nasreddins dritter Predigt bietet, und den Schluß der 8. Facetie Arlottos in meiner Ausgabe (= Bd. I und II der Narren, Gaukler und Volkslieblinge), I, S. 28 und 188.

2. Volksbuch, Nr. 2; Barker, S. 30; Sottisier, Nr. 1 (zweiter Teil); Tewfik, Nr. 66; Nouri, S. 21; Tréfái, Nr. 3; Mardrus, S. 94; Nawadir, S. 2 (Basset RTP, XVI, S. 463); Griechisch, Nr. 12; Serbisch, S. 33; Kroatisch, S. 27.

Fourberies, S. 17; Tréfái, S. 21.

Vgl. auch unten die Nrn. 243 und 244.

206

3. Volksbuch, Nr. 3; Barker, S. 30 ff.; Tewfik, Nr. 67; Tréfái, Nr. 2; Nawadir, S. 2 (Basset RTP, XVI, S. 464); Griechisch, Nr. 13; Kroatisch, S. 27.

Gazeau, S. 193; Tréfái, S. 21.

Vgl. auch unten Nr. 242.

4. Sottisier, Nr. 81; Volksbuch, Nr. 4; Barker, S. 31 ff.; Tewfik, Nr. 53; Tréfái, Nr. 4; Nawadir, S. 3 (Basset RTP, XVII, S. 34); Griechisch, Nr. 14; Serbisch, S. 27; Kroatisch, S. 23.

Fourberies, S. 41.

5. Sottisier, Nr. 10; Volksbuch, Nr. 5; Barker, S. 32 ff.; Nouri, S. 216 ff.; Tréfái, Nr. 5; Nawadir, S. 4; Kuka, S. 214; Griechisch, Nr. 6; Serbisch, S. 108; Kroatisch, S. 85.

Fourberies, S. 30.

Der Schwank findet sich mutatis mutandis in der Disciplina clericalis von Petrus Alphonsi (hg. v. Fr. W. V. Schmidt, Berlin, 1827, S. 82); der Verfasser scheint aus dem Kitab al ikd al farid von Achmed ibn Abdirabbihi († 940)106 oder aus dessen Quellen geschöpft zu haben. Die Erzählung Abdirabbihis hat Basset in der RTP, XVII, S. 95 übersetzt. Näher den obigen Versionen steht aber der folgende, wahrscheinlich noch um 500 Jahre ältere Abderitenschwank (Philogelos. Hieroclis et Philagrii Facetiae, ed. Eberhard, Berlin, 1869, S. 30, Nr. 124):

Ἀβδηρίτης κατ’ ὄναρ χοιρίδιον ἐπώλει καὶ εζήτει δηνάρια ἑκατόν. διδόντος δέ τινος πεντήκοντα, μὴ βουλόμενος λαβεῖν, διύπνισε. καμμύσας οὖν καὶ τὴν χεῖρα προτείνας, εἶπε· δὸς κἂν τὰ πεντήκοντα.

Vgl. auch die von St. Julien im Journal asiatique, IV, 1824, S. 100 aus dem chinesischen Buche Siao li Siao übersetzte Erzählung.

6. Volksbuch, Nr. 6; Barker, S. 33 ff.; Tréfái, Nr. 6; Nawadir, S. 5 (Basset RTP, XVII, S. 94); Basset, Étude sur la Zenatia du Mzab de Ouargla et de l’Oued-Rir’, Paris, 1893, S. 102 ff., Nr. 2: Les excuses de Djoh’a; Griechisch, Nr. 15.

Gazeau, S. 194.

207

7. Volksbuch, Nr. 7; Barker, S. 34 ff.; Sottisier, Nr. 38; Tewfik, Nr. 21; Nouri, S. 193 ff.; Tréfái, Nr. 8; Nawadir, S. 5 (Basset RTP, XVII, S. 35); Basset, Zenatia, S. 109, Nr. 7: Djoh’a et le maître d’un jardin; Griechisch, Nr. 103; Serbisch, S. 24 ff.; Kroatisch, S. 80 ff. und 9.

Clouston, Noodles, S. 11 ff.; Gazeau, S. 194; Fourberies, S. 35; Hartmann, S. 63; Tréfái, S. 19.

Horn bringt (S. 69) eine jedenfalls ältere Version aus der Herzerfreuenden Schrift des Persers Ubeid Zakani († 1370/71) bei, die wohl identisch ist mit Kuka, S. 189, Nr. 202; als Parallele sei noch Krauss, Zigeunerhumor, Leipzig, 1907, S. 87 ff.: Der Knoblauch genannt. Vgl. auch die unten (II, S. 125 ff.) als Nr. 441 mitgeteilte Juvadigeschichte.

8. Barker, S. 35 ff.; Volksbuch, Nr. 8; Sottisier, Nr. 6; Tewfik, Nr. 22; Nouri, S. 140 ff.; Tréfái, Nr. 9; Nawadir, S. 5 (Basset RTP, XVII, S. 96 ff. und XIX, S. 20); Griechisch, Nr. 82; Serbisch, S. 29; Kroatisch, S. 82 ff. und 9.

Fourberies, S. 29.

9. Volksbuch, Nr. 9; Barker, S. 36 ff.; Sottisier, Nr. 41; Tewfik, Nr. 68; Tréfái, Nr. 10; Nawadir, S. 5 (Basset RTP, XVII, S. 97); Griechisch, Nr. 38; Kroatisch, S. 26 ff.; Murad, Nr. 16.

Köhler, I, S. 484; Gazeau, S. 195; Fourberies, S. 35.

Etwas ähnliches erzählen G. Finamore im Archivio, IX, S. 157 ff. von dem Pfarrer Zi’Tanghe in Gamberale (um 1700) und Ispirescu, S. 86 (Magazin, XCVI, S. 595); derlei sonderbare Zeitrechnungen kehren auch wieder in Wickrams Rollwagenbüchlein, Nr. 47 (Boltes Nachweise S. 375), im Sackful of News (Hazlitt, Shakespeare Jest-Books, II, London, 1864, S. 186), bei Monnier, S. 216 ff. und in der Anthropophyteia, I, S. 81 ff. Bei Galland, S. 54 zählt ein Schneider in Samarkand die Toten, die auf den Friedhof geschafft werden, indem er bei jedem ein Steinchen in einen Topf wirft; als er dann selber stirbt, sagt ein Nachbar: »Nun ist auch er in den Topf gefallen wie die andern.« Vgl. auch die 117. Facetie Arlottos, II, S. 98 und E. J. Bronner, Bayerisches Schelmen-Büchlein, Diessen, 1911, S. 61 ff.

208

Dem Schlusse der Facetie Nasreddins steht sehr nahe die folgende Schnurre aus Campbell, Popular Tales of the West-Highlands, New Ed., London, 1890, II, S. 399.

The Assynt man once went to Tain to buy meal. Outside the town, a man asked him if he knew what o’clock it was. »Last time it was 12. If it is striking still, it must be at 50.«

10. Volksbuch, Nr. 10; Barker, S. 38; Sottisier, Nr. 20; Tewfik, Nr. 59; Tréfái, Nr. 11; Mardrus, S. 98; Nawadir, S. 9 (Basset RTP, XVII, S. 481); Griechisch, Nr. 39; Walawani, S. 67 und 155; Serbisch, S. 32; Kroatisch. S. 36; Murad, Nr. 4. Vgl. auch Nr. 109.

Ethé, S. 239; Köhler, I, S. 484 ff. und 505; Gazeau, S. 194; Fourberies, S. 31.

Zu der von Köhler angezogenen Stelle aus Heines Reisebildern (Die Bäder von Lucca, Kap. 13) vgl. die Verwendung, die sie im Gendre de M. Poirier von E. Augier und J. Sandeau, 2. Akt, 1. Szene, gefunden hat. Mit der Nasreddinschen Version stimmt vollständig eine von Strafforello in der Sapienza del mondo, Torino, 1878 ff., II, S. 462 mitgeteilte.

11. Sottisier, Nr. 240; Volksbuch, Nr. 11; Barker, S. 38 ff.; Tréfái, Nr. 12; Griechisch, Nr. 83; Serbisch, S. 161.

Gazeau, S. 195.

Wie sich hier Nasreddin an dem Kamel rächen will, so strafen im Philogelos, Nr. 111 die Abderiten einen Esel, lassen aber bei der Exekution alle Esel der Stadt anwesend sein, damit sie sich ein Beispiel nähmen; ähnlich machen es bei Zincgref-Weidner, Teutsche Apophtegmata, Amsterdam, 1653 ff., IV, S. 280 deutsche Städter und bei Bladé, Contes populaires de la Gascogne, Paris, 1886, III, S. 359 ff.: La truie pendue die Einwohner von Marsolan mit einem bösen Schweine und der Sieur Gaulard in Tabourots Contes facecieux du Sieur Gaulard (Ausgabe Paris, 1662, S. 191) mit einem schlimmen Pferde. Wohl nach Tabourot erzählen Zincgref-Weidner, V, S. 114 ff. und Chr. Lehmann, Florilegium politicum, 1630, S. 731 ff.; s. auch Albrecht Keller, Die Schwaben in der Geschichte des Volkshumors, Freiburg, 1907, S. 267 ff., wo allerdings die209 Hinrichtung des Farren aus einem andern Grunde erfolgt, wo aber auch alle Rinder Exekutionszeugen sein müssen. Wir werden dem Motive der Strafe von Tieren, das sich auch in der Rechtsgeschichte verfolgen läßt, noch öfter begegnen; vgl. besonders Nr. 356.

12. Volksbuch, Nr. 12; Barker, S. 39; Sottisier, Nr. 13; Tewfik, Nr. 17; Nouri, S. 221; Tréfái, Nr. 13; Nawadir, S. 9; Griechisch, Nr. 84; Serbisch, S. 28; Kroatisch, S. 8.

Gazeau, S. 195 ff.

13. Sottisier, Nr. 241; Volksbuch, Nr. 13; Tréfái, Nr. 14; Nawadir, S. 9; Serbisch, S. 165 ff. (nicht obszön).

Gazeau, S. 196; Fourberies, S. 60.

14. Volksbuch, Nr. 14; Barker, S. 39 ff.; Sottisier, Nr. 54; Tewfik, Nr. 54; Nouri, S. 186 ff.; Tréfái, Nr. 15; Nawadir, S. 10 (Basset RTP, XVII, S. 482); Fourberies, Nr. 11; Griechisch, Nr. 28; Serbisch, S. 22; Kroatisch, S. 23.

Gazeau, S. 196.

15. Volksbuch, Nr. 15; Sottisier, Nr. 27; Tewfik, Nr. 48; Tréfái, Nr. 17; Nawadir, S. 10 (Basset RTP, XVII, S. 483); Griechisch, Nr. 29; Serbisch, S. 44 (anders S. 109); Kroatisch, S. 17.

Gazeau, S. 196.

Eine hübsche persische Variante steht bei Kuka, S. 186, Nr. 96.

16. Sottisier, Nr. 247; Volksbuch, Nr. 16; Barker, S. 40 ff.; Nouri, S. 190; Tréfái, Nr. 16; Griechisch, Nr. 25; Serbisch, S. 39 und 168.

Von diesem Schwanke bringt beinahe jeder Herausgeber einen andern Text und der des serbischen Volksbuchs zweie; der hier mitgeteilte ist wohl die beste Fassung. Vgl. auch Nr. 177.

17. Volksbuch, Nr. 17; Barker, S. 41; Sottisier, Nr. 39; Tewfik, Nr. 46; Tréfái, Nr. 18; Nawadir, S. 10 (Basset RTP, XVII, S. 484); Griechisch, Nr. 26; Serbisch, S. 129 und 42; Kroatisch, S. 17.

210

18. Volksbuch, Nr. 18; Barker, S. 41 ff.; Sottisier, Nr. 40; Tewfik, Nr. 47; Nouri, S. 206; Tréfái, Nr. 19; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 27; Serbisch. S. 166 ff. und 27; Kroatisch, S. 17.

Gazeau, S. 196 ff.; Hartmann, S. 163; Basset in der RTP, XI, S. 496 ff.; Horn, S. 69 (eine ältere Version steht bei Zakani).

19. Volksbuch, Nr. 19; Barker, S. 42; Sottisier, Nr. 35; Tewfik, Nr. 23; Tréfái, Nr. 20; Nawadir, S. 14; Griechisch Nr. 153; Serbisch, S. 35; Kroatisch S. 9.

Vgl. dazu die 39. Facetie im Philogelos, besonders mit der dort, S. 14, unter dem Striche gegebenen Lesart:

Σχολαστικοὶ δύο ὁμοῦ ἐβάδιζον. ἰδὼν δὲ αὐτῶν ὁ εἶς μέλαινα ὄρνιν, εἶπεν· ἀδελφὲ, ἴσως ταύτης ὁ ἀλέκτωρ ἀπέθανε· καὶ διὰ τοῦτο μέλαινα ἐνεδύσατο.

20. Volksbuch, Nr. 20; Barker, S. 42 ff.; Sottisier, Nr. 55; Tewfik, Nr. 33; Tréfái, Nr. 21; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 137; Serbisch, S. 14; Kroatisch S. 13. S. oben Nr. 11.

21. Volksbuch, Nr. 21; Sottisier, Nr. 29; Tewfik, Nr. 49; Tréfái, Nr. 22; Griechisch, Nr. 141; Serbisch, S. 27; Kroatisch, S. 17.

22. Volksbuch, Nr. 22; Barker, S. 43 ff.; Sottisier, Nr. 227; Ethé, S. 241; Tréfái, Nr. 23; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 136; Serbisch, S. 168 ff.

Gazeau, S. 197; Fourberies, S. 59; Horn, S. 70 (Zakani).

Krauss, Zigeunerhumor, S. 7: Wie ein Zigeuner die »Teufel« um seine Seele geprellt.

23. Volksbuch, Nr. 23; Sottisier, Nr. 57; Tréfái, Nr. 24; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 138; Serbisch, S. 162.

Köhler, I., S. 485; Fourberies, S. 37; Tréfái, S. 12.

Vgl. weiter meine Ausgabe von Heinrich Bebels Schwänken, München, 1907, II, S. 150 ff.; zu den dortigen Nachweisen kommen noch Merkens, Was sich das Volk erzählt, Jena, 1892, S. 162, Nr. 193 g und J. Fleury, Littérature orale de la Basse-Normandie, Paris, 1883, S. 204.

24. Volksbuch, Nr. 24; Sottisier, Nr. 251; Tréfái, Nr. 25.

211

25. Volksbuch, Nr. 25; Sottisier, Nr. 252; Tréfái, Nr. 26; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 139.

Prym und Socin, Der neu-aramaeische Dialekt von Tûr ’Abdîn, Göttingen, 1881, II, S. 288.

26. Volksbuch, Nr. 26; Sottisier, Nr. 171 (hier wird der Schwank von Timur angestiftet); Tewfik, Nr. 50; Nouri, S. 24 ff.; Tréfái, Nr. 27; Mardrus, S. 101; Nawadir, S. 14; Fourberies, Nr. 13; Griechisch, Nr. 17; Serbisch, S. 22 ff.; Kroatisch, S. 103 und 18.

Fourberies, S. 52; Hartmann, S. 64.

Von Harun al Raschid und dem bekannten Schalke Abu Nuwas erzählen die Geschichten asch Schirwani im Nafhat al jaman107 (Basset in der RTP, XIV, S. 441 ff. und den Fourberies, S. 186), Velten, Märchen und Erzählungen der Suaheli, Stuttgart, 1898, S. 17 ff. und Rückert, Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenland (Werke, Hesse, IV, S. 340 ff.): Der Hofpoet; von Kaiser Akbar dem Großen von Hindustan (1542–1605) und seinen beiden Günstlingen berichtet sie Kuka, S. 254 ff.

Eine merkwürdige Parallele steht in Aurbachers Volksbüchlein (II, S. 138 ff. der Reclamschen Ausgabe): Der Hahn im Korb.

27. Volksbuch, Nr. 27; Barker, S. 44; Sottisier, Nr. 255; Tewfik, Nr. 24; Tréfái, Nr. 28; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 81; Serbisch, S. 36; Kroatisch, S. 9.

28. Volksbuch, Nr. 28; Barker, S. 44 ff.; Sottisier, Nr. 106; Tewfik, Nr. 71; Tréfái, Nr. 29; Nawadir, S. 14; Griechisch, Nr. 158; Serbisch, S. 20; Kroatisch, S. 29.

Die Strafe, die hier als an der Quelle vollzogen gedacht wird (vgl. auch Nr. 296), entspricht dem griechischen Rhaphanizein, wozu man außer Juvenals 10. Satire, v. 317 ff. noch die folgenden Verse in Catulls 15. Epigramm vergleiche:

Ah tum te miserum, malique fati,
Quem, attractis pedibus, patente porta,
Percurrent raphanique mugilesque.

S. auch die zu Nr. 71 angezogene serbische Erzählung.

212

29. Volksbuch, Nr. 29; Sottisier, Nr. 296; Tréfái, Nr. 30; Nawadir, S. 15; Griechisch, Nr. 36.

30. Volksbuch, Nr. 30; Sottisier, Nr. 297; Tréfái, Nr. 31.

31. Sottisier, Nr. 18; Volksbuch, Nr. 31; Barker, S. 45 ff.; Nouri, S. 101 ff.; Tréfái, Nr. 32; Nawadir, S. 15; Fourberies, Nr. 32 (hier verkauft Dscheha die Kleider seiner Freunde); Griechisch, Nr. 16; Serbisch. S. 133 ff. und 170 ff.; Kroatisch, S. 83 ff.; Murad, Nr. 21.

Köhler, I, S. 485; Gazeau, S. 197 ff.; Clouston, Popular Tales and Fictions, Edinburgh, 1887, II, S. 35 ff.; Fourberies, S. 31.

32. Volksbuch, Nr. 32; Barker, S. 47 ff.; Sottisier, Nr. 3; Ethé, S. 241 ff.; Nouri, S. 202 ff.; Tréfái, Nr. 33; Nawadir, S. 18 (Basset RTP, XVII, S. 349); Fourberies, Nr. 31; Griechisch, Nr. 165; Walawani, S. 157; Serbisch, S. 121, Kroatisch, S. 94 ff.; Murad, Nr. 14.

Gazeau, S. 198; Fourberies, S. 29; Tréfái, S. 20.

Eine sicherlich ältere Fassung dieser Schnurre bildet die 665. der Lustigen Geschichten des syrischen Mönches Bar-Hebraeus († 1289); s. The Laughable Stories collected by Mâr Gregory John Bar-Hebraeus, ed. by E. W. Budge, London, 1897, S. 167 ff.

Cristoforo Zabata, Diporto de’ viandanti (1. Ausg. 1589), Venetia, 1610, S. 66:

Vn ladro, rubando in Toledo la bottega di vno che si chiamaua Pietro il negro, huomo piaceuole e faceto, s’abbatte incontrarlo, che gli portaua via una caßa piena di merci, ilquale andando in compagnia del ladro, fu dal detto domandato, perche gli andaua dietro, alquale esso rispose: io vengo per vedere, doue mi tramutate.

Vgl. auch Kuka, S. 185, Nr. 94 und Pitrè, Novelle popolari toscane, Firenze, 1885, S. 311, Nr. 74: Il Fagioli e i ladri.

33. Sottisier, Nr. 258; Volksbuch, Nr. 33; Tréfái, Nr. 34; Griechisch, Nr. 164.

34. Sottisier, Nr. 262; Volksbuch, Nr. 34; Tréfái, Nr. 35; Griechisch, Nr. 155; Serbisch, S. 132 ff.

213

35. Volksbuch, Nr. 35; Barker, S. 48 ff.; Sottisier, Nr. 111; Ethé, S. 246 ff.; Nouri, S. 177 ff.; Tréfái, Nr. 36; Mardrus, S. 98 ff.; Nawadir, S. 18; Stumme, Tunis, I, S. 78 und II, S. 130 ff.; Pharaon, S. 179 ff.; Fourberies, Nr. 16; B. IIg, Maltesische Legenden und Schwänke, Nr. 8: Dschahan und das Kesselchen in der ZVV, XIX, S. 312; Griechisch, Nr. 156; Walawani, S. 155 ff.; Serbisch, S. 150 ff.; Kroatisch, S. 73 ff.; Murad, Nr. 1.

Köhler, I, S. 485 ff.; Clouston, Flowers, S. 67; Gazeau, S. 198; Fourberies, S. 45; Hartmann, S. 56; Tréfái, S. 16.

Büttner, Anthologie aus der Suaheli-Literatur, Berlin, 1894, I, S. 88 ff. und II, S. 88 ff.; Roda Roda, S. 148 (von einem Zigeuner).

36. Volksbuch, Nr. 36; Barker, S. 50 ff.; Tréfái, Nr. 37; Nawadir, S. 19; Fourberies, Nr. 30; Griechisch, Nr. 112; Serbisch, S. 178.

Vgl. unten Nr. 308.

37. Volksbuch, Nr. 37; Barker, S. 51; Sottisier, Nr. 14; Tewfik, Nr. 60; Tréfái, Nr. 38; Nawadir, S. 19; Mardrus, S. 93 ff. (= unten Nr. 377); Griechisch, Nr. 37; Serbisch, S. 43; Kroatisch, S. 25.

Fourberies, S. 30 und 79.

38. Volksbuch, Nr. 38; Sottisier, Nr. 298; Tewfik, Nr. 58; Tréfái, Nr. 39; Nawadir, S. 19; Griechisch, Nr. 157; Serbisch, S. 42; Kroatisch, S. 24.

Fourberies, S. 67.

Ähnlich ist folgender Schwank bei (Wolfgang Bütner) Von Claus Narren (1. Ausg. 1572), Franckfort, 1602, S. 7:

Als er (Clauß) von einem sawren Merrettich aß, vnd im starck in der Nase roch, schrey er abermal: O Fewr, Fewr ist in meiner Nasen auffgangen, wer wird mirs dämpffen vnnd leschen, daß mir der Kopff nicht verbrennet.

Genauer stimmt zu der Nasreddinschen Fassung eine im Democritus ridens, Amstelodami, 1649, S. 127:

Bonus quidam postquam cibos multo sale et pipere conditos sumsisset, media nocte lecto exsurgens, et capite e fenestra prospiciens, quanta maxima potuit voce exclamavit: Ad ignem, ad ignem. Territi hac voce vicini accur214runt; ac quaerentibus, ubinam ardaret, In mea gula, respondit, in mea gula.

39. Volksbuch, Nr. 39; Sottisier, Nr. 299; Nouri, S. 218 ff.; Tréfái, Nr. 40; Nawadir, S. 19; Griechisch, Nr. 73; Kroatisch, S. 85 ff.

Gazeau, S. 198 ff.

40. Volksbuch, Nr. 40; Barker, S. 51 ff.; Sottisier, Nr. 33; Nouri, S. 204 ff.; Tréfái, Nr. 41; Nawadir, S. 19; Griechisch, Nr. 61; Serbisch, S. 187 ff.

41. Volksbuch, Nr. 41; Sottisier, Nr. 9; Tréfái, Nr. 42; Nawadir, S. 19 ff. (Basset RTP, XIX, S. 250); Griechisch, Nr. 74; Serbisch, S. 132 (anders).

Gazeau, S. 200.

Die älteste Fassung ist wohl die 257. Facetie im Philogelos, zit. Ausg. S. 55:

Σχολαστικὸς ἀγοράσας κρέας, βαστάζων αὐτὸ ἀπήρχετο εἰς τὸν οἶκον αὐτοῦ. λούπης δὲ ῥήξας ἥρπασεν αὐτὸ ἐκ τῆς χειρὸς αὐτοῦ. ὁ δὲ ἔφη· ὡς σὺ γένωμαι, ἂν μὴ κἀγὼ ποιήσω αὐτὸ ἄλλῳ.

42. Volksbuch, Nr. 42; Sottisier, Nr. 237; Tewfik, Nr. 44; Nouri, S. 225; Tréfái, Nr. 43; Nawadir, S. 20; Pharaon, S. 194; Fourberies, Nr. 58; Griechisch, Nr. 77; Serbisch, S. 23; Kroatisch, S. 16 ff.; Pann, S. 331.

Gazeau, S. 200; Fourberies, S. 60; Horn, S. 69 (Zakani).

43. Volksbuch, Nr. 43; Sottisier, Nr. 260; Buadem, Nr. 112; Tréfái, Nr. 44; Nawadir, S. 20; Griechisch, Nr. 78; Serbisch, S. 91 ff.; Kroatisch, S. 60; unten Nr. 278.

-Sich selber nicht kennen-: In einer Novelle Sercambis (Novelle inedite, ed. Renier, Torino, 1889, Nr. 2, S. 17 ff.) hat der Einfaltspinsel Ganfo im Bade Angst, er könnte sich unter den vielen nackten Menschen nicht erkennen, und legt sich daher auf die rechte Schulter ein Kreuz aus Stroh. Als dieses wegschwimmt und an der Schulter eines andern haftet, hält er diesen für sich selber: Tu sei io et io son tu.

Hierzu vergleiche den Schwank von dem arabischen Narren Habannaka, den Hartmann, S. 49 nach Maidani215 (Arabum proverbia, ed. Freytag, Bonn, 1838 ff., I, S. 392 ff.) erzählt und schon bei dem im Jahre 719 oder 728 verstorbenen Dichter al Farazdak108 nachweist. Ähnlich glaubt in der 68. Facetie Poggios ein Dummkopf, daß einer, der seine Stimme nachahmt, er selber sei.

Eine hübsche Variante bietet eine Erzählung bei Domenichi, Facetie, 1562, S. 169 ff., deren gekürzte lateinische Übersetzung im Democritus ridens, S. 235 ff. mitgeteilt sei:

Eques quidam Montricensis109, haud magna cum re, ut ille ait, ambitiosus tamen et conservandi sui cupidus, famulum conduxerat, Martinum nomine, hominem mirifice somnolentum. Habebat ille amicum, non procul ab urbe rusticantem; quem invisere volens, ante villae portam ex equo descendit et Martino equum custodiendum tradit. Is, manui implicitis habenis, mox in gramen se prosternit, et profundo somno occupatur. Praeteribat forte lavernio quidam, et ab occasione invitatus, ubi hominem altum stertere animadvertit, et abscissis habenis, quas Martinus brachio circumplicatas tenebat, ac novis e cingulo suo factis, equum conscendit, cumque eo sese subducit. Non multo post Martinus evigilans, ac semisomnis adhuc circumspiciens, Ego, inquit, aut Martinus sum, aut non sum. Si Martinus sum, heri mei equum amisi; si non sum, habenas has lucrifeci. Quod postea in proverbium abiit. Huic mandes, si quid recte curatum velis.

Hierzu vergleiche man die Erzählung Verloren oder gefunden in Hebels Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes (Werke, Hesse, IV, S. 177 ff.) und folgende englische Version aus Delight and Pastime or Pleasant Diversion for both sexes ...., London, 1697 bei Ashton, Humour, Wit, and Satire of the Seventeenth Century, New York, 1884, S. 72:

A pleasant Fancy of an Italian by name Trivelino, who falling asleep one Day, with his Horse’s Bridle twisted in his Arm, another came who unbridled his Horse and got away. Trivelino being awaked, and missing his Horse began to feel himself about, saying: Either I am Trivelino, or not: If I am Trivelino my Horse is lost; If not, I have got a Bridle, but know not how.

216

Diese Schnurre, zu der eine sehr nahestehende Parallele in — Timbuktu erzählt wird (Basset, Contes populaires d’Afrique, Paris, 1903, S. 163 ff.), vermittelt den Übergang zu der als Nr. 298 mitgeteilten und ihren in den Noten beigebrachten Varianten.

44. Sottisier, Nr. 259; Volksbuch, Nr. 44; Barker, S. 52; Tréfái, Nr. 45; Griechisch, Nr. 79; Serbisch, S. 153.

45. Barker, S. 53; Volksbuch, Nr. 45; Sottisier, Nr. 53; Tréfái, Nr. 46; Nawadir, S. 20; Griechisch, Nr. 80; Serbisch, S. 159.

46. Volksbuch, Nr. 46; Sottisier, Nr. 75 (Schluß); Nouri, S. 167 ff.; Tréfái, Nr. 47; Nawadir, S. 20; Griechisch, Nr. 48; Serbisch, S. 36 ff. und 111 ff.; Kroatisch, S. 75 ff.; Murad, Nr. 29 (Schluß).

A. C. Lee, The Decameron. Its Sources and Analogues, London, 1909, S. 97.

Zu dem Motive vom eingebildeten Toten vgl. unten die Nrn. 49, 66, 121, 141 und 382.

47. Volksbuch, Nr. 47; Sottisier, Nr. 92 (nicht von Kurden, sondern von Arabern); Nouri, S. 146; Tréfái, Nr. 48; Nawadir, S. 21; Griechisch, Nr. 93; Serbisch, S. 153 ff.

Köhler, I, S. 485.

Anthropophyteia, III, S. 79 ff. und 380 ff.

48. Volksbuch, Nr. 48; Sottisier, Nr. 90; Tréfái, Nr. 49; Griechisch, Nr. 91; Serbisch, S. 174 ff.

Clouston, Noodles, S. 91.

49. Volksbuch, Nr. 49 und Barker, S. 53 ff.; Sottisier, Nr. 175; Nouri, S. 195 ff.; Tréfái, Nr. 50; Nawadir, S. 21; Griechisch, Nr. 92; Serbisch, S. 143 ff. und eine Variante S. 163 ff.; Kroatisch, S. 88 ff.; Pann, S. 343 ff.

Köhler, I, S. 486 ff. und 505 ff.; Gazeau, S. 200 ff.; Fourberies, S. 53; Tréfái, S. 12; Archiv für slavische Philologie, XXIX, S. 452; Lee, The Decameron, S. 96 ff.

Das Schema dieser Geschichte läßt sich folgendermaßen darstellen: 1. das Abhacken des Astes, auf dem man sitzt, 2. der dritte (zweite, achte) Wind des Esels, Pferdes oder Maultiers oder des217 Gefoppten selber als Todeszeichen für diesen und 3. das Sprechen des weggetragenen vermeintlichen Toten.

Zu 1 vgl. das sechste Abenteuer des Guru Paramártan, kombiniert mit dem bei Nr. 66 angegebenen Zuge (Österley in der Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte, I, S. 53 ff. und 67 ff.) und eine Anekdote, die Zachariae in der ZVV, XIII, S. 218 aus Târanâthas Geschichte des Buddhismus mitteilt; ferner: Grillenvertreiber, Franckfurt am Mayn, 1603 (v. d. Hagen, Narrenbuch, Halle, 1811, S. 477); P. Senéquier, Blason populaire provençal in der RTP, XII, S. 75; endlich eine Erzählung bei ibn Arabschah, Fakihat al hulafa110 (Chauvin, Bibliographie des ouvrages arabes, Liége, 1892 ff., II, S. 201, Nr. 47).

Zu 1 und 2: Schleicher, Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder, Weimar, 1857, S. 41 ff.; Bladé, Contes populaires de la Gascogne, III, S. 128 ff. (hier verstopft Jean l’Imbecile dem Esel nach dem zweiten Winde den Hintern mit einem Pflocke; der Esel läßt den dritten, der Pflock durchbohrt den Dummkopf, und er stirbt. Vgl. Köhler, III, S. 50 ff.); Ch. Swynnerton, Romantic Tales from the Panjâb with Indian Nights’ Entertainment, London 1908, S. 272: Of a credulous weaver (hier soll der Weber an dem Tage sterben, wo sein Mund bluten wird).

Zu 3: unten Nr. 121.

Zu 1 und 3: Eine indische Erzählung des Bharataka Dvâtrinçikâ, übersetzt von A. Weber in den Monatsberichten der Berl. Akademie, 1860, S. 71 ff. (Österley in der Z. f. vgl. Litg., I, S. 53; Clouston, Noodles, S. 158 ff.); Pitrè, III, S. 144 ff., Nr. 150: Lu Partannisi.

Zu 2 und 3: Prym-Socin, Tûr ’Abdîn, II, S. 249 ff.; P. Sébillot, Contes de la Haute-Bretagne, Nr. 14 und 15 in der RTP, S. 442 ff. und 443 ff.; Anthropophyteia, III, S. 400 ff.

Zu 1, 2 und 3: Haltrich, Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen, 4. Aufl., Wien, 1885, S. 250 ff.; J. Vinson, Le Folklore du Pays Basque, Paris, 1883, S. 93 ff.; O. Knoop, Schnurren und Schnaken aus Rügen, Nr. 1 in Am Ur-Quell, IV, S. 72 ff. = Merkens,218 II, S. 148 ff., Nr. 177. Weiter sei verwiesen auf die letzte der unten (II, S. 128 ff.) mitgeteilten Geschichten von Juvadi (Nr. 447), die wieder so ziemlich mit Pitrè, Novelle popolari toscane, S. 182 ff. (Nachweise S. 196) von Giucca übereinstimmt.

50. Volksbuch, Nr. 50; Sottisier, Nr. 300; Tewfik, Nr. 43; Nouri, S. 213; Tréfái, Nr. 51; Nawadir, S. 21; Griechisch, Nr. 94; Serbisch, S. 45; Kroatisch, S. 16.

51. Volksbuch, Nr. 51; Sottisier, Nr. 301; Tréfái, Nr. 52; Nawadir, S. 22; Griechisch, Nr. 40; Murad, Nr. 20.

Köhler, I, S. 490 (die Geschichte ist identisch mit der 166. Äsopischen Fabel in Halms Ausgabe: Πατὴρ καὶ θυγατέρες); vgl. auch die 377. Erzählung im 1. Buche von Kirchhofs Wendunmuth (hg. v. Österley, I, S. 412 ff.).

52. Volksbuch, Nr. 52; Barker, S. 56; Sottisier, Nr. 48; Nouri, S. 147; Tréfái, Nr. 53; Nawadir, S. 22; Griechisch, Nr. 41; Serbisch, S. 189; Kroatisch, S. 64.

-Memminger Mond-: In einem außerordentlich interessanten Exkurse, den Seb. Pauli in den Modi di dire toscani (1. Ausg. 1740), Venezia, 1761, S. 212 ff. der Redensart Non conosce la luna di Bologna widmet, heißt es:

Roberto Tizio nel lib. 8. de’ Luogi controversi al capitolo 9111, riferito dal Menagio112: »Neminem ignorare arbitror, jocoso dicterio quosdam illudendi morem esse, quod faciles pacatosque se praestent ad quodvis credendum. Iis enim occinere consuevimus, non vero ipsos lunam, quae Bononiae lucet, cognitam habere: quasi vero luna, quam hic Florentiae spectamus, alia sit atque diversa ab ea, quam Bononienses, atque adeo omnes ubique populi, intuentur. Manavit autem hic sermo a veteribus, ne quis domi nostrae nuper natum existimet. Reperi namque apud Plutarcum in commentario De exilio eundem irridendi modum usurpatum, ubi cum plura adduxisset, quae exilii incommodum extenuarent, nisi etiam tollere possent,219 demum subdit: Atqui stultitiam ejus irridemus, qui lunam Athenis meliorem nitidioremque esse dicat, quam quae Corinthi113. Et tamen in idem quodammodo vitium mentis incidimus, cum peregrinantes terram, mare, aer, coelum ut diversa aliaque a consuetis esse contendimus.« Il volgo conta aver avuto origine questo dettato da un scolare gaglioffo, che dallo studio di Bologna, ove erasi trattenuto più anni, riduttosi in patria con fama di savio, domandò, se quella luna, che ivi luceva, fosse la stessa solita vedersi a Bologna. Il Monosini114 dà a questa maniera di dire un’ altra spiegazione: Accedente aliquo ad aliquorum commercium, qui diutius ab illis visus non sit, tunc dicere solet aliquis: Ecco la luna da Bologna.

Titius und Ménage hätten noch eine andere altgriechische Belegstelle heranziehen können, und zwar die 49. Facetie von Hierokles (Philogelos, S. 16):

Σχολαστικὸς τὴν σελήνην ἰδών, ἐπυνθάνετο τοῦ πατρὸς εἰ καὶ ταῖς ἄλλαις πόλεσι τοιαῦται σελῆναί for εἰσι

Auch Bar-Hebraeus hat eine ähnliche Schnurre (ed. Budge, S. 142, Nr. 549):

A certain simpleton looked at the moon when it was fourteen days old, and said, »Blessed month.« And when it was said to him, »How is it thou didst not see the moon before?« he answered, »I was not in the city having only just come.«

Kuka bringt zwei hiehergehörige Geschichten (S. 166, Nr. 38 und S. 182, Nr. 84), von denen die erstgenannte folgen möge:

A person from Hajáz had come to Shiraz. On the eve of the first day of the month of Ramazán he saw the new moon which ushers in every month. The sight of it aggravated our sage, who said angrily to the moon, — »Hast thou come back to torment and annoy mankind by obliging them to keep fasts? May God kill me, if I do not avoid thy malign influence by departing immediately from this city!«

Vom Sieur Gaulard erzählt Tabourot S. 258 ff.:

Se promenant sur le pont de Dole, et voyant la lune220 pleine, apparente proche l’horison, qui se monstroit fort grande, Je vous asseure, dit-il, que nous sommes bien-heureux en ce païs; car nostre lune est plus grande que celle de Paris. Il pensoit qu’il y en auoit vne pour chaque ville.

Ähnliche Geschichten finden sich sehr häufig, z. B. L. Aurbacher, Ein Volksbüchlein, I, S. 152, Merkens, I, S. 14, Nr. 17, II, S. 17 ff., Nr. 22 und III, S. 10, Nr. 10, Keller, Schwaben, S. 139 (wo auf Boners Edelstein, Nr. 99 hingewiesen wird), Bronner, Bayerisches Schelmen-Büchlein, S. 115 ff., L. F. Sauvé, Le Folk-lore des Hautes-Vosges, Paris, 1889, S. 74, G. Calvia, Facezie sopra gli abitanti di Sorso in Sardegna, Nr. 4 im Archivio, XXI, S. 378, Strafforello, II, S. 460 usw. Vgl. auch den Schluß der zu Nr. 110 mitgeteilten Stelle aus Eyerings Proverbiorum copia.

53. Volksbuch, Nr. 53; Sottisier, Nr. 245 (anders); Tréfái, Nr. 54; Nawadir, S. 22; Griechisch, Nr. 42 (ohne Obszönität).

54. Volksbuch, Nr. 54; Barker, S. 56 ff.; Sottisier, Nr. 19; Nouri, S. 67 ff.; Tréfái, Nr. 55; Nawadir, S. 22; Kuka, S. 215 ff.; Stumme, Tripolis, S. 176 ff.; Fourberies, Nr. 20; Griechisch, Nr. 43; Serbisch, S. 121 ff.; Kroatisch, S. 68 ff.; Murad, Nr. 27.

Köhler, I, S. 490 ff.; Fourberies, S. 31 und Bassets Nachtrag in der RTP, XI, S. 496; Tréfái, S. 12 und 20 ff.

Vgl. die altfranzösische Farce des deux savetiers, über die P. Toldo in den Studj di filologia romanza, IX, S. 199 und in der ZVV, XIII, S. 420 ff. handelt; weiter Arienti, Porretane (1. Ausg. 1483), Venetia, 1531, Bl. 45a ff., Nov. 20: Messere Lorenzo Spazza, caualiero araldo, se fa conuenire denanti al pretore da uno notaro, ilqual e dimostrato non esser in bono sentimento, et messer Lorenzo libero se parte lasciando il notaro schernito e desperato; Le piacevoli e ridiculose facetie di M. Poncino della Torre, Cremonese (1. Ausg. 1581), Brescia, 1599, Bl. 17b ff. = Zabata, Diporto, S. 90 ff.; (G. Sagredo), L’Arcadia in Brenta (1. Ausg. 1667), Bologna, 1693, S. 168 ff.; Juan de Timoneda, El Patrañuelo (1. Ausg. 1576), 221patr. 18 in der Biblioteca des autores españoles, 3.a ed., Madrid, 1850, S. 158 ff. (Dunlop-Liebrecht, S. 271 und D. M. Menéndez y Pelayo, Origenes de la Novela, II, Madrid, 1907, S. LII); J. P. de Memel, Neuvermehrt und augirte Anmuthige lustige Gesellschafft, Zippel-Zerbst, 1701, S. 91, Nr. 208; C. A. M. v. W., Neuaußgebutzter, kurtzweiliger Zeitvertreiber, 1685, S. 244 ff.; G. Georgeakis et L. Pineau, Le Folk-lore de Lesbos, Paris, 1894, S. 111 ff.: Le juif et le chretien; Ilg, II, S. 70 ff., Nr. 113: Die Geschichte von den neunundneunzig Goldstücken. Mit Ausnahme der zwei zuletzt genannten Fassungen kommt die Schuld des Schalkes an den Gläubiger auf eine andere Weise zustande.

Unter den Dschohageschichten bei Mardrus ist eine (S. 101 ff.), die der unsern, aber nur in ihrem ersten Teile entspricht, während diesem in der Nasreddinerzählung bei Walawani, S. 156 ff. ein anderer Schluß beigefügt ist115; ein interessantes Gegenstück hat dieser erste Teil in den Facetie et motti arguti, Fiorenza, 1548, die von L. Domenichi herausgegeben sind, und zwar in dem Abschnitte (Bl. F_{4}b), der, wie ich bei Arlotto, II, S. 308 ff. nachgewiesen habe, auf einem im Jahre 1479 niedergeschriebenen Manuskripte beruht:

Vn pouero huomo s’inginocchiaua ogni mattina à un Crocifisso, pregandolo, che gli facesse trouare cento ducati, e dicendo: se io trouaßi un meno, non gli torrei. Vno che lo senti, ne uolle fare la pruoua, e gettogli quiui di nascosa una borsa con nouanta noue ducati; colui presala, gli annouero, e disse: a Dio, Christo; hamene a dare uno.

Diese Geschichte, die auch in den spätern Ausgaben der Domenichischen Facetien (1562, S. 257, 1581, S. 317 usw.) wiederkehrt, hat Parallelen in den wahrscheinlich vor der Mitte des 16. Jahrhunderts zum ersten Male erschienenen Jests of Scogin, und zwar in dem Schwanke222 How Scogin prayed to a Roode for an Hundred French Crownes (Hazlitt, II, S. 128 ff.) und bei Krauss, Zigeunerhumor, S. 12 ff.; Der Zigeuner spaßt nicht mit Gott. Zu dem zweiten Teile unserer Erzählung stimmt wieder der Schluß des 7. Märchens der Grimmschen KHM: Der gute Handel und seiner kroatischen Variante bei Krauss, Sagen und Märchen der Südslaven, Leipzig, S. 244 ff., Nr. 52: Bauer und Jude.

55. Volksbuch, Nr. 55; Barker, S. 60 ff.; Sottisier, Nr. 21; Ethé, S. 242; Tewfik, Nr. 52; Nouri, S. 200 ff.; Tréfái, Nr. 56; Nawadir, S. 23; Bonelli, S. 458 ff.; Ilg, II, Nr. 92; Griechisch, Nr. 75; Serbisch, S. 29 ff.; Kroatisch, S. 86 ff. und 22 ff.; Gonzenbach, I, S. 258 ff.; Papanti, Dante secondo la tradizione e i novellatori, Livorno, 1873, S. 73 ff.; Pitrè, III, S. 365 ff. (= unten Nr. 432); Murad, Nr. 17; Pann, S. 335.

Köhler, I, S. 491; Crane, S. 296 und 380; Gazeau, S. 201; St. Prato, RTP, IV, S. 167 ff.; Fourberies, S. 31 ff.; Köhler-Bolte, ZVV, VI, S. 74; Tréfái, S. 18; Wesselski, Mönchslatein, Leipzig, 1909, S. 226 ff.; Papini, La leggenda di Dante, Lanciano, 1911, S. 74 ff.

Vgl. ferner zu dem Zuge des Dankes an die Kleider: Bandello, Novelle, III, Nr. 38, Widmungsbrief (Firenze, 1832, S. 612); Schupp, Salomo oder Regenten-Spiegel, Cap. 10 (Schrifften, Hanau, 1663, S. 108 ff.); Zeitvertreiber, S. 65 ff.; Memel, S. 104 ff., Nr. 238 (nach Melander, Jocoseria, I, Nr. 264, Lichae, 1604, S. 207); Harsdörfer, Ars apophtegmatica, Nürnberg, 1655, S. 420, Nr. 1975; Gladwin, The Persian Moonshee, 2. ed., Calcutta, 1799, II, S. 24, Nr. 63; Pharaon, S. 208 ff.; A. Lecoy de la Marche, L’esprit de nos aïeux, Paris, o. J., S. 56 ff., Nr. 32; Biegleisen, Jüdisch-deutsche Erzählungen aus Lemberg, Nr. 2 in der ZVV, IV, S. 209 ff.

56. Volksbuch, Nr. 56; Barker, S. 61 ff.; Sottisier, Nr. 302; Tréfái, Nr. 57; Nawadir, S. 23; Griechisch, Nr. 44; Serbisch, S. 170.

Fourberies, S. 184 ff.

Vgl. weiter die 72. Facetie im Philogelos:

223

Σχολαστικὸς ἐν γάμοις ἑστιαθείς, εἶτα ἀναχωρῶν, εὔχομαι, εἶπεν, εὐτυχῶς καὶ ἀεὶ ταῦτα ὑμᾶς ποιεῖν.

57. Volksbuch, Nr. 57; Sottisier, Nr. 266; Tréfái, Nr. 58; Nawadir, S. 23; Stumme, Tripolis, S. 178 ff. = unten Nr. 381; Griechisch, Nr. 85 + 169; Serbisch, S. 139 ff.

Fourberies, S. 62.

Vgl. Reinisch, Die Nuba-Sprache, Wien, 1879, I, S. 183 ff.

58. Volksbuch, Nr. 58; Barker, S. 62 ff.; Sottisier, Nr. 31; Tréfái, Nr. 59; Nawadir, S. 24; Griechisch, Nr. 161.

Gazeau, S. 201.

59. Volksbuch, Nr. 59; Sottisier, Nr. 303; Tréfái, Nr. 60; Griechisch, Nr. 162.

60. Volksbuch, Nr. 60; Barker, S. 63 ff.; Sottisier, Nr. 100; Buadem, Nr. 113; Nouri, S. 62; Tréfái, Nr. 61; Nawadir, S. 24; Fourberies, Nr. 34; Griechisch, Nr. 163; Serbisch, S. 92; Kroatisch, S. 60.

Fourberies, S. 44.

61. Barker, S. 64 ff.; Volksbuch, Nr. 61; Sottisier, Nr. 223 = unten Nr. 281 (nur der Schluß); Tewfik, Nr. 18; Tréfái, Nr. 62; Nawadir, S. 24; Griechisch, Nr. 102; Serbisch, S. 25; Kroatisch, S. 8.

Tréfái, S. 16.

Ähnlich straft Klaus Narr sein Pferdchen, das sich unanständig betragen hat, indem er ihm den Sattel abnimmt und es »zu Fuß laufen läßt«; vgl. Pauli, Schimpf und Ernst, hg. v. Österley, Stuttgart, 1866, Anhang, Nr. 2, Hans Sachs, Sämtliche Fabeln und Schwänke, hg. v. Goetze und Drescher, IV, Halle, 1903, S. 246 ff. mit den Noten der Herausgeber und Bütner, Von Claus Narren, S. 201. Dasselbe tut Triboulet, der Hofnarr König Franz I. von Frankreich, in der Nov. 68 des Recueil des plaisantes et facetieuses nouvelles, Lyon, 1555, S. 212 ff. = Les joyeuses aventures et facetieuses narrations, Lyon, 1556, S. 242 ff., nov. 71.116, die dann von 1568 an als 98. Stück in die Nouvelles récréations et joyeux devis von Bonav. Des Periers224 aufgenommen worden ist (éd. par P. L. Jacob [Paul Lacroix], Paris, 1858, S. 333 ff.); vgl. weiter P. L. Jacob [Paul Lacroix], Curiosités de l’histoire de France, Paris, 1858, S. 116 ff. und A. Canel, Recherches historiques sur les fous des rois de France, Paris, 1873, S. 107 ff.

62. Barker, S. 65; Volksbuch, Nr. 62; Sottisier, Nr. 304; Griechisch, S. 119.

63. Volksbuch, Nr. 63; Barker, S. 65 ff.; Sottisier, Nr. 243; Nouri, S. 53 ff. (hier ist der Esel ein »Despot«, d. h. ein Bischof geworden); Tréfái, Nr. 63; Nawadir, S. 24; Stumme, Tunis, I, S. 79 ff. und II, S. 133 ff. = unten Nr. 385; Griechisch, Nr. 101; Serbisch, S. 131; Kroatisch, S. 67 ff. (Despot); Murad, Nr. 28; Pann, S. 341. Vgl. auch unten Nr. 259.

Köhler, I, S. 491; Bolte in der ZVV, VII, S. 93 ff.; Fourberies, S. 61; Chauvin, VII, S. 170 ff.; Basset in der RTP, XIX, S. 56; Archiv für slavische Philologie, XIX, S. 267, XXII, S. 305 und XXIX, S. 453.

Clouston, Noodles, S. 104; Swynnerton, S. 43 ff.; Yakoub Artin Pacha, Contes populaires de la vallée du Nil, Paris, 1895, S. 51 ff. (verquickt mit dem Motive von Nr. 487); Veckenstedt, Sztukoris, der Till Eulenspiegel der Litauer und Zamaiten, Leipzig, 1885, S. 32 ff.; Anthropophyteia, I, S. 25 ff.

64. Volksbuch, Nr. 64; Sottisier, Nr. 99; Buadem, Nr. 87; Tréfái, Nr. 64; Nawadir, S. 25; Griechisch, Nr. 32; Serbisch, S. 123 ff. und 81 ff.

Vgl. P. Sébillot, Contes et légendes de la Haute-Bretagne, Nr. 100: L’âne du Jaguen in der RTP, XXIV, S. 202 ff.

65. Volksbuch, Nr. 65; Barker, S. 66; Sottisier, Nr. 235; Ethé, S. 243; Tewfik, Nr. 12; Nouri, S. 55 ff.; Tréfái, Nr. 65; Mardrus, S. 94 ff.; Nawadir, S. 25; Kuka, S. 216 ff.; Fourberies, Nr. 29; Griechisch, Nr. 120; Walawani, S. 156; Serbisch, S. 24; Kroatisch, S. 100 und 6 ff.; Murad, Nr. 5; Pann, S. 331.

Köhler, I, S. 491; Gazeau, S. 201 ff.; Fourberies, S. 60; Tréfái, S. 12 und 16; Basset im Keleti Szemle, I, S. 221 ff.

225

Die Schnurre ist nichts als eine glückliche Steigerung der Anekdote von Scipio Nasica und dem Dichter Ennius, die bei Cicero, De oratore, II, 68, 276 erzählt wird und ohne Namen im Philogelos als Nr. 193 wiederkehrt. Vgl. zu dieser Fassung, wo der Besucher zwar der Magd oder dem Diener, aber nicht dem Herrn selber glaubt, daß dieser nicht zu Hause sei, die Nachweise Österleys zu Kirchhofs Wendunmuth, III, Nr. 139, ferner Castiglione, Il Cortegiano, II, c. 75 (hg. v. Wesselski, I, S. 207 und 321), Lodovico Carbone, Facezie, ed. da Abd-el-Kader Salza, Livorno, 1900, S. 34, Nr. 29, Guicciardini, Detti, et fatti piacevoli et gravi (1. Ausg. 1565), Venezia, 1581, S. 153 ff., Tales and Quicke Answeres (ca. 1535), Nr. 112 (Hazlitt, I, S. 126 ff.), The Jests of Scogin, S. 140 ff., The Pleasant Conceites of Old Hobson the Merry Londoner (1. Ausg. 1607), Nr. 35 (Hazlitt, III, S. 51), Oxford Jests Refined and Enlarged, London, 1684 bei Ashton, Humour, Wit and Satire, S. 235, Gaspar Lucas Hidalgo, Diálogos de apacible entreteniemento (1. Ausg. 1605), diál. I, cap. 2 in Extravagantes, Barcelona, 1884, S. 31 usw.

Parallelen zu unserer Version stehen bei Juan de Timoneda, Sobremesa y alivio de caminantes (1. Ausg. 1563), p. II, c. 62 in der Biblioteca des autores españoles, III, S. 182, nach diesem bei Zabata, Diporto de’ viandanti, S. 80, in der Arcadia in Brenta S. 397 ff., bei Casalicchio, L’utile col dolce (1. Ausg. 1671), c. I, d. 8, a. 4, Venezia, 1708, S. 144, bei Baraton, Poesies diverses, Paris, 1705, S. 189, in den Pantagruéliques (1. Ausgabe 1854), Turin, 1870, S. 58, bei Büttner, Suaheli-Literatur, I, S. 88 und II, S. 87 ff. und bei Roda Roda, S. 222 ff.

66. Volksbuch, Nr. 66; Barker, S. 66 ff.; Sottisier, Nr. 75 (1. Teil); Tréfái, Nr. 66; Nawadir, S. 25; Griechisch, Nr. 95.

Köhler, I, S. 488 ff.; Gazeau, S. 202; Fourberies, S. 41.

Vgl. das 6. Abenteuer Guru Paramártans, wo einem Schüler Gurus mitgeteilt wird, daß sich Gurus Tod durch das Erkalten seiner Lenden anzeigen werde (Österley in der Z. f. vgl. Litg., I, S. 67 ff.). Bei W. F. O’Connor, Folk Tales from Tibet, 2. ed., London, 1907, S. 30 ff.: The story of the foolish young mussulman werden gelbe Fußsohlen als Todeszeichen angegeben.

226

Zu dem Zuge vom eingebildeten Toten vgl. die Nrn. 46, 49, 121, 141 und 382.

67. Volksbuch, Nr. 67; Sottisier, Nr. 305; Tewfik, Nr. 35; Tréfái, Nr. 67; Griechisch, Nr. 96; Serbisch, S. 109 und 35; Kroatisch, S. 13.

68. Volksbuch, Nr. 68; Barker, S. 67 ff.; Sottisier, Nr. 102; Tewfik, Nr. 34; Tréfái, Nr. 68; Nawadir, S. 26; Griechisch, Nr. 97; Serbisch, S. 14 ff.; Kroatisch, S. 13.

Tréfái, S. 16.

69. Volksbuch, Nr. 69; Barker, S. 68 ff.; Tréfái, Nr. 69; Nawadir, S. 26; Griechisch, Nr. 99; Serbisch, S. 189.

Köhler, I, S. 492 ff.; Tréfái, S. 12.

-Fröschen Geld gegeben-: Dazu vgl. außer der bei Köhler, III, S. 14 und im Archiv für slavische Philologie, XXII, S. 304 und 309 angegebenen Literatur noch Krauss, Sagen und Märchen der Südslaven, S. 244 ff., Pitrè, Novelle popolari toscane, S. 180 (Giucca), Landes, Contes et légendes annamites, Saigon, 1886, S. 320, Merkens, I, Nr. 39, und Keller, Schwaben, S. 98 ff.

70. Barker, S. 69 ff.; Volksbuch, Nr. 70; Sottisier, Nr. 68; Nouri, S. 123 ff.; Tréfái, Nr. 70; Nawadir, S. 26; Kuka, S. 217; Griechisch, Nr. 98; Kroatisch, S. 18 ff.; Murad, Nr. 22. Die erste Frage allein als Inhalt einer selbständigen Erzählung: Tewfik, Nr. 51; Serbisch, S. 31.

Köhler, I, S. 492 ff.; Gazeau, S. 202 ff.; Fourberies, S. 39; Hartmann, S. 64 ff.

Die außerordentlich reiche Literatur über das Motiv der drei Fragen hat A. L. Jellinek im Euphorion, IX, S. 159 zusammengestellt; dazu kommen noch: De Puymaigre im Archivio, III, S. 98 ff.; Basset, Loqmân berbère, Paris, 1890, S. LXI ff.; Ad. Rittershaus, Die neuisländischen Volksmärchen, Halle a. S., 1902, S. 404 ff.; Letterio di Francia, Franco Sacchetti novellatore, Pisa, 1902 (= vol. 16 der Annali della R. scuola normale superiore di Pisa, Filologia e filosofia), S. 112 ff.; Meißner, Neuarabische Geschichten aus dem Iraq, S. 89 ff.; Menéndez y Pelayo, Origenes de la Novela, II, S. LVIII ff.

227

71. Sottisier, Nr. 61; Cantimir117, I, S. 164; De la Croix, I, S. 153 ff.; Flögel, S. 176 ff.; Hammer, I, S. 629 ff.; Doran, S. 73 ff.; Nick, I, S. 147 ff.; Murad, Nr. 24. An allen diesen Stellen handelt es sich um Feigen, die der Hodscha statt der zuerst in Aussicht genommenen Quitten dem Sultan Timur überbringt. In den folgenden Fassungen variieren die als Geschenk gebrachten Früchte und statt Timurs ist es der Bei, Hegemon, Beg, Pascha oder Kaid, der sie erhält: Volksbuch, Nr. 71; Barker, S. 77 ff.; Nouri, S. 151 ff.; Tréfái, Nr. 71; Nawadir, S. 26; Fourberies, Nr. 25; Griechisch, Nr. 100; Serbisch, S. 141 ff. und 186 ff.; Kroatisch, S. 77 ff.; Pann, S. 333 ff.

Köhler, I, S. 494 ff.; Gazeau, S. 203 ff.; Fourberies, S. 37 ff.; Tréfái, S. 6 ff.; vgl. ferner Cloustons Abhandlung »Luckily, they are not peaches« in den Popular Tales und Fictions, II, S. 467 ff.

In der Anmerkung zur 68. Facetie Arlottos (I, S. 226 ff.) ist der Anfang einer Erzählung des Midrasch Wajikra rabba mitgeteilt worden, die eine Parallele zu diesem Schwanke Nasreddins darstellt; hier folge nunmehr der Schluß:

Der König befahl, daß man ihn vor das Tor des Palastes setze und jeder Aus- und Eingehende ihn mit seinen Feigen ins Gesicht werfen solle. Am Abende wandte er sich von da weg und ging nach Hause und erzählte seinem Weibe: »Alles, was mir begegnet ist, habe ich dir zu danken.« »Geh,« sprach sie zu ihm, »schwatze es deiner Mutter vor; gut, daß es nur Feigen und nicht Ethroge und daß sie reif und nicht unreif waren.«

Die älteste abendländische Version dieser Schnurre, die auch bei Kuka, S. 217 ff. wiederkehrt, scheint eine der Cento novelle antiche zu sein; in Gualteruzzis Texte ist sie die 74., in dem Borghinis die 73. (Ausgabe Milano,228 1804 = vol. I der Raccolta di Novelle, S. 193 ff., wo nach D. M. Manni eine Parallele gegeben und auf das Sprichwort Manco male, ch’elle non furon pesche verwiesen wird; ed. Biagi, Firenze, 1880, S. 107 ff.; ed. Sicardi, Straßburg, o. J., S. 95 ff.) Eben diese Novelle, zu der man D’Ancona, Romania, III, S. 180 vergleiche, wird von Seb. Pauli in der Modi di dire toscani, zit. Ausg., S. 259 ff. nach Ménage zur Erklärung des Sprichwortes Fortuna che non furon pesche herangezogen und mit der auch von Clouston, a. a. O. zitierten Geschichte von dem Feigentribute von Poggibonsi zusammengestellt. Denselben Stoff behandeln Tomaso Costo in einer Novelle des 5. Tages seines zuerst 1596 erschienenen Fuggilozio, deren Argument lautet: Il re Francesco donando a molti gli vien portata una soma di zucche da un malizioso contadino, a cui son tratte per la testa (Venetia, 1604, S. 331 ff.) und die Arcadia in Brenta, S. 36 ff.; mit einem andern Motive ist er verquickt bei D’Ouville, L’Elite des contes (1. Ausg. 1641), Paris, 1873, S. 48 ff.: Autre naïveté.

Eine serbische Variante in der Anthropophyteia, III, S. 363 ist deshalb bemerkenswert, weil sie an die oben, S. 211 erwähnte Strafe des Rhaphanizein erinnert.

Zweifellos scheint es mir zu sein, daß dieser Schwank und die bekannte Fabel von der Eichel und dem Kürbis (s. unten Nr. 513) in einem Zusammenhange stehn.

72. Volksbuch, Nr. 72; Barker, S. 78 ff.; Sottisier, Nr. 65 (hier wieder von Timur); Tréfái, Nr. 72; Griechisch, Nr. 104; Serbisch, S. 175 ff.

Tréfái, S. 8.

Köhler, I, 416 ff.

73. Volksbuch, Nr. 73; Sottisier, Nr. 64 (von Timur); Tréfái, Nr. 73; Griechisch, Nr. 105; Serbisch, S. 110. Anders E. Sachau, Skizze des Fellichi-Dialekts von Mosul, Berlin, 1895, S. 70, wo dem Molla Nasreddin eingeredet wird, sein junger Stier sei ein Pferd.

74. Sottisier, Nr. 224; Volksbuch, Nr. 74118; Tréfái, Nr. 74; Mardrus, S. 110; Griechisch, Nr. 106; Kroatisch,229 S. 90 ff. Die Frage, wodurch sich Nasreddin von einem Esel unterscheide, die bei Mardrus fehlt, als Nr. 25 bei Murad.

Köhler, I, S. 496.

75. Volksbuch, Nr. 75; Barker, S. 80 ff.; Sottisier, Nr. 62; Tewfik, Nr. 39; Nouri, S. 114 ff.; Tréfái, Nr. 75; Griechisch, Nr. 107 und 154; Τὰ 52 Παραμύθια, Athen, o. J., S. 81 ff., Nr. 33: Ὁ Βοεβόδας καὶ ὁ Ναστραδὶν Χόντζ; Serbisch, S. 16; Kroatisch, S. 15; Murad, Nr. 15; Pann, S. 334 ff.

Köhler, I, S. 496; Fourberies, S. 38; Hartmann, S. 63; Tréfái, S. 12

Die ausgiebigsten Nachweise zu dieser oft behandelten Geschichte, die der Hauptsache nach mit der 4. Novelle des 6. Tages im Dekameron (übersetzt von Wesselski, Leipzig, 1909, II, S. 228 ff.) übereinstimmt, gibt Bolte in seiner Ausgabe der Schwankbücher von Montanus, Tübingen, 1899, S. 613 ff. und abgedruckt sind sie bei Lee, The Decameron, S. 177 ff.; einige Nachträge bei Hans Sachs, Sämtliche Fabeln und Schwänke, III, S. 255. Es sei noch auf folgende Parallelen verwiesen: Le Parangon des Nouvelles honnestes et delectables (1. Ausg. 1531), Paris, 1865, S. 36 ff.: De la grue qui n’avoit qu’une cuisse; Garibay, Cuentos (Mitte des 16. Jahrhunderts) bei Paz y Melia, Sales españolas, II, S. 61; Melchor de Santa Cruz, Floresta española (1. Ausg. 1574), Bruxellas, 1598, p. II, c. 2, Nr. 62 (vgl. Menéndez y Pelayo, Origenes de la Novela, II, S. XLIII), schlecht ins Deutsche übersetzt bei Chr. Lehmann, Exilium melancholiae (1. Ausg. 1643), Straßburg, 1669, E, Nr. 75, S. 122 ff.; England’s Jests Refin’d and Improv’d, 3rd Edition, London, 1693 bei Ashton, S. 291 ff.; Zincgref-Weidner, IV, S. 184; Harsdörfer, Ars apophtegmatica, S. 198, Nr. 918; Merkens, I, S. 65 ff., Nr. 77.

Die Antwort Nasreddins: »Hierzulande haben die Gänse nur ein Bein« entspricht der Antwort, die in der 75. Novelle der Gualteruzzischen Ausgabe der Cento novelle antiche (ed. Biagi, Firenze, 1880, S. 108 ff., ed. Sicardi, Straßburg, o. J., S. 96 ff.) der Spielmann dem Herrgott gibt: »E non ànno ernioni quelli (chavretti) di questo paese«. Zu dieser Erzählung vgl. Bolte bei Montanus, S. 562 ff.

230

76. Barker, S. 82 ff.; Volksbuch, Nr. 76; Sottisier, Nr. 97; Tréfái, Nr. 76; Griechisch, Nr. 108; Serbisch, S. 167 ff.

Basset in der RTP, XI, S. 498; Tréfái, S. 20; Horn, S. 71 (Karakusch); Volksbuch (Decourdemanche), S. 126 ff. (Karakusch).

Clouston, Noodles, S. 86 ff.

77. Volksbuch, Nr. 77; Barker, S. 83 ff.; Sottisier, Nr. 73; Ethé, S. 247 ff.; Tewfik, Nr. 38; Nouri, S. 159 ff.; Tréfái, Nr. 77; Nawadir, S. 26; Griechisch, Nr. 47; Walawani, S. 154; Serbisch, S. 126 ff. und 15; Kroatisch, S. 14 ff.; Pann, S. 341.

Köhler, I, 496; Clouston, Flowers, S. 69; Fourberies, S. 40 ff.; Tréfái, S. 27.

78. Volksbuch, Nr. 78; Sottisier, Nr. 191; Tewfik, Nr. 6; Tréfái, Nr. 78; Mardrus, S. 97 ff.; Nawadir, S. 27; Fourberies, Nr. 6; Griechisch, Nr. 140; Serbisch, S. 34.

79. Volksbuch, Nr. 79; Barker, S. 84 ff.; Sottisier, Nr. 229; Tewfik, Nr. 65; Nouri, S. 172 ff.; Tréfái, Nr. 79; Nawadir, S. 27; Kuka, S. 218; Fourberies, Nr. 57; Griechisch, Nr. 21; Serbisch, S. 20 ff.; Kroatisch, S. 25 ff.; Murad, Nr. 26. Vgl. auch unten Nr. 495.

Clouston, Noodles, S. 90; Gazeau, S. 204; Fourberies, S. 59; Basset in der RTP, XI, S. 498; Hartmann, S. 52.

Vgl. die 1. Karakuschgeschichte im Volksbuch (Decourdemanche), S. 116, die wieder mit einer Dschohageschichte im Nuzhat al udaba (Basset im Keleti Szemle, I, S. 221, Nr. 1; Basset in der RTP, XI, S. 498) übereinstimmt. Als älteste Version darf aber wohl die 28. Facetie im Philogelos gelten:

Σχολαστικοῦ τὸν ἀντίχειρα κύων ἔδακεν. ὁ δὲ εἶπεν εἰ τὸ ἱμάτιον ἐπίασεν, ἐσχισμένον ἂν ἦν.

80. Volksbuch, Nr. 80; Barker, S. 85 ff.; Sottisier, Nr. 50; Nouri, S. 22 ff.; Tréfái, Nr. 80; Nawadir, S. 27; Griechisch, Nr. 51; Serbisch, S. 181 ff.

Hartmann, Der islamische Orient, I, Berlin, 1905, S. 182 aus dem zentralasiatischen Volksbuche von Meschreb, dem weisen Narren.

231

81. Volksbuch, Nr. 81; Sottisier, Nr. 32; Ethé, S. 243; Nouri, S. 222 ff.; Tréfái, Nr. 81; Nawadir, S. 27; Griechisch, Nr. 52; Kroatisch, S. 79 ff. Vgl. auch unten Nr. 510.

Köhler, I, 496 ff.; Fourberies, S. 33 ff.; Tréfái, S. 12.

Die Literatur über den Dieb auf dem Mondstrahle ist zusammengestellt bei Chauvin, II, S. 84 und IX, S. 31; dazu Kuka, S. 238 ff.

82. Barker, S. 86 ff.; Volksbuch, Nr. 82; Sottisier, Nr. 104; Nouri, S. 170 ff.; Tréfái, Nr. 82; Nawadir, S. 28; Griechisch, Nr. 53; Serbisch, S. 173 ff.; Kroatisch, S. 99 ff.

83. Sottisier, Nr. 7; Volksbuch, Nr. 83; Tréfái, Nr. 83; Griechisch, Nr. 54.

Tréfái, S. 19 ff.

Vgl. die allerdings von unserer Fassung etwas abweichende, aber mit Buadem, Nr. 133 übereinstimmende 658. Erzählung bei Bar-Hebraeus, S. 166, die mit Wesselski, Mönchslatein, Nr. 134 zusammenzustellen ist; zu den dort, S. 247 und bei Bebel, I, S. 132 ff. gegebenen Nachweisen kommen noch: Kuka, S. 161, Tales and Quicke Answeres, Nr. 83 (Hazlitt, I, S. 101), Domenichi, Facetie, 1548, Bl K_{4}b (nach Gastius), Doni, I Marmi, Vinegia, 1552, II, S. 49 ff., Archie Armstrong’s Banquet of Jests (1. Ausg. einfach als Banquet of Jeasts 1630), Edinburgh, 1872, S. 218 ff., Certayne Conceyts und Jests, Nr. 23 (1. Ausg. 1609), bei Hazlitt III, S. 11, Lehmann, Exilium melancholiae, D, Nr. 14, S. 85, Harsdörfer, Ars apophtegmatica, S. 94, Nr. 416, Schupp, Schriften, S. 372, Joe Miller’s Jests, London, o. J. (ca. 1750), S. 96, Nr. 547 und Swynnerton, S. 300 ff.

Eine Geschichte der kroatischen Ausgabe, S. 102 erzählt folgendes:

Als Nasreddin einmal mit seinem Sohne in einem Bette schlief, hörten sie mitten in der Nacht, wie sich zwei Diebe ins Zimmer schlichen, und der eine ging auf die eine Seite, der andere auf die andere. Nasreddin stieß seinen Sohn und sagte ihm ins Ohr: »Das sind Dummköpfe; sie werden gar nichts finden.«

»Ich werde sie erschrecken,« sagte der Sohn.

»Nein, du mußt schweigen; ich habe eine stärkere Stimme und werde so schreien, daß sie erschrecken, und232 vielleicht verliert dann einer etwas, was er anderswo gestohlen hat und was wir brauchen können.«

Ähnlich ist folgende Facetie bei Domenichi, 1562, S. 55 (1581, S. 66):

Ghino pouero inuitò vna notte Spachino a dormire seco, et la notte mentre dormiuano, entrò vn ladro in casa, e andaua ruspando per rubare qualche cosa. Il che sentendo Spachino toccò Ghino (dicendo): e vn ladro? Disse allhora Spachino: Io vuò gridare, che forse gli caderà qualche cosa.

Mit dieser Schnurre stimmt der Zigeunerschwank bei Roda Roda, S. 156 überein.

84. Sottisier, Nr. 79; Volksbuch, Nr. 84; Nouri, S. 93; Tréfái, Nr. 84; Griechisch, Nr. 55.

Vgl. Pauli, Schimpf und Ernst, Anhang, Nr. 35, S. 413 ff.; Hans Sachs, Schwänke, IV, Nr. 302, S. 100 ff.; Wickram, Rollwagenbüchlein, Nr. 91, S. 118 ff.; Kirchhof, Wendunmuth, I, Nr. 373, S. 410; Aurbacher, Volksbüchlein, I, S. 125 ff.

85. Volksbuch, Nr. 85; Sottisier, Nr. 267; Tréfái, Nr. 85; Griechisch Nr. 56.

86. Sottisier, Nr. 268; Volksbuch, Nr. 86; Tréfái, Nr. 86; Griechisch, Nr. 57.

87. Volksbuch, Nr. 87; Barker, S. 87 ff.; Sottisier, Nr. 279; Nouri, S. 92; Tréfái, Nr. 87; Nawadir, S. 28 (Basset RTP, VI, S. 304); Griechisch, Nr. 45; Serbisch, S. 118 ff.

Galland, S. 17; Fourberies, S. 64.

88. Volksbuch, Nr. 88; Tréfái, Nr. 88; Nawadir, S. 28; Griechisch, Nr. 46.

89. Volksbuch, Nr. 89; Barker, S. 88 ff.; Sottisier, Nr. 80; Ethé, S. 242 ff.; Nouri, S. 96; Tréfái, Nr. 89; Nawadir, S. 28; Fourberies, Nr. 26; Griechisch, Nr. 49; Serbisch, S. 38 ff.; Kroatisch, S. 87.

Gazeau, S. 204; Fourberies, S. 41; Tréfái, S. 22.

233

90. Volksbuch, Nr. 90; Sottisier, Nr. 163; Tréfái, Nr. 90; Nawadir, S. 28; Griechisch, Nr. 50; Murad, Nr. 6.

Vgl. Recueil, 1555, S. 83 ff., nouv. 14: D’un superstitieux medecin, qui ne vouloit rire avec sa femme, si non quand il plouvoit, et de la bonne fortune de ladicte femme apres son trespas (deutsch bearbeitet von Kirchhof, Wendunmuth, B. III, Nr. 241) = Aventures, 1556, S. 108 ff., nov. 18 = Les joyeuses Aventures et nouvelles Recreations, Paris, 1577, Bl. 46a ff., devis 13 = Des Periers, S. 289 ff., nouv. 95.

91. Volksbuch, Nr. 91; Sottisier, Nr. 306; Tréfái, Nr. 91; Griechisch, Nr. 121.

92. Volksbuch, Nr. 92; Sottisier, Nr. 196; Tréfái, Nr. 92; Mardrus, S. 116 ff.; Nawadir, S. 29; Griechisch, Nr. 122.

Gazeau, S. 204 ff.

93. Volksbuch, Nr. 93; Sottisier, Nr. 307; Tréfái, Nr. 93; Nawadir, S. 29; Griechisch, Nr. 133; Serbisch, S. 187.

94. Volksbuch, Nr. 94; Barker, S. 89; Sottisier, Nr. 308; Tréfái, Nr. 94; Nawadir, S. 29; Fourberies, Nr. 28; Griechisch, Nr. 123; Serbisch, S. 179.

95. Volksbuch, Nr. 95; Barker, S. 90; Sottisier, Nr. 309; Tréfái, Nr. 95; Nawadir, S. 29; Griechisch, Nr. 132; Serbisch, S. 112.

96. Barker, S. 90 ff.; Volksbuch, Nr. 96; Sottisier, Nr. 17; Nouri, S. 26 ff.; Tréfái, Nr. 96; Nawadir, S. 29; Fourberies, Nr. 44; Reinisch, Nuba-Sprache, I, S. 162 (= Basset, Contes populaires d’Afrique, S. 137: Joha et les souliers); Griechisch, Nr. 134; Serbisch, S. 171 ff.; Kroatisch, S. 65 ff.

Fourberies, S. 31 und 79; Tréfái, S. 27.

Vgl. folgende Schnurre bei Doni, Rime del Burchiello, Vinegia, 1553, S. 148:

Batista de Peruzzi fu un ceruello ombroso, onde la state quando s’andaua a bagnare, come s’era spogliato nudo, si cigneua un pugnale sfoderato dietro alle reni, et entraua sotto acqua. Vna volta gli fu domandato, per che portaua l’arme sotto l’acqua. O, disse egli, tu sei sciocco,234 a colui che gne ne dimandò; che diauol so io, chi ci sia qua sotto.

97. Sottisier, Nr. 47; Volksbuch, Nr. 97; Barker, S. 91 ff.; Nouri, S. 214 ff.; Tréfái, Nr. 97; Mardrus, S. 100 ff.; Nawadir, S. 29; Pharaon, S. 204 ff.; Fourberies, Nr. 18; Griechisch, Nr. 135; Serbisch, S. 140 ff.

Köhler, I, S. 497; St. Prato in der RTP, II, S. 503 ff.; Gazeau, S. 205; Fourberies, S. 36; Tréfái, S. 17.

Ispirescu, S. 3 (Gaster im Magazin, XCVI, S. 564). Chauvin (VIII, S. 158) stellt diesen Schwank mit der großen Reihe von Erzählungen zusammen, wo es sich um eine Scheinzahlung für eine Scheinleistung handelt.

Eine ähnliche Ableitung des Anspruchs, als nahestehender zu gelten, findet sich im Nuzhat al udaba (Basset in der RTP, XIII, S. 667):

Man erzählt, daß ein Parasit zu einer Hochzeit gekommen, aber weggejagt worden ist. Da schrie er: »Unglück über euch, einen Menschen, wie ich bin, wegzujagen!« »Und wer bist du denn?« »Ich bin der Nachbar des Tischlers, der den Leisten für den Schuster gemacht hat, der den Schuh der Braut genäht hat!«

98. Sottisier, Nr. 112; Volksbuch, Nr. 98; Barker, S. 93; Tréfái, Nr. 98; Griechisch, Nr. 111; Serbisch, S. 174.

99. Volksbuch, Nr. 99; Barker, S. 93 ff.; Sottisier, Nr. 310; Tréfái, Nr. 99; Nawadir, S. 30; Griechisch Nr. 126.

Tréfái, S. 23.

100. Barker, S. 94 ff.; Volksbuch, Nr. 100; Tréfái, Nr. 100; Griechisch, Nr. 127.

Der zweite Teil für sich allein: Buadem, Nr. 8; Serbisch, S. 54; Kroatisch, S. 31.

Der Reiter, der sein Pferd nicht kennt usw. kehrt in der 90. Facetie Poggios wieder: Jocatio cuiusdam Veneti qui equum suum non cognoverat; auf dieser beruhen die Nr. 72 der Tales and Quicke Answeres (Hazlitt, I, S. 91 ff.), die Nr. 19 der Pleasant Conceites of old Hobson the Merry Londoner (Hazlitt, III, S. 33 ff.) und der erste Teil des 40. Kapitels des Lalenbuchs (v. d.235 Hagen, Narrenbuch, S. 197 ff.; Das Lalenbuch, Stuttgart, 1839, S. 142). Vgl. auch die 24. Novelle bei Des Periers, zit. Ausg. S. 112 ff.

Der zweite Teil des Schwankes (-Verkehrt aufsitzen-) hat zwei Parallelen in Costos Fuggilozio, zit. Ausg. S. 118: Gofferia d’un Veneziano caualcando, e sua accorta risposta und S. 163 ff.: Risposta mordace d’un Buffone, deren zweite eine obszöne Begründung bringt.

101. Sottisier, Nr. 82; Volksbuch, Nr. 101; Barker, S. 95 ff.; Nouri, S. 38; Tréfái, Nr. 101; Griechisch, Nr. 128.

Gazeau, S. 205.

102. Volksbuch, Nr. 102; Barker, S. 96; Tréfái, Nr. 102; Griechisch, Nr. 129.

103. Volksbuch, Nr. 103; Barker, S. 97; Sottisier, Nr. 311; Tréfái, Nr. 103; Nawadir, S. 30; Griechisch, Nr. 130; Serbisch, S. 112.

104. Volksbuch, Nr. 104; Barker, S. 97 ff. (anders); Sottisier, Nr. 312; Tewfik, Nr. 27; Nouri, S. 97; Tréfái, Nr. 104; Nawadir, S. 30; Griechisch, Nr. 131 und 21; Serbisch, S. 23; Kroatisch, S. 10.

Clouston, Noodles, S. 91; Gazeau, S. 205 ff.; Fourberies, S. 68; Hartmann, S. 65.

105. Volksbuch, Nr. 105; Sottisier, Nr. 313; Tréfái, Nr. 105; Nawadir, S. 30; Griechisch, Nr. 86.

Köhler, I, S. 497; Fourberies, S. 68 (die Schnurre findet sich schon in dem Rabi al abrar des 1143 verstorbenen Zamachschari).

Vgl. die von Bolte zu Wickram, Nr. 39, S. 372 zusammengestellte Literatur.

106. Volksbuch, Nr. 106; Sottisier, Nr. 314; Tewfik, Nr. 26; Tréfái, Nr. 106; Nawadir, S. 30; Griechisch, Nr. 64; Serbisch, S. 29; Kroatisch, S. 10.

Horn, S. 69 (eine ältere Version bei Zakani).

107. Volksbuch, Nr. 107; Sottisier, Nr. 190; Nouri, S. 144 ff.; Tréfái, Nr. 107; Mardrus, S. 116; Nawadir, S. 30; Griechisch, Nr. 65; Serbisch, S. 41 ff.

236

108. Volksbuch, Nr. 108; Sottisier, Nr. 108; Buadem, Nr. 26; Tréfái, Nr. 106; Nawadir, S. 30; Griechisch, Nr. 64; Serbisch, S. 29; Kroatisch, S. 10.

109. Volksbuch, Nr. 109; Sottisier, Nr. 315; Tréfái, Nr. 108; Griechisch, Nr. 67; Serbisch, S. 185; Vgl. auch oben Nr. 10.

Tréfái, S. 18.

Vgl. weiter Reinisch, Die Nuba-Sprache, I, S. 179 ff. und A. de Motylinski, Dialogue et textes en dialecte de Djerba, Paris, 1898, S. 24 ff. = Basset, Contes populaires d’Afrique, S. 23 ff.

110. Volksbuch, Nr. 110; Sottisier, Nr. 264 + 290; Tréfái, Nr. 110; Griechisch, Nr. 62; Serbisch, S. 115 ff.

Gazeau, S. 206.

Am nächsten den occidentalen Varianten der im zweiten Teile des Schwankes erzählten Geschichte steht Panns Gedicht, S. 351 ff., dessen Inhalt kurz ist, wie folgt: Da der Hodscha Nastratin Geld hat, schickt er seinen Sohn in die Fremde studieren, und der kommt zur Freude seiner Eltern mit den besten Zeugnissen heim. Als er nun die erste Nacht im väterlichen Hause verbringt, sieht er auf der Decke Kuhmist kleben. Es ist ihm unerklärlich, wie es die Kuh angestellt haben müsse, um dort oben ihren Mist abzulagern; er sieht in der Mechanik, in der Mathematik und in andern Büchern nach, kann aber die Lösung nicht finden. Am Morgen kommt sich seine Mutter erkundigen, wie er geschlafen habe, und da erzählt er ihr, welche Überlegungen ihn um seinen Schlaf gebracht hätten. Auf die Antwort der Mutter, daß das Brett früher im Hofe gelegen habe, wo es wahrscheinlich von irgendeinem Rinde beschmutzt worden sei usw. meint er, daß man ihm auf den fremden Schulen die Dinge nie so gut erklärt habe wie seine Mutter, die den besten Professor für ihn abgegeben hätte. Sie ist nunmehr überzeugt, daß ihr Sohn ein ebensolcher Dummkopf bleiben werde wie sein Vater Nastratin.

Zu dieser Form des Schwankes haben Köhler, I, S. 497 ff., Bolte in der ZVV, VII, S. 465 ff. und XI, S. 76, Basset in den Fourberies, S. 65 und Waas in den Quellen237 der Beispiele Boners, Dortmund, 1897, S. 71 Parallelen beigebracht. Ich nenne dazu noch die folgenden: The Jests of Scogin bei Hazlitt, II, S. 71; Archie Armstrongs Banquet of Jests, S. 359; Lehmann, Florilegium politicum, S. 738; V. Brunet, Facéties normandes, Nr. 5 in der RTP, II, S. 108 ff.; A. Harou, Facéties des copères de Dinant, Nr. 2 in der RTP, IV, S. 482 ff.; Ch. Beauquier, Blason populaire de la Franche-Comté in der RTP, XI, S. 646; G. Calvia, Facezie sopra gli abitanti di Sorso in Sardegna, Nr. 6 im Archivio, XXI, S. 380, und Anthropophyteia, V, S. 338 ff. Weiter folge hier die oben bei Nr. 52 angezogene Stelle aus Euch. Eyering, Proverbiorum copia, Eißleben, 1601, S. 591 ff.:

Hernach bald an dem dritten tag
Der Doctor biß vmb neune lag,
Vnd lag verjrt in seinem bett,
Sich eins Kuhdrecks verwundern thet,
Des er gewar wurd an der deck,
Klebt oben an der dil der dreck,
Wist nicht, wie die Kuh kommen nauff.
Vnd als er jetzt gstanden auff,
Fragt er den Vater vmb bericht.
Der ward traurig vnd zu jm spricht:
Du geck, wie magstu darnach fragen;
Do solche dil im hoff noch lagen,
Die Kuh drüb ging vnd darauff schiß,
Vnd also nauff genagelt iß.
Eins mals trat er für seine Thür,
Hengt aus vnd zinselt von Natur,
Vergaß des Cuius vnuerwart,
Sah an die Sonn vnd dran vernart,
Gieng nein vnd thet zum Vater jehen,
Wie er die Sonn jtzt drauß gesehen;
Sprach: Vater, wie ich drauß thet stan,
Die Sonn eben gesehen an,
Bedüncket mich in alle meim Sinne,
Sie gleich der zu Venedig drinnen.
Der Vater schrack des noch viel mehr,
Sprach: Wo ist deine Kunst und lehr?
Ach weh meins Gelts, du nerrisch Kind,
238Meinstu, das auch zwo Sonnen sind?
Von dir wird man diß sprichwort sagen,
Ein Ganß sey vbers Meer geflogen,
Ein Ganß auch wider kommen dar,
Die singt jtzt Gack Gack gleich wie vor.

Endlich sei noch auf Lehmanns Exilium melancholiae, R, Nr. 99, S. 377 verwiesen, das analog wie Bütner, Von Claus Narren, S. 154 ff. (Zincgref-Weidner, V, S. 151 ff.) folgendermaßen erzählt:

Ein Pennal, als ihm einer Roßfeigen in die Schuch gelegt, verwundert er sich darüber, wie nur das Pferd muß in die Schuch kommen seyn.

111. Barker, S. 98 ff.; Volksbuch, Nr. 111; Sottisier, Nr. 58; Tréfái, Nr. 110; Nawadir, S. 31; Griechisch, Nr. 63; Serbisch, S. 119 ff.

112. Sottisier, Nr. 230; Volksbuch, Nr. 112; Tewfik, Nr. 14 = Tréfái, Nr. 146; Nawadir, S. 31; Griechisch, Nr. 125; Serbisch, S. 39 ff.; Kroatisch, S. 7.

113. Volksbuch, Nr. 113; Barker, S. 99 ff.; Sottisier, Nr. 295; Ethé, S. 249 ff.; Nouri, S. 211 ff.; Tréfái, Nr. 111; Nawadir, S. 31; Kuka, S. 218 ff.; Fourberies, Nr. 45; Griechisch, Nr. 58; Serbisch, S. 38; Kroatisch, S. 81.

Gazeau, S. 206; Clouston, Flowers, S. 68; Fourberies, S. 66; Tréfái, S. 22.

Der Schwank ist nur eine Variante einer Erzählung aus Tausend und einer Nacht (übertragen von Henning, Leipzig, 1895 ff., II, S. 77 ff.); vgl. dazu Chauvin, V, S. 159.

114. Volksbuch, Nr. 114; Sottisier, Nr. 59; Tréfái, Nr. 112; Nawadir, S. 31; Griechisch, Nr. 59; Serbisch, S. 120.

115. Volksbuch, Nr. 115; Nouri, S. 83 ff.; Tréfái, Nr. 113; Nawadir, S. 32; Griechisch, Nr. 60; Serbisch, S. 154.

Köhler, I, S. 498; Clouston, Flowers, S. 69 ff.; Tréfái, S. 83 ff.

Vgl. A. L. Stiefels Abhandlung Der Schwank von den drei Mönchen, die sich den Mund verbrannten in der ZVV239, XIII, S. 88 ff. (Arienti, nov. 46; Pauli, Nr. 672; Agricola, Nr. 505; Waldis, Esopus, III, Nr. 90 und A Hundred Mery Talys, Nr. 97). Arienti bietet aber nicht die älteste Darstellung; vielmehr zitiert S. v. Arx, Giovanni Sabadino degli Arienti und seine Porretane, Erlangen, 1909, S. 85 zwei ungefähr dasselbe wie Arientis Novelle erzählende Oktaven aus Luigi Pulcis Morgante, c. 16 (zuerst gedruckt 1482, aber zwischen 1460 und 1470 verfaßt).

116. Volksbuch, Nr. 116; Sottisier, Nr. 129; Tréfái, Nr. 114; Mardrus, S. 106 ff.; Nawadir, S. 32.

117. Volksbuch, Nr. 117; Barker, S. 100 ff.; Sottisier, Nr. 316; Nouri, S. 33 ff.; Tréfái, Nr. 115; Nawadir, S. 32; Kuka, S. 219; Griechisch, Nr. 87; Serbisch, S. 130 ff.; Kroatisch, S. 66 ff.

Tréfái, S. 22.

118. Volksbuch, Nr. 118; Sottisier, Nr. 317; Tréfái, Nr. 116; Nawadir, S. 33; Griechisch, Nr. 88.

119. Volksbuch, Nr. 119; Sottisier, Nr. 318; Tréfái, Nr. 117; Nawadir, S. 33; Griechisch, Nr. 89; Serbisch, S. 118.

120. Volksbuch, Nr. 120; Barker, S. 101 ff.; Nouri, S. 137 ff.; Tréfái, Nr. 118; Nawadir, S. 33; Fourberies, Nr. 17; Griechisch, Nr. 90.

Clouston, Flowers, S. 68 ff.; Basset, Zenatia, S. 172; Hartmann, S. 64.

121. Volksbuch, Nr. 121; Sottisier, Nr. 75 (Schluß); Tewfik, Nr. 45; Tréfái, Nr. 119; Griechisch, Nr. 68; Serbisch, S. 26; Kroatisch, S. 17.

Vgl. oben die Nrn. 49, 46 und 66, ferner unten Nr. 141 und 382.

Eine serbische Erzählung (S. 137 ff.) lautet:

Eines Morgens stand der Hodscha Nasreddin sehr früh auf und wollte in Geschäften ins Dorf gehn. Die Nachbarn hatten sich aber besprochen, sich mit ihm einen kleinen Spaß zu machen. Als er sein Haus verließ, fragten sie ihn: »Wohin gehst du, Hodscha?«

240

»Ins Dorf.«

»Wie kannst du denn ins Dorf gehn, wo du doch gestern Abend gestorben bist? Wir sind gekommen, um dich wegzutragen und zu begraben, wie es unsere Pflicht als Nachbarn ist, und du willst ins Dorf!«

»Laßt mich nur gehn,« sagte Nasreddin; »wenn ich zurückkomme, dann meinetwegen.«

»O nein,« schrien alle; »wie könnten wir das zugeben? Geh sofort wieder heim, damit wir dich für das Begräbnis herrichten.«

Nasreddin konnte sich nicht von ihnen losmachen. Die Nachbarn wuschen ihn tüchtig, wie man einen Leichnam wäscht, legten ihn in einen Sarg und trugen ihn zur Moschee. Unterwegs begegnete ihnen ein Bekannter, ein gesetzter Mann; er hatte wenig Zeit und eilte in seinen Geschäften. Die Nachbarn wollten ihn zwingen, mit ihnen zu gehn, er aber entschuldigte sich, daß er eine notwendige Verrichtung habe, und Gott werde es ihm nicht verübeln, daß er an dem Leichenbegängnis nicht teilnehmen könne.

Aber das half ihm nichts, und als er sich durchaus losmachen wollte, hob der Hodscha den Kopf aus dem Sarge und sagte zu ihm: »Du versuchst vergebens, Freund, dich ihrer zu erwehren; das gelingt niemand. Ich habe wirklich eine wichtigere Arbeit gehabt als du; aber was tut das, wenn mich diese Horde nicht einmal reden läßt!«

Zu dem Motive vom eingebildeten Toten siehe weiter außer Bebel, I, S. 169 ff. (dazu hauptsächlich Clauvin, VIII, S. 98, ferner Rittershaus, S. 359 ff.) die Noten auf S. 265 ff. meiner Ausgabe von Morlinis Novellen, München, 1908 und die 149. Facetie Arlottos (II, S. 151 ff.); eine eigentümliche Variante bietet die 10. Adventure bei Mackenzie, The Marvellous Adventures and Rare Conceits of Master Tyll Owlglass, London, 1890, S. 50 ff.

122. Volksbuch, Nr. 122; Barker, S. 103; Sottisier, S. 319; Tréfái, Nr. 120; Nawadir, S. 33; Griechisch, Nr. 69; Serbisch, S. 42 ff.

Vgl. Buadem, Nr. 140.

123. Volksbuch, Nr. 123; Sottisier, Nr. 320; Buadem, Nr. 115; Nouri, S. 188 ff.; Tréfái, Nr. 121; Nawadir, S. 33; Griechisch, Nr. 70; Serbisch, S. 92 ff.; Kroatisch, S. 63.

241

124. Volksbuch, Nr. 124; Sottisier, Nr. 28; Nouri, S. 226 ff.; Tréfái, Nr. 122; Nawadir, S. 34; Kuka, S. 219 (zwar nicht von Nasreddin, aber mitten unter den auf ihn bezüglichen Anekdoten); Griechisch, Nr. 71; Serbisch, S. 172 ff.

Köhler, I, S. 498; Gazeau, S. 207; Clouston, Noodles, S. 92; Fourberies, S. 33; Basset in der RTP, XI, S. 496; Tréfái, S. 11 ff.

Zu der Rettung des Mondes vgl. weiter: Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg, 4. Aufl., Kiel, 1845, Nr. 111, S. 95 (nur erwähnt); E. Meier, Deutsche Sagen, Sitten und Gebräuche aus Schwaben, Stuttgart, 1852, II, Nr. 402, S. 361 = Merkens, I, S. 16, Nr. 21; Bronner, Bayerisches Schelmen-Büchlein, S. 105 ff., 189 ff. und 190; Am Ur-Quell, III, S. 29 (jüdisch aus Chelm); V. Brunet, Facéties normandes, Nr. 11: La lune prise au piège in der RTP, II, S. 211 ff.; J. de Chesnaye, Blasons populaires de la Vendée, Nr. 1 in der RTP, XXII, S. 88; G. Amalfi, J. Chiochiari nel mandamento di Tegiano im Archivio, VII, S. 132; Ispirescu, S. 103 (Gaster im Magazin, XCVI, S. 613 ff.); Veckenstedt, Zamaiten, I, S. 235 ff.; Jacobs, English Fairy Tales, 3rd Ed., London, 1907, S. 13 ff.

In andern Versionen wird ein Esel getötet, weil man meint, er habe den Mond, der sich im Wasser gespiegelt hat, ertränkt: Ortoli, Les contes populaires de l’île de Corse, Paris, 1883, S. 252 ff.: U Bastelicacciu et son âne; Bladé, Contes populaires de la Gascogne, III, S. 142 ff.: L’âne de Montastruc; vgl. hierzu Köhler, I, S. 498 und 90 und Clouston, Noodles, S. 45. Hierher gehört auch folgende Historia von Klaus Narr, S. 478 ff. (gekürzt bei Zincgref-Weidner, V, S. 171):

Clauß stund in einem Fenster im Saale, am abend da der Mond schiene vnnd der Himmel voll Sternen stund, die sahe er klar vnd hell in dem Wasser herwider leuchten, vnd dachte, der Himmel mit den Sternen würde ersauffen, gieng von demselben Fenster hinweg, an ein anders, vnd sahe die Sternen im Wasser wie vor, doch nicht alle, vnd sprach: Es wird der gantze Himmel, als ich sehe, nicht ersauffen. Zu letzt kam er an ein Fenster, von dem er nicht in das Wasser sehen kondte, vnnd sahe auch keinen Sternen mehr, da rieff er: Zu Beth, lieben Brüder, zu Beth,242 die Liechter am Himmel sind alle verbronnen, aber die Sternen sind alle wider auß dem Wasser, vnnd ist nicht einer verbronnen.

In dem 26. Stücke der von E. Chavanne übersetzten Fables et contes de l’Inde, extraits du Tripitaka chinois (Actes du XIVe congrès international des orientalistes, Paris, 1906, Sect. V, S. 138 ff.) und bei Schiefner, Tibetan Tales, translated by W. R. S. Ralston, London, 1906, S. 353: The monkeys und the moon bilden Affen, um den Mond aus einem Brunnen zu ziehen, eine Kette, indem sich einer an den andern hängt; als dann der Ast bricht, woran sich der oberste hält, fallen alle ins Wasser. In ähnlichen Erzählungen, wo, um den Mond zu fangen, eine solche Kette119 gebildet wird, geschieht die Katastrophe, weil sich der oberste in die Hände spucken will: Am Ur-Quell, II, S. 192 (von den Büsumern); Ch. Beauquier, Blason populaire de la Franche-Comté in der RTP, XI, S. 649: Les fous de Tschervâ.

Schließlich sei noch eine Anspielung auf eine Ortsneckerei erwähnt, die sich in dem Widmungsbriefe der 26. des III. Teils von Bandellos Novelle findet (zit. Ausg., S. 584): Signori miei, voi cercate, come fanno i Modonesi, la luna nel pozzo ....

125. Volksbuch, Nr. 125; Barker, S. 104 ff.; Sottisier, Nr. 321; Tewfik, Nr. 57; Nouri, S. 185; Tréfái, Nr. 123; Griechisch, Nr. 72; Serbisch, S. 31 ff.; Kroatisch, S. 24. Vgl. Murad, Nr. 13.

Hartmann, S. 63.


243

2. Aus Manuskripten verschiedenen Alters.

126. Sottisier, Nr. 2.

127. Sottisier, Nr. 4; vgl. Buadem, Nr. 36 (Serbisch, S. 63; Kroatisch, S. 38).

Eine ähnliche Geschichte steht im Nafhat al jaman von asch Schirwani (Basset, RTP, II, S. 502); der Gedanke findet sich aber schon bei Bar-Hebraeus, S. 152, Nr. 605:

Another fool seeing an Arab minaret from which men were calling to prayer, said to his companion, »How very tall the men who built this minaret must have been!« His friend replied, »O silly man, how could any man be as tall as this? They built it first of all on the ground, and then set it up.«

Dem entspricht eine persische Erzählung (Kuka, S. 175, Nr. 65), wo das Minaret durch ›a very high tower‹ ersetzt ist.

128. Sottisier, Nr. 5; Serbisch, S. 47.

Clouston, Noodles, S. 91 ff.

Der Schwank liest sich wie eine Parodie auf die folgende Erzählung, die in Gladwins Persian Moonshee, II, S. 15, Nr. 34 steht:

Somebody seized a Dirveish’s turband, and ran away with it. The Dirveish repaired to the churchyard, and there seated himself. The people said to him, »the man who took your turband went towards the orchard; why are you sitting in the churchyard, what are you about?« He answered, »he too must come here at last, and therefore I have seated myself in this place.«

Tatsächlich wird auch diese Geschichte von Nasreddin erzählt (Serbisch, S. 169).

129. Sottisier, Nr. 8.

130. Sottisier, Nr. 11.

131. Sottisier, Nr. 12.

132. Sottisier, Nr. 15.

244

133. Sottisier, Nr. 16; Ethé, S. 253 ff.

Clouston, Noodles, S. 93; Fourberies, S. 30.

Sehr ähnlich ist die 192. Facetie Poggios De sono (der angenehmste Klang ist der der Tischglocke); zu den zwei Bearbeitungen bei Noël, II, S. 187 noch Der edle Fincken-Ritter, o. O. u. J. (»Gedruckt in der jetzigen Welt«), S. 62, Nr. 365.

134. Sottisier, Nr. 22; Volksbuch, (nur bei Camerloher), Schluß; Barker, S. 104; Tewfik, Nr. 30; Serbisch, S. 11 ff.; Kroatisch, S. 10 ff.

135. Sottisier, Nr. 23.

Eine ähnliche Erzählung steht in Tausend und einer Nacht, XIX, S. 15 ff.; vgl. Chauvin, VIII, S. 108.

136. Sottisier, Nr. 25; Galland, S. 16 ff. (Un bon homme de Sivri-Hissar ....).

Horn, S. 69 ff. (Zakani).

137. Sottisier, Nr. 26. Ein Schwank in der serbischen Ausgabe (S. 181) lautet:

Der Hodscha Nasreddin hatte für sich und seine Freunde, wenn ihn die besuchen kämen, einige Wintervorräte aufbewahrt, aber die Mäuse machten sich darüber und fraßen allmählich alles auf. Als er das gewahr wurde, wußte er in seinem Zorne nicht, wie er die Mäuse fangen sollte, und noch weniger, wie er sie aus dem Hause treiben könnte. Und also zornig schrie er: »Wartet, wartet, ihr Abscheulichen und Söhne von Abscheulichen! ich werde es euch schon zeigen!« Er schaffte ein Bündel Stroh ins Haus, zündete es an und schloß die Tür. Als das Haus brannte, fingen die Mäuse zu schreien an, und Nasreddin rief fröhlich: »Aha! aha! so ists recht, daß ihr einmal merkt, wem ihr Schaden machen dürft!«

Eine Variante steht ebendort, S. 186.

Zu der Verbrennung eines Hauses des Ungeziefers halber siehe die Noten Österleys zu Pauli, Nr. 37, S. 477 und Boltes zu Schumanns Nachtbüchlein, Nr. 1 (Tübingen, 1893, S. 384 und hinter Freys Gartengesellschaft, S. 276), ferner Hans Sachs, Schwänke, V, S. 229; weiter vgl. die 6. Erzählung in den Merry Tales245 of the Mad Men of Gotham (Hazlitt, III, S. 9), die bei Clouston, Noodles, S. 41 aus der Tale of Beryn abgedruckten Verse, und das folgende Stück (Nr. 306) der Exempla of Jacques de Vitry, ed. by Crane, London, 1890, S. 128:

Quidam ita pusillanimes sunt quod ictibus inimici statim cedunt malentes peccatis consentire et vastari quam tentationibus molestari, similis cuidam fatuo qui, cum muscis valde infestaretur, domum propriam combuscit ut muscas pariter combureret. Ita multi dum muscas sustinere nolunt igne luxurie se vastari et incendi permittunt.

138. Sottisier, Nr. 30.

139. Sottisier, Nr. 34. In einer entsprechenden serbischen Erzählung (S. 110) sagt Nasreddin: »Es ist genug, daß sie (die Zwiebeln) tagsüber wachsen; was einer hat, soll er bewahren, und was mir gehört, soll bei mir bleiben.«

140. Sottisier, Nr. 36.

D’Herbelot (Orientalische Bibliothek, Halle, 1785 ff., I, S. 524) erzählt ähnliches von Bahlul, dem Hofnarren Harun al Raschids; nach D’Herbelot steht die sicherlich verdorbene Schnurre bei Flögel, S. 172.

Eine hübsche Variante bringt Kuka, S. 192:

In Ispahan there was a madman who, standing in the bazár, used to beat the passers-by, saying »Why don’t you all take one side of the road?« As he would not listen to reason, and as using force against him was out of the question, owing to the Persians regarding a madman as one rapt in Divine ecstasy, a wise man advised the men to bring forward another madman to argue with this one. This was done; and when the first madman asked the above question to the passers-by, the other replied, »You know, the earth is like a shield floating on water. If all the people were to go on one side, that part would become too heavy, and the earth would be overturned.«

Strange to say, this reply satisfied the first madman, and he gave up annoying the passers-by.

246

141. Sottisier, Nr. 37.

Vgl. oben die Nrn. 49, 46, 66, 121 und 382.

142. Sottisier, Nr. 42; Serbisch, S. 37.

Vgl. Nr. 282.

Eine hübsche Analogie bietet ein Schwank in Bronners Bayerischem Schelmen-Büchlein, S. 79 ff.: Die Stierwascher, der aber auch als Neckgeschichte für eine Reihe salzburgischer Orte erzählt wird.

143. Sottisier, Nr. 43; Serbisch, S. 162 ff.

144. Sottisier, Nr. 44; Nouri, S. 77 ff.; Kroatisch, S. 76 ff.

145. Sottisier, Nr. 45.

146. Sottisier, Nr. 46; Tewfik, Nr. 32 = Tréfái, Nr. 141 = Serbisch, S. 29 (an allen drei Stellen ist der Text verdorben); Griechisch, Nr. 23; Kroatisch, S. 12 ff.; Pann, S. 346 ff.

Dieselbe Geschichte wird bei Gonzenbach, I, Nr. 37, S. 260 von Giufà erzählt; vgl. die Nachweise dazu von Köhler und Bolte in der ZVV, VI, S. 74.

Vgl. weiter die 122. Facetie Arlottos und meine Noten dazu (II, S. 105 ff. und 234 ff.).

147. Sottisier, Nr. 49.

148. Sottisier, Nr. 51.

149. Sottisier, Nr. 52.

150. Sottisier, Nr. 56.

151. Sottisier, Nr. 60.

152. Sottisier, Nr. 63. Für sich allein kommt der Schwank nur hier vor; in allen andern Darstellungen ist er mit Nr. 326 zusammengezogen: Dieterici, Chrestomathie Ottomane, Berlin, 1854, S. 31 ff. (Fourberies, S. 38 und 65); Ethé, S. 244; Tréfái, Nr. 137; Kunos bei Radloff, Die247 Sprachen der türkischen Stämme, Petersburg, 1866 ff., VIII, S. XIX ff.; Mardrus, S. 107 ff.; Sachau, Skizze des Fellichi-Dialekts von Mosul, S. 71 ff. (ebenfalls von Nasreddin).

153. Sottisier, Nr. 66.

154. Sottisier, Nr. 67; Buadem, Nr. 31; Serbisch S. 62; Kroatisch, S. 37.

155. Sottisier, Nr. 69.

156. Sottisier, Nr. 70.

Galland, S. 21.

157. Sottisier, Nr. 71; Serbisch, S. 157 ff. (wirklich von Nasreddin).

Fourberies, S. 3 und 39 ff. die Geschichte steht auch in dem Thamarat al aurak von ibn Hidschdscha († 1434)120.

158. Sottisier, Nr. 72; Buadem, Nr. 17; Serbisch, S. 57; Kroatisch, S. 33 ff.

Köhler, I, S. 506; Fourberies, S. 40.

Vgl. weiter Köhler, II, S. 633 ff., Bebel, I, S. 177 und Papini, La leggenda di Dante, S. 84 ff. Zu den an diesen Stellen gegebenen Parallelen kommen noch: Kuka, S. 179; Facetie, motti, buffonerie, et burle del Piovano Arlotto, del Gonnella et del Barlacchia, Firenze, 1565, S. 129 ff. (von Barlacchia); danach französisch G. Chappuis, Les Facétieuses Iournées, Paris, 1584, i. V, n. 9, Bl. 154a ff.; Garzoni, La piazza universale di tutte le professioni del mondo (1. Ausg. 1579), Venezia, 1616, S. 331; Sagredo, L’Arcadia in Brenta, S. 383 ff.; Garibay, Cuentos in den Sales españolas, II, S. 52; Seb. Mey, Fábulario, Fáb. 56 (Menéndez y Pelayo, II, S. CIX ff.); Eyering, I, S. 85 ff.; Melander, Joco-Seria, deutsch, Lich, 1605, II, S. 423, Nr. 377 (nicht in den lateinischen Ausgaben); Lehmann, Exilium melancholiae, F, Nr. 31; Gerlach, Eutrapeliae, Leipzig, 1656, I, Nr. 952; Harsdörfer, Ars apophtegmatica, S. 626, Nr. 2982;248 Jacke of Dovers Quest of Inquirie bei Hazlitt, II, S. 322 ff.; Joe Miller’s Jests, S. 17, Nr. 97.

159. Sottisier, Nr. 74.

160. Sottisier, Nr. 76; Nawadir, S. 46; Griechisch, S. 110; Serbisch, S. 125; Pann, S. 336 ff. Vgl. unten Nr. 394.

Fourberies, S. 41; Horn, S. 70 (Zakani; die Erzählung aus dem Mesnewi von Dschelaleddin Rumi [transl. by E. H. Whinfield, 2. ed., London, 1898, S. 130], auf die Horn verweist, hat nur ganz allgemeine Beziehungen).

Eine entfernte Ähnlichkeit hat eine Schnurre im Nuzhat al udaba, die bei Hammer, Rosenöl, II, Stuttgart, 1813, S. 302, Nr. 177 übersetzt ist; zu ihr stimmt einigermaßen die Geschichte von dem Pfarrer von Mößkirch, die nach der Zimmerischen Chronik, 2. Aufl., Freiburg i. B., 1881, II, S. 439 zu dem Sprichworte Anlaß gegeben hat: »Das walt Gott! sprach pfaff Petter, do stig er uf die magt.«

161. Sottisier, Nr. 78; Buadem, Nr. 88; Serbisch, S. 82; Kroatisch, S. 51.

Clouston, Noodles, S. 90.

Gesteigert ist die Komik in folgender persischer Schnurre bei Kuka, S. 157:

A Syrian went to a carpenter’s workshop, and asked him to make a door for him. The carpenter wanted to know the length and breadth of the door, whereupon the Syrian went home, measured the breadth of his doorway with his extended arms, and, keeping the arms so outstretched, began to return to the carpenter. But on his way back he encountered a wag, who, by way of a practical joke, tripped him up, and laid him flat on his back, on the ground. Even then, the Syrian would not make use of his arms, but kept them extended, and being unable to rise in this position, went on abusing the man and requesting the passers-by to pick him up. When some one offered to raise him, he shouted out, »Don’t take hold of my arms or you would destroy the measurement of my door. Take me up by the beard.« So he was picked up in the way suggested by himself; and he went away quite249 a happy man at the thought, that in spite of all difficulties he had preserved the measurement of his door.

Merkens, II, S. 13 ff., Nr. 14.

162. Sottisier, Nr. 83.

Merkwürdige Parallelen zu diesem Schwanke bieten im Jacke of Dover die Erzählung von dem Foole of Nottingham (Hazlitt, II, S. 326 ff.) und die folgende aus Archie Armstrong’s Banquet of Jests, S. 184 ff.:

A Gentleman walking somewhat late in the night, was taken by the Watch, and had before the Lanthorne; where they very strictly demanded who hee was, and whom hee served: he answered, that hee was, as they say, a man, and that hee served God. I, say you so, quoth the Constable, then carry him to the Counter, if hee serve no body else: yes sir: replied the Gentleman, I serve my Lord Chamberlaine. My Lord Chamberlaine? (saith the Constable) why did you not tell me so before? Marry, quoth the Gentleman, because I had thought, thou loved God better than my Lord Chamberlaine.

163. Sottisier, Nr. 84; Fourberies, Nr. 39; vgl. auch Serbisch, S. 110 ff.

Fourberies, S. 42 ff.; Basset in der RTP, XI, S. 497 ff.

Die Literatur über das Motiv von dem Kürbis etc. als Pferdeei (Eselsei etc.) findet man zusammengestellt in Boltes Noten zu Freys Gartengesellschaft, S. 214 ff., im Archiv für slavische Philologie, XXII, S. 301 und 309 und XXIX, S. 452 und bei M. Böhm, Lettische Schwänke, Reval, 1911, S. 111; dazu noch Keller, Schwaben, S. 136 ff. und Bronner, Schelmen-Büchlein, S. 113 ff. Über das Motiv von den -Luftschlössern-, das in der Erzählung des Sottisier (nicht in der der Fourberies) den Schluß bildet, vgl. die von mir im Euphorion, XV, S. 7 ff. verzeichnete Literatur, hauptsächlich Bolte zu Wickram, S. 391 und zu Montanus, S. 603 ff., ferner J. Hertel, Tantrâkhyâyika, Leipzig, 1909, II, S. 148 ff. und I, S. 140. Es kommt aber auch in einer Erzählung von Nasreddin selbständig vor, und zwar in der serbischen Ausgabe, S. 48, in einer eigentümlichen Variante:

Eines Tages fand der Hodscha Nasreddin auf der Straße ein Hufeisen. Außer sich vor Freude, lief er nach250 Hause und sagte zu seiner Frau: »Schau nur, was ich gefunden habe! Dieses Hufeisen mußt du gut aufheben; bis ich noch dreie gefunden habe, dann kaufe ich ein Pferd und dann reisen wir miteinander nach Mekka.«

»Ja,« antwortete die Frau, »und auf der Rückreise besuchen wir meine Eltern.«

»Du hast wirklich kein Herz,« fiel ihr Nasreddin ins Wort; »du willst wohl das Pferd nicht ein bißchen verschnaufen lassen!«

164. Sottisier, Nr. 85.

Vgl. Behrnauer, Die vierzig Veziere, Leipzig, 1851, S. 233 ff.

165. Sottisier, Nr. 86.

-Löcher mit Speise verschmieren-: s. unten Nr. 444.

-Spiegelbild verkannt-: s. unten Nr. 311.

166. Sottisier, Nr. 87.

Vgl. Domenichi, Facetie, 1548, Bl. C_{4}b (1562, S. 138, 1581, S. 171):

Dicendosi da alcuni Sanesi, che in vn certo caso occorso i Fiorentini haueuano perduto il ceruello, disse Cosmo: E’ non lo possono già perdere eßi. Forse voleua tassargli di non hauerlo mai hauuto.

Ähnlich ist Harsdörfer, Ars apophtegmatica, S. 35, Nr. 159.

167. Sottisier, Nr. 88.

Köhler, I, S. 506.

Vgl. meine Nachweise zu Morlinis Nov. 32, S. 287 ff. und zu Mönchslatein, Nr. 13, S. 204; dazu noch: Carbone, Facezie, S. 59 ff., Nr. 84; Casalicchio, C. I, d. 4, a. 5, S. 252 ff.; Pitrè, III, S. 324 ff., Nr. 180; Crane, S. 287 ff.; G. Amalfi, XII facezie e motti raccolti in Piano di Sorrento, Nr. 9 im Archivio, XXI, S. 366 ff.; Il medico e l’amalato; Eyering, Proverbiorum copia, I, S. 42 ff.; Lehmann, Exilium melancholiae, S, Nr. 84, S. 398; Harsdörfer, Ars apophtegmatica, S. 99, Nr. 442; Merkens, III, S. 127 ff., Nr. 103; Tales und Quicke Answeres, Nr. 50 (Hazlitt, I, S. 65 ff.); Archie Armstrong’s Banquet of Jests, S. 95 (ebenso wie Mönchslatein, Nr. 13 kombiniert mit dem unten251 Nr. 439 erwähnten Motive von der Heilung durch Lachen); Clouston, Noodles, S. 168 ff.; G. Georgeakis et Léon Pineau, Le Folk-lore de Lesbos, S. 131 ff.: Les deux amis.

168. Sottisier, Nr. 89.

169. Sottisier, Nr. 91.

Der Schwank von dem Einfältigen, der den für einen gewissen Fall erhaltenen Befehl bei einem andern Anlaß, der ein andres Benehmen erfordern würde, buchstäblich befolgt, existiert, auch auf Nasreddin übertragen, noch in einer deutlichern Form; wie Kúnos in der Einleitung zu Naszreddin hodsa tréfái S. 26 bemerkt, hat nach tatarischen Quellen Iwanitzky ein »Reiseerlebnis« des Hodschas ins Russische übersetzt, und dieses folge hier nach dem ungarischen Texte:

Es geschah einmal, daß Nasreddin auf seinen Wegen Totengräbern begegnete, und die begrüßte er mit dem Gruße: »Friede sei mit euch!« Die Totengräber prügelten ihn weidlich durch, weil er nicht so hätte grüßen sollen, sondern beide Hände erheben und für den Frieden der Toten bitten. Der Hodscha merkte sich das und ging weiter.

Er traf eine Menge Leute, die singend und tanzend an ihm vorüberzogen. Kaum hatte er die bemerkt, so erhob er beide Hände und begann das Totengebet. Sie prügelten ihn ebenso, weil man eine Hochzeitsgesellschaft nicht mit diesem Gebete empfangen, sondern mit ihnen springen und tanzen solle. Auch das merkte sich der Hodscha.

Auf seinen weitern Wegen begegnete er einem Jäger, der gerade einem Hasen auf der Spur war. Er begann zu springen und zu tanzen, und verscheuchte mit diesem Lärme den Hasen. Der Jäger fiel über ihn her und prügelte ihn mit dem Gewehrkolben durch, weil er nicht auf den Fußspitzen gegangen sei, bald geduckt und bald aufrecht. Auch das merkte er sich.

Sein Weg führte ihn bei Hirten vorüber, die eine zahlreiche Schafherde vor sich hertrieben. Da duckte er sich bald, bald ging er aufrecht; darob erschraken die Schafe so, daß sie nach hundert Richtungen auseinanderliefen, und auch dafür mußte er büßen.

252

Vgl. dazu Bebel, I. Buch, Nr. 26 und 27 samt den I, S. 128 gegebenen Nachweisungen, hauptsächlich Boltes Noten zu Frey, Nr. 1, a, S. 212 ff., ferner Archiv für slavische Philologie, XXII, S. 309. Ähnliche Darstellungen, die wohl zu unterscheiden sind von denen, wo es sich einfach um dumme Streiche eines Sohnes oder Ehemannes handelt, sind noch: P. Sébillot, Littérature orale de la Haute-Bretagne, Paris, 1881, S. 92 ff. und 102 ff., derselbe, Littérature orale d’Auvergne, Paris, 1898, S. 84 ff., Clouston, Noodles, S. 123 ff. (auch zum folgenden), Jacobs, English Fairy Tales, S. 152 ff.: Lazy Jack, und S. 249 und Böhm, Lettische Schwänke, S. 52 ff., Nr. 32 und teilweise S. 54 ff., Nr. 33.

Oft bezieht sich der mißverstandene Befehl auf die Worte der Ansprache oder die Begrüßung, wie z. B. in dem von Pitrè III, S. 362 ff. als Nr. 7 seiner Giufàgeschichten mitgeteilten Schwänke (Monnier, S. 13 ff.), zu dessen Anfange die unten als Nr. 435 gebrachte Hiohàerzählung eine Parallele bildet; dazu vergleiche Köhler, I, S. 87 ff. und 50, Boltes Noten zu Montanus, Gartengesellschaft, Nr. 50, S. 602, Rittershaus, S. 429 ff. und Archiv für slavische Philologie, XXII, S. 304 und 309. An weitern Versionen seien angegeben Merkens, I, S. 124 ff., Nr. 131, Wilhelm Busch, Ut ôler Welt, München, 1910, S. 35 ff., Nr. 16, L. Léger, Recueil de contes populaires slaves, Paris, 1882, S. 231 ff., H. Carnoy, Littérature orale de la Picardie, Paris, 1883, S. 186 ff., Bladé, Contes populaires de la Gascogne, III, S. 137 ff., Louis Dart, De mal en pis »Comme Tribuet«, Conte Champenois in der RTP, XI, S. 321 ff., eine nordfranzösische Erzählung, Jean l’innocent, mitgeteilt von Ed. Edmond ebendort, XX, S. 94 ff., Denis Bressan, Contes populaires de La Bresse, Nr. 3, ebendort, XXIII, S. 350 ff., Jacobs, More English Fairy Tales, London, 1894, S. 195 ff. und 242, ein japanischer Schwank, Der dumme Tempo, erzählt von Iguchi im Globus, 69, Nr. 3, abgedruckt bei Aug. Seidel, Anthologie aus der asiatischen Volkslitteratur, Weimar, 1898, S. 44 ff. und J. Hinton Knowles, Folk-Tales of Kashmir, London, 1888, S. 189 ff.

170. Sottisier, Nr. 93.

Ein ähnlicher Schwank aus Bosnien, ebenfalls von Nasreddin, wird in der Anthropophyteia, IV, S. 385 ff. er253zählt; eine Parallele dazu, aber nicht von Nasreddin, steht bei Roda Roda, S. 40 ff. Eine andere Version, deren Anfang an den von Nr. 262 erinnert, steht in der serbischen Ausgabe, S. 182 ff.:

Einmal ging der Hodscha Nasreddin mit dem Sultan auf die Jagd; alle hatten Falken mit, nur Nasreddin eine Krähe. Im Felde angelangt, ließen alle ihre Falken steigen, und auch Nasreddin ließ seine Krähe aus. Die ging auf einen Stier nieder, und den band Nasreddin sofort an den Hörnern an und führte ihn mit sich, als ob der Stier jetzt ihm gehören würde, weil ihn seine Krähe erjagt habe. Aber der Besitzer wollte ihm den Stier nicht lassen; obwohl ihm der Sultan selber sagte, daß er ihn ihm lassen solle, ging er zum Kadi und klagte wider Nasreddin.

Als Nasreddin davon hörte, lief er schnell zum Kadi und versprach ihm ein Geschenk, wenn ihm der Stier nach seinem Spruche zufalle. Der Kadi sagte es zu, und als beide Streitteile vor Gericht kamen, der Besitzer sowohl, als auch der Hodscha Nasreddin, sagte er: »Die Krähe des Hodschas hat den Stier erjagt, und was einer erjagt, das ist sein«; und damit ließ er den Besitzer des Stiers hinauswerfen.

Am nächsten Tage nahm der Hodscha einen Topf und füllte ihn fast bis zum Rande mit Stiermist, darüber legte er ein Kohlblatt und auf dieses gab er ein wenig Butter; und diesen Topf schickte er dem Kadi als Geschenk. Der Kadi kam des Nachts nach Hause und sagte, weil er gerade Lust auf Butter hatte, seiner Frau, sie solle ihm den Topf bringen. Die Frau brachte ihn und er nahm einen Löffel, fuhr damit in die Mitte hinein und kostete. Aber er riß den Löffel sofort wieder aus dem Munde und rief: »Pfui Teufel!« Dann sah er nach, was es sei. Er ärgerte sich grimmig und ließ Nasreddin rufen; und er sagte voller Zorn zu ihm: »Womit hast du mich gefüttert, du niederträchtiger Kerl?« »Du hast dich selber gefüttert, erhabener Kadi,« antwortete der Hodscha; »aus dem Topfe hast du schon gegessen, als du das Urteil gesprochen hast. Wie könnte denn eine Krähe einen Stier erjagen?« Und damit ging er.

171. Sottisier, Nr. 94; Serbisch, S. 25 ff.; Pann, S. 332.

Krauss, Zigeunerhumor, S. 47 ff.

254

172. Sottisier, Nr. 95; Serbisch, S. 149 ff.

Ebenso Gladwin, Persian Moonshee, II, S. 19 ff., Nr. 50 und Krauss, Zigeunerhumor, S. 48 ff.; sehr nahe stehn auch die Novellen 3 und 4 in Arientis Porrettane, zit. Ausg., Bl. 8b ff. und 10a ff. und der auf der einen beruhende Schwank in der Arcadia in Brenta, S. 170 ff. Vgl. auch Montanus, Gartengesellschaft, Nr. 19 (die Nachweise Boltes S. 597).

173. Sottisier, Nr. 96; Serbisch, S. 40 (»Küß ihn zweimal; ich werde ihn halten, damit er nicht ausreißen kann«).

Vgl. eine Stelle im Kitab al ikd al farid von Abdirabbihi, die Basset in der RTP, XVII, S. 94 übersetzt hat; dort ist die Anspielung auf den 49. Vers der 5. Sure des Korans deutlicher ausgedrückt.

174. Sottisier, Nr. 98.

175. Sottisier, Nr. 101; Serbisch, S. 180 ff. (Schluß geändert).

176. Sottisier, Nr. 103.

177. Sottisier, Nr. 105; vgl. oben Nr. 16.

178. Sottisier, Nr. 107.

179. Sottisier, Nr. 109.

Es gibt eine große Zahl Geschichten von Nasreddin, die alle denselben Eingang, aber eine verschiedene Pointe haben: Tewfik, Nr. 56 (= Tréfái, Nr. 165 [statt 166] und Serbisch, S. 21), Nouri, S. 163 ff. (= Kroatisch, S. 74 ff.) und Serbisch, S. 45; die beste ist jedoch die folgende (Serbisch, S. 127):

Eines Tages hatte der Hodscha Nasreddin so viel getrunken, daß er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, und er schlief ein. Als er ganz matt erwachte, wollte er vors Haus gehn, konnte aber die Treppe nicht finden und fiel in ein Loch; dort blieb er liegen. Sein Weib kam gelaufen und fragte ihn, ob er noch lebe; er antwortete: »Laß mir die Popin rufen.«

255

Sie meinte, er sei nicht recht bei Sinnen, und lief um einen Arzt. Als der Arzt kam, ließ ihn sich der Hodscha gar nicht nahe kommen, sondern fragte ihn, kaum daß er ihn sah: »Bist du schon jemals über eine Treppe gefallen?«

»Noch nie,« antwortete der Arzt.

»Dann kannst du mir auch nicht helfen,« sagte Nasreddin; »geh zum Teufel! Und du, Weib, laß mir sofort die Popin rufen; die hat ihren Popen schon öfter von dieser Krankheit geheilt.«

180. Sottisier, Nr. 110; anders Tewfik, Nr. 29, Tréfái, Nr. 153 (statt 154) und Serbisch, S. 35.

181. Sottisier, Nr. 113.

182. Sottisier, Nr. 114.

Fourberies, S. 46.

183. Sottisier, Nr. 115.

184. Sottisier, Nr. 116.

185. Sottisier, Nr. 117.

186. Sottisier, Nr. 119.

187. Sottisier, Nr. 120. Galland, S. 15 ff.

188. Sottisier, Nr. 121.

Fourberies, S. 46 und 186.

Ähnliche Geschichten stehn bei Sachau, Fellichi-Dialekt von Mosul, S. 67 und bei Lidzbarski, Neu-aramäische Handschriften, S. 152 ff. Lidzbarski weist u. a. eine Parallele bei ibn Arabschah, Fakihat al hulafa nach; vgl. dazu Chauvin, II, S. 204 ff. und 214. Eine Version aus al Abschihi, Mustatraf121 hat Basset in der RTP, XIII, S. 483 übersetzt. Siehe ferner Chauvin, V, S. 160, Note und Kuka, S. 162, Nr. 31.

256

189. Sottisier, Nr. 122.

190. Sottisier, Nr. 123.

Köhler, I, S. 506 ff.; Fourberies, S. 47.

Eine ältere122 Version dieser Erzählung steht in dem Latifeh nameh des 1531 verstorbenen Türken Lamii; sie ist bei Cardonne, Melanges de Littérature Orientale, Paris, 1770, II, S. 82 übersetzt (Versuche der Orientalischen Litteratur, Breslau, 1771, S. 222 ff.). Eine noch ältere ist uns in der 65. Facetie Arlottos (I, S. 151 ff. und 221 ff.) bekannt. Hans Sachs hat den Stoff zweimal behandelt: am 5. Mai 1550 als Meistergesang Der schneider mit dem paner, dann am 21. Juli 1563, mit einer andern Erzählung verbunden, als Spruchgedicht Der schneider mit dem panier (Schwänke, V, S. 74 ff. und II, S. 472 ff.); die jüngere Fassung ist breiter ausgeführt als die ältere.

A. L. Stiefel hat in den Hans Sachs-Forschungen, Nürnberg, 1894, S. 80 ff. als Quelle Hans Sachsens die Facetie Arlottos bezeichnet; dies wohl nur in Unkenntnis der Abhandlung Cloustons The Tailor’s Dream in den Popular Tales and Fictions, II, S. 79 ff. Dort wird nämlich unter anderm die humoristische Schilderung eines Turniers zwischen einem Schneider und einem Schuster angeführt, die den 1520 verstorbenen schottischen Dichter William Dunbar zum Verfasser hat; und das Banner des Schneiders wird also beschrieben:

His banner borne was him before,
Wherein were clouts a hunder score,
Ilk ane of divers hue;
And all stolen out of sundry webs; —
For while the sea flood fills and ebbs,
Tailyors will never be true.

Wenn nun auch Clouston von der falschen Annahme ausgeht, die Facetien Arlottos seien erst 1520 zum ersten Male in Druck erschienen, so scheint mir doch das Resultat seines Schlusses richtig, daß nämlich die Verse Dunbars auf ein altes Mönchsexempel zurückgehn, und dies um so mehr, als wir bei der Untersuchung von Ar257lottos Quellen gesehn haben, daß bei Arlotto eine ganze Reihe von Predigtmärlein bearbeitet ist. Dieses Märlein kann dann auch in letzter Instanz die Quelle Hans Sachsens gewesen sein, und diese Lösung ist sicherlich befriedigender als die Annahme Stiefels, wonach Hans Sachs an der Facetie Arlottos ziemlich viel geändert haben müßte.

Ein Gedicht von John Harrington († 1612), Of a Precise Tailor ist aus The most Elegant and Wittie Epigrams, London, 1633 bei Ashton, S. 32 ff. und Clouston, a. a. O., S. 80 ff. abgedruckt. Weitere Nachweise geben Bolte bei Frey, S. 256, Note und Chauvin, III, S. 38; einige stehn auch bei Hans Sachs, V, S. 74. Eine moderne italiänische Version findet sich bei J. Nieri, Racconti popolari lucchesi, Castelnuovo di Garfagnana, 1891, S. 157 ff., Nr. 43; Patron Bandiera.

191. Sottisier, Nr. 124.

192. Sottisier, Nr. 125; Mardrus, S. 107.

193. Sottisier, Nr. 126.

Köhler, I, S. 506; Fourberies, S. 47.

Die Geschichte ist so ziemlich identisch mit der 132. Facetie Poggios: De Judaeo mortuo assumpto ignoranter in cibum per Florentinum, die Seb. Brant in Esopi appologi, Basileae, 1501, Bl. D_{6}b ff. bearbeitet hat; vgl. dazu Hans Sachs, Schwänke, II, S. 540 ff. (auch S. XXIII und IV, S. 493 ff.) Fast ebenso wie im Sottisier wird im Nuzhat al udaba (Basset in der RTP, XV, S. 671) erzählt.

194. Sottisier, Nr. 127.

195. Sottisier, Nr. 128; Mardrus, S. 104 ff.

196. Sottisier, Nr. 130.

197. Sottisier, Nr. 131.

Im Nuzhat al udaba findet sich folgende Schnurre (Basset in der RTP, XV, S. 286):

258

Man erzählt von einem Manne, der sich für einen Propheten ausgab; zu dem sagte einer seiner Freunde, der einäugig war: »Was ist das Zeichen deines Prophetentums? was sind deine Wunder?« »Mein Wunder ist dieses: du bist einäugig; ich will dir auf der Stelle das gesunde Auge herausnehmen und den Herrn bitten, auf daß du sehest.« Der andere antwortete: »Ich glaube, daß du ein Prophet bist.«

Al Abschihi erzählt im Mustatraf (Basset in der RTP, XIII, S. 490 ff.):

Zur Zeit al Mamuns123 gab sich ein Mann für einen Propheten aus, und zwar wollte er Abraham sein, der Freund Gottes. Der Chalif sagte zu ihm: »Abraham hat Wunder und Zeichen getan.« »Was für Zeichen?« »Man zündete ein Feuer an für ihn, und sie warfen ihn hinein; aber die Flamme ward ihm eine Kühlung und eine Segnung124: wir wollen für dich einen Scheiterhaufen anzünden und dich hineinstürzen; wenn es dir so geht wie ihm, werden wir an dich glauben.« »Ich möchte lieber etwas leichteres.« »Die Zeichen von Moses?« »Was sind das für Zeichen?« »Er warf seinen Stab hin, und der wurde zur Schlange125, er schlug das Meer, und es teilte sich126, und er steckte seine Hand in den Busen, und sie war weiß127.« »Das ist noch schwerer für mich als das erste Zeichen.« »Die Zeichen von Jesus?« »Was sind die?« »Die Toten zu erwecken128.« »Du sagst das richtige: ich will dem Kadi Jachja ibn Aktani den Kopf abschlagen und werde ihn dir im Augenblicke wieder zum Leben erwecken.« Da schrie der Kadi: »Ich bin der erste, der an dich glaubt.«

Als älteste Version zitiert aber Basset an der zuletzt genannten Stelle das Kitab al ikd al farid von Abdirabbihi. Andere Parallelen stehn bei Clouston, Flowers, S. 35 ff. (Saadi), Gladwin, The Persian Moonshee, II, S. 16, Nr. 37 und Galland, S. 20; vgl. auch zu der Erzählung Abschihis Roda Roda, S. 40.

198. Sottisier, Nr. 132.

259

199. Sottisier, Nr. 133.

200. Sottisier, Nr. 134.

Vgl. die 51. Facetie Arlottos (I, S. 130 ff.).

201. Sottisier, Nr. 135.

Von dieser Geschichte gilt wohl dasselbe, was Bolte bei Hans Sachs, III, S. XI von dem Meistergesange Die leren geltseck (ebendort, S. 369 ff.) sagt, daß sie nämlich in letzter Instanz auf die 412. Fabel Aesops: Φιλάργυρος zurückgeht; vgl. dazu noch Aesopi Phrygis et aliorum fabulae, Venetiis, 1539, Bl. 97a: Auarus, Camerarius, Fabulae aesopicae, Lipsiae, 1570, S. 106: Avarus, schließlich auch die 194. Novelle Sacchettis und weiter Clouston, Popular Tales und Fictions, I, S. 61 ff.

202. Sottisier, Nr. 136.

203. Sottisier, Nr. 137. Anders: Buadem, Nr. 44; Serbisch, S. 65 ff.; Kroatisch, S. 40.

Galland, S. 24 ff.

204. Sottisier, Nr. 138; Buadem, Nr. 74; Serbisch, S. 77; Kroatisch, S. 48.

Die Geschichte findet sich schon in Dschamis Bäharistan (Der Frühlingsgarten von Mewlana Abdurrhaman Dschami. Aus dem Persischen übertragen von O. M. Frh. v. Schlechta-Wssehrd, Wien, 1846, S. 86 ff.); danach steht sie bei Cardonne, I, S. 119 (deutsch, S. 69). Auf derselben Quelle beruht wohl auch Gladwin, The Persian Moonshee, S. 18, Nr. 40.

205. Sottisier, Nr. 139.

206. Sottisier, Nr. 140.

Vgl. die 105. Facetie Arlottos (II, S. 75).

207. Sottisier, Nr. 141.

208. Sottisier, Nr. 142.

209. Sottisier, Nr. 143. Vgl. dazu Tewfik, Nr. 2; Tréfái, Nr. 147; Griechisch, Nr. 159; Serbisch, S. 46.

260

210. Sottisier, Nr. 144.

211. Sottisier, Nr. 146. Mit Nasreddin als traurigem Helden: Nouri, S. 181 ff.; Serbisch, S. 147 ff.; Kroatisch, S. 181 ff.

Zu der Version des Sottisier stimmt die dritte der drei Geschichten, die Julien Dumoret aus einem türkischen Buche: »Nasser eddin khodjah«, für dessen Verfasser er Nasreddin hält, im Journal asiatique, XIII, S. 488 übersetzt hat129; während der Eingang verschieden ist, sind die drei Ratschläge des Geistlichen und der des Trägers so wie im Sottisier. Anders ist der dritte Rat des Geizhalses (»Wenn dir einer sagt, es gebe noch einen Lastträger, der dümmer wäre als du, so glaube es nicht«) in einer Erzählung des Hadikat al afrah von asch Schirwani, die Basset in der RTP, XIV, S. 216 übersetzt hat; diese wieder ist fast identisch mit der 485. der Laughable Stories von Bar-Hebraeus (Budge, S. 126 ff.), die die älteste Fassung darstellen dürfte. Ihr stehn die drei obengenannten Versionen, deren Held Nasreddin ist, und eine persische Geschichte bei Kuka, S. 167 ff. sehr nahe. Deutsch ist der Schwank bearbeitet von Roda Roda, S. 212 ff.

Entfernter stehn ein Schwank bei Clouston, Flowers, S. 105 ff. und das 43. Kapitel im Wegkürzer von Montanus; vgl. Boltes Nachweisungen S. 581 und Chauvin, VIII, S. 139 (Parodien zu Nr. 136).

212. Sottisier, Nr. 147.

213. Sottisier, Nr. 148.

Köhler, I, S. 507; Fourberies, S. 49.

S. Arlotto, II, S. 64 ff. und 226 ff.

261

214. Sottisier, Nr. 149.

Galland, S. 22.

215. Sottisier, Nr. 150.

216. Sottisier, Nr. 151; Tewfik, Nr. 16; Kroatisch, S. 7 ff.

Horn, S. 69 (Zakani); Tréfái, S. 19.

217. Sottisier, Nr. 152.

Galland, S. 26 ff.; Hammer, Rosenöl, II, S. 78 ff., Nr. 44; Clouston, Flowers, S. 109 ff.; Roda Roda, S. 214 ff.

218. Sottisier, Nr. 153; Tewfik, Nr. 20; Tréfái, Nr. 151; Serbisch, S. 35.

219. Sottisier, Nr. 154.

Fourberies, S. 50; zu den dortigen Nachweisungen zu dem Motive von dem Dämon (Menschen) als Reittier noch Chauvin, VII, S. 23 ff.

220. Sottisier, Nr. 155.

221. Sottisier, Nr. 156.

222. Sottisier, Nr. 157.

Vgl. zu diesem Schwanke den folgenden, den J. F. Campbell in den Popular Tales of the West Highlands, II, S. 398 erzählt:

He (the Assynt man) once took his child to be baptized; the minister said he doubted if he were fit to hold the child for baptism.

»Oh, to be sure I am, thought it was as heavy as a stirk.«

This answer shewing little wit, the minister asked him how many commandments there were.

»Twenty,« he said boldly.

»Oh, that will never do; go back and learn your questions« (Shorter Catechism).

Half way home he met a man.

»How many commandments will there be? There must be thirty, for the minister was not content with twenty.«

262

He was set to rights on this point, and turning back (it was winter), he thought the clergyman would not refuse him this time etc. etc.

Eine weitere Parallele steht bei Ilg, II, S. 91 ff., Nr. 131.

223. Sottisier, Nr. 158.

224. Sottisier, Nr. 159.

225. Sottisier, Nr. 160.

226. Sottisier, Nr. 161.

227. Sottisier, Nr. 162.

Galland, S. 14.

228. Sottisier, Nr. 164.

229. Sottisier, Nr. 165; Buadem, Nr. 5; Serbisch, S. 53; Kroatisch, S. 31.

Eine hübsche Parallele zu dieser Schnurre steht in Mendozas Lazarillo de Tormes, trat. III (Biblioteca des autores españoles, III, S. 86 ff.):

O señor, dije yo, acuda aquí, que nos traen un muerto. ¿Cómo asi? respondió él. Aqui arriba le encontré, y venia diciendo su mujer: marido y señor mio, ¿adónde os llevan? ¿A la casa lóbrega y oscura? á la casa triste y desdichada? á la casa donde nunca comen ni beben? Acá, señor nos le traen.

Auf dem Lazarillo beruht Casalicchio, c. I, d. 9, a. 2, S. 161 ff. und vielleicht auch in letzter Instanz die sizilianische Volkserzählung Lu Cavaleri Assicca-frittuli im Archivio, III, S. 93 ff. Näher der Fassung im Sottisier steht der 49. Schwank bei Swynnerton, S. 300.

Eine entferntere Variante bieten Zincgref-Weidner, II, S. 53 und das Exilium melancholiae, A, Nr. 48, S. 15:

Ein armer Bürger zu Elverfeld, mit Kindern beladen, ward gefragt, wie es in seinem Hauß stünde? gab seine Armuth durch diese höffliche Antwort verblümter weise zu verstehen: Es gienge wie im Himmel. Gefragt: Wie so? Antwortet er: Im Himmel isset und trinckt man nicht.

263

230. Sottisier, Nr. 166.

231. Sottisier, Nr. 167.

Ein Gegenstück dazu stellt die 105. Facetie im Philogelos, S. 26 dar:

Φιλάργυρος ἐρωτώμενος διὰ τί ἄλλο οὐδὲν εἰ μὴ μόνον ἐλαίας ἐσθίει, ἔπη· ἵνα τὸ μὲν ἔξωθεν ἀντὶ ὄψου ἔχω, τὸ δὲ ὀστοῦν ἀντὶ ξύλου· φαγὼν δέ, εἰς τὴν ἑαυτοῦ κεφαλὴν σπογγισάμενος, λουτροῦ οὐκ ἐπιδέομαι.

232. Sottisier, Nr. 168.

Zu dem Motive von dem Bettler bei dem Gatten seiner ehemaligen Frau ist die Literatur zusammengestellt von Basset, Zenatia, S. 107 ff. und RTP, XXII, S. 221 ff. und von Chauvin, II, S. 174, Nr. 16 und VIII, S. 180, Nr. 212.

233. Sottisier, Nr. 169.

Galland, S. 29 ff.

234. Sottisier, Nr. 170.

Galland, S. 191; Fourberies, S. 52.

Nick, I, S. 152; Roda Roda, S. 70 (verdorben).

235. Sottisier, Nr. 172.

236. Sottisier, Nr. 173; Pharaon, S. 177 ff.

Eine ausführliche Studie hat dem Stoffe Köhler (II, S. 594 ff.) gewidmet; dazu vgl. meine Nachträge bei Morlini, S. 309 und Rittershaus, S. 366 ff.

237. Sottisier, Nr. 174; Tewfik, Nr. 61; Nouri, S. 85 ff.; Griechisch, Nr. 2; Serbisch, S. 117 ff. und 16 ff.; Kroatisch, S. 19 ff.

Köhler, I, S. 507; Fourberies, S. 52 ff.

Über das Motiv der Schweigwette handelt ein Aufsatz von Clouston, The silent couple, in den Popular Tales und Fictions, II, S. 15 ff.; Clouston betrachtet als Quelle der unzähligen, diesen Stoff behandelnden Geschichten eine tamulische Erzählung, die französisch bei J. A. Dubois, La Pantcha-tantra etc., Paris, 1826, S. 363 ff. steht und von der er im Book of Noodles, S. 171 ff. eine264 Übertragung gibt. Der Inhalt ist, soweit er uns hier angeht, kurz der: Vier Brahmanen werden auf der Landstraße von einem Soldaten gegrüßt. Es entspinnt sich ein Streit unter ihnen, wem von ihnen eigentlich der Gruß gegolten habe, und schließlich laufen sie dem Soldaten nach, um ihn darüber zu befragen; der Soldat antwortet ihnen, sein Gruß gehöre dem größten Narren unter ihnen. Nun beschließen sie, diese neuerliche Frage, wer nämlich von ihnen der größte Narr sei, dem Gerichte von Dharmapuri vorzulegen, und dieses trägt ihnen zur leichtern Entscheidung auf, daß jeder ein bemerkenswertes Erlebnis erzähle, um seinen Anspruch auf die Würde des größten Narren zu rechtfertigen. Der dritte Brahmane erzählt dann die Geschichte, wie er mit seinem Weibe gewettet habe, wer es am längsten aushalten werde, zu schweigen usw.

Eine merkwürdige Übereinstimmung mit der Geschichte der vier Brahmanen bieten zwei süditaliänische Überlieferungen, wo sich drei Dummköpfe streiten, wem von ihnen ein Gruß zukomme: die eine stammt aus Neapel und ist von V. della Scala im I. Jahrgange des Giambattista Basile unter dem Titel ’O cunto d’ ’o soluto d’ ’e tre cafune veröffentlicht, die andere steht als Nr. 6 unter den von G. Amalfi gesammelten XII facezie e motti raccolti in Piano di Sorrento im Archivio, XXI, S. 360 ff.130; in beiden Fällen entspricht die Erzählung des dritten Bewerbers um den Dummheitspreis der des dritten Brahmanen131. An die Stelle des fiktiven Gutes, des Grußes, tritt in der 1. Novelle der 8. Nacht in Straparolas Piacevoli notti ein wirkliches und zwar ein Kleinod, das von drei Findern dem gehören soll, der der faulste ist; die Erzählung des dritten bringt dann die Schweigwette.

Obwohl das Motiv von dem Wettstreite der drei Faulen ungeheuer verbreitet ist132, kommt doch die265 Schweigwette in den bekannten Versionen nirgends sonst vor als bei Straparola; in der Form einer selbständigen Erzählung begegnet sie jedoch außerordentlich häufig. Siehe darüber Pitrè, III, S. 326 ff. und IV, S. 443, Crane, S. 284 ff. und 378, Clouston, Noodles, S. 107 ff., Landes, Contes et légendes annamites, S. 317, Rua a. a. O., Basset in der RTP, XII, S. 412 und XV, S. 283 ff., Amalfi a. a. O., Bolte, Das Danziger Theater im 16. und 17. Jahrhundert, Hamburg, 1895, S. 226 ff., Köhler, II, S. 576 ff., Lidzbarski, S. 179 und 184, dazu Bolte in der Z. f. vgl. Littg., N. F., XIII, S. 234, Brie, Eulenspiegel in England, Berlin, 1903, S. 118, Chauvin, VIII, S. 132 und Dähnhardt, Natursagen, Leipzig, 1907 ff., I, S. 233 ff.

238. Sottisier, Nr. 176.

Vgl. die bei Bolte zu Montanus, S. 578 ff. und bei G. Rua, Novelle del »Mambriano« del Cieco da Ferrara, Torino, 1888, S. 56 ff. angegebenen Schwänke, die ein deutliches Bild geben, wie beliebt derartige Erzählungen bei unsern Altvordern waren. Zu der 39. Novelle im Grand parangon des nouvelles nouvelles von Nicolas de Troyes, Paris, 1869, S. 148 ff.: D’une fille qui ne vouloit point avoir de mary qui eust genitoires, die Rua zitiert, wäre auf das Gedicht Von dem striegelein in den von A. v. Keller herausgegebenen Erzählungen aus altdeutschen Handschriften, Stuttgart, 1855, S. 412 ff. zu verweisen gewesen.

Zu der in Diarbekr üblichen Redewendung vgl. folgende Stelle in der 103. Facetie Poggios, zu der die harmlose Erklärung des Sprichworts Alla barba bei Seb. Pauli, S. 268 ff. nicht recht stimmen will: Est communis loquendi modus, cum quis ventris crepitum edidit, ut circumstantes: Ad barbam ejus, qui nihil cuiquam debet, dicant.

239. Sottisier, Nr. 177.

240. Sottisier, Nr. 178; Buadem, Nr. 94; Kuka, S. 213 ff.; Serbisch, S. 84 ff.; Kroatisch, S. 57.

266

Eine Variante steht in der serbischen Ausgabe S. 47 ff.:

Einmal wollte der Hodscha Nasreddin einen kleinen Tümpel überspringen. Er nahm einen Anlauf und sprang, kam aber nicht hinüber, sondern fiel mitten in den Tümpel. »O Jugend, schon bist du vorüber!« seufzte er und sah sich um. Und als er bemerkte, daß niemand in der Nähe war, fuhr er fort: »Übrigens habe ich auch in meiner Jugend nie besonders gut springen können.«

241. Sottisier, Nr. 179.

242. Sottisier, Nr. 180; Mardrus, S. 110. Vgl. auch oben Nr. 3.

243. Sottisier, Nr. 181; Mardrus, S. 110 ff.

244. Sottisier, Nr. 182; Mardrus, S. 111 (bei der Übertragung benutzt).

245. Sottisier, Nr. 183; Mardrus, S. 112 ff.

246. Sottisier, Nr. 185.

Dasselbe Motiv kehrt wieder bei Domenichi, 1562, S. 11 ff. (1581, S. 14), im Democritus ridens, S. 220 ff. (Übersetzung nach Domenichi), in der Arcadia in Brenta, S. 114 ff. (wieder nach Domenichi) und in Jacke of Dovers Quest of Inquirie, bei Hazlitt, II, S. 342: The Foole of Winchester (eine Bearbeitung des ersten Teils der Facetie Domenichis).

247. Sottisier, Nr. 186.

248. Sottisier, Nr. 187; Mardrus, S. 115 ff.

249. Sottisier, Nr. 188.

250. Sottisier, Nr. 189.

Fourberies, S. 54.

251. Sottisier, Nr. 192; Mardrus, S. 113 ff.

252. Sottisier, Nr. 193.

267

253. Sottisier, Nr. 194.

254. Sottisier, Nr. 195.

255. Sottisier, Nr. 197.

256. Sottisier, Nr. 198; Mardrus, S. 114.

257. Sottisier, Nr. 199.

258. Sottisier, Nr. 200.

259. Sottisier, Nr. 201. Vgl. oben Nr. 63.

260. Sottisier, Nr. 202.

261. Sottisier, Nr. 203; Pann, S. 339 ff. Vgl. auch Nr. 290.

Köhler, I, S. 506; Gazeau, S. 199 ff.; Fourberies, S. 55.

Die älteste Darstellung der Geschichte von dem vermeintlich verlorenen Esel bietet wohl Bar-Hebraeus, der (Budge, S. 145 ff., Nr. 569) folgendermaßen erzählt:

Another simpleton, who was a servant, had ten asses which he hired to certain people, and when they came back to their places he took his asses and counted them, (and found them to be) ten. Then he mounted one of them and rode some distance and came back, and as he was going away he counted those that were before him, and found them (to be) nine; and he was angry, an alighted and counted them over again, and found them (to be) ten. And he mounted an ass again, and counted the others and found them (to be) nine; thereupon he dismounted and counted (them), and found them (to be) ten. Then he said, »Verily there is a devil with me, for whenever I mount an ass I lose one of them; therefore I must not ride lest I lose one altogether.«

Die älteste abendländische Bearbeitung ist die 55. Facetie Poggios: Fabula Mancini, auf der wieder eine türkische des 16. Jahrhunderts beruht, nämlich die 97. der Fables turques, trad. p. J. A. Decourdemanche, Paris, 1882, S. 199 ff.: Le muletier et sa femme. Weiter gehören in268 diese Verzweigung: Brant, Esopi appologi, Bl. D2a ff.; Hans Sachs, IV, S. 70 ff.; Schumann, Nachtbüchlein, Nr. 24 (mit Boltes Nachweisungen ebendort, S. 402 ff. und hinter Freys Gartengesellschaft, S. 282); Montanus, Gartengesellschaft, Nr. 70 (Boltes Nachweise, S. 610 ff.); Tales and Quicke Answeres, Nr. 60 bei Hazlitt, I, S. 80 ff.; Lehmann, Exilium melancholiae, E, Nr. 91, S. 127; Das kurtzweilige Leben von Clement Marott (1. Ausg. 1660), o. O., 1663, S. 55 ff.; Prym und Socin, Tûr ’Abdîn, II, S. 183 ff.; Krauss, Zigeunerhumor, S. 202; Roda Roda, S. 209. Eine Anspielung auf die Geschichte bringt der Schluß des 5. Kap. im 11. Buche des Don Quixote.

Nahe verwandt mit dieser Schnurre ist die, wo sich eine Gesellschaft von Einfaltspinseln, oft nachdem sie ein meistens wirkliches, manchmal auch nur eingebildetes Wasser durchwatet hat, zählt, ob noch alle da sind, und wo der Zählende stets sich selber mitzuzählen vergißt; dazu vgl. das erste Abenteuer Guru Paramártans (Österley in der Z. f. vgl. Littg., I, S. 50 ff. und 55 ff.), das 10. Kapitel der Mery Tales of the Mad Men of Gotham (Hazlitt, III, S. 12 ff. und Jacobs, More English Fairy Tales, S. 209 ff.), ferner Campbell, II, S. 391 ff., v. d. Hagen, Narrenbuch, S. 478 ff., Clouston, Noodles, S. 28 ff. und 32 ff. und Swynnerton, S. 436 ff.

Bisweilen wird die Zahl dadurch festgestellt, daß die Dummköpfe ihre Nasen in einen Sandhaufen stecken und dann diese Löcher zählen: Müllenhoff, S. 94 ff., Nr. 111 = Merkens, I, S. 54 ff., Nr. 70; Kopisch, Histörchen von den Büsumern in den Gesammelten Werken, Berlin, 1856, I, S. 280; Am Ur-Quell, II, S. 192; Köhler, I, S. 112 ff.; Böhm, Lettische Schwänke, Nr. 35, S. 58 ff., dazu S. 119. An die Stelle des Sandhaufens tritt ein Kuhfladen oder etwas noch unappetitlicheres bei Birlinger, Volksthümliches aus Schwaben, Freiburg, 1861 ff., I, S. 437 und 461 = Merkens, I, Nr. 7 und 16; De Colleville et de Zeppelin, Légendes danoises, Nr. 44 in der RTP, VIII, S. 388 ff.; L. Brueyre in einer Erzählung aus Languedoc in der RTP, I, S. 335; Ispirescu, S. 105 (Magazin, XCVI, S. 613); Ch. Beauquier, Blason populaire de la Franche-Comté in der RTP, XI, S. 650. Durch die Weglegung der Mützen geschieht die Zählung bei J. H. Knowles, Folk-Tales of Kashmir, S. 322 ff.

269

Sehr nahe verwandt ist das Motiv von den verwechselten Füßen, manchmal auch Armen: Waldis, Esopus, IV, Nr. 90, v. 50 ff.; Zimmerische Chronik, I, S. 315; Lalenbuch, Kap. 29, S. 118 ff. (v. d. Hagen, Narrenbuch, S. 163 ff.); Jacobs, More Celtic Fairy Tales, London, 1894, S. 104 ff.; Campbell, II, S. 391 ff. und 401 ff.; Bladé, Contes populaires de la Gascogne, III, S. 136; Georgeakis et Pineau, Le Folk-lore de Lesbos, S. 116. Das aus den Nugae doctae Gaudentii Jocosi, Solisbaci, 1713, S. 66 in Am Ur-Quell, IV, S. 181 abgedruckte Stück Pedes baculo percussi ist wörtlich exzerpiert aus Melanders Jocoseria, I, Nr. 75: De Fatuis quibusdam (Lichae, 1604, S. 71; deutsche Ausgabe Lich, 1605, S. 48, Nr. 50), wo als Quelle angegeben wird: Musculus in Explicatione Psalmi 9, pag. 92; gemeint sind damit jedenfalls die Enarrationes in totum Psalterium et in Esaiam, die zuerst 1551 in Basel erschienen sind. Hieher gehört schließlich auch Rückerts Gedicht Die Tanzfuhre (Werke, II, S. 57). Vgl. weiter Boltes Nachweisungen zu Schumann, Nr. 8, S. 391 und bei Frey, S. 279, ferner Keller, Schwaben, S. 144. Bei Knoop, Volkssagen, Erzählungen usw. aus dem östlichen Hinterpommern, Posen, 1885, S. 47, Nr. 90 = Merkens, III, S. 33 ff., Nr. 49 ist in den Schwank auch das Motiv von der lebenden Kette verwoben; s. dazu oben S. 242.

262. Sottisier, Nr. 204.

Eine serbische Variante haben wir oben zu Nr. 170 mitgeteilt; eine andere, die weniger Interesse bietet, steht in der serbischen Ausgabe S. 156 ff.

263. Sottisier, Nr. 205.

Vgl. U. Jahn, Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund, Berlin, 1890, S. 106 ff.

264. Sottisier, Nr. 206; Mardrus, S. 117.

Anthropophyteia, I, S. 94 ff.

265. Sottisier, Nr. 207; Mardrus, S. 114. Außerdem steht die Schnurre zum Schlusse der Nr. 74 des Volksbuches, anstatt deren oben Sottisier, Nr. 244 wiedergegeben ist; ebenso Tréfái, Nr. 74 (und S. 27 ff.) und Griechisch, Nr. 106.

270

266. Sottisier, Nr. 208.

267. Sottisier, Nr. 209.

268. Sottisier, Nr. 210.

269. Sottisier, Nr. 211.

270. Sottisier, Nr. 212.

271. Sottisier, Nr. 213.

272. Sottisier, Nr. 214.

273. Sottisier, Nr. 215.

274. Sottisier, Nr. 216; Ethé, S. 250 ff.; Nouri, S. 29 ff.

275. Sottisier, Nr. 217.

276. Sottisier, Nr. 218; Mardrus, S. 115.

Köhler, I, S. 506; Fourberies, S. 56 ff.

Die Verbreitung dieses Schwankes ist so oft behandelt worden, daß es wohl überflüssig ist, hier noch einmal darauf einzugehn; bemerkt sei nur, daß er auch in Indien im Volksmunde lebt (Swynnerton, S. 273).

277. Sottisier, Nr. 219; Anthropophytheia, V, S. 327 ff.133

Dem Motive von dem Fleischverkaufe an die Hunde werden wir unten bei Nr. 412 noch einmal begegnen; festgestellt sei hier nur, daß es in der Form, die in diesem Schwanke vorliegt, eigentlich nur eine Variante zu dem unten zur Nr. 407 behandelten Motive ist. Ähnliches wird bei Haltrich, S. 226 ff. erzählt.

Eigentümlich ist eine arabische Überlieferung aus Algier, die bei Pharaon, S. 174 ff. erzählt wird: Si Dscheha wird von seiner Mutter auf den Markt geschickt, um einen Hammel zu kaufen; er soll aber einen wählen, der nicht mehr gehn kann. Anstatt nun einen zu271 kaufen, bei dem das wegen seines Fetts zutrifft, bringt er einen heim, der vor Schwäche nicht mehr gehn kann. Dscheha schlachtet ihn und breitet die Fleischstücke auf einem Brette aus. Als es Nacht wird, ohne daß sich jemand um ihn und seine Ware gekümmert hätte, verkauft er sie an eine schwarze Hündin, der er sagt, er werde wegen der Bezahlung mit ihr zu ihrem Herrn gehn. Er verfolgt auch die Hündin und stürzt hinter ihr in ein Haus mit dem Rufe: »Gebt mir mein Geld!« Die Herrin dieses Hauses ist eben mit einem Nachbar mitten in einer galanten Unterhaltung, und dieser Nachbar wirft Si Dscheha, den er für einen Gläubiger der Dame hält, seine Börse zu. Kaum hat Dscheha das Geld genommen, als die schwarze Sklavin der Dame meldet, daß ihr Gatte heimkommt. Nun muß sich der Geliebte unten, Si Dscheha oben in dem Bette verstecken. Der Gatte teilt seiner Frau mit, daß er verreisen müsse, und sagt, die Hände zum Himmel erhebend: »Ich empfehle dich dem da oben.« Da hebt Si Dscheha den Vorhang und ruft: »Herr, ich habe mit deiner Frau nichts zu schaffen; empfiehl sie lieber dem unten: ich bin nur um mein Geld hergekommen.« Damit entflieht er in der allgemeinen Verwirrung.134

Ganz auffallend stimmt mit dieser Geschichte die 30. Novelle Morlinis überein; ja sogar der Zug von dem Fleischverkaufe an einen Hund ist rudimentär erhalten. Den Übergang zu einer Erzählung in Tausend und einer Nacht (übertragen von Henning, XXIII, S. 222 ff.) stellt die unten als Nr. 386 wiedergegebene Geschichte aus Tunis dar.

278. Sottisier, Nr. 220; sehr ähnlich Serbisch, S. 108.

Vgl. Nr. 43 und Nr. 299.

279. Sottisier, Nr. 221.

280. Sottisier, Nr. 222; vgl. die als Nr. 428 mitgeteilte Giufágeschichte samt den Anmerkungen dazu.

272

Köhler, I, S. 507; Fourberies, S. 57 ff.

Weitere Nachweise findet man bei Chauvin, II, S. 118, Nr. 99 und 100, bei Rittershaus, S. 349 ff. (dazu S. 357), im Archiv für slavische Philologie, XXIX, S. 451 und bei Wesselski, Die Novellen Morlinis, S. 278 ff. Dazu sind noch zu nennen Dschelaleddin Rumi, Mesnewi, zit. Ausg. S. 85 ff.; E. B. Cowell, The Jâtaka or stories of the Buddha’s former births, Cambridge, 1895 ff., I, S. 116 ff.: Makasa-Jâtaka und S. 117 ff.; Rohinî-Jâtaka; Chavanne, Fables et contes de l’Inde, S. 91, Nr. 4 und S. 92 ff., Nr. 5; Swynnerton, S. 437; Aurbacher, Volksbüchlein, II, S. 141 ff.; Roda Roda, S. 158 ff.

281. Sottisier, Nr. 223.

Das Heimschicken von Tieren oder Dingen ist ein in den Volksüberlieferungen außerordentlich häufiger Zug: Um einen Dreifuß handelt es sich in den folgenden Versionen: Mery Tales of the Mad Men of Gotham, Nr. 5 (Hazlitt, III, S. 8; Clouston, Noodles, S. 36 ff.); Montanus, Gartengesellschaft, Nr. 4 (Noten, S. 591); Cosquin, Contes populaires de Lorraine, Paris, 1886, II, S. 178 und 179 ff.; Sébillot, Littérature orale de la Haute-Bretagne, Paris, 1881, S. 98; Derselbe, Contes de la Haute-Bretagne, Nr. 13; Jean le Fou in der RTP, XI, S. 439 ff.; L. Morin, Contes Troyens, Nr. 2; Jean-Bête, ebendort, S. 460 ff.; Carnoy, Littérature orale de la Picardie, S. 179 ff. Um Käse: Mad Men of Gotham, Nr. 4 (Hazlitt, III, S. 6 ff.; Jacobs, More English Fairy Tales, S. 206 ff.; Clouston, Noodles, S. 34 ff.); Campbell, II, S. 399, Nr. 8; Grimm, KHM, Nr. 59. Um ein Spinnrad: Campbell, II, S. 398 ff. Um ein Schwein: Sébillot, Littérature orale de la Haute-Bretagne, S. 92 und 98. Um ein Kalb: Grimm, KHM, Nr. 61. Bei Pitrè, Novelle popolari toscane, S. 188 schickt Giucca Mehl mit dem Winde heim. Verwandt ist auch eine Schnurre der Contes du Sieur Gaulard, S. 223 ff., wo ein Diener ein Pferd als Wegweiser erhält.

Ein Gegenstück zu dem Schlusse dieser Facetie, der identisch ist mit der Nr. 61, bietet der als Nr. 490 mitgeteilte Schwank, wo Nasreddin dem Esel, auf dem er reitet, eine Last abnimmt und sich selber auflädt, damit sie der Esel nicht zu tragen brauche.

273

282. Sottisier, Nr. 224.

Vgl. Nr. 142; Basset, Loqmân berbère, S. 80 ff.; Chauvin, III, S. 31, Nr. 17.

Bronner, Schelmen-Büchlein, S. 29 ff.

283. Sottisier, Nr. 225.

284. Sottisier, Nr. 226.

285. Sottisier, Nr. 228; Nawadir, S. 15 (hier ist Dschoha der leidende Teil).

Fourberies, S. 59; den dort zitierten Schwank aus dem Mustatraf von al Abschihi hat Basset in der RTP, XIII, S. 478 übertragen.

286. Sottisier, Nr. 231.

287. Sottisier, Nr. 232.

288. Sottisier, Nr. 233.

Vgl. Nr. 38.

289. Sottisier, Nr. 234.

290. Sottisier, Nr. 236.

Vgl. Nr. 261.

291. Sottisier, Nr. 238.

292. Sottisier, Nr. 239.

Anthropophytheia, I, S. 179 ff.

293. Sottisier, Nr. 242.

Fourberies, S. 60 ff.

294. Sottisier, Nr. 246.

295. Sottisier, Nr. 248.

296. Sottisier, Nr. 249.

297. Sottisier, Nr. 250.

274

298. Sottisier, Nr. 253; vgl. Buadem, Nr. 167.

-Das sich nicht erkennen wegen einer äußerlichen Veränderung-, ein Zug, auf den schon oben in der Anmerkung zu Nr. 43 einigermaßen eingegangen worden ist, findet sich schon im Philogelos, S. 17 ff., Nr. 56 in einer Darstellung, die dem in Rede stehenden Schwanke auffallend ähnelt:

Σχολαστικὸς καὶ φαλακρὸς καὶ κουρεὺς συνοδεύοντες καὶ ἔν τινι ἐρημιᾳ μείναντες, συνέθεντο πρὸς τέσσαρας ὥρας ἀγρυπνῆσαι καὶ τὰ σκεύη ἕκαστος τηρῆσαι. ὡς δὲ ἔλαχε τῷ κουρεῖ πρώτῳ φυλάξαι, μετεωρισθῆναι θέλων τὸν σχολαστικὸν καθεύδοντα ἔξυρε καὶ τῶν ὡρῶν πληρωθεισῶν διύπνισεν. ὁ δὲ σχολαστικὸς ψήχων ὡς ἀπὸ ὕπνου τὴν κεφαλὴν καὶ εὑρὼν ἑαυτὸν ψιλόν, μέγα κάθαρμα, φησίν, ὁ κουρεύς· πλανηθεὶς γὰρ ἀντ’ ἐμοῦ τὸν φαλακρὸν ἐξύπνισεν

Eine moderne Variante dieser Facetie steht bei Merkens, S. 129 ff., Nr. 138.

Eine Schnurre von dem Narren Lobelin, der sich im neuen Kleide nicht kennt, habe ich im Mönchslatein, S. 193, Nr. 152 nach der Mensa philosophica übersetzt.

Wichtig ist ein englisches Kinderlied von einer Frau, die sich nicht mehr kennt, als ihr im Schlafe die Röcke abgeschnitten worden sind (Jacobs, More English Fairy Tales, S. 59 ff.; Lawkamercyme und die Noten auf S. 226; Campbell, II, S. 397; Archivio, IX, S. 437 ff.); hierzu vergleiche man den Schluß der Nr. 34 und 59 der Grimmschen KHM, Haltrich, S. 252 ff., Asbjörnsen, Fairy Tales from the Far North, transl. by H. L. Braekstad, London, 1897, S. 69 ff., Franco, Rose e spine, Monteleone, 1889, S. VIII (zit. im Archivio, IX, S. 118 ff.), Rittershaus, S. 354, Archiv für slavische Philologie, XIX, S. 256 und XXI, S. 283 ff. und Böhm, Lettische Schwänke, S. 14 ff., Nr. 15 mit den Nachweisungen auf S. 112. Interessant ist noch eine Notiz von Loys Brueyre in der RTP, II, S. 297, die den Zusammenhang einer Farce des Palais Royal mit der 14. der Facéties normandes von V. Brunet: Le Sourdin et le nègre (RTP, II, S. 213) und damit auch mit unserm Stoffe überhaupt feststellt.

Verwandt ist das in Rede stehende Motiv mit dem Zuge, daß einem Einfaltspinsel eingeredet wird, er sei ein anderer, das wieder dem Motiv von dem Dummkopf nahe steht, der zu dem Glauben, er sei tot, gebracht wird,275 worüber schon zur Genüge gehandelt worden ist. Potenziert ist der erstgenannte Zug, dessen bekannteste Bearbeitung die Novella del Grasso legnajuolo ist, in der Trinuzia Firenzuolas, wo der »dottore sciocco« Messer Rovina am Schlusse der 1. Szene des 5. Aktes seine Erlebnisse also zusammenfaßt (Opere, Milano, 1802, V, S. 92):

I’ vo’ veder, se da me a me i’ mi sapessi ritrovare: i’ ero Messer Rovina, e fu’ per diventar un altro: poi mi vestì a uso di donna, e non diventai donna; ch’ i’ pisciai pur come gli uomini: poi fu’ preso co’ panni del Golpe, e non diventai Golpe; che s’ i’ fussi diventato, i birri m’ arebbon ritenuto: andai dipoi in piazza e trovai il Dormi, e non fu più Messer Rovina: e’ bisogno adunque ch’ i’ mi perdessi per la via.

299. Sottisier, Nr. 254.

Vgl. Pauli, Schimpf und Ernst, Nr. 97, S. 74 und 484; Arlotto, Fac. 54, I, S. 133 und 213 ff.

300. Sottisier, Nr. 256; vgl. Nr. 302.

301. Sottisier, Nr. 257.

302. Sottisier, Nr. 261; vgl. Nr. 300.

303. Sottisier, Nr. 263.

304. Sottisier, Nr. 265.

305. Sottisier, Nr. 269.

Köhler, I, S. 507; Fourberies, S. 63.

Der Schüler aus dem Paradies: Zu diesem Schwanke vgl. die von mir zu Bebel, II, Nr. 50, Bd. I, S. 189 angegebene Literatur und davon hauptsächlich Boltes Noten zu Frey, Nr. 61 und Wickram, Nr. 107, ferner Köhler, I, S. 383 ff. Zu den an diesen Orten beigebrachten Nachweisungen kommen noch: Pasquil’s Jests with the Merriments of Mother Bunch, London, o. J., bei Ashton, S. 168 ff. (nicht in Hazlitts Neudruck); Filleul Pétigny, Contes de la Beauce et du Perche, Nr. 16 in der RTP, XIII, S. 634 ff.; Kerbeuzec, Contes et légendes de la Haute276Bretagne, Nr. 92, ebendort, XXIII, S. 341; Ilg, II, S. 30 ff., Nr. 88; Rittershaus, S. 352 ff.; Busch, Ut ôler Welt, S. 82 ff., Nr. 33; Böhm, Lettische Schwänke, S. 25 ff. und 68 ff., Nr. 22 und 41, Noten S. 113 und 120.

Zu dem Schlusse vom getäuschten Verfolger vgl. Schumann, Nachtbüchlein, S. 288 ff. zu Nr. 46, P. Sébillot, Contes de la Haute-Bretagne, Nr. 1 in der RTP, XI, S. 299 ff. und Krauss, Sagen und Märchen der Südslaven, II, S. 249.

306. Sottisier, Nr. 270.

307. Sottisier, Nr. 271.

308. Sottisier, Nr. 272.

Vgl. oben Nr. 36.

309. Sottisier, Nr. 273; Roda Roda, S. 125. Vgl. unten Nr. 488.

Kuka, S. 80; Ispirescu, S. 110 (Magazin, XCVI, S. 614).

310. Sottisier, Nr. 274.

311. Sottisier, Nr. 275.

Fourberies, S. 63 ff.

Zu dieser Fassung des Motives vom verkannten Spiegelbilde, dem wir schon oben bei Nr. 165 begegnet sind, bietet Bar-Hebraeus, S. 148, Nr. 583 eine Parallele:

Another simpleton looked into a vessel of water, and he went and said to his mother, »There is a thief in the vessel.« And when his mother came and had looked in also she saw her own face in the water by the side of that of her son. And she said to her son, »Verily it is a thief, and there is, besides, a whore with this cursed fellow; stand thou here that they may not come out and escape until I can call the neighbours.«

Witziger ist folgende persische Geschichte (Kuka, S. 175):

A boy saw his own image while looking into a well. He immediately ran to his mother and said, »Mother, come with me; there is a thief in the well.« The mother came277 to the well, and looking into it observed, »By God! thou art right: and look, there is an old hag, too, with him.«

In der 33. Facetie des Philogelos hält der Beschauer sein Bild, das sich im Brunnen spiegelt, für den Hausherrn des Brunnens; dazu bietet Kuka, S. 187, Nr. 99 eine Parallele. Swynnerton, Nr. 11 (S. 153) ähnelt wieder der Version von Bar-Hebraeus, zu der auch noch Alice Fermé, Contes recueillis en Tunis, Nr. 1: La bonne femme sotte in der RTP, VIII, S. 28 zu vergleichen ist.

Eine merkwürdige Modernisierung hat die Schnurre in den Contes du Sieur Gaulard, S. 233 erfahren:

»Or comme il (le Sieur Gaulard) entendit dire qu’on auoit mis rafraischir vne bouteille de vin dans vn puits, il fut curieux d’y aller regarder: apperceuant son ombre dans l’eau, qui le representoit, il appella ses compagnons, et leur dit: Helas, Messieurs, venez viste m’aider à retirer nostre vin, car il y a là bas des Antipodes, qui boiront tout nostre vin, si nous n’y mettons ordre. Il auoit peur que son ombre ne beust son vin sans luy: ou bien il pensoit que les Antipodes habitassent dans des puits.

Deutsch steht dieser Schwank im Exilium melancholiae, S, Nr. 16, S. 383, früher aber schon bei Lundorf, Wißbadisch Wisenbrünlein (I), Franckfurt, 1610, S. 168 ff. als Historia 79: Von einem der sich vor den Antipodibus förchtete; Lundorf gibt als Quelle das 1602 erschienene Convivium evangelicum von Christophorus Marianus an. Augenscheinlich nach Tabourot erzählt d’Ouville, II, S. 299 ff. Vgl. noch die oben S. 264 in der Fußnote erwähnte Erzählung Abu Madjans.

312. Sottisier, Nr. 276.

313. Sottisier, Nr. 277.

Schier dieselbe Geschichte erzählt schon die 208. Novelle Sacchettis, deren Argument lautet: Mauro pescatore da Cività nuova, recando granchi marini, gli mette nella rete sul letto; escene uno fuori la notte, e piglia la donna nel luogo della vergogna, e Mauro, soccorrendo co’ denti, è preso dal granchio per la bocca; e quello, che ne seguita. An französischen Bearbeitungen seien genannt Bouchet, Les Serées, l. I, s. 6 (éd. C. E. Roybet, Paris, 1873 ff., II, S. 36 ff.), Beroalde de Verville, Le Moyen de parvenir278, c. 49 (éd. P. L. Jacob, Paris, 1841, S. 169 ff.) und ein Gedicht Le cancre de mer von Epiphane Sidredoulx in den Contes en vers imités du Moyen de parvenir, Paris, 1874, S. 99 ff. Ein lateinisches Gedicht von Bernard de La Monnoye und ein französisches des Abbé Bretin zitiert Francia, S. 281 ff. Eine serbische und eine bosnische Variante, die unserer Fassung sehr nahe stehn, bringt die Anthropophyteia, I, S. 151 ff. und 152 ff.

314. Sottisier, Nr. 278; Buadem, Nr. 146.

Vgl. meine Nachweisungen zur 216. Facetie Arlottos, II, S. 267 und Ilg, II, S. 99, Nr. 111.

315. Sottisier, Nr. 280.

316. Sottisier, Nr. 282.

317. Sottisier, Nr. 283.

Zu dem ersten Teile vergleiche Poggius, Fac. 5: De homine insulso qui existimavit duos cunnos in uxore, M. Lindener, Katzipori, Nr. 31, hg. von Lichtenstein, Tübingen, 1883, S. 91 ff., Costo, Il Fuggilozio, g. II: Vn pazzo giouane non vuol moglie, se non troua vna donna con due cotali etc., zit. Ausg., S. 73 ff., Hermotimus, Additamenta, S. 280 ff.: De Rustico existimante Vxorem suam duos cunnos habere und Reinisch, Die ’Afar-Sprache, Wien, 1885, I, S. 41 ff.

Eine Parallele zum zweiten Teile ist die 34. Novelle im Heptaméron, bearbeitet bei d’Ouville, I, S. 83 ff.: De deux cordeliers = Les Récréations françoises, Utopie, 1681, I, S. 58 ff. Weitere Nachweise gibt Bolte in seiner Ausgabe von Wickrams Rollwagenbüchlein, S. 379, wozu noch Monnier, S. 354 ff. und zwei sehr an den von dem Hodscha erzählten Schwank gemahnende Stücke in der Anthropophytheia, II, S. 430 ff. und 433 ff. zu nennen sind.

318. Sottisier, Nr. 284.

319. Sottisier, Nr. 285.

320. Sottisier, Nr. 286; Mardrus, S. 111 ff.

279

321. Sottisier, Nr. 287; Mardrus, S. 112 (mit anderm Schlusse).

Außer der modernen serbischen Variante aus Südungarn in der Anthropophyteia, V, S. 335 ff. ist noch bemerkenswert eine alte spanische bei J. de Timoneda, Sobremesa y alivio de caminantes, p. I, c. 65 (Biblioteca des autores españoles, III, S. 174):

Un caminante entró en una viña por comer uvas. Estándolas comiendo vino la guarda, y pidióle prenda. Respondió el caminante: »hermano, yo no soy entrado aquí para comer, sino para cagar.« Dijo la guarda: »pues mostrad dónde habeis cagado.« Cansadas los dos de ir por la viña, encontraron con un depósito de buey; dijo el caminante: »heis aquí dónde cagué.« Respondió la guarda: »no es verdad, porque esa mierda es de buey.« Dijo el caminante: »I fuerte cosa es! Si quiero cagar mierda de buey, ¿vedármelo heis?«

322. Sottisier, Nr. 288.

323. Sottisier, Nr. 289.

324. Sottisier, Nr. 291.

325. Sottisier, Nr. 292.

326. Sottisier, Nr. 293; Nawadir, S. 35; s. oben die Anmerkung zu Nr. 152.

Köhler, I, S. 504.

Eine fast identische Geschichte steht in den Vierzig Vezieren (Behrnauer, S. 150); eine hübsche Variante hat al Abschihis Mustatraf (Basset in der RTP, XIII, S. 492).

327. Sottisier, Nr. 294; Goethe, West-östlicher Diwan (Sämtliche Werke, hg. v. L. Geiger, V, S. 171); Ethé, S. 244 ff.; Nouri, S. 112 ff.; Mardrus, S. 109 ff.

280

3. Angeblich historisches

328. Cantimir, I, 166 ff.; De la Croix, I, S. 154; Flögel, S. 178 ff.; Hammer, I, S. 630; Doran, S. 74 ff.; Tréfái, S. 7 ff.

Vgl. zu diesem außerordentlich verbreiteten Schwanke meine Noten bei Bebel, I, S. 190 ff., ferner Francia, S. 109 ff.; Basset, Nouveaux contes berbères, Paris, 1897, S. 354 ff.; Basset in der RTP, XII, S. 675 ff.; Katona, Temesvári Pelbárt peldái, Pest, 1902, S. 39; Chauvin, V, S. 282; Archiv für slavische Philologie, XIX, S. 256, XXI, S. 288 und 295. Nachzutragen sind noch: Histoire littéraire de la France, XXIV, S. 509; Eyering, Proverbiorum copia, I, S. 527 ff.; Sagredo, L’Arcadia in Brenta, S. 383; Baraton, Poesies, S. 239 ff.; Krauss, Sagen und Märchen der Südslaven, I, S. 246 ff.; Monnier, S. 235 ff.; P. E. Guarnerio im Archivio, II, S. 499 ff.; Harsdörfer, Ars apophtegmatica, S. 625 ff., Nr. 2980; Busch, Ut ôler Welt, S. 36 ff., Nr. 17; Roda Roda, S. 249 ff. (kombiniert mit Buadem, Nr. 2 = Serbisch, S. 51 ff. und Kroatisch, S. 29 ff.).

329. Cantimir, I, 167 ff.; Hammer, I, S. 625; Tréfái, S. 8 ff.

330. De la Croix, I, S. 150 ff.; Flögel, S. 177 ff.; Doran S. 74; Nick, I, S. 149.

331. Flögel, S. 179; Nick, I, S. 151 ff.

Flögel gibt keine Quelle an, und bei den sonst von ihm benützten Autoren ist die Geschichte nicht zu finden; wohl aber steht sie, allerdings nicht von Nasreddin, schon im Democritus ridens, S. 232 ff.:

Bajasites I. Turcorum tyrannus (et talis proprie fuit) utebatur quodam aethiope apud Indos nato familiarissime et suavissime; eumque ob facetias et lepores plurimum diligebat. Accidit aliquando ut Bajasites castra metatus in planitie tentorium figi juberet ad arborem quamdam sublimem. Hanc intuens, »Bre Areb,« inquit (hoc est, »Heus aethiops«) »si me amas, in hujus arboris verticem conscende.« Statim aethiops, exutis vestibus, paret et scandit. Ad fastigium ubi pervenerat, Bajasites mandat Solachiis (satellites sunt, qui circa Sultanum equitantem in albis subuculis cursitare solent) ut admotis securibus281 mox arborem continuis ictibus dejiciant et prosternant. Quibus strenue heri imperium exsequentibus, aethiops, arbore prope tota jam resecta, anxius et praecipitio proximus Sultani Consiliarios infra arborem stantes obtestatur, ut apud Bajasitem intercederent et vitae gratiam impetrarent. Sed frustra eorum sollicitabat intercessionem, qui nec prodire in conspectum Bajasitis, ne dum unico verbulo eum compellare audebant. Aethiops itaque consilio ex tempore et re nata capto, stratagemate extremum vitae periculum antevertit, et subito solutis feminalibus seu subligaculis, ventris sordes, quas ipse timor non parum propellebat, excernit in satellites, qui arborem secabant. Hisce vero ad tam inopinam sordium grandinem ab opere diffugientibus, aethiops ex arbore se dimittit, et appellatis Sultani Consiliariis, qui spectaculo praesentes adstabant, »Utinam Consiliariis vestris similibus idem hoc usu veniat,« inquit, »ut conspurcentur! quorum verba tantum non valent quantum meae sordes.« Proverbio dicuntur, Turdi malum sibi cacare; at hic sibi salutem. Tanti est a se ipso et consilium et opem petere.


282

4. Moderne Volkserzählungen aus Nasreddins Heimat

332. Tréfái, Nr. 7.

Vgl. unten die zwei serbischen Schwänke, Nr. 479 und 482.

Dasselbe Motiv, der Lehrer, der nicht lesen kann, ist auch in einem Schwanke in Tausend und einer Nacht verarbeitet (Hennig, VIII, S. 80 ff.); vgl. auch Basset im Keleti szemle, I, S. 222, Nr. 13.

333. Tréfái, Nr. 129 (und S. 29); Buadem, Nr. 97; Nawadir, S. 3; Serbisch, S. 86.

Basset im Keleti szemle, I, S. 222, Nr. 10 (aus dem Nuzhat al udaba).

334. Tréfái, Nr. 130; Nawadir, S. 3.

Die Schnurre steht schon bei Bar-Hebraeus, S. 154 ff., Nr. 619: Everything is beautiful in it except the latrine, which had one fault: its door is so narrow that a table will not go trough it.

335. Tréfái, Nr. 133; Buadem, Nr. 110; Nawadir, S. 18; Serbisch, S. 91; Kroatisch, S. 60.

Bar-Hebraeus, S. 162, Nr. 647.

336. Tréfái, Nr. 134; Buadem, Nr. 117; Nawadir, S. 40; Serbisch, S. 93; Kroatisch, S. 61.

Bar-Hebraeus, S. 150, Nr. 595.

337. Tréfái, Nr. 135 (und S. 29); Buadem, Nr. 118; Nawadir, S. 40; Serbisch, S. 93; Kroatisch, S. 61.

Fourberies, S. 70.

Dschami, Bäharistan, zit. Ausg., S. 83; Galland, S. 44; Kuka, S. 153, Nr. 7.

338. Tréfái, Nr. 136.


FUSSNOTEN

1 Kathá Sarit Ságara, ed. by Tawney, Calcutta, 1880 ff., II, S. 58: There was once a foolish man, who was poor and had many sons. When one of his sons died, he killed another, saying, How could this child go such a long journey alone? So he was banished by the people, as being a fool and a criminal. Thus a fool is as void of sense and discernment as an animal.

2 Wesselski, Die Schwänke und Schnarren des Pfarrers Arlotto (= Bd. I und II der Narren, Gaukler und Volkslieblinge), II, S. 51 ff. und 222 ff.

3 Geschichte des osmanischen Reiches, deutsch von Schulz, Frankfurt, 1769 ff., I, S. 150 ff.

4 Geschichte der Hofnarren, Liegnitz und Leipzig, 1789, S. 176 ff.

5 Histoire de l’empire othoman, traduit par De Joncquieres, Paris, 1743 ff., I, S. 164 ff.; die im folgenden angezogene Stelle ist unten S. 227 abgedruckt.

6 Sottisier de Nasr-Eddin-Hodja, Bruxelles, 1878; vgl. unten S. 201 ff. Eine ältere Handschrift, die schon 1625 im Besitze eines Europäers war, wird in Leiden aufbewahrt; darüber und über andere Handschriften vgl. Horn im Keleti szemle, I, S. 67 ff.

7 Naszreddin hodsa tréfái, Budapest, 1899, S. 3; leider nennt Kúnos seine Quelle nicht.

8 Meherjibhai Nosherwanji Kuka, The Wit and Humour of the Persians, Bombay, 1894, S. 3 ff. Die Erzählung, deren Verfasser usw. Kuka eben so wenig wie bei den andern Stücken nennt, die sein Buch bringt, lautet: Nasreddin, ein Häuptling des Stammes von Kebud-Dschamah, hatte sich den Unwillen des Schahs Takasch zugezogen, und dieser schickte einen Mann, um ihn zu töten und ihm sein Haupt zu bringen; Nasreddin aber vermochte den Abgesandten, ihn lebendig an den Hof des Schahs zu bringen. Als der Schah Nasreddin am Leben vor sich sah, wollte er seine Wut an seinem Abgesandten auslassen, aber Nasreddin redete den Schah mit den folgenden Versen an, und die gefielen dem Schah so gut, daß er ihm nicht nur das Leben schenkte, sondern ihn auch umarmte und zu einem hohen Würdenträger machte: »Der Staub deiner Fußtapfen ist eine Salbe für die Augen meines Geistes. Mit mir bringe ich unzählige Geschichten und Gleichnisse. Den Kopf, den du verlangt hast, konnte ich niemand anvertrauen; drum bringe ich ihn selber, freilich auf meinen Schultern.«

9 Die Geschichte ist bequem nachzulesen bei Mehemed Tewfik, Die Schwänke des Naßr-ed-din und Buadem, übersetzt von Müllendorff (= Nr. 2735 der Reclamschen Universal-Bibliothek), S. 7 ff.; nach Tewfik ist sie u. a. von Kúnos aufgenommen worden (Tréfái, S. 28 ff.), und der Verfasser der jüngsten türkischen Ausgabe von Nasreddins Schwänken, Behaï, nennt bei der Mitteilung der Geschichte (S. 6 ff.) Tewfik geradezu als seinen Gewährsmann. Diese Ausgabe, Letaïf i hodscha nasr ed-din, Stambul, 1325/27 (1907/1909), die ich leider für den Text nicht mehr benutzen konnte (die Kenntnis von ihr verdanke ich Herrn Dr. Theodor Menzel), ist im folgenden mit Letaïf zitiert.

10 Hammer, Geschichte des osmanischen Reiches, Pest, 1827 ff., I, S. 630.

11 Tréfái, S. 28.

12 Ἰωακεὶμ Βαλάβανη, Μικρασιατικά, Athen, 1891, S. 150 ff, in dem Aufsatze Ὁ Νασρεδδὶν Χώτζας.

13 Tréfái, S. 8 ff.

14 Siehe unten S. 190, Nr. 329.

15 Siehe im II. Bande S. 144 ff., Nr. 467.

16 Anton Pann in dem Gedichte Cui îi place linistire sa’si faca împrejmúîre seines Nazdravaniile lui Nastratin Hogea (Opere complete, ed. II-a, Bukarest, 1909, I, S. 342): Da der Hodscha einmal im Winter kein Holz hat, verheizt er nach und nach seinen Zaun, bis von diesem nur noch das Tor übrig bleibt. Als nun die Leute zu ihm von allen Seiten kommen, verweist er ihnen dies: das Tor sei eben deswegen stehn geblieben, damit man es benütze.

17 Reading Book of the Turkish Language, London, 1854 zu Beginn der Pleasing Tales of Khoja Nasr-il-deen Effendi, S. 27 der türkischen Paginierung.

18 Letaïf, S. 9.

19 Letaïf, S. 7.

20 Letaïf, S. 10.

21 Walawani, der diese Legende berichtet (S. 143 ff.) fügt bei, daß in Akschehir noch heute das Wetter aus diesem Spalte erforscht wird, indem man ihn unverwandt betrachtet; der Spalt ist denen von Akschehir wie ein Fenster, das einen Einblick in die Geheimnisse des Himmels zuläßt, oder einfacher, er ist ihr Barometer. Kúnos, der nach Walawani erzählt, bemerkt (S. 14), daß er die Überlieferung von diesem Wunder Nasreddins sogar in einer Zeichnung einer Stambuler Ausgabe der Schwänke erkannt habe.

22 Letaïf, S. 9 ff.

23 Tréfái, S. 9 ff.

24 Der übergroße Turban — vgl. dazu unten S. 78 ff., Nr. 152 — ist demnach wohl das einzige, was an dem Grabe unmittelbar lächerlich wirkt.

25 Nasradin-hodza njegove sale, dosetke i lakrdije u pripodjetkama od Mehmeda Tevfika, U Nuvom Sadu (Neusatz), 1903, S. 6 ff.

26 Zu dem Märchenmotive von dem aus den gesammelten Knochen wiederbelebten Tiere oder Menschen vgl. Köhler, Kleinere Schriften, Weimar (Berlin), 1898 ff., I, S. 273 und 586 ff., v. d. Leyen, Das Märchen in den Göttersagen der Edda, Berlin, 1899, S. 24, 40 und 81 und Dähnhardt, Natursagen, Leipzig, 1907 ff., III, S. 407 ff.

27 Siehe unten S. 144 ff., Nr. 241.

28 Tréfái, S. 14 ff.

29 Nasreddin Khodjas Schwänke und Streiche, Breslau, 1904.

30 Tréfái, S. 14.

31 Bezeichnend ist es, wonach Behaï, der durch das Versprechen, den Einsendern von Schwänken Nasreddins einzelne Bogen oder ganze Exemplare seines Buches zum Geschenke zu machen (Letaïf, S. 13), eine sehr zahlreiche Mitarbeiterschaft gewonnen haben dürfte, die Authentizität der einzelnen Überlieferungen beurteilt; darüber schreibt er in seinem Schlußworte (S. 255 ff.): »Wir haben uns Handschriften aufgehoben; aus ihnen geht hervor, daß man uns ziemlich viele Schwänke übersandt hat mit dem Bemerken, fünf bis zehn Personen hätten es übereinstimmend bezeugt, daß sie wirklich von dem Hodscha stammten. Wenn derartige Schwänke Stück für Stück durch die osmanische Welt gehn und von einem osmanischen Gelehrten nach dem andern übernommen werden, so ist das ein Beweis, daß sie auf den Hodscha zurückzuführen sind. Kamen uns aber Schwänke in die Hand, die nicht so wie diese bezeugt waren, bei denen uns kein Beweis vorlag, daß sie dem Hodscha zuzusprechen seien, so haben wir es vorgezogen, das Zeugnis derer gelten zu lassen, die, auch ohne Belege, ihre Authentizität behaupten; hiernach haben wir gemeint, in zweifelhaften Fällen sei es besser, die Authentizität auszusprechen. Und Allah mache es mit uns ebenso!«

32 Über Abu Hanifa, den Begründer der nach ihm genannten orthodoxen Rechtsschule (680 oder 699–767), vgl. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, Weimar (Berlin), 1898 ff., I, S. 169 ff.

33 Letaïf, S. 4. Von den hier erwähnten Kameraden Nasreddins erwähnt Behaï unmittelbar vorher einen, nämlich Abdal, als einen Hofnarren Timurs; vielleicht liegt hier oder an der unten S. 279 zu Nr. 326 zitierten Stelle aus den Vierzig Vezieren, die dann jedenfalls älter sein müßte als die Parallele mit Nasreddin als Helden, eine Verwechslung vor. Mit Ausnahme des sofort zu besprechenden Dschoha sind mir von all diesen Vertretern des Narrentums nur Abu Dulama und Talhak bekannt. Abu Dulama, ein Neger, war Hofnarr al Mansurs und ist 777 gestorben; vgl. über ihn Brockelmann, I, S. 74. Ein Schwank von ihm ist unten im II. Bande, S. 237 erwähnt. Über Talhak, den Hofnarren Sultan Mahmuds von Ghasni, vgl. Horn im Keleti szemle, I, S. 70.

34 Köhler, I, S. 508 ff.; Hartmann in der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, V, S. 48.

35 R. Basset in der Einleitung (S. 4 ff.) zu A. Mouliéras, Les fourberies de Si Djeh’a, Paris, 1892.

36 Hartmann a. a. O., S. 49.

37 Die zweite dieser drei Geschichten ist im II. Bande, S. 183 ff. mitgeteilt; die beiden andern erzählen (Freytag, I, S. 403): Es sieht einer Dschoha außerhalb der Stadt Kufa graben und fragt ihn, was er mache. Dschoha antwortet, er könne eine Summe Geldes, die er dort vergraben habe, nicht wiederfinden. Als ihm nun der andere sagt, er hätte sich ein Zeichen machen sollen, erwidert er, das habe er sowieso getan; jetzt sehe er aber die Wolke, die damals den Ort beschattet habe, nicht mehr. (Vgl. zu diesem Schwanke Kathá Sarit Ságara, II, S. 60 ff.; Kuka, S. 175, Nr. 63; Liebrecht, Zur Volkskunde, Heilbronn, 1879, S. 117; Clouston, The Book of Noodles, London, 1888, S. 99 ff.). — Als Abu Muslim als Statthalter nach Kufa kommt, fragt er, wer Dschoha kenne, und befiehlt einem, der Jaktin heißt, ihn zu bringen. Jaktin führt Dschoha zu Abu Muslim, der gerade ganz allein ist; da fragt Dschoha seinen Begleiter: »Wer von euch beiden, Jaktin, ist denn nun Abu Muslim?« Alle drei Dschohageschichten Maidanis sind mit Dschoha als Helden in den Nawadir von al Kaljubi († 1658) übergegangen; danach hat sie Basset in der Revue des traditions populaires, XV, S. 40, 41 und 43 übersetzt.

38 Basset a. a. O., S. 5 ff.

39 Basset, S. 3 ff.; Hartmann, S. 48, Note 2; Letaïf, S. 12.

40 Basset, S. 8; Hartmann, S. 46, Note 1.

41 Basset, S. 7.

42 Die meist aus den letzten Jahren stammende, aber schon ziemlich umfangreiche Literatur über Dschoha (Dscheha usw. und Dschahan) findet man, soweit sie vom Herausgeber benutzt werden konnte, rückwärts S. 199 ff. und gelegentlich bei den Anmerkungen zitiert; wegen der minder wichtigen Lehrbücher des algerischen Volksarabisch, die gelegentlich als Lesestücke Dschohaerzählungen bringen, und wegen einiger belletristischer Reisewerke sei auf Basset, S. 12 verwiesen. Bemerkt sei hier nur noch, daß eine nicht unbedeutende Anzahl von anscheinend auf Dschoha übertragenen Nasreddingeschichten von Mardrus in seine Ausgabe der Mille nuits et une nuit, Paris, 1899 ff. aufgenommen worden sind. Weiter sei erwähnt, daß die syrischen Dschochiüberlieferungen bei M. Lidzbarski, Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften der königlichen Bibliothek zu Berlin, Weimar, 1896, S. 249 ff. und das, was T. J. Bezemer in seiner Volksdichtung aus Indonesien, Haag, 1904, S. 196 ff. als Streiche des Djonaha, des Batakschen Eulenspiegels erzählt, weder zum Nasreddin-, noch zum Dschohakreise gehören; es handelt sich in beiden Fällen um Varianten des so außerordentlich verbreiteten Unibosmärchens, die an sich allein, ohne weitere übereinstimmende Behandlung gleicher Motive, noch nicht genügen können, um ihre Helden trotz dem anklingenden und wohl sicher von dem seinigen abhängigen Namen innerlich mit Dschoha zu identifizieren. Daran kann nichts ändern, daß auch von dem serbischen Nasreddin (Krauss, Anthropophyteia, Leipzig, 1904 ff., III, S. 366 ff.) und von dem nordafrikanischen Dschoha (s. im II. Bande S. 41 ff.) Teile des Unibosmärchens erzählt werden; diese fügen sich ja dem übrigen keineswegs organisch an.

43 Daß der Name Giu✗xa auch in Albanien vorkomme (Hartmann, S. 47 und öfter) ist ein Irrtum; vgl. Pitrè, Fiabe, novelle e racconti popolari siciliani, Palermo, 1875, III, S. 371, eine Stelle, die bei Monnier, Les contes populaires en Italie, Paris, 1880, S. 11 ungenau wiedergegeben worden ist, woher denn das Mißverständnis rührt.

44 Pitrè, Novelle popolari toscane, Firenze, 1885, nov. 38; vgl. ebendort S. 195.

45 Die anscheinend dagegen sprechende Bemerkung Horns im Keleti szemle, I, S. 70, Z. 7 ff. beweist nichts; die dort erwähnte Erzählung Zakanis gehört wohl zu der Version im Nawadir und nicht zu der im Sottisier, wie andere Parallelen zu schließen erlauben. Die weiter von Horn mit »Basset, Tableau Nr. 120« bezeichnete Erzählung, nämlich Sottisier, Nr. 120 (unten S. 101, Nr. 187), hat mit Nasreddin gar nichts zu tun.

46 Vgl. Hartmann, S. 50 ff.; P. Casanova in den Memoires de la Mission archéologique française au Caire, t. VI, fasc. 3, Paris, 1893, S. 447 ff.; Decourdemanche in der zweiten Auflage seiner noch zu nennenden Übersetzung des türkischen Volksbuches von Nasreddin, S. 113 ff.

47 Behrnauer, Die vierzig Veziere oder weisen Meister, Leipzig, 1851, S. XIV.

48 Vgl. unten S. 260 die Note zu Nr. 211.

49 Freilich hat schon Antoine Galland in den Paroles remarquables ... des Orientaux, Paris, 1694 einzelne Anekdoten ins Französische übersetzt, aber der Name Nasreddin kommt bei ihm nicht vor. Unter seinen Quellen nennt er »Deux Recueils de bons mots en Turc dont j’ai choisi ceux qui meritoient d’être publiez«; aber entweder haben diese Manuskripte den Namen Nasreddin nicht enthalten, oder, was wahrscheinlicher ist, Galland hat ihn verschwiegen.

50 Vgl. C. Siegfried, Briefwechsel zwischen Goethe und v. Diez im Goethe-Jahrbuch, XI, 1890, S. 24 ff.

51 Heute in den Handschriften des Goethe-Archivs als Bl. 103.

52 S. unten S. 202.

53 S. oben S. XVI und unten S. 199.

54 Im Keleti szemle, I, S. 177 bemerkt Karl Foy, daß die Kúnosschen Texte den Eindruck machen, als wären sie mindestens teilweise einer osmanisch-rumelischen Vorlage nacherzählt.

55 Köhler, I, S. 483.

56 Erst Behaï hat einige in seine Ausgabe der Letaïf aufgenommen.

57 Kúnos zitiert (Tréfái, S. 12) eine 1896 in Athen erschienene griechische Ausgabe mit einem ausführlichen Vorworte Walawanis. Dieses Buch aufzutreiben, war mir unmöglich. Nach den Zitaten von Kúnos ist das Vorwort Walawanis wohl identisch mit dem Aufsatze in den Μικρασιατικὰ den Kúnos nie erwähnt. Nebenbei bemerkt war auch alles Suchen nach der englischen Ausgabe, die nach Kúnos (ebendort) ein gewisser Konstantinidi in Vorbereitung gehabt hätte, erfolglos.

58 In Albanien, wo bisher noch nichts aufgezeichnet zu sein scheint, gilt Nasreddin oder Nasra als der Erfinder der Schneereifen; vgl. Fr. Baron Nopcsa, Aus Sala und Klementi, Sarajevo, 1910, S. 55.

59 Wenigstens ist hier der 32. Nasreddinschwank Tewfiks zum Unterschiede von Müllendorff richtig wiedergegeben.

60 »Ali Nouri« schweigt sich über die von ihm benutzte Vorlage beharrlich aus; eine Stelle aber (s. unten S. 224), die auch mit dem kroatischen Texte übereinstimmt, läßt auf eine griechische Vorlage schließen. War das vielleicht die von Kúnos zitierte Athener Ausgabe mit dem Vorworte Walawanis?

61 Tréfái, S. 28.

62 Walawani, S. 151; Tréfái, S. 27; Bonnelli im Keleti szemle, I, S. 317.

63 S. oben S. XIV und unten S. 227. Auch Walawani nimmt den Vergleich mit Äsop auf, geht aber (S. 144 ff.) so weit, daß er Nasreddin geradezu für den Sammler der unter seinem Namen umlaufenden Erzählungen hält, die vielleicht Unterrichtszwecken hätten dienen sollen: Ὁ Αἴσωπος ταύτην (τὴν Φρυγίαν) ἔσχε πατρίδα, καὶ ὁ Νασρεδδὶν δὲ ὁμοίως ἐν ταύτῃ ἠτένισε τὸ πρῶτον τὸ φῶς τῆς ἡμέρας, εἰ καὶ νομίζομεν ὅτι ὁ Νασρεδδὶν Χώτζας ὑπῆρξε μόνον ἐπιμελὴς συλλέκτης πάντων τῶν κατὰ τὴν Μικρὰν Ἀσίαν φερομένων μύθων, ὧν πολλοὺς μετὰ παραλλαγῶν ἀπαντῶμεν παρὰ πολλαῖς καὶ δυτικωτέραις χώραις. Ἡ Συλλογή, ἣν ἀπήρτισεν — ἴσως πρὸς διδασκαλίαν τῶν μαθητῶν αὐτοῦ — ὁ Νασρεδδὶν Χώτζας, ἐγένετο δημοφιλής usw.

64 Sie ist, mit wertvollen Zusätzen vermehrt, neu gedruckt in Köhlers Kleinern Schriften, I, S. 481 ff.

65 Sottisier, S. XI.

66 Halwa ist eine Gattung Honigkuchen.

67 Sicherlich obszön zu verstehn.

68 Um sich in den Zustand der Unreinheit zurückzuversetzen.

69 Die Frageengel Munkar und Nakir, die die Verstorbenen im Grabe zur Rechenschaft über ihr Leben ziehen; von diesen Antworten hängt das Schicksal der Gläubigen im Jenseits ab.

70 Hier ist wieder, wie oben beim Kamele und wie in vielen künftigen Fällen, der Mißbrauch als Strafe für einen Fehler gedacht.

71 Vorzugsschüler.

72 Wie das früher die Griechen dortzulande getan hatten.

73 Weil er ins Frauengemach, den Harem, getreten war, obwohl dort fremde Frauen anwesend waren.

74 Lanzenwerfen zu Pferde.

75 Oberhaupt mehrerer Dörfer.

76 Hiob.

77 Strick.

78 Hatib heißt der, der den Hutbe oder das öffentliche Gebet für den Herrscher zu sprechen hat.

79 Baschi ist eine Art Obrigkeit in kleinen Orten.

80 Die Ansprache an den Leichnam hat den Zweck, den Toten anzuweisen, wie er den Frageengeln Munkar und Nakir (s. S. 13), die sofort, wann er begraben ist, zu ihm kommen, zu antworten hat.

81 Derbend, das persische und dann türkische Wort für Hohlweg, ist ein häufig vorkommender Ortsname.

82 Studenten.

83 Zum Verständnis der witzigen Antwort Nasreddins sei bemerkt, daß Hafis ein Mann genannt wird, der den Koran auswendig weiß, also gleichsam eine Hülle des Korans ist.

84 Vergl. im Koran den 23. Vers der 18. Sure: »Und sprich von keiner Sache: ›Siehe, ich will das morgen tun‹, es sei denn, du setzest hinzu: ›So Allah will.‹«

85 Dickgekochter Traubensaft; die Oberfläche glänzt.

86 Ein aus enthülstem und gestoßenem Korn gesottener Teig.

87 Geronnene Milch, die getrocknet worden ist.

88 Ein Gericht aus Reis oder zerriebenem Teig, übergossen mit heißer Butter.

89 Eine Münze von ganz geringfügigem Werte.

90 Der Batman, ursprünglich und auch jetzt noch ein persisches Handelsgewicht, hat heute in der Türkei sechs Oka, also etwa siebenundeinhalb Kilogramm.

91 Ein Rechtsgelehrter.

92 Der Scherz beruht darauf, daß der Sohn kindischerweise ein (arabisches) Fremdwort anwendet, das der Vater entweder nicht versteht oder nicht verstehn will.

93 Ein arabisches Wort, das Handel und etwa Börse bezeichnet.

94 Getrocknetes Fleisch.

95 Der berühmte persische Dichter (1414 bis 1492).

96 Im Türkischen wird das Wort Pfirsich als Synonym für Kuß gebraucht.

97 Die Verrichtung der Bedürfnisse macht unrein, so daß eine Waschung vorgenommen werden muß.

98 Eine kleine baumwollene Mütze.

99 Tamerlan war nicht nur, wie sein Name besagt (Tamerlan ist entstanden aus Timur-lenk, d. i. Timur der Lahme), lahm, sondern auch sehr häßlich; über sein Gesicht zog sich eine schreckliche Narbe. Vgl. unten Nr. 327.

100 Ein Fastenmahl.

101 Siehe die Fußnote auf S. 13.

102 Nämlich die oben als Nr. 71 mitgeteilte.

103 Über die Quellen, die Decourdemanche für die einzelnen Stücke benutzt hat, sei nach seinen Angaben folgendes mitgeteilt: Die Nummern 1–179 beruhen auf einem Manuskripte ägyptischer Herkunft, von dem er meint, daß es Cardonne gehört habe, und dessen Papier, ein französisches Fabrikat, die Jahreszahl 1757 aufweist, die Nummern 180–210 auf einem zu Ende des 16. oder zu Anfang des 17. Jahrhunderts niedergeschriebenen Manuskripte, die Nummern 211–214 auf einem Manuskripte des 19. Jahrhunderts, die Nummern 215–224 auf einem Manuskripte mit alter arabischer Schrift, die Nummern 225–238 auf einem Manuskripte in ägyptischem Arabisch, die Nummern 239–268 auf einem Manuskripte vom Jahre 1089 der Hidschra (= 1678 u. Z.), die Nummern 269–279 auf einem Manuskripte des 19. Jahrhunderts, die Nummern 280–292 auf einem Manuskripte, das das Ankaufsdatum von 1614 trägt, die Nummern 293–295 auf Dietericis Chrestomathie Ottomane und die Nummern 296–321 auf dem Volksbuche.

104 Der zuerst genannte Titel ist der der benutzten Fassung. Der erste Absatz der Noten gibt die Textstellen, der zweite und dritte geben Verweise und Literaturnachweise.

105 Die an dieser Stelle gebrachten Nachweise gehören fast sämtlich zu der 3. Facetie Arlottos (I, S. 7 ff. und 174 ff.).

106 Vgl. Brockelmann, Geschichte der arabischen Litteratur, I, Weimar, 1898, S. 154 ff.

107 Vgl. Brockelmann, II, S. 502.

108 Brockelmann, I, S. 53 ff.

109 Soll wohl Matinensis heißen.

110 Brockelmann, II, S. 29.

111 D. i. Roberti Titii Burgensis Locorum controversorum libri X, Florentiae, 1583.

112 D. i. Ménage, Origini della lingua italiana, Geneva, 1685.

113 Plutarch, De exilio, 6: Καίτοι γελῶμεν τὴν ἀβελτερίαν τοῦ φάσκοντος, ἐν Ἀθήναις βελτίονα σελήνην εἶναι τῆς ἐν Κορίνθῳ.

114 D. s. Angeli Monosinii Floris italicae linguae libri novem, Venetiis, 1604.

115Τὰ ὑπολειπόμενα εἶναι εὐνόητα· προσφυγὴ τοῦ Ἑβραίου εἰς τὰ δικαστήρια, δικαίωσις τοῦ Χώτζα, διατεινομένου ὅτι παρὰ τοῦ Ἀλλὰχ ἐζήτησε καὶ ἔλαβε τὸ ποσόν, καὶ ὁτι εἶναι ἀδύνατον νὰ παραδεχθῇ ὅτι εὑρίσκεται ἄνθρωπος, καὶ μάλιστα Ἑβραῖος, δυνάμενος νὰ παίζῃ τοσοῦτον κινδυνῶδες μετὰ τῶν χρημάτων αὐτοῦ, καὶ τέλος νόμιμος ἀπώλεια τῶν ῥιφθεισῶν αὐτῷ λιρῶν.

116 Über diese beiden Sammlungen vgl. Wesselski, Mönchslatein, S. 199 und Firenzuola, Novellen und Gespräche, übers. v. Wesselski, München 1910, S. 176 ff.

117 Cantimir schickt der Erzählung folgende Worte voraus: Nos Historiens ajoutent encore une circonstance bien capable de convaincre; c’est qu’avant l’engagement (gemeint ist die Schlacht von Angora am 20. Juli 1402, in der Bajazet von Timur geschlagen und gefangen genommen worden ist) Tamerlan qui etoit campé assez près de Jenishehir, c’est Neapolis de l’Asie mineure, passa trois jours à écouter Nasruddin Hoja: ce bouffon, ou plutôt cet Esope Turc charma si fort le Prince avec ses fables, qu’il lui fit oublier de saccager la ville. Je dois quelque chose à la curiosité de mon Lecteur, et je vais par maniere de digression l’amuser de qelques particularités au sujet de cet homme-là: je les prends d’un livre Turc.

118 S. dazu unten die Anmerkung zu Nr. 265.

119 Das Motiv von der lebenden Kette kommt natürlich auch in andern Verbindungen vor, worüber man Köhler I, S. 113 vergleiche, ferner Hans Sachs, IV, S. 73 ff., M. Lidzbarski, Geschichten und Lieder aus den neuaramäischen Handschriften der Kgl. Bibliothek zu Berlin, Weimar, 1896, S. 71 ff., Bolte in der Z. f. vgl. Littg., XI. S. 233 und Archiv für slavische Philologie, XXI, S. 281 und XXVI, S. 462; weiter außer den an diesen Stellen gegebenen Verweisen: The Kathá Sarit Ságara, transl. by C. H. Tawney, Calcutta, 1880 ff., II, S. 111 ff.; The Sackful of News bei Hazlitt, II, S. 185; P. Sébillot, Littérature orale de la Haute-Bretagne, Paris, 1881, S. 255; Bronner, Bayerisches Schelmen-Büchlein, S. 164.

120 S. Brockelmann, II, S. 15 ff.

121 S. Brockelmann, II, S. 56.

122 Vgl. die oben auf Seite 201 ff. gemachten Angaben über das Alter der im Sottisier benützten Manuskripte.

123 833 gestorben.

124 Koran, 21, v. 68 u. 69.

125 Koran, 20, v. 68–72.

126 Koran, 20, v. 79.

127 Koran, 20, v. 23.

128 Koran, 3, v. 43.

129 In der Vorbemerkung sagt Durnoret: »Les trois petits contes qu’on va lire sont extraits de Nasser eddin khodjah appellé vulgairement Nazérétin khodjah. Cet écrivain facétieux a composé un livre d’histoires écrites en turc, parmi lesquelles on en trouve quelques unes d’assez plaisantes et d’assez originales. En général le style de Nazérétin est simple et naturel, sans être privé néanmoins de cette grâce qui fait le merite du conteur. Son recueil qui est très-répandu en Orient, existe à Paris parmi les manuscrits de la Bibliothèque du Roi. Nous avons eu pendant longtemps à notre disposition un petit manuscrit des oeuvres de cet auteur ...« Bemerkt sei hier noch, daß die erste der drei von Dumoret mitgeteilten Erzählungen eine ziemlich genaue Parallele zu Arlotto, Nr. 171 (II, S. 179 ff. und 253 ff.) bietet.

130 Die neapolitanische Version kenne ich nur aus den Zitaten Amalfis a. a. O. und den G. Ruas im Giornale storico della letteratura italiana, XVI, S. 257.

131 Ebenfalls um einen Gruß streiten sich drei dumme Schulmeister in einer Geschichte im Madschmu az zarf von Abu Madjan (Ende des 12. Jahrhunderts; vgl. Brockelmann, I, S. 438), die Basset in der RTP, XXI, S. 441 ff. übersetzt hat; der zweite Schulmeister erzählt, wie sich seine Schüler und er selbst im Brunnen gesehn haben usw., wozu oben Nr. 165 und unten Nr. 311 zu vergleichen sind.

132 Nachweise geben Grimm in den KHM, III, S. 233 ff., Österley zu Paulis Schimpf und Ernst, Nr. 261 und zu Gesta Romanorum, Nr. 91, Liebrecht in Zur Volkskunde, Heilbronn, 1879, S. 119, Bolte zu Schumanns Nachtbüchlein, Nr. 43 mit den Nachträgen bei Frey, S. 285, Goetze-Drescher bei Hans Sachs, V, S. 249 und Rua a. a. O.; dazu noch T. Garzoni, La sinagoga de gl’ignoranti (1. Ausg. 1589), Venetia, 1605, S. 70 ff. (»appreßo à Filarco«). Um vier Penny, die dem närrischesten gehören sollen, streiten vier Weber bei Swynnerton, S. 252 ff., No. 37: Of the four foolish weavers.

133 Die darin unserer Erzählung vorangehende hat eine Parallele in der serbischen Ausgabe, S. 178 ff.

134 Zu dem Motive Seigneur dessus, seigneur dessous vgl. Wesselski im Euphorion, XV, S. 12, Nr. 42 und Köhler, III, S. 167. Die auf der Novelle Morlinis beruhende Novelle Straparolas ist die Quelle für das 19. Kapitel des German Rogue (Brie, Eulenspiegel in England, S. 119); auf die 33. der Cent nouvelles nouvelles gehen Recueil, 1555, S. 131 ff., nouv. 33, Aventures, 1556, S. 160 ff., nov. 36 und Aventures, 1577, Bl. 71b ff., devis 26 zurück.


283

Inhalt des I. Bandes

Seite
EinleitungIX
I. Türkische Überlieferungen 1
1. Die hundertfünfundzwanzig Schwänke des Volksbuchs3
2. Aus Manuskripten verschiedenen Alters67
3. Angeblich historisches187
4. Moderne Volkserzählungen aus Nasreddins Heimat193
Anmerkungen literatur- und stoffgeschichtlichen Inhalts197
Die seltsame Predigt205
Der lebendige Traum206
Sonderbare Zeitrechnungen207
Was geschieht mit den alten Monden?208
Strafe von Tieren208
Rhaphanizein211
Sich selber nicht kennen214 und 274
Der vermeintliche Tote216217226 und 240
Abhacken des Astes, auf dem man sitzt216
Memminger Mond218
Dank an die Kleider222
Der Esel als Richter224
Scipio und Ennius225
Todeszeichen225
Den Fröschen Geld gegeben226
Drei Fragen (Kaiser und Abt)226
Früchte an den Kopf geworfen227
Eiche und Kürbis (Fabel)228
Einbeiniges Geflügel229
Dieb auf dem Mondstrahl231
Reiter kennt sein Pferd nicht234
Verkehrt aufsitzen235
Kuhmist an der Zimmerdecke236
Die Rettung des Mondes241
Lebende Kette242 und 269
Verbrennung eines Hauses des Ungeziefers halber244
Kürbis als Pferdeei249
Luftschlösser249
284Spiegelbild verkannt250 und 276
Befehle bei einem verkehrten Anlasse befolgt251
Verkehrte Ansprache oder Begrüßung252
Des Schneiders Fahne256
Der Dämon als Reittier261
Der Bettler bei dem Gatten seiner ehemaligen Frau263
Schweigwette263
Streit um einen Gruß263
Wettstreit der drei Faulen264
Der vermeintlich verlorene Esel267
Die verwechselten Füße269
Fleischverkauf an die Hunde270
Seigneur dessus, seigneur dessous271
Heimschicken von Tieren usw.272
Der Schüler aus dem Paradiese275
Der getäuschte Verfolger276
Mit dem Diener teilen280
Der Lehrer, der nicht lesen kann282

Index.






End of Project Gutenberg's Der Hodscha Nasreddin I. Band, by Albert Wesselski

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER HODSCHA NASREDDIN I. BAND ***

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