The Project Gutenberg EBook of Der brennende Dornbusch/Mörder. Hoffnung
der Frauen, by Oskar Kokoschka

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org


Title: Der brennende Dornbusch/Mörder. Hoffnung der Frauen

Author: Oskar Kokoschka

Release Date: July 9, 2014 [EBook #46231]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER BRENNENDE DORNBUSCH ***




Produced by Jens Sadowski





OSKAR KOKOSCHKA
DER BRENNENDE
DORNBUSCH

SCHAUSPIEL
(1911)

MÖRDER
HOFFNUNG DER FRAUEN

SCHAUSPIEL
(1907)

KURT WOLFF VERLAG
LEIPZIG

Bücherei
Der jüngste Tag
Bd. 41

Bühnenvertrieb von Kurt Wolff Verlag, Leipzig
Copyright Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1917

DER BRENNENDE DORNBUSCH
SCHAUSPIEL (1911)

Personen:
Mann
Frau
Jungfrau
Mutter und Knabe
Männer, Weiber

Erste Szene.

Zimmer der Frau, große geteilte Fenstertür, durch welche Mondstrahlen einfallen, so, daß man auf das Dach hinaussehen kann.

Frau

(in weißem Bettlaken, zum Schlafen gekleidet, so langes Haar, daß es am Boden in Ringeln nachschleift. Sie kriecht geisterhaft aus den Bettüchern hervor und richtet sich gegen die Lichtstrahlen auf, elektrische Helligkeit des Mondes.)

Frau

Ich träumte, ein Karren wär heiß gefahren — schleudert mich zum Himmel auf. Es drückt nichts mehr nieder mein Gesicht im Schlummer. Um zu schlafen, mich zuviel dürstet; zu — trinken!

(Sie geht zum Glockenzug — vergißt wieder!)

Wo kommen die neuen Strahlen her? Die zogen mich, — wecken aus allen Kräften. — Meinen Füßen widerstand ich nicht mehr. Ich friere, sieht mich wer?

(lauter)

(zur Tür hinaus)

Mein Rock und mein Hemd ist nicht hier, geben Sie es mir herein!

Sie schlafen immer noch und ich wache.

(Sitzt frierend im Stuhl mit offnen Haaren.)

Hängt die fruchtlose Wärme des unklaren Gestirns überall über mir! Mann im Mond, — dreh dich um, schau nicht her. —

Deine Ausstrahlung flößt Kräfte ein solchen, die im Stiegenhaus mir nachsteigen und aufs Zimmer kommen.

Herr Adernrot gab mir ein Backenschlag.
Herr Finstergesicht wünschte mir einen guten Tag.
Ein Blümchen pflückte mir Herr Lendenkraft,
was liegt mir an der gesamten Schlafgenossenschaft.

(man hört unten das Lachen der betrunkenen Liebhaber. Sie wäscht sich die Hände im Lavoir auf dem Eisentisch und geht zum Fenster, winkt.)

Komm auf mein Bett, Schatten, sollst mir liebes Wesen sein, — pfui, — eine Katze schwarz wie Pfeffer, warf sie der Wind mir zum Fenster herein.

(Sie öffnet die Glastüre und geht aufs Dach.)

Kommt er noch, kommt er? —

Immer wieder die Bangigkeit in aller Natur, vom Dach zum Himmel hinauf. Alles wartet auf ein Aufatmen. Meine Augen hängen an der Sichel, die meine Schonzeit kürzt.

Am Tage bin ich ein Zweifelswesen von Menschenähnlichkeit. Heut nacht bläst mir ein Mann den Atem ein und glaubt an die Gestalt.

(Oben Mondlicht wandernd)

Wunderbare fremde Männerart,
die Sterne in Kreisen sah
und Schatten und Licht zu Freundschaften flicht.
Wundertätige Männerart,
die aus Gespenstern sich Gebärerinnen schuf.

Nicht lange ist meine Stunde und schon nah! Wie kurze Zeit darf jedes Ding nur blühen. Schon will des Mondes Licht erlöschen.

Unendlicher Genuß! Bald nimmer wünsche ich mir etwas. Keine Wolke ist mehr.

Dem fiebernden Wind setz ich mich aus, bin herrlich eingesäumt von Haarstrahlen, am Rückenrand, ordentlich wie Wasserkämme laufen sie über meine Beine hinab und verschwinden in der Erde.

(Sie sieht jemanden unten schleichen, erschreckt und erfreut, sie winkt ihm; eine Tür schlägt plötzlich auf, der Mann gleitet lautlos herein. Brennende Kerze in der Hand.)

Frau

(bevor sie ihn sieht, singt)

Ein alter Mann hielt Winter lang einen Vogel.
Als es Frühling war,
litt es nicht länger den Vogel,
Daß er vergaß zu singen gar.
Der Alte spannt ein grün Tuch über Vogelbauers Eisenstäbe;
Noch sang nicht wieder froh der Vogel vor dem Alten.

Frau

(zum Mann)

Mein Singen hieß dich herzuhören?
Sahst du mein Gitter offen?
Du machst dem Kuckuck nach und fliegst ins
fremde Nest.
Um nachtschlafende Zeit siehst du mich!
Wie schlichst du durch Mauer und Tür?

Mann

Ich rate, wie wußt ichs?
Du bist immer einsam gewesen.

Ich war nicht bei dir. Deine Stimme rief in der Nacht die Fremden und du meintest mich. Und du hast wahrhaftig Hunger und Geiz auf Liebeswerke und so kam ich herauf zu dir.

Frau

Du — dreh dich zu mir! . . .
Warum bist du nicht gut mit mir?

Klar habe ich dich geträumt und weinend erst im Morgengrauen gesehen —

Habe ich unrecht getan, daß ich dir winkte wie vielen?
Jetzt stehst du im seligen Glanz der Gegenwart.
Mein Wunsch mochte dich in der Dunkelheit herziehen.
Ich hungere vor Liebe.
Wenn ich nur mich erst dir hingegeben,
soll durch deine reine Kraft allein ich leben.

. . . Meine Arme ziehen deine — meine Beine machen dich gehen.

(Mann tritt näher, sie erschrickt.)

Frau

Du machst mir ordentlich Herzklopfen. Meine Stimme will sein deines Mundes Süße, meine Scham verdunkelt dein Erröten, —

Schläfert dich auf einmal?

Hilf — meine Ohnmacht fließt in deine Kraft herein. O weh!

(Der Mann nimmt ein Tuch und umhüllt sie ganz, daß nur ihr Kopf sichtbar ist.)

Mann

(leise)

Mach zu deine Augen,
Mach zu deine Wunden,
Ich hab dich gefunden.

(Mann geht zögernd zum Ausgang, es wird finster, sie nimmt ihren Leuchter vom Tisch um ihm zu folgen, die offne Tür verlöscht ihr Licht.)

Frau

Du — laß mich nicht aus, nicht allein — o Herr.

(leise)

Wie ich von dir die Augen wende,
kommen langsam manche Zustände.

Mann

(wird wieder in der Türöffnung sichtbar.)

Am Himmel leuchtet der Morgenstern,
die Nacht her, streift ich aus weiter Fern!
Rief mich dein Glaube zu dir!
Darf nicht fürchten schwächer zu sein
Wo ich nun war dahier.

Frau

(reicht die Hand zögernd nach)

Greif mich mit deinem Finger an,
Damit ich noch dir glauben kann.
Da wollt’ ich fragen dich,
bleibst du bei mir?
Gehst du mir heraus
und läßt die Braut in der Versuchung sein!
Meine Brust ist krank,
wie eine Blume in der Lichtlosigkeit.
Gib mir deine Hand noch einmal, Liebloser.

Du — laß mich noch einmal bei dir sitzen und die Augen schließen und verschlafen alles Geschehene.

O Herr — ich fürchte mich, so schwach bin ich, so sehr hänge ich an dir.

(Der Mann kniet vor der Frau und leuchtet ihr ins Gesicht, sie zündet ihre Kerze an seiner an und schaut ihn an.)

Frau

Mein Liebster, ich hab vergessen, ich weiß nicht wo ich war, sag du zu mir.

Mann

Du zündest jetzt dein eignes Licht
gleichsam an meiner Liebe an,
Dein Leib gibt ihm die Nahrung dann.
Des Suchens — wer du wärest — müde,
Gabst du dich mir.
So bist Du geworden.
Und ziehe Ich mich jetzt leise, wie ein Schleier, von dir,
So bleibst Du?
Auf zur Geburt erwach’ deine Seele, auf zur Geburt.
Und wenn die Trennung dir bange Schwermut macht,
erscheint mein Bild gespiegelt in der Nacht.
Und deiner Eigenliebe Schein
wird wieder von dem zarten Nachtbild angeleuchtet sein.

(Mann schlägt das Tuch ganz über ihren Kopf zusammen — sie will ihn sehen, er drückt ihre Augen sanft zu, so, daß sie zu die Knie sinkt, er flieht auf den Korridor.)

(Frau, betäubt, wacht auf, folgt ihm in den Raum, wo die betrunkenen Liebhaber schlafen. Männer erwachen, Frau sieht durch das Gitterfenster auf den Flüchtenden hinaus.)

Frau

(halb schlafend — halb singend)

Wacht auf, Schläfer!

Ein weißer Vogel fliegt im Zimmer, hat meine Augen ausgehackt —

Wacht auf, Schläfer!

Ein roter Fisch schwamm durch, hat mein Blut vollgetrunken —

Schlagt ein das Tor, Schläfer! Ein Wehrwolf rannte aus, hat mein Herz abgefressen —

(Die Burschen werfen de Hüte weg — einer ist halb nackt, den das Mädchen freundlich ansieht, und mit ihm dem Haufen nachrennt. Sie nehmen Stöcke und laufen dem Flüchtigen nach — neben einem hohen Steindamm eine Treppe hinauf aus Eisensparren, stürzen — Aufenthalt — Flüchtling schöpft Atem — wendet sich als Silhouette in der Höhe gegen die Verfolger um, wird matt — sie umringen ihn — unter der Bahnbrücke — ein Zug rollt vorbei — Signalglocke. Der Flüchtling nimmt die Gelegenheit wahr, um sich ins Wasser von der Höhe fallen zu lassen. Man schießt ihm nach, ohne ihn zu erreichen.)

Gleichzeitig mit den letzten Worten der Frau stimmt eine Heilsarmeemannschaft nach geistlicher Melodie folgenden Hymnus an:

Wer himmlischer Liebe Schlüssel hat,
Dem nie erstirbt die Stund.
Wie süß wirds ihm erst sein.
Ird’sche Liebe ist nur ein’ Pein,
Ein Rosendorn am Pfad
Zum Gartentor von Golgatha.
Seele, bleib noch nicht da . . . .

(Man sieht noch, wie sich das Mädchen mit dem Burschen von früher wegschleicht.)

Zweite Szene.

Mondnacht. Zimmer wie früher, Frau, offene Haare, kriecht zum Fenster, das groß und voller Schatten ist, die sich ändern und den Boden mit Figuren überziehen.

Frau

(lockend, heiser lächelnd)

O — komme zu mir in der Nacht.
Daß du mir sollst zürnen — bitte ich dich,
weil bei mir ein Fremder mit im Bette liegt.
Wär’s besser nicht zu sein, als schlecht zu sein?
Wenn Schlechtsein schon den Anschein, Wirklichsein, erregt?
So lieb ich dich, wie du mich haßt.
So bin ich doch, wie du mich hast.

(müde, krank)

Nein, ich schlafe still allein,
Bettgewand ist mein Frauenhaar,
aufgespannt bin ich noch auf deine Hände.
Und legte mein Ohr ans Tor,
Und ein Vogel zog
— und höre dich?
Und legte meine Augen ans Fenster
— Und der Mond log —
Und umarme dich?

(unruhig)

Und der Morgen log nicht,
da ich mich sah allein und war eine Jungfrau wieder.
Weine Tränen in mein Haar.

(Pause. Hebt die Arme wieder beschwörend)

Ein Mädchen sagte dir einst ins Ohr —
Hab mich dir in Ehren gegeben —
Muß nicht von dir mir Ehre wiederkommen?

(träumend, sinnend)

Was ich verloren, mich finde ich wieder in dir?
Was ist finstrer als die Nacht, da ich nur neue Sehnsucht gebar!
Was ist weißer als die Nacht, da ich jetzt will Wunder tragen?
Und was ist Erlösen und was Genesen,
Warum sind den Frauen süß die Rechten
und sind die Frauen süchtig nach dem Fremden.
Der Rechte erkannte —
der Fremde versuchte,
wehe meinem Leib!

(Schreit wieder auf, angstvoll fragend. Man sieht beide Zimmer.)

Mann

(im anderen Zimmer, mit fremdem Ton singend ohne Bewegung, weißliches Licht, offene Tür, die jetzt Licht einwirft, Lichtstrahlen kreuzen und suchen sich aus den zwei Zimmern in der Mitte der Höhe.)

Es schlief das Wassertiefe
Es stand der Berg schattenleer
Und es war keine Zeit
Und da hörte kein Tier
Und da wärmte kein Feuer
Und verbrannte kein Flammen
Als keine Liebe war.

Und wieder . . . .

(Lichtstrahlen heben sich und spielen und treffen sich wieder zur Ruhe.)

Wasser rauschte Wasser nach,
Und Berg verfinstert Berg
Zeit zog
Und das Tier schlug den Menschen und fraß ihn und spie ihn.
Und Flammen schlagen rote Wunden,
Wo Liebe ward süß Mann und Frau.

(Der Mann ruht auf dem Lager, starr und wendet kein Auge von der Frau. Lichter verschwinden langsam im Zimmer der Frau, sie atmet kaum hörbar und wird schwach. Das Folgende spricht sie furchtbar traurig, voll und warm.)

Frau

(wankt zur Tür)

Von Liebe aß mein Elternpaar; davon ward ich ein Mensch
Du Mensch! Der mich erkannte.
Hülfe . . . Fallen . . . .

(Sie fällt nieder)

Mann

Mach dich Hoffnung aufstehn! Bald gehst du aus dem Hause.
Wie du dich abhetzt, so schmilzt die trübe Lampe hin,
die solcher Not das Wehtun, dem Flackern Leben borgt.
Die Braut wird in der Kammer den Riegel aufgehn sehn.
Schon bleicht die Lebensfarbe!
Flügelschlagen das du selber bist, bläst an den Docht.
Das Feuer fragt, wo soll ich mich denn hinthun!
Und legt sich in die Asche.

Schon seltsam und untraurig . . .

Frau

. . . Schließt über mir Tagesschein.

Dritte Szene.

Szene im Wald, Frau im Hemd, krankes Gesicht, instinktmäßig eine bestimmte Richtung suchend, weißer Boden, Baumstämme schwarz, Himmel schwarz, kein Licht außer der Reflexion des weißen Bodens. Männer und Weiber.

Frau

(jammernd wie eine Gebärende.)

Weh mir —
er lebt mit meiner Kraft.
Irgendwo.
Weh ist mir —
ich bin schwach.
Als er bei mir war und ich hielt den Saum, fiebernd —
wich ich zurück vor ihm.
Du verführst mich, wohin?

(zornig, schreiend, langsam höher.)

Und da ward er durchglüht und durchleuchtet auf einmal
und mein warmes Blut sprang in mir,
mich fror und meine Zähne klapperten.

(Windet sich entsetzt.)

Fort von hier, fort von hier —
Unseliges Lager . . .
Unraststätte!
Opferstall.

Alter Mann

(hält sie für eine kranke Lügnerin.)

Wir suchen die Spur,
Wir gehen im Kreis.
Mondeshelle Flammen wehen leis.
Mit Laternen durch den Dunst
durchhellen wir den Forst.
Scheuer Geier würgt im Horst.

Frau

(verzückt.)

Allüberall eine Menschenstimme — Du —
Irgendwo hör’ ich deinen Anruf —

Ein zweiter alter Mann

Wir suchen den Mann,
Der eine Frau verließ.
Ein jagendes Tier schrie.

(sie schlagen an die Bäume, um ihn aufzuscheuchen.)

Frau

Schau, er faucht mich an aus den Dörnern!
Er wacht auf zum Geschrei!
Seht doch!
— Wie Wasserdonner immer tosender —
Umher Umarmung!!
Das Gesicht des Menschen
Du im Traum dein süßer Geruch . . .
Dein feuerfarbener Kopf im Sonnenmantel erstickt?

Ein dritter Mann

(leise.)

Ein Blitz zitterte, und äscherte ein die zahme Herde.

Frau

Flutender, du umhorchst mich . . .
Weh!
Er brach ein.
In mir weidet er.

Erstes Weib

Hört, was sie spricht;
Die Morgenwärme steigt herauf,
Der Sonnenstern dringt lichtklar durch den Dampf.
Irre wird sie in der Natur —

Frau

Fort, fort mit leisem Tritt,
Daß keiner seine Nähe scheucht.
Wie geschieht mir Gutes von dir!
Ich sende dir, ich sende dir meinen Brautwunsch entgegen!

(schreiend.)

Bricht mein Auge —
Bin ich gestorben?
Da ich sein Wunder verspür,
Friedhof wird sein mein Hochzeitsbett und Weinkrampf Hochzeitsschrei.

(Sie stürzt in der Mitte der Bühne und bleibt wie ein Bündel liegen, regungslos.)

Zweites Weib

Der Engel leitet sie,
durchweintes Haar bedeckt ihr Auge
und sie sieht ihn?
Ihr Geist ist verstört.
Ein Engel leite sie.

(Rastlos)

Drittes Weib

Nach welcher Seite wenden?
Drei Wege offen,
Gehe jedes einen.

(Drei aus dem Chor, jeder geht getrennt von dem andern einen Weg; denen tun sich drei Bilder auf. Beschreibend, langsam lauter, jeder nur so lange beleuchtet, als er spricht.)

Erster Alter

Ich sehe einen Mann sich härmen am Boden.
Sein Barthaar besudelt im Staub.
Sein Herz klopft laut.
Er dürstet, weil du gereicht hast
den Schwamm mit Essig getränkt.

Zweiter Alter

Ich sehe ihn undeutlich!

Er nahm mit dir den Leib aus einem Kelch — und du hast gelästert.

Ich sehe wieder —
Rufen Irrende?
Ein sehnendes Herz.
Ist er es?

Dritter Mann

Ich seh einen metallenen Mann an ein brünstiges Tier gesperrt.

Habt ihr wohl gesehen, also, daß das Tier aß von seinem Herzen.

Er regt sich.
Seine gespannte Kette zerklirrt.
Seine glitzernde Hand siegt im zweifelnden Kampf.

Sein metallener Ruf erweckt das Weib, das aus dem Balg des Tieres tritt.

Frau, die mit dem Fuß die Schlange tritt,
dein Herz schwellt sich in Mutterfreud.

(strahlendes Licht. Unruhiges Getöse, Männer und Frauen greifen nach offenen Händen, rufen, schluchzen, man sieht momentan viele offne Hände.)

Chor

(Männer zu Frauen, unruhig, laut und leise.)

Ich sehe dich anders als sonst,
Du bist mir nicht mehr fremd!
Ich vergaß dich und sehe dich wieder liebend.
Dein Körper ist vielsagend geworden.
Was ist geschehn, daß ich Jahre neben dir lebte!

Und so oft du dein Herz geöffnet — ich war nicht würdig, daß ich einkehrte in dir.

Wie wird mir . . .

Im Aufmerken wird lautlose Kunde mir und sonderbares Verstehen.

Bange Lippen.
Verlorene Worte kommen.
Fremde Welt, Freude, Seligkeit.

(Es wird langsam dunkel.)

Chor

(psalmodierend in den Hintergrund gehend.)

Ich glaube an die Auferstehung in mir
Ich glaube an die Auferstehung in mir —
Ich glaube an die Auferstehung in mir —.

(Es wird ganz dunkel. Man hört noch das Getöse der Stimmen während des folgenden Bildes. Später schwächer und undeutlicher werdend. Raum leer. Langsam fällt von oben Licht auf die Mitte der Bühne, man sieht jetzt an der Stelle, wo die Frau lag, ein Mädchen. Es liegt verzückt am Boden und spricht leise für sich, voll unterdrücktem Jubel. Dünne Stimme — die wie eine Vogelstimme anschwillt.)

Jungfrau

Aus dem Tal zieht die Lerche in das Himmelsheim. Ich möchte meinen Geliebten ungesehen mit den Armen umgeben, wie ein Strauch die neue Rose.

Ich bin so froh, seit er mich heimsuchte.
Warum sind nicht alle Menschen gut?

Vierte Szene.

Mann und Frau gegenüber auf zwei Felskanzeln, im Dunkel des Grundes undeutlich der Chor. Mann abwehrend, Frau groß. Wogende palmenartige Gräser und Farnbüschel. Solange er spricht, weißes Licht, das mit rotem intermittiert, sobald sie antwortet.

Frau

Ein Bann geht von diesem Weißen aus.
Mein Leib ist ein brennender Feuerstrauch,
Du mein Mann. Nährender Wind!
Meine Brust zwei Feuerzungen,
Du, widerwillige Stimme!
Meine Hände heiße Flügel,
meine Beine brennende Kohlen —
weiß und rot — weiß und rot brenne ich;

Im Feuerkleide langer Qual, in Scham recht Erglühte, brenne und verbrenne nicht.

Tritt ein zu mir, auslösche und erlöse mich.

Mann

Kreißende, hoffnungslose Wöchnerin!
Die vor Schwachheit nicht Austragen wagt!
Habe dazu keine beßre Zeit vor —
um dich nachher, gemach hinschauernd,
zur Ruhe zu legen!
Laß uns das Weh später beschwichtigen,
wann eins von uns müde ins
Linnen gerollt.
Angefacht ist schon was werden
möchte ein Licht,
anders als rauchend Feuer, drin das Auge übergeht.
Feuer brennt zu Asche,
Licht zuletzt ganz freundlich aussieht!

Frau

(erschreckt)

Totsgestalt! Hast mir Fleisch, Blut vorgelogen!
Rasend kamst du in mir aufgezogen!
Sonne bleicht den Mond —
Eisiger Reif
Greift in mein Fleisch.
Greift in mein Fleisch.
Um mich der Mann, der mit mir rang,
Der niederstößt jeden Gedanken,
Niederschlug
Weichst mir nicht
Aus Adern und Bein —

(höhnisch)

Reißender der mich ausgesogen!
Weh tust du Erlöser, Auflöser jetzt.
Kann dich nicht grüßen lieber Mann,
Der nicht annahm mich Opfer
In der stummen Angstpause!
O nimm mich aus der Marterwelt.

Mann

Wahrhaft bist du ein Mensch? Langhaarige!

Frau

Warum bist du nicht gut —
Mann, der mich mit Wünschen niederrannte.
Ich weiß du willst sein
Mein Freier und Befreier,
Mir Unreinen, Ungekannten —
Und bist mein böser Feind
Und Kerkermeister!

(Sie zuckt zusammen — weinend.)

Mann

Meine verströmte Liebeskraft, überall von dir aufgesaugt, nur in Spitzen — leise verdunkelnd, leise verklärend, — rührt sie da dich, Fremdes, widerspenstiges Dugespenst?

Das Weib ist unschuldig.

Aber der Mann — in seinen Dornen einsamt der Friedlosigkeit Frost.

Zeitweise in dir still wie nachträumend.
Ausgeweint, umgewendet,
scheidend blickst du mir ins Gesicht . . .
Mütterlicher Raum öffne dich!
Himmelsheimat, ziehe den irren Sohn.
Müde bin ich.
Weib geh frei aus meiner Hand.

Frau

(wirft den Stein, der seine Brust trifft)

Ich kenne dich nicht mehr an.

Mann

Barmherzigkeit!
Du tust mir weh,
durch die ich abgelöset bin.
Ach sieh hier mein Leben im Opferblut entschweben.
Die Erde nimmt die Kraft kaum an,
Die aus mir drang, die aus mir rann.
Du läßt mich nun zugrunde gehen,
An dir, die so ich losgemacht.
Im Todeskummer, wer ist da mein Trost?
Schwester trockne meine Stirn!

Frau

(fällt auf ihn nieder und drängt die anderen zurück. Mit großer Liebe.)

Laßt mich.
Mein Mann soll unberühret sein!
Ich leide mit dir!
Geh noch nicht, Eilender von mir.
Sieh her, da komm ich schon zu dir.

Mann

Glaube mir, Frau, und deine Hand tut mit Versegnung verwachsende Wunde mir zu — Warum sind wir nicht gut!

Fünfte Szene.

Sterbezimmer. Mann, wund auf dem Bett. Frau über ihn gebeugt. Stellung der Pietagruppe. — Mutter und Knabe gehen durch. Knabe halbwüchsig.

Knabe

Sag, was sieht die Frau mit starrem Blick? Und leise dir ins Ohr; Mutter sag, voller Sünden sind, die so leiden?

(aufgeregt)

Mutter, bist du ein Weib?
Was du bist, verwirrt mich!
Ich leide mit der schönen Frau, ich möchte zu ihr.

Mutter

O weher Mutter-Tod und ahnend Kindlein-Wundern.
Bewahre! Geh nicht hin und schau nicht hin,
Wo die zahlen Blut und nicht einig werden.

Knabe

Gib Frieden denen, die da zu Hause sind!
Ein Grabhügel voll von Trauerleuten.
Ich steh am Tor.
Gott legt den Kopf in seine Hand und weint.

Mutter

Ich kann es anders sehen!
Ein Dornstrauch brannte auf einmal.
Die Dürre schleicht dem Wurm gleich weg.
Gott läßt zu sich das Licht empor.

(abgehend.)

Chor

(an der Wand stehend, Trauerkleidung.)

Ihr im Herzen ist sein Bild mit glühender Kohle aufgerissen.
Scheint sie ihm?
Lebt er noch?

Ich gab ihm einen Apfel in die Hand und die Frucht ist schon ganz braun geworden.

Er hat die Augen vor dem Unsichtbaren geschlossen.
Ich weiß, Sterbende sind Gute, sie nehmen Sterbens Not.

(Der Lichtkranz hat sich mittlerweile über der Hauptgruppe gebildet. Die Sonne geht unter.)

(Gloriole — Frau und Mann sprechen im Schlaf, hoch, ganz fremd, so, daß jeder Ton an die Nerven stört.)

Mann

Lebe ich denn — Du und Ich,

Frau

Verlorenes,
Vergessenes bespült mich,
verrinnt.
Weißgebrannt.

Mann

Grauenhaft war die Zeit.
Wunschlaufen — Opfertier!

(leise sterbend.)

Und hinfallen in Vergessen!

Frau

Lautlos löst sich ein Gesicht.

(Mann tot. Summen hört momentan auf. Lichtkranz ist gebildet, alle heben die Hände, geben Zeichen.)

Chor

(reiht sich in zwei Gruppen, halb singend.)

Und so starb ein Mensch, der sich begriffen hat.

Männer des Chores

Du bist mein stilles Hinschaun

Weiber des Chores

(abwechselnd mit den Männern zum Bett.)

Du bist mein Erschauern,
Du bist mein Licht,
Du lauter durchleuchtet
Und ich kehre ein verborgen
Und du wirst mir offenbar.
Ich aber verlor mich
— und ich erinnerte mich . . .

Chor

(der Männer.)

Vergessen Rufen ohne Ton.
Vergessen gnadloses Einmalsein.
Vergessen irdische Seligkeit.

Weiber

Vergessen rinnendes Blut ohne Genesen
Vergessen bebender Zähne hungernde Lust.

Chor

(Frage.)

Warum bist du nicht gut?
Warum bist du nicht gut?

Cltor

(Antwort.)

Weil sein sie sollten,
Im Schein verharren sie wollten.

Gesamter Chor

Erzwungen, erscheint ein Gesicht,
eine Welt dem Bewußtsein.
Und wieder löst vom Bilde,
wo es haftet, sich das Erschaffne.
Als Wasser, Luft und Erde formt sich der Raum.
Feuer brennt ihn ewig und verbrannte ihn.

MÖRDER. HOFFNUNG DER FRAUEN
SCHAUSPIEL (1907)

Dem treuen Freund
Adolf Loos
gewidmet vom Verfasser

Personen:
Der Mann
Die Frau
Krieger
Mädchen

Die Handlung spielt im Altertum. Nachthimmel. Turm mit großer gitterner Eisentür. Fackellicht. Boden zum Turm ansteigend.

 

Der Mann

(Weißes Gesicht, blaugepanzert, Stirntuch, das eine Wunde bedeckt, mit der Schar der Krieger, wilde Köpfe, graue und rote Kopftücher, weiße, schwarze und braune Kleider, Zeichen auf den Kleidern, nackte Beine, hohe Fackelstangen, Schellen, Getöse. Die kriechen herauf mit vorgestreckten Stangen und Lichtern, versuchen müde und unwillig den fortstürmenden Abenteurer zurückzuhalten, reißen sein Pferd nieder. Er geht vor. Sie lösen den Kreis um ihn, während sie mit langsamer Steigerung aufschreien.)

Krieger

Wir waren das flammende Rad um ihn.

Wir waren das flammende Rad um dich, Bestürmer verschlossener Festungen!

(Gehen zögernd wieder als Kette nach; er, mit dem Fackelträger vor sich, geht voran.)

Krieger

Führ’ uns, Blasser!

(Während sie sein Pferd niederreißen wollen, steigen Mädchen mit der Führerin die rechts liegende Stiege herab, die aus der Burgmauer führt.)

Frau

(rote Kleider, offene gelbe Haare, groß)

(laut.)

Mit meinem Atem erflackert die blonde Scheibe der Sonne.

Mein Auge sammelt der Männer Frohlocken.
Ihre stammelnde Lust kriecht wie eine Bestie um mich.

Mädchen

(lösen sich von ihr los, sehen jetzt erst den Fremden.)

Erstes Mädchen

(neugierig)

Unsre Frau!
Sein Atem hängt ihr an.

Erster Krieger

(darauf zu den andern.)

Unser Herr kommt wie der Tag, der im Osten aufgeht.

Zweites Mädchen

(einfältig.)

Wann wird mit Wonne sie umfangen!

Frau

(sieht den Mann fest an.)

Wer ist der Fremde, der mich ansah?

Erstes Mädchen

(zeigt ihn, schreit.)

Der Schmerzensmutter verscheuchter Knabe,
mit Schlangen um die Stirn, entsprang.
Kennt ihr ihn wieder?

Zweites Mädchen

(lächelnd.)

Untiefe schwankt.
Ob sie den lieben Gast vertreibt?

Der Mann

(erstaunt, sein Zug hält an.)

Was sprach der Schatten?

(Das Gesicht hebend, zur Frau.)

Sahst du mich an, sah ich dich?

Frau

(fürchtend und verlangend )

Wer ist der bleiche Mann?
Haltet ihn zurück!

Erstes Mädchen

(gell schreiend, läuft zurück.)

Laßt ihr ihn ein? Der wittert, daß wir unbeschützt?
Die Festung offen steht!

Erster Krieger

Ihm ist, was Luft und Wasser teilt,
Haut und Feder, Schuppen trägt;
haarig und nackt Gespenst
gleich unterthan.

Zweites Mädchen

Mit einer Falte weint und lacht die Goldgelockte da.
Jäger fang uns schon . . .

(Gelächter.)

Erster Krieger

(zum Mann.)

Umarm sie!
Das Wiehern hetzt die Stute irr.
Gib dem Tier die Schenkel!

Erstes Mädchen

(listig)

Unsre Frau ist eingesponnen, hat noch nicht Gestalt erreicht.

Zweites Mädchen

(großtuend)

Unsre Frau steigt auf und sinkt,
Doch kommt nie auf die Erde.

Drittes Mädchen

Unsre Frau ist nackt und glatt,
Auch schließt sie nie die Augen.

Dritter Krieger

(zum dritten Mädchen, höhnisch.)

An Haken fängt sich Fischlein.
Fischin hakt sich Fischer!

Zweiter Krieger

(zum zweiten Mädchen; er hat verstanden.)

Locken fliegen! Ihr Gesicht befreit . . .
Die Spinne ist aus dem Netz gestiegen.

Der Mann

(hat der Frau den Schleier gelüftet; zornig.)

Wer ist sie?

Erster Krieger

(aufreizend.)

Sie scheint dir bange, fang sie!
Verfängt doch nur die Angst.
Bang du, was du dir erfangst!

Erstes Mädchen

(ängstlich.)

Frau, laß uns fliehen!
Verlöscht die Lichter des Führers!

Zweites Mädchen

(eigensinnig.)

Herrin, hier laß mich den Tag erwarten . . .
Heiß mich nicht schlafen gehen,
Die Unruh in den Gliedern!

Drittes Mädchen

(flehend.)

Er soll nicht unser Gast sein, unsre Luft atmen!
Laßt ihn nicht übernachten.
Er schreckt uns den Schlaf!

Erstes Mädchen

Der hat kein Glück!

Erster Krieger

Die hat keine Scham!

Frau

Warum bannst du mich, Mann, mit deinem Blick?
Fressendes Licht, verwirrst meine Flamme!
Verzehrendes Leben kommt über mich.
O nimm mir entsetzliche Hoffnung —

Der Mann

(fährt wütend auf)

Ihr Männer! Brennt ihr mein Zeichen mit heißem Eisen ins rote Fleisch!

(Krieger führen den Befehl aus. Zuerst der Haufen mit den Lichtern mit ihr raufend, dann der Alte mit dem Eisen, reißt ihr das Kleid auf und brandmarkt sie.)

Frau

(in furchtbaren Schmerzen schreiend.)

Schlagt die zurück, die böse Seuche.

(Sie springt mit einem Messer auf den Mann los und schlägt ihm eine Wunde in die Seite. Der Mann fällt.)

Krieger

Flieht den Besessenen, erschlagt den Teufel!
Wehe uns Unschuldigen, verscharrt den Eroberer.

Der Mann

(Wundkrampf, singend mit blutender, sichtbarer Wunde.)

Sinnlose Begehr von Grauen zu Grauen,
Unstillbares Kreisen im Leeren.

Gebären ohne Geburt, Sonnensturz, wankender Raum.

Ende derer, die mich priesen.
O, euer unbarmherzig Wort.

Krieger

(zum Mann.)

Wir kennen ihn nicht.
Verschon uns!

Kommt, ihr Griechenmädchen, laßt uns Hochzeit halten auf seinem Notbett.

Alle Mädchen

Er erschreckt uns,
Euch liebten wir, als ihr kamt.

(Die Mädchen legen sich zu den Kriegern kosend rechts auf den Boden.)

(Drei Krieger machen aus Stricken und Ästen eine Bahre, und stellen sie mit dem schwach sich Bewegenden, in den Turm hinein. Weiber werfen das Gittertor zu und ziehen sich wieder zu den Männern zurück.)

Der Alte

(steht auf und sperrt ab. Alles dunkel, wenig Licht im Käfig.)

Frau

(allein, jammernd, trotzig.)

Er kann nicht leben, nicht sterben,
Er ist ganz weiß.

(Sie schleicht im Kreis um den Käfig. Greift gezwungen nach dem Gitter. Droht mit der Faust.)

Frau

(trotzig.)

Macht das Tor auf, ich muß zu ihm!

(Rüttelt verzweifelt)

Krieger und Weiber

(die sich ergötzen, im Schatten, verwirrt.)

Wir haben den Schlüssel verloren — — wir finden ihn — —

Hast du ihn? — — sahst du ihn — — wir sind nicht schuldig.

Wir kennen euch nicht — — Was wissen wir von euch!

Der Streit ist unverständlich und dauert eine Ewigkeit.

(Gehen wieder zurück. Hahnenschrei, es lichtet im Hintergrund.)

Frau

(langt mit dem Arm durchs Gitter, böswillig keuchend.)

Blasser! Schrickst du? Furcht kennst du?
Schläfst du bloß? Wachst du? Hörst du mich?

Der Mann

(drinnen, schwer atmend, hebt mühsam den Kopf, bewegt später eine Hand, dann beide Hände, hebt sich langsam, singend, entrückend)

Wind der zieht, Zeit um Zeit.
Einsamkeit, Ruhe und Hunger verwirren mich.
Vorbeikreisende Welten, keine Luft, abendlang wird es.

Frau

(mit beginnender Furcht.)

So viel Leben fließt aus der Fuge,
So viel Kraft aus dem Tor,
Bleich wie eine Leiche ist er.

(Schleicht wieder auf die Stiege hinauf, zitternd am Körper, wieder laut lachend.)

Der Mann

(ist langsam aufgestanden, lehnt am Gitter.)

Frau

(schwächer werdend, grimmig.)

Ein wildes Tier zähm ich im Käfig hier,
Bellt dein Gesang vor Hunger?

Der Mann

(öffnet den Mund zum sprechen.)

. . . . . . . . .

(Hahnenschrei.)

Frau

(zitternd.)

Du, stirbst nicht?

Der Mann

(kraftvoll.)

Sterne und Mond! Frau!
Hell leuchten im Träumen
oder Wachen sah ich ein singendes Wesen . . .
Atmend entwirrt sich mir Dunkles.
Mutter . . . Du verlorst mich hier.

Frau

(liegt ganz auf ihm; getrennt durch das Gitter, schließt langsam das Tor auf)

Frau

(leise.)

Vergiß mich nicht . . .

Mann

(wischt sich über die Augen.)

Rostgedanken klebt sich auf die Stirn . . .

Frau

(zart.)

Es ist dein Weib!

Mann

(sanft.)

Eine Spanne scheues Licht! —

Frau

(bittend.)

Mann!! Schlaf mir . . .

Mann

(lauter.)

Ruhe, Ruhe Truggedanke, laß mich . . .

Frau

(öffnet den Mund zum sprechen.)

Mann

(einsam.)

Ich fürchte mich —

Frau

(immer heftiger, aufschreiend.)

Ich will dich nicht leben lassen. Du!
Du schwächst mich —
Ich töte dich — du fesselst mich!
Dich fing ich ein — und du hälst mich!

Laß los von mir — umklammerst mich — wie mit eisernen Ketten — erdrosselt — los — Hilfe!

Ich verlor den Schlüssel — der dich festhielt.

(Läßt das Gitter, fällt auf der Stiege zusammen.)

Der Mann

(steht ganz, reißt das Tor auf, berührt die sich starr Aufbäumende, die ganz weiß ist, mit den Fingern der ausgestreckten Hand. Sie spürt ihr Ende, spannt die Glieder, löst sie in einem langsam abfallenden Schrei. Die Frau fällt um, entreißt im Fallen dem aufstehenden Alten die Fackel, die ausgeht und alles in einen Funkenregen hüllt.)

Der Mann

(steht auf der obersten Stufe, Krieger und Mädchen, die vor ihm fliehen wollen, laufen ihm schreiend in den Weg.)

Krieger und Mädchen

Der Teufel!
Bändigt ihn, rettet euch!
Rette wer kann — verloren!

Der Mann

(geht ihnen gerade entgegen. Wie Mücken erschlägt er sie. Die Flamme greift auf den Turm über und reißt ihn von unten nach oben auf. Durch die Feuergasse enteilt der Mann. Ganz ferne Hahnenschrei.)

Ende

Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H. Leipzig






End of the Project Gutenberg EBook of Der brennende Dornbusch/Mörder.
Hoffnung der Frauen, by Oskar Kokoschka

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER BRENNENDE DORNBUSCH ***

***** This file should be named 46231-h.htm or 46231-h.zip *****
This and all associated files of various formats will be found in:
        http://www.gutenberg.org/4/6/2/3/46231/

Produced by Jens Sadowski

Updated editions will replace the previous one--the old editions
will be renamed.

Creating the works from public domain print editions means that no
one owns a United States copyright in these works, so the Foundation
(and you!) can copy and distribute it in the United States without
permission and without paying copyright royalties.  Special rules,
set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to
copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to
protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark.  Project
Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you
charge for the eBooks, unless you receive specific permission.  If you
do not charge anything for copies of this eBook, complying with the
rules is very easy.  You may use this eBook for nearly any purpose
such as creation of derivative works, reports, performances and
research.  They may be modified and printed and given away--you may do
practically ANYTHING with public domain eBooks.  Redistribution is
subject to the trademark license, especially commercial
redistribution.



*** START: FULL LICENSE ***

THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE
PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK

To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free
distribution of electronic works, by using or distributing this work
(or any other work associated in any way with the phrase "Project
Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project
Gutenberg-tm License available with this file or online at
  www.gutenberg.org/license.


Section 1.  General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm
electronic works

1.A.  By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm
electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to
and accept all the terms of this license and intellectual property
(trademark/copyright) agreement.  If you do not agree to abide by all
the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy
all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession.
If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project
Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the
terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or
entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8.

1.B.  "Project Gutenberg" is a registered trademark.  It may only be
used on or associated in any way with an electronic work by people who
agree to be bound by the terms of this agreement.  There are a few
things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works
even without complying with the full terms of this agreement.  See
paragraph 1.C below.  There are a lot of things you can do with Project
Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement
and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic
works.  See paragraph 1.E below.

1.C.  The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation"
or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project
Gutenberg-tm electronic works.  Nearly all the individual works in the
collection are in the public domain in the United States.  If an
individual work is in the public domain in the United States and you are
located in the United States, we do not claim a right to prevent you from
copying, distributing, performing, displaying or creating derivative
works based on the work as long as all references to Project Gutenberg
are removed.  Of course, we hope that you will support the Project
Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by
freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of
this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with
the work.  You can easily comply with the terms of this agreement by
keeping this work in the same format with its attached full Project
Gutenberg-tm License when you share it without charge with others.

1.D.  The copyright laws of the place where you are located also govern
what you can do with this work.  Copyright laws in most countries are in
a constant state of change.  If you are outside the United States, check
the laws of your country in addition to the terms of this agreement
before downloading, copying, displaying, performing, distributing or
creating derivative works based on this work or any other Project
Gutenberg-tm work.  The Foundation makes no representations concerning
the copyright status of any work in any country outside the United
States.

1.E.  Unless you have removed all references to Project Gutenberg:

1.E.1.  The following sentence, with active links to, or other immediate
access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently
whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the
phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project
Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed,
copied or distributed:

This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with
almost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away or
re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included
with this eBook or online at www.gutenberg.org

1.E.2.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived
from the public domain (does not contain a notice indicating that it is
posted with permission of the copyright holder), the work can be copied
and distributed to anyone in the United States without paying any fees
or charges.  If you are redistributing or providing access to a work
with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the
work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1
through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the
Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or
1.E.9.

1.E.3.  If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted
with the permission of the copyright holder, your use and distribution
must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional
terms imposed by the copyright holder.  Additional terms will be linked
to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the
permission of the copyright holder found at the beginning of this work.

1.E.4.  Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm
License terms from this work, or any files containing a part of this
work or any other work associated with Project Gutenberg-tm.

1.E.5.  Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this
electronic work, or any part of this electronic work, without
prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with
active links or immediate access to the full terms of the Project
Gutenberg-tm License.

1.E.6.  You may convert to and distribute this work in any binary,
compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any
word processing or hypertext form.  However, if you provide access to or
distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than
"Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version
posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org),
you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a
copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon
request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other
form.  Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm
License as specified in paragraph 1.E.1.

1.E.7.  Do not charge a fee for access to, viewing, displaying,
performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works
unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9.

1.E.8.  You may charge a reasonable fee for copies of or providing
access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided
that

- You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from
     the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method
     you already use to calculate your applicable taxes.  The fee is
     owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he
     has agreed to donate royalties under this paragraph to the
     Project Gutenberg Literary Archive Foundation.  Royalty payments
     must be paid within 60 days following each date on which you
     prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax
     returns.  Royalty payments should be clearly marked as such and
     sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the
     address specified in Section 4, "Information about donations to
     the Project Gutenberg Literary Archive Foundation."

- You provide a full refund of any money paid by a user who notifies
     you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he
     does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm
     License.  You must require such a user to return or
     destroy all copies of the works possessed in a physical medium
     and discontinue all use of and all access to other copies of
     Project Gutenberg-tm works.

- You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any
     money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the
     electronic work is discovered and reported to you within 90 days
     of receipt of the work.

- You comply with all other terms of this agreement for free
     distribution of Project Gutenberg-tm works.

1.E.9.  If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm
electronic work or group of works on different terms than are set
forth in this agreement, you must obtain permission in writing from
both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael
Hart, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark.  Contact the
Foundation as set forth in Section 3 below.

1.F.

1.F.1.  Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable
effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread
public domain works in creating the Project Gutenberg-tm
collection.  Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic
works, and the medium on which they may be stored, may contain
"Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or
corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual
property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a
computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by
your equipment.

1.F.2.  LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right
of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project
Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project
Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all
liability to you for damages, costs and expenses, including legal
fees.  YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT
LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE
PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3.  YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE
TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE
LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR
INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH
DAMAGE.

1.F.3.  LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a
defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can
receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a
written explanation to the person you received the work from.  If you
received the work on a physical medium, you must return the medium with
your written explanation.  The person or entity that provided you with
the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a
refund.  If you received the work electronically, the person or entity
providing it to you may choose to give you a second opportunity to
receive the work electronically in lieu of a refund.  If the second copy
is also defective, you may demand a refund in writing without further
opportunities to fix the problem.

1.F.4.  Except for the limited right of replacement or refund set forth
in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER
WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO
WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE.

1.F.5.  Some states do not allow disclaimers of certain implied
warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages.
If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the
law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be
interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by
the applicable state law.  The invalidity or unenforceability of any
provision of this agreement shall not void the remaining provisions.

1.F.6.  INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the
trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance
with this agreement, and any volunteers associated with the production,
promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works,
harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees,
that arise directly or indirectly from any of the following which you do
or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm
work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any
Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause.


Section  2.  Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of computers
including obsolete, old, middle-aged and new computers.  It exists
because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from
people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come.  In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations.
To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation
and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4
and the Foundation information page at www.gutenberg.org


Section 3.  Information about the Project Gutenberg Literary Archive
Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service.  The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541.  Contributions to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent
permitted by U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S.
Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered
throughout numerous locations.  Its business office is located at 809
North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887.  Email
contact links and up to date contact information can be found at the
Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     [email protected]

Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit www.gutenberg.org/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
To donate, please visit:  www.gutenberg.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For forty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.