*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 40317 ***

Ottokar Březina
Hymnen

1913
Kurt Wolff Verlag • Leipzig

Dies Buch wurde gedruckt
im Oktober 1913 als zwölfter
Band der Bücherei „Der jüngste Tag“ bei
Poeschel & Trepte in Leipzig

Berechtigte Übertragung von Otto Pick

Copyright 1913 by Kurt Wolff Verlag, Leipzig

Die Glücklichen

Gefährliches Schweigen fiel in unsere Einöden und in die Tiefen der Wälder,

wo die höchsten Wipfel der Bäume von den Wundern des Lichtes flüsterten,

ein langer Aufschrei erbebte — und es neigte sich Durst zu der Quelle des Blutes.

Zwischen uns und den Sternen ziehen die Wolken der Erde.

Mit tausend feurigen Augen in unsere Nächte blicken spöttisch die Städte

und in den klingenden Gärten, wohin die Sterne tropften wie Tau, entstieg den Düften Begier.

Jahrhunderte künftiger und vergangener Schuld begegnen sich im Wahnsinn der Menge

und die Hände, die, müde vom Recken zur Höhe und in Gebeten, sich senkten,

schwärmen von glühenden Berührungen und nicht gehorcht uns unser reineres Träumen.

Fahl wurden die lieben Gesichter in unserer Seele, die Worte erstickten in schmerzlichem Lachen,

unsere ätzende Atmosphäre machte die Blüte der Farben und Dinge zu Schatten.

Dampf raucht aus den Wassern, auf denen wir fahren, versteinert sind unsere Ruder in ihnen,

die schmerzlich gekrampften Hände halten sie kaum, so reglos hängt ihre Schwere in den Wellen,

und schwindelnd faßt uns die Suggestion der Tiefen.

So sprach zu euerer Seele das Dunkel, doch stumm eurem Schmerze

und eueren Blicken, die die Tiefe verloren, bleibet die Erde:

weit irrt, vor euch Schwachen, ihr Traum in Jahrtausenden,

duftend und bebend in den Strahlen des Höchsten.

O Glückliche, die ihr aus diesen Augenblicken frei und rein euch erhobet,

öffnend die Augen, die vom Sturmwind des Feindes geschloßnen.

Den Starken ähnlich, als sie am Tage des Todes auszogen, Gebet auf den Lippen:

Flügelschlag höherer Wesen gab ihren Schritten den Rhythmus,

und ihr magisches Lächeln, der Sonne befahl es:

Stehe still über unserem Tag und gehe nicht unter,

bis die Ernte der Saat reift und wir auf der Walstatt anstimmen ein Danklied!

Und die Sonne stand still über ihrem Tag und ging durch Jahrhunderte nicht unter,

denn der Tag der Sieger, der Tausenden Licht gibt, leuchtet auf ewig.

O Glückliche, die ihr aus diesen Augenblicken frei und rein euch erhobet

und durch euer Gebet mit einem Flügelschlag die duftenden Träume der Erde erreichtet:

aus den unsichtbaren Gärten, bepflanzt mit tausenden Toten, die eueres Werkes dort harren,

einatmet ihr tief die stärkenden Düfte.

Gebet für die Feinde

Deine Macht schuf, daß unsere Röte in die Wangen unserer Feinde hinüberfloß,

als unser Antlitz vor Bangen erblaßte,

und das Licht in den Blicken der Feinde machtest du klar wie Sterne durch unsere Bewölktheit.

Ihre freudigen Schreie entstiegen unserem Schweigen

und den Hauch unserer Grabblumen aus ihren Knospen einatmeten sie als lieblichen Duft.

Aber unser Gespenst schlich sich ein in ihr Träumen, knüpfte sich fest in ihrer Tanzlieder Kette,

und unsere stillsten Einsamkeiten waren der Ort unserer Begegnung.

Deines Geheimnisses schwerer Schatten seit ewig trennt ihre Seelen und uns.

Das mystische Licht, das du den Blicken entzündet, es brach sich anders in ihrer Brust

und der Sommer, in dem ihre Ernte reifte, als Feldbrand durchzog er unsere Fluren.

Aus ihren Stimmen brausen uns Winde, die hundertjährigen Sturm uns brachten,

das Leid vergessenen Weinens und auf den Ruinen verzweifeltes Schweigen.

Ihr Lächeln ist voller Gefahr und Erinnerung an die unbekannten Siege der Toten

und ihrer Stirne Düster ist der Schatten rätselhafter Tode vor Jahrhunderten.

In ihren und unsern Gedanken kämpft der stumme Wirbel der Stimmen aus der Tiefe der Seelen,

Echo der Gedanken der Väter, Vermächtnis der Trauer und Schuld erkalteter Blute:

deines Geheimnisses schwerer Schatten liegt zwischen ihren Seelen und uns.

Allgegenwärtiger! Du in Jahrhunderten unverwandeltes Lächeln!

Umarmung, umfassend die Unendlichkeit! Singendes Pochen tausender Herzen!

Flammen, entsprühend vor Lust verlöschenden Blicken!

Du, dessen Liebe wie brennender Schwefel fällt in die Gärten der irdischen Liebe!

Wir beten ein Gebet für die Feinde, die im Dämmern des Lebens uns nahen,

für sie, die außer uns gehn, unbekannt in der Ferne der Erde, des Todes,

und für jene, die an künftigen Morgen erwarten den Morgen unsres Geschlechts!

Deines Geheimnisses schwerer Schatten liegt zwischen ihren Seelen und uns.

Wege zu dir sind unsere Siege und unsichtbare Siege sind in unserer Überwindung.

Dem Zischen der Schwerter mischt sich das Rauschen der Ähren geheimnisvollen Reifens. Echo der Hiebe erklingt in der Ferne.

Im geschliffenen Stahl unserer Schwerter und der Schwerter der Feinde entzündest du eine Sonne aller Morgen,

und den Samen von blutenden Händen lässest du aufblühen als Lilien.

Zahllose Flammen seit ewig verzehren das Dunkel. Auch die Sonne und der geheimnisvolle Durst aller Welten,

doch immer erneut wälzt sich’s her aus kosmischen Höhen. Und doch wird am Ende Licht sein.

Und unsere schmerzlichen Schreie, einst werden sie tönen wie Bienen,

nahend den Stöcken mit der Süße des Honigs, den sie errafften auf den Fluten der Zeiten.

Wir kämpfen deinen geheimnisvollen Feldzug.

Du bestimmtest die Führer der Truppen und machtest ihre Höhe die Jahrtausende überblicken,

die Strahlen ihrer Blicke brachen nicht im Übergang von Mitte zu Mitte

und das Flüstern ihrer Befehle ward zum Donner im Echo der Tiefen.

Du gabst Kraft unserm Angriff, als die Landschaften des Lichtes von unseren Schritten erdröhnten,

und Kraft den Armen der Feinde, als wir die Siege des Tages

bei nächtlichen Fackeln entwarfen! —

Unsere Tage erstehen in Nebeln und bange und bange und bange!

Unser Ermatten sät Rosen auf die Felder der Feinde! Und es führt unser Weg zu den Grenzen der Zeit!

O Ewiger!

Im Azur künftiger Jahrhunderte raucht zu dir als ein Bittopfer der Schmerz aller Siege

und das Falten aller Hände, die von Tränen benetzt sind, nach mystischer Verzeihung ruft es!

Mache unsere Hiebe süß und die Zahl der Lebenden größer, nicht kleiner!

Und daß in der Stille unseres Schmerzes in der Seele die mystischen Quellen des Lichtes uns rauschen,

denn der Schmerz und das Licht sind der Vibration deines Geheimnisses einzige Formen!

Mögen im Mittag unseres Kampfes uns klingen die ätherischen Küsse der im Tode versöhnten Seelen,

und die von der ewigen Schuld entzündeten Wangen kühle der Tau eines neuen Schattens,

in dem auch wir die Seelen unserer Feinde dereinst im Grimme der Liebe durchdringen,

die wir leugneten weinend und im rosigen Regen der Küsse der Toten,

denen du befahlst, zu welken auf den Lippen des Kämpfers!

Die Stadt

Ich sah eine Stadt im Flor fremden Lichts. Und Sonne

hing bleich und des Glanzes beraubt über ihr,

nichts mehr als ein Stern inmitten von Sternen.

Tausend Türme wuchsen zu den Wolken und eines vor langem zerstörten

Turmes Schatten erhob sich. Zahllose Massen wälzten sich torwärts und hervor aus den Toren,

Musik zu unbekannten Festen ertönte, es kamen Züge von Büßern,

Soldaten kehrten vom Kampfplatz, Gefangene schritten in Ketten,

und den Gräbern entstiegene Schatten irrten inmitten der Menge,

und in die Stimme der Lebenden mischte sich ihre Stimme und herrschte:

Sie vereinigten Hände von Fremden und ihr Lachen fiel in der Liebenden Küsse,

wo sie durch Umarmungen schritten, sanken die geöffneten Arme,

und aus ihren im Vorwurf der Schuld unheimlich klaffenden Augen

brach eine geheimnisvolle Sonne und floß jenes Leuchten,

das die Stadt und tausend Lebende in sein melancholisches Zittern tauchte.

Und ich irrte allein durch die Menge, der Schlag meines Herzens

erstarb im Pochen zahlloser toter und lebendiger Herzen

und die magische Welle aller unserem Tage erloschenen Blicke

bestrahlte die Seele mir. Und dort traf ich dich:

deinem Odem entwehte der Duft meiner tiefsten Einsamkeiten,

der Heimaterde, der ätherischen Blüten im dunkelnden Laubgang,

erblüht in des Nachthimmels silbernem Regen,

und deine Stimme bebte von Stimmen, die ich im irrenden Winde erlauscht

bei meines einsamen Feuers Geprassel.

Ich bin wie ein Baum in Blüte . . .

Ich bin wie ein Baum in Blüte, tönend von Bienen, Insekten: Lachen und Ruh;

Blut: Aufgang der Sonne, Tag badet verjüngt im feurigen Schein;

in den Korridoren des Lichts habe ich Düfte gebreitet für meiner Liebhaber Schuh’

und in den Schoß der Frauen warf ich das Geheimnis der Nächte hinein.

Doch eifersüchtig, wenn ich nachts, matt von der Lenze Umarmung, im Schlummer denk’,

will ich nicht, daß du meine ätherischen Schwestern begehrst, die dich locken zum Tanz:

in Jahrtausenden häuft’ ich Schätze, ein Königsgeschenk,

und jenen, die nichts zu fordern verstehen, geb’ ich es ganz.

Für sie ist die Grausamkeit meiner Liebe,

Ermattens Grabesnacht,

meiner Blicke Tiefe, so seltsam

wie Sternenbilder entfacht,

Kelch meiner Sekunden, wo der Ewigkeit Licht

wie Blut sich ergießt,

und der Küsse Taumel

böse und süß.

Bin nicht wie die Schwestern: ewige Nacht

breitet sich rot hinter meinen Träumen aus,

mit der Hochzeitsfackel ob der Liebenden Haupt

anzünd’ ich das Haus:

Mit feuriger Sichel schnitt ich die Blüten, gesät von mir,

mit Flammen verjag’ ich, den ich lockte, der Vögel Zug;

doch die Seelen, harrend seit Jahrhunderten, kommen aus geheimnisvoller Nacht heran,

in tötlicher Stille auf rauschender Bahn,

ätherischer Falter funkelnder Flug,

die Fackeln umkreisend, entzündet von mir

um der Erde feurigen Bug.

Sklavin des Ewigen, Fürstin des Wahns, ich kenne der Masse tieferen Klang,

erster Sonne Pracht, Wolke des Tages, der sinkt;

ein Tränenstrom netzt meine herrlichen Wangen, entfließend der Wimper, die in Wollust sank,

in meinem Weinen spiegelt sich das Kreisen der Sterne, Musik der Nacht in ihm sich aufschwingt:

denn Fluch der geheimen Schuld und die Zeit schluchzt in meinem Lachen bang

und in meinem, vom Lachen des Lichtes tränenden Weinen

Hoffnung der Wiederkehr klingt.

Motiv aus Beethoven

Das war kein leiser Hauch aus ewigfernen Jahren,

vor meiner Seele Fenstern stieg zu mir

Klang deiner Töne: Komm, im wunderbaren

Goldregen unserer Sterne baden wir.

Duft in den Gärten schläft und Himmelsblau in Teichen,

künftiges Morgenrot schloß sich in Blüten und

die Lieder schlafen warm in Nestern; fern entweichen

siehst du den Farbenschaum, grau sinkend auf den Grund.

Dunstschleier wird sich wie ein Vorhang breiten,

silbern mit Licht verwebt, wie aus Asbest,

während in schwarzen Waldeseinsamkeiten

das Leid sich matt zu Boden gleiten läßt.

Das Dunkel der Gewölbe will die Sternenlüster überbauschen,

kosmischer Samenstaub, und still wie ein Gewicht

sinkt Dunkel auf den Raum, wo fern die Ruder rauschen

entglittner Zeit. O sage, fühlst du nicht,

wie sich der Atem engt, betäubt von Nacht und Düften?

Und vieler Träume Flug sich in der Runde hebt

und lachender Jasmin und Rosenhauch in Lüften

in seiner Schwingen Wehn aus seiner Hülle bebt?

Wie dir Erinnerung auflodert in der Seele,

verhaltener Kräfte Quell dir an die Schläfen schlägt,

der Küsse Heftigkeit verbrennt dir Mund und Kehle,

und toten Glanzes sich dein Blut in Adern regt?

Daß die Pupille dir ein innerer Brand entzündet,

den Schatten, deiner Schritte Kette, nahm und brach,

und daß meine Hypnose in der Seele Kammern bindet

dein Leid an des Gedankens Lager, wo es nie erwacht.

Und fühlst du, wie Sein Hauch dem Tau der Sternenwiesen

milchstraßenwärts hinwehend sich vereint,

und Sehnsucht nach dem Tod, wie wundersüßes Fließen,

und sieghaft Lust und der Begierden schwarzer Wein,

und zweier nackten Arme gieriges Beginnen,

auf Alabasterbrüsten, weich zur Ruh,

in dein erregt berauschtes Wesen rinnen,

als schlössen sich die matten Sinne zu?

Kristall der Lampe füllt’ ich mit dem Öle meiner Töne,

ich wölbte deine Gruft aus strahlendem Gestein.

O komm und auf der Zauberblumen Kissen lehne

in Falten matten Dufts dein müdes Haupt hinein.

Hörst meine Glocken du? Komm: ehe dir im kühlen

Erwachen sich das Leid aus deiner Seele schwingt,

sollst auf den Lippen du mein süßes Grablied fühlen,

und spüren wie sein Kuß dein Leben aus dir trinkt.

Und bis dir lohen wird der ewigen Tage Schimmer

(Regen von Feuerrosen), wird dir sein,

als wärst bei offenem Fenster du im Zimmer

und Morgenlieder still wehten zu dir herein.

Die Natur

Es tönten melodisch die verborgenen Quellen und mein Tag sang sein Lied zu dieser Musik

an den melancholischen Gestaden.

Die Trauer einstigen Lebens, aus dem ich hervorging, entstieg allen Düften

und dem Flüstern der Bäume und dem schweren Geläut der Insekten über den Wassern,

und ganze Jahrhunderte lagen zwischen ihnen und meiner blumenpflückenden Hand,

zwischen meinen Augen und der Welt voll Geheimnis,

die mit tausend fragenden Blicken stumm meine Seele durchforschte.

Gewölk verdunkelte die westliche Sonne. Und meine Seele befragte die Winde:

Sind dieses nahende oder fliehende Wolken?

Verstummten die Winde, zu gehorsamen Spiegeln glätteten sich die Wasser,

und die Sterne, wie Brände in den kalten Wogen strahlender Meere verlöschend,

erbrausten und rauschten über mir, unsichtbar:

Es schwindet das Licht nur beim Nahen größeren Lichtes,

eines noch größeren, größeren Lichtes.

Wo schon vernahm ich? . . .

Du erschlossest die Fenster der Nacht, o Erschließender! Da weht’ es herein voll Geheimnis

und riß die Flügel meines stärksten Gedankens mir aus dem Bereich meiner Blicke.

Im Taumel, als würde das ewige Kreisen der Erde in den Wolken der Welten

in der Seele bewußt mir, kam Gefühl des anderen Daseins in mich.

Von Erde zu Erde, von Sonne zu Sonne fiel Stille herab mit schwereren Schlägen

und neue Stille als Echo entstieg meinen Tiefen, andere Stille als die Stille der Erde:

Sie brauste vom Atemzug Tausender, von hundertjährigen Küssen, vom schwindligen Schweigen längst nicht mehr pochender Herzen,

vom Flug aller toten und künftigen Flügel, von den ewigen Symphonien der Strahlen,

vom melancholischen Läuten der Regen, die, fruchtbar, in hundertjähriges Reifen sich stürzen,

vom Aufschrei in Träumen, die das Morgenlicht fürchten, und von der Düfte mystischem Flüstern.

Sie bebte vom Sturme einstiger Meere in der künftigen Blitze Riesenorchester,

die letzten Kadenzen verklungener Lieder verschmolz sie dem Anfang unbeendeter Lieder.

Stumme Fragen von nimmermehr fragenden Lippen!

In den Ekstasen des Todes voll Durst in die Ferne geheftete Blicke!

Dumpfe Stille geheimer Suggestion von Leidenschaften, die schmerzlich reisen zu künftigem Aufblühn,

die Völker führend durch die Mittnacht der Zeiten, in dem blutigen Abglanz der nördlichen Lichter:

Worte gekuppelt aus dem Flackern der Lichter, die fahl in den irdischen Gedanken verlöschen,

und innere Stimmen, die in den Tiefen der Seelen, ungehört, den Jubel der Seelen aller Welten und eines neuen Lenzes Lächeln erwidern!

Rausch aller künftigen Träume, die mit flammenden Regenbogen

als neue Sonnen am Himmel deines unsterblichen Hauches erblühen!

Ewiger Wirbel der stummen Blitze, in dem deines heiligen Willens Gebote

fliegen vom Geheimnis der unsichtbaren Welt hinüber ins Reich der ersterbenden Farben.

O Ewiger! Jetzt, da machtlos, von Liebe geschwächt die Hände mir sanken,

erschaut’ ich mein Leben, von unbekanntem Lichte verwandelt:

das blasse Flimmern der Farben, von meiner Fenster eisigen Blumen aufspritzend,

zerschmolz, von deinem feurigen Hauche verwaschen und in der Pracht deiner Gärten tobt’ ich mit Blicken.

Und doch, o mein Vater! wo schon vernahm ich die Stimme deiner Stille, die mich so bekannt dünkt?

Wo schon gewahrt’ ich die Pracht deiner Länder, daß ich ihrer Düfte Geschmack wohl erkenne?

Und den Glanz deines Blicks, der meine Seele in Schlummer versenkte und sie erweckte zu diesem Träumen?

Auf meinen Lippen brennt die Süße deiner Trauben und die Küsse verbrüderter Seelen.

Die Feier deiner Glocken fällt in meine Träume und läßt mich träumen von der Musik

und die Morgenzeichen deiner Boten, mir im Traume begegnen sie der Ahnung des Todes.

Dein süßes Erinnern blieb mir in der Seele, wie duftiges Dunkel nach löschendem Lichte,

durchströmt meine Blutwärme, als hielte geliebt eine Hand, nächtens im Schlummer, gefaßt meine Hände

und ließe im langen innigen Drucke mich träumen von Liebe.

Deines mystischen Mondes Mitternacht reizt meinen Sang, im Traume sich durch Gefahren zu tummeln,

und wie aus nächtlich leuchtenden Steinen atmet mir Schönheit aus deiner täglichen Lichter Geheimnis,

und vor Liebe verstummt spricht meine Seele mit ihrer Stimme von einstmals.

— — — — — — — — — — — — — — —

Die ewige Nacht entschlief in den reifenden Feldern. Von oben erglänzten vertraut mir die Sterne.

Vom Morgen anhuben zu flüstern die Düfte, die Stimme der Stille tönte bekannt,

von der Sonne träumten die Apfelbäume, von der reinen Begegnung der Seelen die Knospen der Rosen,

meine Seele, glücklich und bang, von der Heimat.

Erde?

Es breitet Welt um Welt sich aus,

ein Stern am andern, bricht Mitternacht herein,

und einer darunter umkreist eine weiße Sonne,

und seinen Flug hüllt Musik geheimnisvoller Freude ein,

und die Seelen jener, die am meisten litten,

in ihn gehen sie ein.

Hundert Brüder sagten: Wir kennen sein Geheimnis,

in ihm stehn Tote vom Traum auf, Lebende schwinden im Traume dahin;

die Liebenden sagten: Die Blicke erblinden vor übermächtigem Glanze

und wie Duft fremder Blumen tötet die Zeit jeden darin;

und sie, die durch die Jahrtausende sahen,

fragen: Erde? mit heiterem Sinn.

Mit dem Tode reden die Schläfer . . .

Siehe, die Stunde, in der die Schwerkranken noch schlimmer sich fühlen

und die Liebe Allwissenheit erlangt.

Über alle Meere und Festländer fliegen tausend Stimmen herüber,

mit welchen, wie mit Psalmen eines einzigen Chores, die Brüder den Brüdern entgegnen.

— Der Westen verglühte, mit dem Tode reden die Schläfer und unsere Städte

sind still schon. Die Erde: ein verlorener Strand im Meer der Unendlichkeit,

darüber der kalte Azur, Baldachin einer offenen Basaltgrotte,

die ausgebrannt ist. Es klagt in ihr nur die Stimme deiner Meere

und ihre schäumenden Wellen schlagen her durch die tragische Stille

und funkeln höhnisch durchs Dunkel im Glanze herrlichen Goldes,

geschwemmt von den Inseln zahlloser entfernter Welten,

unerreichbarer. Und wir deine Gefangenen hier!

Im Sturm, der sich wälzt und unter gefallenen Sonnen hoch aufspritzt,

das Rauschen des Schilfs über blutigen Nestern . . .

Niemand totärmer als wir hat je sich der Zeiten Geheimnis genähert:

denn auch der Schmerz reift in Jahrhunderten zur Vollkommenheit

und sein Obst, voll mystischer Kerne, wird bitter durch vielerlei Sonnen.

Nichts, was sie ihren Kindern verhieß, hat uns die Erde gegeben:

zu sehr hat ein Unsichtbarer die Wage unserer Schicksale belastet

und die Last unserer Tränen schuf nicht das Gleichgewicht.

Inmitten des Reichtums des Lebens, zum Stillen der Dürste

war das strahlende Weiß unserer Beute wie Wolkenphantome,

die täuschend des Wassers Spiegeltiefen durchziehen.

Und es verfingen die Netze, gesponnen zur Jagd im Unendlichen, am Grund sich

im Aufgeschwemmten von tausenden Jahren.

Unsere süßesten Tage glichen dem drückenden Traum der Glücklichen anderer Welten,

aus dem sie blaß und mit Zittern erwachen

und Jahre hindurch sich seiner erinnern . . .

Jahrtausende lang harrten wir in deines Geheimnisses Dunkel,

von der Anmut des ewigen Rhythmus in den Schlummer der Ungebornen gewiegt:

Wie kam’s, daß das Licht dieser Erde bis in die Tiefe der ewigen Nacht drang,

die Augen uns öffnend für Tränen und Sonne?

Ah, Jahrtausende noch zu schlafen! Mögen die Welten nur

kreisen um feurige Abgründe und gereifte Körner aus den Ähren der Konstellationen fallen

in deines Äthers schwarzen Grund, in deines Schoßes Gefälte,

des durch die Unendlichkeit sich breitenden!

Und heischt unser Leiden eine geheime Gerechtigkeit,

was spricht sie nicht deutlich zu unseren Seelen? Wer wanderte vor uns einst

und schnitt Zeichen in die Rinden der Bäume deines Urwalds hinein,

die wir nicht verstehen? Und deckte Wolfsgruben mit blühenden Zweigen?

Warum tönen der Propheten Worte wie Halluzinationen

an unser Gehör? Und funkeln uns Bangen im Walddickicht nachts

gleicherweis Sterne und Augen von Phosphor? Krank allzusehr fühlen wir Krankheit

in der Gesichter extatischer Umwandlung, in der Heiligen strahlender Blässe

und in von Helle überströmenden Worten. Und für unseren Tod ward die Wahrheit zur Krankheit.

So gehen wir, traurig, und das Weib, uns Genossin, mit heimlichen Blicken

spricht sie umsonst uns von der Unsterblichkeit. Umsonst in ihr Lächeln

wie in einen Schleier himmlischer Lichter hüllt sie des Leibes jungfräuliche Weiße.

Vergebens, die Gütige, verheißt sie Vergessen . . .

Die tausendjährige Nacht hat unserm Blicken die brüderliche Reinheit geraubt

und sich gewölbt zwischen dem Tage des Manns und des Weibes:

nach jedem Kusse breitet sie ins Unendliche ihre täuschende Stille

und ihre Sternstrahlen sind Blitze, durch welche

die Erhabensten sterben. Es begegnen sich nie die Tage unserer Seelen.

Die Sonne, die wir gleich hoch über uns sehen,

ist an Zeit verschieden für sie und für uns.

Aus Rosengärten klagt der Sklavinnen Weinen

und im barbarischen Aufschrei der Kraft ist die Schwesterseele verstummt,

leise singend. Unser Umarmen ward wie ein Zeichen ins Dunkel,

rufend den Schmerz. Des Glücks für ewig verlorenes Eden

verschlossen liegt es zwischen uns da. Nur der reinste, zum Äther aufsteigende Traum

vermag von oben in seine strahlenden Gärten zu blicken,

wo zweckloser Duft zu den sieben Himmeln emporraucht.

Und unsere schweifende Freude sucht vergebens die Schwestern.

Noch donnerte nicht in alle Zeiten der mystische Kuß der Versöhnung

wie ein Erdbeben, darin die Erde zerbirst

und neu sich in Apotheosen erhebt.

Doch bis jetzt, rätselvoll wallt sie in verborgenem Feuer

unter Orangenhainen. Die gigantischen Formen einstigen Lebens

hat sie in steinerner Presse gepackt und sie wartet.

Und des Körpers letztes Geheimnis ist der Schmerz, des Kosmos Gewicht, von der Seele erfühlt.

Er wälzt sich durch alle Blutquellen, durch tausend tötliche Düfte.

Er treibt alle Mühlen des Lebens und zart wie der Äther

auch die Windmühlen des Traums auf den höchsten Gipfeln.

Es zittern Schattenhände auf den Tasten, leicht wie schwarze Falter,

jeder unserer Atemzüge füllt das geheimnisvolle Instrument mit Luft;

Akkorde wirbeln im Wahnsinn, hundert Seelen klagen in den Resonnanzen,

Tag und Nacht wie Seiten eines Blattes wechseln im Buche mystischer Komposition . . .

Was bedeutet das Flüstern der Küsse in dieser tragischen Musik, welche donnert

aus der Stille unzähliger Empfängnisse im Mutterleib in die Stille der feuchten Erde,

ewig erneut und doch voll tausendjähriger Reminiszenzen?

Im Stöhnen der Winde, Wälder, Gewässer steigt sie zum Himmel,

der Erde Geschenk in der Welten Symphonie,

Lärm der Kämpfe mit unsichtbaren Feinden,

tausendfältig verklingender Schrei, der in entschwundenen Zeiten

im Beben der Schuld sich erhob . . .

Sieh, die Augen, jahrhundertelang vergebens ersehnend den Schlummer,

kaum geschlossen öffnen sich wieder bei ihrem klagenden Echo,

und den Tiefen unserer Tage und Nächte entlodern wie Phosphor

die Noten der höchsten Töne!

— Alles ist voll Durst. Und es suchen uns ständig die trockenen Lippen im Dunkel

und schlürfen gierig von unserem Blute. Und unserm Ermatten

lächeln die Lenze mit um so feurigern Blüten. Bitter ist die Arbeit im Geheimnis der Erde

wie die Arbeit von Sklaven im Bergwerk. Und das Licht unserer Flammen

reizt im dröhnenden Hauche der Tiefen die im Dunkeln webenden Kräfte.

Die Garben unserer Ernten wurden feucht in den Stürmen, wurden schwer und verwuchsen;

wie heben wir sie auf, sie den Brüdern zu reichen, wenn unsere Hände

zerfetzt von der Mühe hundertjährigen Ackerns erzittern?

— Sieh, die Seelen Tausender erschlossen sich endlich und hinter all ihrer Bläue

liegt ein Abgrund. Wir wissen, Fluch fiel auf Alles. Die Vögel der Höhe

und was kreucht auf der Erde beben vor den Stärkeren. Hundertjährigen Krieg

führen die Völker der Insekten. Auch in der reinsten Welt der Pflanzen

herrscht Kampf und Verwelken, drin die duftige mondhafte Zartheit

erliegt dem Anprall barbarischer Stärke. In des Kampfes Getümmel

brodelt das Leben voll Glut und auf seinem Dampfe

schaukelt unsre Hoffnung: wir leben vom Schmerze unzähliger Wesen.

Unser Blut, scheint es, entströmt einer geheimnisvollen Wunde des Alls

und ist geflossen in unseren Körper und wirbelt darin mit krampfhaftem Pulse.

Umsonst lassen wir unsere Lichter im Gewitter in die Nacht lohn: mit dem Kreuze der Blitze

zerteilt sie die Wahrheit. Aufgelöste Massen unserer vom Leben verwirrten Brüder

wälzen sich über alle Wege unseres Gedankens von einem Zeitalter ins andere.

Und ähnlich den Wahnsinnigen, die auf ihre Phantome starren

in der Lust des Vergessens,

träumen von neuen Schreien der Wonne wir in Betten,

die unter Sterbenden erkaltet sind.

— Und der Westen, der in fernen Jahrhunderten sich wölbte wie die Pforte der ewigen Stadt,

aus der die Engel über des Todes schwarze Abgründe strahlende Fallbrücken herablassen

und wo aus Tiefen weißen Lichtes das Hosianna der seligen Geister ertönt,

das Firmament über dem Schmerze der Erde gewölbt aus der reglosen Ewigkeit des Glückes,

hat durch Fluch sich verwandelt:

ein Blutwirbel ist die versinkende Sonne,

bis zum Zenith spritzt sie ihren erkaltenden Schaum nach den Sternen

und es naht ihr in immer kleineren Kreisen unser erstarrtes Leben,

um in ihrer Tiefe ins Dunkel zu tauchen.

In die flammende Gehenna sahen unsere Augen und erblindeten vor Glut:

Spiegel, gestürzt in die schwellende Esse, und zerflossen in gläserne Tränen.

Gespenstiges Lachen kam aus dem Dunkel und unser Gehör wurde zu Stein:

wie in einem verkalkten Schneckenhaus hören wir gleichartig brausen

des Meeres tückische Wellen und der Engelsschwingen rhythmischen Schlag. —

Stille . . . Wie über toten Körpern

knieten über uns in Gebeten die Seelen,

es steht in den Blicken:

Die Zeit durchflog die Höhen, im Sturm des Ruhms und des Todes, mit dem mystischen Gespann der Sterne

über die Kreuzwege der Unendlichkeit, der Triumphwagen des Höchsten,

vom leuchtenden Sturmwind der Sieger geleitet.

Wohin fliegt diese Fahrt, donnernd durch die Harmonien,

in der sich die Schreie von Millionen seufzender Seelen verlieren,

wie stiller fruchtbarer Regenfall in der Musik, die den Sieger begrüßet,

und die Zyklone des Schreckens und Todes, das Weltall erschütternd,

dem Wind gleichen, der der Festglocken Einladung

mit einem Hauch von tausend Türmen verbreitet?

Wohin fliegt diese Fahrt? Wo hält sie einst inne?

Die Räder wirbelten,

wie Sonnen strahlten die geheimnisvollen Achsen in weißen Flammen,

Wolken von Funken bedeckten die Inseln der Seelen und vom Korn des heiligen Feuers stammten die

Schläfer.

Es erstanden leuchtende Heere von Äonen zu Äonen wie ein Lied,

das der Erste auffing aus dem göttlichen Worte

und in die Scharen hineinsang

und welches anschwillt von Lippe zu Lippe,

bis es alle erfaßt hat,

Millionen Seelen,

in einem einzigen flammenden Rhythmus!

Die Propheten

In die Städte, deren Türme und Paläste einmal ein Erdbeben

zerrütteln wird, bis die seltsam gestalteten Wolken

aufstöhnen vor Zorn, von den Blitzen der eigenen Tiefen verwundet,

und das Feuer, das in tausend verborgenen Höhlen vom Ruhme geträumt hat,

sich rührt, zu rächen den ewig Eingekerkerten,

und mit all seinen Stimmen aufschreit deinen Namen,

und die Sonne ihr Antlitz, wie’s den Zeiten vertraut war, verändert:

kommen sie, unbemerkt, deine Gesandten,

die deines Königreichs Eroberer sind.

Umringt von Musik und tanzenden Mädchen und Liedern

lauschen sie deinem heiligen Odem,

der den Sterblichen auslöscht die Lichter, doch die Brände der Welten

zu Weißglut entfachet;

in welchem die Blumen regungslos bleiben, wenn er dahinbraust in ihren Tiefen,

aber der uralte Felsen zerschmettert wie Brocken duftenden Brotes,

für die zarten Lippen des harrenden Lebens.

Ihre Stimme, vom Sturmwind der Zeiten entbunden, weht ihnen nach,

süß wie der Duft hinter Einem mit Rosen, bitter wie Fackelrauch;

und die eigenen heimlichsten Gedanken, von Allwissenheit erschreckt,

hören sie über sich mit den Sternen hoch singen,

unter sich schweigen mit Feuer und Geheimnis in den Tiefen der Erde,

der Lichter und Nächte wechselnder Chor!

Sie reden von dir und von deinem Ruhme,

vom Fluch, der auf der Seelen Bruderschaft liegt

und die Sprache der Bauenden gespaltet hat; und es irrt ihre Liebe

über den Ländern von Jahrhundert zu Jahrhundert

wie der Sommer aus Siedlungen, wohin Sonne ewig steil fällt.

Neues Obst gedeiht auf den Bäumen der Erde,

Ableger aus ihren geheimnisvollen Gärten;

doch ihre Hoffnungen, fähig so hoher Flüge und Lieder,

baun ihre Nester ganz tief nah der Erde

wie Nachtigallen!

Und nahet die ihnen bestimmte Stunde, dann verdunkelt

die Sonne ihnen die tote Welt; und wie aus des Liebenden Herzen die Wunde sich gießet,

verwandelt das Licht sich ihnen in Blut; und vor ihrem Blicke

breitet es Landschaften künftiger Zeiten,

strahlend in neuen Konstellationen.

Dein Hauch treibt Millionen vor ihnen her wie Wellen

des ewigen Meers, das in breiten Buchten die Erde umspület

und durch Jahrtausende ihr Festland verwandelt.

Durch den Schnee, mit dem der Zeiten Geheimnis die von dir gesäete Wintersaat decket,

barfuß, wie Vertriebene, gehn sie einher und ihrer Gedanken zahllose Schar

blutet in tausenden Fußstapfen

bei jeglichem Schritte!

Stürmen werden sie über die brennenden Städte künftiger Zeiten,

wie auf feurigem Teppich, gedeckt auf den Stufen

deiner heiligen Hoheit! Und ihr jeder Gedanke,

der sich in Mitleid wendet zurück,

wird im Erkennen zu Steine erstarren! —

Und immer neue hundertjährige Wolken erdonnern vor ihnen:

Blitze, totfahl bestreichend das Antlitz der Schnitter!

Schwerer Zusammenprall kühner Schiffe im Nebel!

Heulen der Menge auf düsteren Bauten,

von Blute starrend ihr schwarzes Gerüste,

Hinrichtungsstätten!

O Lieder der Leidenschaft, entsteigend den Flammen!

Blicke künftig Leidender, Magie ihrer Berührung!

Küsse, neue Ewigkeit Lichts und der Trauer erschließend!

Wahnsinn einer Seele, auf deren lodernden Wogen

die Erde schaukelt! Leidende Zeiten, Jahrhunderte schwindend,

unsterbliche,

tragend die Schwere jedwedes Sternbilds,

erkennend den eigenen Ruhm!

Und wenn sie endlich in festlicher Stille

die Spitzen der Flotten künftiger Geschicke,

welche aussegelten, als entstand diese Welt,

herannahen sehen von trübfernen Küsten,

die Ruder verdeckt noch von der Höhlung der Fläche:

Da schreit ihre Freude stark auf und von Gluten

und Ungeduld voll! Und sie, die die Wollust noch nicht erkannten,

erwachen zur Wollust aus dem was sie sehen,

und Schmerz, einzig wert ihrer Kraft, verschließt ihre Seelen:

der Schmerz der saumseligen Zeit.

Zu langsam kreist ihnen die Erde, zu langsam kommen die Morgen,

und allzu lang weilen die Mittage in den Schatten der Bäume,

unter den Schnittern.

Sie wünschen sich durch die Jahrtausende mit des Windes Schnelle zu fliegen,

tausend Herzen zu haben, um mit ihrem Blut ihre Ekstasen zu stillen

und mit einer Röte wie der Aufgang der Sonne

und mit Polarlicht und dem Brande der Welten

das Antlitz ihrer Liebe!

Alle Seelen mit Wein aufzuheitern, der ihnen so festlichen

Schmerz bot und Räusche

und der aus einer verborgenen Quelle emporschießt,

durchduftend das Weltall aus der glücklichen Erde,

nur ihren Kindern noch für Jahrhunderte

vergebens!

 

ARKADIA

EIN JAHRBUCH
FÜR DICHTKUNST

HERAUSGEGEBEN VON MAX BROD
BUCHAUSSTATTUNG VON E. R. WEISS

Geheftet M 4.50 • Gebunden M 6.—

INHALT:

DRAMATISCHES: Robert Walser, Tobold / Franz Werfel, Das Opfer / Franz Blei, Der Mäcen. EPISCHES: Franz Kafka, Das Urteil / Otto Stoessl, Aus der Villa Obweger / Moritz Heimann, Ein Begräbnis im November / Max Mell, Jugendgeschichte Zeno Balderonis von Jeruditz / Oskar Baum, Der Antrag / Willy Speier, Christus in den Weizenfeldern / Martin Beradt, Der Neurastheniker / Max Brod, Notwehr / Alfred Wolfenstein, Dika / Hans Janowitz, Ein Ausbruch / Hans Janowitz, Szene der Erfüllung / Kurt Tucholsky, Kindertheater / Heinrich Eduard Jacob, Fremder Schläfer im Kupee / Robert Walser, Zwei Aufsätze: Rinaldini — Lenau. LYRISCHES: Franz Blei, Liebeslied des Sardinischen Seeräubers / Robert Walser, Handharfe am Tage / Max Brod, Vier Gedichte / Heinrich Lautensack, Beichte / Otto Pick, Gedichte / Franz Janowitz, Gedichte.

KURT WOLFF VERLAG • LEIPZIG


GEORG HEYM

DER EWIGE TAG

Zweite Auflage

Geheftet M 3.— • Halbpergamentband M 4.—

Herbert Eulenberg in der B. Z. am Mittag: Es ist der bedeutendste unter den wenigen von unsern jungen Lyrikern, die überhaupt heute in Frage kommen. — Er hat die empfindlichsten Nerven und Sinne, die ein Dichter haben muß.

Frankfurter Zeitung: Welch ein Anschauen, welche Leidenschaft bildlicher Gestaltung! Ewige Helligkeit, unbarmherziges Licht breitet er über jede Erscheinung der Wirklichkeit u. der Träume, über Leben u. Sterben, Schrecken und Beruhigung. Georg Heym war ein Dichter. Es gibt in der deutschen Lyrik keinen, dem er irgendwie geglichen hätte.

UMBRA VITAE

GEDICHTE AUS DEM NACHLASS

Zweite Auflage

Geheftet M 3.— • Halbpergamentband M 4.—

Dr. Rudolf Fürst in der Vossischen Zeitung: Bei all dem ganz Besonderen, dem schier Unerhörten, das er in den feinsten Gefühl- und Vorstellungsnüancen ausdrücken will, zeigt der rasch Gereifte eine ungewöhnliche Beherrschtheit der Ausdrucksmittel. Wir haben viel in Georg Heym, dem Fünfundzwanzigjährigen, verloren. Artifex periit.

DER DIEB

EIN NOVELLENBUCH

Geheftet M 3.— • Gebunden M 4.—

Leipziger Tageblatt: . . . Novellen, in denen auf engstem Raume alle Qual der Menschheit von der kindlichen Verzweiflung erster Enttäuschung bis zu Hunger, Entartung, Wahnsinn, Krankheit und Tod mit einer unheimlichen Klarheit und Kraft zu einer fürchterlichen Anklage zusammengepreßt erscheint.

KURT WOLFF VERLAG • LEIPZIG


*** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK 40317 ***