The Project Gutenberg EBook of Der unendliche Mensch, by Arthur Drey This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Der unendliche Mensch Gedichte Author: Arthur Drey Release Date: May 30, 2016 [EBook #52191] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER UNENDLICHE MENSCH *** Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net
ARTHUR DREY
GEDICHTE
LEIPZIG
KURT WOLFF VERLAG
BÜCHEREI „DER JÜNGSTE TAG“ BAND 68/69
GEDRUCKT BEI DIETSCH & BRÜCKNER IN WEIMAR
Die Luft bebt wie ein Schall, der mir gebietet,
Daß ich die Düsterheit der Zeit zersprenge,
Daß alle Stirn, von Sonnen überblütet,
Zu einem lichten Menschentag gelänge.
Gesang von Worten, menschenheiliges Gut,
Die Harfe Ozean, der auferregt
Den Segler Erdgefährten, Strom und Blut
Der Pulse: — ist in meine Macht gelegt.
Wie wird mein Atemdasein heiß und schwer,
Wenn ich mich tief besinne in die Pflicht,
Daß ich der Sprache nachtumtostes Heer
Umfange im gesungenen Gedicht.
Doch wie ich leise, lauter, heller singe,
Erschwebt frohlockend meinem Licht und Blick
Ein Wissen: Daß ich in die Menschen dringe,
Mein Urwunsch Güte in das arme Glück.
Als sei ein Allumlieben zu erschwingen,
Wird mir der Erde stürmisches Gezelt
Voll jubelnd kühnen Lieds verliebtem Singen.
Und schlanke Leiber, flackernd aufgehellt,
Tollen den Tanz der Küsse ... im Gewühl
So linienwild, bis sie, sich überbiegend,
Hinsinken, mild, ein ausgespieltes Spiel,
Dem weich verwirrten Fliederbild erliegend.
Da ist Vergebung. Knaben sinnen treu
Den Ritter wie den Räuber; denn der böse
Entmenschte Feind ist ihnen fremd, und frei
Aufbäumt und beugt sich weite Herrschergröße,
Kein Wille klebt am eignen kleinen Weh.
Und auch der rauhe Mann ist wie ein Kind,
Voll froher Frommheit hält er die Idee,
Daß Sonne, Erde, Mensch das Heilige sind.
Oft hat mein Sehnen vor sich selbst gebebt!
Mein Aufwärtswollen wird auch dann nicht still,
Wenn über meinen Kopf die Welt sich hebt
Und wie ein giftiger See mich töten will.
Wie ein gehetztes Gemsenwild der Felsen
Errette ich den Stolz der freien Höhn.
Und von den Himmeln, da sich Donner wälzen,
Fühl’ ich Berufung wogend mich durchwehn.
Zurück! Hinab! Wo irrendes Entsetzen,
Wo Schlacht aufheult und metzelndes Verwühlen,
Geschürt von Führern, die die Völker hetzen,
Wo auf Ministerthronen Schurken spielen,
Wo blühnde Leiber, hingefällt in Stücke
Verklumpten Bluts, und Millionen Augen
In Nacht versinken — Eine Meuchlerclique
Will Krieg, daraus Tyrannenmut zu saugen!
Nicht stöhne, Stimme! Weit wie Firmament
Sei Zorn und Kraft und Heilung allem Dürsten
Des Volkes Mensch! Die waren nie getrennt,
Nur mordgepeitscht von roh’ und eitlen Fürsten!
Dein Wutwort, heller Sänger, es zertrete
Die Untat, die in Lügen sich verlarvt!
Bis ein Homer des Friedens im Gebete
Erwachse, weinend brausend hingeharft ...
Wie Blütenflut aus tiefen Wiesen dringt,
So bricht der Klänge Brandung aus dem Sänger,
Der blindgeboren noch die Sonne singt.
Wie einer Krone göttlicher Empfänger
Nimmt er die ganze buntgewirkte Zier
Der endlos wilden Erde ... so geeint
Mit jeder Blume, Pflanze, jedem Tier,
Daß Mensch zu sein uns wie ein Ruhm erscheint!
Laß mich deine Hände küssen,
Laß mich deine Hände fühlen!
Deine Lichtheit hat zerrissen,
Mich erdrückt mit ihrem Zielen.
O wie ist die Nacht der Augen!
O die weiche Glut der Wangen!
Immer will ich blühend saugen,
Will ich deinen Hauch umfangen.
Könnt’ ich mich in Träume schwingen,
Himmlisch wollt’ ich dich erheben;
Betend, weinend, jubelnd dringen
Meine Lieder dir ins Leben.
Ein von Blüten süß beschneiter
Morgen ist in deiner Lust.
Löse denn die losen Kleider,
Weiße Sonne deiner Brust!
Wie gefangen an den Lippen
Küss’ ich deines Atems Laut —
Blickend, trinkend bin ich liebend
Deiner Liebe tief vertraut.
Wie Posaunen tönt die Erde,
Wild und weich in deiner Macht.
Wer hat dieses Bild der Treue,
Deinen milden Blick erdacht?
Oh, in deinen heißen Armen
Ist ein Pressen und ein Ziehen
Wie zum goldenen Vergessen,
Singen, Summen, Saugen, Blühen.
Schweiget, wilde Erdentöne,
Laßt mich sterben, wenn ich lebe,
Laßt mich leben, wenn ich sterbe,
Daß ich mich zum Himmel hebe!
Fühlst du dich noch allein,
Mein wildgeküßtes Kind?
Wir wollen die Ewigkeit sein,
Wie unsre Sterne sind.
Wir kennen das dunkle Glück,
Das an sich selbst zerschellt: —
Wir wollen mit einem Blick
Die ganze wehende Welt!
Wir wollen blühend singen,
Wie Kinder, die wandern gehn,
Uns fliehend und knieend umschlingen
Wie eine Welt so schön!
Vom Jubel mitgerissen,
Der über die Erde weht ...
Bis wir hinsinken müssen
Auf dunkelnder Wiese Beet —
Auch hier noch müde liebend,
In seligem Empfangen
Von Abend, weich und trübend,
Von Träumen, die aufgegangen.
Wer hat das Schwefelschwarz der Todesnacht,
Den Sturz der Leiber heimlich ausgedacht?
Von Dunst beglitzert ziehen wir dahin,
Unsinnig flackert unser Daseinssinn.
Wir tappen Tänze wie im Singsangspiel,
Am Bühnenhorizont zerplatzt das Ziel.
Als Vagabunden, nur mit etwas Geld,
Begaffen und begaunern wir die Welt.
Selbst Glückesgrübler, Künstler, Staatenlenker,
Die Welt-Erneurer — sind nur Menschenhenker.
Es ist das unheilbare Leidensmal:
Der höchste Aufstieg zeugt die schwerste Qual.
Nur dann erhöht sich unser Menschenschritt,
Wenn er die Schwachgebornen niedertritt.
Doch wie wir uns auch in die Weiten dehnen,
Wir sind verseucht vom engen Erdenstöhnen.
Wir bleiben tolle Tölpel ohne Taten,
Teils voller Wahn, teils in den Schlamm geraten.
Das Erdentsetzen winselt weh und wund
Wie ein getretener verheulter Hund.
Weiter als der Wolkenfülle Stürme
Brechen unsre Wünsche ins Getürme
All der dunkel brüllend wilden Zeit,
Die kein Wille von sich selbst befreit.
Festgebunden an die Erdensperre,
Angekettet an das Schmerzgezerre,
Tragen wir den Ekel unsrer Lust,
Pfeile wilder Wachheit in der Brust.
Und wir beten, bitten, singen blind
In den leer verstreuten Aschenwind.
Und wir hängen an den milden Blicken,
Die wir träumen, um uns zu beglücken.
Freunde finden sich im Kämpfermut,
Todverwundet fluchen sie dem Blut.
Heulend, tosend tönen die Fanfaren,
Die den Tod der Erde offenbaren.
Der Lärm des Lebens knattert, pfeift und singt,
Ein Hagelsausen, das die Leiber düngt.
Muß an der Erde wie an einem Stein
Die unbegrenzte Brust gekreuzigt sein?
O möchte doch Aufruhrmusik erklingen,
In einen Taumeltraum die Leiber schwingen!
Doch schweige, Lust! Dein Aug’ ist nachtbenetzt,
Dein Weg ist todwärts durch den Raum gehetzt.
Wir können nicht die Erdenmacht zersprengen,
Solang wir Tiere sind in Felsenhängen.
Wir können nicht die Sonne niederreißen
Und nicht den Erdball in den Himmel schmeißen.
Wir sind gebannt, auch wenn wir rasend rennen,
An unser Fleisch, das wir den Menschen nennen.
Wir heulen einen tief zerstückten Schrei
Nach einem Sein, das mehr als Dasein sei.
Der kaum Geborne schreit schon Widerstand,
Als fürchte er den erdverfluchten Sand.
Was bleibt an Mut im Elendeinerlei?
Ein bißchen Glück, ein bißchen Narretei.
Man kreischt und zittert in den Erdenklippen —,
Und schweigt verbissen mit zerquälten Lippen.
Die Erdenfreunde sinken Blick in Blick —
Ein letzter Liebehaß zerreißt ihr Glück.
Und über allem brausen die Fanfaren,
Den Tod der Erde grell zu offenbaren.
Das ist das Stumme meines Angesichts,
Daß ich nichts finde, was den Geist beseelt.
Nicht Welt, nicht Ich, nicht Alles und nicht Nichts:
Wohin mit mir? Mein Tag ist ausgehöhlt.
Was könnte ein Pistolenschuß mir geben?
Was ist der Tod? Ich kann nur immer fragen —
Und wer am Tod verzweifelt, will das Leben;
Ich bin geboren und ich muß mich tragen.
Doch wenn ich Leben will, weil Tod verhüllt ist,
Dann muß ich immer neu mich selbst gebären;
Dann ist das Lustgeheul, das nie gestillt ist:
Mutter und Kind, ein Geben und Begehren.
Ich will ganz leis anfangen: zu sprechen.
... Wenige Laute zuerst ... zitternd ...
Hört ihr das Kichern knacken und brechen,
Das in der Luft ist, gewitternd —?
Noch steh’ ich wie mein eigenes Denkmal da,
Bin mir selbst noch zu nah.
Ich muß von mir wegschreiten,
Lachend ... bis ich laut lache.
Bin ich nicht eine famose Sache,
He?
Ach, ich seh’:
Ihr seid alle dumm, zu dumm.
Dumm seid ihr ...
Hojoh! Wißt ihr, was eine Nacht ist?
Menschen, sagt es mir!
Ihr wißt nicht, was eine Nacht ist.
Ihr wißt nichts.
Gar nichts.
Ihr seid alle dumm, zu dumm.
Ich muß mein Hirn peitschen, schmeißen,
Weil es träge wird, was es nicht sollte!
Aber mein Maul kann ich noch aufreißen —:
Auweh! (Weiter war’s als ich wollte.)
Hui! ...
Hui! Hui!
Ich hab’ ein Liebchen, das will ich fangen.
Sie kriegt einen Kuß auf die Wangen —
Schade,
Auch das Küssen ist fade.
— — — — —
Ach Gott! Die Welt ist so weich und gebogen,
Warum sind die Wälder nicht spitz
Und noch spitzer der Himmel?
Um solchen Witz sind wir betrogen.
Alles ist nur immer Trauer
Und schmeckt öde und sauer
Wie alter Schimmel.
Und die Menschen sind ohne Projekte.
Eine hilflose Sekte.
Jetzt werd’ ich mich ducken,
Vielleicht auch hinlegen dann.
Und ihr sollt gucken,
Wie gut ich mich totstellen kann.
Noch weiter gehn?
Was will mir noch die Straße sein?
Die Steine sind noch härter als Matratzen,
Doch auch ein enges Bett will ich nicht sehn.
Verdammte Nacht! Ich hab’ mich rumgestritten
Mit bösen Freunden. Jetzt bin ich allein;
Sie sind verärgert mir hinweggeglitten,
Sie wollten mich an meinen Augen kratzen,
Ich sah so treu sie an, daß sie’s nicht konnten.
Ihr Blut ist Gift? Ich will davon nichts wissen.
Was darf man wissen? Alles ist verschwommen.
Alles ist Strom, in weiten Strom gerissen —
Ach, wär’ auch ich in Arme aufgenommen!
Laternen schwimmen viele. Pflück’ ich die gelben Rosen?
Halt, halt, du Welt! Ich kann schon nicht mehr mit.
An eine der Laternen werd’ ich hingestoßen.
Wer gab mir in die Kniee diesen Tritt?
Hab’ ich zu viel schon Welt in mich getrunken?
Oh! die Laterne, die mich halten konnte,
Ist dicht an mich und ich an sie gesunken,
So dicht, als ob sie mir, nur mir die Nacht besonnte.
Bin jetzt fast ruhig und mir selbst vorüber,
Die Kraft entsinkt, ich bin zu sehr zerfleischt.
Welt, strotzt dein Leib? Er ist Geschwür und Fieber,
Kraft ist nur Tollwut, die in Luft sich kreischt.
So sehr sah ich der Tage Wahnsinn nie,
Die Tierischkeit des menschlichen Gestells.
Was rasen Menschen? Und was schaffen sie?
Sie töten sich den Kopf an einem Fels.
Tut aus der Nacht sich nicht ein Mantel auf
Und legt sich weich und bettend auf mein Hirn?
Ach, käme nie der Morgen mehr herauf,
Das kalte meuchlerische Bleichgestirn.
Und doch, ich seh, die Nacht ist mir nicht weich,
Die Nacht ist nichts, was mich nicht auch verließ.
Ist gar nichts denn für mich, macht mich nichts arm, nichts reich?
Ist das der Tod? — Ein Lebender fragt dies.
Was soll ich jetzt mit mir beginnen?
Der ich mich ganz an die Laterne gebe?
Bin ich denn immer noch bei meinen Sinnen,
Obwohl ich leerer als ein Toter lebe?
Wohin auch sonst ich in der Welt mich bringe,
Mich zieht doch gar nichts an, ich bin so gräßlich lose.
Wenn mir die Zunge aus dem Munde hinge,
Das wäre wirklich keine dumme Pose.
Was sind die Häuser? Grünes Schafsgewimmel.
Und alles schmeckt nach altem Mond und öd.
Und auch der kühle dünne Himmel
Ist fahl und blöd.
Ich hab’ nur Angst, daß ein Betrunkner kommt
Wie ein erschreckend-greller Knall.
Wär’ ich ein Pferd, so brav und prompt,
Ich schliefe still in meinem Stall.
Wozu erst Wachsein noch, das doch nur gähnt?
Wär’ ich nicht Mensch, ich schliefe süß und still.
An die Laterne bin ich hingelehnt
So sehr, daß ich nicht weitergehen will.
Nehmt endlich, Brüder, mir von meinen Lippen
Den schweren Daseinsschrei, den nie mein Kopf vergißt.
Denn sonst ersticke ich in den Gestrüppen,
In Stadt und Stacheln, die die Erde ist.
Hört ihr den Erdenwahnsinn lachend weinen?
Ein Donner ist in mir, der will so wild erdröhnen!
Der Lebende kann sich nicht selbst verneinen,
Wer einmal Mensch, der muß ein Glück ersehnen.
Kein Traum kann je uns vor uns selbst verschonen.
Wir, Sklaven, sind gepeitscht und wissen keinen Retter.
Wir sehen nicht, in welcher Welt wir wohnen,
Und schwingen schwer in unerkanntem Wetter.
Und ich, ich bin, dem solcher Tage Nacht
Noch mehr als euch sich engt zu Gassen toller Trauer.
Denn unsre Blindheit hab’ ich ganz durchwacht.
Ich denke keinen Himmel mehr, nur Mauer.
Jahrelang ist nichts geschehen,
Nur das Leben vieler Dinge,
Erd’ und Himmel war zu sehen
Und des Himmels bleiche Ringe.
Flatternd kann ich mich vergessen,
Wie ein Kind, wie eine Mücke.
Zeit und Ziel sind ungemessen,
Wenn ich in die Sterne blicke.
Auf die Fahrt auf dieser Erde
Geht ein steter Regen nieder.
Wie ein Sein, das nichts mehr werde,
Sinken bald die Augen nieder.
Alle, die im Kreise tanzen,
Die in Städten und auf Bühnen
Ihre Fahnen lustig pflanzen,
Können nur der Erde dienen.
Jahrelang werd’ ich die Stunden
Der Sekunden tief begehren,
Werde, ganz an mich gebunden,
Böser Liebling, mich zerstören.
Ein Wind ist diese weite stumme Nacht,
Und diese Straße, diese Wüste schwebt,
Die ich so lange schon in mich hineingedacht.
Ist Denken denn ein Trieb, der uns erhebt?
Er tötet alles, was in einer Brust
Lebendig war und blühend unbewußt.
In welchen Kampf will ich mich schlagen?
Erfolg und Macht — es ist doch alles leer.
Und Opfer sein? Wo nehm’ ich Götter her?
Vielleicht die Menschen aufwärtstragen?
Ich Narr! Ist Höherkommen denn schon je geglückt,
Da stets Unendlichkeit uns niederdrückt?
Euch Menschen helfen, die ihr elend seid,
Wär’ Wahnsinn. Helfen hilft nur falschem Schein,
Denn wo ein neues Glück, ist auch ein neues Leid.
Stets in sein Selbst, wie an den Pfahl gebunden,
Bohrt sich dem Menschen neues Sehnen ein,
Wenn er Beglückung irgendwie gefunden.
Ich aber fühle Leere im Gesicht,
Zu müde wird es mir, als daß ein Glück
Noch jemals Kraft erlange meinem Blick.
Ich will nicht traurig sein und glücklich kann ich nicht,
So bin ich nichts — und fühle manchmal nur
Die kleine Lust zu einem Nachtgedicht.
Und wie an einer Schnur
Geh ich den Schmerz entlang,
Der diese Welt ist und ihr Müßiggang.
Zu eng ward ihm der Raum der Daseinsfristung:
So stieg er auf sein Roß und ritt die Erde,
Der finstre Ritter in der grellen Rüstung —
Gefolgt von einer dürren Menschenherde.
Er ritt und ritt und suchte die Gefahr
Voll Angst und Qual, voll Mut und hellen Flügen.
Das ekle Dasein, das so heimlich war,
Wollt’ er mit seinem eigenen bekriegen.
Er nahm sein Schwert und hieb es in die Luft
Mit solcher Wucht und starrem Widerwillen,
Daß in der Welt vor ihm sich eine Kluft
Zu öffnen schien, um seinen Haß zu stillen.
Und als er lang genug das All durchquert
Und sah, es werde wohl vergeblich sein, —
Da hielt er an, und stieg von seinem Pferd,
Und setzte sich auf einen nackten Stein.
Und stierte in den blinden Dünsteraum,
Als wollt’ er dem Lebendigsein entsagen;
Und stierte in den düstern Wolkenschaum,
Als wär’ nichts mehr zu sagen noch zu fragen.
Die Wolken tanzten silberschwarz wie Särge
In seinen Augen, die voll krankem Schauer
In schwüle Luft anschwollen: so viel Berge,
Sie lagen ihn zu töten auf der Lauer.
Die Leute hoben ihn in einen Karren
Und fuhren ihren Held aus seinen Schmerzen
Zum Thron. Dort zündeten ihm seine Narren
Vor Glück die spitzen Finger an wie Kerzen.
Ein Menschenkreis umstellt das Blutgerüst
Und hungert nach dem Folterakt der Köpfung —
Da kommt der Mörder. Und sein Leben ist
So bleich wie die unendliche Erschöpfung.
Nichts wollen seine hohlen Züge sagen.
Er litt — bis an den großen eignen Knochen
Es nichts mehr gab für ihn, um dran zu nagen.
Die Augen liegen tief wie ausgestochen.
Stumpf geht er. Plötzlich klingt die Sünderglocke
In dünnem Strahl, wie Lachen hell und kalt.
Da hat noch einmal an dem Sträflingsrocke,
Kurz wie vom Blitz, sich ihm die Hand geballt!
Mir hat die Welt auf meinen weiten Zügen
Viel Lust geschenkt. Ich hab’ sie stumm vergraben
In meinen Augen — die stets hungernd liegen.
Mich sättigt nicht, was mir die Menschen gaben.
Ich kann nicht ruhn, ich muß die Erde messen,
Glühendes Folterrad an meinem Leibe —
Erst dann wird Glück, wenn ich die Gier vergessen
Und wie ein Fels erkaltet stehen bleibe.
Kommt keine Sonne über meine Augen,
Die, noch so jung, schon hohl wie Gräber lagen?
Ich will den Freund mir aus den Büchern saugen,
Die meine früh gepreßten Qualen tragen.
Und wie gedrosselt stockt mein tiefes Weinen
Nach Armen, die ich um die Schultern führen
Wollte, ganz dicht. Auch nicht das tiefste Weinen
Löst meinen Leib aus seinem großen Frieren.
Ich weiß nicht, was ich bin. Mein Weg läuft schief
Um mich herum, ein wirres Kreiselspiel.
Mein Denken, das zwar immer nach mir rief,
Sagt mir nicht, was ich bin, sagt mir kein Ziel.
Nie kann etwas in mir mich ganz begreifen.
Denn wie begriffe ich dies Etwas dann?
Ich kann Begriffe auf Begriffe häufen:
Und wo man aufhört, fängt’s von neuem an.
Wo münde ich, wo ist mein Urbeginn?
Stets bleibt ein Rest beim Spalten und Umspannen.
Blöd scheint der Schrei nach all des Daseins Sinn:
Alldasein ist durch Denken nicht zu bannen.
Können wir nichts als endlich wahr erkennen?
Wir wissen nicht, ob wir Bestimmtes wissen.
Wir dürfen immer nur so weiterrennen,
Wie Blinde fressend, hungernd und zerrissen.
Und stets die Frage, die sich selber fragt
Nach etwas, das man ist und hat und hält!
Es ist das Klagen, das schon nicht mehr klagt:
Nicht als nur da zu sein und ohne Welt.
Sonne ist Nacht, denn Freude ist nicht mehr!
Was könnte ich mit Freude mir gewinnen?
— Doch der, der fragt: ist jede Fülle leer?
Kann der denn jemals in ein Nichts zerrinnen?
Man lebt, ja, Haß in Menschen und in Herden,
Als sei’s ein Wert: größer zu sein als klein.
Wer reicher wird, muß arm an Armut werden,
Wer ärmer wird, wird reich an Armut sein.
Ich taumele in einem wirren Traum,
Da ich doch nie mit mir am Ziele bin.
Wie meine Krause bin ich nichts als Schaum,
In hellen Farben schillernd ohne Sinn.
Ich falle einen langsam steten Schritt,
Wobei ich jedes Bein für sich betone.
So schlepp’ ich mich herum, und jeder Tritt
Ist wie der Ausspruch, daß es sich nicht lohne.
Doch niemand ist, der mich voll Trauer wähnt
Und Lüge sieht in meinem Lachgebell.
Und daß dahinter eine Sehnsucht stöhnt,
Merkt niemand, denn ich scheine froh und hell.
Ich stürmte jung voll Freiheit auf die Bühne,
Berauscht von Sternen, die ich hell erdacht,
Daß ich der Erde wie ein Herrscher diene,
Dem Kampf der Liebenden in Sturm und Nacht.
In qualzerrissne Sinne wollt’ ich dringen,
Mein wildes Wort und Sonnenjubelspiel,
Es sollte einen neuen Traum erschwingen
Für Menschenlust und Erdenmitgefühl.
Es mag geschehen sein, was ich gewollt,
Die Freunde haben meinen Kampf geteilt.
Doch selber, scheint es, hab’ ich mich vertollt
In Nichts, ob ich gejauchzt, ob ich geheult.
In Trauer mußt’ ich meine Frohheit schminken:
Nun fühl’ ich kaum noch meines Lachens Sinn.
Es ist so leer, wenn mir die Leute winken,
Da ich vergessen habe, wer ich bin.
Mir dünkt jetzt nur noch eine einzige Geste
Als wahr. Nicht, wenn ich eine Frau liebkose,
Nicht, wenn ich küsse, tanze und mich mäste —
Nur die, wenn ich die Menschen von mir stoße.
Wo nehm’ ich die Geduld her für mein Leben?
Der Giftschwamm wuchert und zersaugt die Brust.
Mein Blick ist stumpf und hohl dem Tod gegeben.
Zertreten liegt die heitre Sängerlust.
Wie anders früher! Als sich mir die Bühne
Zur Welt geweitet und die Menschenklänge
Noch voll aus mir erströmten — wie die kühne
Gewalt des Gottes, siegende Gesänge!
Nun stöhnt so heiser, mühsam, ohne Wert
Mein matter Leib, der kaum sich aufrecht hält.
Vom Fraß der Blutbazillen ausgezehrt
Wankt mein Gerippe im Geröll der Welt.
O könnte ich nochmal die Stunde küssen,
Da sich der Tag hell in den Himmel schwang,
In Segel tauchen, blühend hingerissen
Vom eignen Spiel und liebenden Gesang.
Und könnt’ ich einmal noch die Bilder wecken,
Die mich wie milde Farben überliefen —,
Aus meinen Gliedern auf den Aufruhr schrecken
Mit jenen Stimmen, die unendlich riefen.
Doch dieses ganze Sehnen ist vergebens,
Erinnerung bedeutet größere Not.
Die unerfüllte Fülle meines Lebens
Wird immer ausgehöhlter für den Tod.
Ich zieh’ mit stumpfen Eltern und Geschwistern
Von Stadt zu Stadt auf jeden Jahrmarktsrummel.
Ich bin der dürre Gliederclown, und lüstern
Begafft die Menge mich verbrauchten Stummel.
Wie Schlangenwirbel muß ich mich bewegen,
Da ich zerbrochen bin und viel geteilt.
Ich mußt’ von Kind auf mich in Fratzen legen
Und aus den Wunden schrei’n, die niemand heilt.
Wenn stolz ich aufrecht stehe — lüge ich.
Ich turn’ am Reck und bin zum Tod bereit
Ganz wie am Galgen. Oftmals träum’ ich mich,
Als sei mein loser Leib wie Sand verstreut.
Wir sind die mageren Zigeunerkinder.
Wir tanzen Seil und biegen jedes Stück
Des jungen Leibes krumm. Und immer blinder
Stellt sich die Welt zu unserm dürftigen Glück.
Wir sind gedorrt und bleich vom vielen Hoffen,
Vom vielen Wandern schmählich abgezehrt;
Und nirgends haben wir aus all dem schroffen
Applaus ein liebend gutes Wort gehört.
Kein ehrgerechter Zorn darf uns erhitzen.
Wir müssen lächeln, wenn man uns verlacht.
Wir müssen singen, springen, klingen, schwitzen —
Und alle Tage sind wie schwere Fracht.
Auf unsern Rippen spielen wir die Harfe.
Die Leute lauschen, wie es knackt und bricht.
Doch dieses Knochenspiel ist bloße Larve.
Dahinter wühlt ein Meer. Das sehn sie nicht.
Wollt ihr an unseren Skeletten schürfen?
Wozu? Das Knabbern stillt nicht eure Lippen.
Hier ist kein Fleisch, und Blut ist keins zu schlürfen.
Hier ist nur Meer, das ihr nicht seht, und Klippen.
Ich war noch jung, und konnte schon das Land
Nicht mehr ertragen, da es von bigotten
Bewohnern starrte, unbewegt. Am Rand
Von Aschenhügeln schien man hinzutrotten.
So suchte ich das Meer — und fand es ganz!
In düstertiefer Pracht, verwühlt und wild,
Dann wieder friedlich gleitend, in den Glanz
Der Sonne eingeflossen, tief und mild.
Für meine Nacktheit hatte ich als Hülle
Den Himmel nur. Ich brauchte mich nicht bergen
Und kleiden wie die Menschen, deren Fülle
Am Stein der Stadt verkümmert wie bei Zwergen.
Ein heller Segler war mein Eigentum
Und außer ihm die kühne Himmelsweite.
Der jungen Freiheit unbegrenzter Ruhm
Schien unvergänglich wie das Weltgezeite.
Ich stand am Bug und dehnte meinen Leib
In glühnder Kraft tief in die Luft hinein.
Wie hingejubelt war ich an ein Weib,
Erschauernd süß im Welt-Umschlungensein —.
Da trieb ein giftiger Wind mich an das Land —
Gleich kamen Menschen, meinen Stolz zu lähmen
Mit Hohn. Ich warf mich weinend in den Sand
Und fühlte mich der nackten Reinheit schämen.
Am Fensterrahmen wie ans Kreuz geschlagen
Liegt schwer mein Kopf. Ich fürchte ein Erdrücken.
Ich muß den Himmel auf den Schultern tragen,
Die tief verirrten Menschen zu beglücken.
Ich sinne, wie die Wege sich verlaufen
Und sich verkreuzen, wenn ich, um zu lehren,
Auf ihnen folge dunklen Menschenhaufen —
Die sind zu starr, um je sie zu bekehren.
Die enge Erde scheint ein Widersinn,
Da ich das grenzenlose Dasein trage.
— Ich selber glaube kaum an Glückgewinn,
Der ich die Erde mit Beglückung plage.
Ach, darf ich nie wie eine Barke gleiten,
Mit mir im Tanz, beruhigt, frei vom Zweifel?
Stets fühl’ ich Köpfe nach verschiedenen Seiten
Aus meinem Hals sich recken wild wie Teufel.
Was will die Zeit der aufgestürmten Tage,
Daß aus den Werken ihrer Söhne werde?!
Wenn sie ersticken in der eigenen Klage,
Im Elend der Unendlichkeit und Erde.
Ein Dichter sang! Und wie aus Orgelkehlen
Erströmten Gärten blühender Musik —
Doch heimlich schwoll der Neid der düster Scheelen,
Die ihn solange höhnten, bis er schwieg.
Und immer schwerer ward die Nacht der Tücke.
Wo blieb der Jubel von den treuesten Jüngern?
Er fühlt jetzt um sich her zu weiter Lücke
Die Menschen, die ihn liebten, sich verringern.
So steht der Gott-Mensch in der Welt umher,
Ein Schöpfer, den die Schöpfermacht enttäuscht.
Was soll er schaffen, wenn das Erdenheer
Doch jeden Helfer wütend blind zerfleischt?
Schon wirft das Volk ihm Steine ins Gesicht,
Volk eines Lands, dem seine Größe gilt.
Und jedes Wort, das sein Gedanke spricht,
Verstummt im Sturm, der heulend ihn erfüllt.
Er eilt, und flieht das lebende Gewimmel,
In fernes Felsgebirg, sein eigner Feind.
Da stößt er Tränentöne in den Himmel,
Ein Kind, das nichts mehr weiß, als daß es weint.
Menschersehnend, Menschenhasser,
Riegelt mich mein Willens-Ring.
Stets vertrübt wie Tümpelwasser
War der Tag, in dem ich hing.
Erdgebunden, dennoch suchte
Himmlisches mein Höhlenblick.
Alles, was ich oft verfluchte,
Weinte ich mir oft zurück.
Sehn’ ich mich aus meiner Sperre
In ein Tummeln mit Gespielen:
Sind die Ketten, die ich zerre,
Fast willkommen meinem Fühlen.
Denn die Angst des Ruhverlustes
Hemmt den Traum, mich auszuschwingen.
Und mir bleibt ein stumpf bewußtes
Liederdenken ohne Singen.
Wenn auch, Sonntags, Menschen kommen,
— Kommen nur, mich anzugaffen:
An dem Steinbild eines frommen
Narren steht ein Knäuel Affen.
Guter Mensch; du rührst an deiner Saite,
Die wie ein Licht leidend in dir glüht,
Wie eine Bitte, um die du bittest,
Leise und singend träumerisch,
Rührst du die Güte einer ganzen Weite.
Und wo dein Fühlen erblich
Vor Schreck, als du das Nichts im All
Schaudernd erlittest:
Da blieb kein Wall,
Der das Ergießen der Traurigkeit
Noch hemmen könnte.
Dein Auge aber ist so schön
Vom Glanz der dunklen traurigen Macht,
Daß der Raum zittert wie Vogelstimme
Vor Lust für dein Leid —
Daß er zittert, als wollt’ er zerbrechen.
Du weißt, auch das Unglück muß,
Muß wie ein bestraftes Kind.
Und deine Lippen, blühend bleich,
Ohne zu küssen, ohne zu sprechen,
Sind Klage und Kuß.
Du siehst den Fremdling an
In flehender Geduld;
Tief verwundert, verwundet dich sein Lachen.
Und du möchtest dann,
Als sei alles, was ist, Schuld, deine Schuld,
Noch das Gute wieder gutmachen.
Die Leichentücher können mich nicht hüten,
Die Kissen, die wie weiße Spiegel blenden,
Sie helfen nur die Augen mir entblüten —
Mein Kopf wird leer, ein Kranz von hohlen Händen.
Warum hat man die Brust mir so gefeuert?
Mit meinem Schrei will ich euch niederstechen
Oh, alle euch, die ihr voll List erneuert
Das Blut des Lebens, furchtbar zum Erbrechen.
Hingeworfen bin ich in Welt!
Kühnheit und Zerrissenheit!
Doch mein So-Wildsein ist Traurigkeit,
Nur Finsternis ist erhellt.
Was kann uns unendlich heben?
Nichts. Wir altern immer, sind nie gesundet.
Wir sterben das Leben,
Alles Leben ist tödlich verwundet.
Doch ich habe ja Kühnheit in mir!
Ich könnte ja kühn sein!
Wohin aber können wir
Aufjauchzend streben?
— Es ist dumm, kühn zu leben.
Alle Pyramiden sind Wahnsinn und Stein.
Zerfetzt die Schönheit in meinem Gesicht!
Ach, alle Hände sind zu zahme Tiere.
Ich will mein verblühendes Blühen nicht!
Leben ist Aas, mit dem ich mich beschmiere!
Lach’ ich über mein Atmen?
Ich sollte besser Stein sein.
Doch einmal jetzt muß ich noch schreien
Aus dieser Erde heraus, dieser Grube,
Und mit Knochen und Gebeinen
Mich hinwerfen und schreien!!
— — — — —
In die Wände meiner engen Stube
Will ich mich weinen.
Wach auf! Aug’ über dem Tag!
Wundes Vogeltier, müde zum Schlag.
Aug’ ist ohne Blick, Welt ohne Blick,
Mensch kann nicht mehr auf, ist nur ein Stück.
Könige, thront ihr auch, seid nur Gewimmel,
Punkte überall, Kreise und Himmel.
Hoffen zerflog in Luft, Menschelein hilf!
Schlacke schuf ein Schalk, Chaos und Schilf.
Qualen sind im Schlamm, Kraft ohne Mut,
Feuer flackt und ertrinkt im hohlen Blut.
Was uns ist, ist nicht, zieht immer vorbei,
Jedes Ding ist morsch und dennoch neu.
Schultern biegen sich gähnend zurück,
Immer wimmert ein Greinen um Glück.
Wach auf! Aug’ über dem Tag!
Wundes Vogeltier, müde zum Schlag.
Ins Grau des Tages bin ich hingestellt.
Die Lebensstraße ist im Staub ein Strich.
Allglück zerstürzt in die Novemberwelt.
Nie war ein Blühen, das nicht bald erblich.
Das Himmelsfenster kann ich nicht zerschlagen.
Ich bin versperrt. Ich kann nur Schritte tun.
Ich muß wie einen Sack mich weitertragen,
Muß nachts im Bett wie eine Leiche ruhn.
Mein Tod bezuckt mein Dasein heimlich fern;
Er grinst in meinen Rücken sein Plaisir:
Wie man sich schindet ohne Ziel und Kern
Im Sterbetaghemd — niemand weiß wofür.
Man trippelt sich die müden Sohlen wund
Am Gängelband des Lebens. Gram und Graus
Und Lust und Last sind täglich der Befund.
Wir sind in Uns und können nicht heraus.
Wir können nicht die Erde höher heben.
Die Frage krächzt: Was soll der Wille wollen?
Wir blicken nichts vom Leben als das Leben.
Wir sind die Erde, fahrend und verschollen.
Der Tag war schwül.
Ich schließe meine Augen wie ein gelebtes Buch.
Die Bilder sind zu Ende,
Zu wenig und zu viel —
Ich bin nur noch der Fluch
Aus einem Zorn.
Und keine Wende wird sein,
Die wie ein helles Horn
Zum Aufschwung bliese —
Ich klage wie ein Riese
Und bin klein.
Zerrissen ist das Tiefste, das wir sind,
Und dennoch nur mit seinem Selbst vereint.
Solch Leid hat keine Tränen ... wie ein Kind,
Das am Ersticken ist, bevor es weint.
Das Niedrige ist nichts, das Große ist zu groß,
Die Weisheit sagt: Hoffen ist hoffnungslos.
Wir sind des Lichts umnachtete Begleiter.
Ist nicht das Leben wie ein Gnadenbrot?
Ob Ja, ob Nein: Es reißt und peitscht uns weiter,
Das All des Glücks versagt sich unsrer Not.
Und ob wir weinen oder traurig lachen:
Wir können uns nicht ungeboren machen.
Auch kühnste Trunkenheit ist nicht Erfüllung.
Was nutzt das bißchen Zuversicht der Brust?
Der höchste Himmel selbst ist nur Umhüllung
Von fahlen Dingen, keine Götterlust.
Die Schöpfung ist ein Zirkel, irr umkreist,
Ein Schattentanz, der keinen Ausweg weist.
Falle in des Himmels Nacht,
Glühend in die Schlucht der Straßen,
Schmerzenlichter sind entfacht,
Greller, als Drommeten blasen.
Nirgends, wo ich knieend bliebe;
Gleite über weiche Steine;
Unerlösbar ist die Liebe,
Die ich in der Stadt verweine.
Zückt nur, Lichter, nach dem Müden,
Bis ihr all’ ihn umgebracht!
Ach, mein Sinn weht in den Süden
Mit den Wogen dieser Nacht!
Dort erfüllt den Himmel voll
Ein geliebter Sternenbund,
Küsse träum’ ich tief und toll
Meinem liebebleichen Mund.
Liebste, daß ich sinken werde,
Wußt’ ich, da ich dich nicht fand.
Nach dem Schiffbruch dieser Erde
Spült das Meer mich an den Sand.
Wär’ doch die Umschlingung mein
In den Sternendiademen!
Immer ist das Erdensein
Ein umarmtes Abschiednehmen.
Es wird ein Traum aus dem, was Tag noch war.
O süßer Abend, der die Augen küßt!
O Lichterschmuck, Musik und Harfenhaar!
Verzückte Stadt, die wie ein Weihnachtsbaum beglitzert ist.
Ein Lieben ist im tummelnden Bewegen.
Viel’ Frauen, nackt in Kleidern, ziehn vorbei.
Das Gold der Sterne ist wie goldner Regen.
Die Erde, die ihr Nachtfest fahrend feiert, atmet frei.
Und unsrer schlanken Körper müde Führung
In Straßen, die wie Flüsse nächtlich glänzen,
Ist wie ein Mädchen träumender Berührung
Mit junger Nacht und Glück und Rausch von ferngefühlten Tänzen.
Wenn hoch ein Stern die Tempelnacht beglüht:
Hält nicht die kleinste Hand den Allpokal?
Ist’s nicht ein einziger Strom, der heimwärts zieht
In Grotten leiser Wasser ... traumhaft wie Opal?
Mein Musikant und deiner — alle geigen
Den Linienrausch, der raumlos uns verführt.
So löst sich unser Halten in den Reigen,
Der an die ewige Verzückung rührt.
Schämt euch des Weinens nicht! Ihr seid ja Kinder!
Ein Lächeln ist im Tränenregenbogen.
Vieltausendmal geküßt sind eure Münder
Von Liebsten, blühenden in Welt und Wogen.
Nun bin ich wieder heimgekehrt,
Dort draußen war die Angst der Welt;
Hier innen hat sich nichts vermehrt,
Blieb alles ruhig aufgestellt.
Und oben, hör’ ich, spielt man noch Klavier,
Jungsanfte Hände schweben über mir.
Ich bin in meinem treuen Bett,
Will lesen wie vor weiter Zeit.
O liebes Glück! Ein Amulett
Ist jede kleine Einzelheit.
Ganz ferne schlagen Blitze um das Zelt,
Wo Haß und Hast und Schreigelächter gellt.
Hier ist das Glück umfaßt geküßt!
Mein Unruhblut ist liebewach,
Als ob mich jemand küssen müßt’,
Als stellten Menschen tausendfach
Sich in der Liebe meiner Augen dar,
Als sehnt’ ich Küsse für mein wildes Haar!
Oft schien ich lebend eingebaut,
Oft weint’ ich ohne rechten Grund.
Doch dieser Raum ist so vertraut
Wie ein geflüstert tiefer Bund.
In Bett und Gondel fließt der nächtige Schein
Und hüllt die Fahrt des weiten Lebens ein.
Komm, Liebste, in das Nahgefühl
Von Welt und Menschen heller Nacht!
Die Leiber wogen im Gewühl,
Verheißung unerschöpfter Pracht.
O Melodie, die sich in Küssen neigt,
Die süß, in Glück verführend, uns umgeigt!
Frauen sind das Vertrauen,
Wissende ohne Klügeln,
Wehende Schiffe dahin —
Fahrtverzückt im Erschauen,
Lächelnd in Buchten und Hügeln,
Trächtig von Sein und Sinn.
Küssende Blicke führen
Glück der umarmenden Weite,
Schmiegen sich deinem Mund.
Sehnendes Nahberühren
Glühen sie deiner Seite,
Gotteskindlichen Bund.
Farben, trunken und golden,
Spiegeln sie in den Augen,
Leiten sie deinem Lauf ...
Frauen sind reichende Dolden,
Lassen die Süße dich saugen,
Liebende himmelauf.
Wo ihr Leib der Milde
Breitet Brüste und Hüfte,
Himmelwerden im Schoß:
Da umfaltet Gefilde
Taumelnder Gärten und Lüfte
Unsere Seele groß.
Wund von Wundern und jung
Riß dich ein Rausch in die Höhe,
Daß im sausenden Schwung
Jubel und Ruhm bestehe.
Nicht bedürftig der Erde
Schien dein stürmendes Steigen,
Auf die kriechende Herde
Sahst du aus höchsten Gezweigen.
Sangst in die Sternäonen
All, was dein Eigen war,
Lachtest drohender Zonen,
Lähmender Höhengefahr ...
Doch mit einemmal zuckte
Zitternd dein Leib und Blut,
Und die Kehle schluckte
Mühsam nach Luft und Mut.
Und in rasendem Drehen
Fühltest du klemmende Not — —.
Konntest nicht länger bestehen.
Luft ohne Staub ward dein Tod.
In der Leere der Lüfte
Brach die Seele der Glieder.
In die Tiefen der Klüfte,
Tonlos, stürztest du nieder.
Ich umschlinge deine Hand und zerpresse alles Leiden,
In schmiedenden Küssen den angstwachen Traum,
Daß keine Tage mehr sind und kein Raum
Zwischen uns beiden.
Ich zerküsse deine Lippen, deine Stirn, deinen Blick,
Daß Gärten erblühen und singen. Und die Wonne
Und Schöpfung der Welt kehrt zurück
Zum ersten Morgen der Sonne.
Ich dacht’ es nicht, nie, daß ich so verzücke,
Wo Wiesen blühn wild in ihr eigenes Meer,
Die junge Sonne an Gesträuchen pflücke,
Die Luft, die Lust umarme und die Brücke
Der Erde leicht mich trage überher;
... und Flügel fühlend tausenden Gehäusen,
Der Unruh Linien findend ihre Bahn,
Entring ich mich, unendlich in den Kreisen,
Will Welt, dich, mich und alles an mich reißen,
Musik, wie Glaube glüht, ist aufgetan!
Weinen vertraut, wo so Versunkenheit
Der Landschaft ist —, viel Farben führen, erwidern
Das Leid. Und Strömung, Jubel ist und weit
Geöffnet Flut großer Gemeinsamkeit;
Herr bin ich von Brüdern, Bruder von Brüdern.
So zieht wie über alle Länder mein Blick,
Friede sinnend; tief in die Brust hinein
Atmet der Raum. Nichts bleibt verarmt zurück —
Denn allen ist und alles Unglücks Glück,
Unter der einigen Sonne zu sein.
Oft ging ich dumpf und blind; und hier ist Kunde,
Brausender Dom, Sieg der Sonne, und Segen!
Ich will nicht grübeln, warum. Meinem Munde
Fühl’ ich Küsse entstehn, geweihter Wunde!
Zügle mein Hirn, o Gott, laß mir den Segen!
Du gehst zerschluchtet, Bruder, von tausenden Streiten.
Ich seh dich gehen, blicklos blickend, dunkel schwer.
Du kreisest die Erde, verfolgt vom eignen Begleiten:
Dein entmenschtes Gesicht ist Krampf im begrabenden Meer.
Dein Höhlenleib heult in fleischzerpeitschtem Zucken.
Was du ersehnt, das Viele, einst jung, ist verloren.
Hell wolltest du herrschen, dann wieder dich demutvoll ducken:
So schienst du zum Führen nicht und nicht zum Folgen erkoren.
Härte und Huld, erdstarken Aufstieg, aber auch Milde hast du gesungen,
Gebietenden Geist und frei dennoch die menschenwogende Masse —
Nun im Zerdenken des Ziels, bis das Licht, das dich lockte, in Dunst verklungen,
Läufst du blind und entleibt von sich selbst fluchendem Hasse.
Schon will der Tag im Zimmer untergehn.
Mein Freund erzählt, in weite Linien blickend,
Von Wandernächten zu erwachten Höh’n,
Zeit überwindend, Räume überbrückend.
Wir gehen aus und treffen in den Straßen
So viele Menschen, die uns nicht verstehn.
Wir wollen nicht in enger Hürde grasen,
Komm, laß uns zu den großen Bäumen gehn.
Ich fahr’ mit dir in den Botanischen Garten —
Doch ist nicht jeder Weg ein Doppelsinn?
Fühl’ ich nicht hinter mir Verlassne warten?
Mein Blut ist Flut in weiten Weltbeginn!
Wir gehen zwischen großen Baumkulissen.
Hoch werden Wolken in die Nacht geschwemmt,
Um uns ist alles willenlos umrissen.
Wir sprechen laut und heiß und ungehemmt.
Ich weiß, daß wir uns alles Dasein gönnen.
Die kleinsten Qualen darf ich dir erwähnen.
Wenn wir am innigsten uns finden können,
Ist das Beisammensein voll Sturm und Tränen.
Den heißen Kopf in kühle Nacht geschmiegt,
Erdenkt ein neuer Mut sein Weltsignal.
Und wo der düsterhafte Druck zerfliegt,
Strahlt eine Weite auf wie ein Choral.
Der Abend erst hat meine Kunst gefunden,
Ich war entartet schon in meiner Müh,
Doch plötzlich durft’ ich noch zum Licht gesunden
Am Vollgelingen meiner Melodie.
Da ging ich schnell zu meinem Bruderfreunde,
Der auch in seiner Stube glücklich war,
Gleich mir den ganzen Tag verloren meinte,
Dann aber auch den hohen Sang gebar.
Wir gingen aus, in Straßen still umher —
Es war kein Gehen, eher noch ein Fahren
In Glück. Wir hatten keine Worte mehr,
Die Klänge nur, die fast frohlockend waren.
Saßen viele Stunden beide
Immer an der Türe Schwelle,
Du in deinem blauen Kleide,
Beide wie an tiefer Quelle.
Hörten stumm und sahen wieder
Immer unsre Gegenbilder,
Waren seliger denn Brüder
Und noch inniger und milder.
Süß bedrückt, um Worte mühend,
Sehnen war und kein Bewegen;
Und wir hätten uns doch glühend
In die Arme sinken mögen.
Doch ich zitterte und fühlte,
Unheil sollte niederbrechen,
Wünsche, die ich mir erzielte,
Wollten mir das Herz durchstechen.
Denn, noch ohne die Berührung,
Sprachst du schon das Abschiedswort;
Und wie außer aller Führung
Schwamm das ganze Leben fort.
Noch rührt’ ich nicht an deine Blütenhände,
Dein Bildnis zieht in flimmernden Gestalten —
Ich aber geh’ die Stube und die Wände
Und kann den Schritt an keiner Stelle halten.
Denn alles ist wie aufwärts ausgegraben;
Wie Schlangen greif’ ich in die Gegenstände
Auf meinem Tisch, und will doch gar nichts haben —
Denn der Gedanke sucht nur deine Hände.
Ihr Liebenden der Welt, wo soll ich hin?
Oh, daß die Jugend noch ein Jubel werde,
Die Mitternacht gekrönt und heller Sinn! —
Wie Muscheln schallt die dumpfe Zaubererde.
Ich glaube, darf ich je die Hände küssen,
Die deine Unschuld so unendlich wahrt:
Da, glaub’ ich, bin ich wie vom Glück zerrissen,
Ein seliges Opfer nach der weiten Fahrt.
Des Tages Hirn wird dunkel und verdorben,
Die Häuser blutleer und wie stille Leichen.
Schon ist in mir auch vieles ausgestorben,
Und nichts Bestimmtes will ich mehr erreichen.
O weiche Melodie der Müdigkeit,
Bist du das Gift, das mich so ruhig macht?
Ich geh’, für alle Menschen jetzt bereit,
Mit halb geschlossnen Augen in die Nacht.
Ist mein Bett das wilde Schiff,
Das in stürzenden Kreisen dreht?
Ist die Wand verstrickend das Riff,
Das krächzend entgegensteht?
Doch draußen weit ist Meer und die Welt,
Der göttliche Gesang!
Ich komme, ich komme! und bin euer Held!
Und bleibe euch treu mein Leben lang.
Funkelnd richt’ ich mich auf,
Noch verlassen wie ein Stern.
Doch im Fenster der Himmel dort
Ist Weg und Gewähr,
Und über alle Maßen fern
Zieht der Begierde zitternder Lauf
In das brütend dunkle rauschende Meer.
Hell ruf’ ich die Nacht zum Schwert.
O du endlich gefundene Tat!
Ich selbst mein Geleit und heiliger Wert,
Der zwingend menschengütig naht.
Ja! Hier ist Meer und Welt,
Der göttliche Gesang!
Ich komme, ich komme! und bin euer Held!
Und bleibe euch treu mein Leben lang.
Man dankt mir viel und drängt mir Worte auf
Und Arme voll von Händen ... Stets war’s noch
Ein gleicher Arm, steif wie ein Flintenlauf,
Aus dem die Hand wie eine Zunge kroch.
Was soll mir euer Dank so kalt und stier,
Er reicht doch nie an mein Gefühl heran:
Das ist so glutvoll tief und wild in mir,
Daß nur das tiefste Sehnen nahen kann.
O könnt’ ich selber einmal Dank verkünden,
Ich wollt’ die Hand zerdrücken, die ich hielte,
Und würde wogend solche Worte finden,
Daß jede Ader ihre Strömung fühlte!
Du bist der Himmel und das Grab,
Verträumter Geist, der mich belebt.
Ich weiß nicht recht, wo ich mein Schicksal hab’,
Oft hab’ ich wie ein Schatten nur gebebt.
Das Erdensein ist der Versuch,
Das Land des Glückes zu entdecken.
Das Menschenleben ist ein Knabenbuch,
Den Schlaf der Wünsche strahlend aufzuschrecken.
Am heimlichsten ist unser Ich,
Nur blitzend wie ein Blitz, der schon erlischt.
Die Bilderdinge rühren dich —
Sind wir dem All, dem Nichts vermischt?
Das Leben hat nur in sich selbst den Sinn
Und im Vertrauen in den eigenen Rat.
Das ist die Antwort auf dein Wort „Wohin“:
Zu dir, zu deiner Höhe, deiner Tat.
Ist Jugend kranke Armut?
Ist das geweinte frühe Leben
So ohne jedes süße Gut,
Schon hingesunken, ohne sich zu heben?
Was will die wilde Stadt,
Die mir im Ohr erdröhnt?
Schon hab’ ich mich zu Tode matt
Nach Menschen hingesehnt:
Nach einem Inbegriff,
Der überm Schmerz besteht
Und nicht wie Wellen an dem Riff
Der schwarzen Erde stumm verweht.
Und dann, dann kam der Qualm,
Der in der Höhlen sielt,
Und losch den Blütenhalm
Und Blick, den ich noch aufrechthielt.
Dann immer neue Wolken und die Nacht
Und Regen, Grauen und die letzten Schauer —
Jetzt sind nur unermeßlich noch der Schacht
Und meine große Angst auf ihrer Lauer.
Am Morgen kam seine Mutter.
Sie saß den ganzen Tag bei ihm.
Er kniete an ihrem Schoß,
Weinte in ihr zärtliches Kleid,
Lachte in ihre küssenden Hände,
Und weinte;
Hätte den ganzen Körper
In sie hineinweinen mögen.
Sie war ihm so hell wie ein einziger Stern.
Sie sprach: Mein Kind,
Mein liebes Kind.
Die tiefe Mauer, die mich starr umstellt,
Ist wie das Grab der Gräber. Hartes Stein-
Gebilde ist der Mensch; mir gönnt die Welt
Auch nicht das kleinste Tröpfchen Sonnenschein.
Es beugt sich niemand, mir in meinem Kerker
Die dunkle Stirne himmelhell zu küssen.
Und meine Wünsche werden immer stärker,
Wenn sie so langen Tod erleben müssen.
Und manchmal träume ich von einer Rache,
Nach der dann wie verglast die Hände langen —
Doch wenn ich zuckend wieder bald erwache,
Bin ich umengt von Mauern wie von Schlangen.
Himmel! Sinke den Augen!
Ich bin zwar blind und überdeckt,
Doch noch nicht blind genug in meinem Haupt:
Mein Blick will Menschen saugen,
Hat Tausende hingestreckt.
Was ich dem Trieb verbiete,
Hat sich mein Trieb erlaubt.
Wer trug die Kraft in mein Gehirn?
Wer gab mir Macht und Können schwerer Schlacht?
Wer die Idee? — Ich schlage mir die Stirn;
Ich will nicht Krieg und Mord,
Nicht Krieg, nicht Krieg,
Nicht Mord!
Ich sehne den Sieg!
In meiner Stirn ist ein Adler, ein Geier,
Rasend mit den Flügeln vor Ungeduld!
Schweige, Tier! Ich fühl’ es wie Schuld:
Über der Vernunft ist ein Schleier.
Ich bin von der eigenen Kraft zerrissen.
Völker, Volk, Frankreich,
Ihr seid in meinem Blut;
Ich blute mit euch,
Mit dem Reich;
Ich opfere, zum Ruhme gesandt,
Euch das heiligste Gut,
Mein Gewissen.
Schon heult die Nacht. Die Schlacht brüllt auf und brennt.
Bald sind auch wir nur Fetzen.
Noch in Reserve unser Regiment.
Wir warten entseelt in Entsetzen.
Brach wirklich hin, was kaum noch blühend sang?
Für wessen Habsucht-Rachen?
O Gott! Warum der viehisch rohe Zwang,
Totschlag und Qual und Nieerwachen!
Wer ist mein wahrer Feind? Ich wurde Knecht
Nur durch den eignen Staat.
Sind aber Ruhmgier, Raubgelüst im Recht?
Jung sink’ ich hin, jung ohne Tat.
Mai, Juni, Juli, Monate der Blumen,
Werd’ ich euch wiedersehn?
April ist jetzt. Heut’ soll noch in den Krumen
Der Erde all mein Herz zergehn.
Ward die Geduld der Jugend und Gefahr
So hinterrücks belauert?
Muß Strafe sein, wo keine Sünde war,
Wo nur ein früh Sichsehnen schauert?
Liebst du mich nicht, Macht meines Vaterlands,
Daß du mich niedertrittst?
Nur um der Feldherrn willen und des Stands,
Der eitel waltet und besitzt.
Sind nicht auch wir wie ihr ein Heimatgut,
Wohl wert auch, daß es bleibt?
Verachtet ihr uns so und unser Blut,
Daß ihr uns auf die Schlachtbank treibt?
O Heimatland, das liebste, das ich wüßte,
Des Lebens tiefster Lohn,
Entweichst du mir? der dich geküßt so küßte
Wie nur dein innigst junger Sohn.
Du Freundeland, Land heißer Jugendbriefe,
Zu Tränen reißt du hin,
Du singst die Sprache meiner trunknen Tiefe: —
Und du erfüllst nicht ihren Sinn.
Kehr’ ich noch heim? Und wie? Zerschlagen, krumm,
Ein Krüppel, blind — ganz blind?
Hier ist kein Aufschrei mehr, nur kalt und stumm
Ist Schutt und Dunst und Todeswind.
Muß wirklich so die Pflicht erniedrigt werden,
Um fremden Glanz zu gründen?
Ist denn die Sonne nicht genug auf Erden?
— Oder war ich voller Sünden?
Ich darf nicht länger von mir selber wissen,
Schon hör’ ich das Signal.
Ich muß, muß, muß, und kann nur immer müssen,
Und selbst zum Mut bleibt keine Wahl.
So zieh ich fort, erloschen und verloren.
Wohin? Nirgendwohin.
Das Ewige ist tot. Ich ward geboren
Für meinen Mord und toten Sinn.
Lebt wohl! Ich will nicht allzu feindlich scheiden —
Daß nicht zum Fluch noch werde,
Was eine Jugend war voll milder Leiden.
Lebt wohl! Ach! Mutter, Brüder, Erde.
Nicht mehr die Lust
Des Taumelns im Getriebe;
Nicht mehr voll Macht die Brust,
Voll Ruhm und allgeliebter Liebe;
Nicht mehr das Singen, Stürmen in den Himmel,
In wilder Wiesen blühendem Gewimmel,
In der Gebüsche grün verschlungnem Blühn;
Nie jubelnd mehr das weite Land durchziehn;
Zu nichts mehr als zum Erdbekriechen taugen;
Nie mehr die Düfte einer Welt einsaugen:
— Verloren irgendwo auf dürrem Pfad
Steht der Soldat
Mit den zerschossnen Augen.
Er geht und macht nach jedem Schritte Halt.
Was soll er gehn?
Die Welt ist dumpf, ungütig kalt
Wie schweres Winterwehn.
Geräusche hört er hohl vorüberrauschen;
Sein Hirn erstickt im Denken an ein Glück.
Er will mit seinem Kopf der Sonne lauschen: —
Der Alte Wahnsinn krallt ihn im Genick.
Er weint in seinen Leib.
O süßes Weib,
Mit Blumen, Blüten, Kränzen im Haar,
Mit Tanz und Spiel,
Umschlingendem Gefühl,
O alles, was im Licht voll Liebe war!
Viel Tausende mit ihm
Zerschlug die Schlacht und ließ sie leben.
Sie waren jung, in frohem Ungestüm,
Voll Wille wollten sie die Welt erheben.
Nun schleppen sie den Leib wie eine Fracht,
Die niemand will,
Erstarrt und still
Von Nacht zu Nacht.
O käme Mord in diesen Qualenschacht!
Ein Gnadenstoß
In das verdammte Menschenlos,
Das ihr zum Vieh-Dasein gemacht.
Mord ist nicht grausam, wäre willkommen jetzt,
Wo ein zerwühltes Nichtsmehrsehn
Die Sinne folternd fetzt!
O käm’ ein unbegrenztes Untergehn!
Nie faßt ihr sehend Seligen den Trug
Und Jammer, den die Blindheit birgt;
Daß, seit mich die Erblindung niederschlug,
Ein Heulschrei immer meine Kehle würgt.
Seht her, wie wild verfiebert ich noch schwitze,
Da ich vom Sonnenuntergang geträumt.
Sah ich’s denn nicht, wie eine goldne Litze
Blaugraue Hügelwellen schön umsäumt?
Ich sah’s und sah es nicht, — und seh es nie.
Es war das Wahnsinnslachen meiner Trauer.
Ich bin im engen Stall der Welt ein Vieh,
Die Luft ist steinig dick wie eine Mauer.
Nacht oder Tag: ist all in eins verjammert,
Da solch ein Leben ohne Leben ist.
Mich hält das tiefste Grauen tief umklammert,
Das langsam sicher meinen Leib zerfrißt.
Was bleibt dem Menschen, wenn nicht ein Erbarmen,
Das wundertätig greift in Angst und Stöhnen?
Ihr Mächtigen der Welt, von Millionen Armen
Seid ihr umfleht nach Hilfe und Versöhnen.
Noch sind die Ebenen von Qual und Qualm vernebelt.
Noch herrscht peitschlustig eine Dünkelbrut,
Die jedes Aufschwung-Atmen niederknebelt,
Verliebt in ihre eigne Wüstlingswut.
Kein Schimpf beirrt ihr närrisches Genießen.
Getreten liegt der Geist. Aufwollende Gedanken
Sind eingekäfigt müde in den Schranken.
Des Hergebrachten blöder Götze ist gepriesen.
Aus goldnen Schüsseln schlürfen sie Erquickung,
Indes, hohl in den Nächten, die Entblößten wandern.
Sie spinnen sich in lüsterne Verzückung —
Was kümmert sie der Aufschrei in den andern?
Doch bleibt, in Not und Nacht, der Schrei nur nach Erbarmen?
Wird nicht Tumult, Alarm? Aus Angst und Stöhnen
Ein Zornsignal? Und von Millionen Armen
Des schmerzgeeinten Wollens donnerndes Erdröhnen?
Europas Häuptlinge! Marschälle und Magnaten!
Zwingt selbst die Tat hervor, die um die Menschheit wirbt!
Da eurer Untertanen Leib, versklavt, verraten,
In Schlacht und stumpfer Wüterei verdirbt.
Verdammt, ihr selbst, die Eigenlust, die Kraftgebärde!
Und kommt starkmild herab die stolzen Stufen,
Die Macht als Mittel nur, begnadet und berufen,
Für eurer Völker frohe Fahrt und Erde.
Und ihr, Entehrte unter Willkürtritten,
Bleibt nicht zum Rachesprung gekrümmt, zerquält im Fluchen!
Ward auch der Aufwärtsweg von Bergen schwer geschritten:
Erkennt die Kommenden, die euer Antlitz suchen.
Und jene Harten, unbewegt im Bösen,
Laßt sie nicht eher los, umringt sie mit der Bitte,
Bis sich die Herzen wie in Harfen lösen,
Aufklingend mild, hinknieend eurer Mitte.
Noch ist es Orgelwehn.
Noch ist der Flugblick ausgesandt,
Nur um zu spähn.
Und nur von fernem Küstenland
Durchdringt ein Stoß die Luft:
Fanfarenstoß und Marsch.
Denn für ein Anderswerden,
Erhebung und Erhellung, Kampf ohne Krieg, Sieg ohne Mord,
Aufstürmt ein Menschenozean —
Zwar dumpf noch wie ein Wahn,
Doch wissend tief: Tat wird getan!
Wenn ferner, Thronende, zu euch auf prunknen Sesseln
Gefühl, fürbittend, nicht hinauf kann dringen,
Auftosen wird das Blut: Galeeren nicht und Fesseln
Sind stark genug, Vulkane zu bezwingen!
Bewegung wogt empor: Ein Sturm von Schreien zerreißt die Nacht!
Glaubt ihr, die Trauer bliebe ewig lahm,
Am Grab der Hingeopferten, hilflos in Gram?!
Schon ballt sich eine Riesenvölkermacht.
Und aus dem Grund der Gassen, wachsend, hebt ein Heer
Nach Licht, Kindheit und Frohheit Leib und Flügel auf;
Umkreist die Städtethrone wolkenschwer,
Raubaugenwild, unwankelbarer Lauf.
Posaunen tönen, eh’ der Schlag geschieht:
Zerschleudert euren Haß und öffnet der Erneuung
Das ganze Auge! Seht, die gleiche Fülle blüht
Den Tausenden! Bekennt euch zur Befreiung!
Dann ringen Rassen edel um die Höhe.
Kein Fleischzerkrallen wühlt den Tag in Blut.
Kampf heißt jetzt Glück, das weithin auferstehe,
Rein wie ein junger Gott, durchhellt von Mut.
Raubhändel, Blutbrunst, Krieg, die Jünglingsschlächter, -schänder
Sind fern, dumpfdüstre Vorzeit, Tierischkeit.
Kampf ist Beglückung jetzt. Umschlungen sind die Länder.
Der Führer Sicht und Wille erdenweit.
Erkannt habt ihr den Feind und seid Gefährten.
Nun seiet Gläubige, um Wollende zu sein!
Laßt eure Tat erstrahlen den Beschwerten.
Durchglühung eine euch wie goldner Wein!
Und so, von Licht umbrandet und dem Morgenmeer,
Erwacht ihr zu des Daseins Fest und Spiel.
O Bund der Bünde! Der das Menschenheer
Zum Ruhme führt aus kläglichem Gewühl.
Völkerlegion! Geschart dem Flammenzug
Der Jünglinge des Lichts! Chorbrausend brecht die Stille
Und reißt die Starrgesinnten in den Flug,
Daß euer Recht und Rhythmus sich erfülle!
Mitatmende der Zeit, dem Menschenkreis gesellt:
Seid ihr einander Freund, habt ihr gesiegt!
Die Brust berauscht von Weiten, erdhaft starker Welt,
Schallt euer Lied, das in die Freiheit fliegt!
Bin ich ausgestoßen
Aus dem Maß des Großen?
Ist nicht Geweihtheit
Über dem Abend, bereit?
Wie, wenn dem Blick sich erfüllte,
Was das Leben mir singe?
Oh, wie oft hüllte
So bange Spannung die Schwinge.
Und wird all’ meine Wirklichkeit,
Die wie Lüge, ertappt, sich selbst bedrängt,
Ein Kind sein, das willigweit
Die Welt stets von neuem anfängt?
Schon hebt ein Tatglaube an
In meiner Stimme — wie Melodie
Sicher und süß, der Ruf „Voran“.
O wär’ schon morgen früh!
Daß ich nicht trauernd mehr, verhangen,
Mein Leben wie Sünde begehe,
Daß immer ein Neuanfangen
Über die Erde wehe.
Weh, grimmer Gigant.
Was ist mit dir?
Dein Leib wälzt ohne Wille und Regel
Leblos lebend im Kot.
Abgefallen, wie totgetroffne Vögel,
Faulen die Hände im schlammigen Sand.
Gestrüpp hängt im Gesicht und rot
Die Augen, gedunsen, schleimig.
Wo blieb dein seidenes Haar?
Erwachend befühlst du dich schwer.
Die Lippen fürchten den Ausbruch der Tränen,
Krampfen sich, schon zitternd weich.
— Da, wie aufgeschreckt: erhebt sich ein Meer,
Und aufspringt mit zornigen Zähnen
Du, tobend und heulend bleich.
Dann krachend aber, schlägt der trotzige Held
Hin auf den Stein.
Hier barst die Leidensgewalt der Natur,
Die Hölle der verkannten Welt.
Und wie ein müder Schein
Bleibt der Gedanke nur
Von einem Leben, nicht das Leben selbst.
Wieder zum Tier des trübenden Lichts
Geschrumpft — bist nirgendwo; nur schwer;
Wohl mehr als nichts,
Doch weniger als irgendwer.
Das Aufrichten gelingt dir kaum,
Nur winselnd im Schweiß;
Immer ist ein Sinken, bis du stehst.
Dann trostlose Schritte
Gradeaus im Kreis.
Als wär’ nie mehr für dich eine Bitte,
Gehst du Linien ohne Punkt,
Ohne Farben, ohne Raum.
Wenn dir, stillstehend,
Die Augen sinken zur Vision,
Spürst du kalt wehend
Den grinsenden summenden Hohn;
Wie um Aas den Menschenschwarm.
Dann, verloren in Tränen den Mund,
Fühlst du, wechselnd eisig warm,
Das Sausen im fallenden Grund.
Und wo die Qual noch so sehr schwieg,
Hier schreit sie weinend heraus
Töne ohne Takt, ohne Musik.
Wie ein Lawinenstrom ohne Damm
Bricht die Klage aus,
Über die Erde der Welt und den ewigen Schlamm.
Nun weißt du es. Was Aufschwung schien,
War Niedergang. Maßlos und blind
Stürmtest du die Erde; kühn
Wähntest du dich und warst nur Wind.
Kein Mitmensch war, kein Hindernis,
Nicht Zukunft, nicht Vernunft:
Nur brüllendes spottendes Ereignis,
Aber Feuer allein wollte nicht brennen,
Verlosch, ward Asche für den Wind.
Nun bist du gefügt und kannst erkennen.
Nun weißt du, wo die Tat beginnt,
Fühlst sie aufsteigen in dir wie ein Lied.
Nicht im Rausch, tobsüchtig ungesinnt,
Närrisch lachend, entblößt,
Du ganz einzelnes wirbelndes Glied,
Besinnlich nach Irrfahrt und Torheit,
Gier, die gegen die Erde stößt,
Ohne Not, ohne Wert, nur ins Weite weit —
Die Tat ist im Wert!
Denn nur als Teil alles Menschengefühls
Bist du ein ganzes Sein,
Erschütternd und auferstanden groß.
Nur im Gelöbnis des innersten Ziels
Ist auch der Zorn heilig und rein.
Und in die Menschenheit eingestimmt
Ziehst du zum Werk, von einer See
Wie getragen, in fühlender Entfaltung.
Siehst Jugend und Arbeit der Menschen-Idee,
Dein Auge selbst ist sie, schon Gestaltung,
Mild überscheinend und königlich bestimmt.
Denn die Idee ist brüderlich, sinnvoll und bereit,
Ist die Tiefe der Menschlichkeit;
Ihr Wille ist Größe, die kein Ende nimmt.
Tönend, namenlos erhört dich und weitet die Schwebung,
Jeder Haß vor dir ist ohne Halt;
Denn deine Brust ist gelöst in der Strebung.
Helle Wirklichkeit atmet deine Gestalt,
Als sei die Wahrheit selbst deine gütige Gewalt.
Ureigen unbeirrlich ist dein Lieben.
Du beherrschst allfühlend die Bewegung und Dauer
Und findest, von wogendem Wollen getrieben,
Die Tröstung noch der wirresten Trauer.
Der stampfenden Schöpfung gläubiger Erspürer,
Lobpreisend, beseelend — zu hebender Tat
Fühlst du dich Führer.
Und hellhoch über das Volk, das gewaltig genaht,
Und im ungeheuren Schweigen
Aufblickt zu dir, um dann
Hinzuströmen zum heilig zähen Erzeugen,
Jeder beseligt, so gönnend, so machtvoll er kann:
Braust, singender Sturm, deine Stimme:
„Weit Erschütternder über der Welt!
Wie ich, dein Kind, zum Tagwerk mühend mich krümme,
Sei deines Kindes Tag zur Ewigkeit erhellt.
Gewaltiger in der Welt! Heb’ uns empor!
Laß mitliebend mitklingen im Chor
Alle Nation, mitleidend den Leiden;
Daß ihr Wille, unbesiegbarer Stern, bestehe,
Und sie die Arme frei und göttlich breiten
Über sich selbst in die Höhe!“
Seite | |
Aufbruch-Musik | 5 |
Du Ewige | 8 |
Der Zweifel | |
Trauermarsch | 11 |
Fragender Mensch | 14 |
Pierrot | 15 |
Gute Laterne | 17 |
Dumpfer Tag | 19 |
Erdenfahrt | 20 |
Nachtgedicht | 21 |
Die Ungestillten der Seele | |
Ritternarr | 22 |
Gang zum Schafott | 23 |
Ahasver | 24 |
Junger Künstler | 25 |
Der Denker | 26 |
Clown | 28 |
Alternder Mime | 29 |
Der kranke Sänger | 30 |
Akrobat | 31 |
Zigeunerlied | 32 |
Meerfahrt | 33 |
Der Berufene | 34 |
Nietzsche | 35 |
Der Anachoret | 36 |
Der gütige Mensch | 37 |
Wir sterben das Leben | |
Krank | 38 |
Aufschreiender Künstler | 39 |
Trübe Luft | 40 |
Dudelsackweise des Sterblichen | 41 |
Ermattung | 42 |
Vernunft | 43 |
O Erde! | |
Nachtgesang | 44 |
Es wird ein Traum | 45 |
Hymne | 46 |
Das Heimatzimmer | 47 |
Frauen | 48 |
Der Himmelflieger | 49 |
Myrtenkind! | 50 |
Gedicht im Mai | 51 |
An den Anderen | 52 |
Ich denke einen Freund | 53 |
Fügung | 54 |
Duo | 55 |
Dem Engel der Erde | 56 |
Abendgang | 57 |
Aufruhr durchwühlt den gütigen Geist | |
Lied aus der Nacht | 58 |
Dank | 59 |
Besinnung | 60 |
Knappe vom Bergwerk | 61 |
Der Verurteilte | 62 |
Der Gekerkerte | 63 |
Napoleon | 64 |
Junger Soldat | 65 |
Der Kriegsblinde | 67 |
Erblindung | 69 |
Die Phalanx | 70 |
O wär’ schon morgen früh! | 73 |
An den Geschlagenen | 74 |
Anmerkungen zur Transkription
Im Original g e s p e r r t hervorgehobener Text wurde in einem anderen Schriftstil markiert.
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End of the Project Gutenberg EBook of Der unendliche Mensch, by Arthur Drey *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER UNENDLICHE MENSCH *** ***** This file should be named 52191-h.htm or 52191-h.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/5/2/1/9/52191/ Produced by Jens Sadowski and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. 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